Erschienen in Ausgabe: No 72 (2/2012) | Letzte Änderung: 06.02.13 |
von Hans Sixl
Abstract
Klare und eindeutige Definitionen aller
verwendeten Begriffe stellen die Voraussetzung für jede sinnvolle Kommunikation
und für jede fundierte wissenschaftliche Arbeit dar. Dies gilt insbesondere für
die Frage nach Gott, bei der nicht nur die verschiedenen Religionen sondern
auch die einzelnen Menschen von unterschiedlichen Vorstellungen ausgehen. Als
Grundlage für eine fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Natur- und
Geisteswissenschaften wird eine interdisziplinär nutzbare und für alle Weltreligionen
relevante Definition Gottes abgeleitet, die sich auf eindeutige Kernaussagen
der Religionsgeschichte und auf unsere Erwartungen an einen Gott bezieht, der
über allen anderen Gottheiten steht. Sie dient dem Ziel, theologische Aussagen
auch naturwissenschaftlich zu verstehen. Hintergründe undUrsachen der religionsphilosophisch
postulierten Undefinierbarkeit Gottes werden aufgezeigt.
Einleitung
Alles, was sowohl in der Realität existiert als
auch das, was in der Fantasie denkbar ist, kann klar definiert werden. Die
Frage ist nur: Wie gut ist die Definition, die die Sache, das Wesen oder den
Begriff beschreibt und welche eventuellen Widersprüche birgt sie in sich? Eine
Definition muss eindeutig sein und sie muss enthalten, was unter den in der
jeweiligen Definition genannten Begriffen zu verstehen ist. Insbesondere im
Zusammenhang mit der Frage, ob und wie man Gott naturwissenschaftlich erkennen
oder sogar beweisen kann, stellt sich unweigerlich die Frage nach seiner
Definition und wie sie naturwissenschaftlich genutzt werden kann. Wenn
Geisteswissenschaftler die These vertreten, dass Gott nicht definierbar sei,
dann fragt man sich unweigerlich: Kann es
denn wirklich sein, dass die Menschheit seit Jahrtausenden an einen Gott
glaubt, über ihn spricht und ihn anbetet, ohne zu wissen, wovon sie spricht,
was sie dabei anbetet oder was sie dabei glaubt? Um diese Fragen ernsthaft
zu beantworten, ist es notwendig, die wesentlichen Aussagen der verschiedenen
Gottesvorstellungen von der Antike bis heute zusammenzufassen, um anschließend
daraus das Wesen, das von gläubigen Menschen als Gott bezeichnet wird, von
seinen Merkmalen her eindeutig von allen anderen Lebewesen abzugrenzen.
Die bekanntesten Zitate, die im Zusammenhang mit
der postulierten Undefinierbarkeit Gottes stehen, lauten:(1)
Wenn du es begreifst, dann ist es nicht Gott[1].
Einen Gott, den es gibt, gibt es nicht[2].
Wer Gott definiert, ist
schon Atheist[3]. (2)Dass Gott ist, ist genug[4].
Il me suffit, que Dieu soit Dieu[5].
So
berühmt auch die Verfasser dieser schlichten Aussagen auch sein mögen, sie
überzeugen heute mit ihren Behauptungen fast niemand mehr in unserer rational
denkenden Welt. Der Respekt vor ihrer Autorität kann einen Beweis ihrer
Aussagen nicht ersetzen.
Zu (1): Die primäre Ursache für die generelle
Meinung, dass Gott nicht definierbar sei, ist auf den offensichtlichen Mangel
an Eindeutigkeit in seiner biblischen Beschreibung zurückzuführen, die sich in
zahlreichen unterschiedlichen und in sich widersprüchlichen Aussagen ausdrückt.
Ähnliches gilt für alle Weltreligionen. Auch für sie ist Gott nicht immer
derselbe Gott. Dies ist ein Problem aller Gottesvorstellungen in der gesamten
Geschichte der Religionen in allen Kulturbereichen der Welt.
Zu (2): Die sekundäre Ursache ist auf die feste
Überzeugung der christlichen Kirchen im europäischen Kulturkreis
zurückzuführen, dass das von ihnen geprägte Gottesbild den meisten Christen
ausreicht, wenn sie von Gott sprechen und dass sie deshalb keine genaue
Definition Gottes benötigen. Wie im Folgenden dargestellt wird, liegen noch
wichtigere Gründe in der unzulässigen Beschränkung seiner rein göttlichen
Eigenschaften.
Klassifikation
der Gottesvorstellungen
Die Gottheiten vergangener Religionen wurden in
den wichtigsten abrahamitischen Weltreligionen durch einen einzigen Gott
ersetzt. Ihre Merkmale, die sich in unterschiedlichen Eigenschaften, Fähigkeiten,
Aufgaben, Funktion, Charaktere usw. ausdrücken, lassen sich wie folgt
klassifizieren:
(a) Nach unterschiedliche Funktionen und Verantwortlichkeiten
Götter der Frühzeit
waren Naturgötter, z.B. Himmels- und Sturmgötter, Sonneund Mondgötter, Erd- und Wassergötter oder
sie wurden nach ihrer sozialen Funktion unterschieden als Hüter der Moral und
Gesellschaft, als Kriegs-, Beschützer-, Fruchtbarkeits-, Haushalts- und
Dorfgötter, als Götter der Heilung, Krankheit und des Todes usw. Gottheiten der
letzten Jahrtausende wurden als Schöpfer der Welt dargestellt. Manche
Religionen kennen einen Zyklus aus Schöpfung und Vernichtung. In vielen Kulturen
haben Elternwesen die Welt erschaffen. Aristoteles erwähnt in seiner Metaphysik
einen immateriellen „unbewegten Beweger“ als erste Ursache, die der bereits
vorhandenen Materie Struktur verliehen hat. Er verneint jedoch eine Schöpfung,
denn die Materie sei ewig und unerschaffen[6]. Im Christentum wird eine
Schöpfung aus dem Nichts vertreten, bei der Gott ohne jegliche Voraussetzungen
auskommt.
(b) Nach unterschiedlichen anthropomorphen Charakteren
Bei ihnen unterscheidet
man zwischen gütigen, zornigen, liebenden, furchtbaren und grausamen Gottheiten
usw. Für Platon war Gott das moralisch Vollkommene und Beste. Für christliche
Theologen ist Gott die Liebe und die Güte sowie der Heilsbringer, der Erlöser
und der Retter in der Not. Im Gegensatz dazu waren die Götter des griechischen
Pantheons für ihre oftmals unmoralischen Handlungen bekannt. In der westlichen
Philosophie und Theologie wurde Gott fast immer als persönliches Wesen
betrachtet, so etwa bei Platon, Aristoteles und Spinoza. Einige Philosophen wie
Hegel sahen in der persönlichen Beschreibung Gottes eine unvollkommene Vorstellung des
Absoluten. In neuerer Zeit hat sich die Vorstellung von Gott als
übernatürliches geistiges Wesen durchgesetzt.
(c) Nach unterschiedlichen metaphysischen Eigenschaften
Göttern wurden schon
immer übernatürliche Eigenschaften zugeschrieben. Einige der alten Götter waren allwissend
und allmächtig, während andere nur beschränkten Wissenszugang besaßen oder nur
in bestimmter Hinsicht mächtig waren. Als übernatürliche Geistwesen gelten
Götter als unsichtbar und unsterblich. Göttliche Beinamen wie „der Allmächtige“
sind weit verbreitet. In vielen Völkern finden sich Beinamen für Götter wie
„der Immerwährende“, „der Ewige“ und „der Unveränderliche“[7]. Die Allgegenwart ist ebenfalls eine
weitverbreitete Eigenschaft von Göttern, die u.a. auch von Sokrates
vertreten wurde. Das Konzept der Allmacht wird von allen abrahamitischen
Religionen vertreten. Christliche Denker, die Gott als perfektes Wesen
betrachteten, waren zugleich von dessen Ewigkeit überzeugt[8]. Alle großen monotheistischen Religionen
vertreten eine omnisziente Gottesvorstellung. Auch im Hinduismus gilt Varuna
als allwissend. Im alten Ägypten konnten Götter sogar sterben. Beispielsweise
wurde Osiris
von seinem Widersacher Seth ermordet. Dies bedeutete aber wegen
der kosmologischen Lehre von der zyklischen Wiederkehr nicht unbedingt die
Beendigung ihrer Existenz.
