Erschienen in Ausgabe: No 79 (9/2012) | Letzte Änderung: 31.01.13 |
von Karl-Heinz Hense
„In das verfratzte Antlitz unseres Wirtschaftslebens kehrte
der Ausdruck der Vernunft zurück, und eine Epoche seelischer Erholung, des
gesellschaftlichen Fortschritts in Frieden und Freiheit, der mündigen und
zukunftsgewillten kulturellen
Bemühtheit, der gutwilligen Angleichung unseres Fühlens und Denkens ans
Welt-Normale schien uns Deutschen zu dämmern. Unzweifelhaft, dies war, trotz
aller eingeborenen Schwäche und Antipathie gegen sich selbst, der Sinn, die
Hoffnung der deutschen Republik – ich meine wiederum: die Hoffnung, die sie den
Fremden erweckte. Sie war ein Versuch (der zweite nach dem fehlgeschlagenen
Bismarcks und seines Einigungskunststücks) zur Normalisierung Deutschlands im
Sinne seiner Europäisierung oder auch ‚Demokratisierung’, seiner geistigen
Einbeziehung in das gesellschaftliche Leben der Völker. Wer will leugnen, dass
viel guter Glaube an die Möglichkeit dieses Prozesses in den anderen Ländern
lebendig war – und wer bestreiten, dass eine hoffnungsvolle Bewegung in dieser
Richtung unter uns, in Deutschland, überall im Lande, mit Ausnahmen bäurischer
Verstocktheit, tatsächlich festzustellen war?“[1]
Dies sind die Worte Thomas Manns über die für viele Menschen
in Deutschland und in der Welt so sehr von positiver, zuversichtlicher
Zukunftserwartung geprägte Zeit der glücklosen Weimarer Republik. Nicht die
gesamte Spanne der wenigen Jahre, die jene erste deutsche Republik andauern
konnte, ist damit gemeint; jedoch kann man mit Fug und Recht das knappe Jahr,
in dem Walther Rathenau ihrer Regierung angehörte – zuerst, vom 29. Mai bis zum
22. Oktober 1921, als Wiederaufbauminister, dann, vom 31. Januar bis zum 24.
Juni 1922, als Außenminister -, zu der Zeit des ernsthaften Versuches einer
„geistigen Einbeziehung (Deutschlands) in das gesellschaftliche Leben der
Völker“ zählen. Und es war an vorderster Front jener hochgebildete
Grandseigneur und allseits respektierte Wirtschaftskapitän, der international
angesehene und einflussreiche Präsident der Allgemeinen
Elektrizitäts-Gesellschaft (AEG), dessen Name für das redliche Bemühen der
republikanischen Nachkriegspolitik stand, das geschlagene und gedemütigte
Vaterland wieder zu einem geachteten Partner im Zusammenwirken der Nationen zu
machen. Es ging ihm zwar immer ganz wesentlich um das Ökonomische, um die
wirtschaftliche Seite der Politik (Sein Wort: „Die Wirtschaft ist unser
Schicksal. Schon in wenigen Jahren wird die Welt erkennen, dass die Politik nicht
das Letzte entscheidet.“[2]
aus dem Jahre 1921 wird auch heute noch gern zitiert.), jedoch war dieser
Aspekt am Ende für ihn doch nur Mittel zum Zweck einer geistigen Veredelung des
gesamten deutschen Volkes.
Walther Rathenau war zeit seines Lebens eine zerrissene
Persönlichkeit.[3]
Das lag einerseits daran, dass er zwar beachtliche künstlerische Neigungen und
Talente besaß, jedoch auf Wunsch des Vaters Emil eine Karriere in der
Wirtschaft zu absolvieren hatte; auch daran, dass seine sinnliche Person gespalten
war – sein Heros war der blonde, blauäugige Mann des Nordens, der „Mutmensch“,
der seiner Intuition, nicht aber dem „Zweckhaften“ verpflichtet sei[4]
-, andererseits und vor allem aber fand es seine Ursache wohl darin, dass er,
der Jude, trotz aller herausragenden Fähigkeiten und Leistungen sich niemals
als vollwertiges Mitglied des deutschen Stammes, der preußischen Gesellschaft
fühlen durfte. Wie sehr er in seinen jungen Jahren, als er etwa in der
preußischen Armee seiner jüdischen Herkunft wegen kein Offizier werden durfte, an
dieser Zurücksetzung gelitten hat, zeigt seine erste große Publikation „Höre,
Israel!“[5],
in der er von seinen Glaubensgenossen die vollständige Assimilation, ja, die
bedingungslose Unterwerfung unter den deutschen Stamm forderte und die als ein
Paradebeispiel für das gelten kann, was der Philosoph Theodor Lessing den
„jüdischen Selbsthaß“ genannt hat.[6]
Später freilich hat Rathenau sich von seiner frühen Schrift distanziert und
eine souveräne, liberale Position zu Fragen des Glaubens entwickelt.[7]
Das Gefühl der vermeintlichen Minderwertigkeit, das ihm seine Zugehörigkeit zum
Judentum vermittelte, hat er aber wohl niemals ganz überwinden können, auch
nicht als Außenminister der Weimarer Republik.
