Erschienen in Ausgabe: No 85 (03/2013) | Letzte Änderung: 20.02.13 |
von Hans Sixl
So wie sich der menschliche Geist
evolutionär entwickelt hat, so haben sich auch seine Lernfähigkeit, sein Wissen
und sein Wille, mit dem er kreativ seine Ziele verfolgt, nach den Prinzipien
von Ursache und Wirkung entwickelt.Damit
stellt sich die Frage, was Intelligenz und Zielstrebigkeit in der Natur verursacht
und wie diese rein geistigen Eigenschaften naturwissenschaftlich begründet und
auf elementare Prozessschritte zurückgeführt werden können. Da alles körperliche
und geistige Geschehen ohne jede Ausnahme den Naturgesetzen unterworfen ist, müssen
auch der Impuls, der es willentlich auslöst und die zugehörigen
Elementarprozesse mit ihnen erklärbar sein.
1. Einführung
Ein Naturwissenschaftler, der genau
weiß, mit welchen Kräften die Erde auf ihn einwirkt oder wie ein Computer
funktioniert, fragt sich auch: Warum ist das eigentlich so? Wer übermittelt
unserem Körper die Kraft, die ihn auf den Boden drückt? Warum läuft alles so
perfekt entsprechend den Naturgesetzen? Steckt ein Wille hinter allem, was
geschieht? Wer arbeitet im Computer? Wer denkt in unserem Kopf? Woher wissen
Teilchen, Systeme oder Maschinen, was sie machen müssen? Wer unterwirft sie den
Naturgesetzen? Wer vermittelt ihnen das Wissen, das in ihnen steckt? Wo kommt
es her? Wie wird es kommuniziert? Und welchen Gesetzmäßigkeiten ist der Mensch
unterworfen?
Analog zu unserem menschlichen
Geist, der in unserem Gehirn aktiv ist und unsere Sinnesinformationen verarbeitet,
werden auch andere Informationen grundsätzlich von einem Geist verarbeitet, der
eine Ursache mit einem bestimmten Mechanismus, der vorgeschriebenen
Naturgesetzmäßigkeiten folgt, in eine Wirkung umsetzt (1). Umgekehrt ist alles,
was existiert, zuvor in einer endlosen Kausalkette aus etwas anderem
entstanden. Nie war etwas zuvor so, wie es danach ist. Alles ist in einem
steten Wandlungsprozess, bei dem nachweislich noch nie Abweichungen von den
Naturgesetzen beobachtet worden sind. An Wunder kann man glauben, aber sie sind
naturwissenschaftlich nicht belegbar.
Unsere Erde ist nur eine von
vielen speziellen Varianten des Naturgeschehens im Universum, in dem alles erwiesenermaßen
entsprechend den Naturgesetzen abläuft. Mit ihnen spult die Natur ein festgelegtes
Programm ab, aus dessen Verlauf eine Entwicklung zu immer höherer Komplexität
und höherem Informationsgehalt der geschaffenen Strukturen festzustellen ist. Da
eine klare Orientierung vorgegeben ist, scheint die Natur zu wissen, was sie
will und erweist sich durch stete Anhäufung von Informationen als lernfähig (2).
Im Folgenden soll gezeigt werden, dass eine Willensbildung, wie wir sie von
unserem menschlichen Willen her kennen, jeder Aktion vorausgeht.
2. Naturwissenschaftliche Arbeit
Das Ziel der naturwissenschaftlichen
Arbeit besteht darin, die Gegebenheiten und Ereignisse auf unserer Welt auf der
Grundlage von allgemein zugänglichen, messtechnisch reproduzierbaren Fakten, objektiv
korrekt zu erfassen und zu beschreiben. Aufgrund der so ermittelten Faktenlage
wird eine schlüssige Erklärung aller Naturphänomene angestrebt, die es erlaubt,
sie kohärent und widerspruchsfrei in ein einheitliches Weltbild zu integrieren,
das auch unser Allgemeinwissen umfasst.
Da die Grundprinzipien der
Informationsverarbeitung erst in den letzten sechs Jahrzehnten
naturwissenschaftlich erforscht und aufgeklärt werden konnten, war es zuvor
unmöglich, den Geist des Menschen und andere Formen des Geistes, die sich mit
der Verarbeitung von Informationen befassen, naturwissenschaftlich zu erfassen.
Also galten sie und alle anthropomorphen Begriffe wie Wille, Absichten,
Zielvorstellungen und Motive, die unsere geistigen Fähigkeiten charakterisieren,
aus inzwischen überholten historischen Gründen als nicht objektivierbare, rein menschliche
und daher unwissenschaftliche Entitäten. Teleologische Aspekte wurden aus
diesem Grund einschließlich der von Aristoteles formulierten Zweckursachen frühzeitig
bereits zu Zeiten von Galileo und Newton mangels fundierter Kenntnisse aus den
Naturwissenschaften gestrichen (3).
Wir wissen, was die angeführten
anthropomorphen Begriffe bedeuten, aber sie sind nicht messbar. Wir wissen
auch, das unser Geist denken, rechnen, planen fantasieren und träumen kann,
aber auch diese Fähigkeiten sind nicht messbar. Wir wissen ferner, dass er
unsere Sinnesinformationen verarbeitet und damit unser Wissen, unsere Gedanken,
Erinnerungen und Erfahrungen produziert. Aber auch sie sind nicht messbar, so
wenig wie Informationen messbar sind. Sie sind nur vergleichbar. Zwei
identische Signale tragen z.B. dieselbe Information, zwei identische Sätze
einer fremden Sprache enthalten dieselbe Information, so viel können wir sagen,
aber mehr nicht.
Was nicht messbar ist, kann
naturwissenschaftlich nicht erfasst werden. Aber so wie wir Signale untersuchen
und vergleichen können, so können wir es auch bei Prozessen und Mechanismen.
Auch wenn wir im Einzelnen nicht alle Details kennen, können wir dennoch
Analogien feststellen. Dass in der Natur und Technik unterschiedliche Informationen
auf unterschiedliche Weise verarbeitet werden, ist Fakt. Die Symbolik, die
Sprachen und die Mechanismen dieser geistigen Arbeit sind Gegenstand aktueller
Forschungsarbeiten, wobei das Konzept der Information und ihre Rolle in der
Natur erst in den letzten wenigen Jahren naturwissenschaftlich fundiert
beschrieben werden konnte (4).
Da neuerdings Information und
Informationsverarbeitung in technischen Systemen für spezielle Zwecke
beherrscht und damit auch messbar und quantifizierbar sind und da wir auch die
Grundprinzipien der Informationsverarbeitung in den Genen verstehen, können wir
die Arbeit unseres Geistes, der unsere Sinnesinformationen verarbeitet, mit den
Aktionen der entsprechenden geistigen Akteure in den unterschiedlichsten
Bereichen der Natur vergleichen.