(d) Nach ihrem
Verhältnis zu der Welt und den Menschen
In einigen religiösen Vorstellungen
sind Gott oder die Götter völlig von der Welt getrennt, in anderen schließt ein
Gott die Welt teilweise oder ganz ein. Der jüdisch-christliche Gott wird von den
meisten Theologen als transzendent betrachtet, d.h., er steht „außerhalb“ der
Welt, die er erschaffen hat. Gleichzeitig ist er bis zu einem gewissen Grad
auch immanent,
also Teil der Welt – zum Beispiel durch seine Anwesenheit in der Kirche, die
als Gotteshaus bezeichnet wird, in Gebeten und in den religiösen Gefühlen
Gläubiger. Im Islam gilt Gott sowohl als transzendent als auch als immanent. Wo
und wie Gott lebt, wird in allen Religionen klar beschrieben. Wie in
vergangenen Mythen geht man auch heute noch in der christlichen Religion von
der sehr menschlichen Vorstellung aus, dass Gott in einem für Menschen
unzugänglichen Himmelreich lebt, von Engeln bedient und verherrlicht wird und
eine Art Gottesfamilie in Gemeinschaft der Heiligen um sich schart. Von dort
aus beherrscht er das ganze Universum und erwartet auch von den Menschen, dass
sie ihn anbeten und verherrlichen.
(e) Nach unterschiedlichen Glaubensvorstellungen
Als klassischer Theismus wird der Glaube an einen oder
mehrere ewige und unveränderliche Götter bezeichnet,[9]die nicht identisch mit der Welt sind, diese
aber lenken und in sie eingreifen.[10]Im frühen 19. Jahrhundert
etablierte sich der Deismus als
Glaube an einen Gott, der sich nach der Schöpfung zurückgezogen hat und seitdem
nicht mehr in die Welt eingreift[11]. Pantheisten wenden sich gegen die Auffassung, dass Gott und das
Universum verschiedene Dinge sind. Nach ihnen ist alles Existierende göttlich. Im Panentheismus ist die Welt Teil eines einzigen Gottes, aber nicht
mit diesem identisch. Der Panentheismus stellt insofern einen Mittelweg
zwischen dem klassischem Theismus und Pantheismus dar, als er einerseits einen
Gott mit Verstand und Willen annimmt, andererseits aber die enge Verbindung
zwischen Gott und dem Universum herausstellt[12]. Der naturalistische Theismus,
der seit Mitte des 20. Jahrhunderts der US-amerikanischen Theologie entstammt,
ist ein religiöser oder spiritueller Naturalismus. Er geht davon aus, dass
alles Existierende im Prinzip naturwissenschaftlich erklärbar ist. Zumindest
der wissenschaftliche Pantheismus
ist demnach eine Form des naturalistischen Theismus[13], der auch in der natürlichen
Theologie[14]vertreten wird.In ihr
wird versucht, durch Vernunft und Beobachtung Aussagen über Gott zu erhalten.
Dieser Aspekt der Gotteserkenntnis ist auch in der christlichen Theologie vertreten, bei der allerdings die Offenbarung
und die religiöse Erfahrung[15] im Vordergrund stehen.
Entsprechend dieser Klassifikation hat jeder
Mythos und jede Religion eine absolut klare Vorstellung von ihren Gottheiten,
die über die einzelnen Merkmalskriterien relativ genau beschrieben werden. Da
die Fantasie der menschlichen Vorstellungskraft alles Denkbare auf Basis
eigener Erfahrungen in Relation zu eigenen Eigenschaften entwickelt, liegt es
in der Natur der Sache, dass die meisten einfachen Gottesvorstellungen neben
seiner Allmacht auf seinen anthropomorphen Eigenschaften basieren, um den von
den Menschen erwünschten engen emotionalen Bezug zu den Gottheiten zu erleichtern,
mit denen sie sich ja auch im Gebet verständigen möchten.
Alle Gottesvorstellungen, die die Menschheit über
Jahrtausende entwickelt hat und die in den einzelnen heiligen Schriften der
Religionen festgehalten wurden, sind vor langer Zeit für einfache Menschen
geschrieben worden und lassen sich deshalb auch sehr leicht begreifen und
verstehen. Alles, was wir über frühere Gottheiten und über den christlichen
Gott erfahren haben, lässt sich für jeden Mythos und für jede Religion einzeln
definieren, ohne dass dabei die Ehrfurcht und der Respekt vor Gott oder seine
göttliche Erhabenheit darunter leiden könnte.
Zur
Bedeutung einer Definition
Eine Definition dient der eindeutigen
Charakterisierung bzw. Unterscheidung von Dingen, Wesen und Begriffen, die
entweder in unserer realen Welt oder in unserer Fantasie existieren. Sie bildet
die Grundlage jeder vernünftigen Kommunikation, die Missverständnisse vermeiden
möchte. Sie erfolgt anhand von Merkmalskombinationen, wie Eigenschaften,
Fähigkeiten, Funktionen, Rollen, Verantwortlichkeiten usw., die die Bedeutung
dessen, was definiert werden soll eindeutig, d.h., widerspruchsfrei
kennzeichnen, sodass sie auch interdisziplinär sinnvoll genutzt werden können.
Eine Definition muss durch ebenso klar bereits zuvor eindeutig definierte und
deshalb ebenfalls widerspruchsfreieMerkmale beschrieben werden. Ferner sollte erkennbar sein, welche
Bedeutung diesen Merkmalen in der Realität oder in unserer Fantasie zukommt.
Alles, was es gibt und was einen Namen hat, kann
grundsätzlich über Kriterien definiert werden. Dies gilt auch für abstrakte
Begriffe, Zahlen, Dinge und Wesen, die wir nicht mit unseren menschlichen
Sinnen erfassen können oder die nur in der Fantasie existieren. Denken wir an
imaginäre Zahlen, die es in unserer realen Welt nicht gibt, mit denen man aber
dennoch wie mit reellen Zahlen in der Mathematik sinnvoll rechnen kann. Oder
denken wir an Extraterrestrische oder an beliebige Fabelwesen in künstlichen
Welten und an abstrakte Begriffe wie Energie, Information oder Intelligenz usw.
Dies sind alles Wesen oder Begriffe, mit denen wir eine konkrete Vorstellung
verbinden, die wir aber in Realität nie zu Gesicht bekommen. Dennoch können wir
sie bestens beschreiben, ihnen in Science Fiction Filmen Gestalt verleihen oder
mit ihnen die Welt der Technik und der Kommunikation beherrschen. So verhält es
sich auch mit Gott.
Da sich uns Gott noch nie gezeigt hat, weiß
niemand mit absoluter Gewissheit, ob es ihn wirklich gibt, wer oder was er ist
oder sein könnte und wie er aussieht. Er könnte sowohl real als auch imaginär
sein. Alle Religionen gehen grundsätzlich
davon aus, dass Gott ein wirklich real existierendes übernatürliches geistiges
Wesen und keine Sache ist. Weil gläubige Menschen genau wissen, was sie
sich sehr persönlich unter Gott vorstellen, sagen sie auch: „Wir glauben an einen Gott, wie ihn die Bibel
beschreibt“ und Atheisten sagen: „Wir
glauben nicht daran. Der Gott der Religionen spielt für uns keine Rolle. Gott
ist für uns kein Ansprechpartner“. Auch ein Atheist muss wissen, wie die
Religionen ihren Gott definieren, sonst könnte er nicht sagen: „So einen Gott gibt es nicht“ oder: „Es macht
keinen Sinn diesen Gott anzubeten“. Also ist bei einer Diskussion über Gott
immer entscheidend, wie er von den Personen, die über ihn sprechen, definiert
wird.
Von Dingen und Wesen, von denen wir nicht
wissen, ob sie existieren, entwickeln wir dennoch gewisse Vorstellungen, die
auf den Informationen basieren, die uns zur Verfügung stehen. Dies gilt auch
für Gott. Da wir ihn nicht sehen können und da er nach historischen religiösen
Vorstellungen, dennoch anwesend sein soll, stellt man sich Gott als Geist vor.
Da diesem Geist zusätzlich menschliche Eigenschaften zugeschrieben werden,
stellen sich die meisten Christen Gott als unsichtbare Person vor. Dieses so
charakterisierte Wesen bezeichnen die Muslime als Allah und die Juden als Jahwe.
