Erschienen in Ausgabe: Ohne Ausgabe | Letzte Änderung: 03.09.09 |
von Stefan Groß
Es ist ein regnerischer Septemberdonnerstag als die Nachricht
vom Rücktritt Dieter Althaus um elf Uhr morgens durch die Medien schallt.
Althaus, so zumindest seine Begründung aus der Staatskanzlei, hat die
Konsequenzen aus der Landtagswahl gezogen, hat sowohl das Amt des Ministerpräsidenten
als auch das des Landesvorsitzenden der CDU abgegeben.
Dabei standen seine Chancen gar nicht so schlecht, er hatte,
wenngleich diese zusehends bröckelte, Rückendeckung aus den eigenen Reihen.
Um so erstaunlicher nun der Rücktritt: Entweder ist – den Stimmen
der Mediziner zum Trotz – Althaus doch gesundheitlich so schwer angeschlagen,
daß für ihn eine weitere Amtszeit in einer möglichen Koalition mit der SPD
nicht mehr in Frage kommt, oder der Machtwille der übrigen Parteimitglieder so
groß, daß sie den 51jährigen Politprofi zum Bauernopfer machen, um an der ihnen
spürbar aus den Händen gleitenden Macht irgendwie noch festzuhalten.
Eigentlich ist es schade, daß Althaus abtritt, nun, da er Profil
und Charisma zeigen könnte, nun, da er als Krisenpolitiker und –manager nicht
nur für neuen Schwung in seiner Partei sorgen, sondern sich mit einem
Gestaltungsauftrag für Thüringen einbringen könnte.
Dieser allzu schnelle Rückzug kommt zwangsläufig Ramelow und
Matschie zugute, die als Karrierekader, souverän im Auftreten, rhetorisch
geschliffen, überzeugend-dynamisch, jeden Althaus-Nachfolger aus CDU-Kreisen
sofort niederbügeln werden. Für die CDU ohne Althaus wird es in den kommenden
Tagen schwer ihr Profil zu zeigen, den richtigen Koalitionspartner zu finden
und sich nicht unterpokern zu lassen. Mit Althaus’ Abschied hat sich die
politische Karte im Land wiederum verändert, eine rot-rot-grüne Koalition ist
nun wieder in denkbare Nähe gerückt. Anders gesagt: Der politische Rückzug von Althaus macht es der SPD und der Linke in Thüringen leichter. Wenngleich auch der Ex-Ministerpräsident kein Schwergewicht bei politischen Entscheidungen war, die Thüringer CDU hat sich nunmehr selbst verkauft.
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