Erschienen in Ausgabe: No 75 (5/2012) | Letzte Änderung: 08.02.13 |
von Ingrid Groß
Marie Jean Antoine
Nicolas Caritat, Marquis de Condorcet (1743-1794), wird als einer der letzten
Philosophen und Enzyklopädisten betrachtet. Ferner gilt er – durch seinen
„Entwurf einer historischen Darstellung der Fortschritte des menschlichen
Geistes“ – als einer der wichtigsten Vertreter des Fortschrittsoptimismus und
Denker der Aufklärung vor und während der Zeit der Französischen Revolution.
Darin postuliert er, dass der Mensch aufgrund seines Strebens nach verbesserten
Bedingungen seines Daseins die Idee des Fortschrittes in sich trägt.
Somit erklärt sich Condorcets
Geisteshaltung wie folgt: Im Vordergrund allen Tuns stehen unverrückbar die
menschliche Vernunft und das Streben nach Wahrheit und rationaler Aufklärung.
Innerhalb des „siècle des lumières“ repräsentiert Condorcet die gebildeten
Abgeordneten der Legislative und des Konvents, die in den Ausschüssen die
Gesetzesarbeit ausführen und auf diese Weise das Gedankengut der Aufklärung
verwirklichen.
Stephan Lüchinger argumentiert in
seinem 2002 erschienen Werk „Das politische Denken von Condorcet (1743-1794)“,
dass Condorcet zwar politisch sehr engagiert war, seine staats-, wirtschafts-
und gesellschaftsgestaltenden Ideen aber weder in der Zeit der Französischen
Revolution noch in der Nachwelt entsprechend beachtet wurden.[1] In einer Zeit
wirtschaftlichen und politischen Umbruchs fehlte es der Bevölkerung an Wissen
und Geduld, auf die Auswirkungen langfristiger Maßnahmen viele Jahre warten zu
müssen. Frankreich forderte eine Revolution, keine überlegten Reformen, welche
erst nachhaltig Fortschritte mit sich bringen. Dieser Umstand und die Tatsache,
dass es Condorcet an politischer und moralischer Unterstützung von Seiten
einflussreicher und wortgewandter Mitkämpfer fehlte, sind für Lüchinger
wesentliche Gründe für die geringe Wertschätzung, welche dem wenig demagogisch
orientierten Denker Jahrzehnte lang zuteil wurde.[2]
Zwar sind 1904 in Frankreich zwei
Arbeiten veröffentlicht worden, so Lüchinger, welche sich mit dem politischen
Denken Condorcets auseinandersetzten, nämlich jene von Léon Cahen, „Condorcet
et la révolution francaise“, sowie die von Frank Alengry, „Condorcet: guide de
la révolution francaise, théoreticien du droit constitutionnel et précurseur de
la sience sociale“, in welchen die beiden Autoren, die politische Wirkung
Condorcets hervorgehoben haben. Aber erst die politisch-soziale Arbeit aus dem
Jahr 1975 von Keith Michael Baker, „From Natural Philosophy to Social
Mathematics“ – welche 1988 ins Französische übersetzt wurde – bewirkte, dass
sich zahlreiche Forscher mit Condorcets Gedankengut umfassender beschäftigen.[3]
Condorcets Facettenreichtum – neben den
exakten Wissenschaften der Mathematik, der Statistik und der
Wahrscheinlichkeitsrechnung beschäftigte er sich mit politischen, wirtschaftlichen,
rechtlichen, sozialen und philosophischen Fragen – ist es zu verdanken, dass er
in verschiedenen Fachkreisen Beachtung fand. So entstand im Jahr 1984 unter der
Leitung von Lenora Cohen Rosenfield ein erster Sammelband, „Condorcets Studies
I.“. Im Zusammenhang mit den jüngeren Forschungsarbeiten ist die 1988
erschienene Biographie von Robert und Elisabeth Badinter, „Condorcet: un
intellectuel en politique“ zu erwähnen. In romanartiger Form geschrieben, rückt
das Autorenteam Condorcets persönliches und politisches Leben in den
Vordergrund. Eine weitere wichtige Arbeit ist Matthias Arnings Werk „Die Idee
des Fortschritts, der sozialphilosophische Entwurf des Marquis de Condorcet als
alternative Synthesis-Vorstellung zum Konzept der politischen Tugend“. Im
Mittelpunkt seiner Untersuchung steht die von Condorcet entworfene Idee des
Fortschritts, in der seine politische und geschichtsphilosophische Theorie
gebündelt dargestellt wird. Bereits im Vorwort wird mit Bezug auf Condorcet die
überlegenswerte Frage aufgeworfen, ob die Revolution überhaupt notwendig
gewesen sei und ob revolutionäres Handeln, welches nicht in Reformen mündet,
sich mit der Idee des Fortschritts vereinbaren lässt. Die Idee des
Fortschrittes mache sie schließlich verzichtbar. Arning argumentiert, dass
Condorcet den Fortschritt in seinem Programm als einen friedlichen sozialen
Wandel entwirft, der einen allmählichen Prozess sozialer wie kultureller
Veränderungen bewirkt.[4] Eine solche
Aussage widerspricht naturgemäß einem fortschrittlichen Verhalten, da jeder
Revolution zerstörerische Elemente anhaften.
Die vorliegende Arbeit setzt
sich mit der grundlegenden Frage auseinander was die Bedingungen der Möglichkeit von Fortschritt sind oder anders
gefragt, welche Voraussetzungen eine Gesellschaft schaffen muss, damit ein
Nährboden für Fortschritt gedeihen kann? Hauptzeugnis seiner Überzeugung
vom Fortschritt als Endziel der menschlichen Vervollkommnung liefert Condorcets
„Entwurf einer historischen Darstellung der Fortschritte des menschlichen
Geistes“.Intention dieser Arbeit ist es nicht, Condorcets „Entwurf“ als eine
Abfolge und Aneinanderreihung von menschlichen Fortschritten bzw.
Voranschreiten wiederzugeben. Viel spannender ist es, diese Aspekte in einem
Zusammenhang mit seinen realpolitischen Tätigkeiten zu stellen. Im Vordergrund
dieser Betrachtungen werden neben der wirtschaftlichen Situation, auch die
politischen Geschehnisse Frankreichs beleuchtet. Dabei wird es sich innerhalb
des politischen Rahmens weniger um die Verfassung selbst handeln, als vielmehr
um die Möglichkeit der Initiierung der staatlichen Bildung und Erziehung als
einen wichtigen Faktor der gesellschaftlichen Stabilität. Laut Condorcet ist
Bildung der Schlüssel zur Gewährleistung des menschlichen Fortschrittes. Sichergestellt
wird dieser durch den Ausbau der Methoden der Wissenschaften und durch die
Anwendung dieser Methoden auf sämtlichen Gebieten des sozialen und kulturellen
Lebens.[5] Das Grundgerüst dieser
Methode – um den Fortschritt einerseits erkennen und andererseits darauf
aufbauen zu können – bildet Condorcets „mathematique social“. Ziel ist es,
menschliche Entscheidungen ebenso wie menschlichen Fortschritt mit ihrer Hilfe
kalkulierbar zu machen.[6] Condorcet
versteht Begriffe wie Freiheit, Gleichheit und Sicherheit als zentrale Werte
der Französischen Revolution. Diese Schlagworte sind es, die er in seinem
politisch historischen Wirken als Abgeordneter und Enzyklopädist vor und
während der Revolution in die Praxis umzusetzen gedachte. Innerhalb des
politischen Wirkungsfeldes versuchte er, seine Idee des Fortschrittes nicht nur
durch sozialkulturelle Programme, sondern auch mit wirtschaftsfördernden
Maßnahmen zu manifestieren.
II. Marie Jean Antoine Nicolas Caritat de Condorcet – Ein
biographischer Abriss
Marie Jean Antoine Nicolas Caritat des
Condorcet wird am 17. September 1743 in Ribémont im heutigen Departement Aisne
geboren. Sein Vater, Antoine Caritat de Condorcet – Mitglied der königlichen
Kavallerie – fällt bereits kurz nach der Geburt seines Sohnes in der Schlacht
bei Neuf-Brisach. Nach dessen Tod sorgt Jaques Marie, Condorcets Onkel und
Bischof von Auxerre, für die Weiterbildung seines Neffen. Dieser schickt den
damals Elfjährigen in die Jesuitenschule in Reims, welches als eines der besten
Institute zu dieser Zeit gilt.[7]
Nach dem positiven Abschluss der
Jesuitenschule übersiedelt Condorcet nach Paris. Dort besucht er 1758 das
Collége de Navarre. Dem Wunsch seines Onkels, eine Offizierslaufbahn
einzuschlagen – wie es die Familientradition vorgesehen hätte – kommt er nicht
nach, stattdessen nützt er die Zeit zu intensiven mathematischen Studien.