Obwohl kein Mensch weiß, wer oder was Gott ist
und wie er sich offenbart, gibt es dennoch seit Jahrtausenden ganz bestimmte
schriftlich fixierte Gottesvorstellungen, mit denen Gott auf sehr spezielle
meist persönliche Art und Weise beschrieben wird. Für einen Menschen, der mit ihm spricht und ihn anbetet, ist Gott eine
Person wie du und ich, die unsere Sprache versteht, von der er erwartet,
dass sie ihn liebt, dass sie hilfsbereit ist und in der Not einspringt. Dies
ist die rein menschliche Seite der üblichen Gottesvorstellung, die aber
gleichzeitig immer fest mit einer rein göttlichen Seite der Gottesvorstellung
verknüpft ist.Denn alle Menschen gehen grundsätzlich davon aus, dass ein Gott nur
dann als ein Gott bezeichnet werden kann, wenn er seit ewigen Zeiten lebt, wenn
er unsterblich und vollkommen ist, wenn er alles kann und weiß, wenn er
unsichtbar allgegenwärtig ist und wenn alles, was er macht, absolut fehlerfrei
ist und von unvorstellbarer Intelligenz zeugt. Alle Menschen, die von Gott
reden, gehen damit sowohl von eindeutig rein göttlichen, als auch von sehr
menschlichen und daher sehr personifizierten Merkmalen Gottes aus.
Zur
Definition der wichtigsten göttlichen Merkmale
Definitionsregeln lassen sich auf Aristoteles zurückführen[16]. Eine Realdefinition beinhaltet nach seinem
Verständnis eine Aussage darüber,was eine Sache in
Wirklichkeit ist. Dabei wird ein Begriff durch seine Gattung und den
Artunterschied festgelegt. Nehmen wir Gold als Beispiel. Gold zählt zu der
Gattung der Metalle. Dabei muss als erstes der Begriff „Metalle“ eindeutig
geklärt sein. Metalle zeichnen sich (a) durch hohe elektrische Leitfähigkeit,
die mit steigender Temperatur annimmt, (b) durch hohe Wärmeleitfähigkeit, (c)
Verformbarkeit und (d) metallischen Glanz aus.Es gibt verschiedene Arten von Metallen. Sie unterscheiden sich durch
ihre spezifischen Eigenschafften. Gold ist besonders edel, d.h., (1) es
korrodiert nicht, (2) es hat goldgelbe Farbe, und (3) es hat eine messbare
Dichte von 19,3 g/cm3. Das sind die wichtigsten Eigenschaften, die
ein Goldsucher kennen muss. Wenn er es findet, kann er mit ihm beweisen, dass
es Gold ist.
Wenn wir als Naturwissenschaftler Gott auf
unserer realen Welt suchen, gehen wir auf dieselbe Art und Weise vor. So wenig
wie wir ausschließen können, irgendwann einmal außerirdische Lebewesen zu
finden, eben so wenig können wir a priori ausschließen, ein überirdisches
Lebewesen, das wir als Gott bezeichnen, zu finden. Der einzige Unterschied zu
den Goldsuchern ist dabei nur, dass das Wesen, das wir als Gott bezeichnen,
noch niemand zuvor gesehen hat, ähnlich wie vielleicht auch ein Goldsucher Gold
zuvor noch nie gesehen hat. Aber so wie ein Goldsucher die Merkmale des Goldes
kennt, so kennen auch wir die Merkmale Gottes, mit denen er sich eindeutig von
allen anderen uns bekannten Wesen unterscheidet.
Wie bei Gold, bei dem zunächst der Überbegriff Metalle definiert wurde, müssen wir
auch bei Gott als erstes eindeutig definieren, was wir unter ihm verstehen. In
den kognitiven Religionswissenschaften gilt Gott als geistiges Wesen mit übernatürlichen Fähigkeiten,
das auch als gerne als übernatürlicher geistiger Akteur[17] beschrieben wird, der
willentlich bewusste Absichten verfolgt. Alle uns bekannten Wesen zeichnen sich dadurch aus, dass
sie leben. Und alles, was lebt, ist auch aktiv. Es hat einen mehr oder weniger
ausgeprägten Willen, es geht mit Informationen um und hat dadurch ein gewisses
Bewusstsein und Unterbewusstsein und eine gewisse Intelligenz, also Eigenschaften,
wie wir sie bei Menschen und Tieren antreffen. So wie wir ein körperliches und
ein geistiges Leben führen können, so kann es gewiss auch Gott.
Für eine Definition Gottes ist es notwendig,
seine übernatürlichen Fähigkeiten und sein geistiges Wesen eindeutig zu
kennzeichnen. Dazu ist es notwendig, alle einzelnen Kriterien aufzuzählen, zu
konkretisieren und eindeutig zu spezifizieren. Nur die Merkmale, die alle
anderen Wesen einschließlich der Menschen nicht erfüllen, unterscheiden ihn von
ihnen. Diese rein göttlichen Merkmale können aus der besprochenen
Klassifikation der historischen Gottesvorstellungen abgeleitet werden und wie
folgt zu seiner Definition benutzt werden:
(1) Gott
ist allmächtig. Dies ist sein primäres und wichtigstes rein göttliches Merkmal.
Ein Gott muss allmächtig sein, sonst stünde ein
anderer noch mächtigerer Gott über ihm. Seine Allmacht charakterisiert sein
übernatürliches Wesen in Zusammenhang mit ihm selbst, mit uns und der Welt. Sie
definiert sich wie folgt: Er kann alles,
was er will. Sein Wille ist damit Bestandteil seiner Allmacht. Wer nichts
will, der macht auch nichts. Mit einem Willen ist auch immer eine bewusste
Absicht und ein Ziel verbunden. Mit ihm hat er alles geschaffen und mit ihm
beherrscht er alles, so wie er es haben möchte. Da er allmächtig ist, gilt er
als Schöpfer des Universums, der Welt, der belebten Natur und der Menschen.
Demnach läuft im gesamten Universum alles nach seinen Regeln ab. Er ist
letztendlich der Urheber von allem, was wir kennen. Dazu zählen auch die
Naturgesetze, die unser Universum entstehen ließen und die den Gang der Dinge
festlegen. Ein Mensch kann dies alles nicht. Damit unterscheidet sich die so
definierte Allmacht absolut eindeutig von den bescheidenen Fähigkeiten eines
Menschen. Die gewaltigen Ereignisse bei der Entstehung des Universums und des
Lebens bergen gewiss noch viele Geheimnisse, aber die naturwissenschaftlichen
Erkenntnisse der letzten wenigen Jahrzehntelassen uns immer mehr verstehen und ergeben inzwischen ein konsistentes
Bild der Ereignisse seit Entstehung des Universums. Mit ihm kann das Werk
Gottes sowohl naturwissenschaftlich als auch geisteswissenschaftlich in
wesentlichen Zügen erfasst und immer besser verstanden werden.
Allmacht kann deshalb naturwissenschaftlich wie
folgt definiert werden: Sie ist die göttliche
Fähigkeit bewusst bzw. willentlich das Naturgeschehen zielgerichtet zu
generieren und zu steuern. Zum Beispiel durch Schaffung von Materie, Energie,
Lebewesen usw. sowie durch Schaffung der Gesetzmäßigkeiten, nach denen das
Naturgeschehen abläuft usw. Diese widerspruchsfreie Definition des Begriffs
der göttlichen Allmacht ist auch im Einklang mit den wichtigsten historischen
Gottesvorstellungen.
Gott kann
nicht nur alles machen, was er will, er kann auch alles sein, was er will! Aus
seiner Allmacht leiten sich deshalb weitere sekundäre rein göttliche Merkmale
ab:
Sein übernatürliches Wesen wird in allen Gottesvorstellungen der aktuellen
Religionen als unsichtbar (2), unsterblich (3) und allgegenwärtig (4)
charakterisiert wird. Eine letzte wichtige anthropomorphe Merkmalskombination
(5) nimmt eine Sonderstellung ein und wird deshalb gesondert besprochen.
(2) Gott
ist ein wandelbarer Geist.
Da Gott nicht unmittelbar erkennbar in
Erscheinung tritt, stellt man sich ihn durchweg als unsichtbares Wesen vor, das
man als Geist bezeichnet. Das Geistige seines Wesens wird von den Religionen
als sein Hauptwesenszug angesehen. Dabei ist Folgendes zu bedenken: Erstens,
wenn etwas nicht erkennbar ist, muss es nicht automatisch unsichtbar (also
körperlos) sein! Und zweitens, das geistige Wesen Gottes darf nicht im
Widerspruch zu seiner Allmacht stehen.
