Erschienen in Ausgabe: No 88 (06/2013) | Letzte Änderung: 25.05.13 |
von Hans Sixl
Alles, was real ist, kann von den
Naturwissenschaften erfasst und beschrieben werden. Dies gilt auch für den
Geist des Menschen, der geheimnisvoll in unserem Innern für unsere körperlichen
und geistigen Aktionen verantwortlich ist. Eindeutige Definitionen sind der
Ausgangspunkt jeder wissenschaftlichen Beschreibung. Also stellen sich die
Fragen: Wie kann der menschliche Geist naturwissenschaftlich definiert und
verstanden werden? Gilt diese Definition dann auch für andere Formen des
Geistes? Welche naturwissenschaftlichen Fakten stehen dafür zur Verfügung und
wie sind sie definiert?
Einführung
Weil unser Geist zu unserem
Körper gehört, aber für uns dennoch nicht lokalisierbar in ihm arbeitet, war es
schon immer leicht vorstellbar, dass er sich von ihm lösen könnte. Diese
vermeintliche Fähigkeit des Geistes, die als göttliche Eigenschaft angesehen
wird (1), bildet die Basis aller Religionen, bei denen der Geist des Menschen
mit seiner Seele gleichgesetzt wird. Das Leib-Seele-Problem oder
Körper-Geist-Problem, das in der Philosophie des Geistes seit Descartes (2) noch
immer als ungelöst gilt und heftig diskutiert wird, kann heute
naturwissenschaftlich geklärt werden. Der Geist ist aus naturwissenschaftlicher
Sicht eindeutig keine Form der Materie, sondern ein biologischer Mechanismus,
mit dem Informationen verarbeitet werden. Dies wurde im den Teilen 1 bis 6 der
Naturwissenschaft des Geistes (3) ausführlich diskutiert. Im Folgenden wird
zusammenfassend gezeigt, dass die wesentlichen Begriffe, die zum Verständnis
des Geistes notwendig sind, ausnahmslos naturwissenschaftlich definiert werden
können.
Was ist real?
Da unser Geist von vielen
Menschen als etwas Göttliches angesehen wird, müssen wir uns mit der Frage
beschäftigen, was real und was transzendent ist. Früher wurde nur als real
angesehen, was mit unseren Sinnesorganen erfasst werden kann. Was unsichtbar
war, wie z.B. der menschliche Geist sowie das scheinbar aus dem Nichts
entstehende Unwetter mit Blitz und Donner usw. wurden als etwas Geisterhaftes,
Göttliches oder Transzendentes empfunden. Heute wissen wir, dass es viel mehr
gibt, als das, was wir mit unseren Sinnesorganen wahrnehmen können. Wir
definieren heute deshalb abweichend von Immanuel Kant (4) alles als real, was mit
technischen Geräten gemessen sowie mit den uns inzwischen bekannten
Naturgesetzen verstanden werden kann.
Im Gegensatz zu Materielles hat Immaterielles keine Masse, aber es ist auch messbar, wie z.B. die Lichtstrahlen
oder die Erdanziehungskraft. Energie hat keine Masse, aber wir spüren sie wie z.B.
die Wärmeenergie, und wir können sie messen. Die Erdanziehungskraft ist
unsichtbar, auch sie spüren wir, wie sie uns auf die Erde drückt. Elektrische
und magnetische Kräfte sind ebenso unsichtbar, aber wir können sie messen und
beherrschen. Atome und Moleküle sind unsichtbar, aber auch sie und ihre
Eigenschaften kennen wir, weil wir sie messen können.
Unser Körper ist der materielle Teil von uns, den wir anfassen und
im Spiegel betrachten können. Mit ihm führen wir ein körperliches Leben. Mit
ihm hören und sehen wir. Mit ihm bewegen wir uns. Mit ihm essen, trinken und
lieben wir usw. Mit ihm und unser Aussehen identifizieren wir uns.