Condorcets besonderes Interesse gilt der Analysis, den Differenzialgleichungen
und der Wahrscheinlichkeitstheorie. 1765 legt er der Akademie der Wissenschaften
seinen „Essai sur le calcul intégral“ vor, in welcher er 1770 Mitglied werden
sollte. In d´Alembert, der bereits in den Vorlesungen auf ihn aufmerksam
geworden ist, findet der junge Student einen guten Freund und Förderer seines
Talents. Als weitere Arbeiten auf diesem Gebiet, wie „Du problème des trois
corps“ (1767) und „Essais d´analyse“ (1768) folgen, beginnt sich infolge dessen
die „monde savante“ für ihn zu interessieren. Condorcet findet nicht nur
Aufnahme zu den Akademien von Berlin, Bologna, Turin, Padua, Philadelphia und
St. Petersburg, sondern erhält zudem Zugang zu den Salons von D`Alemberts
Lebensgefährtin Julie de Lepinasse und von Madame Helvétius.[8]
Ab 1770 entwickelt Condorcet eine rege
schriftstellerische Tätigkeit, die kaum ein Thema, sei es nun zu sozialen,
politischen oder wirtschaftlichen Fragen, auslässt.[9] Ein wesentlicher Impuls kann hierfür
nicht nur das Zusammentreffen mit Voltaire – diesen hatten Condorcet und
d´Alembert in Ferney besucht – genannt werden, sondern auch die Agrarkrise von
1770 und der von ihr angefachten Diskussion über die gegenwärtige
politisch-ökonomische Situation des Landes. Wie sein schottischer Zeitgenosse
Adam Smith lehnt Condorcet feudale Marktzwänge ebenso wie staatliche
Reglementierungen ab. In der freiheitlichen Wirtschaftsordnung sieht Condorcet
den besten Garanten für Produktivität.[10]
Ein weiteres Anliegen neben dem Freihandel ist für Condorcet die Abschaffung
des Frondienstes. In seinen Augen ist die Fronarbeit ein wirtschaftliches
Negativgeschäft, welches gegen die Menschenrechte verstoße.[11]
All diese Gesichtspunkte abwägend,
diagnostizierte Condorcet eine Verzögerung des von ihm proklamierten und den
für die Menschheit so notwendig zu erreichenden Fortschritts. Um das
Menschheitsziel zu erreichen, ist es nach Condorcet nötig, erkannte Hindernisse
zu beseitigen, welche der natürlichen Güte des Menschen und der Möglichkeit
seiner Vervollkommnung entgegenstehen. Erreicht werden könne dies durch
gesellschaftliche Einrichtungen, welche auf der Grundlage der Vernunft
aufgebaut seien, um somit Aberglauben und Vorurteile auszumerzen. Vor diesem
Hintergrund erscheinen 1774 anonym seine „Lettres d´un Théologien à Sabbatier“,
in denen er den Priesterstand vorwirft, dass er mit seinem Einfluss auf die
Gläubigen alle möglichen Arten von Reformen verhindere. Er greift den Klerus
an, wenn er auf die Errungenschaften des 18. Jahrhunderts verweist: „Ihr sagt,
Eure Exzellenz, unser Jahrhundert sei frivol. Stimmt es denn nicht, dass in
Frankreich Mathematik, Chemie und Naturgeschichte getrieben werden wie niemals
zuvor und dass das Studium der weltlichen Wissenschaften unter den vornehmen
Leuten noch nie so verbreitet war? Es ist doch so, dass Frauen die in früheren
Zeiten allein Romane und ihre Andachtsbücher lasen, heute Montesquieu und
Rousseau lesen; dass Männer, die in früheren Zeiten ausschließlich auf
Pilgerfahrten gingen, sich jetzt kreuz und quer in Europa bilden. Welche
Frivolität! Unsere Gelehrten bemühen sich darum, die Zahl der Arten von Welten
zu ermitteln und herauszufinden, aus welchen Gasen die Luft besteht, die wir
atmen. Wir beschäftigen uns mit dem Bau von Kanälen, von Maschinen, mit denen
man Wasser in die Städte schaffen kann, mit landwirtschaftlichen Experimenten
[…] armes Jahrhundert.“[12] Vor allem
aber kritisierte Condorcet die von Antoine Sabbatier verlangte Pressezensur
sowie den ganzen Priesterstand, dessen Untergang er prophezeite.[13]
Im selben Jahr ernennt ihn der soeben
eingesetzte Finanzminister Anne Robert Jacques Turgot zum Generalinspektor der
Staatsmünze. In einer Zeit wirtschaftlichen Umbruchs – und dies hatte Turgot
klar erkannt – in der sich die technischen Innovationen überschlugen, ließe
sich seiner Meinung nach die sich ständig wechselnde Marktsituation nur durch
gezielte Reformen, darunter die Liberalisierung des Getreidehandels wie der
Wirtschaftsordnung überhaupt, stabilisieren.[14]
Condorcet nimmt die ihm angebotene
Stelle an und bemüht sich in dieser Funktion um die Einführung eines
einheitlichen Maß- und Gewichtssystems, dessen Lösung bereits bei den
Generalständen von 1576 verlangt worden war.[1][15]
Zusammen mit d´Alembert führt er hydrodynamische Berechnungen für Turgots
Kanalprojekte durch. Turgot kann sich jedoch nicht lange halten, sein
Reformprogramm[16] – welches er 1776
vorlegt – kann gegen den heftigen Widerstand politischer Interessensgruppen
nicht durchgesetzt werden. Noch im selben Jahr wird Turgot zum Rücktritt
gezwungen. Diesen Rücktritt kompensierend verfasst er ein Jahr später 21 Elogen
auf verstorbene Akademiemitglieder. Zwischen 1784 und 1789 ediert Condorcet,
gemeinsam mit anderen Mathematikern, den mathematischen Teil der „Encyclopédie
méthodique“. Mit Beginn der Französischen Revolution nimmt Condorcet aktiv an
den politischen Vorgängen teil. Ursprünglich Anhänger von Georges Danton,
wechselt er zu den Girondisten über und wird zu einem ihrer führenden Köpfe.
Im selben Jahr gründet er zusammen mit
Abbé Sieyès das Journal „Société de 1789“. Das Ziel des Programmes der „Sociéte
de 1789“ ist die Verwissenschaftlichung von Politik.[17] Nach Condorcet sei es die Aufgabe des
Journals, nach Mitteln zu suchen, welche die Ordnung Frankreichs wieder
herstellten, den Frieden langfristig bewahrten und den französischen Gesetzen
Perfektion verleihten. Oberste Priorität hierbei war die Wahrheit und nicht der
persönliche Nutzen, denn erst dadurch könne die Beschleunigung des
Fortschrittes gewährleistet werden.[18]
Etwa zeitgleich arbeitet er als Redakteur der Pariser Chronik, die Mirabeau
herausgibt, und beteiligt sich an der Veröffentlichung staatspolitischer
Schriften u. a. mit der Abhandlung „Über die Zulassung der Frauen zu den
Bürgerrechten“: „Die Menschen können sich an die Verletzung ihrer
naturgegebenen Rechte so gewöhnen, dass unter denen, die sie verloren haben, keiner
daran denkt, sie zurückzufordern, und nicht glaubt, ein Unrecht erlitten zu
haben.“[19] Da nun die Frauen die
gleichen Fähigkeiten aufweisen, haben sie notwendigerweise auch die gleichen
Rechte. Entweder hat kein Glied des Menschengeschlechts wirklich Rechte, oder
sie alle haben die gleichen,“[20] denn
so heißt es weiter: „Nicht die Natur, sondern die Erziehung, die soziale
Existenz, verursachen diesen Unterschied. Weder die einen noch die anderen
haben den Frauen beigebracht, was recht und gerecht ist, sondern nur, was sich
schickt, geziemt.“[21] Weitere
Schriften haben den Kampf gegen die Sklaverei und den Einfluss der
amerikanischen Revolution auf Europa zum Inhalt.
Zwischen 1791 und 1792 erscheinen seine
Schriften zum Schulwesen, unter anderem „Cinq mémoires sur l´instruction
publique“. In diesen Essays beschreibt Condorcet, wie seiner Ansicht nach das
Ideal einer Bildung auszusehen hat. Ziel sei es, durch die Vermittlung von
Wissen den Menschen tugendhaft zu machen. 1791 wählen die Bürger von Paris Condorcet
in die Gesetzgebende Nationalversammlung, ein Jahr später ist er deren
Präsident. Als Abgeordneter vollzieht er mit der Gironde die Wendung zum
Republikaner. Zu den Höhepunkten der politisch-parlamentarischen Tätigkeit
Condorcets zählen die Vorlagen des Entwurfs zum Nationalerziehungsplan im April
1792 und des Entwurfs einer Verfassung im Februar 1793. Beide Dokumente sind
von der liberalen Diktion Condorcets geprägt.[22]
Am 8. Juli 1793 wird Condorcet vor dem
Konvent als ein „Akademiker, Verschwörer und Feind der Republik“ angeklagt.[23] Drei Monate später veröffentlicht der
Konvent eine Proskriptionsliste, auf der sich Condorcets Name befindet.[24] Er wird der „Konspiration gegen die
Einheit und Unteilbarkeit der Republik, gegen Freiheit und Sicherheit des
französischen Volkes“ angeklagt.[25]
Condorcet muss flüchten und versteckt sich. Es ist sein letztes großes Werk –
„Entwurf einer historischen Darstellung der Fortschritte des menschlichen
Geistes“ – das er kurz vor seinem Tod als Fünfzigjähriger vollendet.