Eine Information (z.B., dass zwei
und zwei vier ergibt) ist eine geistige Sache, die in technischen Systemen
(Computern) durch Bits und ihre Abfolge für bestimmte einfache Zwecke (z.B. für
den Umgang mit Zahlen und Rechenoperationen) definiert und verarbeitet werden
kann. Ihre Verarbeitung ist ebenfalls eine rein geistige Sache, die im Innern
des Geräts mit einem elektronischen Mechanismus erledigt wird. Jede Arbeit
benötigt einen Arbeiter, und da es sich um eine geistige Arbeit handelt,
bezeichnen wir auch den Akteur im Computer in Analogie zu unserem menschlichen
Geist als technischen Geist, der natürlich mit völlig anderen Sprachen und
Symbolen arbeitet, aber mit ihnen dieselben Informationen (z.B. zehn geteilt
durch zwei gleich fünf) verarbeiten kann.
Wie in den früheren Teilen (1)
dieser Artikelserie gezeigt wurde, besteht die Arbeit der verschiedenen
Geistformen immer darin, eine Ursache in eine Wirkung umzusetzen. Ferner wurde
gezeigt, dass der Verlauf der Entwicklung nur statistisch betrachtet
determiniert ist, und dass Einzelprozesse, wie der radioaktive Zerfall oder der
Verlauf der Evolution nicht im Einzelnen determiniert sind, sondern nur eine
generelle Richtung der Gesamtentwicklung angeben. Die Naturgesetze stellen damit
einen dem Weltgeschehen übergeordnete mathematisch formulierbare Information
dar, die wir durch Beobachtung ermitteln. Sie charakterisieren den Willen eines
Urgeistes, dem sich alles unterwirft und der exakt determiniert, was wie
geschehen muss und was im Raum und auf der Zeitachse in welche Richtung
abläuft. Dies wird im Folgenden genauer erläutert.
3. Der Wille des Menschen
Was ein Mensch will, entspringt
den Vorstellungen, die sein Geist aufgrund seiner aktuellen körperlichen und
geistigen Befindlichkeit und seiner Erfahrung aus der Vergangenheit entwickelt,
weil es für ihn einen Nutzen oder Vorteil bringt. Der menschliche Wille basiert
damit auf einem Bündel von verschiedenartigen Informationen über sich selbst
und sein Umfeld. Wenn ein Mensch etwas will, dann gibt es dafür Gründe und
Kenntnisse, die ihn dazu motivieren. Was er will, ist dabei im Sinne von „was
er sofort persönlich erledigen will“, zu verstehen und nicht im Sinne von „was
er haben will“, was einem Wunsch entspricht, der am besten ohne sein eigenes
Zutun in Erfüllung gehen sollte. Es ist auch nicht im Sinne von „was er
langfristig machen will“ zu verstehen, was eine langfristige Planung erfordert.
Der Wille ist damit ein Eigenantrieb, ein Impuls, mit dem der Mensch
kurzfristig etwas entscheidet und in eine Aktion umsetzt. Er wirkt immer nur
kurzfristig, um kurzfristige Ziele entsprechend den aktuellen Gegebenheiten
umzusetzen. Einen Dauerwillen gibt es nicht. Er kann nur Vorstellungen
entwickeln, was er mit vielen Aktionen der Reihe nach langfristig erreichen
will.
Unser Wille ist eine Eigenschaft
unseres Geistes, der intuitiv weiß, welche von vielen möglichen Aktionen seine
Absicht, die einen bestimmten Zweck erfüllen soll, in die Tat umsetzt. Er wägt
ab, wie wichtig es für ihn ist, seine aktuelle Absicht auf eine spezielle Art
und Weise umzusetzen. Je wichtiger sie ihm erscheint, umso stärker ist sein
Wille, seine Zielvorstellungen umzusetzen. Sein Wille erlischt sehr schnell,
wenn der Aufwand zu groß oder mit unüberwindbaren Problemen verbunden ist. Die
Fähigkeit der bewussten Willensbildung setzt persönliche Erfahrungen und eine
klare Vorstellung dessen voraus, was man unmittelbar mit welchem Aufwand erreichen
möchte. Sie basiert auf Informationen, die die Grundvoraussetzung für eine Willensbildung
bilden.
Der Wille ist damit ein Antrieb,
dem eine spezielle Entscheidung zu einem bestimmten Verhalten zugrunde liegt,
bei dem das Vorgehen, was zu tun und zu lassen ist, bekannt ist. Das dabei angestrebte
Ergebnis einer anschließenden Aktion kann die Lösung einer körperlichen Aufgabe
oder eines geistigen Problems sein. Auch das, was wir mit unserem Willen Schritt
für Schritt über einen längeren Zeitraum erreichen möchten, basiert auf unseren
bisherigen Erfahrungen. Oft erreichen wir unsere langfristigen Ziele nicht, weil
wir mehr wollen, als möglich ist, oder weil wir falsche Entscheidungen getroffen
haben. Es kann sich auch durch Zufall etwas völlig Anderes ergeben. „Wow! War
das wirklich so gewollt?“, reagiert dann ein erstaunter Beobachter.
Ob eine neue Idee oder eine neue wichtige
Erfindung „gezielt gewollt“ war oder einfach nur durch einen glücklichen Zufall
zustande kam, ist irrelevant. Sie wird, wenn sie für uns einen Nutzen, Vorteil
oder Sinn hat, unabhängig davon aufgegriffen und weiterentwickelt. Dies
erinnert an die Evolution, die auf dem Zufallsprinzip aufbaut und das Bessere
bevorzugt. Was wir vorfinden, muss also nicht immer automatisch beabsichtigt,
also gewollt, entstanden sein. Das Zufallsprinzip liefert uns bei vielen
möglichen Ereignissen unter wechselnden Bedingungen neue Erkenntnisse, mit
denen ungeplant Neues zustande kommen kann.
Die Ursache der Willensbildung
liegt in unserem Unterbewusstsein. In ihm hat unser unterbewusst arbeitender
Geist die fundamentale Aufgabe, die Grundbedürfnisse unseres Lebens zu
befriedigen. In ihm wirkt ein unterbewusster Wille, eine Triebkraft, deren
Entstehung über die Funktion der menschlichen Organe genetisch verankert ist.
Sie geht von Grundbedürfnissen, Trieben und Gefühlen aus und ist bestrebt, sie
durch entsprechende Aktionen zu befriedigen.
Wir wollen überleben, unseren
Hunger und Durst stillen, wir wollen Sicherheit, Liebe, Wärme und viel mehr. Unser
unterbewusster Wille baut deshalb auf einem Wissen auf, das durch Informationen
entsteht, die uns unsere Organe über genetisch vererbte Mechanismen vermitteln.
Kurz, auch was wir unterbewusst wollen, basiert auf einem Grundwissen, das
durch Informationen bereitgestellt wird. Unser Wille, mit dem wir unsere kurzfristigen
Absichten umsetzen wollen, ist damit ein Antrieb, der von unserem Geist
ausgeht, der mit den ihm zur Verfügung stehenden Informationen aus der
Vergangenheit, die sein Wissen und seine Erfahrungen umfassen, arbeitet.
