Erschienen in Ausgabe: No 108 (02/2015) | Letzte Änderung: 03.02.15 |
von Karim Akerma
Einst gehörte
der Islam zu Spanien. Vielleicht sollte man besser sagen: Von der Eroberung durch moslemische Heere vom Jahr 711 an bis zum Ende
der Reconquista im Jahr 1492 gehörte Spanien zum Islam. Gestatten wir uns
die rhetorische Frage, ob Deutschland zum Islam gehört. Offenkundig ist dies
nicht der Fall. Weder wurde Deutschland jemals von islamischen Truppen erobert,
noch gibt es derzeit in Deutschland eine hinreichend große oder historisch
verwurzelte moslemische Bevölkerung oder Herrschaftsverhältnisse, die eine
solche Behauptung auch nur ansatzweise rechtfertigen würden. Spätestens seitdem
sich im Rahmen des Anwerbeabkommens zwischen der BRD und der Türkei Anfang der
1960er Jahre zahlreiche Türken moslemischen Glaubens in Deutschland
niederließen und mittlerweile teils in vierter Generation im Land leben, ist
jedoch unbestreitbar, dass diese als deutsche Bürger moslemischen Glaubens zu
Deutschland gehören.
Auch wenn
Millionen Moslems in Deutschland leben und damit zu Deutschland gehören,
bedeutet dies nicht, dass der Islam zu Deutschland gehört. Das arabische Wort „Islam“
besagt soviel wie „Unterwerfung“ (des Menschen unter Gott). Wobei es um eine
Unterwerfung am Leitfaden des Koran als der textlichen Grundlage des Islam
handelt. Wohlgemerkt um eine Unterwerfung „des Menschen“ und nicht bloß um eine
selbstgewählte oder überlieferte Unterwerfung ausschließlich der Gläubigen.
Wer sagt, der
Islam gehöre zu Deutschland, kommt nicht umhin, zu sagen, dass auch der Koran
zu Deutschland gehört. Denn es ist der Koran, der den Islam konstituiert. Dass
aber der Koran zu Deutschland gehört, kann nur meinen, wer ihn nicht kennt oder
wer sich damit abfinden und es anderen zumuten würde, in einem Gottesstaat zu
leben. Lesen wir diesbezüglich selektiv nach:
„Wer aber den
Gesandten Gottes kränkt, denen soll sein schmerzliche Strafe.“ (Sure 9, 62)
Wer diese Koransure zitiert, bekommt unweigerlich von vielen wohlmeinenden
Menschen mitgeteilt, Übersetzungen seien stets Interpretationssache. Wie aber
ist dann erklärlich, dass diese und weitere problematische Koransuren über
Jahrzehnte hinweg recht ähnlich ins Deutsche und in andere europäische Sprachen
übersetzt wurden? Wer sagt, diese Koransure, gehöre zu Deutschland, sagt, dass
es zum Leben in Deutschland gehört, dass sich bedroht fühlen muss, wer auf
bestimmte Weise vom Recht auf freie Meinungsäußerung Gebrauch macht. Die
Problematik dieser und anderer Suren und damit eine folgeträchtige koranische
Weichenstellung tritt eklatant hervor, wenn wir ihr eine Stelle aus dem Lukas-Evangelium
an die Seite stellen: „Und wer da redet ein Wort wider des Menschen Sohn, dem
soll es vergeben werden…“ (Lukas 12,19)
Wer legt fest,
wann eine Kränkung des Gesandten Gottes stattgefunden hat und wann nicht?
Solange die oben zitierte Kränkungssure von maßgeblichen Geistlichen und
Wissenschaftlern – etwa der Akademie für islamische Untersuchungen in Kairo – nicht
vernehmbar in ihren historischen Kontext gestellt und damit in ihrer
Wortwörtlichen Geltung zurückgenommen ist, sollte niemand verkünden, dass der
Islam zu Deutschland gehört. Dies gilt für etliche weitere Suren, nachstehend
einige wenige Beispiele:
„Siehe, der Lohn
derer, welche Gott und Seinen Gesandten befehden und Verderben auf der Erde
betreiben, ist nur der, dass sie getötet oder gekreuzigt oder an Händen und
Füßen wechselseitig verstümmelt oder aus dem Lande vertrieben werden. Das ist
ihr Lohn hienieden, und im Jenseits wird ihnen schmerzliche Strafe.“ (5,33)
„O ihr, die ihr glaubt, nehmt euch nicht die Juden und Christen zu Freunden.“
(5,51)
„Wahrlich, du wirst finden, dass unter allen Menschen die Juden und die, welche
Allah Götter zur Seite stellen, den Gläubigen am meisten feind sind…“ (5,85)
„Siehe, schlimmer als das Vieh sind bei Gott die Ungläubigen…“ (8,55)
„Und es sprechen die Juden: ‚Uzair ist Gottes Sohn.‘ Und es sprechen die Nazarener:
‚Der Messias ist Gottes Sohn.‘ Solches ist das Wort ihres Mundes. Sie führen
ähnliche Reden wie die Ungläubigen von zuvor. Gott schlag sie tot! Wie sind sie
verstandeslos!“ (9,30)
„Sie [die Gläubigen] sollen kämpfen in Gottes Weg und töten und getötet
werden.“ (9, 111)
„Er ist’s, der Seinen Gesandten mit der Leitung und der Religion der Wahrheit
entsandt hat, um sie über jede andre Religion siegreich zu machen…“ (61, 9)
„Und kämpfet wider sie, bis kein Bürgerkrieg mehr ist und bis alles an Gott glaubt.“
(8,39) „Glaubet an Gott und an Seinen Gesandten und eifert in Gottes Weg mit
Gut und Blut.“ (61, 11. Alle Koranzitate nach der Reclam-Ausgabe von 1991.