III. Condorcets „Entwurf einer historischen Darstellung der Fortschritte des
menschlichen Geistes“
1. Der Fortschritt als Bewusstwerdung von Geschichte
Der „Fortschritt“ als Wertvorstellung
des 18. Jahrhunderts lehnte sich einerseits an die Vorstellung der „Machbarkeit
der Welt“ an, andererseits schuf die Idee des Fortschritts einen neuen
Bewusstseinshorizont, in dem der Mensch erstmals als der „Schöpfer der Welt“
auftrat. Da das Hauptaugenmerk der Wissenschaften nun nicht mehr auf einem scheinbar
„eingebildeten Wesen“ namens Gott ruhte, sondern die Wissenschaft ihren Blick
auf die Wesensbeschaffenheit des Menschen, auf seine Existenz als Individuum
und als Teil der Gesellschaft richtete, änderte sich auch die Stellungnahme zur
Geschichte.[26]
Hand in Hand gehend mit dieser
Vorstellung war auch die Erfahrung und Bewusstwerdung von Zukunft. Konnte über
die Zukunft mit Gewissheit und Zuversicht gesprochen werden, so blieb zum einen
die zukünftige Grenze des Fortschrittes dem bewusst gewordenen Menschen dennoch
ungewiss, zum anderen war die Grenze des Fortschrittes nur im Fortschritt
selber zu erfahren. Zukunft gab es für den Aufklärer allein als Ermöglichung
einer besseren Welt.[27]
René Descartes war es, der in seiner
Arbeit „Traité de l´homme“ (1632) die Lehre vom Menschen als „Maschine“
formulierte. Darin kam er zu dem Schluss, dass der Mensch wie ein „Automat“
funktioniere. In dieser Konzeption von der Berechenbarkeit menschlichen
Handelns lag auch die Idee von der Gesetzmäßigkeit der kulturellen Entwicklung
und des Fortschritts, wie sie schließlich für die klassische Aufklärung – im
Besonderen für Condorcet – bezeichnend werden sollten.
Die Französische Revolution wurde
hierbei – vor allem für Condorcet – zum Demonstrationspunkt des Fortschrittes.[28] In der Revolution wurde die
Menschenrechtserklärung, welche die Gleichheit der Bürger kodifizierte, zur
Voraussetzung historischer Darstellung.[29]
Denn das historische Material hatte mit Hilfe der Vernunft nur die
Glücksmöglichkeiten für die Menschen nachzuweisen, sondern auch zum Ziel, die
intellektuellen, moralischen und physischen Anlagen des Individuums zu
vervollkommnen. Die Geschichte stellte sich für Condorcet als kontinuierlicher
Prozess dar, mit dem Ziel, die Vervollkommnung wie auch das Glück der
Menschheit zu erreichen.[30] Die der
Geschichte bewusst gewordenen Vernunft sollte als Skepsis auftreten. Nur so
könnten Fortschritte jeglicher Art, den Menschen zum vollkommenen Wesen machen.
Es war der Anspruch, zu sein wie Gott, mehr noch: sich selbst an Gottes Stelle
zu setzten. Denn erst du die „Entthronung“ Gottes konnte der Mensch zur
autonomen Vernunft gelangen.[31]
2. Das Wissen als Befreiung der Menschheit, in der „die Sonne hiernieden nur
noch auf freie Menschen scheint, Menschen, die nichts über sich anerkennen als
ihre Vernunft“
Dorothee Baxmann schreibt in ihrem Buch
„Wissen, Kunst und Gesellschaft in der Theorie Condorcets“, dass der
geschichtsphilosophische Traktat Condorcets darauf ausgerichtet ist, die
Gültigkeit eines neuen kulturellen Modells des vergesellschafteten Wissens
„historisch“ nachzuweisen, das im Zentrum seines sozialwissenschaftlichen
Modells steht. Die Auseinandersetzung mit dem Wissenschaftsverständnis der
feudalen und religiösen Institutionen in der vorrevolutionären Zeit bildet die
Grundlage für die Propagierung eines neuen Kulturverständnisses im „Entwurf“.[32] Demzufolge stützt sich Condorcet
größtenteils auf die Abfolge von geschichtlichen Ereignissen, doch „müssen wir
sie notwendigerweise der Geschichte verschiedener Völker entnehmen, sie
ineinander arbeiten, sie miteinander verbinden, um daraus die hypothetische
Geschichte eines einzigen Volkes zu ziehen und ein Bild seiner Fortschritte zu
entwerfen“.[33]
Für Condorcet stellt sich die gesamte
Geschichte einschließlich der Zukunft als ein durchschaubares Gefüge
aufsteigender Linien dar. Innerhalb dieses kontinuierlichen historischen
Prozesses entwickelt sich ein Faktor konsequent aus dem anderen. Auf diese
Weise wird „die Betrachtung dessen, was der Mensch war, und dessen, was er
heute ist, […] uns dann zu den Mitteln führen, die weiteren Fortschritte, die
seine Natur ihn noch zu erhoffen lässt, zu sichern und zu beschleunigen.“[34]
In seinem Entwurf zur Darstellung
menschlicher Fortschritte gliedert Condorcet die Geschichte in drei große
Phasen: die Vorgeschichte bis zum Aufkommen der Wissenschaft und der Erfindung
der alphabetischen Schrift, die Geschichte bis zur Französischen Revolution und
die Zukunft. Für seine Darstellung nahm der Mathematiker eine dekadische
Feineinteilung vor und gliederte diese erneut in zehn Epochen. Dabei wurden
Knotenpunkte herausgestellt, an denen der menschliche Fortschritt sprunghaft
eine höhere Stufe seiner unaufhaltsamen Entwicklung erreicht: Die Vereinigung
der Familien zu Stämmen, der Übergang von der Jagd zur Viehzucht und zum
Ackerbau, die Erfindung des Alphabets, die Differenzierung der Wissenschaften
in der klassischen Antike, die Zeit der Kreuzzüge, die Erfindung des
Buchdrucks, Descartes`Rationalismus und schließlich das in der Französischen
Republik gipfelnde Zeitalter der Aufklärung.[35]
Beim Lesen seines Entwurfes fällte ein
Ungleichgewicht der Epochen zueinander auf: Schwerpunkt und Länge der Kapitel
steigen ab der siebten Epoche des insgesamt zehn Epochen umfassenden Werkes an.
So schreibt Condorcet in der neunten Epoche: „Es bleibt uns, die Epoche zu
durcheilen, in der sie die Ketten vollends zerbrach und noch von dem Recht, den
sie mit sich fortschleppen musste, nach und nach sich befreit, in der sie,
endlich frei auf ihrem Wege, nur noch von solchen Hindernissen aufgehalten
werden kann, die unvermeidliche bei jedem neuen Fortschritt wieder auftreten
[…].[36]
Bei Condorcet setzt sich der
Fortschritt des menschlichen Geistes aus den Werken hervorragender Individuen
und denjenigen der Gemeinschaft zusammen. Denn während „die Erfindung des
Bogens […] das Werk eines Genies (war), ist „die Ausbildung der Sprache das der
Gesamtgesellschaft“.[37] Die Erfindung
eines Genies trägt immer auch die Züge des Zufälligen, wohingegen Erfahrungen,
welche vom Gattungssubjekt der Geschichte gemacht werden, das Versprechen einer
besseren Zukunft in sich trägt.[38]
Laut Arning begreift Condorcet die Geschichte als einen in sich gesetzmäßigen
Prozess, der die Menschheit als ein selbstbewusstes Subjekt aus sich entlässt.[39] Da der Mensch laut Condorcet nun
gesellschaftlich gedacht werden muss, ist der Status der menschlichen Gattung
durch Kommunikation und Sprache charakterisiert.[40] Vor allem der Austausch von Wissen nimmt
einen besonderen Stellenwert in seinem Entwurf ein. An ihrem Ursprung steht der
Handel, Condorcet zeichnet die allmähliche Ausweitung des Handels im Verlauf
des historischen Prozesses nach, welche in der dritten Epoche des Entwurfes mit
dem Austausch einzelner Produkte zwischen verschiedenen Stämmen einsetzte. Die
Expansion einzelner Völker führte unmittelbar zu einer Erweiterung der
Kommunikation zwischen den Völkern und ermöglichte dadurch eine Ausweitung des
Wissens. Diesen inneren Zusammenhang expliziert Condorcet im Kontext der
siebten Epoche des Entwurfes. Durch die Erfindung des Kompasses, welche dem
Menschen den Raum der Erde auf neue Weise erschließen lässt, findet eine
Erweiterung des Wissens statt. Condorcet zeichnet nicht nur das Wachstum des
Wissens nach, sondern skizziert auch dessen Verlust. Menschliche Irrtümer
verhalten sich nicht diametral entgegengesetzt gegenüber der Fortschrittsidee.