Dieses Gefühl schmerzte ihn um so mehr, als ihm ein anderes,
nicht minder mächtiges gegenüberstand: die Liebe zu seinem Vaterland
Deutschland und der Wunsch, ihm zu dienen. Rathenau war ein deutscher Patriot,
dessen Bewunderung in frühen Jahren dem preußischen Obrigkeitsstaat mit seinen
strengen Grundsätzen von Disziplin und Ordnung, später dann der von ihm immer
wieder beschworenen angeblichen Fähigkeit des deutschen Volkes galt, Geist und
Seele zu einer Vollkommenheit auszubilden, die es unter den Nationen der Welt
einzig dastehen lassen könne. Auf dem Weg zu diesem Ziel müsse es die Stationen
der „Mechanisierung“[8]
durchlaufen, einer Entwicklung, die notwendig geworden sei, weil die alten
Aristokratien und Aristokraten ihre Macht an neue technische und industrielle
Eliten verloren hätten, die ihrerseits arbeitsteilige Prozesse und technische
Organisation der Wirtschaft zu Nutz und Frommen der Menschen vervollkommnen
müßten, um dann selbst einen Zustand zu erzeugen, der eine neue Aristokratie
und die Herrschaft des Geistes, das „Reich der Seele“ nämlich, ermöglichen
werde.
Auf diese anspruchsvolle und die Kraft des gesamten Volkes
bindende Weise hatte Deutschland nach Rathenaus Auffassung mit den anderen
Industrienationen friedlich zu konkurrieren, wobei es sich freilich durchaus
seinen Anteil an den kolonialen Imperien sichern sollte. Insofern war er ein
Kind seiner Zeit: Wie die meisten anderen politisch Engagierten forderte er die
Intensivierung deutscher Kolonialpolitik. Jedoch warnte er schon früh davor, diese
Intensivierung mit kriegerischen Mitteln zu betreiben, genauso wie er die
unmenschliche Behandlung der Eingeborenen durch die Kolonialherren anprangerte.
Er hielt es für falsch, dass das Deutsche Reich die Weltmacht England durch
Hochrüstung der Marine herausforderte; und dass er es für falsch hielt, teilte
er dem Reichskanzler und seinen Ministern unmissverständlich in Denkschriften
und Reiseberichten mit. Nach seiner Auffassung waren das Erschließen neuer
Märkte und die Mechanisierung der Wirtschaft das Gebot der Stunde; in diesen Disziplinen
sollte Deutschland mit seinen Partnern friedlich wetteifern. Daneben sollte es
durch geschickte Verhandlungen ein Kolonialimperium errichten, das der
weltpolitischen Bedeutung der deutschen Nation entsprechen würde.
Als dann aber doch der Krieg die Machtverhältnisse in Europa
neu ordnen sollte, als kaum eine Stimme sich in Deutschland gegen den vom
Kaiser angeordneten Waffengang erhob, unterwarf Rathenau seine politischen und
wirtschaftlichen Überzeugungen dem, was er für seine vaterländische Pflicht
hielt, und wurde für knapp ein Jahr Leiter der Kriegsrohstoffabteilung im
preußischen Kriegsministerium im Range eines Generals (wodurch er sich auch,
nachholend, seinen Traum erfüllt haben mag, preußischer Offizier zu werden). Er
selbst hatte die zentrale Bewirtschaftung der kriegsnotwendigen Rohstoffe
zusammen mit seinem Mitarbeiter Wichard von Moellendorff angeregt, und er war
es auch, der eine eher planwirtschaftlich geleitete, flächendeckende
Organisation von Kriegsrohstoffgesellschaften etablierte, die der englischen
Blockadepolitik die Stirn bot. „Es wurde damit ein System geschaffen, in dem
die unternehmerische Selbstverwaltung und Initiative weitgehend beibehalten,
aber syndiziert und unter die Oberaufsicht staatlicher Kommissare mit einem Vetorecht
im Aufsichtsrat gestellt wurden.“[9]
Nicht ohne Grund darf man annehmen, dass der Erste Weltkrieg für Deutschland
und seine Verbündeten ohne Rathenaus höchst effektive Rohstoffbewirtschaftung
wohl schneller verloren worden wäre. So aber schürte ausgerechnet der vormalige
Kriegsgegner Rathenau neue, trügerische Hoffnung auf den Sieg.
Rathenau hatte die Leitung der Kriegsrohstoffabteilung nur
von August 1914 bis März 1915 inne, danach trat er zurück, um Angriffen zu
begegnen, er missbrauche sein Amt zugunsten der AEG. Jedoch blieb die nunmehr
kriegserprobte Form wirtschaftlicher Effektivierung, die er schon zuvor, nicht
immer mit Erfolg, in Vorstand und Aufsichtsrat der AEG propagiert hatte,
weiterhin sein favorisiertes Organisationsprinzip für die „Mechanisierung“ der
Volkswirtschaft, dem er auch nach dem Krieg Geltung zu verschaffen versuchte.
Zunächst erhoffte Rathenau sich vom glücklichen Ausgang des
Krieges noch den Beginn einer neuen Epoche, die „das deutsche Volk nach der
vermeintlichen Überwindung seiner inneren Zerrissenheit gegen die westlichen,
bürgerlich-liberalen Werte des 19. Jahrhunderts in (die) weltgeschichtlich
höhere Entwicklungsstufe der organisierten Volksgemeinschaft des 20.