Damit sich unser Wille in der
frühen Kindheit zuerst unterbewusst und später bewusst ausbilden kann, muss also
unser Geist auf vorhandenes Wissen oder Erfahrungen zurückgreifen können. Ein
Wille kann sich damit erst entwickeln, nachdem diese Vorrausetzungen erfüllt
sind. Er existiert nicht von Anfang an, sondern entwickelt sich erst, nachdem
die Organe ihre Arbeit aufgenommen haben und gewinnt im Laufe des Lebens durch
Erkenntnisgewinn an Stärke. Der ausgeprägte bewusste Wille eines erwachsenen
Menschen entspringt einem Denkprozess. Er charakterisiert einen geistigen Prozess,
der für sein eigenes aktuelles Denken und Handeln kurzfristig umsetzbare Ziele
festlegt, nach denen er seine persönlichen Entscheidungen richtet.
Wenn wir etwas bewusst wollen,
dann konzentrieren wir uns auf diese eine Sache, die wir unter den gegebenen
Bedingungen sofort erledigen. Wenn diese Angelegenheit erledigt ist, dann kommt
die nächste an die Reihe. Was wir auf lange Sicht erreichen wollen, bedarf
einer Planung, die viele Einzelaktionen umfasst, bei denen der jeweilige Wille zur
Umsetzung nur in der jeweils anstehenden Situation gefordert ist.
4. Informationen, Grundlage der Willensbildung
Informationen sind die Grundlage
der Willensbildung, die den Antrieb für eine gezielte Aktion darstellt. Sie können
von einem Informanten verursacht worden sein, der mit ihnen eine bestimmte
Absicht verfolgt, oder sie können auch rein zufällig entstanden sein (5). Wir
nutzen z.B. die Informationen, die uns unsere Sinnesorgane über unsere Umgebung
zuspielen, ohne dass uns ein Sender diese optischen, akustischen oder
chemischen Informationen gezielt kommuniziert. Alles, was wir beispielsweise um
uns herum sehen, sind Gegenstände, die das Licht reflektieren, streuen oder
absorbieren und uns dadurch ungewollt mitteilen, wie z.B. Bäume, Gebäude, Tiere
und andere Dinge aussehen, oder wie etwas funktioniert, dass z.B. ein Stein
nach unten fällt, dass ein Küken aus dem Ei schlüpft und dass große Tiere
kleine Tiere fressen usw. Diese Informationen holen wir uns mit unseren
Sinnesorganen aus unserer Umgebung. Sie entstehen in uns aufgrund von
physikalischen Gesetzmäßigkeiten z.B. als Bild in unserem Auge und werden von
uns genutzt, um uns zu orientieren und zu lernen, was es auf unserer Welt gibt,
was auf ihr abläuft und wie sie funktioniert.
Der Verursacher des Lichts, die
Sonne oder die Glühlampe sendet von sich aus Informationen in Form von
Lichtstrahlen aus, die von anderen Atomen angenommen werden können oder auch
nicht. Mit ihnen ist weder eine Absicht noch ein Zweck, noch ein Ziel
verbunden. Es geschieht, weil glühende Objekte aus rein physikalischen Gründen
Licht abstrahlen. Die Gegenstände auf der Erde verhalten sich völlig passiv. Je
nach Beschaffenheit wird das Licht verschluckt oder reflektiert und erzeugt so
im Auge der Menschen ein Bild mit hohem Informationsgehalt, was der eigentliche
Verursacher des Lichts gewiss nicht im Sinne hatte. Ein Gegenstand will uns
nicht mitteilen, wie er aussieht. Eine Suppe will uns nicht mitteilen, wie sie
schmeckt, ein Feuer will uns nicht mitteilen, dass es heiß ist, und ein Ball
will uns nicht mitteilen, dass er weich ist. Anders ist es bei der
Kommunikation zwischen Sendern und Empfängern, die gleichartig sind. Also
zwischen Menschen, die mit der Botschaft, die sie kommunizieren, etwas
erreichen wollen.
Wie stark unser Wille ist,
erkennt man an der Konsequenz, mit der wir ihn in die Tat umsetzen. Was wir
wollen, welche Absichten wir spontan umsetzen möchten, wissen nur wir allein. Ein
Außenstehender, der uns beobachtet, kann unsere Absicht erst erraten, wenn wir
aktiv geworden sind. Was wir machen, ist aber keinesfalls immer das pure
Ergebnis unseres Willens, da auch fehlerhafte Ausführungen, Missgeschicke oder
glückliche Zufälle eine Rolle spielen. Da schon die Einzelaktion kein exaktes Spiegelbild
der ursprünglichen Willensbildung ist, kann auch das Ergebnis serieller
Aktionen sehr stark von der ursprünglichen Planung abweichen.
Ziele und Absichten eines Akteurs
ändern sich entsprechend den jeweils sich ändernden Informationen und den
jeweils gezielt und zufällig erreichten Zwischenzielen. Beispielsweise konnte
das Ziel, ein Auto herzustellen, erst formuliert und angestrebt werden, nachdem
neben vielen anderen Voraussetzungen auch Motoren herstellbar waren. Der Homo
sapiens konnte derartige Zielvorstellungen noch nicht entwickeln.
Was man kurzfristig will, liegt
gedanklich vorausschauend fest. Es basiert auf den aktuell bekannten
Möglichkeiten und deren Extrapolation. Man weiß, welche Regeln gelten, und was
geschehen kann. Ein Wille ergibt sich aus den Erfahrungen der Vergangenheit
durch konkrete gedankliche Weichenstellungen. Ohne Informationen, die auf
Erfahrungen basieren, kann kein konkreter Wille entstehen. Wenn man nicht weiß,
was unter bestimmten Bedingungen geschehen kann, weil keine Erfahrungen
vorliegen, es aber erfahren möchte, dann muss man unbekannte Varianten austesten.
Dann riskiert man willentlich etwas Neues, indem man experimentiert. Was dann
Nutzen verspricht, das testet man weiter und so fort. Nicht alle Entwicklungen
und Erfindungen können geplant werden. Sie ergeben sich oft durch „trial and
error“. Man beobachtet, was geschieht und nutzt, was Sinn macht.
5. Der Wille der Natur
So wie wir Menschen agieren, so
agiert auch die Natur. Es geschieht etwas. Alles, was geschieht, hat einen
Auslöser. Die Welt hat im Lauf der Zeit Strukturen und Leben geschaffen,
nachdem die Informationen vorlagen, die es ermöglichten. So ist es auch beim
Menschen. Also können wir unsere Überlegungen auch auf die Natur anwenden. Was
geschieht, basiert beim Menschen (unterbewusst oder bewusst) auf Willensbildung
und die basiert auf Informationen. Da entsprechend der naturwissenschaftlichen
Grundposition alles eine kausale Ursache hat, sind auch der menschliche Wille
und seine Zielvorstellungen nicht aus dem Nichts entstanden, sondern haben
ihren Ursprung in einer kausalen Entwicklung in der Natur. Entsprechend dieser
Logik ist es legitim, unsere menschliche Argumentation auch auf die Natur
anzuwenden. Wir fragen uns damit:
Was ist der Ursprung der Informationen, mit denen wir und unsere Welt
entstehen konnten und was ist der Ursprung unseres Geistes, der in unserem Kopf
Informationen verarbeitet?