Im Gegenteil: Auch Unregelmäßigkeiten, menschliche Verluste und Krisen passen
in das Weltbild seiner Fortschrittsidee. Als größte Gefahr für den Verlust von
Wissen sieht Condorcet in despotischen Herrschaftsformen. Gerät eine Nation
unter despotische Herrschaft, so flüchten Philosophen und Wissenschaftler in
freiere Nationen, um dort ihre Kenntnisse zu vermitteln. Als Beispiel zieht
Condorcet die vierte und fünfte Epoche heran und schildert darin den Verlust
der Freiheit bei den Griechen. Vertrieben aus Griechenland, finden die
Wissenschaften nun Aufnahme in der ägyptischen Hauptstadt Alexandria.[41]
Das „Schwungrad“ des Fortschrittes ist
in der achten Epoche zu finden. Ist die Ausdehnung des Handels bis zur achten
Epoche des Entwurfes noch mit der Erweiterung der Zirkulation des Wissens
verbunden, so wird mit der Erfindung des Buchdruckes nicht nur ein qualitativer
Sprung innerhalb der Menschheitsgeschichte geschafft, sondern ist die Erfindung
des Buchdrucks laut Condorcet der Schlüssel der Aufklärung. Der Buchdruck
ermöglicht neben der Standardisierung des Wissens auch eine Kategorisierung von
Wissenschaften und Künsten.[42] Mit dem
Buchdruck tritt eine Beschleunigung der Zirkulation des Wissens ein. Nun wird
als Gegenstand des Handelns das Wissen zur Ware und untersteht dem Gesetz von
Angebot und Nachfrage. Ein weiteres wichtiges Moment für das „Wissen“ ist das
Werden der Sprache. Condorcet schreibt in seinem Entwurf, dass dieser Schritt
für immer den Fortschritt des Menschengeschlechts sicherte.[43] Innerhalb der gesamten Gesellschaft wird
nach Condorcet zum Zeitpunkt der zehnten Epoche das Wissen gleichmäßiger
verteilt sein. Für die Zukunft erwartet er die Beseitigung der Ungleichheit
zwischen den Nationen, Fortschritte in den einzelnen Ländern in der Gleichheit
vor dem Gesetz, der Gleichwertigkeit bei ein und demselben Volk und die
wirkliche Vervollkommnung des Menschen.[44]
In der zehnten Epoche seines Werkes
zeichnet Condorcet das Bild der zukünftigen Gesellschaft, welches er aus den
Ereignissen ihrer bisherigen Geschichte entwerfen will. „Es bliebe nunmehr ein
letztes Bild zu zeichnen übrig: das unsere Hoffnungen, der Fortschritte, die
den künftigen Generationen vorbehalten sind und durch die Beständigkeit der
Naturgesetze verbürgt scheinen.“[45]
Seine Hoffnung für die Zukunft sieht so aus: „Ist nur erst einmal die gesamte
Klasse der aufgeklärten Menschen eins geworden, so werden nur noch Freunde der
Menschheit zu ihr zählen, die im Einverständnis miteinander daran arbeiten,
Vervollkommnung und Glück der Menschheit schneller herbeizuführen.“[46]
IV. „… une révolution
sans révolution?“ Die Französische Revolution alsWirkungsstätte des menschlichen
Fortschrittes
1.Freiheit und Gleichheit durch liberale
Wirtschaftsgesetze oder die Wirtschaft als treibender Motor des Fortschrittes
Der Ausbruch der Revolution
hatte den Marquis in seiner Fortschrittsgläubigkeit bestätigt, so dass er 1790
verkündete: „Dieser Fortschritt war nicht das Werk der Revolution, sondern das
der Vernunft in ihrer historischen Dimension.“[47]Während
die Französische Revolution in vielen Ländern mit Freude begrüßt wurde, allem
voran Amerika und England, erhob der englische Staatsmann Edmund Burke als
einer der Ersten seine Stimme gegen die Revolution. In seinen Augen unterschied
sie sich grundsätzlich von der Glorious
Revolution.[48] Durch die Glorious
Revolution, „a revolution, not made, but prevented“, seien die zentralen
Institutionen des Landes nicht umgestürzt, sondern im Gegenteil vor einem
Umsturz bewahrt und neu gestärkt worden. Die Ereignisse in Frankreich seien das
genaue Gegenteil.[49] Burke sah in ihr
eine „Revolution der Lehre und des theoretischen Dogmas“.[50] Denn „was man in der Politik bräuchte,
sind nicht abstrakte Theorien, sondern Erfahrung und erfahrungsbelehrte
Klugheit“, so Burke.[51] Bereits 1769
äußerte Burke sich in seiner Schrift „Bemerkungen zu einer jüngst erschienen
Publikation über den Zustand der Nation“ über die bedenkliche Lage Frankreichs:
„Zur Zeit sind sie weit entfernt davon, einen Teil ihrer gewaltigen Schuld zu
tilgen. Die ganze Finanzordnung leidet unter einer derartigen Beschränkung und
Verwirrung, so gewaltig übersteigen die Ausgaben die Einnahmen in jeder
Hinsicht, dass jemand, welcher mit Aufmerksamkeit und Kenntnis diese
Verhältnisse betrachtet, stündlich eine außerordentliche Erschütterung des
ganzen Systems erwarten muss, deren Folgen für Frankreich, ja für ganz Europa
unübersehbar sind.[52] Tatsächlich
glitt Frankreich ab 1770 in eine anhaltende Wirtschaftskrise ab. Jegliche
Reformbestrebungen, sei es unter Turgot oder seinem Nachfolger Necker, schlugen
fehl. Turgot konnte zwar in den beiden Jahren seiner Ministertätigkeit einzelne
Reformen[53] verwirklichen - unter
anderem erklärte er im September 1774 die Freiheit des Getreidehandels - jedoch
scheiterten seine Pläne nicht zuletzt an den oppositionellen Kräften des Adels
und der Hofparteien. Condorcet war ein Befürworter Turgots. Er verteidigte und
erläuterte in seinen Schriften vehement das Ziel dessen Politik. Getreidehandel
und Wirtschaftsfreiheit waren für ihn Grundvoraussetzungen für eine
gleichberechtigte, funktionierende Gesellschaft. Für Condorcet war der Motor
der Gesellschaft grundsätzlich das freie Spiel der Interessen, durch welches
ökonomische Effizienz und soziale Harmonie von selbst eintreten sollten. In
seinen Augen musste die Getreidepolitik so gestaltet werden, dass sie jedem
Individuum den freien Zugang zu den lebensnotwendigen Gütern eröffnete. Ihre
Verteilung war Angelegenheit des Marktes.[54]
Aus dieser Perspektive hatte der Staat nicht nur rechtlich den Freihandel zu
garantieren, sondern auch die Pflicht, alle Sonderrechte aufzuheben, die sich
nachteilig auf den Handel auswirkten und die Verteilung der lebensnotwendigen
Güter behinderten. Seine Aufgabe war es, neben der Schaffung von
Voraussetzungen für einen reibungslos funktionierenden Handel, die
Zurverfügungstellung der dazu nötigen Infrastruktur bereitzustellen.[55] Ein Hindernis für die Umsetzung dieser
Ideen sah Condorcet vordergründig in der Vergabe von exklusiven Privilegien.
Durch die Bildung von Monopolen, erklärte Condorcet in seinem Artikel „Monopole
et monopoleur“ - welchen er 1775 für die „Enzyklopädie“ verfasste - würden
Korruption und Intrigen gefördert. Insbesondere verschlechterten sie im
Hinblick auf die Qualität und Quantität der Güter, die Versorgungslage der
Konsumenten. Seiner Meinung nach wirkten sich Monopole fortschrittshemmend auf
die Wirtschaft aus, wohingegen freier Wettbewerb innovationsfördernd und
friedensstiftend sei. Um solch wirtschaftlichen Missständen entgegenzuwirken,
erarbeitete Condorcet das sogenannte Zirkulationsmodell. Zu diesem Zweck war
die Abschaffung des Prohibitvsystems notwendig. Seiner These zufolge könne sich
der Markt nur durch liberale Gesetze im Selbstlauf regulieren. Durch den Ausbau
des Verkehrsnetzes könnte der Weizen im ganzen Reich verkauft werden. Somit
würde eine gleichmäßige Verteilung über das ganze Land garantiert werden und
dadurch konnte der Reichtum aller gesteigert werden. Ein zusätzliches Hindernis
zur Ausübung des Freihandels, stellte für Condorcet das Modell der Zunft dar.
