Erschienen in Ausgabe: No 101 (07/2014) | Letzte Änderung: 06.08.14 |
von Annette Zierer
In Berlin
präsentieren die Neue Nationalgalerie und die Kunsthalle der Deutschen Bank derzeit
Werke von Otto Piene, dem „Kunsterneuerer“ des 20. Jahrhunderts. Mitte Oktober eröffnet
das Guggenheim Museum in New York die Ausstellung ZERO – COUNTDOWN TO TOMORROW,
1950-60s. 2015 werden das Stedelijk Museum in Amsterdam und der Martin Gropius-Bau
in Berlin die Künstler der Zero-Gruppe mit großen Präsentationen würdigen.
Diese
Ausstellung nimmt die Galerie ArtConsult zum Anlass, von 19. September bis Ende
November 2014 ein Portfolio von rund 27 Werken der ZERO Ikonen nach der Kernzeit
zu beleuchten. Gezeigt werden Arbeiten von Otto Piene, dem ein spezieller Fokus
gilt, sowie Heinz Mack und Günther Uecker. Zu den ausgestellten Werken zählen:
Natürlich steht
das O auch für Otto – für Otto Piene, aber primär für den Nullpunkt, die
„Stunde Null“. Für Piene, der als Jugendlicher im zweiten Weltkrieg eingezogen wurde,
war es ein Neubeginn nach dem Krieg zur Bewältigung seiner Erlebnisse. Seine
Werke sind Überlebensstudien einer Zeit, in der Feuer allgegenwärtig war. Diese
Eindrücke blieben nachhaltig und so auch sein Spiel mit dem Feuer. Bis ins hohe
Alter zündelte die visionäre Lichtgestalt für seine Feuergouachen und Rauchgemälde.
Mit brennbarer Farbe und Feuer ließ er das Licht selber malen und schuf so
"Lichträume", "Lichtgeister" und "Lichtballette".
Bei seinen Werken WESTFALEN IST SCHÖN (1975), TRIO (1987/88), SCARAB (1996/97),
KOHLE STERN (1999/2000) und YELLOW VOETEX (2000/2003), entstanden durch die
brennbare Farbe, die er entzündete regelrechte Feuerblumen. Rußspuren und Brandblasen
geben auch den sieben Werken aus dem aktuellen Zyklus, die Otto Piene erst in den
letzten Wochen kurz vor seinem Ableben schuf, einen einzigartigen Charakter und
eine dramatische Bildwirkung. Diese neuen Werken mit Titeln wie BARBEQUE
(2014), BLACK IS BEAUTIFUL (2014) und LAVA (2014) bestechen durch ihre
intensive Hintergrund Farbgebung und fast kreisförmigen Ruß- und Feuerzeichen. Zu
den weiteren markanten Arbeiten von Piene zählen die Keramikwerke. Mit diesem
Werkstoff arbeitete Piene seit Ende der 90er Jahre. Bei den beiden gezeigten Werken
FEUERWASSER (2012) und REFLEXIONS (2012) schuf Piene als Weiterentwicklung
seiner Rasterbilder eine Oberflächentextur, die mit seiner monochromen
Farbgebung eine räumliche Wirkung erzielt. Die schimmernde, fast irisierende
metallische Glasur aus Gold und Platin ruft in Korrespondenz mit der Umgebung jeweils
neue Lichteffekte hervor.
Bei den Werken
von Heinz Mack ist Licht, das seine Werke aus dem rein skulpturalen Umfeld
heraushebt, eine der wichtigsten Komponenten. Seine Arbeit ERZENGEL MICHAEL UND
GABRIEL (1972), die zu dem Werkkomplex der „Flügel“-Kunstwerke gehört, bekommt
erst durch den Einfluss von Licht seine außergewöhnliche Aussagekraft. Die
Dreidimensionalität des Werkes in Verbindung mit der Lichteinstrahlung bringt
sowohl die Monumentalität, als auch die Erhabenheit des Werkes zum Ausdruck:
Sie zeigt sich durch die filigran schimmernden Wabenstrukturen, die geradezu
perfekt die Erhabenheit der titelgebenden Erzengel ausdrücken. Auch sein Werk
OHNE TITEL (1973) lebt durch die Lichteinstrahlung. Es ist eine Frottage, eine
Drucktechnik mit der Oberflächenstrukturen von Gegenständen auf Papier
übertragen werden. Dadurch entsteht bei der Einstrahlung von Licht ein
optisches Phänomen, welches dem Betrachter das Gefühl einer Bewegung im Bild
gibt. Durch die Verwendung von schimmernder Silberbronze entsteht eine
dreidimensionale Erscheinung.
