Erschienen in Ausgabe: No 64 (6/2011) | Letzte Änderung: 14.02.13 |
von Frank Stäudner
Einleitung
Das Kernstück der Erkenntnistheorie des schottischen Philosophen
David Hume (1711-1776) ist die Kausalanalyse: die Untersuchung über
Art und Weise, wie kausale Verknüpfungen zwischen Ursachen und Wirkungen
hergestellt werden. Daß diese hergestellt werden und somit
Produkte der menschlichen Einbildungskraft sind, ist bereits eine zentrale
Aussage Humes und eine Absage an eine klassische Metaphysik, die beansprucht,
nach dem Wesen der Dinge zu forschen.
Ich will aber in diesem Aufsatz die These wagen, daß eine positivistische
Lesart, die Hume als Feind und Verächter jeglicher Metaphysik sieht, und
ihm vor allem Erfolg bei der Durchführung eines alternativen Programms
attestiert, nicht zutreffend ist. Humes Konzept des "natural belief"
(natürlicher Glaube) erweist sich nämlich bei näherem Hinsehen
als metaphysisch. Allerdings ist Hume für die Vielfalt der
Interpretationen, denen seine Philosophie unterzogen wird, verantwortlich. Denn
während seine Argumente zur Kausalanalyse und zum Induktionsproblem
über einen Zeitraum von neun Jahren vom Treatise(1739) [1] bis zur
Enquiry (1748) [2] nahezu unverändert bleiben, hat er selbst
verschiedene Schlußfolgerungen gezogen, die wiederum unterschiedlichen
Interpretationen breiten Raum einräumen. So gilt er wahlweise als
Empirist, Positivist, Skeptiker, und bei Raoul Richter findet man gar zarte
Andeutungen hinsichtlich eines transzendentalen Dogmatismus [3].
Als Maßstab meiner Analyse ziehe ich die "Untersuchung über den
menschlichen Verstand" (Enquiry 1748) heran. Humes letztes Wort in
erkenntnistheoretischer Sache ist mit dem Wunsch verbunden, "daß in
Zukunft die folgenden Aufsätze allein als Darstellung meiner
philosophischen Ansichten und Prinzipien betrachtet werden mögen" [4].
Vorangegeangen waren 1739 und 1740 der "Traktat über die menschliche
Natur" sowie "Ein Abriß eines neuen Buches, betitelt: EinTraktat
über die menschliche Natur, etc." (Abstract) [5], letzterer eine erst in
neuerer Zeit als solche erkannte Selbstrezension Humes, die aber an der
Nichtbeachtung des Treatise durch seine Zeitgenossen nichts änderte
und den "homme de lettres" [6] schwer kränkte. Das wollen wir nicht
wiederholen. Sehen wir uns die Kausalanalyse an.
Humes Kausalanalyse
Daß die Kausalanalyse den Kern der Erkenntnistheorie ausmacht, welche
wiederum auf das Ergründen der menschlichen Natur abzielt, bedarf bei Hume
keiner Begründung:
"`Tis evident, that all reasoning concerning matter of fact are founded
on the relation of cause and effect, and that we can never infer the existence
of one object from another, unless they be connected together, either mediately
or immediately." [7]
Ein fast gleichlautendes Zitat aus der Enquiry zeigt seinen vordergründig
empiristischen Ausgangspunkt. Über das Wesen der Dinge bekommen wir nichts
heraus. Worüber wir verfügen, das sind erfahrbare Tatsachen und ein
angenommenes Ordnungsprinzip, eben die Kausalität:
"Auf die Frage: was ist das Wesen all unserer Denkakte in betreff von
Tatsachen, scheint die richtige Antwort zu sein, daß sie sich auf die
Beziehung von Ursache und Wirkung gründen. Auf die weitere Frage: was ist
die Grundlage all unserer Denkakte und Schlüsse in betreff dieser
Beziehung, kann man mit einem Wort erwidern: Erfahrung." [8]
Weil aber die "Grundlage aller Schlüsse aus Erfahrung" [9] das
Kausalprinzip selber ist, kann es aus Erfahrung auch nicht begründet
werden. Und auch nicht aus einem anderen Denkakt oder "irgend einem
Verstandesvorgang" [10]. Woraus aber dann?
