Erschienen in Ausgabe: Ohne Ausgabe | Letzte Änderung: 13.04.15 |
von Tine Nehler
Ausstellungsdauer:14.05.–27.09.2015
Öffnungszeiten:täglich 09:00–18:00
Königskunde:Juli und August, täglich 10:00–17:00
Klassiker sind Werke, »die jedes Mal um so neuer, unerwarteter, bahnbrechender wirken, wenn man sie wiederliest«.
Diese Feststellung Italo Calvinos ist ein Motto für die seit 2013
verwirklichten Sommerausstellungen in den unvollendeten Rohbauräumen des
Nordflügels von Schloss Herrenchiemsee. Sie werden von der Pinakothek
der Moderne in Kooperation mit der Bayerischen
Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen verwirklicht.
Jenseits des gewohnten musealen Kontexts laden in Schloss Herrenchiemsee
Hauptwerke von Andy Warhol, Dan Flavin, Gerhard Richter, Arnulf
Rainer, Imi Knoebel, Georg Baselitz, Fabienne Verdier, Wolfgang Laib,
John Chamberlain und Willem de Kooning zu einer neuen Betrachtung
ein. Die Herreninsel
mit ihrem im Auftrag von König Ludwig II. errichteten Schloss erlaubt
Besuchern eine konzentrierte Erfahrung des Zweiklangs von Historie und
Natur. Durch die Kunstwerke wird dieser Dialog bis in die Gegenwart
erweitert.
Eine Besonderheit der »Königklasse III« ist der Raum »Gerhard Richter: Brigid Polk«.
Zu sehen sind drei Gemälde des international renommierten deutschen
Künstlers Gerhard Richter aus dem Jahr 1971 mit Darstellungen Brigid
Polks, einer zentralen Persönlichkeit aus dem Kreis um Andy Warhol.
Anlass der Präsentation ist die jüngst erfolgte
Schenkung des frühesten Bildes dieser Werkgruppe aus Privatbesitz
an die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen durch Zustiftung an die
Museumsstiftung zur Förderung der Staatlichen Bayerischen Museen. In
Anerkennung
dieser großzügigen Gabe an die Öffentlichkeit haben sich das Hessische
Landesmuseum in Darmstadt sowie das Neue Museum für Kunst und Design in
Nürnberg bereit erklärt, die in ihren Sammlungen aufbewahrten
Variationen aus derselben Werkgruppe auszuleihen.
Erstmals seit der Entstehung der Gemälde sind in Schloss
Herrenchiemsee alle drei in Deutschland in öffentlichem Besitz
befindlichen Gemälde Richters zusammengeführt.
Die
Werke sind ein eindringliches Zeugnis eines künstlerischen Austauschs
zwischen Europa und Amerika und bringen ein kaum bekanntes Ereignis
deutscher Kunstgeschichte
ans Licht. Denn während eines Aufenthalts in München hat Brigid Polk
mit einer neuartigen Polaroid-Kamera Selbstbildnisse gemacht, die für
Richter zum Ausgangspunkt seiner Gemälde wurden. Die von Brigid Polk
experimentell erkundeten Ausdrucksqualitäten der
unmittelbar Bilder produzierenden Polaroid-Technik haben nicht nur
ihren engen Freund Andy Warhol und den Kreis von dessen Factory
inspiriert, sondern auch Gerhard Richter. Dieser hat die auf akute
Zeitgenossenschaft zielenden Selbstbildnisse Brigid Polks
in faszinierend gleichmütiger Haltung in die klassische Gattung der
Malerei überführt. So wie die Ausstellung insgesamt den wiederholten
Blick auf Klassiker schärft, so wirft Richter einen zweiten Blick auf
die Selbstinszenierungen von Brigid Polk.
Der wiederholte Blick auf Werke der Kunst wird 2015 erstmalig durch das
Kunstvermittlungsprogramm »Königskunde« unterstrichen. Während
der Ferienmonate Juli und August sind täglich zwischen 10 und 17 Uhr
junge Kunstvermittler in der Ausstellung. Das speziell für diesen Ort
entwickelte
Programm ist ein Angebot zum Dialog. Es geht nicht nur darum, Wissen zu
vertiefen, sondern die ästhetischen Dimensionen von Kunstwerken und
Räumen sowie von Kultur und Natur zur Sprache zu bringen.
Zum Schloss Herrenchiemsee
Das
Neue Schloss Herrenchiemsee wurde von König Ludwig II. von Bayern als
Abbild von Versailles geplant und sollte ein »Tempel des Ruhmes« für
König Ludwig XIV.
von Frankreich werden, den der bayerische Monarch grenzenlos verehrte.
Das 1878 begonnene, jedoch unvollendete Schloss beherbergt prächtige
große Schauräume wie das Prunktreppenhaus, das Paradeschlafzimmer und
die Große Spiegelgalerie. Das intime Kleine Appartement
ist in Formen des französischen Rokoko gehalten und diente als Wohnung
des Königs.
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