Jahrhunderts“[10]
führen möge, schon bald aber, spätestens seit 1917, als die USA wegen des
uneingeschränkten U-Boot-Krieges Deutschland den Krieg erklärten, zeigte ihm
der nüchterne Blick des Wirtschaftsfachmannes, des im Umgang mit Zahlen „grosso
modo“ Geübten, dass ein deutscher Sieg ausgeschlossen war. Noch einmal zwar,
1918, forderte er in einer Aufwallung nationaler Emotionen die „levée en masse“[11],
um einer Demütigung des Deutschen Reiches entgegenzuwirken – was ihm vorläufig
die schroffe Zurückweisung seiner politischen Ambitionen in den demokratischen
Nachkriegsparteien einbrachte -, jedoch wandte er sich nach der Niederlage
wieder ganz seinen wirtschaftlichen Anstrengungen zu, die den Wiederaufstieg
Deutschlands zum Ziel hatten.
Er hatte eine für viele erstaunliche Vision der nötigen
Veränderungen, die er 1917 in seinem wohl wichtigsten Buch, „Von kommenden
Dingen“, wie folgt formulierte:
„1.
Produktion und Wohlstand des Landes müssen steigen, denn es wird Vergeudung
ausgeschaltet, überflüssige Produktion auf nützliche Produktion umgestellt,
Müßiggang beseitigt und jede verfügbare Kraft zu geistiger und materieller
Produktion herangezogen, freier Wettbewerb und private Unternehmungslust
erhalten, die Verantwortung in die Hände der sittlich und geistig Befähigten
gelegt.
2. Die
Ansammlung übermäßigen und toten Reichtums wird verhindert.
3. Die
starre Gliederung der Stände wird verflüssigt; an die Stelle dauernd tragender
und dauernd lastender Glieder tritt lebendige Bewegung und organisches Auf- und
Niedersteigen.
4. Somit
wächst die Macht des Staates, seine materielle Stärke und seine ausgleichende
Kraft, und gleichzeitig entsteht ein gleichmäßiger mittlerer Wohlstand, der
alle Stände durchdringt, Klassengegensätze ausgleicht und die Nation zur
höchsten denkbaren Entfaltung ihrer geistigen und wirtschaftlichen Kräfte
führt.“[12]
Das ist nicht gerade ein marktwirtschaftliches Programm. Und
man geht wohl nicht fehl in der Annahme, dass Rathenau die Gunst der Stunde,
die revolutionäre Situation nach dem verlorenen Krieg, nutzen wollte, um seine
Vorstellungen der Mechanisierung umzusetzen und dem idealen Ziel der Herrschaft
des Geistes näherzurücken. Auch die parlamentarische Demokratie ordnete er in
dieses Gesamtkonzept ein. Sie war für ihn weniger verfassungspolitisches
Organisationsprinzip mit Eigenwert, vielmehr sollte sie mithelfen, die Besten
aus allen Schichten des Volkes herauszudestillieren und ihnen die Regierung im
Staate und die moralische Anleitung der Nation zu übertragen.
Sozialistische Elemente in sein Konzept einer
„Volksdemokratie“ einzuführen, scheute er sich keineswegs, wenn er auch den
Klassenkampf für völlig kontraproduktiv hielt. Was ihn umtrieb, formulierte er
1919 folgendermaßen: „Merkmal des vollzogenen Zustandes dieser weitreichenden
Sozialisierung aber ist das Erlöschen des arbeitslosen Einkommens. Merkmal sage
ich, nicht alleinige Voraussetzung. Denn vorausgesetzt muß werden vollkommene
und wahrhafte Demokratisierung des Staates und der Wirtschaft und allen
gleichmäßig zugängliche Erziehung: erst dann ist das Monopol der Klasse und der
Bildung gebrochen. Das Aufhören des arbeitslosen Einkommens aber beweist den
Sturz des letzten ständischen Monopols, des plutokratischen.“[13]
Er spricht von einer „Vollsozialisierung“, der eine „völlig veränderte
Geistigkeit“ folgen werde, von der Abschaffung der Erbschaft und der gänzlichen
Beseitigung jeden Luxus’. Dies alles sollte vom ganzen Volk getragen werden,
nicht um den Kampf einer Klasse gegen die andere sollte es gehen, sondern um
die Einsicht aller. Damit diese Einsicht Platz greifen könne, forderte er die
umfassende Bildung aller Deutschen. Und damit die bisherigen Bildungsschichten
sich mit den bisher unterprivilegierten Schichten vermischen könnten, sah
Rathenau den „Grundsatz des Arbeitsausgleichs“ vor: „Der Grundsatz des
Arbeitsausgleichs verlangt: dass jeder mechanisch Arbeitende beanspruchen kann,
einen Teil seines Tagewerks in angemessener geistiger Arbeit zu leisten; dass
jeder geistig Arbeitende verpflichtet ist, einen Teil seines Tagewerkes
körperlicher Arbeit zu widmen.“[14]
Auf diese Weise wollte er die „Erlösung der Unterschichten zur Freiheit und zum
Geiste“ erreichen und gleichzeitig dem deutschen Volk eine neue, geistige
Identität geben. „Wir können und dürfen nur leben, wenn wir werden, was wir zu
sein im Begriff waren, was wir nicht geworden sind: ein geistiges Volk, Geist
unter den Völkern. Das ist der deutsche Gedanke.“[15]
Auch heute kann man durchaus nachvollziehen, dass der
Großkapitalist Rathenau mit seinen sozialistischen Ideen nicht gerade
freundlich aufgenommen wurde, schon gar nicht in den Kreisen der Wirtschaft,
und auch bei den demokratischen Parteien stieß er vor allem auf Ablehnung. Was
sollte man auch halten von einem ehemals erzkonservativen Kriegsgegner, der sich zum dirigistischen
Kriegsorganisator, ja, zum demagogischen Kriegstreiber gewandelt hatte und der
nun plötzlich die „Volksdemokratie“ predigte, eine Staatsform zudem, die den
Liberalismus hinter sich lassen und eine recht abstruse Spielart des
autoritären Sozialismus verwirklichen wollte? Erstaunlich genug, dass er nach
anfänglicher Ablehnung dann doch Aufnahme in der Deutschen Demokratischen
Partei (DDP) fand, nachdem er freilich als Mitglied der zweiten Weimarer Sozialisierungskommission
seine überragende wirtschaftspolitische Kompetenz unter Beweis gestellt hatte.