Unser Geist ist der immaterielle Teil von uns, den wir nicht anfassen
und auch nicht betrachten können. Er ist ein Mechanismus, der in unserem
Inneren unsere geistige Arbeit leistet. Er stellt neben unserem körperlichen
Ich unser geistiges Ich dar, mit dem wir uns ebenfalls identifizieren. Mit ihm denken
wir. Mit ihm verarbeiten wir unsere Sinneseindrücke. Mit ihm verschaffen wir
uns unser Wissen, unsere Erfahrungen, unsere Erinnerungen und unseren Verstand.
Er ist unser unsichtbares Ich, mit dem wir unsere geistige Arbeit leisten. Er
geht mit den Informationen um, die ihm unsere Sinnesorgane bereitstellen und
die er ein Leben lang in der Vergangenheit in unserem Gehirn abgespeichert und
zu Wissen verarbeitet hat. Mit diesem angesammelten Wissen, Erfahrungen,
Erinnerungen und Erlebnissen aus der Vergangenheit führen wir, scheinbar
unabhängig von unserem Körper, ein geistiges Leben, wenn wir denken, planen,
rechnen, träumen, fantasieren usw.
Die trügerische Unabhängigkeit von
Körper und Geist ließ die Menschen früher glauben, dass sich der Geist des Menschen
von unserem Körper nach dem Tod lösen könnte. Da wir heute wissen, dass Körper
und Geist eine untrennbare Einheit bilden und auch vom Prinzip her wissen, wie
der Geist in unserem Körper arbeitet, ist diese Vorstellung
naturwissenschaftlich nicht mehr haltbar.
Wie kann unser Geist naturwissenschaftlich definiert werden?
Unser Geist ist ein biologischer Mechanismus, der die
Sinnesinformationen, die über unsere Sinnesorgane aus unserem Umfeld ununterbrochen
auf uns einfließen, verarbeitet. Da nicht nur der menschliche Geist Informationen
verarbeitet, definieren wir jeden Mechanismus, mit Informationen umgeht, als
Geist (3). Also definieren wir:
Immer, wenn Informationen verarbeitet werden, ist ein Geist aktiv.
Da unser Geist arbeitet, ist er
ein geistiger Arbeiter, ein geistiger Akteur, der Informationen in irgendeiner
Art (die uns nicht im Detail bekannt sein muss) mit einem bestimmten
Mechanismus versendet, empfängt, speichert, umwandelt usw. Unterschiedliche
Informationen werden mit entsprechend unterschiedlichen Mechanismen und
entsprechend unterschiedlichen Formen des Geistes verarbeitet.
Was sind Informationen?
Üblicherweise betrachten wir
alles, was uns interessiert, jede Botschaft, jede Mitteilung, jede Nachricht, jede
Auskunft in Wort und Bild usw. als Information. Also definieren wir:
Alles, was wir mit unseren Sinnesorganen wahrnehmen, stellen Informationen
der verschiedensten Art dar.
Alle unsere Sinneseindrücke
enthalten Informationen. Siewerden uns
unaufgefordert in Form von Bildern, Worten, Tönen, Gerüchen, Geschmäckern usw. geliefert,
die uns mitteilen, was um uns herum geschieht, wie unsere Welt um uns herum
aussieht, wie sie sich anhört, anfühlt usw. Auch wenn wir unsere Sinnesorgane
abschalten, dann existieren diese Botschaften aus unserer Umwelt dennoch,
obwohl sie keinen Adressaten finden. Wir nehmen sie dann eben nicht mehr wahr. So
wie Mitteilungen und Botschaften von einem Sender produziert über eine Distanz
übertragen werden und eventuell von einem Empfänger gehört oder gelesen werden,
so ist es auch mit den Informationen, die wir mit unseren Sinnesorganen
empfangen.
- Informationen existieren auch
ohne einen Empfänger.
- Sie werden nur genutzt, wenn
sie nach dem Sender-Empfängerprinzip übertragen und verstanden werden.
