Erschienen in Ausgabe: Ohne Ausgabe | Letzte Änderung: 16.01.14 |
von Elisabeth Hipp
Eröffnung:
12.02.2014, 19.00
Ausstellungsdauer:
13.02.–18.05.2014
Sébastien Bourdon
(1616–1671), Mitbegründer der Académie royale de peinture et de sculpture, gilt
als prominenter Vertreter der klassizistischen Barockmalerei in Frankreich. Als
junger Mann lebte er eine Zeit lang in Rom. Die Stadt zog damals Maler aus ganz
Europa an. Inspiriert von einem Gemälde des dort tätigen niederländischen
Malers Pieter van Laer schuf er sein frühes Meisterwerk, das noch so ganz
unklassisch aussieht: den »Römischen Kalkofen«. Schon im 17. Jahrhundert
gelangte das Bild nach München. Seit 1750 ist es im Besitz der Wittelsbacher
nachweisbar. Es schmückte das Schlafzimmer der Kurfürstin Maria Anna und später
die Hofgartengalerie; seit 1836 hing der »Kalkofen« in der Alten Pinakothek.
Die Ausstellung
rückt erstmalig dieses ungewöhnliche Gemälde Bourdons in den Fokus – und setzt
damit eine Tradition der Alten Pinakothek fort, einzelne Werke aus Eigenbestand
zum Gegenstand von Sonderausstellungen zu machen.
Virtuos gemalt,
stellt der »Römische Kalkofen« vergangenes Alltagsgeschehen vor Augen – so scheint
es zumindest. In Reichweite römischer Monumente lodert Feuer und steigt Dampf
aus einer Grube. Offenbar entsteht hier aus den Überresten antiken Marmors der
Grundstoff neuer Bauten. Männer in zerlumpten Kleidern arbeiten, spielen oder
bereiten Spießbraten zu. Aber kann man sich tatsächlich, wie hier gezeigt,
unbeschadet auf gebranntem Kalk niederlegen? Wie viel Wirklichkeit steckt im
Bild, was hat der Künstler erfunden, was von anderen übernommen? Die
Ausstellung sucht nach Antworten.
Thematisch und
motivisch verwandte Bilder von Vorläufern und Zeitgenossen Bourdons sowie
weitere Werke des Künstlers machen den kunsthistorischen Kontext verständlich
und verdeutlichen die individuelle künstlerische Leistung des Malers. Gemälde,
Zeichnungen und graphische Blätter aus dem In- und Ausland werden in die Alte
Pinakothek reisen und flankierend neben Gemälde aus eigenem Bestand treten. So
lässt sich der Münchner »Kalkofen« etwa mit dem Stich vergleichen, der sein
verschollenes Vorbild, den »Großen Kalkofen« Pieter van Laers, wiedergibt
(Albertina, Wien); auch Bourdons zweites Kalkofenbild aus dem Musée des
Beaux-Arts in Valenciennes wird zu sehen sein. In einem separaten
Dokumentationsraum erschließen Drucke, Fotografien und Reproduktionen
topographische und technikgeschichtliche Zusammenhänge.
Darüber hinaus
verdeutlicht die Präsentation die Ausnahmestellung des »Römischen Kalkofens« in
Bourdons Œuvre. Bilder wie die »Befreiung der Andromeda« (München, Alte
Pinakothek) oder die »Beweinung Christi« (Aschaffenburg, Staatsgalerie im
Schloss Johannisburg) ermöglichen Einblicke in Bourdons weiteres Schaffen und
zeigen zugleich, dass der Maler auch später noch von Eindrücken zehrte, die er
in Italien hatte gewinnen können.
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