Erschienen in Ausgabe: Ohne Ausgabe | Letzte Änderung: 29.01.09 |
von Hartwig Mähler
Die Reihe von bedeutenden Ereignissen unterstreicht
nachdrücklich das Wachsen des jetzt etablierten kleinen Kunststandortes Apolda,
der sich erst vor 15 Jahren anschickte, aus der Namenlosigkeit zu einem weithin
beachteten Begriff zu entwickeln. Nach dem unglaublich verrückten Ansinnen in
der ersten Tiefgarage Thüringens in Apolda und der kaum verstandenen
„Höhlenmalerei“ im Jahre 1994 nahmen der Kunstförderverein Apolda Avantgarde
und das damit verbundene Kunsthaus einen einzigartigen Aufschwung. Hans-Jürgen
Giese, Chef der Wirtschaftsförderung/Kulturpflege des Kreises Weimarer Land und
Geschäftsführer der Apolda Avantgarde, stellte diesen Zusammenhang bewußt an
die Spitze der Eröffnung des Bauhausjahres 2009 und der Hoelzel-Ausstellung
(11.01.-22.03.2009) in der Stadt der Glocken. Über diese wichtigen 15 Jahre
Avantgarde und das Kunsthaus wird am 18. Februar 2009 eine MDR-Kulturnacht
anläßlich des Jubiläums ausführlich informieren.
Auch darüber, dass eigentlich das Bauhausjahr mit einer
Schlemmer-Ausstellung eröffnet werden sollte. Aus Gründen klappte dies
ebensowenig wie auch die große Munch-Exposition 2008 nicht nach Thüringen
kommen konnte. Es zeichnet die Apolda Avantgarde aus, dass hervorragendes
Können und der weithin gute Ruf neue hochkarätige (Ersatz-)Ausstellungen
möglich machten.
Nun also die Hoelzel-Schau. Was vielleicht auch eine Fügung
war: Emil Nolde gehörte zu seinen Schülern. Ebenso Ida Kerkovius, deren Werke
zeitgleich im Kabinett des Kunsthauses zu sehen sind. Oskar Schlemmer
avancierte 1912 zum Meisterschüler von Hoelzel. Und Hoelzel infizierte sich mit
dem Kunstvirus in Thüringen – in Gotha – schon in frühester Jugendzeit.
Nachhaltig, wie die Werke belegen.
Zur Eröffnung nahmen auch Thüringens Kultusminister Bernward
Müller, der Präsident der Stiftung Weimarer Klassik, Hellmut Seemann sowie
Vorstand Dieter Bauhaus das Wort. Letzterer vor allem im Namen der Sponsoren –
ohne mit dem freundlichen Augenzwinkern auf seinen eigenen Namen zu verweisen,
der im Bauhausjahr doppelte Bedeutung hat. Diese Reden insgesamt vermittelten
etwas Großartiges: Es wurde am Thema
Bauhaus gebaut. IMPULS bedeuteten damals wie heute Anstoß, Antrieb und
Anregung. Klassisches Fazit: wer A wie
Apolda sagt, auch B wie Bauhaus sagen zu müssen. Bauhaustaschen gab es als
ehrenden Geschenk und unerschrocken den Nachsatz, dass die Taschen gefüllt dem
Bauhausjahr dienen sollen. Was der Kultusminister schon als erfüllt sah, denn
das Land steuerte 1,7 Millionen Euro bei.
Wenn nicht hier, wo sonst? Wenn nicht wir, wer sonst?,
stellte fragend Hellmut Seemann in den Raum und hob die verpflichtende
Verantwortung der IMPULS-Region hervor, dem Bauhausjahr die Ehre zu erweisen
und sich vor den Bauhäuslern zu verneigen.
Es war dem Kurator (gemeinsam mit Regine Nothacker M. A.)
Dr. Hans-Dieter Mück vorbehalten, das Werk Adolf Hoelzels, den Wegbereiter der
Abstraktion, zu würdigen. Mehr noch. Auch einzufordern, dass die Geschichte der
Kunst mit den neuesten Erkenntnissen über den weniger beachteten Künstler und
Bauhäusler Hoelzel zu korrigieren sei. „Er schuf fünf Jahre bevor Kandinsky
sein erstes abstraktes Bild (1910) malte, mit 'Komposition in Rot' sein erstes,
nahezu gegenstandsfreies Bild – ein gewagter spektakulärer Schritt in die
Moderne“, unterstrich Dr. Mück. 147 Werke, Gemälde, Pastelle, Zeichnungen und
(seltene) Schriftsockel-Blätter aus öffentlichen und privaten Sammlungen
fordern nun auf, Herz, Seele und Augen zu öffnen und immer wieder zu lernen,
der Kunst die notwendige Liebe zu widmen. Im Flyer zur Ausstellung läßtRegine Nothacker den Besucher wissen, dass
Hoelzel (Olmütz 1853-1934 Stuttgart) aus einer berühmten Verlegerfamilie aus Mähren
stammt und in Wien und München Malerei studierte. Das prägte sein Frühwerk
durch Naturalismus und Impressionismus. Später, ab 1888 in Dachau, widmete er
sich dem Unterrichten und der Malerei in besinnlicher Ruhe.
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