Was ein Mensch macht, ist das
Ergebnis eines inneren Antriebs, der seinen Willen charakterisiert. Analog dazu
ist das, was in der Natur geschieht, das Ergebnis eines inneren Antriebs in der
Natur, der als Wille der Natur bezeichnet werden kann. Da alles eine Ursache hat,
hat auch der Wille der Natur eine elementare kausale Ursache, auf die alles
zurückzuführen ist. So wie Ziele, Motive und Absichten eines Menschen seinen
Willen charakterisieren und aus seinen einzelnen Handlungen und den von ihm
geschaffenen Fakten abgeleitet werden können, so gilt das Entsprechende auch
für alles, was in unserem Universum in allen Phasen seiner Entwicklung der
Reihe nach geschehen ist und geschieht. Um ein Ziel in den Abläufen der Natur
zu erkennen, müssen eindeutige Tendenzen, gerichtete Abläufe und Strukturen
identifizierbar sein, die entweder als Zwischenziel oder als Zielrichtung einer
Entwicklung identifiziert werden können. Dazu müssen die wichtigsten Fakten der
Entwicklung des Universums und des Lebens hinreichend wissenschaftlich fundiert
und aussagekräftig bekannt sein.
Da der Wille eines Menschen von
dem jeweiligen aktuellen Informationsstand ausgeht, der im Babyalter im
Vergleich zum Erwachsenen relativ bescheiden ist, gilt dies auch für die Natur,
in der sich auch der Informationsstand über die Jahrmilliarden hinweg total
verändert hat. Ein Baby kann noch nicht wissen, wie es sein Leben gestalten
will. Ähnlich war es am Anfang des Universums, damals war nur Energie, dann die
ersten Teilchen, viel später Sonnen und Planeten und noch viel später Leben … Erst
in dem Maß, in dem sich Information in der Natur entwickelte, entwickelte sich
auch in der Natur ein Wille aus relativ bescheidenen Anfängen, wenn wir
menschliche Maßstäbe an die Natur anlegen. Dieses Vorgehen ist nur dann gerechtfertigt,
wenn wir auch in der Natur analoge Prozesse wie im Menschen feststellen. Dass
dies so ist, wird im Folgenden gezeigt. So schließt sich der Kreis, weil wir ja
auch aus naturwissenschaftlichen Gründen davon ausgehen müssen, dass alles, was
wir an uns Menschen beobachten aus kausalen Gründen in der Natur als
Grundprinzip verankert sein muss.
6. Analogien zwischen Mensch und Natur
Unser Universum hatte bisher 13,7
Milliarden Jahre lang Zeit, sich zu entwickeln. Auffällige Zusammenhänge des
Geschehens lassen uns heute ähnliche Abläufe, wie wir sie beim Menschen kennen,
auch in der Natur in einer zeitlichen Abfolge erkennen. Alles beginnt
grundsätzlich „relativ einfach“ und entwickelt sich dann zu immer komplexeren und
höher strukturierten Systemen.
Am Anfang unseres Universums
begann alles mit strukturloser Energie, Gesetzmäßigkeiten (Information) und
einem Akteur (einem Urgeist unseres Universums), der sie umsetzte. Wie sich
unser Universum entwickelte, wird durch das allgemein akzeptierte
Standardmodell der Kosmologie (6) beschrieben, das durch zahlreiche
stichhaltige experimentelle Fakten belegt wird.
- Aus Energie entstanden
Fundamentalteilchen.
- Aus Fundamentalteilchen
entstanden Atome.
- Aus Atomen entstanden Moleküle.
- Aus Molekülen entstanden
Kristalle, Zellen usw.
Diese speziellen Beispiele
belegen ein klares Vorgehen: Aus einzelnen „relativ einfachen“ Dingen
entstanden durch „einfaches“ Zusammensetzen der Einzelteile wie mit einem
Baukasten Strukturen mit einem zunehmenden Grad an Komplexität. Aus einer
Energieform entstanden mit einer Fundamentalkraft 61 unterschiedliche Fundamentaltteilchen
in einer unüberschaubar riesigen Anzahl. Aus den Fundamentalteilchen entstanden
etwa 100 verschiedene stabile Atome, aus denen sich viel später die
Sonnensysteme des gesamten Universums aufbauten. Aus den Atomen entstanden
nahezu unendlich viele Moleküle, die sich wiederum zu den verschiedensten nicht
mehr überschaubaren Formationen (Kristallen, feste oder flüssige oder
kombiniert fest-flüssige Molekülverbänden, wie in Seifenblasen, lebenden Zellen
usw.) zusammenlagern konnten. Aus einfacher Energie entstanden damit hoch geordnete
atomare und molekulare Strukturen.
Das anfängliche Chaos von Atomen
höchster Temperatur expandierte und bildete über die Gravitationskräfte neue
kugelförmige Strukturen wie die Sonnen, Planeten und Monde aus. Die Erde ist
ein Planet einer Sonne und es gibt Trilliarden unterschiedliche Sonnensysteme,
auf denen sich ebenso viele unterschiedliche planetare Strukturen ausbildeten.
Was im Universum aus
konzentrierter Energie geschah, lässt sich mit einem vielfach höheren Grad an
Komplexität bei lebenden Organismen beobachten.
- Aus einer lebenden Zelle
entsteht ein lebender Organismus.
- Aus einem Ei entsteht ein
Mensch.
- Aus einem Samen entsteht eine
Pflanze.
- Aus lebenden Organismen
entsteht die belebte Natur.
Ausgangspunkt sind dabei bereits
hochkomplexe Systeme, die durch Kopieren und Zusammensetzen der
Einzelkomponenten mit angesammeltem Wissen (angesammelten Informationen,
angesammelten genetischen Daten und Programmen) noch komplexere Strukturen
produzieren.
Ähnliches gilt für technische
Systeme:
- Aus einfachen Materialien
entstehen Gebrauchsgegenstände, Werkzeuge, Waffen usw.
- Aus Einzelkomponenten entstehen
mit angesammeltem Wissen (mit angesammelten Informationen, technischen Daten
und Programmen) Haushaltsgeräte, Maschinen, Autos, Kommunikationssysteme usw.
Ähnliches gilt für
Gesellschaften, Kulturen und Zivilisationen:
- Aus einzelnen Menschen entsteht
eine Familie mit bestimmter Aufgabenverteilung und Weitergabe des angesammelten
Wissens und der angesammelten Erfahrungen.
