Erschienen in Ausgabe: No. 36 (2/2009) | Letzte Änderung: 26.03.09 |
Eine kritische Reflexion zu einem zweitausendjährigen und aktuellen Thema. (7.Februar 09)
von Notker Gloker
Die
folgenden Seiten über das kirchen- und religionskritische Thema sollen keine
wissenschaftliche Abhandlung sein. Sie sollen vielmehr die private Sicht eines
aufgeklärten kritischen Nachdenkens darstellen, das sich frei gemacht hat von
Bevormundung durch kirchliche (katholische oder protestantische)
„Führungseliten“. Im Folgenden werde ich mich hauptsächlich mit der
katholischen Seite beschäftigen, meine Kritik gilt aber in allerweitesten
Teilen auch für den Protestantismus. Ich will aufzeigen, wie , jenseits aller
wissenschaftlich-theologischer Vernebelungstaktiken, (wie dies leider in Hans
Küngs „Existiert Gott?“ und „Christ sein“ ganz „vorbildlich“ geschieht. Ich
verweise hier insbesondere auf Franz Buggle, „Denn sie wissen nicht, was sie
glauben.“ S. 217 - 270 ) eine Institution wie „Kirche“ heute von kritischen
Normalbürgern gesehen werden sollte. Die Argumente, die ich vorbringen werde
sind allen Kirchenkritikern genugsam bekannt. Um andere Leser in das Thema
aufrüttelnd einzuführen, habe ich mich einer für „christliche“ Verhältnisse
durchaus heftigen, oft zornigen Diktion bedient, (die aber nie auf die
Vulgärebene so mancher Kirchenfürsten hinabsteigt, die bei KH. Deschner „Opus
Diaboli“ S. 266 nachzulesen ist) und die auch bei näherem Hinsehen niemals
Anleihen bei der Unwahrheit macht: Alles ist bis ins Kleinste verifizierbar.
Mir scheint es wichtig, einmal aus der blutleeren ecclesiastischen Correctness
der erbaulichen Schalmeientöne und auch aus der wissenschaftlich unterkühlten
Argumentationsweise auszubrechen und beißende und deutliche Worte zu finden und
Denkanstösse zu geben. Sachlicher Widerspruch ist mir willkommen. Dazu müsste
der eine oder andere Kritiker sich vielleicht etwas vertieft mit der
angegebenen Literatur auseinandersetzen.
Eines
sei, um die Fährte klar zu definieren, vorweggenommen: Meine Kritik erstreckt
sichgrundsätzlich auf die christlichen
Kirchen und in ihrem Gefolge auf die monotheistischen Religionen und ihre
dogmatischen Ansprüche. Die religiösen Sehnsüchte und Befindlichkeiten der
Menschen, ihre Suche nach dem Nicht-Findbaren bleiben davon unberührt. Diese
kritisiere ich nicht, noch mache ich mich darüber lustig. Dass sie durch
Zwangstaufe schon als Säuglinge in die Fänge der Kirche geraten sind, dafür
können die meisten nichts; dafür kann man sie nur bedauern. Ihre
Selbstbestimmung und Suchen wurden schändlich verletzt.
Das,
was mich am meisten beschäftigt, ist die Frage, warum noch so unendlich viele
Zeitgenossen und Zeitgenossinnen kritiklos alles hinnehmen, was von Kanzeln und
Altären über die Gehirne gesprüht wird. (Ein grandioses Beispiel für den
geistigen Habitus der katholischen Schafe ist der Weingartner Blutritt, bei dem
im Verein mit tausenden von Pferden, denen man keinen Vorwurf machen kann, ein
Blutstropfen Jesu (wo haben die den nur her?) durch die Felder an den Gläubigen
vorbeigetragen wird und mit dem „Blutöl“,das in der Devotionalienhandlung an
die Dummen verkauft wird, Pferdehusten geheilt werde ). Einige Vorkenntnisse
und Vorüberlegungen sind deswegen unumgänglich, um zu wissen, auf was wir uns
einlassen und warum. Um aber nicht in der Kritik hängen zu bleiben , soll im
zweiten Teil versucht werden, etwas an die Stelle zu setzen, was mir
menschlicher, menschenfreundlicher und menschenwürdiger erscheint.