„Allah“ wurde hier durchweg gegen „Gott ausgetauscht.)
In Anbetracht
dieser und vergleichbarer Suren von den in Deutschland lebenden Moslems zu
fordern, sie sollten sich davon distanzieren, wäre unsinnig. Denn eine große
Anzahl hiesiger Moslems zeigt sich Gott ebenso wenig unterworfen wie die große
Mehrheit der hier lebenden Christen gottesfürchtig ist. Zu fordern ist
hingegen, dass sich maßgebliche Geistliche und Gelehrte von Kairo bis Köln in
kritischer Beschäftigung mit dem Koran öffentlich von diesen und vielen anderen
Suren distanzieren. Tun sie dies, entziehen sie zugleich dem islamistischen
Terrorismus ein wesentliches Fundament, da er den Koran als Vehikel für seine
Untaten benutzen kann. Nach wie vor wähnen Terroristen – und man lässt sie
offenbar gewähren – sich auf den Koran als das unverfälschte Wort Gottes
berufen zu müssen oder zu dürfen.
Unter welchen
Umständen ließe sich sagen, dass der Islam zu Deutschland gehört? Folgende
Antwort auf diese Frage scheint paradox: Der Islam gehört vielleicht dann zu
Deutschland, wenn seine Textgrundlage hinreichend kritisiert worden ist und
nachdem ausgiebig der Frage nachgegangen wurde, inwiefern er nicht zu
Deutschland gehört. So wie etwa Einvernehmen darüber besteht, dass das Alte
Testament in Gestalt seines Tötungsgebots im Falle von Blasphemie: „Wer des
HERRN Namen lästert, der soll des Todes sterben“ (3. Buch Mose 24,16), nicht zu
Deutschland gehört. Der Islam wird vielleicht dann zu Deutschland gehören, wenn
es eine typisch deutsche Verarbeitungs- und Vermittlungsform des Koran gibt und
wenn aus ihm das Leben bereichernde Säkularisierungen hervorgegangen sein
werden. Auch wenn Millionen Moslems in Deutschland leben und zu Deutschland
gehören, kann der Islam derzeit nicht als Teil Deutschlands angesehen werden,
weil der Koran als Basis des Islam noch nicht in die Kultur Deutschlands hineingearbeitet
wurde. Ansätze dafür gibt es freilich. Ein Beispiel ist der Münsteraner Islamwissenschaftler
Sven Kalisch, ehedem Inhaber eines Lehrstuhls für islamische Theologie. Nachdem
Kalisch unter anderem die – umstrittene – These ausgesprochen hatte, die
historische Existenz Mohammeds lasse sich weder beweisen noch widerlegen, wurde
sein Lehrstuhl umbenannt in „Geistesgeschichte im Vorderen Orient in
nachantiker Zeit“. Zumindest von außen gesehen ist dieser Vorgang ein weiterer
Beleg dafür, dass der Islam noch nicht zu Deutschland gehört. Ein anderes
Beispiel ist ein Forscher, der im Koran Elemente christlicher Liturgie
entdeckte und der seine wissenschaftliche Textkritik am Koran unter dem
Pseudonym Christoph Luxenberg publizieren muss.
Der Islam mag
dann in Deutschland und Europa angekommen sein, wenn ungültig geworden ist, was
Boualem Sansal in seinem Buch „Allahs Narren“ (frz.: Gouverner au nom d’Allah“)
beim Namen nannte: Man darf in Europa alles kritisieren und sich dabei
jeglicher Formen bis hin zur Satire und Parodie bedienen – das Einzige ,was man
nicht kritisieren darf, sind der Islam und sein Prophet, nicht einmal in bester
Absicht.
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