Erschienen in Ausgabe: No 89 (07/2013) | Letzte Änderung: 20.06.13 |
von Hans Sixl
Der Begriff der Seele wurde schon
in vorchristlicher Zeit von nahezu allen Kulturen mit dem Geist, der den
menschlichen Körper belebt, verbunden. Demzufolge lehren die meisten Religionen,
dass er sich gemeinsam mit dem Leben im Augenblick des Todes vom Körper löst
und danach ein körperloses Geist- oder Schattenleben führt. Die Unterschiede
zwischen den theologischen Aspekten der Seele und aktuellen naturwissenschaftlicher
Fakten im Zusammenhang mit dem Geist des Menschen werden in diesem Artikel diskutiert.
1. Einführung
Der Begriff der Seele erscheint
angesichts zahlreicher unterschiedlicher Auffassungen in der Theologie und der Philosophie
unterschiedlicher Epochen nahezu undefinierbar (1). Mit ihr werden heute viele
Begriffe verbunden, die vor allem die Psyche, die Gefühle, das Bewusstsein und
damit die geistige Persönlichkeit eines Menschen charakterisieren oder aber
auch den Mechanismus betreffen, der für die Gesamtheit seiner geistigen
Vorgänge verantwortlich ist. In der Regel wird sie direkt mit dem Geist des
Menschen verbunden, der aktiv seinen Willen umsetzt und damit für seine Taten verantwortlich
ist. Das Leib-Seele Problem, das auch als Körper-Geist Problem bezeichnet wird,
bringt die enge Verwandtschaft zwischen der Seele des Menschen (dem
theologischen Aspekt) und dem Geist des Menschen (dem philosophischen Aspekt)
zum Ausdruck.
Viele theologische und
philosophische Konzepte beziehen sich bei dem Begriff der Seele auf etwas Immaterielles,
das als Träger des Lebens eines Individuums und seiner körperlichen und
geistigen Identität aufgefasst wird. In der Theologie ist mit ihr die Annahme
verbunden, dass sie vom Körper des Menschen unabhängig und aufgrund ihres
göttlichen Ursprungs unsterblich sei und sich deshalb auch von ihm nach seinem
Tod lösen könnte. In der modernen Philosophie reicht das Spektrum extrem
divergierender Ansätze von der Existenz einer eigenständigen,
körperunabhängigen seelischen Substanz bis zu einem eliminativen Materialismus,
bei dem mentale Zustände und Aktivitäten ausschließlich auf biologische
Mechanismen zurückgeführt werden.
2. Die Rolle der Seele in der Theologie
In nahezu allen Religionen spielt
die Seele des Menschen eine zentrale Rolle. Aus Sicht des Judentums, des Christentums
und des Islam, die sich alle auf einen Gott als den Schöpfer der Welt und der
Menschheit beziehen, hauchte Gott dem ersten Menschen den Odem ein. Gemeint ist
damit der Hauch des Lebens, mit dem nach christlichem Glauben ausschließlich
Menschen bei der Geburt beseelt werden. Da uns geistig nur unser denkender
Geist und unser Bewusstsein eindeutig von den Tieren unterscheidet, stellen sie
automatisch den wichtigsten Bestandteil der Seele dar, der im Laufe unseres
Lebens mit unseren individuellen Erinnerungen, Wissen und Erfahrungen
bereichert wird. Letztere bilden unsere geistige Persönlichkeit, die in unserer
Seele nach theologischen Vorstellungen nach unserem Tod quasi als immaterielles
Wesen ins Jenseits getragen wird.
Da nur der Geist des Menschen für
seine Gedanken und Taten verantwortlich ist und da nur er allein das gesamte
Wissen über sein geistiges und körperliches Leben kennt, kann auch nur über ihn
am Tag des Jüngsten Gerichts gerichtet werden. Das ist der einzige Grund,
weshalb nach theologischen Vorstellungen die geistige Persönlichkeit eines
Menschen in seiner Seele überleben muss, das heißt, dass der verstorbene Mensch
geistig in seiner Seele nach dem Tod weiterlebt. Die Seele, die nach religiösen
Vorstellungen eng mit dem Mechanismus des Lebens verbunden ist, hat demnach ein
vorübergehendes körperliches Leben, das auf unserer realen Welt mit der Geburt
beginnt und mit dem Tod endet. Vielfach wird auch die Auffassung vertreten,
dass die Seele ein vom Körper unabhängiges Leben hat, das von Mensch zu Mensch
wandern kann und auch beliebig von tranzendenten Welten zu realen Welten
wechseln kann.