- Informationen, deren Sprache
wir verstehen, sagen uns grundsätzlich etwas, sie enthalten eine Botschaft oder
lassen uns etwas erkennen.
-Bildinformationen sagen uns auch
erst dann etwas, wenn wir sie kennen gelernt haben.
- Informationen, deren Sprache
wir nicht verstehen, sind dennoch Informationen für jemand, der ihre Sprache
versteht.
- Jeder Geist verarbeitet
Informationen in seiner eigenen Sprache.
- Genetische Informationen sind
die Basis unseres körperlichen Lebens und Sinnesinformationen sind die Grundlage
unseres geistigen Lebens. Hierbei werden nicht nur unterschiedliche Sprachen
benutzt sondern auch unterschiedliche Mechanismen.
- Informationen können von den
jeweils zugehörigen Geistformen auf die verschiedensten Arten/Mechanismen in
biologischen und technischen Systemen verarbeitet (übersetzt, gespeichert,
kommuniziert usw.) werden.
Wissen basiert auf verarbeiteten und abgespeicherten Informationen.
Dies gilt für das Wissen der Menschheit, das in Büchern und elektronischen
Dateien abgespeichert ist sowie für das spezielle Wissen eines Menschen, das in
seinem Gehirn abgespeichert ist.
Wie werden Informationen erzeugt?
Zur Produktion und zur
Verarbeitung von Informationen wird Energie benötigt. Zum Beispiel werden
optische und akustische Informationen, die uns über unsere Sinnesorgane
erreichen, durch Energie erzeugt. Durch Licht können Informationen von Objekten und Lebewesen abgelesen
werden. Sie strahlen dann Informationen (bezüglich ihrer Form und Farbe…) als
optische Signaleunfreiwillig ab undwerden auf diese Weise zu Sendern der Informationen. Andere
Energieformen, wie z.B. der Wind, der durch die Wälder streicht und das Meer
rauschen lässt, macht sie ebenfalls zu unfreiwilligen Sendern akustischer
Signale/Informationen. Wenn wir Musik erzeugen oder uns unterhalten, dann
werden unsere Instrumente bzw. unsere Stimmbänder ebenfalls Sender akustischer
Signale/Informationen usw.
Abgesendete Informationen können
nur durch geeignete Empfänger (Lebewesen oder technische Geräte) empfangen und
verarbeitet werden. Für jede Form der Arbeit wird Energie benötigt.
Technische Geräte empfangen Informationen über Sensoren.
Lebewesen empfangen Informationen über ihre Sinnesorgane. Die auf
diese Weise kommunizierten Informationen geben Auskunft über das, was in ihrem
Umfeld geschieht.
Informationen werden den
Lebewesen unaufgefordert zugesandt. Sie sind
in unserem Umfeld überall potenziell vorhanden. Unser Umfeld gibt permanent
optische und akustische Signale ab, die wir aber nur dann empfangen, wenn wir
„Augen und Ohren offen halten“.
Was enthält Informationen?
Informationen existieren unabhängig von uns überall.
(a) Intrinsische Informationen sind in den jeweiligen speziellen
Strukturen und den jeweils speziellen Merkmalen aller Dinge enthalten. Letztere
geben uns Auskunft über die intrinsischen Eigenschaften und Fähigkeiten sowie
über die möglichen Arten der Wechselwirkung mit anderen Dingen, Dynamik usw. der
jeweiligen Objekte oder Lebewesen. Sie charakterisieren den Träger der
Information.
Luft ist z.B. ein unsichtbares
Gas und hat eine bestimmte Temperatur, die wir fühlen können. Zwar können wir die
atomare und molekulare Zusammensetzung der Gasteilchen, ihre
Geschwindigkeitsverteilung und ihre chemischen Eigenschaften mit unseren
Sinnesorganen nicht erkennen, aber wir können sie aufgrund unserer
technologischen Möglichkeiten messen. Diese Messdaten stellen nur ein geringer
Teil der Gesamtinformationen dar, die in dem Gas für uns messbar und damit für
uns auch erkennbar enthalten ist. Sie stellen die Informationen dar, die wir
als Auskunft über die Zusammensetzung und Eigenschaften der Luft erhalten.
