Erschienen in Ausgabe: No 71 (1/2012) | Letzte Änderung: 06.02.13 |
von Hans Sixl
Abstract
Physical and mental life is only possible by
processing of information and this is done by a spirit. The origin and the
development of different spirits defined this way, responsible for all kinds of
physical and mental life in nature, are discussed based on recent results of
natural sciences. They all work with different information, different languages
and different information carriers and they all have different tasks and goals
in their well defined areas of activity. The genetic spirit, responsible for
the life of all somatic cells, processes genetic information. A primeval
spirit, responsible for our sub-consciousness and consciousness, processes
information exchanged between the cells. Our thinking spirit, responsible for
our intellect, processes information written or spoken in our native language
etc.
Einführung
Geist und Leben spielen in der
Philosophie und in der Theologie eine zentrale Rolle. Wer ist das geistige Ich
in uns? Wo kommt es her? Warum kann es ein von unserem Körper weitgehend
unabhängiges Leben führen? Ist der menschliche Geist unsterblich?, lauten die
Fragen, die schon seit Jahrtausenden die Menschheit bewegen.
Schon vor Sokrates erkannten die Philosophen,
dass der Geist des Menschen Ursprung, Mittel und Produkt denkender und
schöpferischer Handlungen ist. Nach religiöser Tradition ist er von Gott
geschaffen, von Gott beseelt und von Gott mit Verstand, Vernunft und Weisheit
versehen. Seneca (1-65) formulierte es wie folgt: Die Vernunft ist nichts anderes als ein Teil
des göttlichen Geistes, der in den menschlichen Körper hineingesetzt ist.
Nach Anselm von Canterbury (1033-1109)
ist spiritus als Prinzip der Tätigkeit des Verstandes
ausdrücklich der Gegenbegriff zu corpus. Hegel (1770-1831) unterscheidet zwischen subjektiven, objektiven und
absoluten Geist. Sein Geistesbegriff wurde schließlich bis heute auf die
Inhalte des Bewusstseins und des Denkvermögens der einzelnen Menschen verengt,
also auf seine kognitive Leistungsfähigkeit, die durch seine Intelligenz,
seinen Verstand und seine Vernunft definiert ist. Weder die Philosophie noch die Theologie waren
in den letzten Jahrhunderten in der Lage, eine einheitliche Definition des
Geistes zu formulieren, obwohl er fest in den
Geisteswissenschaften verankert ist.In der Analytischen Philosophie
der Gegenwart, in sprachphilosophischen und neopositivistischen Richtungen wird
der Begriff Geist sogar als ein nicht eindeutig zu definierender Ausdruck
verworfen. Auch innerhalb der philosophischen Anthropologie ist eine Tendenz
feststellbar, diesen Begriff zu vermeiden, weil er mit zu vielen metaphysischen
Bestimmungen und Gehalten behaftet sei.
In allen Bereichen des Lebens, privat und
beruflich, in Landwirtschaft, Industrie, Technik, Logistik, Medizin,
Kommunikation usw. lässt sich neuerdings mit den sich nahezu exponentiell
entwickelnden naturwissenschaftlichen Erkenntnisse der letzten Jahrzehnte fast
alles verstehen und berechnen. Sie waren in der Lage, nicht nur unsere Welt
sondern auch das Leben und Denken unserer Welt grundlegend zu verändern. Trifft
dies auch auf unseren Geist und auf unser Leben zu, die eng miteinander
verwoben sind? In einer Welt, in der die Naturwissenschaften unser Leben
entscheidend prägen, fragen wir uns deshalb, was uns die neuen Zweige der
Naturwissenschaften, die Genetik, die Medizin, die Kognitionswissenschaften,
die Neurowissenschaften und die Kommunikationstechnik zum Thema Geist und Leben
zu sagen haben. Können wir mit ihnen inzwischen diese philosophisch umstrittenen
Begriffe naturwissenschaftlich beschreiben und verstehen? Dies soll in diesem
Artikel geklärt werden.
Der Mensch ist ein körperliches Wesen,
das wie alles andere auch von den Naturwissenschaften beschrieben werden kann.
Der Physiker Erwin Schrödinger geht von der Absolutheit des Geistes aus. Er
schreibt: … jedes bewusst denkende geistige Wesen, das sich als ‚Ich‘
bezeichnet oder empfindet– ist die Person, sofern es überhaupt eine gibt,
welche die ‚Bewegung der Atome‘ in Übereinstimmung mit den Naturgesetzen leitet[1]. Sein Kollege Roger Penrose hingegen
schreibt: „Begriffe wie Geist und Psyche wären wenig nützlich, wenn der
Geist keinen Einfluss auf den Körper hätte und auch von ihm nicht beeinflusst
werden könnte[2]. Inzwischen
beschäftigen sich mehrere Disziplinen innerhalb der Neurobiologie mit dem
Zusammenhang von mentalen und physischen Prozessen[3]. Die Informatik beschäftigt sich mit der
automatischen Verarbeitung von Informationen
(oder zumindest physikalischen Symbolsystemen, denen man Information beimisst),
wie sie von Computern
geleistet wird, die seit Beginn ihrer Entwicklung zu Aktionen fähig waren, für
die ein Mensch seinen Geist benötigt. Bei der Forschung zur künstlichen Intelligenz fragt man sich
heute sogar, ob Computer ein eigenes Bewusstsein entwickeln können.
Geistiges und körperliches Leben sind eng
miteinander verknüpft. Leben in seiner allgemeinsten Form ist in allen Fällen
mit Umwandlung von Energie verknüpft, z.B. in Bewegung von Atomen, Molekülen
und Körpern. Man spricht auch vom Leben und Sterben von Sonnen, vom Innenleben
von Automaten, Robotern, Computern, Maschinen, Motoren usw. Da jede Bewegung
eine Ursache hat, die wiederum durch etwas anderes verursacht wird, ist auch
der Ausgangspunkt des körperlichen und geistigen Lebens, der Milliarden Jahre
zurückliegt, im Wesentlichen durch zwei Dinge gegeben, deren Ursache
letztendlich ungeklärt bleibt: Erstens durch die in unserem Universum gültigen
Gesetzmäßigkeiten der Natur und zweitens durch die in ihr vorhandene Energie.
Lebewesen werden in der Biologie als
organisiertegenetische Einheiten
definiert, die zu Stoffwechsel, Fortpflanzung und Evolution fähig sind.
Hauptmerkmal des biologischen Lebens ist eine stete Aktion, die mit der Verarbeitung
der in der DNA gespeicherten Erbinformation verbunden ist. Informationsverarbeitung
ist damit die grundlegende Tätigkeit, die in allen lebenden Zellen geleistet
werden muss und die deshalb zur Definition des Lebens benutzt werden kann. Informationen
sind etwas Geistiges, Abstrakt und Immaterielles, das sich nicht körperlich darstellen
lässt[4]. Deshalb trennen wir auch
unseren Körper begrifflich von unserem Geist. Der Mechanismus, der die
Erbinformation sehr gezielt nach uralten Plänen in den Zellen umsetzt und mit
ihnen in der Lage ist, aus einer befruchteten Eizelle einen funktionstüchtigen
Menschen aufzubauen, leistet eine geistige Arbeit wie unser Geist, der die
Informationen in unserem Kopf verarbeitet, wenn wir denken, träumen oder
fantasieren. Unser Geist ist ein realer unsichtbarer
Akteur in unserem Kopf, mit dem wir unseregeistige Arbeit mit unsichtbar abgespeicherten Informationen leisten. Er lässt uns nicht erkennen, wie er unsere
Erinnerungen, unser Wissen und unsere Erfahrungen über unsere Sinnesorgane empfangen und in unserem Gehirn in den Neuronen als
Informationen abgespeichert hat und wie er sie uns, je nach Bedarf,
spontan zur Verfügung stellt und so verarbeitet, wie wir sie brauchen.
