Erschienen in Ausgabe: No 112 (06/2015) | Letzte Änderung: 05.10.15 |
von Regine Sixt
Frau Sixt, wie kamen Sie ursprünglich auf die Idee, die
Kinderhilfe Stiftung „Tränchen Trocknen“ ins Leben zu rufen?
Ganz einfach: Ich komme ja viel in der Welt herum. Und ich
habe sehr viel Not und Elend gesehen, unter denen die Jüngsten in der
Gesellschaft am schwersten leiden. Deshalb entschied ich mich, etwas zu
unternehmen. Wenn ich etwas anpacke, dann richtig. Das Motto „Tränchen
trocknen“ entstand in einer Kinderkrebsstation, als ich ein weinendes Mädchen
auf den Arm nahm und fragte, was ich denn für sie tun könne. Die Antwort der
Kleinen: „Trockne mir doch meine Tränen!“
Was sind die Ziele der Kinderhilfe Stiftung „Tränchen
Trocknen“?
Möglichst vielen Kindern zu helfen. Und zwar in den vier
Bereichen: Gesundheit, Bildung, Nothilfe
und Fürsorge. Jedes Kind hat ein Recht darauf, gut beschützt und umsorgt
aufzuwachsen und Perspektiven auf ein normales Leben zu haben. Außerdem geht es
darum, eine ganz konkrete Möglichkeit anzubieten sich zu engagieren. Nehmen wir
das Beispiel meiner Damenwiesn: Die Veranstaltung auf dem Münchner Oktoberfest
ist eine feste Institution und vereint mehr als 1.000 wunderbare Frauen aus
verschiedensten Bereichen von Wirtschaft und Gesellschaft. Und sie alle unterstützen
unsere Kinderhilfe nach Leibeskräften.
„Tränchen Trocknen“ ist eine weltweit aktive Kinderhilfe.
In wie vielen Ländern ist Ihre Kinderhilfe „Tränchen Trocknen“ derzeit aktiv?
Wir erfahren Unterstützung aus mehr als 105 Ländern
weltweit, in denen Sixt präsent ist. Bislang haben wir mehr als 40 internationale
Projekte mit aufgebaut, gefördert oder umgesetzt. Das sind– außer bei der
Nothilfe in aktuellen Krisenfällen – alles Projekte, die langfristig angelegt
sind. Derzeit treiben wir rund 20 Projekte voran. Das ist eine ganze Menge,
wenn man bedenkt, wie herausfordernd es heute ist, schon ein einziges Projekt unter
stets schwierigen lokalen Bedingungen dauerhaft zum Erfolg zu führen.
Mit „Tränchen Trocknen“ werden sehr unterschiedliche
Projekte in verschiedenen Ländern unterstützt. Wie entscheiden Sie sich für die
konkreten Projekte, welche Sie mit Ihrer Stiftung unterstützen möchten?
Natürlich werden ständig neue Projekte an uns herangetragen.
Wenn wir uns konkret entscheiden, muss das Projekt zumindest einer der vier
genannten Kategorien entsprechen. Dann spielt eine Rolle, wie professionell das
Projekt gemanagt ist, ob sich vor Ort Mitarbeiter von uns darum kümmern können
und ob sich idealerweise auch Partnerorganisationen engagieren, zu denen wir
bereits eine enge und langjährige Verbindung haben.
Was motivierte Sie, eine weltweite Kinderhilfe
aufzubauen, im Gegensatz zu einer Kinderstiftung, die ausschließlich in
Deutschland Hilfe leistet?
Die Welt von Sixt reicht weit über die Grenzen Deutschlands
hinaus. Wenn Sie vom Flugzeug aus auf die Welt hinabblicken, sehen Sie keine
Grenzen. Es gibt überall Kinder, die auf Hilfe warten. Gerade in den armen
Ländern der Erde, wo die Not am größten ist. Den Kindern dort Perspektiven zu
eröffnen, gerade auch durch Bildung, dass sie aus eigener Kraft eine gute
Existenz aufbauen können, das ist unser Ziel.
Sie leiten sowohl Ihre Kinderhilfe Stiftung als auch den
Sixt Konzern. Inwieweit arbeitet Ihre Stiftung „Tränchen Trocknen“ mit dem Sixt-Konzern
zusammen?