Produkte der Einbildungskraft
Der Schlüsselbegriff an dieser Stelle ist die Einbildungskraft
(imagination). Sie ist als ein menschliches Vermögen unser Organ zur
Ordnung und Strukturierung äußerer Erfahrungen. Die Existenz
kausaler Beziehungen bilden wir uns ein. Nachdem wir häufig
das Auftreten eines Ereignispaares (Hume expliziert das am Beispiel des
Zusammenpralls von Billardkugeln) erfahren haben, ohne mehr als ihren
Zusammenhang konstatieren zu können, empfinden wir sie irgendwann in
unserer Einbildung als verknüpft [11]. Die mit dem Empfinden einer
Verknüpfung verbundene kausale Beziehung zwischen den Ereignissen ist eine
konstruktive Leistung des beobachtenden Subjekts und nichts als eine "Wirkung
der Gewohnheit, nicht der Vernunfttätigkeit" [12]. Weil die
Einbildungskraft aber außerdem die "unbeschränkte Macht [hat, die]
Vorstellungen zu all den mannigfaltigen Gebilden, die sie dichtet und schaut,
zu mischen, zusammenzusetzen, zu trennen und zu teilen" [13], mußte Hume
bestrebt sein, ihre erwünschten Produkte (kausale Verknüpfungen) von
den unerwünschten (Glaube an Gespenster, "dunkelste und ungewisseste
Vorstellungen der Metaphysik" [14] wie Macht, Kraft , Energie) zu trennen. Weil
das im Treatise nicht gelingt, handelt sich Hume eine pyrrhonische Krise ein
(die ihm allerdings nicht zu Seelenruhe verhilft). Darin findet man ihn
verzweifelt ausrufen, daß er im Begriff sei, "allen Glauben und alles
Vertrauen auf unsere Schlüsse wegzuwerfen und keine Meinung für
möglicher und wahrscheinlicher anzusehen als jede beliebige andere"
[15]. Die Konsequenz ist das berühmte Autodafe, bei dem alle
Bücher und Papiere im Feuer landen sollen. Vor dem Vollzug schreckte Hume
dann aber glücklicherweise doch zurück.
Das Induktionsproblem
Noch einmal: kausale Verknüpfungen entspringen aus der durch Gewohnheit
angeregten Einbildungskraft. Das Ergebnis sind allgemeine Sätze - "Jeden
Tag geht die Sonne auf", "Wenn es regnet, dann wird die Straße
naß". Die in ihnen vorgenommene Verallgemeinerung vergangener Erfahrung
und Erlebnisse ist ein Resultat der Einbildungskraft. Erinnern wir uns aber,
daß die Einbildungskraft auch dunkle Metaphysik und Gespensterglaube
hervorbringt. Wie also können obige Sätze im Unterschied dazu
gerechtfertigt werden? Logisch demonstrieren lassen sie sich nicht. Auch ihre
Negation ergibt einen sinnvollen Satz. Kann etwa Erfahrung die in ihnen
vorgenommene induktive Verallgemeinerung begründen? Das kann sie nicht und
dieses Resultat ließ Hume zu den Streichhölzern greifen. Die
Schwierigkeit hat auch einen berühmten Namen: das Induktionsproblem. Damit
vergangene Erfahrung eine allgemeine Aussage begründen kann (die auch
für die Zukunft gelten können muß), bedarf sie eines
Induktionsprinzips, das die Ähnlichkeit von Vergangenheit und Zukunft
garantiert, damit ihre Übertragbarkeit gewährleistet ist. Aber
Erfahrung kann ein solches Prinzip nicht rechtfertigen. Die Begründung
bedient sich der Diallele, einer der Argumentationsfiguren (Tropen)
pyrrhonischer Skeptiker und beruht auf dem Nachweis, daß ein "Beweis" des
Induktionsprinzips diese zuallererst bereits voraussetzen muß. In Humes
eigenen Worten:
"Denn alle Ableitung aus Erfahrung setzt als ihre Grundlage voraus, daß
die Zukunft der Vergangenheit ähnlich sein wird, [...]. Schöpfte man
irgendwie Verdacht, daß der Naturverlauf sich ändern könne und
daß in der Vergangenheit nicht die Regel für die Zukunft enthalten
sei, so würde jede Erfahrung nutzlos und könnte zu keinem Ableiten
oder Schließen Veranlassung geben. Daher ist es unmöglich, daß
irgendwelche Erfahrungsbegründungen diese Ähnlichkeit der
Vergangenheit mit der Zukunft belegen können, denn all diese
Begründungen beruhen ja auf der Voraussetzung dieser Ähnlichkeit."
