Erschienen in Ausgabe: No 83 (1/2013) | Letzte Änderung: 31.01.13 |
von Hans Sixl
Der menschliche Geist ist seit
Jahrtausenden eine nahezu exklusive Domäne der Philosophie und Theologie, was
in der Bezeichnung Geisteswissenschaften zum Ausdruck kommt. Im Gegensatz zu
ihnen befassen sich die Naturwissenschaften erst neuerdings mit ihm in den Neuro-
und Kognitionswissenschaften. Neuere Erkenntnisse der Physik, der Genetik, der
modernen Technologien und der Informationswissenschaften erlauben es inzwischen
auch, sich grundsätzlich mit anderen Formen des Geistes zu beschäftigen. In
Analogie zu der Philosophie des Geistes ist es damit möglich, eine
Naturwissenschaft des Geistes zu etablieren.
1. Einführung
Der menschliche denkende Geist ist
der bislang intelligenteste Geist, der allerdings erst nach dem vollständigen Aufbau
des menschlichen Körpers und seiner Organe mit Hilfe der Sinneseindrücke entsteht
und dabei lernt, in den Bildern, die er gesehen hat und in der Sprache, die er
gelernt hat, eigenständig zu denken. Er stellt die vorläufig höchste Stufe der
evolutionären geistigen Entwicklung dar. Alle bisherigen speziellen Formen des
Geistes, die in primitiven Lebensformen und neuerdings auch in Maschinen und
Computern arbeiten, besitzen diese Intelligenz nicht, da ihnen die dafür
notwendige Lernfähigkeit nicht zur Verfügung steht. Ihr Geist arbeitet daher nicht
eigenständig, sondern entweder genetisch oder technisch vorprogrammiert. Alle
Säugetiere und ihre evolutionären Vorformen haben ein Gehirn, in dem ein Geist
mehr oder weniger intelligent arbeitet, der sie primär unterbewusst aber auch rudimentär
bewusst handeln lässt. Ob dieser Geist, ganz allgemein betrachtet, genetisch
oder durch Triebe, Sinneseindrücke oder durch technische Programme oder anders
gesteuert wird, soll hier zunächst nicht vertieft werden.
Nicht ohne Grund sprechen wir sowohl von
körperlicher als auch von geistiger Arbeit. Unser Körper ist deshalb unser
körperlicher Akteur und unser Geist unser geistiger Akteur. Wenn wir denken,
dann arbeiten wir mit unserem Wissen und unseren Erfahrungen mit den Bildern
und Worten, die uns unsere Sinnesorgane im Laufe eines Lebens zugespielt
hatten. Warum unser Geist dabei eine Arbeit leistet, soll in diesem Artikel
beschrieben werden.
2. Arbeit und Kraft
Immer dann, wenn eine Kraft etwas
bewegt, wird Arbeit geleistet. Jemand oder etwas, von dem diese Kraft ausgeht,
muss die Arbeit leisten. Akteure, die wir sehen, sind körperlich und bestehen
aus Materie und besitzen eine Form und Gestalt. Sie sind Personen oder
technische Apparate wie Roboter oder einfache Maschinen. Im Innern dieser
Akteure ist etwas aktiv, was wir, weil es unsichtbar ist, als Geist bezeichnen.
Dieser Geist ist für das innere Geschehen verantwortlich, das Bewegungen initiiert
(Ströme, Signale…), das steuert und das für die notwendige Energie sorgt.
Dieser so allgemein als Geist bezeichnete unsichtbare Akteur leistet damit eine
ebenfalls unsichtbare Arbeit. Er bewegt in unserem Gehirn mit unsichtbaren
Kräften Ionen, also geladene Teilchen, auf Nervenbahnen und initiiert damit
einen Denkprozess oder ein Muskelzucken. Deshalb ist auch unser Geist ein
Arbeiter, der in unserem Inneren verborgen arbeitet. Er ist ebenso unsichtbar
wie die unsichtbaren Akteure in Maschinen und Computern, die z.B. in einem
Benzinmotor mit chemischen Kräfte arbeiten, mit ihnen Gase ausdehnen und dadurch
Kolben bewegen, oder die in einem Elektromotor mit elektrischen Kräfte arbeiten
und damit Räder antreiben, oder die in einem Computer mit Elektronen und
Löchern arbeiten, die die gewünschten Operationen ausführen.