Glaube
und Moral; Kirche und Aufklärung
Wie
der institutionalisierte Monotheismus katholischer Prägung, der einerseits
einen „liebenden Gott“ predigt, andererseits zummillionenfachen Mörder an der Menschheit
werden kann, ist zum einen aus der Vorbild- und Lehrfunktion der Bibel, (als
Buch der Bücher gepriesen, in Wahrheit ein über die Jahrhunderte nach den
„geistlichen“ Notwendigkeiten zusammengestelltes Kompendium an zu glaubenden
„Wahrheiten“) insbesondere aus dem Alten Testament zu erklären und aus der
Geschichte tausendfach zu belegen. Ich verweise in diesem Zusammenhang auf
Buggles Streitschrift „Denn sie wissen nicht, was sie glauben“. Er hat hier
minutiös das biblische Gottesbild herausgearbeitet, das die Kirche über fast
zwei Jahrtausende zu verheimlichen versucht hat, denn die Gläubigen durften nur
die von der Kirche genehmigten Bibelzitate lesen, sofern sie überhaupt lesen
konnten, ansonsten war es Sache der „Hirten“, ihnen das Kirchengenehme zu
erzählen. In der ungeschönten Bibel aber finden wir alle Ingredienzien zu Mord,
Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Genozid und quasi die Anweisungen, wie zu
verfahren ist unter Anführung oder Anstiftung des „lieben Gottes“ [1] und
zu Ehren dieses Gottes, wenn es um die Gegner Israels und später der
Kircheging. Vor allem ist es der
Anspruch der absoluten Wahrheit, die dieser „Monotheos“ für sich einfordert und
damit seine unselige Macht über die Menschheit etabliert und keine Kritik
zulässt.
Man
könnte ja diese Schrift als ein historisches Konglomerat aus jener
blutrünstigen barbarischen Zeit mit all dem inneren Abstand eines aufgeklärten
Geistes lesen und dann den Schwamm der Vergangenheit darüber wischen. Die
katholische Kirche tut dies nicht! Im Gegenteil: Noch im 2. Vatikanischen
Konzil, „Dogmatische Konstitution über die göttliche Offenbarung“ anno 1965 lehrt
sie, dass „...unserer heiligen Mutter , der Kirche, die Bücher des Alten wie
des Neuen Testamentes in ihrer Ganzheit mit allen ihren Teilen als heilig und
kanonisch (gelten), weil sie unter der Einwirkung des Heiligen Geistes
geschrieben (...), Gott zum Urheber haben....“ [2].Das
aber heißt nichts anderes, als dass alle die unsäglichen Grausamkeiten, selbst
wenn sie historisch bedingte Überzeichnungen wären auf Grund ihrer
Kanonisierung jederzeit ein Legitimationsgrund sein und damit in
menschenverachtende Realität umgesetzt werden können, was in der fast
zweitausendjährigen Geschichte der katholischen Kirche millionenfach geübt
wurde. Und dies bis in die jüngste Vergangenheit. Es sei hier nur erinnert an
die tausendfachen Morde der Ustascha Horden an den orthodoxen Serben in den
40er Jahren des vorigen Jahrhunderts[3].
Leider sind diese diabolischen katholischen Untaten viel zu wenig in unser
heutiges Gedächtnis gedrungen. (Das waren nicht die Nazis, die sich dieser
Blutorgien schuldig gemacht haben. Im Namen der NS-Reichsregierung hat selbst
der Nazi-Außenminister Ribbentrop stärkstes Befremden ausgedrückt wegen
„ungeheurer Ausschreitungen“[4]).
Historische
Bibelkritik ist in der Kirche also nicht gefragt, sondern naives Festhalten am
Wortlaut dieses „heiligen“ Buches. Wie soll man also einer solchen Kirche,
einer solchen Grundhaltung entgegentreten? Es wird vielen Atheisten
vorgeworfen, dass sie sich einer grobschlächtigen Kritik der Bibeltexte
befleißigen, genau der Bibeltexte, die die Kirche über bald zwei Jahrtausende
beherzigt als unumstößliches Wort Gottes. Wenn unsereiner also auf Grund
moralischer Überlegungen die Unmoral kirchlicher Aktivitäten anprangert, dann
wird von wohlmeinenden Kirchenhistorikern von Kirchenbeschimpfung gezetert und
auf den Stellenwert der Religionen und ihre Bedeutung in der Geschichte
hingewiesen. Dieser Stellenwert in der Geschichte darf wohl auch kritisch
gesehen werden. Denkverbote scheinen mir hier nicht angebracht. Empörung über
zweitausend Jahre kirchlicher „Heilsgeschichte“ sollte nicht nur als Polemik
und Vernichtungswillen des Atheismus gegenüber der „Una Sancta“ gewertet
werden, sondern als objektive Beschreibung der Situation, aus der jeder
denkende aufgeklärte Mensch seine Schlüsse ziehen kann.