Der andere Grund, warum er bald als ministrabel gehandelt wurde, war sein
polyglottes Geschick, mit den Siegermächten zu verhandeln und ihnen Respekt
abzunötigen.
Wegen der schweren Lasten, der umfangreichen
Reparationsleistungen, die den Deutschen durch den Versailler Friedensvertrag
aufgebürdet worden waren, ging es der Regierung aus Zentrum, Sozialdemokraten
und DDP darum, eine Form der „Erfüllungspolitik“ zu praktizieren, die es
erlaubte, jene Lasten so weit als möglich zu erleichtern, ohne dass die Entente
zu rigorosen Zwangsmaßnahmen griff. Walther Rathenau war einer der wenigen
charismatischen Männer, denen die Lösung einer solchen Aufgabe zugetraut wurde.
Sogar seine Gegner von der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) und auf der antisemitischen,
reaktionären Rechten, personifiziert durch den ehemaligen Finanzminister
Helfferich von der DNVP und den ehemaligen Generalstabschef Ludendorff, aber
auch durch den Konkurrenten Rathenaus in Politik und Wirtschaft Hugo Stinnes
(der Reichstagsabgeordneter der Deutschen Volkspartei, der ehemaligen Nationalliberalen
also, war), mussten in widerwilliger Bewunderung die souveräne Statur und die
Verhandlungserfolge Rathenaus anerkennen. Die Feindschaft der antisemitisch
Gesonnenen wuchs dadurch zur Todfeindschaft an.
Im übrigen hat Rathenau seine Zugehörigkeit zur DDP wohl
eher als notwendiges Übel betrachtet, damit er als Minister berufen werden
konnte. Hätte er sich keiner Partei angeschlossen, so wäre er wohl nicht ins
Kabinett aufgenommen worden. Die Jugendorganisation der DDP, die
Jungdemokraten, hielten Rathenau, den radikalen Demokraten, in Verkennung
seiner tatsächlichen Ziele für einen der Ihren. Der Historiker Horst Sassin
berichtet davon, dass eine Delegation der Jungdemokraten Rathenau ihre
politischen Vorstellungen erläuterte, der Minister freilich reserviert blieb
und antwortete: „Dann ist das noch nicht die Jugend, die ich meine.“ Was ihm
vorschwebte, formulierte er folgendermaßen: „Das müsste eine Jugend sein, die
mit ihrer glühenden Begeisterung Trägerin des sozialen Ideals ist. Junge
Menschen, die den Schwung ihres Herzens auf den Lippen tragen, … die überall …
ihren Willen zum wahren Sozialismus verkünden.“[16]
Es war Rathenaus Ziel, als Minister in den Kabinetten des
Reichskanzlers Joseph Wirth, sich vor allem mit den Westmächten, mit England,
Frankreich und den USA also, zu verständigen und möglichst zu einer Art
wirtschaftlicher Aktionsgemeinschaft mit ihnen zu kommen, die Deutschland
allmählich wieder zum gleichberechtigten Partner im Konzert der Nationen und
schließlich zum Mitglied im Völkerbund machen sollte. Bei den englischen und
französischen Premiers Lloyd George und Aristide Briand fand er dafür offene
Ohren. Er konnte es seiner Politik als Erfolg zurechnen, dass Deutschland zur
Weltwirtschaftskonferenz im April 1922 nach Genua eingeladen wurde, wenn dort
auch der Nachfolger Briands, Raymond Poincaré, durchaus weniger freundliche
Töne anschlug als sein Vorgänger.
Heute wird als herausragende Leistung Rathenaus häufig der
Abschluß des Vertrages von Rapallo mit der Sowjetunion, am Rande der Genueser
Konferenz am 16. April 1922, angeführt. Allerdings steht durchaus dahin, ob es
sich dabei einerseits überhaupt um sein Werk und andererseits, wenn es denn
sein Werk gewesen sein sollte, um einen Erfolg seiner Außenpolitik handelt. Der
Vertrag mit den Sowjets wurde nämlich hinter dem Rücken der Westalliierten
geschlossen, die darüber verständlicherweise nicht gerade erbaut waren.
