Erschienen in Ausgabe: Ohne Ausgabe | Letzte Änderung: 20.11.14 |
von Tine Nehler
El Greco (Doménikos Theotokópoulos) (1541-1614)
und Werkstatt, Entkleidung Christi, zw. 1580 und 1595,
Öl auf Leinwand, 165 x 98,8 cm
© Bayerische Staatsgemäldesammlungen,
Alte Pinakothek, München
Ausstellungsdauer: 28.11.2014−12.04.2015
Mit
El Grecos »Entkleidung Christi« ist zum ersten Mal ein Werk der Alten
Pinakothek in der Pinakothek der Moderne zu sehen. Das Gastspiel führt
ein denkwürdiges Phänomen vor Augen: Um 1910 feierte eine junge
expressionistische Malergeneration El Greco begeistert als Propheten der
Moderne.
München
hatte an dieser Sicht auf El Greco gewichtigen Anteil. Die »Entkleidung
Christi« wurde bereits 1909 für die Alte Pinakothek erworben und
1911 ebenda mit weiteren Gemälden El Grecos in der einflussreichen
Ausstellung der Sammlung Nemes präsentiert. Das beim Publikum sehr
beliebte Bild trifft nun – während der sanierungsbedingten
Teilschließung der Alten Pinakothek – an neuem Ort auf eine Reihe
von Werken expressionistischer Künstler, die sich ausdrücklich mit der
Malerei El Grecos identifizierten. Dazu zählen etwa Heinrich Maria
Davringhausen, Robert Delaunay, Wilhelm Lehmbruck und Franz Marc.
El Greco in München
Doménikos Theotokopoulos, genannt El Greco (»Der Grieche«) wurde 1541 auf Kreta geboren und verbrachte die längste Zeit
seines Lebens in Spanien. In diesem Jahr wurde weltweit des 400. Todestages des Künstlers am 7. April 1614 gedacht.
Die
Münchner »Entkleidung Christi« ist eine im Format kleinere Wiederholung
des berühmten Altarbildes in der Sakristei der Kathedrale von Toledo.
1909 wurde die Münchner Fassung vom damaligen Direktor der staatlichen
Galerien in Bayern Hugo von Tschudi erworben und sofort in die
Dauerausstellung integriert; schon zu dieser Zeit galt sie als die beste
der bekannten Repliken.
Von
Juni 1911 bis Januar 1912 hing das Bild in der legendären Ausstellung
der Sammlung des Ungarn Marczell von Nemes im Spaniersaal der Alten
Pinakothek
– neben acht Gemälden El Grecos aus Nemes’ Besitz sowie El Grecos
»Laokoon« (heute Washington, National Gallery) als Leihgabe aus einer
weiteren Privatsammlung. Viele Künstler haben sich in München vor der
»Entkleidung Christi« und in der Ausstellung Nemes
erstmals eine konkrete Vorstellung von der Malerei El Grecos gebildet.
El Greco im Expressionismus
Eine
Reihe von Malern deutete Charakteristika der Werke El Grecos
expressionistisch aus – etwa die überlängten Körper, die
eigenwilligen, nicht mehr illusionistisch dargestellten Bildräume oder
die dramatisch flackernden Lichtinszenierungen. Die Künstler sahen in El
Greco einen visionären Außenseiter und legitimierten seine
stilistischen Manierismen als genialen Protoexpressionismus.
EL
GRECO EXPRESSIV stellt der »Entkleidung Christi« acht Werke von
Künstlern des Expressionismus und Nachexpressionismus gegenüber.
Darunter findet
sich mit »Tirol« von Franz Marc ein Meisterwerk des »Blauen Reiter«.
Auch weniger bekannte Künstler wie der Niederländer Adriaan Korteweg
oder der Rheinländer Heinrich Maria Davringhausen lassen sich neu
entdecken. Davringhausens spektakulärer »Weiblicher
Akt in Architekturen« von 1916 wurde jüngst mit Unterstützung von PIN.
Freunde der Pinakothek der Moderne e.V. erworben und kann im Rahmen
dieser Ausstellung nun erstmals in der Pinakothek der Moderne
präsentiert werden.
Kuratoren: Dr. Elisabeth Hipp, Dr. Oliver Kase
Rahmenprogramm
Kuratorenführung | mit Dr. Elisabeth Hipp und Dr. Oliver Kase
DO 04.12.2014 | 18.30, Pinakothek der Moderne | Eintritt frei
Vortrag | El Greco im Focus der Moderne | von Dr. Veronika Schroeder
DO 22.01.2015 | 18.30, Pinakothek der Moderne, Ernst von Siemens-Auditorium | Eintritt frei
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