Da Gott allmächtig ist, kann er zwar definitiv auch ein reiner Geist (analog zur Seele) sein. Er muss es aber nicht! Schließlich kann Gott auch alles andere sein.Da ein Geist auch einen Körper
beseelen kann, so wie unser Geist unseren Körper beseelt, dürfen wir deshalb
auch seine körperliche Existenz nicht ausschließen. Wer Gott ausschließlich als
puren Geist charakterisiert, kann ihn damit nicht ohne Beschränkung seiner
Allmacht widerspruchsfrei definieren und bestätigt damit die religionsphilosophische
Aussage der angeblichen Undefinierbarkeit Gottes. Um dies zu vermeiden, definieren wir Gott aus naturwissenschaftlicher
Sicht besser als wandelbaren Geist, bzw. als körperlich und geistig beliebig wandelbarer
übernatürlichen Akteur. Durch seine Wandelbarkeit kann er alles sein und
ist deshalb auch für die Menschheit nicht unmittelbar erkennbar. Diese
eindeutige Definition ist auch im Einklang mit den wichtigsten historischen
Gottesvorstellungen.
(3) Gott
ist unsterblich.
Unsterblichkeit
definiert sich in Zusammenhang mit Leben. Gott ist ein übernatürliches Wesen, das
seit ewigen Zeiten für ewige Zeiten lebt.
Leben in seiner allgemeinsten Form ist durch Aktion definiert. Da Gott
allmächtige ist und sich in alles verwandeln kann, definiert sich sein Leben
durch Veränderung, nicht durch Statik. Die oft zitierten Aussagen: „Gott ist unveränderlich und die Welt ist
veränderlich“ oder: „Gott ist ein
ruhender außenstehender Beweger, der alles verursacht hat“, führen auf die
Schriften von Platon und Aristoteles zurück. Sie sind eine unzutreffende
Beschreibung seines Lebens, das aufgrund seiner Allmacht und Wandlungsfähigkeit
sicherlich bewegter als ein Menschenleben ist. Da alle Lebewesen einen
Lebenszyklus durchlaufen und eine Metamorphose erfahren, sollten wir dies erst
recht nicht bei einem überirdischen Lebewesen ausschließen. Sein Leben, das gewiss
nicht auf biologisches Leben beschränkt ist, kann sich mehr ändern, als wir es
uns in unserer Fantasie vorstellen können. Es darf also nicht so definiert
werden, dass seine Allmacht eingeschränkt wird. Naturwissenschaftlich ist deshalb die Unsterblichkeit Gottes durch zwei
Aussagen definiert: Er führt sein Leben in beliebig wechselnder Form ohne jede
Einschränkung, und sein Leben hat keinen Anfang und kein Ende. Diese
widerspruchsfreie Definition ist auch im Einklang mit den wichtigsten
historischen Gottesvorstellungen.
(4) Gott
ist allgegenwärtig
Damit wird Gott nicht als Wesen im üblichen
Sinn, das lokalisierbar ist, definiert. Als allmächtiges Geistwesen kann es
sich überall gleichzeitig aufhalten. Unter einem allgegenwärtigen Geist kann
man sich eine unsichtbare Person vorstellen, die sich überall an allen Orten
des Universums gleichzeitig aufhalten kann. Sobald aber für diesen
personifizierten Geist alle Orte in anderen Lebewesen oder Objekten
ausgeschlossen werden, schränkt man seine Allgegenwart ein und erzeugt damit
einen Widerspruch zu seiner Allmacht.Nur wenn sein Geist das gesamte Universum beseelt - einschließlich der
gesamten belebten und unbelebten Natur, dann ergibt sich kein Widerspruch. Damit impliziert seine Allgegenwart
automatisch, dass er Teil von allem ist. Dies die einzig korrekte Form der naturwissenschaftlichen
Definition von Allgegenwart, bei der kein Ort ausgeschlossen werden darf. Meist
wird in den verschiedenen historischen Gottesvorstellungen die Allgegenwart
Gottes nur impliziert und deshalb nicht eindeutig definiert.
(5) Gott ist
vollkommen und allwissend. Besser: Gott ist die absolute Intelligenz.
Diese Merkmalskombination stellt eine in allen
Weltreligionen als wichtig akzeptierte tertiäre Merkmalskombination dar, die
Gott mit qualitativ und quantitativ überhöhten anthropomorphen Merkmalen weit
über die Menschen stellt. Damit ergänzt sie die fundamentalen rein göttlichen
Eigenschaften (1) bis (4), die rein übernatürlich sind. Natürlich ist es
möglich, Gott als allmächtigem Wesen auch menschliche Eigenschaften
zuschreiben, schließlich könnte er alles sein und auch andere Eigenschaften
haben, solange sie sich nicht widersprechen. Da auch Menschen durch einen
gewissen Grad von Vollkommenheit und Wissen beschrieben werden können und da
diese Begriffe viele Interpretationsmöglichkeiten offen halten, können sie nur
unter bestimmten Bedingungen als rein
göttliche bzw. übernatürliche Merkmaleklassifiziert werden. Dies führt häufig zu Widersprüchen und damit zum
Verlust der Eindeutigkeit der Definition Gottes, was eine
naturwissenschaftliche Definition Gottes nicht zulässt. Dies wird im Folgenden
im Kontext mit der religionsphilosophisch postulierten Undefinierbarkeit Gottes
diskutiert.
Zwischenbilanz
Nur mit seiner Allmacht kann Gott die Ursache
der belebten und unbelebten Welt sein. Mit seinen eindeutig definierten rein
göttlichen Merkmalen (1) bis (4) kann er ebenso eindeutig als übernatürliches
Wesen definiert werden. Gott definiert
sich damit als allmächtiger, allgegenwärtiger, unsterblicher und wandelbarer
Geist. Wenn ihm eine dieser vier Eigenschaften zu einem beliebigen Zeitpunkt
fehlt, dann verliert er seine Gottheit, da dann ein anderer Gott über ihm
stehen könnte. Da keine Religion diese fundamentalen göttlichen Merkmale
leugnen kann, ist die Definition Gottes mit diesen vier Merkmalen völlig
unabhängig von allen Religionen. Sie ist auch völlig unabhängig davon, ob
Menschen an Gott glauben oder nicht. Ein
Gott ist eben ohne diese vier fundamentalen übernatürlichen Merkmale kein
glaubwürdiger Gott. Keine Religion, deren Gottheit ernst genommen werden
will, kann ihm deshalb eines davon aberkennen. Da alle Religionen zusätzlich
eine intensive Beziehung zwischen Gott und den Menschen postulieren, muss er
auch ausgeprägte menschliche Eigenschaften besitzen, die ihn weit über die
Menschen stellen und die deshalb ebenfalls als göttlich bezeichnet werden
können. Dies drückt sich in der Merkmalskombination (5) aus, die ihm absolute
Intelligenz bescheinigt.
Andere Lebensformen, die in anderen
Sonnensystemen leben, könnten Gott vielleicht ganz anders definieren, weil sich
ihr Leben vielleicht durch völlig andere Merkmale auszeichnen könnte als unseres
und weil sie deshalb auch ganz andere Vorstellungen von Gott entwickeln könnten
als wir. Wenn wir also von göttlichen Merkmalen sprechen, die Gott von uns
eindeutig unterscheiden, dann können wir nur das klar definieren, was uns
begrifflich zur Verfügung steht und was wir uns aus menschlicher Sicht und
Erfahrung auch vorstellen können. Alles andere entzieht sich unserem
Verständnis und unserem Vorstellungsvermögen.
Zur
Definition Gottes im Christentum
Die Definition Gottes über seine fundamentalen
übernatürlichen Merkmale (1) bis (4) ist auch für den Gott der Juden, der
Christen und des Islams gültig. Sie definiert den Gott, der über allem steht,
über allen Göttern der Vergangenheit und über allen anderen Gott-ähnlichen
Wesen (Engel, Heilige, …). Es ist immer derselbe Gott Abrahams, auch wenn er
unterschiedliche Namen trägt. Die beiden Bücher des alten und neuen Testaments
vermitteln uns deshalb auch eine Gottesvorstellung, die u.a. unserer Definition
entspricht.
Das Problem der monotheistischen Religionen
entsteht durch eine weitergehende widersprüchliche Beschreibung Gottes, die
über die vier fundamentalen Eigenschaften hinausgeht. Gott wird dabei in der
Regel mit sehr menschenähnlichen Charakterzügen beschrieben, bei denen aber
insbesondere im Christentum nur das Positive seiner Vollkommenheit zugrunde
gelegt wird.
