Erschienen in Ausgabe: No 94 (12/2013) | Letzte Änderung: 10.12.13 |
von Anna Zanco-Prestel
In
der Jahrhundertwende um 1900, als viele in Europa auf München als aufblühende
Kunstmetropole blickten, bildeten die Großen Kunstausstellung im Glaspalast im
Alten Botanischen Garten einen Höhepunkt künstlerischer Aktivitäten auf
internationaler Ebene. Bei deren VII. Edition unter dem Vorsitz von Franz von
Lenbach wurde 1897 der Venezianer katalanischer Herkunft Mariano Fortuny y
Madrazo mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Das preisgekrönte Bild
„Fanciulle-Fiore“ („Blumen-Mädchen“) war Teil eines der 14 Zyklen, die der
Maler, Grafiker Erfinder, Stoff- und Kostümdesigner dem Werk Richard Wagners
widmete.
In
einer außergewöhnlichen Ausstellung voller Atmosphäre inmitten der
Originalausstattung des behutsam restaurierten gotischen Palastes, der dem
Künstler ab 1890 sowohl als Domizil als auch als Atelier undWerkstatt diente, wurde die Geschichte einer
Faszination aufgerollt,die Fortunys
Name mit jenem Wagners für immer verbinden wird . 46 Gemälde von hoher
künstlerischen Qualität nebst Grafiken und Fotos bildeten einen spannenden
Parcours zwischen Wagners Opern von Lohengrin bis hin zum Ring des
Nibelungen und zu Parsifal. Zum ersten Mal sichtbar wurde im Rahmen einer
von der Direktorin von Museo Fortuny, Arch. Daniela Ferretti,
gestalteten Werkschau Fortunys Rolle als absoluter Protagonist des Wagnerismus,
jener künstlerischen Strömung zwischen Spätnaturalismus, Symbolismus und
Liberty, die sich wie ein Fieber durch ganz Europa ausbreitete. Wieder entdeckt
wurde eine phantastischeMalerei, die
„mediterrane Solarität in Wagners wutentbrannte und düstere Inspiration“ (Paolo
Bolpagni) einführte.
Fortunys
erste Reise nach Bayreuth 1891 fand unter dem Einfluss des baskischen Malers
und Kupferstechers Rogelio de Eguisquiza statt, von dem ein feinfühliges
Portrait des jenseits der bayerischen Grenzen bewunderten Königs Ludwig II.
stammt. Der Besuch markierte Fortunys Abkehr vom „flamboyanten Akademismus“
seiner frühen Malerei und gleichzeitig seine Hinwendung zum Bühnenbild, das
seitdem von zentraler Bedeutung in seinem Schaffen wurde. Für Bayreuth entwarf
er Theatermodelle, worin seine Impulse zu einer völlig innovativen
Bühnenbeleuchtung einflossen, die unter dem Namen „Illuminotecnica“ in die Geschichte
einging. Dort begann er seine Idee des „Malens auf der Bühne wie mit der
Farbpalette“ zu entwickeln. Die Doku-Schau IM BANNE RICHARD WAGNERS in
Wagners Jubiläumsjahr 2013 im Kunstkabinett im Münchner Künstlerhaus versteht
sich als eine Art ideeller Rückkehrvon
Venedig, wo Fortuny als wichtiger Vertreter des Wagnerismuswirkte, nach München, wo der Wagnerismus mit
Michael Echtner und Anselm Feuerbach seinen Ursprung hatte.
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