Analog zu unserem
menschlichen Geist können wir jeden unsichtbaren Mechanismus oder Akteur, der
Informationen verarbeitet, als Geist definieren[5]. Dieser auf diese Weise
definierte Geist muss von dem Bewusstsein des Menschen unterschieden werden,
mit dem er in der Literatur fälschlicherweise oft gleichgesetzt wird. Als Geist definieren wir damit den Akteur,
der die geistige Arbeit leistet, wenn er Informationen verarbeitet. Die
Akteure, die in Gehirnen, Körperzellen oder Computern Informationen verarbeiten,
sind damit verschiedene Formen des Geistes. Also können wir den Geist, der
in den Körperzellen genetische Informationen biochemisch verarbeitet, als genetischen
Geist bezeichnen und den Geist, der in Computern Informationen elektronisch
verarbeitet als Geist des Computers oder elektronischen Geist bezeichnen. Jeder auf diese Weise definierte Geist arbeitet
mit Geistigem. Unseren persönlichen Geist kennen wir als unser geistiges Ich, mit dem wir denken und mit dem wir uns
lautlos mit uns selbst unterhalten können. Er entwickelt sich genetisch
vorprogrammiert in uns ohne eigenes bewusstes Zutun von selbst in unserem
Gehirn. Auch wenn wir ihn nicht sehen und nicht spüren, ist er dennoch real,
weil wir mit ihm denken, träumen, rechnen, planen und vieles mehr.
Ein Computer, dem wir
Informationen in Form von Daten zuführen, die eine Bedeutung haben, erkennt der
Computer als solche und liefert uns auch ein Ergebnis, das er durch interne
Datenverarbeitung erzielt. Die Informationen, die wir mit unserer Sprache
eingeben, muss er verstehen, damit er sie mit seiner eigenen elektrischen Sprache
weiterverarbeiten und das Ergebnis in unserer Sprache wieder ausdrucken kann.
Seine elektrische Signalsprache verstehen wir ebenso wenig wie die elektrische
Signalsprache unseres Geistes, der unsere Daten, die als Erinnerungen,
Erfahrungen und Wissen ebenfalls eine Bedeutung haben, in den Neuronen unseres Gehirns
verarbeitet. Ein Computer ist ein technisches Gerät, dessen Geist von uns
vorprogrammiert arbeitet. Im Gegensatz dazu entwickelt unser Körper genetisch
vorprogrammiert in unserem Gehirn einen eigenen Geist, der die Informationen,
die ihm unsere Sinnesorgane vermitteln, verarbeitet. Ein Computer leistet
damit, obwohl er seine Informationen nicht eigenständig empfängt und seine
Programme nicht selbst entwickelt, dennoch eine sehr ähnliche geistige Arbeit wie
unser Geist in unserem Gehirn.
Da unser Geist nicht sichtbar
und durch unsere Sinnesempfindungen nicht lokalisierbar ist, glauben auch heute
noch viele Menschen, er sei göttlichen Ursprungs und käme aus einer anderen uns
nicht zugänglichen Welt. Dank medizinischer und biophysikalischer Forschung wissen
wir aber inzwischen bestens, was unser Geist ist, wie er arbeitet und was er alles
kann[6]. Wie unser Körper u. a. in
der Lage ist, sich zu bewegen, Nahrung aufzunehmen und in Energie umzuwandeln,
so ist auch unser Geist in der Lage, gewisse geistige Aufgaben auszuführen. Mit
unseren Sinnesorganen nimmt er Informationen aus seinem Umfeld auf, verarbeitet
sie und speichert sie in unserem Gehirn ab und nutzt sie, so wie er sie braucht,
völlig analog zu den Prozessen, mit denen die von uns vor etwa 50 Jahren
erfundenen Computer Informationen (Daten und Programme usw.) verarbeiten und
abspeichern können.
Wenn wir den Geist als den
Akteur bezeichnet, der Informationen verarbeitet, dann sollten wir auch wissen,
was Informationen sind und wie sie definiert werden. Da eine Information eine
eigenständige und wichtige mentale Größe ist, wird sie neben Materie und
Energie als dritte fundamentale Einheit geführt, ohne die unsere Welt und das
Leben auf unserer Welt nicht beschrieben werden kann. Dieser Sachverhalt wird
häufig wie folgt zitiert: Information is
information, neither matter nor energy. Any materialism which disregards this,
will not survive one day[7],
Die zentrale Bedeutung der Information alsGrundlage aller technologischen und biologischen Systemen wurde erst in
den letzten Jahrzehnten erkannt. Da Informationen in fast allen Lebensbereichen
und Berufen durch die neuesten technologischen Errungenschaften der
Kommunikations- und Informationstechnologie immer wichtiger wurden, wurden sie
von G. Witt[8]
in einer für alle wissenschaftlichen Disziplinen gültigen Form definiert. Nach ihm
enthalten Informationen … an encoded,
symbolically represented message conveying expected action and intended
purpose. Da Absichten und
Ziele mit der Botschaft verbunden sind, sind sie damit auch Ausdruck des
Willens des Verursachers. Dies ist eine wichtige Aussage, die nicht jedem, der
mit Informationen umgeht, bewusst ist.
Die Frage, ob ein Computer weiß, was er macht und ob er intelligent sein
kann, wird von Experten der „starken künstlichen Intelligenz“ nach P.-P. Manzel[9] nicht mehr bezweifelt. Er
schreibt:…
Ein Computer, der als Zentralrechner ein Atomkraftwerk überwacht, simuliert
diese Überwachung nicht, sondern er überwacht die Abläufe im Kraftwerk
tatsächlich…. Schließlich müssten wir im Umkehrschluss nach der
Computer-Theorie des Geistes annehmen, dass auch wir nicht wirklich denken, sondern
das Denken im Kopf lediglich simulieren….Dass Rechenmaschinen intelligent sein
können, steht nicht mehr zur Debatte. Wohlgemerkt: Wenn wir sagen, „der Mensch denkt, steuert oder überwacht“,
dann meinen wir natürlich nicht seinen Körper, der dies tut, sondern seinen
Geist. Dasselbe gilt für den Computer. Denken, steuern, rechnen, übersetzen und
jede andere Art von geistiger Arbeit leitet immer nur ein Mechanismus, ein
unsichtbarer Akteur, den wir als Geist bezeichnen und der im Gehirn, im
Computer, in der lebenden Zelle usw. aktiv ist.
Da Informationen aus Daten mit ganz
bestimmten Bedeutungen bestehen, die durch eine spezielle Sprache codiert sind
und die nur von einem Geist verstanden werden können, der den Code kennt, d.h.
der die spezielle Sprache versteht und deshalb auch weiß, was die Buchstaben,
Zeichen oder Zahlen usw. bedeuten, können sie auch nur von einem Geist, der
ihre Sprache versteht, gelesen, gespeichert und übertragen werden. Eine zweite
ebenso wichtige Aussage ist: Informationen können niemals für sich allein
existieren. Sie brauchen immer einen realen Träger, der sie enthält: Ein Buch,
eine CD[10], ein Gehirn, eine DNA[11], eine elektromagnetische
Welle (wie z.B. Radiowellen) usw.
Die DNA ist der molekulare
Datenträger der Erbinformation in unseren Genen. Die auf dem Träger
aufgeschriebene Information steht für den Geist zur Verfügung, solange der
Träger nicht zerstört oder beschädigt wird. Wie die Information, die sich
hinter der Schrift in einem Buch verbirgt, die wir nur dann verstehen, wenn sie
in unserer Sprache geschrieben ist, so kann auch die genetische Schrift nur von
einem Geist, der ihre Sprache versteht, genutzt werden. Erst dann lebt sie auf.
Was in den Neuronen des Gehirns als Erinnerungen abgespeichert ist, wird
während eines Menschenlebens nur gelegentlich nach Bedarf genutzt, so wie die Daten
in einem Computer, die auch nur dann benutzt werden, wenn sie benötigt werden.
Die Information geht beim Tod des Gehirns definitiv und unwiederbringlich
verloren, da mit dem Tod der Neuronen der Datenträger mit seiner Schrift
zerstört wird. Die Erinnerungen an unser Leben können nicht mit einem Geist,
der religiös mit dem Begriff der Seele verbunden wird, unseren Körper
verlassen, da alle Informationen aus naturwissenschaftlicher Sicht immer einen
realen Informationsträger benötigen. Aus religiöser Sicht, die die Transzendenz
einschließt, gelten andere Vorstellungen, die sich allerdingsnaturwissenschaftlich nicht begründen lassen,
wie z.B. ein Wiederaufleben der Erinnerungen am Jüngsten Tag beim Jüngsten
Gericht in den christlichen Religionen oder eine Seelenwanderung von Mensch zu
Mensch oder von Mensch zu anderen Lebewesen, wie in fernöstlichen Religionen
geglaubt wird.