Im apostolischen Glaubensbekenntnis heißt es
u.a.: Ich glaube an Gott, den Vater, den
Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde. Gott wird damit als
allmächtig definiert, weil er der Schöpfer des Universums und allen Lebens ist.
Damit bleibt die Frage offen, was vorher war, ob er vor seinem Himmelreich im
Nichts lebte und sich als erstes selbst aus dem Nichts erschaffen hat. Da er
allmächtig ist, ist nichts ausgeschlossen und da er ewig lebte, konnte er in
einem ewigen Kreislauf zuvor in anderen Formen und anderen Welten gelebt
haben.Ferner heißt es: …Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen
Sohn,… Damit glaubt man, dass Gott auch als Mensch auf der Erde (in unserer
Welt) in Erscheinung treten kann. Ferner: …er
sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen, zu
richten die Lebenden und die Toten. Damit wird Gott als Person mit
menschlichen Eigenschaften (Herrscher und Richter) definiert, was ebenfalls in
seiner Allmacht enthalten ist. Ferner: …Vergebung
der Sünden, Auferstehung der Toten… Damit wird Gott als Herr über Leben und
Tod definiert, der die Menschenwieder
in ihrer früheren Form körperlich und geistig zu leben kommen lässt.
Ferner:…das ewige Leben. Da Gott
per definitionem ewig lebt, glaubt man auch, dass er auch den Menschen früher
oder später ein ewiges Leben zubilligt. Jeder Mensch, der Gott im „Vater unser“
anbetet, glaubt an seine Anwesenheit und Allgegenwart auf unserer irdischen
Welt. Da er ihn im Gebet auch um etwas bittet, z.B. … gib uns unser tägliches Brot…, glaubt er auch daran, dass er auch
in die Ereignisse der Welt eingreift. Alles, was im Glaubensbekenntnis
aufgeführt ist, darf aufgrund der Allmacht Gottes nicht ausgeschlossen werden.
Zu (1):
Gott ist allmächtig.
Die Allmacht Gottes wird in der Bibel nie in
Frage gestellt. Ein Christ, der die Allmacht Gottes bestreitet, lügt im
Glaubensbekenntnis, da er sich zu ihr explizit bekennt. Ein allmächtiger Gott
kann alles. Er kann alle in der Klassifikation genannten Funktionen und
Charaktere haben, alle vorstellbaren metaphysischen Eigenschaften, ein
beliebiges Verhältnis zu den Welt und den Menschen haben und weitgehend
beliebigen personifizierten Gottesvorstellungen entsprechen, aber nur, solange
keine Widersprüche zu den fundamentalen Merkmalen erkennbar sind. Er kann, wie
die Bibel besagt, unser Schöpfer und der Schöpfer von Himmel und Erde sein; er
kann auch als König, Herrscher, Richter, Erlöser, Heilsbringer usw. bezeichnet
werden; er kann alle menschlichen und andere Eigenschaften besitzen; er kann
außerhalb der Welt oder in unserer Welt zu leben; er kann in die Ereignisse der
Welt eingreifen oder auch nicht usw. Ein allmächtiger Gott kann nach Belieben
alles. Und wir Menschen können uns nicht anmaßen zu wissen, was er wirklich
will und was er macht und was nicht.
Abweichungen von den Naturgesetzen sind mit den
modernen Techniken der Naturwissenschaften, seit es sie gibt, nicht beobachtet
worden. Wir müssen also davon ausgehen, dass es keine Wunder gibt. Ein Gott
muss auch keine Wunder wirken, da alles, was auf der Welt geschieht, nach
seinen Regeln abläuft. Sein Wille, mit dem er seine Allmacht ausübt, zeichnet
sich durch absolute Intelligenz aus. Sie offenbart sich darin, dass das gesamte
Geschehen im Universum von Anfang an keiner weiteren Korrekturen per Wunder
bedarf.Deshalb darf die Allmacht Gottes
nicht durch Wunder definiert werden, sondern nur damit, dass er mit seinen
Gesetzen seinen Willen umsetzt und mit ihnen alles Geschehen im Universum
beherrscht. Seine Allmacht ist demnach keine willkürliche Allmacht, sondern
eine bewusste und intelligente Allmacht, die eine höhere Absicht und einen
höheren Sinn verfolgt.[18] Dies wird durch keine
Religionen in Frage gestellt.
Zu (2): Gott
ist ein wandelbarer Geist.
Die Wandelbarkeit Gottes und sein geistbeseeltes
Wesen und sein Auftreten sowohl als Geist als auch als körperliche Person
werden in der Historie der Religionen nie in Frage gestellt. Dem göttlichen
Geist wird nicht nur in der Bibel ein Bezug zu dem menschlichen zugeschrieben.
Schon Seneca (1-65) formulierte wie folgt: „Die Vernunft ist nichts anderes als ein Teil des göttlichen Geistes, der
in den menschlichen Körper hineingesetzt ist“. Alle Lebewesen haben
einen Körper und sind von einem mehr oder weniger ausgeprägten Geist (im Sinne
von Bewusstsein und Unterbewusstsein) beseelt. Körper und Geist bilden eine
Einheit. Dies kann bei Gott ebenso sein, aber auch völlig anders. In der
Dreieinigkeit wird im christlichen Glauben Gott sowohl als Geist als auch als
Person (Vater, Sohn und heiliger Geist) beschrieben. Seine Wandelbarkeit wird
in der biblischen Beschreibung nie in Frage gestellt. Als Geist kann er
einerseits ein eigenständiges geistiges Lebewesen führen und andererseits auch
einen oder viele Körper beseelen, so wie unser Geist unseren Körper beseelt und
in ihm aktiv ist. Im Gegensatz zu uns Menschen ist der Geist Gottes keinerlei
speziellen Bedingungen unterworfen. Er kann das ganze All erfüllen und überall
leben, geistig präsent und aktiv sein - im Himmel und auf Erden, im Vakuum, in
der glühenden Hitze der Sonnen, in jedem einzelnen Atom, in jedem Lebewesen, in
jedem Menschen. Nichts dürfen wir aufgrund seiner Allmacht ausschließen.
Auch wir können mit unserem Geist scheinbar
unabhängig von unserem Körper ein nahezu eigenständiges geistiges Leben führen.
Wie unser Geist in uns lebt, das wissen wir nicht nur naturwissenschaftlich,
sondern auch aus eigener Erfahrung. Er beschäftigt sich mit den Informationen,
die er aus unseren Sinnesorganen erhalten hat. Er empfängt Signale, verarbeitet
sie in unserem Gehirn, speichert sie ab und nutzt sie nach Bedarf beim Denken,
Träumen, Phantasieren usw. So sammelt er sein Wissen und so lebt er. Diese
Arbeit charakterisiert nicht nur unseren menschlichen Geist, sondern generell
die Arbeit eines beliebigen Geistes[19].Deshalb können wir uns die Natur und die
Aktivität des göttlichen Geistes und sein geistiges Leben in ähnlicher Art und
Weise vorstellen, wie wir es mit unserem menschlichen Geist machen. Analog zu
dem Wissen und der Intelligenz unseres Geistes. aber qualitativ und quantitativ
absolut perfekt, stellen wir uns auch die Fähigkeiten des Geistes, den wir als
Gott bezeichnen, vor.
Zu (3): Gott
ist unsterblich
Nach christlichem Glauben hat Gott hat schon
immer existiert und wird nach biblischer Offenbarung die Welt am Jüngsten Tag
richten. Für Gott und die Ewigkeit gibt es keinen Beginn der Zeit und kein Ende
der Zeit. Ewiges Leben definiert sich auch naturwissenschaftlich als Leben ohne
Anfang und ohne Ende. Sehr wohl gibt es aber einen Beginn und ein Ende des
Universums, einen Beginn und ein Ende des biologischen Lebens und einen Beginn
und ein Ende unseres persönlichen Lebens.
Nur wer allmächtig ist, kann auch dafür sorgen,
dass er ewig lebt. Ein toter bzw. sterblicher Gott wäre auch kein Gott, denn
dann wäre er für die Menschen bedeutungslos. Ein Gott, der nicht immer für
irgendetwas von Bedeutung ist, würde schwerlich einen Sinn erkennen lassen. Ein
Gott, der einmal gelebt hatte und z.B. nach der Schaffung des Universums
gestorben sein sollte, wäre nie allmächtig gewesen. Mehr noch, ein Gott, der
gegenwärtig nur existiert aber absolut nichts macht, kann auch kein Gott sein,
denn dann wäre er ebenfalls weder für die Menschen noch umgekehrt von Bedeutung.