Wenn wir von unsichtbaren Kräften,
Mechanismen, Prozessen und Akteuren reden, dann bedeutet dies nur, dass wir sie
nicht direkt über unsere Sinnesorgane wahrnehmen können. Wir erhalten jedoch
indirekte Information über ihre reale Existenz und ihr Wirken durch unsere
technischen Möglichkeiten, die es uns erlauben, Kräfte, Ströme, Energien und
damit auch unsichtbare physikalisch-chemische, biologische, elektrische
Vorgänge genauestens zu vermessen.Einzelne Atome können wir ebenfalls nicht sehen und damit direkt
erkennen, wie sie aufgebaut sind, aber unsere modernen technischen Geräte
erlauben uns ihre Messung und ergänzen damit unsere biologisch eingeschränkten
Wahrnehmungsfähigkeiten.
Der Kraftbegriff ist in der Physik eine
zentrale Größe, von der buchstäblich alles ausgeht. Unsichtbare Kraftfelder beschreiben
die Wirkung der Kräfte, die die Welt bewegen. Deshalb waren z.B. die
unsichtbaren Kräfte, die die Planeten und Monde bewegen, schon immer etwas
Geheimnisvolles, Göttliches oder Okkultes, dem ähnlich wie dem Geist des
Menschen ein transzendenter Ursprung zugesprochen wurde. Obwohl die Kräfte
unsichtbar sind, arbeiten wir mit ihnen und können sie messen. Ohne genaue Kenntnis
der Kräfte könnte kein Wolkenkratzer und kein Auto gebaut werden. Ohne Kräfte gäbe
es keine Dynamik und ohne sie könnte keine Arbeit geleistet sowie keine
Bewegung verändert werden.
In der klassischen Physik gelten die
Naturgesetze der Gravitation und der elektromagnetischen Wechselwirkung.
Hinzu kamen im 20. Jahrhundert, nachdem die Radioaktivität und die Atomkerne
entdeckt worden waren, die Naturgesetze der Schwachen
(verantwortlich für Zerfallsprozesse) und
der Starken Wechselwirkung (verantwortlich für den Zusammenhalt der
Hadronen).
In der Quantenfeldtheorie werden die
Grundkräfte auf den Austausch von virtuellen Eichbosonen (1) zurückgeführt. Dies
ist für unsere Argumentation eine wichtige Aussage, die eine spezielle Art der
Kommunikation ausdrückt, die für den Informationsaustausch bei jeder
Wechselwirkung, d.h., bei jedem Austausch von Kräften zwischen Teilchen, verantwortlich
ist. Mit Ausnahme der Gravitation konnten die Theorien der schwachen, der
starken und der elektromagnetischen Wechselwirkungen in einem Standardmodell der Elementarteichenphysik
zusammengeführt werden. Eine zukünftig angestrebte Grand Unification Theory sollte dazu in der Lage sein, alle vier
Grundkräfte zu vereinen.
3. Leib-Seele-Dualismus
Bis vor wenigen Jahrhunderten
wurde nur dem Menschen allein ein Geist attestiert, der theologisch mit dem Begriff
der Seele eng verbunden ist. So liest man z.B.: Philosophisch hat die Seele (fast) immer den Vorrang, weil sie der
Erkenntnis fähig ist und aufgrund ihrer Immaterialität unsterblich ist. Der
Leib ist hingegen dem Verfall in der Zeit ausgeliefert und kann seine
Verbindung mit der Seele nur begrenzt aufrechterhalten (2). Die Aussagen
bezüglich der Existenz einer Seele, die ursprünglich mit dem Geist
gleichgesetzt wurde,sowie ihre Immaterialität
und Unsterblichkeit sind jedoch unbewiesene Annahmen und deshalb sowohl philosophisch
als auch naturwissenschaftlich anfechtbar.
Der Kern der Philosophie des Geistes ist
das Körper-Geist-Problem, das ursprünglich in Bezug auf den religiösen Menschen
als Leib-Seele-Problem bezeichnet wurde. Es bezieht sich auf die Frage des
Zusammenwirkens des Körperlichen und des Geistigen. Unter Geist werden dabei sehr
unterschiedliche Dinge verstanden: das Bewusstsein (als Folge des Geistes, kognitive
Aspekte), der Verstand (als Folge des Denkens und der Logik), das Psychische (als
Folge der Emotionalität, Triebhaftigkeit …, medizinische Aspekte) und die Seele
(religiöse Aspekte). Die philosophischen Kernfragen dazu beziehen sich nahezu
ausschließlich auf den Menschen. Sie lauten:
- Handelt es sich beim Geist um eine eigenständige Entität, immateriell
oder auch materiell?