- Aus vielen Familien entsteht
eine Gesellschaft (ein Staat) mit bestimmter Aufgabenverteilung usw.
-Was für die Menschen gilt, entwickelte sich schon viel früher in
Symbiosen und Lebensgemeinschaften einfacherer Lebewesen, Ameisen, Bienen, usw.
Wenn die Natur ein Mensch wäre,
könnten wir aufgrund dessen, was wir über sie wissen, sagen, sein Wille war,
von Anfang an aus Chaos Strukturen zu schaffen, die wir im Universum mit seinen
Sonnensystemen und auf der Erde mit seiner geologischen Beschaffenheit und
ihren Pflanzen und Tieren klar erkennen können. Wenn wir die belebte Natur
betrachten, könnten wir zusätzlich sagen, ihr Wille war, von Anfang an
Informationen zu sammeln, die primär körperliches Leben und danach geistiges
Leben ermöglichten und Intelligenz entstehen ließen. Wenn wir die Kulturen, die
Zivilisation und die technischen Entwicklungen der Menschen betrachten, könnten
wir ferner sagen, ihr Wille war von Anfang an, Wissen zu sammeln und zur
weiteren Strukturierung des gesellschaftlichen Lebens beizutragen.
Was uns persönlich betrifft, könnten
wir sagen: Wir sind das Ergebnis eines seit Milliarden Jahren ununterbrochen
arbeitenden Geistes, der das Ziel hatte, Informationen zu sammeln und mit ihnen
eigenständig denkende Lebewesen zu schaffen. Was langfristig erreicht wurde,
kann allerdings auch durch Zufall erreicht worden sein, also ist der Konjunktiv
in der Argumentation angebracht. Die Natur bewegt sich wie wir Menschen nur in
einem gewissen Rahmen willentlich und lässt dem Zufall reichlich Spielraum.
Alles, was in Raum und Zeit mit
Materie und Energie geschieht, kann nur dann Ziele haben und einen Willen
entwickeln, wenn es analog zum menschlichen Geist in ihnen einen Geist gibt,
der Informationen verarbeitet. Also musste, damit sich das Universum entwickeln
konnte, auch am Anfang ein Urgeist des Universums existiert haben, der mit
elementaren Informationen alles Geschehen im Universum initiierte. Dieser Geist
war offensichtlich in der Lage, ununterbrochen Informationen zu sammeln und mit
ihnen Wissen anzuhäufen, das ihn befähigte, zuerst die unbelebte und danach die
belebte Natur evolutionär zu entwickeln. Da sich die Gegebenheiten in den
einzelnen Stufen der Entwicklung sowie die Art, Vielfalt, Diversität und Menge der
Informationen extrem zunahm, mussten sich auch neue angepasste Formen des
Geistes in der Natur mit gesteigerter Leistungsfähigkeit entwickeln. Es gab
beispielsweise erst genetische Informationen, nachdem die chemischen
Voraussetzungen dafür vorhanden waren und neuronale Informationen, nachdem sich
in den Lebewesen Gehirne ausgebildet hatten. Damit diese neuartigen
Informationen verarbeitet werden konnten, mussten dafür entsprechend neue
Geistformen entwickelt werden.
Für die Entwicklung der Sonnen
und Planeten waren andere Geistformen verantwortlich als die, die chemische
Elemente, Atome und Moleküle schufen. Auch für die Entwicklung des menschlichen
Geistes waren andere Geistformen verantwortlich als die, die Lebewesen
entwickelten. Was die jeweiligen Geistformen in Milliarden Jahren erreicht
haben, kann eindeutig erkannt werden. Daraus kann eine Zielorientierung der
Natur abgeleitet werden (7), die sich aus ihren Gesetzmäßigkeiten ableitet. Was
in der Natur geschehen ist, kann uns in Analogie zu Menschen mit den
entsprechenden Einschränkungen gewisse Hinweise auf einen Willen, Ziele und
Absichten der Natur geben.
7. Der Ursprung des Willens
So wie sich der denkende Geist
des Menschen vor Millionen Jahren im Gehirn seiner vormenschlichen Vorfahren
evolutionär aus anderen Geistformen entwickelt hat, so hat sich auch der Geist,
der in der gesamten Natur und im gesamten Universum aktiv ist, evolutionär aus
anderen Geistformen entwickelt.
So wie unser Geist bei unserer
Geburt mit Null Informationen damit begonnen hat, im Laufe unseres Jahrzehnte
langen Lebens riesige Mengen an Information zu sammeln und mit ihnen zu
arbeiten, so hat auch der genetische Geist in der Urzelle mit Null
Informationen begonnen und hat im Laufe seines Milliarden Jahre andauernden
Lebens riesige Mengen an Informationen angesammelt, mit denen er seither
ununterbrochen arbeitet.
Eine wesentliche Voraussetzung
zur Willensbildung ist eine Zielvorstellung, die ein Geist mit den zur
Verfügung stehenden Informationen erarbeitet. Dies erfordert kognitive
Fähigkeiten und Intelligenz. Nur dann, wenn die Mechanismen bekannt sind und
beherrscht werden, die eine vorgegebene Sachlage (eine Ursache) zu dem
umwandeln, was man erreichen will (Wirkung), dann ist es möglich, eine
Zielvorstellung in die Tat umzusetzen. Das Umsetzen von Zielvorstellungen
entspricht damit der Arbeit eines Geistes, der eine Ursache in eine Wirkung
umwandelt. Der elementare Schritt jeder kausalen Veränderung entspricht einem
elementaren Willen, eine Ursache in eine Wirkung umzuwandeln.
Der allererste Schritt in der
Kausalkette, der mit den vier Fundamentalkräften und den uns bekannten
physikalischen Gesetzmäßigkeiten sowie den uns bekannten chemischen Elementen
zu tun hat, war der Schritt, der sie aus einem Satz von 61 verschiedenen Fundamentalteilchen
entsprechend dem Standardmodell der Teilchenphysik (8) entstehen ließ. Die
Umwandlung einer ganz bestimmten Anzahl von Fundamentalteilchen in ganz
bestimmte Atome, die sich nach Ordnungszahlen geordnet in das Periodensystem
der chemischen Elemente einreihen, erfolgte dabei zielgerichtet genau in dieser
Form und keiner anderen entsprechend den physikalischen Gesetzmäßigkeiten. Die
dazu notwendige Information wird durch Bosonen übertragen, die Starke Kernkraft
sorgt für die korrekte Zusammenlagerung der Kernbestandteile und die Elektromagnetische
Kraft sorgt für die richtigen Orbitale der Elektronenhülle. Schon bei den
ersten Schritten in der Kausalkette waren damit alle Voraussetzungen für eine
Willensbildung in den Fundamentalteilchen gegeben, die Schritt für Schritt zu
den Atomen führte.
8. Der Wille in der Teilchenphysik
Was mit den Fundamentalteilchen
in der Anfangsphase des Universums geschah, wird durch die Quantenfeldtheorie beschrieben.