Unsere Kinderhilfe Stiftung ist mittlerweile auch ein
zentraler Pfeiler unseres offiziellen Corporate Social Responsibility Programms
bei Sixt. Meine beiden Söhne Alexander und Konstantin sind Mitglieder im Vorstand
der Kinderhilfe Stiftung – und sie sind seit Beginn des Jahres ja auch Vorständsmitglieder
der Sixt SE. Das bedeutet, dass wir die Kinderhilfe Stiftung mit der gleichen
Professionalität und Entschlossenheit vorantreiben wie den börsennotierten
Konzern.
Was ist
Corporate Social Responsibility?
Es beschreibt die soziale Verantwortung, die jedes
Unternehmen den Menschen und der Umwelt
gegenüber hat. „Giving back to society“ ist für mich eine
Selbstverständlichkeit. Wir haben mit viel Disziplin und harter Arbeit in nun
mehr als 100 Jahren dieses Unternehmen aufgebaut bis zur heutigen globalen Bedeutung.
Da ist es für mich selbstverständlich, im sozialen Bereich engagiert zu sein.
Denn es braucht nicht nur offizielle Institutionen, die sich engagieren,
sondern viele einzelne Menschen, die ihr Möglichstes beitragen zu einer guten
Zukunft.
In Deutschland besteht ein soziales Netz, welches
stabiler ist als in den meisten anderen Ländern. Hat das einen Einfluss auf die
Corporate Social Responsibility der deutschen Unternehmen? Wie schätzen Sie die
Corporate Social Responsibility der Konzerne in Deutschland ein, im Vergleich
zu der CSR in anderen Industrienationen?
Aus meiner Sicht hat traditionell die USA die längste
Erfahrung mit diesem Thema. Das sehen wir auch deshalb, weil Sixt in den
Vereinigten Staaten zügig expandiert und wir mit amerikanischen Unternehmen
jahrzehntelange Kooperationen pflegen. Ich selbst habe zum Beispiel meine erste
Airline-Kooperation am Beginn meiner Karriere bei Sixt vor Ort in New York mit
PanAm abgeschlossen. In den USA gehört es zum guten Ton, dass wohlhabende
Unternehmer auch als Philanthropen auftreten. Denken Sie nur an die vielen
hochkarätigen Charity-Dinner. Aber Deutschland holt auf und verankert das Thema
immer besser in den einzelnen Unternehmensstrategien. Zudem arbeiten wir auch
im Fundraising arbeiteninternational.
Wir hatten zum Beispiel wiederholt Charity-Dinner mit den Spitzen der
französischen Gesellschaft in Paris und veranstalten ähnliche Events in vielen
verschiedenen Ländern.
Manchmal werden Stiftungen dafür kritisiert, daß zu viele
der Spendeneinnahmen für die Verwaltung ausgegeben werden und zu wenige der
Erlöse direkt bei den Hilfsbedürftigen ankommen. Wie ist das Verhältnis von
Verwaltungsaufwand zur direkten Hilfe der Betroffenen bei Ihrer Kinderstiftung
„Tränchen Trocknen“? Wie kann man einen hohen Verwaltungsaufwand bei
Hilfsorganisationen umgehen?
Sie brauchen heute Profis, um eine Stiftung erfolgreich zu
führen, das ist ganz klar. Alles andere wäre unverantwortlich. Aber ich kann
Ihnen versichern: Unsere CSR-Abteilung ist ein Posten in unserem Budget wie
andere Abteilungen auch. Von den Spendengeldern, die wir auf verschiedensten
Veranstaltungen generieren, geht jeder Cent direkt in unsere Projekte. Getragen
wird das Engagement aber auch von unseren vielen Mitarbeitern, die ehrenamtlich
für die gute Sache kämpfen.
Frau Sixt, Sie sind in verschiedenen Bereichen eine
äußerst erfolgreiche Frau – wie machen Sie es möglich, sich um so vieles
gleichzeitig zu kümmern?
Man sagt uns Frauen ja gerne nach, dass wir Spezialistinnen
für Multi-Tasking sind. Ich liebe es ganz einfach, vieles zu bewegen. Da schaut
man nicht auf die Uhr. Das ist mein Leben, so soll es sein. Wer große Ziele
hat, für die er brennt - im Sozialen genauso wie im Business -, der kann heute
mehr bewegen denn je zuvor. Es geht einfach darum, die Chancen zu nutzen. Und
die Welt ist doch voller Chancen. Packen wir’s an!
Die Fragen stellte Dr. Dr. Stefan Groß. Ein besonderer Dank geht an Frau Laura Fernandez vom Büro von Frau Sixt.
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