Unser denkender Geist
Er ist die uns am besten
verständliche Form des Geistes, die sich evolutionär erst in uns Menschen in
der äußersten Schale unseres Gehirns entwickeln konnte. Bei ihm handelt es sich
nur um einen Teil unseres geistigen Ichs, der von uns allerdings als
wichtigster Teil angesehen wird, mit dem wir ebenfalls nur einen Teil unseres
körperlichen Ichs bewusst beeinflussen können. Das meiste in unserem Körper
läuft, wie wir wissen, sowohl geistig als auch körperlich unterbewusst wie bei
den Tieren ab. Wenn wir von unserem persönlichen Geist sprechen, den wir auch
als unser geistiges Ich bezeichnen, dann beziehen wir uns auf alle bewussten
und unterbewussten Teile des menschlichen Geistes, die unaufgefordert mit
unserem denkenden Geist zusammenarbeiten und eine Einheit bilden. Dieses
geistige Ich ist untrennbar mit unserem Körper verbunden und bestimmt durch
seine Erfahrungen und sein Wissen mehr als unser Körper und unser Aussehen
unsere Individualität und unsere Persönlichkeit. Da es sich gemeinsam mit
unserem körperlichen Ich entwickelt hat, kann es nur mit den Informationen
arbeiten, die es gemeinsam mit ihm erfahren und in unserem Gedächtnis abgespeichert
hat.
Unseren denkenden Geist lernen
wir als den Teil unseres Geistes kennen, der uns ihn selbst und seine Arbeit
bewusst macht. Mit ihm arbeiten wir je nach Bedarf mit Bildern, Tönen,
Zahlen, Zeichen usw., die uns unser Gedächtnis spontan zur Verfügung stellt. Unser Verstand entfaltet sich erst mit der
sprachlichen Verarbeitung unserer Sinnesinformationen, die mit den Wörtern
unserer Sprache gewissen Dingen, Personen, Aktivitäten, Eigenschaften usw. eine
Bedeutung zuordnen, mit der wir auch geistig umgehen können. Die Sprache
spielt deshalb neben den Bildern für den denkenden Geist die wichtigste Rolle,
denn erst mit ihr lernen wir, uns zu
artikulieren, zu argumentieren und uns im Stillen mit uns selbst zu unterhalten.
Nur mit ihr lernen wir unseren denkenden Geist bewusst als unser persönliches denkendes
Ich in unserem Inneren kennen. Wenn wir denken, dann erkennen wir
Zusammenhänge und ziehen daraus unsere Schlussfolgerungen, die für unsere Entscheidungen
wichtig sind. Dabei nutzen wir unseren analytischen Verstand, der umso mehr
leisten kann, je mehr wir gelernt haben.
Wir denken, indem wir in
unserem Kopf ein klärendes Gespräch mit uns selbst führen. Dabei konzentrieren
wir uns auf unser Problem, indem wir unsere Sinnesorgane weitgehend abschalten.
Ungeübte schließen die Augen und halten sich die Ohren zu. Dann sprechen wir
mit uns selbst alle Aspekte des Problems durch und überlegen uns alle Argumente
und Gegenargumente, ohne dass uns jemand dabei belauschen könnte. Dabei
entwickeln wir Bilder in unserem Kopf, vergleichen Erinnerungen, konstruieren
und rechnen im Kopf ohne ein Papier zu benutzen. Wir stellen uns so lange
Fragen und geben uns so lange Antworten bis wir schließlich erfolgreich sind
und ein Ergebnis haben. In Bild und Ton können wir träumen, fantasieren,
in Erinnerungen schwelgen usw. In Gedanken können wir, scheinbar losgelöst von
unserem Körper, ein Eigenleben führen.
Die Summe der Fähigkeiten
unseres denkenden Geistes bezeichnen wir als unseren Verstand. Mit
unserem Verstand sind wir in der Lage, etwas zu verstehen. Mit ihm können wir
Zusammenhänge in einem Gewirr von Informationen und komplexen Sachverhalten
erkennen und Probleme lösen. Er ist umso
intelligenter, je mehr kausale Zusammenhänge er erkennen kann. Je besser wir
verstehen, was um uns herum geschieht, desto intelligenter sind wir - desto
größer ist unsere geistige Leistungsfähigkeit und umso besser können wir auch
unser geistiges und körperliches Leben gestalten. Wenn wir einem
Menschen Verstand bescheinigen, dann bescheinigen wir ihm einen fähigen,
logisch denkenden Geist, mit dem er sein Wissen auch verstehen und umsetzen
kann. Wenn wir denken, dann lassen wir
unseren Verstand mit unserem angesammelten Wissen und unseren Erfahrungen arbeiten.
Wenn wir denken, dann sagen wir unserem Geist, was er machen soll, woran er
sich erinnern soll oder was er rechnen soll. Mit unserer Sprache formulieren
wir unsere Gedanken und teilen uns selbst mit, was wir denken wollen. Ein
unterbewusster Geist ist dabei unser Dolmetscher für die anderen Bereiche
unseres Gehirns, die uns in ihrer eigenen Sprache zuarbeiten und uns beim
Denken beispielsweise mit abgespeicherten Erinnerungen versorgen.
Wenn wir denken, dann suchen
wir in unserem Gedächtnis nach Dingen, die uns im Zusammenhang mit unserer
Problemstellung bereits geläufig sind. »Wie war das in einem ähnlichen Fall?
Was war für dieses oder jenes verantwortlich?«, fragen wir uns dann und versuchen
uns aus der jeweiligen Situation heraus die Zusammenhänge klar zu machen. Wenn
wir konzentriert nachdenken und dabei in Zusammenhängen denken, also
assoziieren, fällt uns immer mehr ein. Wir erweitern auf diese Weise unser
Bewusstsein, indem wir unseren unterbewussten Geist, der automatisch abgespeicherte
Informationen aktiviert, immer stärker einbinden. Es wird uns beim
konzentrierten Denken immer mehr bewusst, was unterbewusst, also latent
vorhanden ist, und was wir dabei nutzen können.
Wenn wir denken, dann arbeitet
unser denkender Geist mit allem, was er hat. Er arbeitet mit allen Bereichen
und allen Fähigkeiten unseres Gehirns zusammen und koordiniert alles, was geschieht,
mit seiner Muttersprache, als ob allen Bereichen bzw. allen Fähigkeiten des
Gehirns ein eigener sprechender Geist zugeschrieben werden könnte, z.B. ein
rechnender, ein planender, ein formulierender Geist usw., die er einzeln
befragen kann und an die er Aufgaben verteilen kann, wie es der Chef in einer
Firma mit seinen Mitarbeitern macht.Auf
diese Weisebewertet unser
Geist alles, was auf uns einströmt und was wir wissen wollen und greift dabei
auf das zurück, was er in der Vergangenheit verarbeitet und abgespeichert hat.
Ganz von selbst bilden sich Assoziationen, mit denen Bilder, Geräusche, Gerüche
usw. verglichen werden.
Das Denken in unserem Kopf
läuft meist vollautomatisch ab, ohne dass wir uns dessen bewusst sind. Ein
Gedanke wird angestoßen und schon liefert unser Geist die Antwort. Wenn wir
täglich beruflich oder privat viel denken müssen, wenn wir also geistig gut
trainiert sind, dann läuft auch in unserem Gehirn das meiste von selbst ab. Unser
unterbewusster Geist erbarmt sich unser und nimmt uns die Arbeit nach uralten
eingespielten Mustern ab. Es funktioniert wie das Training von Bewegungsabläufen.
Wenn wir etwas trainiert haben, dann läuft es, ohne viel zu denken, wie von
selbst ab. Unser Unterbewusstsein ist mit Informationen voll gestopft, die
unser Handeln bestimmen und auf uns einwirken, ohne dass wir etwas davon
merken. So wie unsere Erinnerungen, die auf Erlebnissen beruhen, der Reihe nach
in unserem Gehirn unterbewusst abgespeichert werden, so kommen sie auch wieder
hervor, gelegentlich unterbewusst und unerwartet oder erst nach gründlichem Nachdenken.
Meist bestimmen sie unsere Handlungen bereits, ohne dass wir uns dessen bewusst
sind. Die meisten Entscheidungen, trifft man aus Zeitmangel oder weil sie nicht
so wichtig sind, aus dem Bauch, wie
man gerne sagt. Man lässt das Unterbewusstsein ohne unser Zutun entscheiden.