Möglich, dass die unversöhnliche Haltung Poincarés, die später zur Besetzung
des Ruhrgebietes führte, dadurch kategorisch geworden ist. Zum anderen
verzeichnet der Vertrag von Rapallo einen radikalen Kurswechsel in der bis
dahin von Rathenau vertretenen Politik. Hatte er vor Genua noch das gemeinsame
Vorgehen mit den Westmächten gesucht, so schien er jetzt eher isoliert agieren
zu wollen.[17]
Freilich wurde er zu dieser Haltung vom Kanzler Joseph Wirth, man kann schon
sagen, geradezu genötigt. Der wiederum stand unter dem Einfluß Ago von
Maltzans, des Leiters der Ostabteilung im Auswärtigen Amt, dessen auf den Osten
Europas gerichtete Sympathien kein Geheimnis waren. Es ist also durchaus nicht
aus der Luft gegriffen, wenn manche Experten sagen, Rathenau sei in Genua mit
seiner westlich orientierten Außenpolitik gescheitert.
Wie auch immer: Im Reich wurde der Vertrag von Rapallo
Rathenau als Verdienst zugeschrieben, seinen Feinden wurde er dadurch noch
verhasster, als es der jüdische „Erfüllungspolitiker“ ohnehin schon gewesen
war. Rathenau ahnte, dass sein Leben bedroht war. Auf besorgte Warnungen
indessen antwortete er: „Sie sollten sich um meine Erhaltung keine Sorgen
machen. Wenn ein unvergeudetes Leben enden soll, so geschieht es nicht aus
Willkür, sondern weil es seinen Abschluß gefunden hat.“[18]
In der Literatur über den feigen, hinterhältigen Mord an
Walther Rathenau, begangen am 24. Juni 1922 auf der Berliner Königsallee, war
viele Jahre lang vor allem zu lesen, dass es sich dabei um einen Fememord
verblendeter junger Fanatiker von der nationalen Rechten an einem jüdischen
„Erfüllungspolitiker“ handelte. „Die nationale Rechte – allen voran Helfferich
und Ludendorff – verlangte seinen Kopf, und im Oberschlesischen Selbstschutz
sangen die Mannschaften ein Lied, dessen Kehrreim lautete: ‚Knallt ab den
Walther Rathenau, die gottverdammte Judensau.’“ – so sieht es, stellvertretend
für viele andere, Hans Werner Richter im Nachwort zu einer Sammlung von
Rathenaus Schriften.[19]
Dieses Motiv für den Mord an dem im Ausland hochangesehenen Minister ist gewiß
nicht von der Hand zu weisen, jedoch zeigt eine Arbeit des Historikers Martin
Sabrow aus dem Jahre 1994,[20]
dass dem Attentat ein ganzes Geflecht von Ursachen und Motiven zugrundeliegt.
Der Mord an Walther Rathenau steht in einer Reihe von
Attentaten, die mit berechnendem Kalkül geplant waren und die die Provokation
eines Aufstandes der deutschen Linken zum Ziel hatten, damit man einen Vorwand
fände, mit Hilfe der Reichswehr von rechts loszuschlagen und am Ende die
Republik insgesamt zu beseitigen. Nachdem mit dem Kapp-Lüttwitz-Putsch im März
1920 der erste Versuch gescheitert war, wandten sich einige der daran
Beteiligten anderen Möglichkeiten zu, die verhasste neue Staatsform und mit ihr
die organisierte Linke gewaltsam zu eliminieren. Sabrow weist durch genaue
Quellenanalyse nach, dass die Ermordung des Zentrumspolitikers Matthias
Erzberger am 26. August 1921 der erste Anschlag einer planvollen Serie war, dem
am 4. Juni 1922 das fehlgeschlagene Attentat auf den Sozialdemokraten Philipp
Scheidemann folgte. Walther Rathenau war das dritte Opfer. Auf der Todesliste
der Attentäter fanden sich eine Reihe weiterer Politiker, unter ihnen
Reichspräsident Friedrich Ebert und Reichskanzler Joseph Wirth.
Hinter den Attentaten stand, auch daran kann aufgrund der
Arbeit von Sabrow kein Zweifel mehr sein, die vom ehemaligen Kommandeur der II.
Marine-Brigade, Korvettenkapitän a. D. Hermann Ehrhardt, geleitete
„Organisation Consul (O.C.)“. Ehrhardt war mit seiner Brigade schon am
Kapp-Lüttwitz-Putsch beteiligt und wurde deswegen steckbrieflich gesucht. Sein
Deckname „Consul“ wurde zum Synonym für seine neue Organisation. Er selbst
freilich trat öffentlich kaum in Erscheinung, um bei einer erhofften
Regierungsübernahme der Rechten nicht kompromittiert zu sein; seine
Organisation wurde vor allem von ehemaligen Offizieren seiner Brigade geführt,
die auch unmittelbar für die oben genannten Attentate verantwortlich waren. Sie
stellten aus Gefolgsleuten extrem rechter Organisationen, vor allem der O.C.
selbst, eine kleine Gruppe skrupelloser Terroristen zusammen, der auch die
beiden Rathenau-Mörder angehörten. Die Organisation, die wie ein Geheimdienst
agierte und in ganz Deutschland Filialen unterhielt, wurde von München aus
geleitet. Die Zentrale arbeitete unter dem Tarnnamen „Bayerische Holzverwertungsgesellschaft
mbH“. Später, als Hitler allmählich die Oberhand im Konzert der
rechtsnationalistischen Organisationen gewann, gliederten sich auch Ehrhardt
und seine Gefolgsleute in NSDAP und SA ein. Das Konzept, die Republik durch
einen militärischen Putsch zu stürzen, wurde nun abgelöst durch die Strategie,
breite Volksmassen für die braune Gesinnung zu gewinnen und politisch die Macht
zu erobern.