[16]
Im Enquiry meint Hume nun aber einen alternativen Weg zur Rechtfertigung des
Induktionsprinzips gefunden zu haben, die geeignet sein soll, seine Bücher
vor dem Feuer zu retten.
Der natürliche Glaube
Mit der Beobachtung, daß das Induktionsproblem zwar einen "Philosophen,
der einige Wißbegierde, um nicht zu sagen Zweifelsucht sein eigen nennt"
[17], beunruhigen mag, für das tägliche Leben und praktische Handeln
ohne Bedeutung bleibt, ist für Hume die Antwort schon fast gefunden. Der
in Frage stehende Punkt ist eben nicht, die Induktion durch ein
einwandfrei(er)es Schlußprinzip zu ersetzen, sondern dasjenige Prinzip
der menschlichen Natur herauszuarbeiten, das die Irrelevanz der
induktionskritischen Philosophie verbürgt.
"Die Natur wird immer ihre Rechte wahren und zuletzt über jedwede
abstrakte Vernunfttätigkeit obsiegen. Sollten wir [...] zu dem Schlusse
gelangen, daß in allen Denkakten auf Grund von Erfahrung der Geist einen
Schritt tut, der nicht durch eine Begründung oder ein Verstandesverfahren
gestützt wird, so ist doch keine Gefahr, daß diese Denkakte, von
denen fast unser gesamtes Wissen abhängt, je durch solche Entdeckung
getroffen werden könnten. Wird der Geist nicht durch eine Begründung
zu diesem Schritte veranlaßt, so muß er durch ein anderes Prinzip
von gleichem Gewicht und Wert dazu geführt werden, und dieses Prinzip wird
seinen Einfluß so lange erhalten, wie die menschliche Natur sich gleich
bleibt." [18]
Dieses Prinzip ist der natürliche Glaube. Zwar hat der Geist Gewalt
über seine Vorstellungen und der Glaube an die Existenz seiner mehr oder
weniger willkürlichen Schöpfungen ist im allgemeinen beliebig. Aber
es gibt laut Hume einen von allen anderen Arten des Glaubens abgehobenen, und
das ist der Glaube an die Konstanz des Naturverlaufs, welchen wir für
unsere induktiven Schlüsse brauchen. Er zeichnet sich dadurch aus,
daß er nicht aufgegeben werden kann. Er ist nicht unserem Willen
unterworfen, sondern ein natürlich gegebener Instinkt, ohne den kein
Mensch und auch kein Tier lebensfähig wäre:
"Da nämlich diese Tätigkeit des Geistes, durch welche wir gleiche
Wirkungen aus gleichen Ursachen ableiten und umgekehrt, durchaus wesentlich ist
zur Erhaltung aller menschlichen Geschöpfe, so ist es nicht
wahrscheinlich, daß sie den trügerischen Deduktionen unserer
Vernunft anvertraut werden konnte;" [19]
Damit hat Hume den Argumenten der Kausalanalyse die Spitze genommen. Die Frage
nach der Rationalität der induktiven, empirischen Vorgehenweise ist eine
unsinnige Frage. Die Natur konnte eine "Tätigkeit von so ungeheurer
Tragweite für das Leben" nicht den "ungewissen Verfahren von Denkakten und
Begründungen" anvertrauen [20].
Aber kann dieses Ergebnis einen Empiristen oder Positivisten befriedigen?
Findet hier nicht vielleicht ein Rückgriff auf ein metaphysisches Konzept
statt, das nur im naturalistischen Gewand getarnt daherkommt? Ich denke schon.
Aber weil Hume den Terminus in einem durchaus differenzierten Sinn, wenn auch
nicht immer deutlich artikuliert, verwendet, muß man hier ein
bißchen genauer hinsehen.