2. Naturwissenschaft und Theologie
Die Seele gilt entsprechend
dieser Argumentation in der Theologie eindeutig als etwas Göttliches und daher
Transzendentes aus einer anderen Welt, das als Träger des Geistes den Menschen
bei der Geburt mit Leben erfüllt und bei seinem Tod aus ihm mit seiner angeblich
überlebenden geistigen Persönlichkeit, seinem transzendenten Geist, entweicht. Da
die Naturwissenschaften keine Aussagen über transzendente Vorstellungen und
Parallelwelten machen können, ist es mit ihnen auch nicht möglich, die Existenz
oder die Nichtexistenz einer Seele zu beweisen. Allerdings ist der Begriff der
Seele ein wesentlicher Bestandteil des Glaubens an eine Auferstehung von den
Toten, da nur mit der in ihr enthaltenen Information über die Persönlichkeit
des verstorbenen Individuums einschließlich seines Wissens, die jeweilige
Person auch körperlich und geistig in seiner ursprünglichen irdischen Form
wiedererschaffen werden könnte. Die Seele ist damit als der überlebende Träger
der Information über das gesamte irdische Leben eines Individuums ein
wesentlicher Bestandteil der religiösen Vorstellungen von einer Auferstehung von
den Toten und eines daran anschließenden ewigen Lebens.
Im Gegensatz zur transzendenten
Seele sind sowohl der Mechanismus des Lebens als auch der Mechanismus des
menschlichen Geistes definitiv real und deshalb auch naturwissenschaftlich
erfassbar. Sowohl der Geist des Menschen als auch das Leben aller Lebewesen
beruhen, wie wir erst seit wenigen Jahrzehnten wissen, auf
Informationsverarbeitung. Weder die Theologie noch die Philosophie, die beide
zu den Geisteswissenschaften zählen, konnten in der Vergangenheit klare Aussagen
über die Natur des Geistes und die Mechanismen des Lebens machen, da die
Begriffe Information, Kommunikation und Informationsverarbeitung zu den
naturwissenschaftlich-technischen Disziplinen zählen, die erst in den letzten
Jahrzehnten aufkamen und unsere Welt kommunikativ total veränderten. Mit ihnen
wurde es möglich, eine Naturwissenschaft des Geistes zu etablieren, in der die
Grundlagen zum Verständnis des Lebens sowie der Arbeit des menschlichen Geistes
gelegt werden konnten. Dies ist in der Artikelserie (2) bis (9) beschrieben.
Für alle Religionen beginnt das irdische
Leben mit der Geburt und endet nach dem Tod, nicht aber für die
Naturwissenschaften, nach denen grundsätzlich jede Art des körperlichen und
geistigen Lebens grundsätzlich aus Leben entsteht und auch nach dem Tod des
Menschen nicht endet. Warum ist dies so? Jede unserer Körperzellen hatte schon
ein Milliarden Jahre langes Leben, da sie sich stets durch Zellteilung lebender
Zellen über Generationen hinweg am Leben erhalten hatte. Auch die Eizellen der
Menschen, die durch die Samenzellen geringfügig modifiziert wurden, sind aus
lebenden Zellen der Mutter entstanden. Auf diese Weise sind wir, naturwissenschaftlich
eindeutig belegt, nahezu perfekte Kopien unserer Vorfahren, deren Zellen ebenfalls
ununterbrochen gelebt hatten. Wir werden auch in Zukunft auf natürliche Weise weiter
kopiert werden, auch wenn wir als einzelne Individuen aufgrund der endlichen
Lebensdauer unserer organischen Bestandteile sterben müssen. Das Leben in der
Natur stirbt jedoch nicht, da es durch stetes Kopieren der Erbsubstanz den Tod
überwindet. Dies gilt für alle Pflanzen, Tiere und Menschen. Durch die
rechtzeitige Weitergabe der Erbinformation vor dem jeweiligen Tod der einzelnen
Individuen hat die Natur den unausweichlichen Zelltod, der auf die Unbeständigkeit
organischer Moleküle zurückzuführen ist, überlistet.