Wir verlassen uns dann auf unser Gefühl und nicht auf unseren Verstand. Nur
wenn es wichtige Entscheidungen sind, dann denken wir in der Regel gründlich
darüber nach.
Die Entwicklung unseres denkenden
Geistes
Unser denkender Geist arbeitet in unserem zentralen Nervensystem, das wir
als unser Gehirn bezeichnen. Es ist schalenförmig aufgebaut[12].
Der Hirnstamm ist der innerste und entwicklungsgeschichtlich
älteste Teil des Gehirns, der in Menschen und Tieren dieselben Urfunktionen
erfüllt. Er besteht aus demverlängerten
Rückenmark, der Brücke und dem Mittelhirn. Er entstand in dieser Form mit
den Reptilien und Schlangen. Der Geist,
der in ihm Informationen verarbeitet, arbeitet in allen Lebewesen seit Urzeiten
genetisch vorprogrammiert nach den gleichen Grundprinzipien. Deshalb bezeichnen
wir ihn auch als unseren Urgeist. Er kontrolliert die
Überlebensfunktionen, z.B. das Essen und Trinken. Ferner reguliert er unterbewusste
Funktionen wie die Stabilisierung der Körpertemperatur und des Blutkreislaufs
über die Frequenz des Herzschlags, die Atmung, den Stoffwechsel usw. Dabei empfängt er ununterbrochen Informationen
aus den Sinnesorganen und versendet alle notwendigen Befehle an die Muskulatur,
wenn wir uns bewegen wollen.
Das Zwischenhirn, auch Limbisches System genannt, umgibt das Mittelhirn. Es entstand
erst mit den Säugetieren, zu denen auch der Mensch zählt. In ihm arbeitet derselbe Urgeist wie im Hirnstamm,
mit dem er gemeinsam und unterbewusst unsere Sinneseindrücke verarbeitet
und unsere Emotionen steuert. Er kontrolliert unsere Gefühle wie Freude,
Schmerz, Trauer und Angst. In ihm werden die Botschaften der Sinne übermittelt
und Empfindungen entwickelt, das Erinnern ermöglicht und instinktive
Verhaltensweisen kontrolliert, beispielsweise wie wir uns ernähren oder bei Gefahr
verhalten.
Die Großhirnrinde stellt die äußere Schale dar. Sie ist
entwicklungsgeschichtlich der jüngste Teil unseres Gehirns. Teile dieser Schale
sind auch bei unseren nächsten tierischen Verwandten, den Hominiden, erkennbar.
In ihrer vollständig entwickelten Form existiert sie allerdings erst, seit es
Menschen gibt, also seit etwa zwei Millionen Jahren. Vom Homo erectus bis zum
Homo sapiens hat sie sich nur noch etwas in ihrer Größe und Form verändert.
Weil allen anderen Säugetieren die Großhirnrinde fehlt, können sie geistig entsprechend
weniger als wir. In der Großhirnrinde arbeitet unser analytischer
Verstand, unser denkender Geist, der kluge und vernünftige Teil unseres
Geistes, der uns bewusst ist und der unsere Gefühle und Emotionen an der langen
Leine führt. Er lässt uns die für unser Leben rationalen und nützlichen
Verhaltensweisen erkennen und lässt uns verstehen, dass uns zu viel Schokolade
oder zu viel Alkohol krank macht und dass Arznei zwar schlecht schmeckt, aber
uns dafür gesund macht. Wenn wir von unserem geistigen Ich sprechen, dann
meinen wir damit vor allem unseren denkenden Geist, auf den wir allein
bewussten Zugriff haben und der uns bewusst handeln lässt. Ihm arbeitet der
Urgeist der inneren Bereiche zu, die mit ihm eine Einheit bildet.
Die drei Teilbereiche des menschlichen
Gehirns verstehen und verständigen sich alle in derselben elektrischen Signalsprache
des Urgeistes. Der äußere Bereich empfängt Signale von den inneren Bereichen
und umgekehrt. Doch jeder Teil ist für sich autonom, d.h., jeder besitzt seine
eigenen Programme, mit dem er seine Aufgaben, für die er zuständig ist,
erfüllen kann. Das Gehirn ist demnach hierarchisch aufgebaut. Ein Teil des
Gehirns beherrscht den anderen. Tiefer gelegene urtümliche Regionen arbeiten
mit entwicklungsgeschichtlich jüngeren zusammen und umgekehrt. Das Ergebnis der
Zusammenarbeit ist eine bewusste Wahrnehmung und Nutzung von Sinneseindrücken
in der Hirnrinde, die zuvor in der Zwischenschicht verarbeitet wurden.
Ähnliches geschieht bei unserer Denkfähigkeit und unserer Fähigkeit, trainierte
Prozesse automatisch ablaufen zu lassen.
Unser denkender Geist hat sich mit
unserer Sprache in der Hirnrinde vor mehr als zehn Millionen Jahren aus dem
Urgeist entwickelt, der im Zwischenhirn als unser bewusster Geist arbeitet und
uns mit unseren Sinnesorganen unsere Umwelt und uns selbst bewusst macht.
Dieser hat sich wiederum aus dem Urgeist entwickelt, der von Anfang an, seit es
Lebewesen mit Sinnesorganen gibt, unterbewusst mit seiner elektrischen
Signalsprache arbeitet. Letzterer hatte wiederum einen noch viel älteren
Vorläufer, der vor Milliarden Jahren genetisch vorprogrammiert in den ersten
Vielzellern die Kommunikation, d.h. den Austausch von Informationen zwischen
den Körperzellen sicherstellte.
Der Urgeist unseres Gehirns
Von diesem Geist, der seit vielen Millionen Jahren in allen Tieren und
Menschen gleichermaßen aktiv ist, merken wir absolut nichts. Wir nehmen ihn als
selbstverständlich hin. Ohne ihn wären wir allerdings nicht lebensfähig, denn
er steuert nahezu alles in unserem Körper. So wie unser denkender Geist das
steuert, was wir denken wollen, so steuert auch der Urgeist das, was die Organe
unseres Körpers machen sollen. Glücklicherweise müssen wir nichts denken, um zu
hören und zu sehen, zu atmen oder das Herz schlagen zu lassen. Wir müssen auch
nichts denken, um die Muskulatur beim Gehen zu steuern oder um die aufgenommene
Nahrung in unserem Körper zu verarbeiten. Auch Reflexe werden, falls
erforderlich, automatisch von ihm ausgelöst. Bei ihm handelt es sich deshalb um
einen Verstand, auf den wir keinen bewussten Einfluss haben und der deshalb auch
als reaktiven Verstand bezeichnet wird. Er lässt die Verhaltensweisen, die wir
mit den Säugetieren gemeinsam haben, absolut vollautomatisch und fehlerfrei wie
bei einer vorprogrammierten Maschine ablaufen. Da wir nahezu dieselben inneren
Organe und dieselben Sinnesorgane wie die meisten Säugetiere haben, müssen die
beiden inneren Teile unseres Gehirns auch sehr ähnliche Aufgaben erfüllen und
auf sehr ähnliche Art und Weise
funktionieren.
Von dem Urgeist unseres Gehirns
geht alles aus. Was wir hören und sehen sind akustische und optische Signale,
die Informationen enthalten, die wir über unsere Sinneswahrnehmungen empfangen
undverarbeiten. Die verschiedenen
Prozessedes Empfangs der Information,
ihrer Umwandlung in elektrische Signale, ihrer Weiterleitung entlang der
Nervenbahnen an das Gehirn und ihrer geistigen Verarbeitung erfolgen
vollautomatisch ohne unser bewusstes Zutun. Was dabei in unseren Sinnesorganen,
unseren Nerven und in unserem Kopf geschieht, können wir weder sehen, hören
noch fühlen, obwohl es ebenfalls real ist, deshalb nennen wir es geistig. Es
läuft in einer elektrischen Signalsprache
ab, die nur unser Urgeist versteht. Da Leben durch Informationsverarbeitung
definiert werden kann, führt der Urgeist in unserem Körper, weitgehend
unabhängig von uns, ein eigenes Leben. Er erwacht genetisch vorprogrammiert zu
seinem Leben, sobald sich die Eizelle geteilt hat und zum optimalen
Zusammenwirken aller Zellen bereits im Frühstadium des Embryos die Kommunikation
zwischen den Zellen erforderlich wird. Mit dem Ausbau der Sinnesorgane
spezialisiert sich der Urgeist auf die verschiedensten Aktivitäten, die
ebenfalls genetisch vorprogrammiert eingefädelt werden und erreicht in uns
seine aktuelle Endstufe, wenn er in der Gehirnrinde den denkenden Geist
entwickelt hat. Ohne zu wissen, wie er funktioniert, haben wir mit ihm alle unsere
körperlichen und geistigen Aktionen vollständig unter unserer Kontrolle. Mit
ihm entscheiden wir, was wir bewusst denken und tun wollen sowie was wir lassen wollen. Mit
ihm entscheiden wir, ob wir körperlich oder aber auch geistig hart arbeiten wollen
oder ob wir faulenzen wollen.