Da sowohl
geistiges Leben als auch körperliches Leben stetige Aktivität impliziert, kann
man nur dann von einem ewig lebenden Gott sprechen, wenn er auch ewig aktiv
ist. Dies steht im Einklang mit allen Religionen.
Die Form und die Artdes göttlichen Lebens ist uns dennoch nicht
bekannt. Die uns bekannten Lebewesen sind biologischer Natur. Sie bestehen aus
organischen Stoffen, die ausnahmslos ziemlich unstabil sind. Deshalb können sie
nur unter sehr speziellen Bedingungen leben und sterben nach einer gewissen
Lebensdauer. Da Gott allmächtig ist und ein riesiges Universum erschaffen hat,
da er ewig lebt und auch überall leben kann, auf der Erde, im Himmel aber auch
im Nichts, im absoluten Vakuum usw., kann er kein Lebewesen aus Fleisch und
Blut sein, das biologischen oder genetischen Regeln folgt – eher sind seine
Lebensmerkmale verborgen in unseren enthalten. Das Leben Gottes ist also gewiss
nicht biologisch definiert. Es ist eine völlig andere Art des Lebens. Dazu
machen die Religionen keine Aussagen.
Leben ist ein zeitabhängiger Prozess. Wer die
Zeit anhält, hält auch das Leben an. Da Gott ewig lebt, müssen wir davon
ausgehen, dass er sich auch ständig verändert, da sich alles, was lebt,
innerlich, äußerlich und geistig pausenlos verändert. Die ganze Welt und das
ganze Universum ändert sich ständig. Hinter diesen Veränderungen könnte sich
eine uns unbekannte Form des Lebens verbergen. Unser körperliches Leben wird -
wie alles biologische Leben, durch unser Erbgut bestimmt. In den Zellen aller
lebenden Organismen werden ständig genetische Informationen[20] verarbeitet. Geistiges
Leben wird durch unsere Erinnerungen bestimmt. Das Leben unseres Geistes ist
eine andere Art des Lebens. Auch er lebt und arbeitet ständig mit
Informationen, die er selbst in unserem Gehirn neuronal abgespeichert hat.
Leben ist ständig aktiv. Etwas, das völlig
erstarrt ist und keinen zeitabhängigen Prozessen unterworfen ist, lebt auch
nicht. Etwas in diesem Sinne Lebloses gibt es nicht einmal im Vakuum, was die
Quantenmechanik beweist.[21] Materie und Energie leben
ununterbrochen, könnte man sagen, da sie durch zeitabhängige Materiewellen oder
elektromagnetische Wellen beschreibbar sind und da die Elementarteilchen sogar
am absoluten Temperaturnullpunkt noch in Bewegung sind. In einem einfachen Bild
kreisen sie um ihre Atomkerne wie die Planeten um die Sonne. Energie und
Materie als tot zu bezeichnen, ist deshalb nur im Sinne von biologisch tot gerechtfertigt.
Natürlich könnte ein allmächtiger Gott
gleichzeitig oder nacheinander in beliebigen uns bekannten oder aber auch
unbekannten Formen als biologisches Lebewesen, als Person, als Geist, als
Natur, als Energie, als Information usw. leben. Das ewige Leben Gottes bezieht
sich deshalb gewiss nicht allein auf das uns bekannte biologische Leben. Dies
erfordert eine allgemeine Definition des Lebens, die auch andere Formen des
Lebens zulässt. Leben könnte durch Aktionen definiert werden, die durch einen
Willen (Geist) veranlasst werden. Eine derartige Definition könnte
beispielsweise über Informationsverarbeitungerfolgen, da auch biologisches Leben ohne Informationsverarbeitung nicht
auskommt und da weitere göttliche Eigenschaften in der Informationsverarbeitung
enthalten sind[22].
Zu (4):
Gott ist allgegenwärtig.
Deshalb stellt man sich ihn als Geistwesen vor,
das den ganzen Raum erfüllen kann. Auch im christlichen Glauben ist Gott als
unsichtbare Person und Beobachter allen Geschehens zusätzlich zu allen anderen
Person, Wesen und Dingen, von denen er eindeutig getrennt definiert wird, allgegenwärtig.
Diese spezielle christliche Festlegung der Allgegenwart Gottes (außerhalb
seiner Geschöpfe und seiner Schöpfung) schränkt sie ein. Darüber hinaus steht
sie sogar im Widerspruch zu biblischen Aussagen, denen zufolge der Odem Gottes als Teil Gottes auch in uns
verankert ist und dass Personen (Auserwählte, Propheten, Heilige…) von seinem
Geist beseelt sein können. Die Allgegenwart des göttlichen Geistes ist damit
christlich nicht eindeutig definiert. Unabhängig davon ist seine Anwesenheit an
allen Orten der Welt ein zentraler Bestandteil aller Religionen, denn ansonsten
wäre er für die Christen, die überall auf der Welt verteilt sind, kein
Ansprechpartner und es wäre sinnlos ihn an beliebigen Orten anzubeten, ihn zu
verherrlichen, ihm zu dienen, ihn um Vergebung oder Erlösung zu bitten usw. Da
alle Wesen aus Fleisch und Blut grundsätzlich lokalisierbar und sichtbar sind,
führt uns auch diese Eigenschaft Gottes vor Augen, dass er kein Wesen aus
Fleisch und Blut sein kann.
Im strengen naturwissenschaftlichen Sinn impliziert
seine Allgegenwart allerdings, dass er an jedem Ort, also auch mikroskopisch in
jedem Atom jeder Sache und jedes Lebewesens im gesamten Universum
allgegenwärtig ist. Naturwissenschaftlich
ist die Allgegenwart Gottes eindeutig definierbar. Sie unterscheidet sich damit ganz wesentlich von der religiösen
Definition, die seine Allgegenwart einschränkt und dadurch
in Frage stellt.
Zu (5):
Gott ist vollkommen und allwissend. Besser: Gott ist die absolute Intelligenz.
Diese Merkmalskombination folgt ebenfalls aus
seiner Allmacht und ist Bestandteil aller wichtigen Religionen, bei denen Gott
als Vorbild für die Menschen gilt. Ein Gott, dem man diese göttlichen Eigenschaften
absprechen würde, der wäre keiner, vor dem die Menschheit Respekt und Ehrfurcht
hätte. Wissen und Verstand sind Fähigkeit eines Geistes. Unter der
Allwissenheit Gottes verstehen wir, dass ihm nichts entgeht und dass er nichts
vergisst. Also weiß er alles, was geschehen ist, was aktuell geschieht und was
geschehen wird. Da er allmächtig ist, versteht er auch alles, was er weiß und
kann es auch umsetzen. Also zeichnet ihn nicht nur höchstes Wissen sondern auch
höchster Verstand und damit höchste Intelligenz aus. Wer absolut intelligent
ist, der macht auch keine Fehler. Folglich ist alles, was er macht, perfekt und
makellos. Perfektion und Vollkommenheit sind entsprechend dieser Logik eng mit
dem Begriff der Intelligenz verbunden.Vollkommenheit impliziert höchste Intelligenz und höchste Genialität,
d.h. Gott kann alles unvorstellbar besser und vollkommener als alle anderen Lebewesen
des Universums.
Im christlichen Glauben ist Gott ausschließlich
im positiven Sinne vollkommen und allwissend, sonst könnte er nicht alleiniger
Richter der Menschheit sein. Vollkommenheit im positiven Sinn sowie höchstes
Wissen, höchste Weisheit, höchste Intelligenz nehmen eine Sonderstellung in der
Beschreibung Gottes ein, um zu verdeutlichen, dass er als Höchster und Erhabenster weit über den Menschen steht.
Vollkommenheit und Unvollkommenheit, Wissen und Unwissen sowie Intelligenz und
Dummheit sind Begriffe, die eng miteinander verknüpft sind und die wir von uns
Menschen sehr gut kennen. Aber: Vollkommenheit kann sich sowohl auf das Gute
als auch auf das Böse beziehen, auf Moral und Unmoral, auf Ordnung und Chaos
usw.