Kern und Fischer, die Mörder Rathenaus, hatten mit anderen
Mitgliedern und Sympathisanten der reaktionären Rechten zusammen das Attentat
auf den deutschen Außenminister sorgfältig vorbereitet, bevor sie am 24. Juni
1922 in einem eigens von einem Dresdner Unternehmer besorgten Kraftwagen das
Automobil des Ministers verfolgten, mit einer Maschinenpistole auf ihn feuerten
und beim Überholen eine Handgranate ins Innere des Wagens warfen. Der Politiker
war sofort tot. Die Attentäter aber fühlten sich so sicher, dass sie sich noch
einige Tage in Berlin aufhielten. Indessen war die Empörung der Öffentlichkeit über
ihre feige Tat so unerwartet groß, dass sie dann doch erschrocken die Flucht
ergriffen. Dem besonnenen Agieren der Reichsregierung ist es zu verdanken, dass
die Verschwörer ihr Ziel der Provokation nicht erreichten, denn die Linke ließ
sich trotz aller Empörung zu keinen Gewaltaktionen hinreißen. – Nur ein Zufall
führte die Polizei auf die Spur der Attentäter. Am 17. Juli 1922 wurden beide
bei einem Feuergefecht mit der Polizei auf Burg Saaleck/Thüringen getötet. Kern
wurde von einem Polizisten erschossen, Fischer brachte sich selbst den
tödlichen Kopfschuß bei. „Grüßen Sie Kapitän Ehrhardt von uns. Kapitän
Ehrhardt, er lebe hoch, hoch, hoch“, hatten sie kurz zuvor noch zwei Studenten
zugerufen, die sich gerade als Spaziergänger auf dem Burghof aufhielten.
Im Laufe der nächsten Wochen und Monate wurden auch die
meisten anderen am Rathenau-Mord beteiligten Personen ausfindig gemacht und
verhaftet. Zwischen dem 3. und dem 14. Oktober 1922 fand das Verfahren vor dem
neugebildeten Staatsgerichtshof in Leipzig gegen 13 Angeklagte statt. Die
Urteile bewegten sich zwischen 15 Jahren Zuchthaus und zwei Monaten Gefängnis.
Drei der Angeklagten wurden freigesprochen. Bemerkenswert ist, dass das Gericht
bei dem Fahrer des Wagens, Techow, nicht auf Mittäterschaft, sondern auf
Beihilfe erkannte, was den Angeklagten vor der sonst sicheren Todesstrafe
bewahrte. Auch dass es sich um einen organisierten Mord gehandelt hatte, hinter
dem die O.C. stand, mochte das Gericht trotz einer Fülle von Beweisen nicht
feststellen. „’Deshalb liegt auch die Vermutung nahe, dass der Mord von den
Angeklagten planmäßig organisiert war, dass er nicht ein dem Zufall
entsprungenes Verbrechen gewesen ist, dass nicht Kern und Fischer allein die
Urheber des Mordes waren.’ Genauer mochte das Gericht sich nicht festlegen.“[21]
Mehr als zwei Jahre nach dem Prozeß gegen die
Rathenau-Mörder kam es zu einem Verfahren gegen 26 Mitglieder der O.C. wegen
des Verdachtes der Geheimbündelei. Freilich erwiesen sich Anklage und Richter
dabei eher als Sympathisanten der Angeklagten, als dass ihnen an einem Recht
und Gesetz entsprechenden Urteil gelegen gewesen wäre. Sabrow kommentiert den
Versuch, die Verurteilten im Nachhinein von Strafe freizusellen,
folgendermaßen: „Dieser Versuch einer Urteilskorrektur per Gnadenerweis, der
nach Ebermayers (des Reichsanwalts) Worten auch darauf zielte, die durch das
Urteil verbitterten ‚weite(n) Kreise der Offiziere des alten Heeres und der
alten Marine’ zu versöhnen – ein rechtlich durchaus belangloser Gesichtspunkt
-, fügte sich in die allgemeine Linie der Reichsanwaltschaft. Ihr lag die
Orientierung des öffentlichen Anklägers an einem über der republikanischen
Verfassung stehenden Staatswohl zugrunde, in dessen Dienst die Rechtsprechung
sich dem Anspruch politischer Opportunität zu beugen habe.“[22]
Damit wird ein Anhaltspunkt mehr für den Befund offenbar, dass die Justiz von
Weimar sich keinesfalls loyal zur Republik verhalten, sondern sich vielmehr zum
Komplizen der Reaktion gemacht hat.
