Erschienen in Ausgabe: No 58 (12/2010) | Letzte Änderung: 24.11.10 |
Der die Ungerechtigkeit der Väter heimsucht an den Kindern und Kindeskindern, am dritten und am vierten Glied (Schemot 34,7)
von Nathan Warszawski
Der Holocaust wirkt in
Deutschland. Seine Kraft nimmt mit dem Abstand zum Ungeheuerlichen zu. Die
Spitze ist noch nicht erklommen, danach das Interesse nachlassen wird.
In Israel ist die Schoah
allgegenwärtig. Postzionistische Israelis wollen den Einfluss der Schoah aus dem
politischen Leben eliminieren. Sie glauben, dass die Schoah die Lösung
brennender politischer Konflikte hemmt. Bisher haben sie keinen Erfolg.
Auch in Deutschland sind Kräfte
am Werk, die den Einfluss des Holocaustes zurückdrängen wollen. Je vehementer
sie gegen die Erinnerung vorgehen, desto tiefer bohrt sich der Holocaust in das
Denken der Menschen.
Der Holocaust der Deutschen ist
nicht die Schoah der Juden. Sie schließen sich gegenseitig aus.
Die Schoah ist für Juden Teil des
Seins, Teil der Religion. Sie beziehen die Schoah auf sich.
Das Vermächtnis der Holocaustes
ist für Deutsche Teil der universellen Menschheit. Sie beziehen den Holocaust
auf alle Erniedrigten.
Den spätgeborenen Deutschen wird
vermittelt, dass sie nicht Kollektivschuldige sind.
Die spätgeborenen Juden wissen,
dass sie Kollektivopfer sind.
Der Holocaust und die Schoah sind
fest im Denken der Deutschen und der Juden verankert. Die Deutschen werden
irgendwann den Holocaust bewältigen, ihn vergessen.
Solange es Juden gibt, werden Juden
sich der Schoah erinnern.
Während Juden die Schoah religiös
verarbeiten können, suchen Deutsche Rat und Trost bei den Gesellschaftswissenschaften,
die sie immer tiefer in existenzielle Abgründe ziehen.
Bis heute ist in Deutschland der
verräterische Satz von den „Opfern der Opfer“ beliebt und zu hören. Die Opfer
der Opfer sind die Palästinenser, denen von den Opfern Leid zugefügt wird. Die
Opfer sind die Juden Israels. Alle Juden.
Opfer brauchen Täter! Wenn heutige
Juden weiterhin Opfer sind, dann sind heutige Deutsche weiterhin Täter. Und das
Klischee der Kollektivscham zerrinnt.
Die heutigen spätgeborenen
Deutschen sind keine Kollektivtäter. Die heutigen spätgeborenen Deutschen
kommen vom Holocaust nicht los.
Der die Ungerechtigkeit der Väter heimsucht an den Kindern und
Kindeskindern …
Selten sah die Menschheit eine Zivilisation,
die ihre Missetaten so vollkommen und ausdauernd bereute. Die Deutschen
anerkannten ohne Murren den Verlust eines Drittels ihres Landes. Die Deutschen
im Westen verschwendeten über Jahrzehnte keinen Augenblick an der Befreiung der
unterdrückten Deutschen im Osten. Jede Organisation, die den Anschein erregte,
den Nationalsozialisten Nahe zu sein, wurde öffentlich verdammt, verbannt und
tabuisiert. Einflussarme deutsche Politiker mit antisemitischer Gesinnung
brachen ihre Karriere ab, obwohl ihre Wähler dieselbe antisemitische Gesinnung
hegten. Das Existenzrecht und die Sicherheit des Staates Israel werden vom
deutschen Präsidenten sogar in der islamischen Türkei bekräftigt.
Die Singularität des Holocaustes
verbot den Deutschen, den Holocaust zu relativieren. Das Verbot bröckelt.
Deutsche
Katholische Bischöfe behaupten, dass Bethlehem das heutige Warschauer Ghetto
ist.
Schüler
in Deutschland beleidigen sich gegenseitig als „Opfer“.
Getrennt
und vereint beschimpfen deutsche Faschisten und deutsche Pazifisten israelische
Soldaten als Nazimörder.