Technische Messinstrumente
(Mikroskop, Fernrohr, Detektoren, Sensoren usw.) geben uns u. a. auch
Auskunft/Informationen über Dinge und Energieformen, die wir mit unseren
Sinnesorganen nicht wahrnehmen können.
(b) Extrinsische Informationen
(vorwiegend Sprachinformationen) sind unabhängig vom Träger der
Information. Sie sind in aufgeprägten Strukturen enthalten, die durch ihr
spezielles Aussehen oder Verhalten eine Botschaft enthalten, die z.B. in Mustern, Symbolen, Zeichen, Signalen oder
durch eine spezielle Mimik (bei Taubstummen)zum Ausdruck kommt. Beispielsweise kann eine Botschaft auf Papier,
auf Stein, auf elektronischen Datenträgern enthalten sein. Diese Informationen
sind in einer speziellen Sprache verfasst und geben uns Auskunft über das, was
uns der Absender mitteilen möchte.
Das Auge liefert uns optische Informationen zu (a) und (b) in
Form von Bildern. Die Information ist in der Farbe und Anordnung Bildpunkte
enthalten. Sie liefern uns Informationen über die Formen, Farben und Bewegungen
der Gegenstände und Lebewesen in unserer Umwelt. Sie teilen uns mit, wie etwas
aussieht und was damit geschieht. Optische Informationen sind auch Schriften,
Texte, Bilanzen und andere Zahlenfolgen enthalten. Wenn wir sie lesen, ohne den
Text zu sprechen, übersetzt sie unser Geist innerlich, für unsere Mitmenschen
unhörbar, in die akustische Tonfolge unserer Sprache.
Das Ohr liefert uns akustische Informationen in Form von
Tönen, wenn wir Musik hören oder wenn wir uns eine Geschichte anhören.
Akustische Informationen sind in den Frequenzmustern des Schalls enthalten. Sie
teilen uns mit, wie sich etwas anhört.
Nase und Mund liefern uns chemische Informationen. Gerüche sind
in den Ausdünstungen von Substanzen enthalten, sie teilen uns mit uns, ob etwas
angenehm oder unangenehm riecht. Der Geschmack eines Gerichts teilt uns mit, ob
etwas angenehm oder unangenehm schmeckt. In der Tierwelt spielt die Witterung
eine wichtige Rolle.
Unsere Haut liefert uns mechanische und Wärmeinformationen. Sie
teilt uns mit, ob sich etwas hart oder weich bzw. warm oder kalt anfühlt. Als
Resultat unserer Empfindungen fühlen wir uns wohl oder unwohl, glücklich oder
unglücklich usw.
Alle Energieformen, Objekte und
Lebewesen hinterlassen Spuren, die etwas über Ereignisse der Vergangenheit
aussagen. Diese Informationen entnehmen wir dem Verhalten oder Geschehen, z.B.
gefriert Wasser unter 0 °C und es kocht bei 100 °C. Schriftstücke sind
Informationen, die in der Vergangenheit mit einer bestimmten Absicht geschrieben
worden sind. Ein Tatort enthält Informationen über ein Verbrechen usw.
Kriminalisten interessieren sich für die Motive usw.
Was sind Informationsträger?
Bei Informationsträgern muss man
zwischen den Trägern „im Sinne von Speichern
der Information“ und Trägern „im Sinne von Überträgern
der Information“ unterscheiden. Letzteres ist bei der Kommunikation von
Bedeutung.
Objekte und Lebewesensind aufgrund
ihrer intrinsischen Eigenschaften Träger
(im Sinne von Speichern) von Informationen.Durch Licht werden sie zu Sendern, die Informationen in Bezug auf ihre Form
und Farbe abstrahlen/kommunizieren. Sie können zusätzlich als Träger von
extrinsischen Informationen benutzt werden. Diese können beispielsweise als
wissenschaftlicher Bericht oder als Roman in einem Buch auf „ewige“ Zeiten
enthalten/abgespeichert und, wenn immer es nötig ist, optisch abgelesen und kommuniziert
werden.