„Es ist die Tragödie einer entwurzelten Generation, die sich
im Nationalsozialismus entlädt. Keine Möglichkeit des Besitzes, keine
Möglichkeit des Heims, keine Freude an der Familie, die häufig zu
Kinderlosigkeit verurteilt ist, so entsteht hier eine Gesinnung, die den
Kapitalisten über sich genauso haßt wie den Arbeiter, der bisher unter ihr
stand. Man kann Nationalsozialist werden, ohne sich seines Klassenbewusstseins
zu entkleiden, obwohl man deklassiert ist. Die braune Jacke deckt alles.“ So
beschrieb Erich Koch-Weser, der letzte Vorsitzende der Deutschen Demokratischen
Partei, das Milieu der Nazis.[23]
Schon zu Beginn der Weimarer Republik, als viele Soldaten erschöpft und
frustriert aus dem Krieg zurückkehrten und vor dem Nichts standen, als die
alten Ideale der Kaiserzeit noch keineswegs durch neue ersetzt werden konnten,
begann die von Koch-Weser so anschaulich beschriebene Verelendung vieler
Menschen in Deutschland. Die Demütigung des Reiches durch den Versailler
Vertrag und die Gratwanderung der Erfüllungspolitik erschienen vielen national
Denkenden, die eben noch so stolz gewesen waren auf ihr Deutschland, als eine
unerträgliche Schmach und Schande. Viele typische Vertreter dieses Milieus
waren Mitglieder der „Organisation Consul“. Als Privatpersonen entwurzelt, von
den politischen Parteien kaum repräsentiert, schmiedeten sie den Plan, die
Republik zu zerstören und das alte Reich wiederherzustellen. Der Mord an
Walther Rathenau war Teil dieses Planes.
„Als Industrieller einem Stinnes unterlegen, als Politiker
nur ein Vorläufer Stresemanns, als Konzernherr der Sohn seines Vaters Emil, als
philosophischer Schriftsteller ein Schwafler.“ So beginnt ein Artikel über ein
Kolloquium, auf dem von der „universalen, stets präsenten Zweitrangigkeit“
Rathenaus gesprochen wurde.[24]
Mag sein, dass es, bezogen auf jede einzelne Disziplin, mit der er sich
befasste, tatsächlich so war. Seine gleichwohl andauernde Faszination auf die
Nachgeborenen liegt wohl vor allem in seiner stupenden Vielseitigkeit begründet,
in der souveränen Manier, in der er Politik und Wirtschaft, Kunst und
Management, Wissenschaft und Technik, Geist und Volk miteinander verband. Daß
er darüber hinaus noch eine tragische Figur war, die nicht sein durfte, was sie
mit jeder Faser ihres Wesens, mit Leib und Seele, sein wollte, ein deutscher
Patriot nämlich, fügt der Faszination eine schillernde Facette hinzu. Er
versuchte die zunächst als Makel empfundene, später aber souverän in sein Leben
und seine Umwelt eingeordnete Tatsache, dass er Jude war, stets zu
kompensieren. Dadurch zum Beispiel, dass er, wo immer er auftrat, zu einer
beherrschenden Figur zu werden versuchte. In welch beachtlichem Maße ihm das
gelang, zeigt eine Fülle von Aufzeichnungen, die Zeitgenossen über ihre
Gespräche mit Rathenau machten. „Tatsächlich existieren Gesprächserinnerungen
an ihn von erstaunlich vielen Zeitgenossen. Nicht an der Zahl, aber an Vielfalt
übertreffen sie sogar die Gesprächspartner Bismarcks; in dieser Hinsicht steht
Rathenau auch in seiner eigenen Zeit, jedenfalls innerhalb des deutschen
Bereichs, einzig da. Das verdankt er seiner Stellung, seinen Interessen und
seiner Ausdrucksfähigkeit in der industriell-geschäftlichen, der
geistig-künstlerischen und der philosophischen Welt, speziell auch den für
jedermann interessanten Widersprüchen dieser vielseitigen Existenz. Vom
Reichskanzler Fürst Bülow bis hin zu dem Bolschewiken Karl Radek und dem
Faschisten Benito Mussolini, vom Nationalökonomen Felix Somary bis zum
Schwerindustriellen Hugo Stinnes, vom Philosophen Ernst Troeltsch bis zum
Dichter André Gide – alle haben sie Gespräche mit Rathenau geführt und
wenigstens Stücke daraus aufgezeichnet.“[25]
Diese Liste illustrer Namen mag andeuten, wen alles jener stets soignierte,
druckreif formulierende und in fünf Sprachen fließend parlierende Mann
fasziniert hat. Freilich riefen seine Arroganz und sein Drang, im Vordergrund
zu stehen, nicht selten auch Widerwillen hervor, veranlassten seine
Gesprächspartner (Freunde hatte er eigentlich nicht), Unfreundliches über ihn
zu sagen und zu schreiben.[26]
Will man jedoch vom singulären Eindruck absehen und aus der
historischen Distanz ein Urteil über ihn fällen, über seine Bedeutung für die
von Thomas Mann (wie oben dargestellt) als so hoffnungsvoll beschriebene
Weimarer Republik, aber auch für seine Zeit insgesamt und nicht nur für die
Nachgeborenen, für uns, die wir aus seinem Leben lernen sollten, so scheinen
die Worte Willy Brandts, eines seiner Amtsnachfolger, zuzutreffen: „Eines der
wenigen großen außenpolitischen Talente in unserem Vaterland wurde von Leuten
ermordet, die sich sogar noch für die besseren Deutschen hielten. Sie töteten
mit ihren Schüssen eine deutsche Chance, ohne eine Vergangenheit wiedererwecken
zu können. Rathenau, ein nationaler Mann, der die Möglichkeiten für das
Deutschland seiner Tage erkannt hatte, der den deutschen Interessen selbstlos
und ohne sich zu schonen diente.“[27]
Wenn wir heute entsetzt auf die Untaten der braunen
Zwickauer Terror- und Mörderbande starren, so müssen wir erschrocken
feststellen, dass die Lehren aus den finsteren Zeiten der deutschen
Vergangenheit noch immer nicht überall gezogen werden.