- Was unterscheidet den Geist von der Seele oder sind Geist und Seele identisch?
- Wie wirken Körper und Geist/Seele zusammen?
- Kann der Geist/die Seele auch ohne Körper existieren?
- Kann ein Computer auch einen Geist/Seele haben?
- Hat der Mensch einen freien Willen oder ist alles vorbestimmt?
Bei diesen und vielen anderen Fragen
beziehen sich Philosophen und Theologen natürlich nur auf den denkenden (den
intelligenten) Geist des Menschen und weniger (oder sogar explizit nicht) auf
andere (primitivere) Formen des Geistes, die evolutionär die Vorläuferformen
des denkenden Geistes darstellen.
Für eine eindeutige Beantwortung der
angeschnittenen Fragen muss das dazu notwendige, durch naturwissenschaftliche
Fakten belegte Wissen zur Verfügung stehen. Ferner müssen die in den Fragen uneinheitlich
benutzten Begriffe eindeutig definiert werden. Wie die Geschichte seit
Descartes (3) beweist, kann das bisher ungelöste Körper-Geist-Problem von den Geisteswissenschaften
allein nicht gelöst werden. Aus diesem Grund ist eine Naturwissenschaft des
Geistes erforderlich. Mit ihr wird eine Problemlösung unter Nutzung aktueller naturwissenschaftlicher
Erkenntnisse und eindeutiger Definitionen der benutzen Begriffe angestrebt.
4. Der menschliche Geist in den Naturwissenschaften
Heute verbindet man mit dem Geist
in den Kognitionswissenschaften, Neurowissenschaften und in der Forschung zur künstlichen
Intelligenz Begriffe wie Bewusstsein und Unterbewusstsein, Verstand und
Denkfähigkeit, also Eigenschaften und Fähigkeiten, die man auch Tieren nicht komplett
absprechen kann. Man unterscheidet deshalb heute etwas genauer zwischen verschiedenen
Formen des Geistes, die im menschlichen Körper eng zusammenarbeiten, und die
man wie folgt unterteilen kann:
(a) den denkenden Geist. Zu ihm zählen Geistformen wie der rechnende,
der planende, der sprachlich formulierende Geist, der kreative Geist, der motivierende
Geist, der Wille, …
(b) den bewussten Geist. Das ist der Geist, der Erfahrungen und Wissen eines
bisherigen Lebens angesammelt hat, der uns selbst als eigenständige Person und
der uns unsere körperlichen und geistigen Eigenschaften und Fähigkeiten sowie
unser Umfeld bewusst macht.
(c) den unterbewussten Geist. Das ist der Geist, der uns nach ererbten
Programmen instinktiv reagieren lässt und schließlich
(d) den Urgeist. Das ist der Geist, der unser Körperinneres steuert: die
einzelnen Zellen, die Organe, die Muskeln…
Die jeweiligen Geistformen können dabei in
jeweils einzelne eigenständig arbeitende Teile untergliedert werden, die je
nach Bedarf mit den anderen Teilen konstruktiv zusammenarbeiten. Die
Geistformen (a) bis (c) arbeiten mit in den Neuronen des Gehirns
abgespeicherten Sinnesinformationen, die aus unseren bisherigen Lebensumständen
(familiärer, sozialer, kultureller, technischer und gesellschaftlicher Art etc.)
stammen. Die Geistform (d) arbeitet mit in den Zellkernen abgespeicherten genetischen
Informationen, die unserem uralten, evolutionär entwickelten Erbgut entstammen.
5. Sichtbare und unsichtbare Akteure
Der sichtbare menschliche Akteur
ist unser Körper. Er wird von unserem Geist, einem in unserem Gehirn nicht
wahrnehmbaren Akteur, weitgehend unterbewusst gesteuert und bewegt.