Sie waren „bizarres et toujours couteuses“. Abgeschlossen wurden seine
Betrachtungen über die wirtschaftlichen Ungleichheiten mit dem Übel des
Frondienstes. Er beschrieb den Frondienst als das hässlichste Joch, das je auf
dem Menschen gelastet habe. Die Abschaffung des Frondienstes und der Zünfte
waren Reformbestrebungen, welche Condorcet gegenüber Turgot immer wieder
betonte.[56] Im Frühjahr 1776 führten
Missernten und Spekulationen des Getreidepreises zu Teuerungen, welche
besonders in Paris zu Revolten führten, wo der Sturm auf die Getreidelager in
die sogenannte guerre des farines
(Mehlkrieg) ausartete. Die mit Turgots Liberalisierung des Getreidehandels
verbundenen anfänglichen Umstellungs- und Versorgungsschwierigkeiten nutzten
die oppositionierenden Parteien, um Turgots Entlassung zu bewirken. Weitere
kurzfristige Krisen verschärften die ökonomische Situation in Frankreich. Die
1778 einsetzende und bis 1787 anhaltende Rezession wirkte sich nachhaltig auf
die Wein- und Kornpreise aus, die Kaufkraft der Landbevölkerung war schwach und
man suchte nach Lösungen. In dieser Situation wurde 1786 ein Handelsvertrag mit
England abgeschlossen. Condorcet bejahte diesen Abschluss, sah er in ihm doch
sein häufig propagiertes Anliegen eines internationalen Freihandels. Womit man
jedoch nicht gerechnet hatte, war die Tatsache, dass das Land mit britischen
Textilerzeugnissen überschwemmt wurde.[57]
Zusätzliche Brisanz erhielt die Situation durch den Anstieg des Brotpreises. In
dieser Situation gab Condorcet, wie er Ende 1791 im Auftrag der
Nationalversammlung formulierte „le moment dangereux de la réformation de ses
(sc. France) lois politiques“.[58] Um
Fortschritt auf lange Sicht gewährleisten zu können, sah Condorcet eine
Notwendigkeit einer Wandlung der Revolution in eine Reform.[59] So forderte Condorcet: „Lasst uns
revolutionäre Gesetze machen, aber zu dem Zweck, den Augenblick schneller
herbeizuführen, wo wir nicht mehr nötigen haben, sie zu machen. Lasst uns
revolutionäre Maßnahmen ergreifen, nicht um die Revolution zu verlängern oder
mit Blut zu beflecken, sondern um sie zu vollenden und sie rascher zu Ihrem
Ziel zu bringen.[60] Durch die
Erschütterung der alten Ordnung sollte die Neue in rationaler Weise
herbeigeführt werden. Die „Revolution“, das hieß bei Condorcet vor allem: die
blutigen Auswüchse und die mit der Wirtschaftskrise zunehmenden
sozialrevolutionären Begleitumstände des politischen Freiheitskampfes zu
beenden und sich vorläufig mit noch unvollkommenen Errungenschaften zu
begnügen.[61] Somit bedeutete die
Revolution bei Condorcet nicht primär den Umsturz der bestehenden Ordnung,
sondern er sah in ihr einen notwendigen Schritt der Menschheit zu ihrer
Vervollkommnung. Mit dieser Auffassung näherte sich Condorcet nun auch Edmund
Burkes Standpunkt an. Dieser erklärte: „Eine Neigung zur Bewahrung und eine
Fähigkeit zur Verbesserung bilden, miteinander verbunden, das Vorbild eines
guten Staatsmannes.“[62]
2.Bildung als Programm zur Garantie der
Freiheit und Gleichheit oder die Erziehung als das Fundament des Fortschrittes
„Das Mittel, Widerstände zu
vermeiden, besteht darin, den Willen des Volkes durch die Vernunft zu
beherrschen, es durch Aufklärung zu zwingen, nicht sich vor dem Gesetz zu
beugen, sondern zu wollen, ihm unterworfen zu sein.“[63] Um diesem Anspruch gerecht werden zu
können, setzte Condorcet an der Basis - bei der Erziehung - an. Denn
Frankreich, so Condorcet, habe zum Ziel, der Welt eine Nation zu zeigen, in der
die Freiheit und Gleichheit für alle Einwohner ein tatsächliches Gut sei, um
dessen Wert sie wüssten.[64] Die Jahre
der Französischen Revolution waren eine Zeit intensiver Bemühungen um die
Initiierung eines neuen Erziehungswesens. Mehrere Faktoren haben Condorcet zu
der Erkenntnis von der grundlegenden sozialen Bedeutung der Erziehung geführt.
Das Erlebnis des Scheiterns Turgots gehörte ebenso dazu wie die Französische
Revolution. Hier agierte vor allem das Volk, woraus sich bei Condorcet die
Frage ergab, wie diese politischen Kräfte zu kanalisieren und in den Zielen
entsprechende Bahnen zu lenken sei.[65]
Wie Condorcet traten auch die Physiokraten für eine öffentliche Erziehung als
eine staatliche Institution zur Verfestigung der Tugend in der Gesellschaft
ein. Erstes Ziel dieser Erziehung musste nach ihrer Überzeugung die Bewahrung
der bestehenden Eigentumsverhältnisse sein. Obwohl sich Condorcet der Tatsache
bewusst war, dass das Eigentum einer der wesentlichen Faktoren für die
Ungleichheit unter den Menschen war, wollte er die Freiheit des Eigentums nicht
angetastet sehen. Wahre soziale Gleichheit lasse sich nicht durch eine
egalitäre Aufteilung von Grund und Boden erzwingen. Diese könne vielmehr nur
durch umfassende sozialpolitische Maßnahmen erreicht werden.[66] 1791 hatte er fünf mémoires über den öffentlichen Unterricht ausgearbeitet. Im
Frühjahr des folgenden Jahres legte er der Legislative als Sprecher der
Unterrichtskommission einen Bericht und den Entwurf einer Verordnung über die
„Allgemeine Organisation des öffentlichen Unterrichtswesens“ vor. Darin
beschrieb Condorcet das Wesen und die Aufgabe des Unterrichts: „So sollen in
diesen Schulen die ersten Wahrheiten der Wissenschaft vom Zusammenleben der
Menschen ihren Anwendungen vorangehen. Weder die französische Verfassung noch
die Erklärung der Menschenrechte sollen irgendeiner Klasse der Bürger als
Tafeln hingestellt werden, die vom Himmel herabgekommen sind und die man
anbeten und an die man glauben muss. Ihre Begeisterung soll nicht auf
Vorurteilen, nicht auf in der Kindheit geübten Gewohnheit gegründet sein […].
Solange es Menschen gebe, die nicht ausschließlich ihrer Vernunft gehorchen,
die ihre Ansichten von einer fremden Meinung hernehmen, würden alle Ketten
umsonst zerbrochen worden sein […]. Das Menschengeschlecht bliebe so nicht
weniger in zwei Klassen geteilt, in die der Menschen, die überlegen, und die
derer, die da glauben; in die der denkenden, überlegenden Herren und die der
gläubigen und hörigen Knechte.“[67] Für
Condorcet war das einzige Heilmittel gegen das Leiden des Menschengeschlechtes
ein umfassender Unterricht, der sich unaufhörlich vervollkommnet.[68] Das erste Ziel des nationalen
Unterrichtswesens müsse demnach sein: „dass er [Anm.: der Bürger] das ganze
Ausmaß seiner Talente zu entfalten im Stande ist, und durch das Gesetz
zuerkannte politische Gleichheit zu einer wirklichen zu machen.“[69]Von Anbeginn wird damit die Zielrichtung
des Condorcetschen Erziehungsprogrammes deutlich: Erziehung ist nicht ein Recht
des Bürgers, sondern es ist die Pflicht der Gesellschaft. Erziehung als
öffentliche Aufgabe hat dafür zu sorgen, dass die Voraussetzungen für weitere
Fortschritte geschaffen werden. In dieser Konzeption standen sich Religion und
Wissenschaft unversöhnlich gegenüber. Da die moralische Erziehung nun nicht
länger den religiösen Institutionen überlassen wurde, mussten dogmatisch
politische Anschauungen außen vor gelassen werden. Die Basis der neuen Schule
waren Vernunft und Wissenschaft. Mit der Befreiung der Menschen von ihren
Ketten, konnte für Condorcet das Zeitalter der Freiheit erst beginnen. Die
Bildungspolitik Condorcets bezog auch die Familie in ihre Überlegungen mit ein.