Bei allen Menschen und Tieren
sorgt also ein und derselbe Urgeist des Gehirns über die Verarbeitung der
Sinneseindrücke dafür, dass wir ein gewisses Bewusstsein von unserer Umgebung
und von uns selbst erlangen. Mit ihm entwickelt sich nach und nach ein mehr
oder weniger gut ausgeprägter bewusster Geist, der auch die Tiere sehr schnell
erkennen lässt, was ihnen gut tut und der sie dann nicht nur reagieren, sondern
auch bewusst agieren lässt. Das Denken mit
unserer Sprache verschaffte uns schließlich eine Vorrangstellung in der
Tierwelt. Mit dieser Fähigkeit unterscheiden wir uns eindeutig von allen
anderen Lebewesen, die nur in Bildern denken können. Nur wir können ein Bewusstsein
von unserem eigenen Geist entwickeln und ein scheinbar von unserem Körper
unabhängiges geistiges Leben führen.
Bei der Kommunikation zwischen den einzelnen Hirnbereichen werden Ionen
über die Nervenstränge geleitet. Während wir diese Zeilen lesen, reisen
Milliarden von elektrischen Signalen mit einer Geschwindigkeit von 130 Metern
in der Sekunde über die Nerven in das Gehirn und werden dort verarbeitet. Die
Signale von unseren Augen brauchen auf ihrer Strecke bis zu dem Sehzentrum etwa
eine Millisekunde und werden dort noch schneller verarbeitet. Deshalb können
wir auch schneller lesen als sprechen und den Sinn ganzer Sätze verstehen. Wenn
wir konzentriert lesen, dann benötigt unser ganzes denkendes Ich unsere
Aufmerksamkeit und möchte nicht durch andere Aktivitäten gestört werden. Aus
diesem Grund können wir froh darüber sein, dass der Urgeist unseres Gehirns den
Riesenaufwand der geistigen Regel- und Steueraktionen ohne unser Zutun allein
und unabhängig erledigt.
Das Grundprinzipder Verarbeitung der Signalsprache des
Urgeistes ist seit ewigen Zeiten immer dasselbe geblieben und in allen
Lebewesen identisch. Es hat sich so wenig geändert wie die genetische Sprache
und ihre Schrift, die sich ebenfalls ebenso wenig geändert hat wie die
Naturgesetze, nach denen die zugehörigen Geister arbeiten.Nur die Informationen und die Programme, mit
denen sie Informationen verarbeiten, haben sich in der Vergangenheit
evolutionär weiterentwickelt und haben zahlenmäßig enorm zugenommen. Da die
Arbeit aller Geister, die Informationen verarbeiten, streng nach den
unveränderlichen Gesetzmäßigkeiten der Mathematik, Physik, Chemie und Informatik
erfolgt, arbeiten sie auch unveränderlich nach denselben Grundprinzipienund unterliegen keiner evolutionären
Entwicklung. Ihre Leistungsfähigkeit, d.h. die Intelligenz der Geister,
verbessert sich allein durch die im Laufe der Zeit angehäuften Daten und
Programme.
Unser denkender Geist, versteht
nur die menschliche Sprache. Ohne dass wir etwas davon merken, übersetzt der
Urgeist unseres Gehirns die Sprache, mit der wir denken, in seine elektrische
Signalsprache und führt mit ihr alle erforderlichen Aktionen, die während des
Denkens notwendig sind, aus. Dabei liefert er beispielsweise unserem denkenden
Geist laufend die Worte, mit denen wir denken und mit denen wir uns mit unseren
Mitmenschen unterhalten. In Milliarden von Neuronen, das sind die Nervenzellen
des Gehirns, verarbeitet er die aus den Sinnesorganen ankommenden Signale und
leitet sie an bestimmte Bereiche des Gehirns weiter, in denen er sie als
Informationen abspeichert und, wenn nötig, weiterverarbeitet. Mit ihm können
wir nach Bedarf nachdenken, Ideen generieren, Sätze formulieren oder bestimmte
Handlungen veranlassen. Damit die elektrischen Signale schnell weitergereicht werden
können, sind die Neuronen dicht gepackt und miteinander vernetzt.
Weil unser Gehirn Informationen
verarbeitet, kann es mit einem technischen Computer verglichen werden. In nur
einem Kubikmillimeter unseres Gehirns befinden sich 40.000 Neuronen. Jede
dieser Nervenzellen ist mit 4.000 bis 10.000 anderen Neuronen verbunden. Von
ihnen können sie mit einer Schnelligkeit wie in technischen Computern Signale
empfangen und darauf reagieren. Die Gesamtzahl der Nervenzellen im Gehirn wird
auf etwa 100 Milliarden geschätzt. Besser als mit Zahlen kann man sich
klarmachen, wie schnell unser Gehirn arbeitet, wenn man bedenkt, was wir mit
einem schnellen Blick erhaschen können. Ein Bild sehen, bedeutet nicht nur ein riesiges
Informationspaket zu erhalten, sondern es
auch automatisch zu verarbeiten und im Gedächtnis abzuspeichern. Es ist ein
blitzschneller Prozess, bei dem die lichtempfindlichen Zäpfchen und Stäbchen
auf der Netzhaut des Auges die Signale erzeugen, die vom Sehnerv sofort an das
Sehzentrum weitergeleitet und im Großhirn von Millionen von Neuronen
weiterverarbeitet und abgespeichert werden.
Da die Arbeitsweise und die
Funktion der Sinnesorgane aller Tiere dieselben sind, sind auch die
Grundprinzipien der Informationsverarbeitung in den Gehirnen aller Menschen und
Tiere dieselben. Alles ist nur eine Frage der Evolution, der Perfektionierung
und des weiteren Ausbaus der Fähigkeiten. Mit den körperlichen Veränderungen
während des Verlaufs der Evolution wurde auch das Gehirn unserer
vormenschlichen Vorfahren durch das Sprachzentrum ergänzt und weiter
vergrößert. Dies änderte die Leistungsfähigkeit, aber absolut nichts an den
Grundprinzipien der Informationsverarbeitung. Auch in einem Computer ändert
sich nichts an den Grundprinzipien seiner Informationsverarbeitung, wenn wir
seine Leistungsfähigkeit durch mehr Speicherplätze und mehr Programme erhöhen.
Der Urgeist, der in unserem
Gehirn arbeitet, hat sich zusammen mit den Nervenzellen und Neuronen
evolutionär aus primitiven Anfängen entwickelt.Sobald ein Lebewesen aus mehr als einer Zelle besteht, benötigt es zur
Abstimmungder Aktionender einzelnen Zellen einen Geist, der die
Kommunikation zwischen den Zellen sicherstellt. Dieser Geist ist der Vorläufer des
Urgeistes, der in unserem Gehirn aktiv ist. Sein Arbeitsprinzip ist genetisch
verankert, d.h., der genetische Geist entwickelt bereits bei der ersten
Zellteilung der Eizelle diesen Vorläufer des Urgeistes, der sich erst später
mit der Ausbildung spezialisierter Nervenzellen und der Ausbildung des Gehirns
zu dem Urgeist unseres Gehirns weiter entwickelt.