Beispiel: Wir sitzen am Steuer unseres
Autos und wollen anfahren. Also tritt unser Fuß (von unserem denkenden Geist
initiiert und unterbewusst durch Einwirken auf die richtigen Muskeln gesteuert)
auf das Gaspedal und löst in einer Ursache-Wirkungskette Folgekräfte aus, die
von ebenfalls autonom arbeitenden technischen Formen des Geistes gesteuert
werden: - Kraftwirkung auf Ventile, - Kräfte, die Benzin injizieren, - Kräfte,
die durch chemische Reaktionen ausgelöst werden und auf Kolben, Räder und
schließlich auf das Auto wirken. Für jede spezielle Kraft ist dabei ein im
Innern arbeitender spezieller technischer Akteur (Geist) verantwortlich.
Ein Akteur ist ein Arbeiter. Er bezeichnet
etwas, was arbeitet (Maschine, Automat, Roboter) oder jemand (Mensch), was durch
Arbeit Bewegung, Schall, Licht, Wärme etc. erzeugt oder ganz allgemein Energie
umsetzt.
-Ein Akteur (der Geist oder
der Körper) nutzt Kräfte, um etwas zu bewegen.
- Er arbeitet mit einem bestimmten Mechanismus physikalischer, chemischer
oder biologischer Art.
-Innere Mechanismen und Kräfte
des Akteurs sind immer unsichtbar.
-Nur im Falle eines körperlich
sichtbaren Akteurs wird das Ergebnis direkt sichtbar.
Im Falle einer geistigen Aktion macht uns unser Geist das Ergebnis bewusst.
Sowohl das Ergebnis als auch der Geist, der es erzielt hat, ist dabei nicht
durch unsere Sinnesorgane wahrnehmbar.
Das Ergebnis der Arbeit unseres menschlichen
Geistes wird erst dann durch unsere Sinnesorgane wahrnehmbar, wenn wir es
artikulieren oder aufschreiben oder es als Bild darstellen. Ähnliches gilt für
die geistige Arbeit eines Computers. Was im Innern des Gehirns oder im Computer
erarbeitet wurde, kann immer dann, wenn wir es wollen oder fordern, sichtbar
oder hörbar gemacht werden.
Da unser Geist ein Akteur ist,
bewegt er etwas. Genauer gesagt, beschleunigt er etwas und das erfordert
Kräfte. Dabei wird Arbeit geleistet, was wiederum Energie erfordert. Dynamik
wird durch Kräfte verursacht. Das gilt sowohl für körperliche als auch für
geistige Arbeit, also auch für die zugehörigen körperlichen oder geistigen
Akteure.
6. Wie entstehen Kräfte? Wer bestimmt ihre Größe und Richtung?
Nach dem Standardmodell der Kosmologie
ist das Universum vor 13,6 Milliarden Jahren aus einer (Raum-Zeit-Energie-)Singularität
entstanden. Damals war das Universum in einem Punkt vereint, aus dem mit speziellen
(unbekannten) Anfangsbedingungen die Naturgesetze und die Naturkonstanten
(Feinabstimmung) entstanden sind. Aus der ursprünglichen Kraft, die das
Universum samt Inhalt mit (Über-)Lichtgeschwindigkeit auseinander trieb,
entstanden die uns heute bekannten vier Fundamentalkräfte, die die Wechselwirkung
zwischen Materie und Elementarteilchen beschreiben: die Gravitation, die
Schwache und die Starke Wechselwirkung und den Elektromagnetismus.
Wechselwirkungen entstehen immer auf Distanz, da sie alle nach bestimmten
Gesetzmäßigkeiten mit dem Abstand der beteiligten Partner abnehmen. Es handelt
sich also immer um Fernkräfte auch im subatomaren Bereich, was widersprüchlich
klingt, aber nicht ist, da alle Wechselwirkungen auf Distanz und nicht erst
durch direkten Kontakt erfolgen.
Auch alle Kräfte in der Biologie, Chemie und Technik entstehen aus den
Fundamentalkräften durch Wechselwirkungen rein physikalischer Art.
- Damit die Kräfte entsprechend
den Naturgesetzen in richtiger Stärke und Richtung entstehen, müssen die beteiligten
Objekte (zwei Partner, zwei Personen, zwei Teilchen) auch die dazu notwendigen Informationen
erhalten.
- Information wird grundsätzlich
durch reelle oder im Fall der Fundamentalkräfte auch von virtuellen
Informationsträger (auch Austauschteilchen oder Eichbosonen genannt) übertragen
(kommuniziert). Virtuelle Teilchen existieren innerhalb der Unschärferelation.