Demnach werden alle Reaktionen der Fundamentalteilchen durch virtuelle Bosonen
als Informationsträger initiiert. Wie wir Menschen verarbeitet ein
Fundamentalteilchen Informationen, die es sich selbst beschafft. Die virtuellen
Bosonen sind ein geistiger Bestandteil des jeweiligen Fundamentalteilchens, das
in gewissen Sinn (wie der Mensch) ein „eigenes Bewusstsein“ hat, weil es sich
und seine individuellen Eigenschaften „kennt und weiß“, was es kann und was
geschehen soll, bzw. was es will, wenn es ein anderes Fundamentalteilchen „wahrnimmt“.
Diese anthropomorphen Aussagen bedürfen einer ausführlichen Erklärung. Da sie
die Analogie zwischen Menschen und Fundamentalteilchen herausstellt, müssen
anthropomorphe Begriffe verwendet werden, um die Grundprinzipien
herauszuarbeiten.
Fakt ist: Das Fundamentalteilchen
macht selbst, von sich aus, genau das, was es tun muss, nachdem es sich die
Information über das zweite Fundamentaltteilchen beschafft hat. Was es macht,
können wir beobachten. Es entspricht exakt den physikalischen
Gesetzmäßigkeiten, in die die spezifischen Eigenschaften der beiden wechselwirkenden
Fundamentalteilchen sowie die Anfangsbedingungen (Informationen über ihre
Entfernung und Bewegung) eingehen. Weil dies so ist, muss alles Geistige (also alle
Informationen zu den Teilcheneigenschaften und die physikalischen Gesetzmäßigkeiten,
nach denen die Informationen verarbeitet werden müssen) in dem
Fundamentalteilchen enthalten sein. Das Fundamentalteilchen besitzt also nicht
nur Masse (einen Körper) sondern auch einen Geist (der mit Informationen
umgeht). Alles, was geschieht, muss von Anfang an in dem System aus zwei
Fundamentalteilchen enthalten sein, da die von uns beobachteten
Gesetzmäßigkeiten nicht von Außen auf das System einwirken, sondern eine
Eigenschaft des Systems selbst sind. Dies bedeutet, dass die Kräfte innerhalb
des Systems in der richtigen Größe und Richtung durch die Wechselwirkung (vermittelt
durch Informationsaustausch) selbst entstehen und umgesetzt werden.
Was wir beobachten, ist das
Ergebnis einer Aktion, die durch unveränderliche physikalische
Gesetzmäßigkeiten und durch unveränderliche spezifische Teilcheneigenschaften bereits
im Vorfeld einer Reaktion in den Teilchen und ihren Fähigkeiten festgelegt ist.
Da es nicht von außen diktiert wird, was geschehen muss, welches
Fundamentalteilchen mit welchen anderen Fundamentalteilchen Atome bildet oder
sie abstößt, „weiß“ deshalb jedes Fundamentalteilchen ganz genau, welches
andere Fundamentalteilchen es aufgrund seiner Eigenschaften „mag“ und eine
Bindung eingehen „möchte“ oder auch nicht. Dieses Wissen basiert auf Informationen,
die von einem Geist verarbeitet werden müssen. Dieser Geist ist in allen
Fundamentalteilchen derselbe Geist, der nach denselben Mechanismen entsprechend
seiner internen Informationen (spezifische Teilcheneigenschaften) und seiner
externen Informationen (durch Bosonenaustausch) aktiv wird. Dieser Geist ist
Teil des Teilchens wie auch unser Geist Teil unseres Körpers ist. Er ist mit
höchster Perfektion in einer Weise vorprogrammiert, dass er seine Arbeit
präzise nach den Naturgesetzen abspult. Wenn diese Fundamentalteilchen Menschen
wären, würden wir sagen, ihr Geist setzt ihren Willen mit höchster Konsequenz und
höchster Perfektion um.
Der Geist der Fundamentalteilchen, der ihre Aktionen gemäß den von uns
beobachteten physikalischen Gesetzmäßigkeiten in eindeutiger Weise umsetzt, ist
der fundamentale Geist, mit dem in den ersten Teilchen des Universums alles
begann, was wir seit seiner Entstehung beobachten können.
Die erste Grundvoraussetzung für
eine Willensbildung ist, dass das Individuum (das Fundamentalteilchen/der
Mensch) seine eigenen Eigenschaften und Fähigkeiten kennt. Dies impliziert,
dass das Individuum/der Körper/das Teilchen einen Geist besitzt. Die zweite
Grundvoraussetzung ist, dass die für eine fällige Handlung notwendigen
Informationen vorliegen.
Die Bildung von Atomkernen aus
Nukleonen kann damit wie folgt beschrieben werden:
(a) Die Fundamentalteilchen wissen,
wer sie sind (z.B. ein Lepton oder ein Quark etc.). Sie kennen auch ihre
eigenen spezifischen Eigenschaften (z.B. ihre Masse, ihre Ladung, ihren Spin)
und Fähigkeiten (mit wem sie wie reagieren können), d.h., sie haben einen Geist
mit einem „eigenen Bewusstsein“, der dann in Aktion tritt, wenn er eine
Information empfängt. Unabhängig von der Art des Teilchens wirkt in jedem Teilchen
auf der Welt ein und derselbe Geist, der die Naturgesetze umsetzt und keine
abweichenden Aktionen duldet.
(b) Ein zweites ankommendes
Fundamentalteilchen verursacht eine Information durch Bosonenaustausch, d.h.,
die beiden Fundamentalteilchen nehmen einander wahr, so wie der Mensch seine
Umgebung über seine Sinnesorgane wahrnimmt. Dadurch erhalten beide Fundamentalteilchen
die für eine Reaktion notwendigen Informationen (Größe und Richtung der
auszubildenden Fundamentalkraft entsprechend dem Naturgesetz für die Starke
Wechselwirkung bzw. Elektromagnetische Wechselwirkung).
Die Kommunikation zwischen den
Fundamentalteilchen ist die Ursache für das, was danach geschieht. So wie beim
Menschen Körper und Geist gekoppelt sind, so ist es auch bei den Fundamentalteilchen.
Ihr Geist, der die ausgetauschten Informationen verarbeitet, setzt sie mit
höchster Präzision entsprechend den Naturgesetzen so um, wie es sein muss. Was
sein muss, ist auf diese Weise als natürlicher Wille in allen Dingen verankert
und damit auch in den Fundamentalteilchen. Das heißt, der Geist des
Fundamentalteilchens führt mit den empfangenen Informationen „seinen Willen“ in
eine „gewollte Aktion“ mit der notwendigen Fundamentalkraft um. Er befolgt die
Regeln der Naturgesetze, so wie auch alle anderen Geistformen die Naturgesetze
befolgen. Ein universeller Geist, der dafür sorgt, dass alle Naturgesetze
präzise befolgt werden, „beseelt“ damit alles auf dieser Welt und ist die
eigentliche Ursache der Willensbildung.