[1]Thomas Mann: Doktor Faustus. Berlin - Frankfurt/Main 1947. S. 391 f.
[2]Rede auf der Tagung des Reichsverbandes der deutschen Industrie. München, 28. 9. 1921. In: Walther
Rathenau: Gesammelte Reden. Berlin 1924. S. 119.
[3]Vgl. dazu: Karl-Heinz Hense: Walther Rathenau – ein Leben im Widerspruch. In: „liberal – Vierteljahreshefte
für Politik und Kultur“ (hrsg. v. Ralf Dahrendorf), 4/1986. S. 111 – 121.
[4]Franz Blei formuliert überaus anschaulich: „Dieser hochgewachsene Beduine, der manchmal von seinen
spanisch-jüdischen mit Berberblut vermischten Ahnen sprach, liebte, wohl aus Gegensätzlichkeit, diese
blonden, rosigen, knochigen Preußen mit den blauen Augen, die Offiziere dieses kleinen Adels, die Dichter
dieser dürftig-spröden Landschaft, die pflichttreuen Beamten dieses sparsamen Haushalts.“ Aus: Franz Blei:
Das große Bestiarium – Zeitgenössische Bildnisse. München 1960. S. 70.
[5]W. Hartenau (Pseudonym für Walther Rathenau): Höre, Israel! In: „Die Zukunft“ (hrsg. v. Maximilian
Harden), 18 (1897).
[6]Theodor Lessing: Der jüdische Selbsthaß. Berlin 1930. Neuausgabe mit einem Vorwort von Boris Groys:
München 1984.
[7]Vgl. Walther Rathenau: Eine Streitschrift. Auseinandersetzungen mit dem Transzendenten. Weilheim 1967.
Diese Sammlung enthält Texte zu den Stationen religiöser Entwicklung, die Rathenau durchlaufen hat, und
bietet einen guten Überblick.
[8]Vgl. Walther Rathenau: Zur Kritik der Zeit. Berlin 1912. Und ders.: Zur Mechanik des Geistes. Berlin 1913. In
diesen beiden Büchern vor allem entwickelt er seine Vorstellungen zur Mechanisierung.
[9]Wolfgang Kruse: Kriegswirtschaft und Gesellschaftsvision – Walther Rathenau und die Organisation des
Kapitalismus. In: Hans Wilderotter (Hrsg.): Die Extreme berühren sich – Walther Rathenau 1867 – 1922.
Berlin o.J. (1994), S. 154.
[10]A.a.O., S. 156.
[11]Walther Rathenau: Ein dunkler Tag. In: „Vossische Zeitung“ vom 7. Oktober 1918.
[12]Walther Rathenau: Von kommenden Dingen. Berlin 1917. Wiederabgedruckt in Band II der Rathenau-
Gesamtausgabe (hrsg. v. Hans Dieter Hellige und Ernst Schulin). München – Heidelberg 1977. S. 381.
[13]Walther Rathenau: Die neue Gesellschaft. Berlin 1919. Wiederabgedruckt in: Ders.: Schriften und Reden.
Frankfurt/Main 1964.
[14]A.a.O., S. 339.
[15]A.a.O., S. 356.
[16]Horst Sassin: Liberale im Widerstand. Hamburg 1993. S. 28.
[17]Vgl. Peter Krüger: Es handelt sich darum, einen Kontinent wiederherzustellen – Walther Rathenau als
Außenpolitiker. In: Hans Wilderotter (s. Anm 9), S. 189 – 203.
[18]Walther Rathenau (s. Anm. 13), S. 482.
[19]Walther Rathenau (s. Anm. 13), S. 477.
[20]Martin Sabrow: Der Rathenaumord – Rekonstruktion einer Verschwörung gegen die Republik von Weimar.
München1994.
[21]A.a.O., S. 111.
[22]A.a.O., S. 214.
[23]Erich Koch-Weser: Und dennoch aufwärts. Eine deutsche Nachkriegsbilanz. Berlin 1933. S. 243 f.
[24]Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 26. Juli 1989, S. N 3.
[25]Ernst Schulin (Hrsg.): Gespräche mit Rathenau. München 1980. S. 13 f.
[26]Etwa Franz Blei: „Rathenau war nicht das, was man einen politischen Kopf nennt. Dafür dachte er vom
Menschen zu schlecht und zu gut, aber beides am falschen Ort. Er überschätzte die menschliche
Verstandesfähigkeit und unterschätzte deren affektive Brauchbarkeit.“ In: Franz Blei (s. Anm. 4), S. 71.
[27]Aus einer Rede zum 100. Geburtstag Rathenaus am 29. September 1967. Zitiert nach: Harry Wilde: Rathenau.
Reinbek 1971. S. 179 f.
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