Zur Kommunikation zwischen den Zellen
sind mehrere Dinge erforderlich: das Aussenden, das Empfangen und die
Verarbeitung, d.h. das Verstehen und Umsetzen der ausgetauschten Informationen.Vielzeller und damit alle höher entwickelten
Lebewesen benötigen einen Geist, der Informationen verarbeitet, die über
Signale vermittelt werden. Eine Kommunikation zwischen den Zellen ist deshalb
erforderlich, da die Zellen, die gemeinsam ein Lebewesen bilden, auf einzelne,
ganz bestimmte Aufgaben spezialisiert sind. Je höher ein Lebewesen entwickelt
ist, desto vielfältiger ist die Aufgabenverteilung der unterschiedlich
spezialisierten Zellen. Wie wir wissen, enthält unser Körper unzählige
Varianten dieser Zellen: Nervenzellen, Hautzellen, Muskelzellen, Blutkörperchen
usw. Die embryonalen Stammzellen, die aus dem befruchteten Ei durch etwa vier
Zellteilungen entstehen, können sich genetisch programmiert zu jeder Art der
Körperzellen weiterentwickeln. Speziell die Nervenzellen haben sich evolutionär
auf die Kommunikation spezialisiert und führen alle Informationen in allen
Lebewesen, die Sinnesorgane und ein Gehirn entwickelt haben, an zentraler
Stelle zusammen, von der aus auch alle erforderlichen Reaktionen gesteuert
werden.
Der genetische Geist
Der Geist, der die genetischen
Informationen verarbeitet, die auf der DNA in den Zellen eines Lebewesens
gespeichert sind, nennen wir den genetischen Geist. Er ist uralt. Auf ein und
dieselbe Art und Weise wie er auch schon in der ersten Zelle aktiv war, die wir
Urzelle nennen, ist er auch heute noch in jeder unseren Körperzellen aktiv und
arbeitet in ihnen nach den gleichen Gesetzmäßigkeiten. Das einzige, was sich
geändert hat, sind die Informationen, die sich auf unserer DNA seit über drei
Milliarden Jahren angehäuft haben. Sie haben stetig zugenommen, ähnlich wie die
Anzahl der Informationen, die der Urgeist in unserem Gehirn im Laufe unseres
begrenzten Menschenlebens abspeichert. Mit immer mehr Informationen wurde auch unser
genetischer Geist immer leistungsfähiger, also immer intelligenter und war
schließlich in der Lage die vielfältigsten Lebewesen der heutigen Natur und
sogar denkende Menschen zu erschaffen. Mit
ihm steckt ein Geist in uns, der ohne Unterbrechung seit Generationen über die
Jahrmilliarden hinweg lebte und ein ungeheures in sich vollkommenes Wissen
entwickeln konnte, das komplexes Leben ermöglicht und das er unermüdlich in den
Zellen der Lebewesen nutzt und verarbeitet. Das Wissen in unseren Gehirnen, das
wir uns ein Leben lang erarbeiten und das mit unserem Tod ausgelöscht wird, ist
im Vergleich zu dem genetischen Wissen in unseren Körperzellen, das seit
Milliarden Jahren besteht, nur ein winzig kleiner Bruchteil.
Die gesamte belebte Natur ist,
wie wir heute wissen, aus einer einzigen Zelle, der Urzelle entstanden und hat
sich nach mehr als drei Milliarden Jahren zu dem entwickelt, was sie heute ist.
Zu Beginn war sie ein einziges Wesen. Die Vielzahl der Wesen, die sie im Lauf
der Jahrmillionen durch einfache Zellteilung hervorgebracht hat, könnte man als
ihre Kinder betrachten, die sich mit den Mechanismen der Evolution den
unterschiedlichen Lebensverhältnissen angepasst haben. Die einen stellen die
Nahrungsgrundlage für die anderen dar. Mit der Erschließung pflanzlichen Lebens
wurde die Grundlage für tierisches Leben geschaffen, so dass die Evolution,
ausgehend von neuen Umfeld-Gegebenheiten, zielgerichtet neue Wesen schaffen
konnte. So programmiert sich die Natur evolutionär sogar ihr eigenes Umfeld.
Aus den Mechanismen der Evolution wird verständlich, dass die einzelnen Wesen
der Natur und der Mensch körperliche und geistige Überlegenheit anstreben.
Diese natürliche Zielorientierung ist in jedem einzelnen Lebewesen in der
genetischen Information als Hauptwesenszug der Natur verankert.
So wie unser denkender Geist die
Informationen verarbeitet, die in unserem Gehirn gespeichert sind und mit ihnen
unseren Verstand entwickelt, so verarbeitet auch der uralte genetischer Geist die Erbinformationen, die in
den Genen enthalten sind und entwickelt mit ihnen einen genetischen Verstand,
mit dem er das Leben der Zelle und ihre Vervielfältigung steuert. Er entspringt
den Naturgesetzen, die für die
ungewöhnlichen Eigenschaften der DNA und die Mechanismen der Zellteilung
verantwortlich sind. In ihnen steckt letztendlich das Wunder des Lebens, das
wir immer noch nicht verstehen. Es ist immer ein und derselbe genetische Geist,
der millionenfach in den Körperzellen jedes einzelnen Lebewesens, vom Einzeller
über Pflanzen, Insekten, Fische, Vögel, Reptilien und Säugetiere, steckt. Er
ist der Geist, der alles Leben auf diesem Planeten auf der Basis der naturwissenschaftlichen
Gesetzmäßigkeiten immer wieder neu entstehen lässt und die genetischen Informationen mit biochemischen Mechanismen umsetzt und mit ihnen immer komplexere
lebende Organismen aufbaut.
So wie die Erbinformation von
Generation zu Generation erhalten bleibt, so bleibt auch der genetische Geist bei
jeder Zellteilung erhalten. Er sorgt mit der Erbinformation dafür, dass die
Körperzellen der einzelnen Lebewesen perfekt entstehen und ihre Aufgaben
richtig erfüllen. Seit es die Urzelle gibt, nutzt der genetische Geist sein ununterbrochenes
nahezu ewiges Leben dazu, laufend weitere Informationen zu sammeln, die durch
die Mechanismen der Selektion und Mutation über die Jahrtausende hinweg immer
weiter verbessert werden. So wie unser denkender Geist ein Menschenleben lang Wissen
ansammelt, so häuft auch der genetische Geist in einem nahezu ewigen
Lernprozess über Jahrmilliarden hinweg Wissen an, über das sich bis heute als
Zwischenergebnis die Menschheit entwickelt hat. Wir Menschen sind der beste
Beweis der genetischen Intelligenz, die für unsere Zeitvorstellungen seit
ewigen Zeiten das Wissen in unserer Erbinformation angehäuft hat, das uns heute
als Menschen entstehen lässt.
Alle Lebewesen, die im Laufe
der Jahrmillionen auf natürliche Art und Weise entstanden sind, haben sich im
Laufe der Jahrtausende nur geringfügig verändert. Bei drei Milliarden
Einzelinformationen auf der DNA ist das im Schnitt nur eine einzige Information
pro Jahr! Das wird am Beispiel der Menschheit besonders klar, die sich vom Homo
sapiens bis heute kaum verändert hat. Leichte Modifikationen der Erbinformation
des Erbguts sind dennoch immer erwünscht und notwendig, damit sich Pflanzen,
Menschen und Tiere an geänderte Umweltbedingungen und an geänderte
Anforderungen anpassen können. Dies verbessert ihre körperlichen und geistigen
Fähigkeiten und führt zu immer höher entwickelten Lebewesen.
Der genetische Geist, der mit den
Informationen arbeitet, die er auf der DNA abgespeichert hat und damit das
Leben der einzelnen Zellen steuert, ist damit für das gesamte Leben der Natur
verantwortlich. Die DNA-Daten, die von Generation zu Generation weitergegeben
werden, enthalten nicht nur das Programm der biochemischen Aktionen innerhalb
der einzelnen Zellen, sondern auch das der biophysikalischen Kommunikation
innerhalb und zwischen den Zellen, mit dem auch der Vorläufer des Urgeistes in
Vielzellern entstanden ist. Alle Prozesse innerhalb und zwischen den Zellen
unterliegen, wie alles auf dieser Welt, den Naturgesetzen der Mathematik,
Physik, Chemie, Biologie und der Informationsverarbeitung, die wir inzwischen
über die Genetik immer besser verstehen. Der Ursprung des genetischen Geistes
ist damit der Geist, der mit unsichtbaren Kräften die Naturgesetze umsetzt.