Durch Jahrhunderte gewachsen, war sie für ihn eine soziale Zelle, in die der
Staat nicht eingreifen durfte: „Die Familie ist das Resultat der ersten
Wirkungen des Sympathiegefühls, welches die Liebe der Mutter für das Kind mit
sich bringt und den Vater dazu veranlasst, die beiden zwecks gemeinsamer
Ernährung des Kindes zu verweilen. Dies führt zu einer Verstärkung des
Sympathiegefühls und zur Notwendigkeit, diesem einen anderen Ausdruck in der
Form eines endgültigen Zusammenschluss in der Ehe zu geben. Das, was am Anfang
lediglich Ergebnis eines bloßen Triebes war, wird allmählich in seiner
Zweckmäßigkeit erkannt.“[70] Erst mit
dem Übergang vom Zusammenleben in einzelnen Familien zum Zusammenleben in
Stämmen erhebt sich der Mensch über das Tier. Dieses Bewusstsein – wonach der
Mensch über dem Tier steht – bringt die ersten sittlichen und moralischen
Beziehungen hervor. Condorcet trennte ganz eindeutig die „éducation“ von der
„instruction“, wobei Erstere ausschließlich in den Händen des Familienoberhauptes
liegen müsse.[71] In diesem
Zusammenhang sprach Condorcet auch über die Gleichheit der Geschlechter im
Bildungsbereich. Seiner Meinung nach trug diese einen wesentlichen Faktor zur
Ausmerzung von Vorurteilen bei. Die Bildung der Frau bringe vor allem
Gleichheit in der Familie und Respekt der Kinder gegenüber der Mutter.[72] Condorcet betonte, dass das Schulwesen
eine Institution sei, von welcher maßgeblich die Güte und Stabilität einer
Republik abhänge. Durch die vertikale Mobilität einzelner Gesellschaftschichten
sei die Gesellschaft ständig im Umbruch und somit auf dem Wege zu einer neuen
wirtschaftlichen Ordnung. Diese Entwicklung bedürfe ständig angepasster,
politisch und beruflich gebildeter Menschen. So plädierte Condorcet, dass nicht
nur Kinder eine aufgeklärte und rationale Erziehung und Bildung erhalten
sollten, sondern auch Erwachsene. In diesem Zusammenhang wollte er Latein als
Sprache der Wissenschaft durch die französische Sprache abgelöst sehen. Der
einfache Bürger und der Gelehrte sollten die gleiche, in ihrer Bedeutung klar
definierte Sprache benützen. Um die nationale Einheit zu fördern und zu
stärken, schlug Condorcet ein leistungsorientiertes System mit insgesamt fünf
Bildungsstufen vor. Der Vorteil dieser Konzeption war die Abschaffung von
Bildungsprivilegien einzelner Bevölkerungsteile.[73] Als der Marquis am 20. Juni 1792 den
ausgearbeiteten Gesetzesentwurf über die öffentliche Erziehung vorstellte, tat
er dies mit den Worten: „Ihr seid dem Volk einen Unterricht schuldig, der auf
der Höhe der geistigen Entwicklung des 18. Jahrhunderts steht, jener
Philosophie, die die gegenwärtige Generation erleuchtet und die damit schon
Rüstzeug und Vorbote einer höheren Vernunft ist, zu der der unaufhaltsame
Fortschritt des Menschengeschlechts die künftigen Generationen beruft“.[74]Dieses pädagogische Programm, welches zum
Ziel hatte, den Einzelnen mit Kompetenzen individueller Autonomie auszustatten,
scheiterte letztlich nicht nur am zu hohen Finanzbedarf, sondern auch an dem
Widerwillen der Kommission, welche durch seinen Bildungsplan die öffentliche
Ruhe gefährdet sahen. Vor allem Robespierre wollte ein „neues Volk schaffen“[75], nicht jedoch einen mündigen Bürger.Für
Condorcet stellte sich die Französische Revolution nicht zuletzt als eine Revolution
des Wissens dar, die es ermöglichte, lang gehegte Träume von einer
wissenschaftlich fundierten Gesellschaftsordnung in die Tat umzusetzen.[76] Erst dadurch konnte die Wissenschaft mit
Leuten versorgt werden, die zum allgemeinen Fortschritt beitragen könnten. Nach
Condorcets Verständnis war der wissenschaftliche Fortschritt eng mit der
rationalen Ordnung der Gesellschaft verbunden, da er sich dazu eigne, die
moralischen und politischen Wissenschaften auszubilden, welche die Basis eines
gesunden, rationalen und sozialen politischen Systems seien.[77]
V. Geschichte als Fortschrittsoptimismus oder
doch das Ende der Zeit? Condorcet und seine sozialhistorische Philosophie –
Eine Schlussbetrachtung
Benedetto Croce nannte
Condorcets Entwurf „das Buch, in dem das Jahrhundert sich selbst auf einen
zusammenfassenden Ausdruck bringt und das an seiner Neige fast wie ein
Testament erscheint.“[78]Die Frage, die
sich letztendlich stellt: Ist Condorcet nun ein Utopist oder doch ein
Rationalist, der von seiner mathematischen Denkweise – insbesondere der
Wahrscheinlichkeitsrechnung – folgerichtig seine Fortschrittsidee
ableitet?Gesetzt den Fall, ein System f(xi) mit einer Summe von
Handlungen ∑xi produziert in einem bestimmten Zeitraum eine Summe
von Irrtümern ∑yi. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass diese
nach entsprechender Aufklärung und Reflexion über deren Ursache nicht mehr
wiederholt werden? Kann es sein, dass bei einer unendlich zur Verfügung
stehenden Zeit nach einem bestimmten Ablauf durch fortwährende Anwendung dieses
Aufklärungsprozesses, die Irrtümer ganz ausgemerzt werden? Gesetzt den Fall,
der Lenker eines Staates überlegt sich, welche Irrtümer in der Vergangenheit
geschehen sind und welche politischen, sozialen und ökonomischen Maßnahmen
ergriffen werden müssen, damit die in der Vergangenheit beobachteten Missstände
sich nicht wiederholen, wie hoch ist dann die Wahrscheinlichkeit, dass die
damit ausgemerzten Irrtümer als Basis für eine bessere Zukunft dienen können?[79]
Condorcet stellt zum Abschluss
seines Entwurfs die entscheidende Frage, ob wir schon aufgeklärt genug sind „um
in den allgemeinen Angelegenheiten des Lebens der eigenen Vernunft
anzuvertrauen, ein Leben frei von Vorurteilen zu führen, zu wissen, welche
Rechte wir haben und wie wir diese nach eigenen Gewissen gebrauchen sollten
[…]“[80], so „dass wir weder neue
Irrtümer noch die Rückkehr der alten zu fürchten hätten; dass keine
verderbenbringende Institution mehr heuchlerisch empfohlen und in Unwissenheit
oder Begeisterung angenommen werden könnte; dass keine irrtümliche Kombination
mehr das Unglück einer großen Nation zu sein vermöchte?“[81] Um sicherzustellen, dass der Mensch nun
nicht mehr den bereits gemachten Irrtümern von Neuem unterliegt, versucht
Condorcet mit Hilfe seiner „mathématique sociale“, politisch-soziale Handlungen
berechenbar zu machen. Er geht davon aus, dass der Mensch unentwegt zwischen
verschiedenen Möglichkeiten wählen muss. Somit müsse es das Ziel des Menschen
als politisch-soziales Wesen sein, in der beständigen Suche nach Wahrheit die
richtige Wahl zu treffen. Diese richtige Wahl galt es – und damit die ganze
Politik als rationale Wissenschaft – berechenbar zu machen.[82] Unterstützt wird Condorcets
„mathématique sociale“ durch die „art social“, welche das höchste Maß an
Rationalität politischer Entscheidungen herstellen soll.[83] Die „art social“ ist demnach die List
der Vernunft, angewandt in der politischen Praxis.[84] In Anwendung dieser beiden
„Wissenschaften“ strebt Condorcet die politische Prognose „als ein Mittel zur
Darstellung des in die Zukunft verlagerten historischen Prozesses an“.[85] Aus dieser Überlegung heraus offenbart
sich der Entwurf als liberal-humanitäre Utopie und Condorcet als Utopist.