Elektromagnetisehe Wellen (Radiowellen, Radar, Funk, Licht …) und Schallwellen sind die bekanntesten Träger (im Sinne von Überträger) der
Information. Nebenelektomagnetischen
Wellen, dienen auch Elektronen, Ionen sowie neutrale atomare und molekulare
Teilchen (Botenstoffe) als Überträger von Informationen.
Was ist Kommunikation?
Sobald Informationen von einem
Ort zum anderen, von einem Sender zu einem Empfänger, von Objekt zu Mensch, von
Mensch zu Mensch, von Objekt zu technischem Gerät usw. über eine gewisse
Distanz übertragen werden,spricht
man von Kommunikation. Also definieren wir:
Kommunikation ist die einseitige Informationsübertragung von einem
Sender zu einem Empfänger. Bei wechselseitiger Informationsübertragung spricht
man von Informationsaustausch.
Dem Menschen bleibt es überlassen,
auf empfangene Informationen zu reagieren, zu handeln oder zu argumentieren. Zur
Kommunikation = Informationsübertragung werden grundsätzlich Informationsträgerbenötigt. Bei der zwischenmenschlichen
Kommunikation, beim Sprechen, sind es Schallwellen. Im optischen Fall sind es
Lichtwellen. Technisch werden vorwiegend elektromagnetische Wellen benutzt.
Die Natur teilt uns optisch, akustisch und chemisch einseitig mit, was
um uns herum geschieht. Sie sendet uns auf diese Weise Informationen zu, von
denen wir die wichtigsten mit unseren Sinnesorganen empfangen können.
Gespeicherte intrinsische und extrinsische Informationen sind unveränderliche
ortsabhängige Strukturen/Muster auf Informationsträgern, die durch eine
spezielle Form oder Zeichenfolgen (als Funktion des Ortes) beschrieben werden
können, wie z.B. die Struktur eines Baumes, Hauses, Atoms, Moleküls usw. Im
Fall von Schriften sind es Buchstaben- oder Zahlenfolgen, im Fall der elektronischen
Sprache in digitalen Speichern sind es ja/nein Zeichenfolgen und im Fall der genetischen
Sprache auf der DNS (Desoxyribonukleinsäure) sind es molekulare Zeichenfolgen.
Informationen auf Informationsträgern bei der Informationsübertragung sind
dagegen zeitabhängige Muster, die als Signale (Schallwellen oder
elektromagnetischen Wellen) eine spezielle Funktion der Zeit darstellen. Sobald
abgespeicherte Informationen ausgelesen und übertragen werden, wird die
Ortsabhängigkeit des gespeicherten Musters in eine Zeitabhängigkeit
umgewandelt.
Ein Mensch, der spricht, erzeugt
Informationen, die von ihm zu einem Zuhörer gelangen, so wie ein Brief vom
Absender zum Empfänger gelangt.
Ein Mensch, der laut liest, ist ein
Sender, der Informationen aus einem Speicher entnimmt, die dabei nicht im
Speicher gelöscht werden. Im Gegensatz zur versendeten Post geht dabei die
Information dem Absender nicht verloren, sondern wird ihm quasi als Kopie
entnommen.
Unsere Sinnesorgane sind unsere menschlichen Empfänger von Informationen
aus unserem Umfeld. Sie empfangen optische, akustische, chemische usw. Informationen
aus der Umwelt und übersetzen sie in elektrische Informationen, die über die
Nervenbahnen in das Gehirn geleitet werden, wo sie in der speziellen internen elektrische
Signalsprache unseres Geistes empfangen und verarbeitet werden.