- Informationsträger werden auch
gerne als Träger der Kraft bezeichnet, weil sie über den entsprechenden
Mechanismus (den beteiligten Akteur) zu der Kraftwirkung führen.
- Betrag und Richtung einer Kraft
sind abhängig von der Entfernung und der Art der Objekte (Massen, Ladungen,
Kerne), die miteinander kommunizieren.
- Damit die richtigen Kräfte
wirken, muss diese Information kommuniziert werden.
- Zur Kommunikation gehören grundsätzlich
ein Sender und ein Empfänger, die aufeinander abgestimmt sind, d.h., die
dieselbe Sprache sprechen.
7. Gibt es eine Kommunikation zwischen Erde und Mond?
Warum sollten Erde und Mond
Informationen austauschen?, ist die normale Reaktion der Befragten. Diese
Reaktion ist verständlich, weil wir eine derartige Kommunikation zwischen den
Himmelskörpern durch unsere Sinnesorgane nicht wahrnehmen können. Sie tun es aber
dennoch in einer Sprache, die wir weder hören noch sehen können und deshalb auch
nicht verstehen. Deshalb kommt der normale Bürger auch nicht auf die Idee, dass
es zwischen Erde und Mond eine Kommunikation geben könnte.
Fakt ist: Der Mond nimmt die Erde wahr und umgekehrt, sonst würden sie
sich ja auch nicht anziehen. Diese Wahrnehmung ist eine andere als unsere
Sinneswahrnehmung. Und da unsere Sinneswahrnehmung auf Informationen beruht,
ist es bei Erde und Mond genauso. Die Tatsache, dass es eine unsichtbare
Kraftwirkung zwischen diesen Himmelskörpern gibt, sagt uns, dass sie ständig
genau erfahren müssen, wie weit sie voneinander entfernt sind und wie groß sie
sind, sonst würden sie unkontrolliert in den Weltraum fliegen und sich nicht exakt
entsprechend den daraus resultierenden unsichtbar wirkenden Kräften umkreisen.
Wir müssen den Mechanismus und die Sprache, mit der sie kommunizieren,
nicht kennen. Es ist dennoch Fakt, dass sich Erde und Mond aufgrund ihrer
Kraftfelder wie durch Geisterhand umeinender herumbewegen. Doch was sind
Kraftfelder? In der Quantenfeldtheorie sind sie das Ergebnis der Kraftwirkung
zwischen Elementarteilchen, die durch Austauschteilchen (Informationsträger,
auch als Kraftträger bezeichnet) ausgelöst wird. Das Kraftfeld der Gravitation wird
mit den Austauschteilchen, die Gravitonen genannt werden, bei der Kommunikation
aufgebaut.
8. Wechselseitige und einseitige Kommunikation
Die bisher beschriebene
Kommunikation, die zu den Fundamentalkräften führt, ist eine wechselseitige
Kommunikation, bei der die Partner gleichzeitig als Sender und Empfänger
agieren. Die Informationsträger werden dabei als Austauschteilchen
(Eichbosonen) bezeichnet, da beide Partner mit denselben Informationsträgern
arbeiten.
Die Kommunikation zwischen Lebewesen (mit
Lauten, Zeichen, Bildern …) und in der Technik (Radio, Fernsehen, Telefon…) ist
eine einseitige Kommunikation und funktioniert ausschließlich auf der Basis von
realen Informationsträgern (Schallwellen, elektromagnetische Wellen). Augen und
Ohren dienen ausschließlich als Empfänger und die Stimmbänder als Sender
akustischer Signale und Schriften und Bilder als Sender für optische Signale.
Aber nur die wechselseitige Kommunikation ist eine ideale Kommunikation, bei
der unser Gehirn als weiteres Organ für die Rückkopplung zu dem
Gesprächspartner zwischengeschaltet ist.
Die Sonne ist ebenfalls ein Sender. Sie
liefert uns mit Licht und Wärmestrahlen die Grundlage unseres Lebens. Die
Empfänger der Lichtstrahlen sind u. a. die Pflanzen, die mit dem Sonnenlicht
Photosynthese betreiben. Licht besteht aus elektromagnetischen Wellen und umfasst
alle Frequenzen und Wellenlängen, die für das Leben wichtig sind. Es wird von
den Molekülen der Pflanzen, dem ersten Glied der Nahrungskette, absorbiert.
