Erschienen in Ausgabe: No 44 (10/2009) | Letzte Änderung: 28.09.09 |
„Das Unbewusste ist viel moralischer, als das Bewusste wahrhaben will.“
von Sophie Bartholome
Die Seele eines anderen Menschen komplett zu ergründen, das
einem nichts mehr verborgen bleibt, ist unmöglich. Doch man kann versuchen
Teile seines Wesen, wie beispielsweise das Verhalten, zu analysieren und dessen
Psyche ansatzweise zu verstehen. Vor 70 Jahren interessierte dieses Thema besonders
einen österreichischen Arzt – der wohl niemanden unbekannt sein dürfte. Der
Begründer der Psychoanalyse: Sigmund Freud.
Sigmund Freud interessierte sich dafür, wie die Psyche des
Menschen funktioniert. Zusammen mit seinem Kollegen Josef Breuer beobachtete er
hysterische Menschen, wie beispielsweise Fräulein Anna O., um sie zu heilen.
Dies sind seine Studien über Hysterien. Um 1900 erschien sein Hauptwerk Die
Traumdeutung. Freud versuchte die Träume anderer Menschen zu verstehen, um hinter
das Geheimnis der Psyche zu kommen. Beim Träumen kann es zu einer so genannten Traumverdichtung
oder -verschiebung kommen. Bei der Verdichtung wird nach einen gemeinsamen Nenner
gesucht. Akzente im Traum werden hingegen bei der Verschiebung verlagert. Dies
richtet sich nach den Assoziationen, welche ein Mensch mit bestimmten
Erlebnissen verbindet.
Sigmund Freud wollte durch die Traumdeutung das Unbewusste
im Menschen expliziter kennenlernen. Verdrängte Ereignisse und die natürlichen
menschlichen Trieben verbergen sich im Unterbewussten. Durch die Träume des
Menschen versucht das Unterbewusste sich mitzuteilen: Doch man muss sie richtig
deuten können. Für den Mediziner war es so, dass jeder Mensch von seinem
Unbewussten bzw. dem so genannten „Es“ gelenkt wird. Dort befinden sich
beispielsweise die unerfüllten Wünsche eines Individuums oder seine natürlichen
Triebe. Das „Ich“ bzw. das Bewusstsein repräsentiert hingegen die Rationalität.
Da sich oftmals die Vernunft nicht mit den Wünschen eines Menschen vereinbaren
lässt, war es für Freud klar, dass das „Ich“ das „Es“ abgespalten haben muss.
Beide sind im Prinzip unabhängig voneinander - und doch wieder nicht.
Denn wenn das „Ich“ seine Contenance gegenüber dem „Es“
verliert, tritt es zum Vorschein. Dies passiert zum Beispiel beim Freud'schen
Versprecher. Die Kontrolle des Menschen wird kurzzeitig gelockert und er
spricht seine Gedanken aus, welche er eigentlich für sich behalten wollte. In
der Freudschen Theorie gibt es zusätzlich noch das „Über-Ich“, welches beispielsweise
Vorschriften oder gesellschaftliche Normen beinhaltet. Dies kontrolliert,
welche Aspekte oder Gedanken in das „Es“ gelenkt werden. Ebenso wird der Trieb
des „Ödipus-Komplexes“ vom „Ich“ abgespalten. Für Freud bestand die Tatsache,
dass jeder Junge eifersüchtig auf seinen Vater ist und diesen töten möchte. Zu
der Mutter hingegen baut sich ein Zustand der Verliebtheit auf, welches sich
auch in sexuellen Phantasien zeigt. Freuds Sexualtheorie ist jedoch sehr
umstritten.
Weiterhin versuchte er um 1920 das „Phänomen Mensch“ eindeutiger
zu verstehen. Zu dieser Zeit stand die Lust im Mittelpunkt. Das Lustprinzip des
Menschen hängt von dem Lust- und Unlustempfinden ab. Jeder Mensch strebt für Freud nach dem
so genannten Konstantprinzip. Man möchte eine Stabilität bei körperlichen und
seelischen Vorgängen erzielen. Wenn ein Mensch sich dieser Stabilität nähert,
empfindet er Lust. Beim Entfernen überwiegt für ihn eher das Gegenteil.
Sigmund Freud beschäftigte sich mit den unbewussten Ebenen
des Menschen und seelische Vorgänge spielten für ihn eine zentrale Rolle. Er ist wohl
einer der bekanntesten Wissenschaftler des letzten Jahrhunderts. Am 23.
September 1939 ist Sigmund Freud in London gestorben.
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