Unsere Sinnesorgane sind deshalb sowohl Empfänger als auch Sender von
Informationen. Auch unser Geist ist
sowohl Empfänger als auch Sender von Informationen. Er empfängt die
Informationen von unseren Sinnesorganen und reagiert auf sie einerseits, indem
er Signale an die Muskulatur sendet und damit eine Aktion auslöst. Andererseits
kann er auch eine geistige Reaktion auslösen, wenn er überlegt, rechnet oder
plant und sich das Ergebnis bewusst einprägt. Körperliche und geistige
Reaktionen laufen sowohl bewusst als auch unterbewusst ab.
Was ist Bewusstsein, Unterbewusstsein, Verstand, Intelligenz?
Unser Bewusstsein ist das Produkt unseres Geistes. Es macht uns
bewusst, wer wir sind, wie wir funktionieren, was wir erlebt haben, in welcher
Welt wir leben, sowie was wir wissen und können. Es macht uns damit bewusst,
was wir über uns und die Welt über unsere Sinnesorgane erfahren haben. Ein
Bewusstsein haben nur Lebewesen, die denken können. Dazu zählt auch das Denken
mit Bildern.
Adnan Sattar (5) unterscheidet
zwischen vier Arten des Bewusstseins. Nach ihm gilt: Das phänomenale Bewusstsein ist das Wissen und die Erfahrung, wie etwas
aussieht, wie es schmeckt, wie es sich anhört und wie es sich anfühlt etc. Das kognitive Bewusstsein ist das Wissen
über unsere Fähigkeiten Zusammenhänge zu erkennen, Konzepte, Überzeugungen und
Absichten zu erzeugen, zu wünschen, zu glauben, zu wollen etc.Das monitoring
Bewusstsein ist das Wissen über innere Zustände, Empfindungen,
Wahrnehmungen, Gefühle etc. Das Selbstbewusstsein
ist das Wissen über die eigenen Fähigkeiten.
Unser Unterbewusstsein ist ebenfalls ein Produkt unseres Geistes,
der auch, ohne dass wir dabei etwas denken müssen, automatisch unsere
Sinneseindrücke verarbeitet und in unserer Erinnerung abspeichert. Wenn wir
unsere Erinnerungen nicht denkend bearbeiten, dann gehen sie unserem
Bewusstsein verloren. Sie sind aber dennoch in unserem Unterbewusstsein noch
lange latent vorhanden. Wir treffen dann unsere Entscheidungen „aus dem Bauch“
und nicht mit unserem Verstand. Unser Unterbewusstsein nimmt uns dann die
Denkarbeit ab.
Unser Verstand basiert auf unserem Wissen, der Summe aller
empfangenen und verarbeiteten Informationen, sowie auf unserer Fähigkeit
Zusammenhänge zu erkennen. Verstand kommt von Verstehen. Er lässt uns verstehen,
was auf uns einfließt, auch wenn die Informationen noch unvollständig sind. Er
ist die Basis unserer intellektuellen Fähigkeiten und unserer Kreativität.
Intelligenz ist die Fähigkeit Wissen anzusammeln, zu verstehen und
umzusetzen. Sie basiert auf Verstand, Denkfähigkeit und Lernfähigkeit.
Welche Formen des Geistes gibt es?
- Unser bewusster Geist ist der Teil unseres denkenden Geistes, der
uns unser Umfeld und unsere eigene Existenz über unsere Sinnesorgane bewusst
macht. Er ist der Geist, den wir bewusst bei seiner Arbeit erleben und der uns
bewusst macht, was um uns herum und in uns geschieht. Er lässt uns bewusst
handeln. Er macht uns bewusst, was wir wissen und an was wir uns erinnern
können.
