Erschienen in Ausgabe: No 107 (01/2015) | Letzte Änderung: 27.01.15 |
von Anna Zanco-Prestel
Am 27 . Januar 2015 jährt sich zum 70. Mal die Befreiung des
Vernichtungslagers durch die Sowjetarmee. Einige Tage davor wird in der
Galerie Cornelia Walter unter dem Titel Nie Wieder eine tief bewegende
Fotoschau eröffnet, in deren Fokus die Frage steht: „Warum hat Er sein
auserwähltes Volk nicht geschützt?“. Ihr geht der junge, professionelle
Münchner Fotograf David Friedmann in düsteren S/W Aufnahmen nach, die
dank eines Ultraweitwinkelobjektivs den Betrachter so dicht an die
Realität der Todesfabrik Auschwitz heranführen, dass sie zum Greifen nah
erscheint. Ein Gleis, das dort endet, wo für viele die letzte Hoffnung
verloren ging, eine Ansammlung zusammengeworfener offener Dosen, eine
gelbe Rose im Stacheldraht eingefangen, verwelkt wie alles Leben in
jenem Niemandsland jenseits von Ort und Zeit. Dinge, die in ihrer
Verlassenheit für Geschehnisse und Situationen stehen, hinter denen sich
ein unendliches Leid verbirgt, das unweigerlich an die nächste
Generationen weitergegeben wird. Zeugnisse von Momenten, die sich
unauslöschlich in unser Kollektivgedächtnis eingeprägt haben und immer
wieder die Frage nach dem „Warum“ aufwerfen. Frage, die Primo Levi
einmal mit seinem lapidaren „In Auschwitz gibt es kein Warum! “
beantwortet hat. Entstanden sind die Aufnahmen, in denen es David
Friedmann gelingt, die Quintessenz des Schreckens in Kunst zu
verwandeln, als er, der seine Neigung zur Fotografie durch das
Filmemachen entdeckt hat, eine Reisegruppe nach Birkenau und Auschwitz
begleitete und im Lager fotografierte.
Friedmanns ergreifende Bilder
sind Teil einer (Ge)Denk-Exposition, in der auch die Installation Weiße
Koffer von Wolfram P. Kastner im Andenken an die Ermordung von 996
jüdischen Münchner Bürger am 25.11.41 gezeigt wird. Kastner, dessen
Kunst-Sujets „immer fernab vom Mainstream angesielt“ sind, hat seine
weißen Koffer - weiß steht in vielen Kulturen für Trauer! - mit Labeln
versehen und mit letzter Wohnadresse, Ort- und Todesdatum der
Deportierten beschriftet. Sein Fazit: „Das Geheimnis der Erinnerung ist
die Nähe“.
Spiegelbilder, eine weitere Installation der Galeristin
und Künstlerin Cornelia Walter aus zehn Floatglas-Spiegeln mit insgesamt
180 eingebohrten, mundgeblasenen Glasaugen in verschiedenen Farben
rundet die Werkschau ab. Zu verstehen ist sie als Ermutigung zum
Nachdenken und als Appell zur Zivilcourage. Denn - wie sie aus aktuellem
Anlass ermahnt - „jede grausame Tat kann sich zu jeder Zeit
wiederholen!
20. Januar – 18. Februar 2015
Galerie Walter – Belgradstr. 11
Öffnungszeiten: Fr. 14-18 Uhr; Sa. 11-14 Uhr.
www. corneliawalter.com – www. never-again.info
Vernissage am 20.1.2015 um 18 Uhr.
Musikalisch
untermalt wird sie vom Bassisten Pavel Seven. Laudatio: Frau Eva
Haller, Präsidentin der Janusz Korczak Akademie in München.
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