Die Naturwissenschaften machen
damit heute klare Aussagen über das Leben vor der Geburt und nach dem Tod des
einzelnen Individuums, das grundsätzlich mit den genetischen Daten als Kopie
des Vorgängerindividuums immer wieder neu entsteht. Mit diesem Wissen stellt
sich heute die Frage, ob eine in Aussicht gestellte Auferstehung von den Toten
mit den Informationen einer hypothetischen Seele überhaupt noch Sinn macht. Diese
Frage kann in mehrere Teile aufgeteilt werden. Sie lauten:
Wie gut werden wir durch die genetischen Daten reproduziert und handelt
es sich dabei immer wieder um dasselbe Individuum, das reproduziert wird?
Benötigen wir für ein ewiges Leben überhaupt den Begriff der Seele?
Wie ist eine prognostizierte Auferstehung von den Toten vorstellbar?
Was würde dann eine Art Fortsetzung des Lebens nach einer Auferstehung mit
den dann uralten Erinnerungen bedeuten?
Körperlich werden wir durch die
genetischen Daten hervorragend reproduziert, wie wir bestens wissen, da unsere
Vorfahren seit Jahrtausenden ebenso aussahen und funktionierten wie wir. Der
Homo sapiens existierte schon vor 0,2 Millionen Jahren und sah nur etwas wilder
aus als wir und der Homo erectus existierte vor 2 Millionen Jahren und war damals
schon in der Lage, die Weltmeere zu erobern. Auch die Gehirne unserer Vorfahren
funktionierten schon immer so wie unseres, nur dass sie noch nicht so viel
Wissen angesammelt hatten wie wir.
Geistig werden wir dabei jedoch genetisch
nicht reproduziert. Deshalb wissen wir auch nichts von einem früheren Leben.
Jeder Mensch sammelt im Laufe seines individuellen Lebens seine eigenen
Erfahrungen, die nicht genetisch abgespeichert werden. Der einzige wesentliche
Unterschied der körperlichen Kopien der Menschen sind damit nur die jeweiligen
Erlebnisse und Erfahrungen während eines jeweils unterschiedlichen Lebens in
ihrem jeweils speziellen kulturellen und familiären Umfeld.
Naturwissenschaftlich sind wir damit
eine Kopie der ersten Menschen, die mit den genetischen Daten milliardenfach
reproduziert werden und die in jeweils verschiedenen Generationen und
unterschiedlichen Umfeldern ihr Leben gestalten.Mit jeder Kopie werden wir (die ersten Menschen)
immer wieder nahezu perfekt neu geboren, was einen Wunderglauben an eine Auferstehung
von den Toten überflüssig macht.
Aus dem Staub der in der
Vergangenheit verstorbenen Milliarden Menschen wieder Menschen entstehen zu
lassen, würde religionswissenschaftlich einem zweiten Schöpfungsakt entsprechen,
bei dem die Erde mit Menschen überschwemmt würde. Es müsste sich außerdem um
eine neue Erde und um ein neues Universum handeln, das dann nicht wie unser heutiges
vergänglich wäre, sondern ewig bestehen sollte. Damit alle Krankheiten, das
Altern und der Tod ausgeschlossen wären, müssten die unbeständigen organischen
Moleküle, aus denen wir Menschen bestünden, ständig austauschbar sein oder es
müsste sich um neuartige beständige organische Moleküle handeln, aus denen die
wieder auferstandenen Toten bestehen müssten. Religionswissenschaftlich werden
außerdem keine Angaben darüber gemacht, wie das Leben der Menschen nach einer
Auferstehung von den Toten und dem versprochenen ewigen Leben ablaufen sollte.
Dies bleibt der Vorstellungskraft und dem Wunderglauben der einzelnen Gläubigen
überlassen.
3. Unterschiede zwischen theologischen Vorstellungen und
naturwissenschaftlichen Fakten
- Theologisch beginnt das Leben
eines Menschen durch Übernahme einer transzendenten Seele mit der Geburt, die
bei seinem Tod in die transzendente Welt zurückkehrt.