Hoch gebildete, spezialisierte
und vom deutschen Staat bezahlte Wissenschaftler behaupten, dass die Lage der
heutigen Muslime der der Juden vor dem Holocaust gleicht.
Bis zum Jahre 1967 waren die jüdischen
Israelis Naziopfer. Israel helfen, den Juden helfen war deutsche Katharsis.
1967 gewannen die Juden den Krieg
gegen die Araber. Sie eroberten viel Land, den größten Teil gaben sie bald
zurück. Doch herrschten die Juden über das gesamte Land westlich des Flusses Jordan.
Und über seine arabische Bewohnern.
Nach dem verlorenen Krieg
gerieten die Araber in eine Schockstarre, so wie die deutschen Antisemiten, die
sich nach ihrem verlorenen Krieg antisemitischer Meinungen enthielten. 1967
entließ der gewonnene Krieg der Juden die Deutschen aus ihrem Trauma.
Zunächst gingen viele Deutsche
gegen den Jüdischen Staat vor. Gegen Juden in Deutschland vorzugehen, verbot
der Anstand und war Neonazis vorbehalten. Da Juden verstockt und unbelehrbar sind,
münzten die Deutschen den Holocaust zum Vermächtnis der universellen Menschheit
um. Sie suchten und fanden neue und lohnende Betätigungen, für die sie weltweit
bewundert werden wollten: Sie ernannten sich zu den Beschützern der gesamten
Humanität, der gesamten Natur! Der Holocaust lockerte nicht seinen Griff.
Die Deutschen trennten Müll,
bepfandeten Flaschen, holten Energie aus der kalten nordischen Sonne, kämpften
wie Don Quixote für Windräder. Regelmäßig und einmal jährlich demonstrierten
sie ohrenbetäubend bei Regen und Schnee gegen Krieg und Faschismus, um nicht von
den diversen Genoziden in Afrika, Lateinamerika, Russland und Asien beirrt zu
werden und vom wahren Weg abzugleiten.
Alles wäre wunderbar gelaufen,
wenn sich nicht urmenschliche Probleme vorgedrängt hätten: die Völkerwanderung alias
Migration.
Menschen verlassen ihre Heimat,
wenn sie keine Chance auf Broterwerb sehen und Hunger sie bedroht. Es sind die
Armen, die Benachteiligten und die Ungelernten, nicht die Reichen, die
Bevorzugten und die gesuchten Spezialisten. Historisch und geographisch
begründet zogen nach Deutschland bevorzugt Muslime aus Anatolien, wohingegen
sich Nordafrikaner in Frankreich ausbreiteten.
Die ungelernten und billigen
Türken wurden für einfache und schmutzige Arbeiten eingesetzt, die den Einheimischen
nicht zugemutet werden konnten.
Am Rand der Gesellschaft gedrängt,
bewältigen viele Türken und ihre in Deutschland geborenen Kinder und Enkel nicht
die wirtschaftlichen Veränderungen, die Globalisierung. Immer mehr Menschen mit
„Migrationshintergrund“ ernähren sich nicht von ihrer Arbeit, sondern von
Zahlungen des deutschen Staates. Mit den Jahrzehnten verlangten die Türken
Anerkennung und stellten Forderungen. Während der gesunde Deutsche dies als Bedrohung
empfindet, erfinden die vom Holocaust getriebenen Deutschen neue Erklärungen,
um ihren Wahn zu versöhnen.
Die muslimischen Fremden sind
gut, die deutschen fremdenfeindlich. Muslime mutierten zu Juden des 3. Reiches
und müssen vor Vernichtung geschützt werden. Der Islam ersetzte das Judentum und
ist jetzt Teil der deutschen Kultur.
Noch kann sich kein Deutscher
vorstellen, in Deutschland unter den Gesetzen der Scharia zu leben.
Die Welt kennt kein Vakuum. Ihr habt uns vertrieben und ermordet, und
nun hat sich der Islam bei euch eingenistet! (Ein ehemaliger deutscher Jude)
Aus Gründen, die wir unvollkommen
verstehen, geht die Geburtenrate und die Einwohnerzahl Deutschlands zurück bei
gleichzeitiger Zunahme der Muslime. Eines nicht-fernen Tages wird in
Deutschland die neue Kultur aufblühen – und Deutschland wird von der Erinnerung
an den Holocaust befreit sein.
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