Erschienen in Ausgabe: No 85 (03/2013) | Letzte Änderung: 20.02.13 |
Ein Gespräch mit dem Benediktinerabt Rhabanus Petri über die Motivation der singenden Geistlichen
von Constantin Graf von Hoensbroech
Anfang März erklingt das Lob Gottes im Großbunker - 500
Meter unter der Erde im Erlebnis Bergwerk Merkers. Davor wird das in der
Popversion von Kirchenliedern gesungene Gottvertrauen neun Mal in Kirchen zu
hören sein. Mitte März folgt noch das Kultur- und Kongressforum in Altötting,
ehe wieder eine Kirche den Abschluss der diesjährigen Tour mit 20 Stationen quer
durch Deutschland bildet. „Seid ihr wirklich echt?“ ist eine der häufigsten
Fragen, mit denen sich die Benediktinermönche Abt Rhabanus Petri und Pater
Vianney Meister sowie der Wiener Pfarrer Andreas Schätzle vor oder nach ihren
Auftritten konfrontiert sehen. Wenn die Geistlichen dann diese Frage bejahen
und von ihrer Freude an ihrem ungewöhnlichen Gottesdienst in der Form verpopt
gesungener Kirchenlieder berichten, „ernten wir sehr viel Offenheit und
Sympathie“, so Abt Rhabanus. Immer wieder zeigten sich Menschen überrascht,
dass sich Kirche auch auf diese Weise präsentiere. „Wir stoßen gerade bei
Menschen ohne kirchliche Sozialisation auf sehr viel Neugier und Interesse an
Kirche und unseren eigenen Lebensformen.“
Das Gespräch mit ihren Zuhörern gehört für die drei
Geistlichen zum Pflichtprogramm nach ihren meist sehr gut besuchten und
mitunter ausverkauften Konzerten. „Wir wollen mit unseren Liedern eine Brücke
zu den Menschen schlagen, und darüber wollen wir auch so gut es eben geht, mit
ihnen in den Dialog kommen“, so der Abt aus dem niederbayrischen Benediktinerkloster
Schweiklberg. Zwar seien es vielfach nur flüchtige Begegnungen, aber eben
Begegnungen und Erlebnisse, „die uns spüren lassen, dass wir die Menschen
erreichen und ihr Herz berühren können“, berichtet der 49 Jahre alte Mönch. Da
war der junge Kaplan, der die ungewöhnlichen Vertonungen bekannter
Kirchenlieder und Messtexte für die Kommunion- und Firmkatechese einsetzt. Oder
der Lateinlehrer, der die Texte für seinen Unterricht einsetzt. Oder die
Religionslehrerin, die einfach erst einmal einige Lieder zum Beginn des
Unterrichts abspielt. Oder der junge Familienvater, der um die Taufe seines
Kindes bittet. Oder auch die Kirchenmusiker, die ihrer Kritik an dieser Art Vertonungen
freien Lauf lassen. „Das ist doch völlig legitim“, sieht es Abt Rhabanus gelassen.
„Es allen Recht zu machen, ist eine Kunst, die niemand beherrscht.“
Im vergangenen Jahr stürmten die drei Priester mit ihrer CD
„Rex Gloriae“ die Hitlisten. Neben einer ersten Tournee mit zwölf Konzerten
folgten Auftritte in zahlreichen Zeitungen, Radiostudios und Fernsehsendern. Über
eine Million Tonträger wurden in Deutschland, über 100 000 in Österreich
verkauft – für beide Länder wurde den Gottesmännern eine Goldene CD überreicht.
Ihr spezielles Musikprojekt verbinden sie zudem mit der Unterstützung von
karitativen Einrichtungen in Tansania und Südafrika. Nun haben sie Ende des
vergangenen Jahres mit der CD „Spiritus Dei“ und einer speziellen
Weihnachtsedition nachgelegt. „Für uns ist das ein Stück Verkündigung, damit
stehen wir für Gott und unsere Kirche ein“, unterstreicht der Abt und verhehlt
nicht, dass dieses Programm durchaus auch viele physische und psychische Kraft
kostet. „Wir müssen dies ja wohl dosiert mit unseren eigentlichen Aufgaben
vereinbaren und dann auch die entsprechende Konzentration aufbringen.“
Die Erfahrungen, wie sie für viele Menschen - insbesondere
für diejenigen, die spirituell unterwegs und auf der Suche seien – eine
Kraftquelle sein könnten, sei für sie selbst eine Kraftquelle. „Im Gesang
erheben wir uns zu Gott“, fasst Abt Rhabanus zusammen und unterstreicht, dass
mit den Liedern, die klassische Kirchenmusik mit moderner Popmusik verbinden,
Emotionen wie Hoffnung, Trost, Zuversicht, Begeisterung, Freude ausgelöst
werden. „Alle Gefühle und Sinne, die uns der Herrgott gegeben hat, um seine
Schöpfung zu erleben, wollen wir ansprechen und unseren Glauben erlebbar machen.“
Für den Missionsbenediktiner, der längere Reisen ohnehin gewohnt ist, gehört
dann eben auch mal eine konzertante Kirchentour dazu. Wie heißt es doch in einem
bekannten Song des Liedermachers Reinhard Mey: „Wem Gott die rechte Gunst
erweisen will, den schickt er einfach auf Tournee.“
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