Viele Christen sind der Meinung, Gott müsste das
Leid auf dieser Welt verhindern und das Treiben des Teufels beenden. „Entweder er kann es nicht, dann ist er nicht
allmächtig, oder er will es nicht, dann ist er nicht vollkommen“, argumentieren
sie. Diese Widersprüche kommen allein dadurch zustande, dass die göttliche
Vollkommenheit im christlichen Glauben nur auf das Positive bezogen wird.
Aber: Kann denn eine Welt mit positiven und
negativen Eigenschaften nicht vollkommen sein? Ist eine Welt ohne Gegensätze,
wie gut und böse, richtig und falsch, schön und hässlich, stark und schwach
usw. überhaupt vorstellbar? Hätte sich die Natur ohne Gegensätze überhaupt
evolutionär zu dem entwickeln können, was sie heute ist? Leben kann eben nur existieren,
wenn es sich von lebenden Organismen ernährt, d.h., des einen Lebewesen Freud‘, des anderen Leid. Auch wenn uns die einzelnen Wesen in der
Natur nicht vollkommen erscheinen, so könnte dennoch das Konzept der Natur, ihr
Design mit positiven und negativen Eigenschaften, vollkommen sein, d.h., von
höchster Intelligenz und Genialität zeugen. Vollkommenheit muss damit das ganze
Spektrum aller Möglichkeiten umfassen. Gottes Vollkommenheit darf nicht
eingeschränkt werden.
Die Theodizee ist aus diesem Grund nicht etwa
ein Problem der Definition Gottes, sondern ein Problem des christlichen
Glaubens. Verursacht wird es durch die spezifisch christliche
Gottesvorstellung, in der Gott als „all-gütig“ und „all-liebend“ ausschließlich
und vorbildlich als positiv menschlich dargestellt wird. Diese einseitige
Auslegung der Vollkommenheit bezieht sich auf Jesus Christus und widerspricht
vielen früheren Aussagen über Gott im alten Testament. Warum sollte es Gott als
allmächtigem Wesen nicht freistehen je nach Situation entweder positive oder
negative Eigenschaften der Menschen anzunehmen? Warum sollte es ihm nicht
freistehen, seine Allmacht auszuspielen oder auch nicht. Warum sollte er nicht
wie die Natur, die er als Schöpfergott geschaffen hat, gelegentlich grausam und
zornig und andererseits dann wieder liebend und gütig sein, wie es der
biblischen Beschreibung entspricht? Wer kann dies besser beurteilen als Gott
selbst?
Das gesamte Spektrum der Eigenschaften, die wir
uns Menschen zubilligen, können und dürfen wir Gott nicht absprechen. Wer
Probleme mit der Vollkommenheit Gottes hat, der hat automatisch Probleme mit
der Intelligenz Gottes und bezweifelt damit Gott als höchste geniale Instanz
und die Qualität seiner Schöpfung. Was höchste Vollkommenheit bedeutet und was
höchste Intelligenz offenbart, können wir Menschen nicht beurteilen. Die
Christenheit ist deshalb gut beraten, weder die Allmacht Gottes noch seine
Vollkommenheit und seine unvorstellbare Intelligenz anzuzweifeln.
Zusammenfassung
Das übernatürliche Wesen, das neben Gott auch
als Allah oder Jahwe beschrieben wird, lässt sich aus naturwissenschaftlicher
Sicht eindeutig und widerspruchsfrei mit den aufgeführten übernatürlichen, rein
göttlichen Merkmalen (1) bis (4), die Gott über allen anderen göttlichen und
irdischen Wesen stellt und einer anthropomorphen göttlichen Eigenschaft (5),
die Gott weit über die Menschen stellt, definieren. Nach ihnen ist Gott ein
allmächtiges, ewig aktives, allgegenwärtiges und wandelbares Geistwesen, das
höchste Intelligenz verkörpert. Nach dieser Definition kann keine andere
Gottheit über ihm stehen. Die religionsphilosophisch postulierte
Undefinierbarkeit Gottes wurde einerseits auf Widersprüche in der Beschreibung
seiner göttlichen Eigenschaften zurückgeführt sowie andererseits auf unerlaubte
Einschränkungen seiner rein göttlichen Eigenschaften, die automatisch mit einem
Verlust an Göttlichkeit und an Eindeutigkeit verbunden sind.
[1]Augustinus, De civitate Die, XII, 19.
[2] Dietrich Bonhoeffer, Akt und Sein 1931, München 1936,
94.
[3]
Oswald Spengler 1880-1936, Gedanken, Von der Religion.
[4] Karl Jaspers, Einführung in die Philosophie, 32.
[5] Francois de Sales,
Traité de l‘amour de Dieu V, 3.
[6] H.P.Owen: God, Concepts of in Encyclopedia of Philosophy, Bd.4, S.107-113, Thomas Gale Detroit
2006,
[7] John S. Mbiti: Concepts of God in Africa, S.P.C.K.
London 1975, S.27f.
[8] Brian Leftow: Eintrag: God, Concepts of in Routledge Encyclopedia of Philosophy, London
1998.
[9] Thomas Morris: The God of
Abraham, Isaac, and Anselm. In Anselmian Explorations: Essays in
Philosophical Theology, S. 10–25. University of Notre Dame Press, Notre
Dame (Indiana) 1987. Zitiert in John W. Cooper: Panentheism: The Other God
of the Philosophers, S. 14. Baker Academic, Grand Rapids 2006.
[10] Heinrich M. Schmidinger: Eintrag „Theismus“ in Walter
Kasper (Hrsg.): Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. 9, Sp.
1389. Herder,
Freiburg 2000.
[11]Ernest
Campbell Mossner: Eintrag „Deism“ in Donald Borchert (Hrsg.): Encyclopedia
of Philosophy, Bd. 2, S. 680–693.
[12] Dirk Hutsebaut: Anthropomorphic
and Non-Anthropomorphic God Representations and Religious Cognitive Styles: An
Empirical Study on a Sample of Adults with High Church Involvement. In
Hans-Georg Zieberts u. a. (Hrsg.): The Human Image of God, S. 361–377,
hier S. 363. Brill, Leiden 2001.
[13]Jerome
Arthur Stone: Religious Naturalism Today, S. 5 f., 10, 12.
[14] Hans Sixl, Grenzen
und Möglichkeiten einer Natürlichen Theologie in: Glaube und Denken,
Jahrbuch der Karl-Heim-Gesellschaft 2012.
[15]M.
Chossat: Eintrag Dieu (connaissance
naturelle de) in Alfred Vacant, Eugène Mangenot (Hrsg.): Dictionnaire de théologie catholique,
Bd. 4, S. 757. Letouzey
et Ané, Paris 1911.
[16]
Heinrich Rickert: Zur Lehre von der
Definition. 3. verbesserte Aufl. J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) Tübingen 1929.
[17] Ilkka Pyysiäinen: Supernatural
Agents, S. 12; Todd Tremlin: Minds and Gods: The Cognitive Foundations
of Religion, S. 144. Oxford University Press, New York 2006.
[18]
Hans Sixl, Auf der Suche nach Gott – aus
naturwissenschaftlicher Sicht. Tabularasa Nr.73 , 2012.
[19]
Hans Sixl, Geist und Leben aus naturwissenschaftlicher Sicht. Tabularasa
Nr.71 (1) 2012.
[20]
Es handelt sich dabei um die Erbinformationen, die in den Zellkernen
gespeichert sind.
[21]
Das Vakuum ist erfüllt von Nullpunktsschwingungen.
[22]
Hans Sixl, Göttliches aus
naturwissenschaftlicher Sicht. Wagner Verlag 2010.
>> Kommentar zu diesem Artikel schreiben. <<
Um diesen Artikel zu kommentieren, melden Sie sich bitte hier an.