Alle Ereignisse auf dieser Welt sind auf
diese unsichtbare Kräfte zurückzuführen.Die wichtigsten davon sind die Kernkräfte, die
die Protonen und Neutronen in den Atomkernen zusammenhalten und die
elektrischen Kräfte, die die negativ geladenen Elektronen an ihre positiven
Atomkerne binden und die u. a. auch für die verschiedenen Eigenschaften der
Atome verantwortlich sind. Im makroskopischen Bereich sind es die
Gravitationskräfte, die für die Erdanziehung verantwortlich sind und die die
Planeten auf ihren Bahnen um die Sonnen halten usw. Alle Kräfte, die in der
Natur wirken, wirken aufgrund eines Informationsaustauschs mit sogenannten
Austauschteilchen (z.B. Gravitonen) zwischen beispielsweise Erde und Mond.
Diese Kommunikation zwischen Erde und Mond sorgt dafür, dass abhängig vom
Abstand und der Massen die richtigen Anziehungskräfte wirken. Ähnlich wirken
die Kräfte zwischen Ladungen und die Kräfte zwischen Protonen und Neutronen.
Alle Ereignisse, die in unserem Universum ablaufen, sind deshalb durch
Naturgesetze beschreibbar, deren Kräfte auf Basis der Informationsverarbeitung
alles in geordneter Bewegung halten. Der Geist, der diese unsichtbaren Kräfte
in unserem Universum entsprechend den Naturgesetzen steuert und damit ihre
Information umsetzt, ist unvergänglich, allgegenwärtig, ständig aktiv und
mächtiger als alles, was man sich vorstellen kann. Aus ihm ist letztendlich das
Leben und mit ihm auch der Mensch und Intelligenz auf diesem Planeten
entstanden. Er besitzt damit alle Eigenschaften, die wir einem Gott zuschreiben.
Geist und Leben
Informationsverarbeitung ist die
Basis allen Lebens. Ohne Informationsverarbeitung und ohne die
Geister, die diese Arbeit leisten, gibt es kein Leben! Dies gilt sowohl für
das körperliche Leben in Mikroorganismen, Pilzen, Bakterien, Viren etc. sowie
in Pflanzen und Tieren als auch für das geistige Leben, das wir als Menschen
führen. Da die Informationsverarbeitung eine geistige Arbeit ist, die von einem
Geist geleistet werden muss, sind in allen Formen des Lebens Geister aktiv.
Leben kann also durch Informationsverarbeitung definiert werden.
Wir wissen, dass der Geist, der
in unserem Gehirn aktiv ist, wie unser Körper etwas völlig Natürliches und
Reales ist, auch wenn der Begriff des Geistes vieldeutig ist und aus
historischen Gründen etwas Geisterhaftes und Übersinnliches beinhaltet. Es ist
nichts Besonderes oder gar Übersinnliches daran, wenn wir sagen, die geistige
Arbeit in unserem Gehirn leistet unser Geist - oder wenn wir sagen, die
geistige Arbeit in den Zellen der Lebewesen leistet der genetische Geist - oder
wenn wir sagen die geistige Arbeit in einem Computer leistet ein technischer
oder elektronischer Geist. In allen
Fällen handelt es sich um eine Arbeit, die geleistet werden muss, damit ein
Ergebnis erzielt wird. Sie soll primär sicherstellen, dass eine Zelle leben
kann und sekundär, dass sie sich auch teilen kann. Dies bedeutet letztendlich,
dass der genetische Geist sein Leben mit seiner eigenen Arbeit ohne Unterbrechung
erhalten, verbessern und vervielfältigen kann.
Wie jede Arbeit so benötigt
auch geistige Arbeit Energie bzw. Nahrung. Der Geist, der in einem Computer
arbeitet, benötigt dazu elektrische Energie. Der genetische Geist, der in
organischen Zellen der Pflanzen und Tiere arbeitet, benötigt zum Leben Energie
in Form von Nahrung, die chemisch gesehen mit Sauerstoff „verbrannt“ wird. Nur
der Geist, der in Pflanzen arbeitet, kann mit Hilfe der Photosynthese die
Energie der Sonne nutzen, um anorganische Nahrung zum Aufbau seiner Zellen zu
verwenden.Er nutzt dabei andere Prinzipien
als der genetische Geist der tierischen Lebewesen. Aber in allen Fällen wird
die genetische Information bei allen Lebewesen nach denselben Grundprinzipien
auf einer DNA gespeichert, bei der Zellteilung vervielfältigt und an
nachfolgende Generationen weitergegeben.
Der Ursprung aller Geister, die
Informationen verarbeiten, ist
der Geist, der mit unsichtbaren Kräften die Naturgesetze umsetzt. Aus ihm
entstand in der Urzelle der genetische Geist, der wiederum der Ursprung aller
anderen Geister ist, die sich im Lauf der Evolution aus ihm in Vielzellern,
Pflanzen, Tieren und Menschen entwickelt haben. Für alle Geister, die für das
Leben in der Natur verantwortlich sind gilt: (1)Die Mechanismen, nach denen sie funktionieren
und die Informationen umsetzen, sind unterschiedlich, aber sie basieren alle
auf den Gesetzmäßigkeiten der Natur. (2) Die Informationsträger, mit denen
Informationen ausgetauscht und gespeichert werden, sind in allen Fällen
unterschiedlich und bekannt. (3) Die Information kann jedoch nur von den
zuständigen Geistern, die ihre Sprache beherrschen, verstanden und verarbeitet
werden.(4) Jede Information hat einen
Urheber, der für sie verantwortlich ist und der mit seiner Botschaft etwas
erreichen will.
Materie und Energie enthält in
ihren verschiedenen Formen (Materiewellen, elektromagnetische Wellen,
Gravitationswellen…) Informationen, die ein Geist, den wir den Geist des
Universums oder den Geist Gottes nennen können, umsetzt. Der genetische Geist
setzt die Informationen, die er mit molekularer Schriftauf der DNA gespeichert hat, um. Der Urgeist
setzt die Informationen, die er in Form von ionischen Signalen erhält, um. Der
denkende Geist setzt die Informationen, die ihm der Urgeist zur Verfügung
stellt, in seiner Muttersprache um.Entsprechend unterschiedlich sind auch die Art und die Sprache der
Information sowie die Arbeitsweisen und Ziele der verschiedenen Geister.
Der genetische Geist arbeitet im Wesentlichen biochemisch, da seine
Aufgabe darin besteht, Leben zu erhalten und zu vervielfältigen. Die molekulare
Schrift auf der DNA können wir mit unseren technischen Möglichkeiten zwar
sehen, aber nur der genetische Geist kann sie lesen, verstehen und umsetzen.
Seine primäre Aufgabe ist es, mit ihr Leben zu erhalten und immer mehr
Lebewesen aufzubauen. Und dies kann nur er. Ohne ihn könnte keine Zelle leben.
Seine sekundäre Aufgabe hat sich evolutionär im Lauf der Zeit entwickelt,
nachdem er gelernt hatte, Vielzeller und komplexe Lebewesen entstehen zu
lassen. Sie besteht in der Verwaltung und Verbesserungihre Konstruktionspläne sowie ihrer
Programme, nach denen sie funktionieren.In den ersten Jahrmillionen der Evolution waren nur wenig
Informationen über das Leben in der DNA abgespeichert, sie wurden aber immer zahlreicher
und stellen heute im Menschen ein unglaublich dickes Dokument unserer
Vergangenheit dar, das bis in die Urzeit zurückreicht. Es enthält etwa drei
Milliarden Schriftzeichen – eine Zahl, die in etwa mit der Zahl der Jahre der
Evolution übereinstimmt und die etwa 3.000 dicken Büchern mit jeweils 1.000
Seiten und 1.000 Schriftzeichen pro Seite entspricht.
Der Urgeist entwickelte sich aus den in der DNA genetisch
abgespeicherten Programmen, die zunächst nur für die Abstimmung der Aufgaben
innerhalb einer Zelle sorgten. Aus ihnen entwickelte der genetische Geist
evolutionär auch die Programme, die für die Kommunikation zwischen den Zellen
in Vielzellern notwendig wurden. Man könnte sagen, die Anpassung an die
Erfordernisse der natürlichen Gegebenheiten, machte den genetischen Geist
lernfähig und ließ ihn schließlich auch die Information abspeichern, die
zunächst den Vorläufer des Urgeistes in Vielzellern entstehen und sinnvoll
arbeiten ließ, aus dem sich später in den Gehirnen von Mensch und Tier der
Urgeist entwickelte. Er sorgt dafür, dass das Lebewesen richtig funktioniert,
damit sich seine Organe richtig entwickeln und damit sie auch gemeinsam richtig
funktionieren. Mit der evolutionären Entwicklung der Sinnesorgane und der
Neuronen in den Gehirnen der Tiere lernte er Informationen abzuspeichern und
nach Bedarf wieder abzurufen.