Dabei gilt auch wieder das Resonanz- bzw. das Schlüssel-Schloss-Prinzip, nach
dem nur Licht mit der richtigen Wellelänge in der Lage ist, die Elektronen in
den Molekülen anzuregen und in einem komplizierten mehrstufigen Prozess letztendlich
Chemie zu betreiben. Dabei wird das CO2 der Luft mit dem Wasser der
Zellen dazu benutzt, um Kohlenwasserstoffe zu erzeugen. Dies ist ein komplexer photochemischer
Prozess, bei dem der Informationsträger (das reale Photon) nicht nur die Kraft
sondern auch die Energie mitbringt, die der Akteur in der Pflanze benötigt, um
die entsprechende Synthesearbeit in einer weiteren Ursache-Wirkungs-Kausalkette
zu leisten.
Das von den Gegenständen unserer Umgebung
abgestrahlte Licht wird von unseren Augen auf die Netzhaut abgebildet und dort
von Photorezeptoren empfangen, die auf bestimmte Frequenzen abgestimmt sind.
Ähnlich wie in Pflanzen werden auch hier Ionen freigesetzt, die auf den
Nervenbahnen elektrische Signale erzeugen.
Nur die durch unsere Stimmbänder in einem
bestimmten Frequenzbereich erzeugten Schallwellen können auch in unseren Ohren
empfangen werden. Dort setzen sie die Schwingungen des Trommelfels in
elektrische Signale um.
Unsere Sinnesorgane dienen ausschließlich
als Empfänger lebenswichtiger Informationen aus unserer Umgebung. In unserer
technischen Sprache stellen sie optische (Licht), akustische (Schall), mechanische
(Druck), thermische (Wärme) und chemische Sensoren (Geschmack und Geruch) dar.
Es ist eine einseitige Information, bei der die Natur, die das Sonnenlicht
reflektiert, der Sender und die Menschen sowie alle anderen Lebewesen die
Empfänger sind.
Bei der wechselseitigen
Kommunikation gilt für die entsprechend gleichzeitige Kraftwirkung der
jeweiligen Anziehungs- oder Abstoßungskräfte actio gleich reactio und es
erfolgt kein Austausch von Energie. Bei der einseitigen Kommunikation mit Licht
und Schallwellen ist dies nicht der Fall. Hier wird neben der Information auch
immer Energie vom Sender zum Empfänger übertragen. Die Kraftwirkung entsteht
dabei lokal am Empfänger und gegenüber dem Sender in der Zeit verschoben.
9. Lebende Materie und tote Materie
Lebewesen zeichnen sich gegenüber
toter Materie dadurch aus, dass sie aus Zellen aufgebaut sind, in denen ununterbrochen
die lebenserhaltenden Funktionen aufrechterhalten werden. Dazu müssen pausenlos
ganz spezielle physikalisch-chemische Prozesse mit genetisch vorgegebenen
eindeutigen Zielvorgaben ablaufen. Dies geht nur durch Kommunikation der entsprechenden
Informationen mit den dazu notwendigen speziellen Informationsträgern, die die für
den korrekten Ablauf jeweils erforderlichen Kräfte freisetzen. Immer wenn
Kräfte eine Arbeit leisten, ist ein Akteur aktiv. Diese Arbeit muss demnach in
den lebenden Zellen von einem entsprechenden Geist geleistet werden. Eine
lebende Zelle unterscheidet sich aus diesem Grund von einer toten dadurch, dass
in ihr ständige lebenserhaltende Aktivität herrscht, deren Arbeit von
Geistformen geleistet wird, die das Leben entsprechend den genetischen Vorgaben
sicherstellen (6). Lebewesen stellen damit ein offenes System dar, in dem ein
Geist das Chaos nach außen schaufelt, um im Inneren durch geschickte Steuerung
einen thermodynamisch unwahrscheinlichen Zustand aufrecht zu erhalten.
In toten Körpern findet zwar Wärmebewegung,
aber keine Bewegung und damit auch keine Aktivität statt, die nach
kommunizierten (genetischen) Zielvorgaben abläuft. Körperliches Leben kann
damit als Prozess definiert werden, in dem ein geistiger Akteur Kräfte nach
kommunizierten genetischen Zielvorgaben in die notwendigen Bewegungen der
Moleküle umsetzt. Körperliches Leben beruht auf der Basis der
kommunizierten genetischen Information. Im Gegensatz zu einem toten Körper ist
in einem lebenden Körper ein genetischer Geist permanent aktiv.
