Erschienen in Ausgabe: No 56 (10/2010) | Letzte Änderung: 06.10.10 |
von Martin Lohmann
Die
gut gemeinte Rede des Bundespräsidenten zum 20. Jahrestag der Deutschen Einheit
bedarf einer sauberen Analyse und gegebenenfalls einer klärenden Ergänzung
durch das deutsche Staatsoberhaupt. Dessen Versuch, für eine klare und selbstverständliche
Toleranz im Hinblick auf die verschiedenen Religionen zu werben, verdient
Anerkennung. Gleichwohl sollte der Bundespräsident nicht übersehen, dass die
jüdisch-christliche Tradition, auf der unsere Gesellschaft gebaut ist, nicht
gleichgesetzt werden kann mit islamischen Vorstellungen von Demokratie und
Selbstbestimmung. Es ist ein elementarer Unterschied, ob Deutschland ein christlich
geprägtes Land ist oder ein islamischer Staat wäre. In der Präambel unseres
Grundgesetzes ist von der Verantwortung vor Gott die Rede, womit ein Bekenntnis
zur entsprechenden Leitkultur verbunden ist. Der Islam, dessen Verhältnis zur
Demokratie für viele mehr als zweifelhaft ist, gehört nicht zu den Wurzeln
unseres freiheitlich-demokratischen christlichen Menschenbildes. Hier hat der
Präsident offenbar einiges verwechselt.
Daher
fordern wir den Bundespräsidenten auf, seine Aussagen zu präzisieren. Respekt
und Toleranz sind unabdingbar, dürfen aber nicht als Einladung zur Gleichmacherei
missverstanden werden. Das Miteinander von Glaube, Vernunft und Freiheit ist
eine Herausforderung, der sich keine Glaubensgemeinschaft entziehen darf. Nicht
zuletzt wegen der fehlenden intellektuellen Trennschärfe war der Vortrag des
Bundespräsidenten weder eine große Rede noch ein wirklicher Dienst im Blick auf
das notwendige und jederzeit sichere Miteinander verschiedener Religionen innerhalb
einer freiheitlichen Demokratie.
Die
Mehrheit der Deutschen widerspricht ihrem Präsidenten. Viele erinnern daran, dass
wir ein christlich geprägtes Volk in Verantwortung vor Gott sind, aber kein islamischer
Staat. Wir wollen auch kein islamischer Gottesstaat werden. Der Islam gehört
sicher nicht zu den Grundlagen unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung.
Insofern ist nicht der Islam Teil von Deutschland, sondern selbstverständlich
alle muslimischen Mitbürger, denen wie allen anderen auch der Respekt vor der
unantastbaren Würde eines jeden Menschen geschuldet ist.
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