Unser mit der Sprache denkender Geist hat sich mit unserem
Sprechvermögen aus dem Urgeist unseres Gehirns evolutionär entwickelt. Seine
primäre Aufgabe war der Austausch von Informationen durch Kommunikation, der
den ersten Menschen zusätzlich zu ihren persönlichen Erfahrungen die
Erfahrungen der Menschen erschloss, mit denen sie sich persönlich unterhielten.
Inzwischen haben Bücher und elektronische Medien vor allem in den letzten
Jahrzehnten die Welt in Bezug auf Information und Kommunikation total
verändert. Mit ihnen hat unser denkender Geist seine eigenen Medien zur
Informationsspeicherungentwickelt, die
in der Lage sind, das gesamte Wissen der Menschheit dauerhaft abzuspeichern. Im
Gegensatz dazu und zu unserem genetischen Geist hat unser denkender Geist ein
klar begrenztes Leben, da er erst in der Kindheit entsteht und mit dem Tod
ausgelöscht wird.
Da unser denkender Geist sich
nur an das erinnern kann, was er in seinem begrenzten Leben selbst erlebt hat
und in seinem Gehirn als Erinnerung abgespeichert hat, kann ein Mensch, der als
nahezu perfekte Kopie seiner Vorfahren wiedergeboren wird, sich natürlich nicht
an früheren Erlebnisse in früheren Körpern erinnern, da diese nicht in seinem
aktuellen Gehirn abgespeichert sind. Erinnerungen werden nicht genetisch
abgespeichert, deshalb gibt es auch keine vererbten Erinnerungen, die wir in
Analogie zu den Erbkrankheiten als Erberinnerungen bezeichnen könnten.
Zusammenfassung
- Leben basiert auf Informationen. In allen Lebewesen werden Informationen
verarbeitet und diese geistige Arbeit wird von einem Geist geleistet. Eine
Zelle lebt nur, solange die genetische Information auf der DNA verarbeitet
wird. Ein Gehirn lebt nur, solange die Information auf den Neuronen verarbeitet
wird. Körper und Geist aller Lebewesen bilden eine untrennbare Einheit. Deshalb
sind die Begriffe Geist und Leben eng verknüpft. Sie werden gemeinsam eindeutig
durch Informationsverarbeitung definiert.
- Seit Milliarden Jahren verarbeitet ein genetischer Geist ununterbrochen
die Informationen, die er selbst auf seinem molekularen Datenspeicher, der DNA,
abgespeichert hat. Er ist für das Leben der einzelnen Zellen aller Lebewesen
verantwortlich. Er entstand in der Urzelle. In allen Verzweigungen des Lebens
lebt er seit Milliarden Jahren, da er sich durch Zellteilung immer wieder
erneuert und vervielfältigt. Er nutzt die DNA um ständig neues Wissen auf ihr
abzuspeichern. Er hat seinen Ursprung in dem Geist, der mit unsichtbaren
Kräften die Informationen, die wir mit den Naturgesetzen beschreiben können,
umsetzt. Aus ihm hat sich der Urgeist unseres Gehirns und zuletzt unser denkender
Geist entwickelt.
- Eine Information ist etwas Geistiges, das in verschiedenen Sprachen auf
verschiedenen Informationsträgern aufgeschrieben, übertragen und verarbeitet
werden kann. Es handelt sich dabei in Computern und in Gehirnen um für uns
nicht sichtbare Muster, die intern elektrisch übertragen und verarbeitet
werden. Nur ein Geist, der die Sprache der Information versteht, kann sie auch
lesen und verarbeiten. Er allein kennt die Bedeutung der Daten, Zeichen Symbole
… Er allein versteht die Botschaft des Verursachers und kann entsprechend
agieren. Wie jede andere Form von Arbeit erfordert auch geistige Arbeit
Energie.
- In allen Menschen und Tieren arbeitet ein und derselbe Urgeist, der mit
den Sinneswahrnehmungen einen dem jeweiligen Körper zugehörigen bewussten Geist
entwickelt und die körperlichen Aktivitäten beherrscht. Er verarbeitet die
Signale, die ausgehend von unseren Sinnesorganen über unsere Nervenleitungen
unser Gehirn erreichen und speichert sie in unserem Gedächtnis ab, ohne dass
wir davon etwas merken. Von ihm unterscheidet sich nur unser denkender Geist, dem
er zuarbeitet und der mit unserer Muttersprache arbeitet.
- Unser Gehirn besteht aus drei verkoppelten Biocomputern, die entsprechend
ihrer Entwicklungsstufe schalenförmig aufgebaut sind. Innerhalb der drei
Haupteinheiten existieren eng vernetzte Untergruppierungen mit einer klaren
Aufgabenverteilung. In ihnen arbeitet ein und derselbe Urgeist, der zuerst
unser Unterbewusstsein, dann unser Bewusstsein und zuletzt unseren Verstand
erzeugt.
- Da es bei den Mechanismen der Informationsverarbeitung, die der Urgeist
in den verschiedenen Lebewesen leistet, keine nachweisbaren Unterschiede gibt,
sind sie erst recht nicht bei den einzelnen Menschen zu erwarten. So wie der
Körper bei allen Menschen gleich funktioniert, so funktioniert auch der Geist
bei allen Menschen gleich. Unterschiede in ihren Leistungsfähigkeiten ergeben
sich nur durch unterschiedliches körperliches und geistiges Training.
- Der Geist, der in den Gehirnen der Menschen arbeitet, ist umso
leistungsfähiger je mehr Programme und je mehr logisch verknüpfte Daten in
seinem Gehirn abgespeichert sind. Dies ist direkt vergleichbar mit Computern,
die alle auf die gleiche Weise arbeiten und deren Leistungsfähigkeit allein von
ihrer Speicherkapazität und ihren Programmen abhängt.
- Das Leben der Zellen unseres Körpers wurde seit Milliarden Jahren niemals
ununterbrochen. In ihnen arbeitet seit der Urzelle ein und derselbe genetische
Geist mit den sich im Laufe der Evolution verändernden Daten der
Erbinformation. Alle unsere Zellen waren immer ein Teil der Vorgängerzellen,
aus denen sie, vom genetischen Geist gesteuert, laufend durch Zellteilung
entstanden sind.
[1] Erwin Schrödinger: Was ist Leben? Die lebende Zelle mit den
Augen des Physikers betrachtet. Einführung von Ernst Peter Fischer,
München, Piper, 1987, Epilog: Über
Determinismus und Willensfreiheit.
[2]Roger Penrose: Schatten des Geistes, Spektrum Akademischer Verlag, 1995,
Kapitel4.1: Der Geist und die
Naturgesetze.
[3] Gerhard Roth: Das Gehirn und seine Wirklichkeit. Kognitive Neurobiologie und ihre philosophischen Konsequenzen.
6.Auflage Suhrkamp, Frankfurt am Main 2001.
[4] Werner
Gitt: In the Beginning was Information,
CLV Bielefeld,1997.
[5] Hans
Sixl: Göttliches aus
naturwissenschaftlicher Sicht. Wagner Verlag, 2010 und Tabula rasa 64 (6)
2011, 71 (1) 2012.
[6] Antonio
R. Damasio: Ich fühle also bin ich. List Verlag, 2000.
[7] Norbert Wiener: Cybernetics, or Control and Communication in
the Animal and the Machine. Hermann et Cie, The Technology Press, Paris,
1948.
[8] Werner Gitt: Scientific Laws of Information and their
Implications-Part 1. Journal of Creation 23 (2) 2009
[9]
Peter-Paul Manzel: Das Evangelium der
Naturwissenschaften. Books
on Demand ISBN 3-8311-2165-6, Seite 222
[10] Eine
CD, Compact Disk, ist ein optischer Datenträger.
[11] Die DNA
DesoxyriboNucleid Acid ist ein makromolekularer Datenträger
[12] Paul D. MacLean: Triune
Conception of the Brain and Behaviour. University of Toronto Press 1974 und
The Triune Brain in Evolution: Role in Paleocerebral Functions. Springer
(US) Verlag 1990.
>> Kommentar zu diesem Artikel schreiben. <<
Um diesen Artikel zu kommentieren, melden Sie sich bitte hier an.