(c) Der Wille, was geschehen muss, liegt damit
durch die Gegebenheiten, erstens die Informationen über die Faktenlage, wer mit
wem, wann und wo wechselwirkt und zweitens welche Naturgesetze anzuwenden sind,
von Anfang an fest. Er ist der rein geistige Teil der Reaktion des Fundamentalteilchens,
die sich durch die Verarbeitung der Information ergibt. Der so entstehende Wille
ist eine Eigenschaft des Geistes, der den Ablauf initiiert, der nach den ihm
innewohnenden Naturgesetzen vorbestimmt ist und der damit teleologisch
eindeutig festliegt.
(d) Was das Fundamentalteilchen
aufgrund des Informationsaustauschs mit anderen Fundamentalteilchen macht, ist
damit die Folge eines Willens, der durch Informationsverarbeitung eines
vorprogrammierten Geistes zustande kommt. Da sich das Fundamentalteilchen seine
eigenen Informationen durch seine eigenen virtuelle Bosonen seines
Quantenfeldes beschafft, so wie wir uns unsere Informationen mit unseren
Sinnesorganen beschaffen, ist das, was es damit macht, Ausdruck seines eigenen
Willens.
So wie für die menschliche
Willensbildung im Vorfeld der Handlung Grundkenntnisse (Informationen) über die
Naturabläufe vorliegen müssen, so ist es auch bei der Willensbildung bei den
Fundamentalteilchen. Der Wille, eine Aktion entsprechend den Naturgesetzen
auszuführen, bildet sich ab dem Augenblick, in dem die beiden
Fundamentalteilchen miteinander durch Informationsaustausch in Wechselwirkung
treten, also ganz am Anfang, sobald die notwendigen Informationen vorliegen. Er
markiert den Startpunkt der Aktion, die im Nachgang einen längeren Zeitraum
beansprucht, bis sie abgeschlossen ist.
Das Fundamentalteilchen kann
seine Eigenschaften nicht selbst ändern. Ein Up-Quark bleibt immer ein Up-Quark
und ein Elektron bleibt immer ein Elektron. Der Geist der einzelnen Fundamentalteilchen
weiß ganz genau, mit welchen anderen Fundamentalteilchen es sich
zusammenschließen möchte und als Ergebnis Atome wie Wasserstoff oder Helium
bilden möchte. Dabei wirken die Fundamentalkräfte in der Reihenfolge, die durch
die jeweiligen aktuellen Bedingungen vorgegeben sind: zuerst die Starke
Kernkraft beim Zusammenschluss der Nukleonen zu den Atomkernen, dann die Elektromagnetische
Kraft beim Zusammenschluss elektrisch geladener Teilchen zu Atomen und viel
später die Gravitationskraft beim Zusammenschluss der Materie zu den
Sonnensystemen des Universums.
Diese Argumentation soll
veranschaulichen, dass alle Geistformen auf elementare Formen des Geistes und
elementare vorprogrammierte Wirkmechanismen zurückzuführen sind, und dass sie
mit den ihnen zur Verfügung stehenden Informationen einen Willen ausbilden, der
den Gang der weiteren Aktion einleitet und nach den Regeln der Naturgesetze
ablaufen lässt.
9. Analogie zwischen Menschen und Fundamentalteilchen.
Was geschieht, wenn Menschen oder
Fundamentalteilchen aufeinander treffen?
- Der Mensch nimmt den zweiten Menschen über seine Sinnesorgane
wahr. Damit die Sinnesinformation etwas bewirken kann, muss sie verarbeitet
werden. Der körperlichen Reaktion geht damit ohne jeden körperlichen Kontakt eine
geistige Arbeit voraus, die bewusst oder auch unbewusst erfolgt.
- Das Fundamentalteilchen nimmt das zweite Fundamentalteilchen über
sein Kraftfeld wahr. Diese Wahrnehmung entspricht einer Information, die ohne
jeden körperlichen Kontakt zu einer Wirkung verarbeitet wird. Der körperlichen
Reaktion (veränderte Bewegung des Masseteilchens) geht damit eine geistige
Arbeit voraus, die die Handlung festlegt.
Die beiden Beispiele
veranschaulichen, dass sowohl bei Menschen als auch bei Fundamentalteilchen
Informationen verarbeitet werden, ehe eine Reaktion erfolgt. Diese geistige
Arbeit, die die Bewegung ihres Körpers /ihrer Masse initiiert, kann in beiden
Fällen als Willensbildung interpretiert werden.
Trotz vieler Parallelen gibt es
in den beiden Beispielen dennoch gravierende Unterschiede zwischen den
Mechanismen des Informationsaustauschs.
- Für den Menschen gilt: (a) Er nimmt gleichzeitig viele
verschiedenartige Informationen aus seinem Umfeld und aus seinem Inneren auf,
die neben der Information bezüglich des zweiten Menschen sein Verhalten
bestimmen. (b) Die Wahrnehmung ist eine einseitige Angelegenheit. Empfänger und
Sender der Information sind nicht gekoppelt. Es gibt keinen identischen
wechselseitigen Austausch von Information. Ferner ergeben einzelne optische
Signale noch kein Bild und einzelne Laute noch kein Wort. (c) Es entsteht auch
keine Kraftwirkung zwischen den beiden Menschen. Aber es entsteht eine Aktion
innerhalb des Menschen. Die Informationen werden in den Sinnesorganen
verarbeitet und führen zu Kräften z.B. im Auge, die ionische Signale auslösen,
die zentral verarbeitet werden. Letzteres beinhaltet auch eine interne
Bewertung der Information durch Vergleich mit früheren Signalen, die einen
gewissen Wissenstand und Erfahrungsschatz darstellen. Das ist ein zusätzlicher
wesentlicher Teil der geistigen Arbeit, die beim Menschen zur Willensbildung
führt, bei der er sich (bewusst oder unbewusst) zu einer von vielen möglichen speziellen
körperlichen Reaktion entscheidet. (d) Die Reaktion eines Menschen basiert
grundsätzlich auf vielen Einzelinformationen, die er aufgrund seiner
Befindlichkeit bewertet. Sowohl die Einzelinformationen als auch die
Befindlichkeit des Menschen sind nicht durch physikalische Gesetzmäßigkeiten
determiniert, also ist auch die Entscheidung zu einem bestimmten Vorgehen nicht
determiniert. Die Willensbildung bei einem Menschen ist deshalb ein hoch
komplexer geistiger Prozess.
