Erschienen in Ausgabe: No 109 (03/2015) | Letzte Änderung: 25.03.15 |
Mit dem illustren Namen Bernheimer lässt sich auf Anhieb eine der namhaftesten Kunsthandelsdynastien Europas verbinden. Der Inhaber der Galerie an der Brienner Straße, Konrad O. Bernheimer, ist Eigentümer und Chairman von Colnaghi London, der 1760 gegründeten ältesten Galerie der Welt. Nun überrascht der Galerist mit einer bemerkenswerten Lüpertz-Schau.
von Anna Zanco-Prestel
München ist die Heimat der
Bernheimers. Das 150. Jubiläum seines erfolgreichen Unternehmens nutzte Konrad Bernheimer
jüngst zu einer Neuorientierung und Neudefinierung seiner Aktivitäten
angesichts eines sich in rasantem Wandel befindlichen Kunstmarktes. Neben der
2005 mit Tochter Blanca gegründeten Fine Art Photography Collection rief er
mit Isabel, ebenfalls einer Tochter, die Künstleragentur Bernheimer
Contemporary Art Solutions and Projects ins Leben, die sich mit dem
aktuellen Kunstgeschehen intensiv beschäftigt und immer komplexer werdende Inhalte
in der globalen Kunstszene vermittelt. Bernheimer er ist unter anderem auch der
Initiator der Kunstmesse HighLights, die seit 2013 in der Münchner Residenz
stattfindet.
Anfang des neuen Jahres überrascht Bernheimer
die Münchner einmal mehr – diesmal mit einer neuen, ungewöhnlichen Initiative.
Er zeigt elf großformatige sowie sieben kleinere Gemälde des in Berlin,
Düsseldorf und Karlsruhe lebenden Künstlers Markus Lüpertz. Große, muskulöse,
männliche Gestalten, meistens von hinten gesehen, füllen die Bildfläche und
geben mit ihren oft auf ein Haarbüschel reduzierten Köpfen Rätsel auf. Nicht
zum ersten Mal orientiert sich Markus Lüpertz in seinem künstlerischen Schaffen
an klassischen Vorbildern der Antike und an der griechischen Mythologie. Seine
neueste Werkschau trägt den Titel „Arkadien“,
Lüpertz bleibt darin ganz seinem Künstler-Credo verpflichtet: „Ohne Figur geht
es nicht.“
Ganz ohne Abstraktion geht es indes
auch nicht. Durch Bemalungen und ein gezieltes Deformieren der Körperteile
lösen sich bei Lüpertz die Formen eines Theseus, Jasons und Herakles abstrakt
auf, alles wird beinahe spielerisch in Frage gestellt. Der Begriff Arkadien
steht als verträumter Rückblick in eine idealisierte Vergangenheit, in ein so verlorenes
wie unwiederbringliches Idyll, in dem das Leben sorglos dahinfließt. Arkadien
als solches ist aber bei Lüpertz im Grunde gar nicht existent. Der Bruch mit
der herkömmlichen Ikonographie vollzieht sich in den zumeist 2012 entstandenen
Bildern durch kleine unkonventionelle Eingriffe, die große Wirkung erzielen.
Ein Bruch, den derKünstler seit den
80er Jahren konsequent betreibt und der – weit entfernt von einem sich Abwenden
von einer trostlosen Wirklichkeit – direkt darauf zielt, neue Wege der
gegenwärtigen Kunst und insbesondere der Malerei zu erschließen. Denn bei
näherem Hinschauen wird es dem Betrachter allmählich klar, dass es im Grunde gar
keine Rätsel bei Lüpertz' sagenhaften Helden zu entdecken gibt, deren
Körperlichkeit von breiten, schwunghaften Pinselstrichen übertüncht ist und
alles schließlich in ein Triumph der Farbe mündet, der auch zum Triumph der
puren Malerei wird.DieWerkgruppe, die eine Reihe von Figuren in
klassischer Pose und in Beziehung zu einem Objekt wie einem Helm, einer Rüstung
oder einem Schneckenhaus darstellt, findet nun ihre ideale Bühne in einem Raum,
der – wie Markus Lüpertz bei der Vernissage dankbar zu würdigen wusste – „seine
Bilder feiert“. Den von ihm spontan gefassten Entschluss, ohne jegliches Zögern auf den
Vorschlag des Galeristen Fred Jahn einzugehen, eine große Ausstellung von
Markus Lüpertz bei sich zu verwirklichen, begründet Konrad Bernheimer mit
deutlichen Worten: „Ich habe Markus Lüpertz, dem ich wiederholt begegnen
durfte, immer bewundert, als Künstler, aber auch als Gesamtkunstwerk seiner
selbst.“ Für die Kunststadt München ist die Lüpertz-Werkschau ein großes
Ereignis.
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