HeinzBoxan 02.02.2013 20:16
Ich glaube aus purer Angst vor dem Ungewissen nach dem Tod haben sich die Menschen, als sie sich ihrer bewusst wurden, Götter und Religionen geschaffen. Es gibt sicher ein uns nicht verständliches, nicht erklärbares “SEIN“, weil wir sind, ein Bewusstsein haben, weil wir denken. Decartes. Aber wir wissen, dass wir nichts wissen. Sokrates. Religionen sind Märchen und Trugbilder. Sie haben der Menschheit mehr Leid als Nutzen gebracht. Und sie wirken noch immer. Die Evolution hat es dem Homo erectus ermöglicht Verstand zu entwickeln……
kubangert 17.04.2012 16:49
Hans Sixl hat recht, wenn er eine eindeutige Definition für den Begriff Gott anmahnt. Ohne diesen Begriff zu definieren, wissen wir nicht, wovon wir reden. Darum ist Sixls Kritik an jenen berechtigt, die – aus welchen Gründen auch immer – sich weigern, Gott zu definieren: vielleicht weil sie meinen, damit etwas zu definieren (=begrenzen), das im Grunde undefinierbar (unbegrenzt) bleiben muss. Wer behauptet, dass es Gott gibt, muss diesen Gott ebenso definieren wie derjenige, der behauptet, dass es ihn nicht gibt. Da ist Sixl jedenfalls zuzustimmen. Beschreibung: Bei dem Versuch, Gott zu definieren, geht Sixl zunächst von allgemein üblichen Eigenschaften aus, die Gott zugeschrieben werden, nämlich: (1) Gott ist allmächtig. Sixl präzisiert den Satz, indem er anfügt, Gottes Allmacht sei die Fähigkeit, „bewusst bzw. willentlich das Naturgeschehen zielgerichtet zu generieren und zu steuern“. Allerdings will Sixl Gottes Allmacht nicht so verstanden wissen, dass er etwa Wunder in dem Sinne bewirke, dass dabei Naturgesetze durchbrochen würden. (2) Gott ist wandelbarer Geist. Sixl präzisiert dies dahingehend, dass Gott ein körperlich und geistig beliebig wandelbarer übernatürlicher Akteur sei. Gott kann durch seinen Geist das ganze All erfüllen. (3) Gott ist unsterblich. Präzisiert wird dies durch die Aussage: „Er führt sein Leben in beliebig wechselnder Form ohne jede Einschränkung, und sein Leben hat keinen Anfang und kein Ende“. Unsterblichkeit setzt Leben voraus, aber Leben, so wie Sixl es in Bezug auf Gott definiert, beschränkt sich nicht nur auf biologisches Leben, sondern berührt auch alle Kräfte und Energien, die in aller Materie stecken. Insofern weitet er – m.E. zu Recht! – den Lebensbegriff auf das Anorganische aus, das ständig in Bewegung ist und nur als tot in einem streng biologischen Sinne zu betrachten ist. (4) Gott ist allgegenwärtig. Das wird durch die Aussage präzisiert, dass Gott „Teil von allem ist“. Damit definiert er Gott nicht im Sinne eines lokalisierbaren Wesens, sondern im Sinne einer überall anwesenden, aber nicht-sichtbaren geistigen Präsenz. (5) Gott ist vollkommen und allwissend. Er präzisiert dies noch als „absolute Intelligenz“. Dem Einwurf der Theodizee-Frage (warum lässt ein allmächtiger und zugleich gütiger Gott Katastrophen zu?) entgegnet Sixl mit der Kritik, dass nur derjenige damit ein Problem hat, der von Gott ausschließlich Gutes erwartet. Das sei aber ein einseitiges Gottesverständnis. Also: „Gott definiert sich als allmächtiger, allgegenwärtiger, allwissender, unsterblicher, vollkommener und wandelbarer Geist.“ Sixl sieht darin „übernatürliche Merkmale“, ohne die Gott nicht Gott wäre. „Keine Religion, deren Gottheit ernst genommen werden will, kann ihm deshalb eines davon aberkennen.“ Sixl hat wohl recht, wenn er diese Charaktereigenschaften als typisch für die nahöstlichen Religionen des Judentums, des Christentums und des Islams betrachtet. Kritik: Gleich im ersten Absatz scheint der Autor zu unterstellen, es gebe „eindeutige Kernaussagen der Religionsgeschichte“. Das ist natürlich so nicht richtig. Gerade die Weigerung, Gott zu definieren, die Sixl weiter unten kritisiert, zeigt ja, dass man sich vor solchen eindeutigen Kernaussagen in der Religionsgeschichte oft gedrückt hat. Sixl beklagt ja auch „den offensichtlichen Mangel an Eindeutigkeit“. Auch bei den Weltreligionen stellt er fest, dass sie nicht über denselben Gott sprechen. Er zeigt zudem auf, wie sich die Gottesvorstellungen weltweit und von Zeit zu Zeit unterschieden haben. Insofern wird man nicht von „eindeutigen Kernaussagen der Religionsgeschichte“ sprechen dürfen. Sixl sagt, eine Definition müsse „widerspruchsfreie Merkmale“ aufweisen. So wünschenswert im Allgemeinen widerspruchsfreie Definitionen sind, so wenig wird man diesen Anspruch im Hinblick auf Gott aufrecht erhalten können. Vielmehr haben mehrere Theologen (z.B. Karl Rahner) darauf hingewiesen, dass jedem Versuch, Gott zu definieren, gleich die Infragestellung einer solchen Definition hinterhergeschickt werden müsse, weil sich jede Präzisierun oder Definition, jeder Versuch, Gott eindeutig zu machen, als fragwürdig herausstellen muss. Fett erscheinent Sixls Aussage: „Alle Religionen gehen grundsätzlich davon aus, dass Gott ein wirklich real existierendes übernatürliches geistiges Wesen und keine Sache ist.“ Ist das wirklich so? Zum einen: nicht alle Religionen bekennen sich zu Gott als einem übernatürlichen Wesen. Der Buddhismus beispielsweise glaubt ein solches übernatürliches Wesen nicht zu benötigen. Dann ist der Begriff „Übernatürlichkeit“ natürlich problematisch, aber das weiß Sixl selbst und erläutert ihn ja auch dahingehend, dass er damit nicht die Durchbrechung von Naturgesetzen meint. Die meisten Gottgläubigen würden der Definition Gottes, wie Sixl sie hier vorstellt, vermutlich zustimmen (allmächtig, geistig, unsterblich, allgegenwärtig, allwissend, vollkommen). Allerdings wäre zu fragen, inwieweit diese Merkmale von unserem eigenen Selbstverständnis geprägt sind und Überhöhungen unserer Selbst darstellen. Sind dies nicht auch ins Unermessliche gesteigerte anthropomorphe Merkmale? Weil wir in unserer Macht begrenzt sind, muss Gott allmächtig sein. Weil wir Menschen uns vor allem durch unseren Geist von anderen Lebewesen unterscheiden, ist Gott nichts als Geist. Weil wir unter unserer Sterblichkeit leiden, muss Gott unsterblich sein. Weil wir nicht überall gleichzeitig sein können, schreiben wir Gott diese Fähigkeit zu. Weil wir in unserem Wissen begrenzt sind, halten wir Gott für allwissend. Weil wir uns als unvollkommen erleben, bezeichnen wir Gott als vollkommen. Ob er das alles tatsächlich ist, ist freilich eine Frage, die wir (naturwissenschaftlich) nie beantworten können, weil wir Gott nicht mit unseren Sinnen oder unseren physikalischen Instrumenten untersuchen können. Gott ist uns nicht zugänglich außer durch subjektives Erleben, das keinerlei Beweiskraft hat. Zudem hat die christliche Religion die traditionellen Definitionen Gottes, wie sie Sixl auf seine ganze neue Weise vorliegt, wiederholt in Zweifel gezogen: Ist Gott wirklich allmächtig (angesichts großen Leids in der Welt)? Erweist er sich nicht gerade als ohnmächtig? Ist Gott vielleicht nicht nur unsichtbarer Geist, sondern auch in allem Sichtbaren, das wir sehen? Ist Gott wirklich unsterblich? Glaubt der Christ nicht gerade an einen gestorbenen Gott (an einen gleichsam aus dem Himmel heruntergeholten und in die Trübsal dieser Welt hereingekommenen Gott)? Zeigt es sich nicht, dass Gott gerade nicht allgegenwärtig ist, sondern in vielfältiger Weise abwesend? Ist das nicht gerade sein auffälligstes Merkmal? Und woher wissen wir, dass Gott wirklich alles weiß und alles sieht und alles zur Kenntnis nimmt? Leiden wir nicht gerade oft darunter, dass Gott seine Augen verschließt und so tut, als sähe und höre er nichts? Und was meinen wir mit seiner Vollkommenheit? Schafft er nicht zugleich Gutes und Böses, Leben und Tod? Diese Fragen zeigen zumindest, dass Gott sich eindeutigen Definitionen zu entziehen scheint.
Warszawski 05.02.2012 11:22
Eine ausgezeichnete Recherche, die für weitere Arbeiten sehr nützlich sein wird.
publizist 02.02.2012 12:40
Schon der erste Satz der Einleitung ist unhaltbar. Der Rest: Geschenkt.