Naturwissenschaftlich beginnt das
Leben allerdings schon Milliarden Jahre früher mit der ersten lebenden Zelle,
die nach biophysikalischen Gesetzmäßigkeiten funktioniert. Diese hat sich über
Milliarden Jahre hinweg zum Menschen evolutionär entwickelt. Die ersten
Menschen reproduzieren sich seit etwa zwei Millionen Jahre wie Pflanzen über
ihren Samen und wie Tiere über ihre Eizelle, die alle genetischen Daten über
den Aufbau und die Funktion der Pflanzen bzw. der Tiere und des Menschen
enthalten. Dabei werden Pflanzen, Tiere und Menschen perfekt vervielfältigt und
es handelt sich immer wieder um dieselben höchstens leicht modifizierten Lebewesen,
die auf ein und dieselbe Art und Weise funktionieren. Pflanzen, Tiere und
Menschen erhalten sich damit selbst und überleben den Tod, indem sie sich zu
Lebzeiten reproduzieren und in neuen Generationen wieder aufleben. Leben stirbt
nicht, da es durch Weitergabe der Erbinformation stets lebend erhalten bleibt.
Da die Erde in der Mitte ihres Lebenszyklus steht, wird auch das Leben auf der
Erde noch Milliarden Jahre lang weitergehen, aber auch definitiv irgendwann einmal
enden.
- Theologisch bedeutet eine
Auferstehung von den Toten eine Reproduktion des verstorbenen Menschen mit den
Daten seiner geistigen Persönlichkeit, die in seiner Seele enthalten sind und alle
seinen Erinnerungen eines längst vergangenen irdischen Lebens beinhalten. Mit
diesen Vorstellungen stellen sich folgende unbeantwortete Fragen: Wird das neue
Leben wie vor Jahrtausenden, als das Individuum starb, weitergehen und was
nützen die dann vielleicht uralten Erinnerungen? Vermutlich ist dann das ganze
neue Leben völlig anders, da ja dann auch bei einem ewigen körperlichen Leben
die körperlichen Bedürfnisse, Hunger und Durst sowie der Selbsterhaltungstrieb
und der Fortpflanzungstrieb wenig Sinn machen würden.
Naturwissenschaftlich findet die bei
der Auferstehung notwendige Reproduktion des Menschen seit dem ersten Auftauchen
des Homo erectus ununterbrochen statt. Allerdings beginnt jedes neue
Menschenleben bei jeder Reproduktion aus dem befruchteten Ei ohne Erinnerungen
an ein früheres Leben, da der Mensch komplett neu geschaffen wird und sich
seine Erinnerungen einzig und allein über seine Sinnesorgane in Bezug auf sein
aktuelles Leben selbst beschafft. Seine aktuellen Erinnerungen, Erfahrungen und
das dabei entstehende Wissen sind für sein Leben das Allerwichtigste. Es gibt
zwar Erbkrankheiten aber keine Erberinnerungen, da die Gene nur Daten über den
Körperaufbau und die Funktion des Menschen enthalten, aber keine Erinnerungen,
die allein in den Neuronen des Gehirns der Menschen abgespeichert sind.
- Theologisch bedeutet ein ewiges
Leben ein neues Leben in einer anderen Welt, obwohl die Auferstehung von den
Toten zunächst wie bei Jesus Christus eine Auferstehung auf Erden bedeuten
sollte, auf der aber nach dem Erlöschen der Sonne kein Leben mehr möglich ist.
Deshalb ist für ein wahres ewiges Leben ein Übergang in eine andere Welt mit
anderen oder keinen naturwissenschaftlichen Gesetzmäßigkeiten erforderlich, was
nach religiösen Vorstellungen einer Himmel- oder auch im Fall eines negativen
Urteils beim Jüngsten Gericht einer Höllenfahrt entsprechen würde.
- Auch die religiöse Vorstellung
Gottes als überirdischer Mensch (der den Menschen als sein Ebenbild erschuf)
bedeutet, dass auch er organischer Natur sein müsste, die in einer
transzendenten Welt nicht mehr den Naturgesetzen unterworfen ist. Für ihn und
Menschen/Seelen in dieser Welt könnte dies bedeuten, dass Gefühle, Bedürfnisse
und Sinneseindrücke eine völlig andere Bedeutung erhalten.
