Erschienen in Ausgabe: Ohne Ausgabe | Letzte Änderung: 05.06.11 |
von Rainer Westphal
Der Respekt und die Trauer vor
den in Ausübung ihrer Pflicht getöteten Soldaten in Afghanistan macht es
erforderlich, auf den Wahnsinn kriegerischer Handlungen, insbesondere in diesem
Lande, hinzuweisen. Auf den Begriff gefallen, wird bewusst verzichtet, da
dieses eine Verharmlosung dessen beinhaltet, was den betroffenen jungen
Menschen widerfahren ist.
Der ungeliebte Lafontaine hat in seinen Ausführungen zum
Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan immer wieder darauf hingewiesen, dass ein so
genannter „asymmetrischer“ Krieg es bedingt, dass eine Unterscheidung von
Zivilpersonen und Terroristen nicht möglich ist. Dieses bedeutet ständige
Verluste unter der Zivilbevölkerung. Ständige Verluste unter der
Zivilbevölkerung sind der Nährboden, auf dem Terroristen erzeugt werden. Die
Bevölkerung wird sich zwangsläufig immer mehr mit diesen solidarisieren,
insbesondere dann, wenn in dieser Kultur oder der Religion das Prinzip „Auge um
Auge“ und „Zahn um Zahn“ verankert ist. Darüber hinaus hat er
völkerrechtswidrige kriegerische Handlungen stets kategorisch abgelehnt, da man
sich endlich davon zu befreien hat, dass jedes Land das Recht in eigene Hände
nimmt, bzw. das für Recht erklärt, was eigenen Interessen dient.
Ein längerer Einsatz der Bundeswehr
in Afghanistan ist demnach überflüssig wie ein Kropf. Die Anzahl der sinnlosen
Opfer an Soldaten und Zivilpersonen wird steigen. Jede politische
Rechtfertigung für diesen Einsatzkann
als unredlich bezeichnet werden. Die Möglichkeit, das sinnlose Sterben zu
beenden, ist nur mittels Verhandlungen mit den Taliban darzustellen. Es ist zu
berücksichtigen, dass diese durchaus über einen Rück- halt in der Bevölkerung
verfügen, der noch durch weitere zivile Opfer ständig zunehmen wird.
Betrachtet man einen Globus, so
wird man sofort die geostrategisch wichtige Lage dieses Landes erkennen. Es
entbehrt nicht einer gewissen Ironie, wenn man sich in Erinnerung bringt, dass
u.a. die Sowjets die Besetzung Afghanistans unternahmen, und gescheitert sind.
Die Taliban und die Terroristen unter Osama bin Laden haben es mittels tatkräftiger Unterstützung der USA bewirkt,
dass die Sowjets sich unter schweren Verlusten zurückziehen mussten.
Jahrelang wurde seitens der
Regierung der Bundesrepublik Deutschland hartnäckig behauptet, dass es sich
beim Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan um eine humanitäre Tat handeln
würde. Bestritten wurde permanent, dass die Bundeswehr dort in kriegerische
Handlungen verwickelt ist. Erst einem Freiherrn oblag es, die nicht mehr zu
verheimlichende Wahrheit der Öffentlichkeit mitzuteilen.
Nunmehr dürfte deutlich geworden
sein, was dieser Einsatz tatsächlich bedeutet. Afghanistan ist das Einfallstor
zu Pakistan und zu Indien. Gleichzeitig kann die Besetzung dieses Landes als
weitere Zange gegen den islamischen Gottestaat Iran interpretiert werden. Die
Besetzung Afghanistan kann demnach zu Recht als „geopolitische Tektonik“ (von
Frau Doktor Merkel geprägter neuer Begriff) einer imperialistischen Politik
bezeichnet werden. Die Politik der Bundesregierung ähnelt fatal einem „Staatsmonopolkapitalismus“
Erst kommt das Militär und dann die Konzerne!
Wenn ein Thomas de Maiziere im
Bundestag öffentlich kundtut, dass Auslandseinsätze der Bundeswehr notwendig
sind, um als rohstoffarmes Land seine wirtschaftlichen Interessen wahrzunehmen,
dann dürfte dieses die Wahrheit hinsichtlich der Absichten der Bundesregierung
beinhalten. Man sollte sich vergegenwärtigen, dass die Wahrnehmung der
wirtschaftlichen Interessen nicht nur Polizeieinsätze zwecks Sicherung der See-
und Handelswege zum Ziel hat. Dieses kann
zum Inhalt haben, dass man das Raubrittertum
des Mittelalters zur Strategie erklärt.
Als besonders merkwürdig wird
empfunden, dass unser Verteidigungsminister nunmehr Ehrbegriffe aus dem 3. Reich
aus der Schublade hervorholt, um den Zulauf junger Menschen zu einer
Berufsarmee Bundeswehr zu begünstigen. Er wendet sich an junge Menschen mit dem
Begriff, seinem Lande einen Ehrendienst zu erweisen, und nicht auf die
Entlohnung oder den Sold zu sehr zu achten. Übelkeit kann einem überkommen,
wenn dieses im Zusammenhang mit der Sparpolitik zu sehen ist. Es dürfte nicht
nur älteren Mitbürgern bekannt sein, dass junge Menschen oftmals den starken
Drang verspüren, gebraucht zu werden, um Gutes zu bewirken, insbesondere dann,
wenn diese erwerbslos sind und vom Staat alimentiert werden.
Es gibt eine Volksweisheit, an
welche sich junge Menschen erinnern sollten. Sie lautet: „Dass derjenige, der
einmal lügt, nicht glaubwürdig ist, da jegliches Vertrauen verspielt wurde“. Den
Politikern dieser Regierung Glauben zu schenken, beinhaltet eine nicht mehr zu
überbietende Unbedarftheit. Es würde den Rahmen sprengen, in diesem
Zusammenhang auch noch auf die permanenten Verfassungsbrüche einzugehen.
Der Verfasser kann als Zeitzeuge
bezeichnet werden. So kann er sich an die vielen Todesanzeigen des Hamburger
Fremdenblattes, dem Vorläufer des Hamburger Abendblattes, erinnern, welches zur
Überschrift hatte: „In stolzer Trauer“. Auf seine Frage als Schüler, wieso
Trauer stolz sein kann, erhielt er eine heftige Rüge in Form einer Maulschelle
und einer Eintragung ins Klassenbuch.
Auch kann sich der Verfasser an
die vielen Kriegsversehrten (ca. 1,5 Millionen) erinnern, und daran, dass
vielen die vorgesehene Rente versagt wurde, da diese sich freiwillig zur
Deutschen Wehrmacht im Glauben gemeldet hatten, Deutschland auch an der Wolga
verteidigen zu müssen. Er kann sich daran erinnern, dass sich Mitbürger mit nur
einem Bein oder Arm an den Aufräumungsarbeiten im zerbombten Hamburg
beteiligten. Immerhin gab es als Lohn einen Schlag Kohlsuppe ins Kochgeschirr. Der
Lohn des Vaterlandes war diesen unglücklichen Menschen gewiss.
Unter den gegebenen Umständen erinnert
der Verfasser an die Äußerung von Frau Käßmann auf dem evangelischen Kirchentag,
welche da lautete: „In Afghanistan ist nichts gut“.
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