Erschienen in Ausgabe: Ohne Ausgabe | Letzte Änderung: 10.02.09 |
von Stefan Groß
Im Alter von 63 Jahren verstarb Anfang Februar 2009 der
Gründungsdirektor des Kunsthistorischen Seminars der
Friedrich-Schiller-Universität Jena. Franz-Joachim Verspohl, der von 1968 bis 1974
Kunstgeschichte, Archäologie, Psychologie, Philosophie und Soziologie in
München, Köln und Marburg studierte, wurde 1974 mit einer Arbeit über die
Geschichte der Stadionbauten bei Martin Warnke in Marburg promoviert. Weitere Stationen
seines Lebens waren Osnabrück, Hamburg und Stuttgart. Nach seiner Habilitation folgten
Professuren für Kunstgeschichte an den Universitäten in Osnabrück und Dortmund.
1992 - 1993 war Verspohl Fellow
des Collegium Budapest Institute for Advanced Study. Seit 1993 hatte er
den Lehrstuhl für Kunstgeschichte in Jena inne, an dessen Gründung er
maßgeblich beteiligt war.
Verspohl galt nicht nur unter Fachkollegen als ein
ausgezeichneter Kenner der italienischen Renaissance, sondern zog mit seiner
leidenschaftlichen Begeisterung für Michelangelo auch tausende Studenten in
seinen Bann. Noch in den vergangenen Jahren erschienen Michelangelo Buonarroti und Niccolo Machiavelli und Michelangelo Buonarroti und Leonardo Da
Vinci, Republikanischer Alltag und
Künstlerkonkurrenz in Florenz zwischen 1501 und 1505. Michelangelo war für
Verspohl eine Art Beuys der Renaissance, ein Ausnahmekünstler, dessen Leben,
Werk und Wirkung er immer wieder in den Mittelpunkt seines schaffensreichen
Lebens stellte. Neben der Kunst der Renaissance und neben der Gegenwartskunst
galt sein Interesse dem Jahrhundertkünstler Joseph Beuys, zu dem er mit Joseph Beuys, Das Kapital Raum 1970-77, Strategien
zur Reaktivierung der Sinne eine bedeutende Werkmonographie vorlegte. Michelangelo
und Beuys waren für Verspohl nicht nur Ausnahmekünstler par excellence, sondern
Ikonen der Kunstgeschichte, durch deren Persönlichkeiten es möglich gewesen ist,
einen Blick auf die gesamte Kunst- und Kulturgeschichte der Zeit zu werfen.
Immer wieder lenkte Verspohl seinen Blick auf die politische Kultur, die er als
Unter- und Hintergrund aller Kunst ansah. Auch hat sein fundiertes Wissen Kollegen
und Schüler gleichermaßen beeindruckt. So sehr er immer auf die Autonomie der
Kunstgeschichte bedacht war, im persönlichen Gespräch konnte man wunderbar mit
ihm philosophieren, selbst Prüfungen vergingen wie im Flug.
Nicht zuletzt hat Verspohl für die Jenaer Kulturlandschaft
Großes geleistet. Seine Klee-Ausstellung (Paul Klee in
Jena 1924) 1999 und die Ausstellung zu Frank Stella (2001) stießen auf große
Resonanz.
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