- Nach religiöser Vorstellung
sollte die Seele des Menschen alle Informationen über sein gesamtes irdisches Leben
enthalten, was bedeutet, dass der Geist des Verstorbenen in der Seele überleben
muss, da nur der lebende Geist des Menschen wissen kann, wer er körperlich und
geistig zu Lebzeiten war und was er getan hatte. Da die Seele eine Art
transzendente Persönlichkeit darstellt, gelten für sie keine Naturgesetze, die
die Frage beantworten könnten, welcher Mechanismus beim Tod in Kraft tritt, der
die Seele vom Körper löst und den Geist des Menschen in sich trägt.
- Nach religiöser Vorstellung ist
das Leben etwas Göttliches, das mit der Seele aus der transzendenten Welt kommt
und den ganzen Körper beseelt. Naturwissenschaftlich ist Leben ein realer biophysikalischer
Mechanismus, der mit einem Körper verbunden ist, der aus Milliarden von
organischen Zellen besteht, die alle einzeln leben und perfekt auf die anderen
lebenden Zellen des Körpers abgestimmt sind. Einen Mechanismus ohne einen
Körper gibt es aber nicht. Und der Mechanismus, der das Leben bewirkt, war
schon in allen anderen Vorgängerzellen vor Milliarden Jahren aktiv.
- Nach religiösen Vorstellungen sorgt
die Seele nicht nur für das Leben des Menschen sondern auch für seine
Denkfähigkeit, sein Bewusstsein und sein Erinnerungen. Mit ihnen wird der
denkende Geist des Menschen verbunden, der uns von den Tieren unterscheidet.
Dieser Geist ist aber, wie wir heute bestens wissen, ausschließlich in unserem
Gehirn aktiv, wo er auch seine Erinnerungen und sein Wissen abspeichert. Aus
vielen medizinischen Untersuchungen wissen wir, dass Erinnerungen mit der
Funktion der Neuronen verbunden sind und schon vor dem Tod des Menschen mit dem
Absterben der einzelnen Neuronen verloren gehen. Der menschliche Geist und sein
Körper bilden eine Einheit, wobei die spezielle Konstruktion des Gehirns es
ermöglicht, dass der Geist in ihm als Mechanismus, der Informationen
verarbeitet, existieren kann.
Informationen können in unserer
realen Welt nicht im Nichts abgespeichert werden. Wie alle Informationen
benötigen auch die Erinnerungen, das Wissen und die Erfahrungen des
menschlichen Geistes einen realen Informationsträger. Sie stehen ihm in den
Neuronen des Gehirns sowohl unterbewusst als auch bewusst zur Verfügung.
4. Fazit
Da sich die Theologie mit
transzendenten Wesen beschäftigt, deren Existenz oder Nichtexistenz
naturwissenschaftlich nicht bewiesen werden kann, ist der gläubige Mensch
gezwungen, daran zu glauben. Dies gilt auch für die Vorstellung einer
Wiederauferstehung von den Toten und eines ewiges Lebens.
Die Naturwissenschaft stellt sich
die Frage, ob für diese Wunschvorstellung eine Transzendenz wirklich nötig ist.
Wie der Autor dieses Artikels in einem früheren Artikel bewiesen hat, ist es
möglich, Göttliches naturwissenschaftlich auch ohne Transzendenz zu identifizieren
(10). Ähnliches gilt naturwissenschaftlich auch für die Vorstellung von einem
ewigen Leben, wozu theologisch eine transzendente Seele als Träger der
geistigen Individualität beim Jüngsten Gericht und bei einer postulierten
Auferstehung von den Toten erforderlich ist.
In diesem Artikel wurde kurz
dargestellt, dass sich das Leben von Pflanzen, Tieren und Menschen auf unserer
realen Welt stets auf Basis der genetischen Informationen reproduziert, was ohne
jeden Wunderglauben einer Auferstehung von den Toten entspricht, wobei aber die
Erinnerungen an ein früheres Leben nicht vererbt werden. Da wir in unseren
Nachkommen immer wieder von Null an aufleben, ergibt dies für unser aktuelles Leben
aus naturwissenschaftlicher Sicht einen völlig anderen Sinn (11) als aus
theologischer Sicht, bei der der Mensch sein Seelenheil anstrebt.
Literatur
(1)Eine ausführliche Übersicht über die Problematik der
Seelendefinition in der Philosophie und Theologie findet man im Internet unter
wikipedia.org/wiki/Seele.