- Für das Fundamentalteilchen gilt: (a) Es nimmt eine spezielle
einfache Information von dem zweiten Teilchen durch wechselseitigen
Informationsaustausch auf. (b) Beide Teilchen sind zugleich Empfänger und
Sender derselben Informationsträger (virtuelle Bosonen), deren Information sie
verstehen bzw. verarbeiten können. Der Informationsaustausch führt zu einer
Kopplung der beiden Teilchen. Dabei wird die Information von beiden Teilchen
gleichzeitig und in gleicher eindeutiger Weise zu einer Kraft verarbeitet. (c)
Je nach Fundamentalteilchen handelt es sich dabei entweder um eine anziehende
oder abstoßende Kraft zwischen den beiden Teilchen (actio=reactio), die ihre
Bewegung entsprechend den physikalischen Gesetzmäßigkeiten verändert. (d) Da
die beiden Teilchen nur eine einzige eindeutige Information erhalten, zu der es
nach den Regeln der Naturgesetze keine Alternativen gibt, die Entscheidungs-
und Wertungsprozesse erfordern, ist der Verlauf der Reaktion eindeutig
vorherbestimmt und folgt einer inneren fest vorgegebenen Programmierung.
Alles, was in unserer Welt
geschieht, jede einzelne auch noch so unscheinbare Aktion ist das Ergebnis der
Verarbeitung vonInformationen. Dies
gilt überall, sowohl im Makrokosmos als auch im Mikrokosmos. Vollautomatisch
(unterbewusst) ablaufende geistige Prozesse der Informationsverarbeitung, die
das Leben seit der Urzelle möglich machen, sind also auch in elementarer,
einfacher Form bereits bei der Wechselwirkung der ersten Teilchen, die es im
Universum seit seiner Entstehung gab, erkennbar. Dies muss auch so sein, da
alles eine Ursache hat. Sie sorgen dafür, dass unterschiedliche Informationen,
unabhängig vom jeweils verschiedenen Mechanismus und unabhängig davon, ob sie
einseitig oder wechselseitig kommuniziert werden, entsprechend den
Naturgesetzen umgesetzt werden.
Wenn das Universum von einem Menschen geschaffen worden wäre, würden
wir sagen, dieser Mensch hat die Prozesse, die in der Welt ablaufen so
programmiert, dass sie (was die Fundamentalprozesse betrifft) präzis wie in
einem Computer nach den Naturgesetzen ablaufen.
In Körpern/Atomen und zwischen
Körpern/Atomen werden unterschiedliche Informationen mit unterschiedlichen
Geistformen verarbeitet, die alle so programmiert sind, dass sie die
Naturgesetze mit höchster Präzision umsetzen. Programmierung ist ein Begriff
aus den Informationswissenschaften, der genau festlegt, wie Informationen
verarbeitet werden müssen, d.h., der Programmierer legt fest, wie die geistige
Arbeit, z.B. in einem Computer geleistet werden muss. Da alle Prozesse des
Weltgeschehens den Naturgesetzen unterworfen sind, ist auch das Ergebnis der
Arbeit eines Computers, der mit eindeutigen Eingaben arbeitet, eindeutig
determiniert und lässt keine Alternativen zu.
Das Informationspaket, das ein
Mensch in einer aktuellen Situation mit seinen fünf Sinnen erfasst, ist im
Gegensatz zu dem eindeutigen Informationspaket, das ein Computer verarbeitet,
sehr vielschichtig und enthält neben wichtigen und unwichtigen auch
unvollständige Informationen, die der menschliche Geist intern teils bewusst,
teils unterbewusst bewertet und dabei seine Wünsche, Befindlichkeiten, Neugier,
Laune, Temperament usw. einfließen lässt. Was er nach dieser geistigen Arbeit
will oder auch nicht will, beruht auf einer sehr subjektiven Entscheidung
zwischen vielen Optionen und bewegt sich im Rahmen seiner beschränkten individuellen
Möglichkeiten und Fähigkeiten. Wenn er gar nichts weiß, lässt er den Zufall
entscheiden. Die für die Entscheidung verantwortlichen Faktoren und die
Entscheidung selbst sind daher nicht durch objektive Naturgesetzmäßigkeiten
festgelegt.
10. Fazit
Der Wille ist das Ergebnis einer
geistigen Arbeit. Er ist der Impuls, der eine Aktion auslöst, die auf zuvor
verarbeiteten Informationen basiert. Ohne Informationen und ohne einen Geist,
der sie verarbeitet, kann kein Wille entstehen. Erst mit dem Willen, der die
Art der Aktion festlegt, erfolgt sie als Reaktion auf die erhaltenen
Informationen entsprechend den Naturgesetzen. Ein Wille entsteht grundsätzlich am
Anfang einer Aktion, deren anschließender Ablauf eindeutig festgelegt ist und
sich über einen längeren Zeitraum erstreckt.
Der bewusste Wille des Menschen
ist das Ergebnis seines denkenden Geistes, der sich entwicklungsgeschichtlich
evolutionär aus unterbewusst arbeitenden Geistformen entwickelt hat, da jede
Aktion in der Natur auf Informationen basiert und entsprechend den
Naturgesetzen abläuft. Wie in diesem Artikel gezeigt wurde, kann der
menschliche Wille naturwissenschaftlich auf Elementarprozesse zurückgeführt
werden, die in der gesamten Natur aktiv sind.
Informationsaustausch und
Informationsverarbeitung ist die Grundlage jeder Aktion in der belebten und
unbelebten Natur. Jede Form der Wechselwirkung innerhalb der Atome und zwischen
den Atomen basiert auf Informationsaustausch, bei dem Informationen nach den
Regeln der Naturgesetze umgesetzt werden. Diesen Aktionen können in Analogie zu
den Menschen anthropomorphe Begriffe wie Geist, Bewusstsein, Wissen und Wille
zugeordnet werdenDurch
Analogieschlüsse können anthropomorphe Eigenschaften sogar in den ersten
Teilchen, die sich aus der ursprünglichen Energie des Universums bildeten,
festgestellt werden.
Für Kritik und wertvolle
Anregungen bedanke ich mich bei Professor Günter Mahler, meinem früheren
Kollegen der Theoretischen Physik an der Universität Stuttgart.
Literatur
(1)Hans Sixl. Naturwissenschaft des Geistes – Teil 1 und
Teil 2, Tabula Rasa No 83 (1/2013).
(2)Hans Sixl. Leben stirbt nicht. Mein Buch Verlag,
Elbdock 2004 und Göttliches – aus naturwissenschaftlicher Sicht, Wagner Verlag,
Gelnhausen 2010.
(3)Brigitte Falkenburg. Mythos Determinismus, Springer Spektrum
(2012) 31.
(4)Juan G. Roederer. On the Concept of
Information and Its Role in Nature, Entropy 2003, 5, 3-33
(5)Dies ist in Übereinstimmung mit (3) steht aber im
Gegensatz zu der Position von Werner Gitt (In the Beginning was Information.
Master Book 2006), nach der Information nur gewollt übertragen wird.
(6)Stephen Hawking & Leonard Mlodinow. Der große
Entwurf. Rowohlt, Reinbek, 2012.
(7)Hans Sixl. God and Natural Sciences, Wagner Verlag
Gelnhausen 2012.
(8)Robert Oerter. The Theory of Almost
Everything: The Standard Model of Particle Physics. Penguin Group. Kindle
Edition 2006.
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