Nichtsdestotrotz geht es um die Idee eines Zustandes und dieser Zustand kann
als Idealzustand gedacht werden. Die optimistische Haltung, wonach „die
wirklichen Vorteile, die sich aus den Fortschritten ergeben müssen, deren
nahezu gewisses Eintreffen“ Condorcet mit seinem Entwurf aufzeigt, kann laut
Condorcet „nur in der Vervollkommnung des Menschengeschlechts selbst ihre
Grenze haben. Wir können also nur dadurch, dass wir den Weg und die Gesetze
dieser Vervollkommnung prüfen, das Maß und die Grenze unserer Hoffnung
erkennen.“[86] Während im
Geschichtsbild der Moderne die Krise der Motor und Garant für Wandel,
Erneuerung und Fortschritt war, behauptet das Theorem der Posthistoire den
Übergang von der Krise zur Erstarrung und Kristallisation gesellschaftlicher
Strukturen. Diese Erstarrung bringt einen veränderten Phänotyp, genauer gesagt
den eines dehumanisierten, eines zur Maschine denaturierten Menschen mit sich.[87] Dieses Momentum der Gefahr glaubte
Condorcet erkannt zu haben. Aufgrund der technischen Fortschritte, welche die
Perfektionierung der Mechanik mit sich bringen, konnte eine weitere
Arbeitsteilung ermöglicht werden. Folglich konnte dies „für einen Teil der
Menschheit eine Ursache des Stumpfsinns“ werden. Durch rein gewohnheitsmäßige
Verrichtungen könne der Geist zum Erliegen kommen. So würde die Vervollkommnung
in jeder Nation eine Menschenklasse entstehen lassen, die unfähig wäre, sich
über die gröbsten Interessen zu erheben; sie würde eine demütigende
Ungleichheit mit sich bringen.[88] Höchstes
Ziel bei Condorcet war folglich die Ausmerzung von Ungleichheiten. Um dieses
höchste Ziel erreichen zu können, bemühte er sich einerseits um die Schaffung
von Normen und Einrichtungen, welche der gesamten Gesellschaft nützlich sein
sollten, andererseits trat er für einen sozialen Ausgleich in der Bevölkerung ein.
Er strebte nicht nur eine soziale Angleichung[89]
an, sondern verlangte ebenso Einrichtungen für sozial Benachteiligte. Konkret
forderte er die Einführung von Arbeitslosen-, Kranken-, Unfall-. Witwen- und
Waisenversicherungen. Vollendet wurden diese Forderungen durch das Bedürfnis,
Kinder, Waisen, Pflegebedürftige und Invalide sicher in Heimstätten
untergebracht zu sehen.[90] Die
Französische Revolution wurde von Condorcet als Chance begriffen, den
Menschheitszustand durch die Idee der Menschenrechte auf eine nächsthöhere
Stufe hin zur Vollkommenheit zu führen.Die Französische Revolution, so Urning,
hat Europa somit den Katalog der Menschenrechte als einen Maßstab des
Fortschrittes hinterlassen. An diesem Maßstab ebenso wie etwa an einem
steigenden Wohlstand, verbesserter sozialer Sicherheit, dem allgemeinen
Bildungsstand und der Gesundheitsversorgung wird Politik nach wie vor gemessen:
Die Geschichte der Neuzeit wird als Geschichte der sukzessiven Höherstufung der
politischen und sozialen Organisationsform betrachtet. Fortschrittlich ist ein
politisches System dann, wenn es sich der Verwirklichung der Menschenrechte
annähert und mit dem Versprechen des Besserwerdens einen optimistisch geprägten
Horizont eröffnet.[91]War für
Robespierre der Tod der „Anfang der Unsterblichkeit“,[92] so war jener für Condorcet: „Wenn die
unendliche Vervollkommnung unseres Geschlechts, wie ich glaube, ein allgemeines
Naturgesetz ist, dann muss sich der Mensch nicht länger so verstehen, als sei
er auf eine vergängliche und isolierte Existenz beschränkt, der nach einer
wechselhaften Folge von persönlichem Glück und Unglück zu verschwinden
beschieden ist […]; er wird zu einem aktiven Teil des großen Ganzen und zum
Mitarbeiter an einem ewigen Werk. In einem bestimmten Moment an einem
bestimmten Punkt im Raum existierend, kann er durch seine Werke aller Orte in
sich einbegreifen, sich mit allen Jahrhunderten verbinden und immer noch
wirken, lange, nachdem die Erinnerung an ihn erloschen ist.“[93]Das stete Besser-Werden wird als ein von
den Mitgliedern der Gesellschaft einklagbares Recht vorgestellt.[94] Wenn die Gesellschaft ihrer Aufgabe als
Bewahrer menschlicher Rechte, Interessen und menschlichen Glücks nachkam, würde
das gesamte System der Gesellschaft auf der Grundlage von Wahrheit und
Gerechtigkeit gegründet sein.[95]
VI. Quellen- und Literaturverzeichnis
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[1] Stephan Lüchinger: Das politische
Denken von Condorcet (1743-1794), (= St. Galler Studien zur
Politikwissenschaften 27, Bern-Stuttgart u.a. 2002), 373.
[2]Ebd., 377.
[3] Ebd., 373.
[4] Matthias Arning: Die Idee des
Fortschritts. Der sozialhistorische Entwurf des Marquis de Condorcet als
alternative Sythesis – Vorstellung zum Konzept der politischen Tugend (=
Europäische Hochschulschriften 31, Frankfurt am Main-Berlin u.a. 1998), 7.
[5] Franz Leprecht: Der
Fortschrittsgedanke bis Condorcet (Wiesbaden 1974), 87.
[6] Horst Dippel: Individuum und
Gesellschaft. Soziales Denken zwischen Tradition und Revolution:
Smith-Condorcet-Franklin (= Veröffentlichung des Max-Planck-Institutes für
Geschichte 70, Göttingen 1981), 157. In dieser Auffassung ähnelt er Blaise
Pascal, der in seiner Schrift „De l´esprit géometrique et de l´art de
persuader“, davon spricht, dass die Forderung in der Mathematik geltend gemacht
wird, alles zu definieren,worüber sie spricht, um dadurchin der Kommunikation
ein Höchstmaß an Klarheit zu schaffen. Denn die umfassende Reduktion aller
sprachlichen Artikulation auf ein mathematisches Zeichensystem soll nach
Condorcet die Ungenauigkeiten, Irrtümer und Trugbilder endgültig ausräumen.
[7] Wolfgang Techtmeier: Antoine
Caritat M. de Condorcet, in: Kurt Fassmann (Hg.): Die großen der Weltgeschichte
Bd. VI., Spinoza bos Laplace (München 1975), 829.
[8] Lüchinger, Condorcet, 11f.
[9] Josef Rattner/Gerhard Danzer u.a.
(Hgg.): Glanz und Größe der französischen Kultur im 18. Jahrhundert (Würzburg
2001), 155.
[10] Dippel, Individuum und
Gesellschaft, 164.
[11] Lüchinger, Condorcet, 18.
[12] Zit. n.: Lorraine Daston: Condorcet
und die Aufklärung, in: Zeitschrift für Ideengeschichte I/4 (2007), 64.
[13] Lüchinger, Condorcet, 19.
[14] Dippel, Gesellschaft und
Individuum, 148.
[15] Lüchinger,Condorcet, 17.
[16] Neben der Liberalisierung des
Getreidehandels, wie der Wirtschaftsordnung, wollter er auch eine Änderung der
Rechts- und Fiskalpolitik vornehmen, sowie die Fron abschaffen.
[17] Arning, Die Idee des Fortschritts,
241.
[18] Lüchinger, Condorcet, 31.
[19] Jean A. de Condorcet: Deklaration
der Rechte der Frau und Bürgerin, 1791, in: Hannelore Schröder (Hg.): Die Frau
ist frei geboren. Texte zur Frauenemanzipation Bd. I. 1789-1870 (München 1979),
55.
[20] Ebd., 56.
[21] Ebd., 59.
[22] Karl Knopp/Martin Schwab:
Einführung in die Geschichte der Pädagogik: Pädagogenportraits aus 4
Jahrhunderten (= Uni-Taschenbücher 1100, Heidelberg 1981), 61.
[23] Techtmeier, Condorcet, 835.
[24] Klaus Vondung: Condorcet, in: Tilo
Schabert (Hg.): Der Mensch als Schöpfer der Welt. Formen und Phasen
revolutionären Denkens in Frankreich 1762 bis 1794 (= Geschichte des
politischen Denken, München 1971), 134.
[25] Zit.n: Vondung, Condorcet, 134.
[26] Rattner/Danzer (Hgg.), Glanz und
Größe, 158.
[27] Marie Jean Antoine Nicolas, Marquis
de Condorcet: Entwurf einer historischen Darstellung der Fortschritte des
menschlichen Geistes, hrsg. von Wilhelm Alff (= Suhrkamp-Taschenbuch
Wissenschaft 175, Frankfurt am Main 1976), 8.
[28] Roland Girtler:
Kulturanthropologie. Eine Einführung (Wien-Münster 2006), 20.
[29] Dorothee Baxmann: Wissen, Kunst und
Gesellschaft in der Theorie Condorcets (= Sprache und Geschichte 25, Stuttgart
1999), 121.
[30] Ebd., 138.
[31] Condorcet, Entwurf, 198.
[32] Baxmann, Wissen, Kunst und Gesellschaft
in der Theorie Condorcets, 119.
[33] Condorcet, Entwurf, 36.
[34] Ebd., 31.
[35] Techtmeier, Condorcet, 836.
[36] Condorcet, Entwurf, 146.
[37] Ebd., 42.
[38] Arning, Die Idee des Fortschritts,
148.
[39] Ebd., 146.
[40] Baxmann, Wissen, Kunst und Gesellschaft
in der Theorie Condorcets, 134.
[41] Condorcet, Entwurf, 81.
