Erschienen in Ausgabe: No 100 (06/2014) | Letzte Änderung: 01.06.14 |
von Hans Gärtner
Der
Oane – das ist der Ältere. Der Andere – das ist der Mittlere. Der ganz der
Andere – das ist der Jüngere. Und der ist der Abstrakte. Während der Mittlere
der Naive ist und der Ältere der Komische. So. Die drei zusammen haben einen
Namen: Hurzlmeier. Sind Blutsverwandte: Vater und zwei Söhne. Der Vater heißt
Rudi, der Erstgeborene Leonhard und der Nachzügler – der heißt ganz schön
anders. Nicht Julian, sondern Julina, dazu noch Barbara und Rosa. Wohlgemerkt,
das ist der Naive.
Mit
dem Trio Hurzlmeier hat man`s nicht leicht. Man bringt es nicht durcheinander,
wenn man sich merkt: der Ältere, Komische trägt keine Brille, zählt aber schon
62 Jahre, die man ihm nicht ansieht; der Mittlere, der Naive sieht ein bisserl
aus wie ein Mädel und mag orientalischen Bauchtanz; der Jüngere, der Abstrakte
trägt eine Brille, weil der der ganz der G`scheite ist, der auf der Münchner
Akademie studiert hat. Mitsammen wollen sie „The Hu“ heißen. Was verständlich
ist. Who is who? Also, das wurde ja nun ausgiebig erklärt.
Es
ist längst an der Zeit, dass die drei Bayern – der Papa in Mallersdorf, die
Kinder in Starnberg geboren – in die Galerie Bezirk Oberbayern mit ihren Bildern,
Skulpturen und Zeichnungen kommen. Zu ihrer 4. Ausstellung. Ihre erste war,
2009, kaum zu glauben, in Jena. Heute wie damals zeigen die drei, was sie drauf
haben.
Der
eine verschiebt gern die Proportionen zugunsten abgehoben phantastischer
Realität. Darin ist er sich mit Max Ernst und Picasso einig. „Zyklopin befühlt
Furunkel“ wurde voriges Jahr in Öl auf Leinwand gebracht. Überhaupt hat es der
Abstrakte sehr mit Frauen. Ein Holztaferl zeigt eine ausgeflippte Französin. Es
gibt noch die „Dehnende Reiterin“ und „Frau Grau“. Die grauslichen Sachen in
der Vitrine, etwa „Kranker Fisch“ – ein eingebundener blutiger Finger mit
Fischschwanz – sind ebenso von ihm, Leonhard, wie die Aufstell-Figuren vor dem Fenster
zur Prinzregentenstraße.
Der
andere wiederum dreht gern an Märchen, Kinderopern und am Zirkusmilieu. Er
benutzt dazu Filzstift, wenn er zum Beispiel die Christel Sembach Krone zu
Papier bringt, die ausschauen darf wie das breite Münchner Kindl in der Manege.
Auch Beethoven hat der Jüngere, Naive, porträtiert, mit einer Hochfrisur, die
ins Barocke passt, weniger ins Klassische. Woher er den „Roy Bläck“ kennen mag?
Er gab ihm, dem Schnulzen-Heini, Menschenfresser-Züge. Art Brut kann man bei
ihm studieren.
Ganz
aus ist‘s mit dem Komischen. Der hat, als Älterer, natürlich den Bezug zur
Höheren Buidung. Da tritt Goethe auf, der ihm zum „Göte“ gerinnt und in Weimar
mit Hämmern an den Füßen rumläuft, ziemlich griesgrämig, monsterhaft, zum
Fürchten. Ganghofer, Anzengruber und nicht Rosegger sondern Rossegger treffen sich
bei der Antenjagd am Herzogstand. Eine junge, nicht grad die fescheste Frau
sitzt, Oberkörper entblößt, auf einem Hocker und hat so gar keine Lust auf
Schnecken.
Die
Welt der Hurzels und der Meiers: skurril bis zum Kichern, ganz schön schräg und
– na ja, doch schon: eine Schau. „The Hu Show“ halt. (Bis 22. August)
Die Hurzlmeiers bei der Vernissage ihrer 4. Ausstellung, „The Hu“: komisch, abstrakt und naiv (Foto: Hans Gärtner)
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