(2)Hans Sixl. Naturwissenschaft des Geistes - Teil 1- Der
Geist als unsichtbarer Akteur. Tabula Rasa. Artikel 4430
(3)Hans Sixl. Naturwissenschaft des Geistes - Teil 2 – Der
Geist, der Informationen verarbeitet. Tabula Rasa. Artikel 4431
(4)Hans Sixl. Naturwissenschaft des Geistes -Teil 3 –
Ursprung des Willens. Tabula Rasa. Artikel 4530
(5)Hans Sixl. Naturwissenschaft des Geistes - Teil 4 –
Technischer Geist. Tabula Rasa. Artikel 4570
(6)Hans Sixl. Naturwissenschaft des Geistes - Teil 5 –
Körper und Geist. Tabula Rasa. Artikel 4625
(7)Hans Sixl. Naturwissenschaft des Geistes - Teil 6 –
Leben. Tabula Rasa. Artikel 4706
(8)Hans Sixl. Naturwissenschaft des Geistes – Definitionen.
Tabula Rasa. Artikel 4758
(9)Hans Sixl. Hans Sixl. Naturwissenschaft des Geistes –
Historisches. Tabula Rasa. Artikel 4481
(10)Hans Sixl. Göttliches aus naturwissenschaftlicher
Sicht. Wagner Verlag, Gelnhausen 2010 und Hans Sixl. Gott und
Naturwissenschaften. Auf der Suche nach Gott. Tabula Rasa. Artikel 3904
(11)Hans Sixl. The Sense of Life - Paradigm Shift Caused by Natural Sciences. Tabula
Rasa No 71 (1/2012).
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Fangfu 23.05.2016 12:06
Die Naturwissenschaften (des Geistes) bieten, für mich als Naturwissenschaftler, keinen Zugang zu tiefgründigen Fragen über Körper, Seele, Geist. Damit sehe ich mich im Einklang mit Immanuel Kant, für den tiefgreifende Fragen über den Ursprung der Welt oder das Wesen der Seele wissenschaftlich unbeantwortbar sind. Damit ist jedoch nicht gesagt, dass es keine überzeugende nachvollziehbare Antwort auf diese Fragen gäbe. Es gibt sie! Dabei geht es jedoch weder um Theologie, noch um die vertrauten methodenbasierten Wissenschaften. Es geht vielmehr um die einzigartige methodenfreie spirituelle WISSENSCHAFT (der ORPHIKER, PYTHAGOREER und PLATONIKER und vieler orientalischer Weisen), die nichts mit den naturwissenschaftlichen und spirituellen Wissenschaften zu tun, die man ihnen andichtet. Diese alte einzigartige spirituelle WISSENSCHAFT ging dem Westen und Mittleren Osten verloren, worauf der weit gereiste und für sein vorurteilloses Interesse an vorislamischen Kulturen bekannte Historiker und Philosoph Mas'udi (890 – 956) aus Bagdad in „Die Weiden des Goldes (The Meadows of Gold, S.4)“ hinweist. Wir lesen dort in meiner Übersetzung aus dem Englischen: "Während unserer Reisen haben wir mit verschiedenen Königen diskutiert. […]. Peu a peu kamen wir zu Übereinstimmungen, dass alle Spuren der WISSENSCHAFT verschwunden und ihr Glanz verblasst sind. Das Forschen wurde zu allgemein und hat seine Tiefe verloren. Man trifft nur noch Leute, die von Ehrgeiz und Ignoranz geprägt sind, unvollkommene Gelehrte, die sich mit oberflächlichen Ideen zufrieden geben und die Wahrheit nicht erkennen". Ebenso schreibt er [S.39-40]: "Die Wissenschaften wurden finanziell unterstützt, überall geehrt, weltweit befolgt; sie waren wie hohe Gebäude, die durch eine starke Basis unterstützt wurden. Danach erschienen die Christen im byzantinischen Reich, und die Lehrzentren wurden eliminiert, ihre Spuren wurden ausgelöscht und das ‚Gebäude der traditionellen griechischen Kultur’ wurde wegradiert. Alles, was die alten Griechen ans Licht gebracht hatten, verschwand, und die Entdeckungen der alten Weisen wurden bis zur Unkenntlichkeit verstellt". Für weitere Details siehe: http://www.tattva.de/soma-koerper-sema-grab/