- Unser unterbewusster Geist ist ein Teil des vererbten Urgeistes,
der alle geistigen Arbeiten in uns unterbewusst und vollautomatisch in seiner
eigenen Signalsprache durchführt. Er macht es so selbständig, dass wir davon,
wie er es macht, absolut nichts merken. Er ist der Zuarbeiter unseres bewussten
Geistes, der folgsam die angewiesenen Arbeiten vollautomatisch ausführt. Er
speichert unsere Erlebnisse und Erfahrungen in unserem Gedächtnis ab und
reaktiviert sie je nach Bedarf wieder, falls sie inzwischen nicht vergessen
wurden. Die verbleibenden Spuren des Gedächtnisses bilden unser
Unterbewusstsein.
- Unbewusste Formen des Geistes haben als Lieferanten der Informationen
nur indirekt mit der Informationsverarbeitung zu tun, die ausschließlich in
unserem Gehirn in unserem Bewusstsein und Unterbewusstsein abläuft. Dazu zählen
alle Geistformen, die Signale umwandeln sowie der genetische Geist und alle
elementaren Formen des Geistes, die mit Informationen arbeitet, die nichts mit
der ionischen Signalsprache auf den Nervenbahnen zu tun haben. Dazu zählen:
- der Geist, der sich um unsere
Körperfunktionen kümmert, der Kreislauf, Verdauung usw. regelt. Er arbeitet im
vegetativen Nervensystem gemeinsam mit unserem geerbten Urgeist in derselben
Signalsprache.
- der Geist, der mit Botenstoffen
anstelle von elektrischen Signalen arbeitet. Er sendet beispielsweise Hormone
über den Blutkreislauf dorthin, wo sie wirken sollen. Botenstoffe arbeiten nach
dem Schlüssel-Schloss-Prinzip. Sie wirken nur dort, wo ihr „Schlüssel passt“.
Die Signale werden quasi auf dem Postweg an die richtige Adresse versandt.
- der Geist, der optische Signale
in elektrische Signale umwandelt.Er macht
in uns das, was auch eine digitale Kamera macht.
- der Geist, der akustische
Signale in elektrische Signale umwandelt. Er macht das, was in einem Mikrophon
geschieht.
- der Geist, der mechanische
Signale in elektrische Signale umwandelt. Er macht das, was ein Drucksensor
macht.
- der Geist, der Wärme in
elektrische Signale umwandelt. Er macht das, was ein Temperatursensor macht.
- der Geist, der Substanzen durch
ihren Geschmack oder durch ihre Ausdünstung identifiziert und in elektrische
Signale umwandelt. Er macht das, was chemische Sensoren machen.
- der Geist, der genetische
Informationen verarbeitet.
- alle dem biologischen Leben
vorgelagerten elementaren Formen des Geistes, die physikalische und chemische
Informationen, die die Eigenschaften der Ionen und Moleküle betreffen, die in
den Körperzellen an allen Reaktionen beteiligt sind.
Fazit
Der Geist des Menschen und alle
mit ihm verbundenen Begriffe können naturwissenschaftlich definiert werden. Mit
diesen Definitionen lässt sich neben der Philosophie des Geistes auch eine
Naturwissenschaft des Geistes begründen, die in dieser Zeitschrift in sechs
Teilen (3) diskutiert wurde. Der Autor dieser Artikel ist gerne bereit, vor
allem mit Hirnforschern und Geisteswissenschaftlern dieses Arbeitsgebiet zu
diskutieren und weiter zu vertiefen und steht dazu unter der Mailadresse hans.sixl@t-online jederzeit gerne zur Verfügung.
Literatur
(1)Nach biblischen Vorstellungen hauchte Gott dem ersten
Menschen den Odem ein.
(2)René Descartes, 1996-1650, Discours
de la Méthode, Leyden 1637
(3)Hans Sixl, Göttliches, aus naturwissenschaftlicher
Sicht, Wagner Verlag und Naturwissenschaft des Geistes Teile 1 bis 6, Tabula
Rasa No 83, 1, 2, 3, 4 und 5/2013
(4)Hans Sixl, Irrte Kant? Tabula Rasa No 81, 11/2012
(5)Adnan Sattar, Was ist Bewusstsein? Verlag Germania-Com
GmbH 13587 Berlin 2011
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