Geistiges Leben ist hingegen eine andere
Kategorie. Für diese andere Art des Lebens musste im Menschen ein eigenes Organ
geschaffen werden, das sich gegenüber allen anderen Lebewesen durch die
Hirnrinde unterscheidet. In ihr ist der denkende Geist aktiv, der mit
Sinnesinformationen arbeitet, die in den dafür gebauten speziellen Neuronen
abgespeichert werden. Geistiges Leben
kann damit als Prozess definiert werden, in dem ein geistiger Akteur Kräfte
nach neuronalen Zielvorgaben in die notwendigen Bewegungen der Ionen umsetzt.
Sowohl für das körperliche Leben, das durch
Muskelbewegungen und Organfunktionen charakterisiert werden kann, als auch für
das geistige Leben, das primär durch Denkprozesse charakterisiert ist, sind
Informationen, Informationsträger, Kräfte, Mechanismen und damit auch die dafür
zuständigen Geistformen, die die jeweiligen Aktionen sicherstellen, notwendig.
Weitere Details folgen im zweiten Teil dieses Beitrags.
Fazit
In diesem Artikel wurden die
Fragen, was ein Geist ist und was Leben bedeutet, naturwissenschaftlich
fundiert beantwortet und so formuliert, dasssie auch auf andere Geist- und Lebensformen anwendbar sind. Sowohl für
das körperliche als auch für das geistige Leben sind geistige Akteure
erforderlich, die mit unterschiedlichen Mechanismen relativ autonom ihre Arbeit
leisten. Aus naturwissenschaftlicher Sicht ist der menschliche denkende Geist,
der im Zentrum der philosophischen und theologischen Betrachtungen steht, ein realer
Akteur, der geistige Arbeit leistet und damit Energie umsetzt. Er arbeitet mit einseitig
kommunizierten Informationen, unsichtbaren Kräften und unsichtbaren Mechanismen
ausschließlich innerhalb des menschlichen Gehirns und bezieht seine
Informationen ebenfalls ausschließlich aus seinen Sinnesorganen. Damit
unterscheidet er sich eindeutig von dem transzendenten Geist, der von den
Theologen als Seele des Menschen bezeichnet wird. Neben dem denkenden Geist,
gibt es weitere Formen des Geistes, die als unsichtbare Akteure im Menschen, in
anderen Lebensformen sowie in technischen Geräten in anderen Sprachen arbeiten.
Für wertvolle Anregungen und
konstruktive Kritik bedanke ich mich bei meinen früheren Kollegen der
Theoretischen Physik an der Universität Stuttgart, Professor Weidlich und
Professor Mahler.
Literatur
(1)Eichbosonen sind virtuelle Teilchen, die auch
Kraftträgerteilchen genannt werden, weil sie die Kräfte bei jeder
Wechselwirkung zwischen Masseteilchen vermitteln und dadurch als
Austauschteilchen die Bewegung der ein- und auslaufenden Teilchen verändern. So
wird z.B. die elektromagnetische Wechselwirkung zwischen zwei Elektronen durch
ein virtuelles Photon vermittelt. Virtuelle Teilchen besitzen keine definierte
Masse. Das steht im Zusammenhang mit ihrer kurzen Lebensdauer und der daraus
resultierenden Energieunschärfe.
(2)A. Preussner, Dualismus Leib-Seele, Philosophielexikon
im Internet.
(3)René Descartes, Medidationes de
prima philosophia, 1641.
(4)Die vier Fundamentalkräfte beschreiben die Gravitation,
die Schwache Wechselwirkung, den Elektromagnetismus und die Starke
Wechselwirkung.
(5)Kognition ist ein uneinheitlich verwendeter Begriff,
mit dem auf die Informationsverarbeitung im Menschen und in anderen Systemen
wie ComputernBezug genommen wird. Oft
ist mit Kognition das Denken in einem sehr umfassenden Sinn gemeint
(Aufmerksamkeit, Erinnerung, Lernen, Planen, Kreativität ….Wille, Glaube …)
(6)Hans Sixl, Geist und Leben aus naturwissenschaftlicher
Sicht. Tabula Rasa 71 (1/2012).
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