[42] Arning, Die Idee des Fortschritts,
151.
[43] Condorcet, Entwurf, 34.
[44] Rattner/Danzer (Hgg.), Glanz und
Größe, 163.
[45] Condorcet, Entwurf, 36.
[46] Ebd., 37.
[47] Zit. n.: Dippel, Individuum und
Gesellschaft, 191.
[48] In Edmund Burkes Auffassung
unterschied sich die Französische Revolution grundsätzlich von der Glorious
Revolution. Diese sei ein Werk der Aristokratie zur Verteidigung der „alten
Verfassung“ gegen die despotischen Bestrebungen Jakobs II. gewesen. Für Burke
war 1688 der englische König der eigentliche Revolutionär, der einen Angriff
auf die historisch gewachsene Verfassung und die Rechte der Aristokratie
unternommen hatte. Burke sah in der Französischen Revolution die erste „totale
Revolution“ in der Weltgeschichte und zugleich die erste „große Krise“ von
weltweiter Bedeutung.
[49] Dietrich Hilger: Edmund Burke und
seine Kritik der Französischen Revolution (= Sozialwissenschaftliche Studien
1,Stuttgart 1960), 41.
[50] Edmund Burke: Gedanken über die
Revolution, hrsg. v. Ferdinand Wagner u. F. A. Westphalen, Bd. 4 (Wien 1950),
7.
[51] Henning Ottmann: Geschichte des
politischen Denkens. Von den Anfängen bei den Griechen bis auf unsere Zeit, Bd.
3/3: Die politischen Strömungen im 19. Jahrhundert (Stuttgart-Weimar 2000), 9.
[52] Walter von Wyss: Edmund Burke.
Denker, Redner und Warner (München 1966), 52.
[53] Die kurze Phase Turgot´scher
Politik ist von einer Vielzahl von Reformanläufen geprägt, darunter die
Liberalisierung des Getreidehandels wie der Wirtschaftsordnung überhaupt, die
Abschaffung der Fron, Versuche zur Überwindung der Parlamentsoppostion,
Änderung der Rechts- und Fiskalpolitik.
[54] Lüchinger, Condorcet, 15.
[55] Ebd., 330.
[56] Ebd., 322.
[57] Ebd., 132.
[58]Zit. n.: Rolf Reichardt: Reform und
Revolution bei Condorcet. Ein Eintrag zur späten Aufklärung in Frankreich (=
Pariser Historische Studien 10, Bonn 1973), 349.
[59] Lüchinger, Condorcet, 377.
[60] Zit. n.: Vondung, Condorcet, 129.
[61] Reichardt, Reform und Revolution,
350.
[62] Hans Barth: Der konservative
Gedanke (Stuttgart 1958), 11.
[63] Zit. n.: Vondung, Condorcet, 131.
[64] Lüchinger, Condorcet, 305.
[65] Dippel, Individuum und
Gesellschaft, 187.
[66] Ebd., 171.
[67]Robert Alt (Hg.): Erziehungsprogramme
der Französischen Revolution. Mirabeau, Condorcet, Lepeletier (= Erziehung und
Gesellschaft. Materialien zur Geschichte der Erziehung, Berlin-Leipzig 1949),
67.
[68] Vondung, Condorcet, 131.
[69] Alt, Erziehungsprogramme, 63.
[70] Zit. n.: Lebrecht, Fortschritt bis
Condorcet, 89.
[71] Lüchinger, Condorcet, 312.
[72]Ebd., 314f.
[73]Ebd., 313.
[74] Zit. n.: Arning, Die Idee des
Fortschrittes, 285.
[75] Zit. n.: Ebd., 283.
[76]Reichardt, Reform und Revolution,
164.
[77] Lüchinger, Condorcet, 313.
[78] Zit. n. Lebrecht,
Fortschrittsgedanke bis Condorcet, 82.
[79] Grundsätzliche geht es bei
Condorcet darum, „aus der Beobachtung einzelner Faktoren auf deduktivem Weg
allgemeine Tatsachen abzuleiten“ und die „allgemeinen Gesetze zu erforschen,
die aus den letzteren resultieren.“
[80] Condorcet, Entwurf, 194.
[81] Ebd., 39.
[82] Dippel, Individuum und
Gesellschaft, 158.
[83] Es ging Condorcet letztendlich
darum, die höchste Stufe an Wissen mittels Analyse und Verstand zu erklimmen
und das zu erfassen, was der Mensch zu erkennen in der Lage ist. Dabei stand
für ihn das Streben nach Wahrheit und Aufklärung – statt nach Glauben und
Gehorsam – im Mittelpunkt, das unbestreitbar an die menschliche Vernunft
geknüpft ist. Das Ziel der „art social“ wäre dann erreicht, wenn eine Identität
zwischen den einzelnen und der Gesellschaft durch die Bereitstellung der
Glücksgüter für jedes ihrer Mitglieder hergestellt ist.
[84] Die List der Vernunft ist für
Condorcet die Überlistung des Zufalls und des Schicksals.
[85] Arning, Die Idee des Fortschritts,
241.
[86] Condorcet, Entwurf, 205.
[87] Wolfgang Kramer: Technokratie als
Entmaterialisierung der Welt. Zur Aktualität der Philosophien von Günther
Anders und Jean Baudrillard (= internationale Hochschulschriften 292,
Münster-New York-München u.a. 1998), 309.
[88] Arning, Die Idee des Fortschritts,
287.
[89] u.a. die Einführung eines
gesetzlichen Mindestlohnes, der progressiven Steuer sowie die Reform des
bestehenden Erbrechtes.
[90] Lüchinger, Condorcet, 375.
[91] Arning, Die Idee des Fortschritts,
296ff.
[92] Am 7. Mai 1794 befasste sich
Robespierre in einer Ansprache an den Konvent mit der Bedeutung von Religion
und Moral. Daraufhin wurde ein Dekret erlassen, welches im Artikel 1 festlegte,
dass das französische Volk die Existenz eines höchsten Wesens und die
Unsterblichkeit der Seele anerkennt.
[93] Zit. n.: Lorraine Daston: Condorcet
und die Aufklärung, in: Zeitschrift für Ideengeschichte I/4 (2007), 84.
[94] Arning, Die Idee des Fortschritts,
305.
[95] Dippel, Individuum und Gesellschaft,
193.
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Rothe 01.07.2012 19:46
Danke für diesen Artikel, der die Bedeutung Condorcets endlich einmal gebührend herausstellt. Ich behaupte, dass Condorcets Paradoxon (http://de.wikipedia.org/wiki/Condorcet-Paradoxon) nicht nur bedeutsam für das Verständnis von Information und Kommunikation ist, sondern dass darin der Schlüssel zum Verständnis der Ereignisse vom Herbst 1989 liegt und damit zum Verständnis unserer gegenwärtigen gesellschaftlichen Situation in Deutschland: im Rahmen seiner „sozialen Mathematik“ hatte er dieses Paradoxon zirkulärer Mehrheiten beschrieben, die eine gesamtgesellschaftliche Willensbildung erschweren sobald mehr als 2 Optionen zur Wahl stehen. In den 1950er Jahren wurde das Problem von Shannon (1948), später Julian Blau und Kenneth Arrow bearbeitet, der für sein diesbezügliches „impossibility theorem“ sogar den Nobelpreis erhielt. Arrows „Unmöglichkeit“ einer Überwindung des Paradoxons zielt auf 5 Axiome ab, die nicht alle gleichzeitig erfüllt sein können. Fasst man die friedliche Revolution 1989 als einen spontanen caucus auf, der zu einer gesamtgesellschaftlich akzeptierten Willensbildung führte, so erklärt Condorcets Paradoxon wesentliche Eigenschaften des Ablaufs: Die bei allen Beteiligten bestehenden Präferenzreihen verschiedener Ziele und Werte ( z.Bsp. A lieber als B, B lieber als C etc.) können nur dann zur Willensbildung führen, wenn bei jedem Einzelnen das Interesse am Zustandekommen der Willensbildung gross genug ist, um die Zahl der verhandelten Ziele zu reduzieren, d.h. auf die Verwirklichung einiger Anliegen von vornherein zu verzichten. Der resultierende Kompromiss wird dadurch allgemeiner, aber durch breitere Zustimmung legitimiert. Zugleich sinkt der Informationsgehalt der Kompromissformel. Wenn Habermas also 1990 das „Fehlen von Visionen bei den DDR-Revolutionären“ geisselte ( in „Die nachholende Revolution“), so wird schon durch Condorcets Überlegungen klar, warum in einem solchen gesamtgesellschaftlichen caucus nichts anderes als eine höchst allgemeine Kompromissformel hatte beschlossen werden können! Diese Kompromissformel lautete bekanntlich „Wir sind das Volk“ - ihr Informationsgehalt liegt bei Null, da es sich, vom „Volk“ skandiert, um eine Tautologie handelt – dennoch veränderte sie die gesellschaftliche Situation entscheidend.