Hume kennt mindestens drei verschiedene Arten von Metaphysik. Darauf weist
Passmore hin, der sich dabei allerdings auf Beattie, einen Zeitgenossen und
giftigen Gegner Humes, beruft [21]. In der ersten Bedeutung umfaßt
"Metaphysik" alle Erörterungen immaterieller Dinge. Darunter fielen z.B.
auch Untersuchungen über Verstandestätigkeiten, moralische
Prinzipien, oder Religion. Zweitens bezeichnet sie "Argumente und
Erläuterungen in der abstrakten Philosophie, die dem gewöhnlichen
Verständnis entzogen sind " [22]. Drittens, und nur dagegen polemisiert
Hume, meint Metaphysik jenes "Ergebnis fruchtloser Anstrengungen der
menschlichen Eitelkeit, welche in Gegenstände eindringen möchte, die
dem Verstand durchaus unzugänglich sind, oder aber das listige Werk des
Volksaberglaubens" [23], bei dem man sich unbestimmter und mehrdeutiger
Begriffe bedient. Wahre Metaphysik bestünde für Hume in "einer
ernstlichen Untersuchung der Natur des menschlichen Verstandes und in dem aus
genauer Zergliederung seiner Kräfte gewonnenen Nachweis, daß er
keineswegs für solche entlegenen und dunklen Gegenstände geeignet
ist" [24]. Nach obiger Klassifikation ersetzte Metaphysik vom Typ 1 solche vom
Typ 3: "wir müssen die echte Metaphysik mit einer gewissen Sorgfalt
pflegen, um die unechte und verfälschte zu zerstören" [25].
Hume eine metaphysische Konstruktion nachzuweisen ist also weiter nichts
besonderes. Die beliebte positivistische Interpretation seiner Philosophie
käme aber zu Fall. Stützen kann sie sich sowieso allein auf den
berühmten Schlußabschnitt der Enquiry ("Greifen wir irgend einen
Band heraus, etwa über Gotteslehre oder Schulmetaphysik, so sollten wir
fragen: Enthält er irgend einen abstrakten Gedankengang über
Größe und Zahl? Nein. Enthält er irgend einen auf Erfahrung
gestützten Gedankengang über Tatsachen und Dasein? Nein. Nun so werft
ihn ins Feuer, denn er kann nichts als Blendwerk und Täuschung [sophistry
and illusion] enthalten." [26]).
Popper, Kant, Hume und die Metaphysik
Meine These ist, wie schon mehrfach angedeutet, daß sowohl nach den
Kriterien Karl Poppers, als auch nach denen Immanuel Kants, Humes
Natürlicher Glaube ein metaphysisches Konzept ist.
Im Kritischen Rationalismus ist Falsifizierbarkeit das Kriterium für
Wissenschaftlichkeit. Wissenschaftliche Hypothesen müssen sich so
formulieren lassen, daß sie widerlegt werden können - durch
Erfahrung, in Experimenten, durch die Aufdeckung logischer Widersprüche.
Wie auch immer - jeder nicht prinzipiell widerlegbare Satz ist metaphysisch.
Und bei Humes Annahme des natürlichen Glaubens als eines Prinzips der
Natur, das das Überleben in ihr ermöglicht, handelt es sich um einen
solchen, denn er ist von vornherein gegen Widerlegung immun.
Hume hat "Überleben" und "Natürlichen Glauben" unlösbar
miteinander verklammert. Wenn unser Erkenntnisvermögen von der Natur und
durch unsere Herkunft aus der Natur entworfen ist, dann können wir auf dem
Wege der Erfahrung niemals etwas über dieses Erkenntnisvermögen
selbst herausfinden. Dazu müßten wir gewissermaßen aus uns
selbst heraustreten können und uns ohne den natürlichen Glauben
betrachten. So einen Menschen kann es aber nicht geben, denn er wäre nicht
am Leben. Oder, um eine moderne Sprechweise zu benutzen: Wäre im Verlauf
der Evolution eine menschliche Mutation aufgetreten, die nicht über den
natürlichen Glauben verfügte, wäre sie sehr schnell im
Wettstreit um das "survival of the fittest" unterlegen (beispielsweise an der
nächsten roten Fußgängerampel). Ein Wesen wie Humes
Adam,ohne Erfahrung, ohne Herkunft, aber mit Vernunft begabt in die Welt
gestellt, kann es nicht geben. Und ohne ein solches Wesen, an dem wir die
möglichen Grenzen unseres Vermögens studieren könnten, sind
diese auch nicht zu entdecken.
Neben der Popperschen Sicht der Metaphysik läßt sich auch aus der
Kantischen Perspektive Erhellendes bezüglich des metaphysischen Status von
Humes natürlichem Glauben sagen. Damit, so Kant in den Prolegomena, aus
einem bloß subjektiv gültigen Wahrnehmungsurteil ("Ich sehe
einen Blitz und höre wenig später Donner") ein objektives
Erfahrungsurteil ("Blitze verursachen Donner") wird, muß ein
Drittes hinzukommen - nämlich ein reiner Verstandesbegriff [27]. Dieser
ist metaphysisch. Er ist nicht aus der Erfahrung entnommen, sondern
strukturiert vielmehr unsere Wahrnehmung. Dabei ist er unverzichtbar.