Mit
ursprünglichen Materialien - Holz, Nägel, Steine, Asche, Sand - und in
der für ihn typischen Formensprache reagiert Uecker auf die "Verletzung
des Menschen durch den Menschen", auf die Zerstörung der Natur und
Aggression. So drückt Günther Ueckers Werk VERLETZUNGEN – VERBINDUNGEN (2012),
eines seiner typischen Nagelobjekte, „unalphabetisch“ das Unsagbare in unserer Welt aus.
Bei seiner Kunst, geprägt von einem tiefen, schon beinahe körperlich erlebbaren
Humanismus, steht die Würde des einzelnen Menschen mit seiner Verletzlichkeit
und seiner Schönheit im Fokus. Mit seinen Objekten und Bildern klagt Uecker subtil
die Gewalt gegen Völker und Individuen und die Zerstörung der Natur an.
ZERO
1958 von Otto
Piene (1921 – 2014) und Heinz Mack (geb. 1931) gegründet, leiteten die ZERO
Künstler - Günther Uecker (geb. 1930) kam später hinzu - eine „Stunde Null“ der
Kunst ein. Die Arbeiten der ZERO Künstler sind geprägt durch experimentelle
Gestaltungsprinzipien und neue, provozierende Aspekte. Bewusst setzten sie sich
ab von der durch den Nationalsozialismus kompromittierten figürlichen Kunst und
formten einen Gegenpol zum Informel und dem Abstrakten Expressionismus. Im
Vordergrund stehen Licht, Raum, Bewegung und Dynamik. Eine Gestaltungsweise,
die schon damals weit über das bis dahin traditionelle Kunstverständnis
hinausging. Die Vielfalt der Materialien der ZERO Kunst zeigt sich in Werken
aus Aluminiumplatten, Glas, Spiegel, Keramik und Leuchtkörper.
ArtConsult
Das
Galerie-Programm umfasst zeitgenössische Positionen unterschiedlichster
Couleur, von Fotografie über abstrakte und gegenständliche Leinwandarbeiten bis
zu Objekten und räumlich konzentrierten Installationen. Der Fokus liegt auf der
Kunst des 20. & 21. Jahrhunderts mit den Schwerpunkten Expressionismus,
Zero und Pop Art sowie den Interpretationen dieser Kunstrichtungen von
zeitgenössischen Künstlern.
Dabei versteht sich
die Münchner Galerie als ein KUNSTSALON für die Sinne im besten Wortsinn: ein
Ort der Begegnung, des Wohlfühlens, des Kennenlernens, des Genusses und der
Emotionen. In diesem KUNSTSALON wird nicht nur moderne Kunst gezeigt, sondern
es finden regelmäßig Ausstellungen, klassische Konzerte und Lesungen statt. In
der Galerie ArtConsult wird Kultur gelebt.
Die Galerie
ArtConsult wurde 2011 von Dirk G. Kronsbein zunächst in der Maximilianstraße
gegründet und ist seit 2013 in der Wurzerstraße zu finden. Als Begründer der
international agierenden ultrafilter international AG, hat der erfolgreiche
Unternehmer mit dem KUNSTSALON seiner privaten Passion als Kunstmäzen und
-sammler einen professionellen Rahmen gegeben. Geleitet wird der KUNSTSALON von
Sarah Kronsbein, die zuvor in Düsseldorf als Interior Designer ganzheitliche
Konzepte für Bürogebäude und Hotels entwickelte. In Kooperation mit externen
Kuratoren und Experten der zeitgenössischen Kunst konzipiert sie Ausstellungen
und erstellt Bücher, Kataloge und Werkverzeichnisse. Unterstützt wird Sarah
Kronsbein dabei seit Januar 2014 vonder
Kunsthistorikerin Eva-Maria von
Gienanth, die über eine langjährige Erfahrung im Kunsthandel u.a. als
Direktorin bei der Galerie Sprüth Magers verfügt.
Adresse und
ÖffnungszeitenTelefon+49 89 232397-68
ArtConsult
MünchenTelefax+49 89 232397-69
Wurzerstraße 12Emailmail@artconsultmuenchen.de
80539 Münchenhttp://www.artconsultmuenchen.de/
Öffnungszeiten: Di-Fr
11-18 Uhr; Sa 11-15 Uhr; und nach Vereinbarung
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