Die Analogien bei Hume sind nun ganz verblüffend. Denn er macht etwas ganz
ähnliches. (Philosophiegeschichtlich war die Reihenfolge natürlich
umgekehrt. Als Kant aus seinem "dogmatischen Schlummer" [28] erwachte, war Hume
bei Erscheinen der Kritik der reinen Vernunft 1781 bereits fünf
Jahre tot.) Damit aus singulären Beobachtungsaussagen allgemeine Gesetze
werden können, muß noch der natürliche Glaube an die Konstanz
des Naturverlaufs hinzukommen. Dieser Glaube hat bei Hume nicht nur dieselbe
Funktion, welche die reinen Verstandesbegriffe bei Kant haben, sondern ist
selbst (siehe oben) ebenfalls metaphysisch.
Schluß
Es ist eine faszinierende Leseerfahrung, wenn man im Werk David Humes die
Metaphysik vorfindet. Vor allem, wenn dabei Parallelen zu Kants
großartigem Projekt einer "Allesversöhnung" von Empirie
(Wahrnehmungen) und Rationalität (reine Verstandesbegriffe, Metaphysik)
herauskommen. Bei beiden findet sich der, wie ich finde, unmittelbar plausible
Gedanke, daß Erkenntnis von menschlichen Grundvoraussetzungen,
seien sie nun wie bei Hume natur- oder wie bei Kant vernunftbedingt,
abhängt. Das enthält eine pikante Spitze gegen den Logischen
Positivismus, dessen Vertreter Hume oft und gerne als einen ihrer
Stammväter bemühen, dabei aber deutlich hinter ihn zurückfallen,
wenn sie "Erfahrung" als alleinige Richtinstanz der Erkenntnis
überhöhen.
Daß Humes Werk nicht so eindeutig ist, daß es die verschiedenen
Interpretationen (Positivist, Septiker, Metaphysiker, etc.) auf lediglich eine
eingrenzt, mag man ihm vorwerfen oder auch nicht. Eine philosophische
Todsünde begeht er auf keinen Fall. Langweilig ist er nie.
Anmerkungen
[1] David Hume: Traktat über die menschliche Natur. Erstes Buch:
Über den Verstand.(1739), Meiner, Hamburg 1978.
[2] David Hume: Eine Untersuchung über den menschlichen
Verstand.(1748), Meiner, Hamburg 1993.
[3] John A. Passmore: Hume's Intentions. Duckworth, London 1968. Raoul
Richter: Der Skeptizismus in der Philosophie und seine Überwindung.
Dürr, Leipzig 1908; (hier S. 524 u. 526).
[4] Enquiry: S.2; aus der Vorbemerkung des posthum 1777 erschienen zweiten
Bandes der Essays and Treatises on Several Subjects.
[5] David Hume: Abriß eines neuen Buches, betitelt: "Ein Traktat
über die menschliche Natur", etc. (1740) Meiner, Hamburg 1980
[6] Selbststilisierung Humes in der autobiographischen Skizze "Mein Leben" von
1776; enthalten im Abstract, S. LV
[7] Abstract, S.18.
[8] Enquiry, S:42.
[9] a.a.O. S.43.
[10] ebd.
[11] a.a.O. S.91.
[12] a.a.O. S.55.
[13] a.a.O. S.60.
[14] Treatise, S.76.
[15] a.a.O. S.346.
[16] Enquiry, S.48f.
[17] ebd.
[18] a.a.O. S.53f.
[19] a.a.O. S.68.
[20] a.a.O. S.124.
[21] vgl. Passmore, S.66.
[22] ebd., "arguments and illustrations in the abstract philosophy, which are
not obvious to ordinary understandings".
[23] Enquiry, S.9f.
[24] a.a.O. S.10f.
[25] ebd.
[26] a.a.O. S.193.
[27] Immanuel Kant: Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik,
die als Wissenschaft wird auftreten können (1783), Reclam, Stuttgart
1989; (S.60 u. 69f. bzw. (78) u. (89f.) in der ersten Auflage).
[28] a.a.O. S.11 bzw. (12).
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