Die katholische Kirche hat in der Tat aus
dieser Schrift gelernt. Eine gelehrige Schülerin!
Es
gibt wenige Institutionen, die Menschenleben derart gering geschätzt haben, wie
die Kirche über fast zwei Jahrtausende ihres unseligen Wirkens und all dies
unter dem Deckmantel christlicher „Nächstenliebe“! Mord, Brand,
Folter, Verrat: omnia ad maiorem Dei gloriam! Die Moral, die “Nächstenliebe”, sie wurden im Höllentanz
der Menschenschlächtereien im Vorzimmer des göttlichen Wahrheitsanspruches und
seiner „Liebe“ abgelegt. Es ist faszinierend zu sehen, wie sich der damalige
Pöbel, aber auch die gehobenen Stände in die Kreuzzüge verführen ließen und in
ihren weltlich-machtpolitischen Ambitionen sich durch kirchliche
Heilsversprechen und Drohungen exkulpiert fühlten in ihrer viehischen
Blutrünstigkeit! „Deus vult!“ war das Fanal, das Bannerwort, das alles
rechtfertigte.
War
es bei den Judenverfolgungen anders? (Sie waren ja die „Mörder“ des
„Gottessohnes“, ja sie sind es heute noch! und gelten als zu missionierende
verirrte Brüder, so sinngemäß Benedikt XVI.) Bei den Hexenverbrennungen? (Die
waren ja Konkubinen des Teufels und der sexgeile Klerus hat sich in seiner
dreckigen Phantasie an „succubus- und „incubus“-Geschichten ergötzt). Und
außerdem waren die Frauen gemäß den höchsten Autoritäten der katholischen und
evangelischen Kirchen eine minderwertige Spezies „mulier non est facta ad
imaginem Dei“, (die Frau ist nicht nach dem Bilde Gottes geschaffen) so meint
schon der Kirchenlehrer Augustinus, und er kann sich auf den Ausbund der Niedertracht
und hämischer Bösartigkeit und Frauenfeindlichkeit der Bibel gegenüber den
Frauen berufen(Buch der Richter Kap 19, 23-24, oder auch Mose, 1, 19,5). Und so
wird’s heute noch gehandhabt: die Frauen sitzen in den Kirchen auf der linken,
„schlechten“ Seite, sie haben keinen Zutritt zu den geistlichen Ämtern der
Kirche, eben jetzt von Herrn Zollitsch , dem Nachfolger Karl Lehmanns
bestätigt, weil es der Tradition widerspreche. Ist die Frau, Eva aus dem
Paradies, nicht noch heute die Urmutter der Sünde? (Dies alles hinderte Papst
Sixtus IV, Bauherr der Sixtinischen Kapelle, nicht, mit seiner Schwester zu
schlafen und seine Töchter zu begatten und trotzdem 1476 das Fest der
unbefleckten Empfängnis Mariens zu proklamieren, ebenso wenig wie Papst Alexander
VI, Vater von neun Kindern, mit seiner Tochter zu koitieren.) Oder schauen Sie
mal bei Martin Luther rein, was er so über die Frauen sagt! In der „Heiligen“
Inquisition? (Jeder frei denkende Mensch konnte als nicht dogmenkonform vor das
Blutgericht gezerrt werden, jede geistige Entwicklung wurde abgemurkst; es sei
hier nur erinnert an Giordano Bruno oder Galileo Galilei). Bei den Indianern in
Südamerika? ( Die waren ja sowieso nur Tiere). Die christlichen Mordbanden
töteten hemmungslos und immer mit reinstem Gewissen und am brutalsten im
zwanzigsten Jahrhundert in Kroatien, wo Vertreter insbesondere der Franziskaner
ihr mörderisches Handwerk verrichteten wie der Franziskaner
Filipovic-Majstorovic, genannt „Bruder Teufel“ oder der Franziskaner-Stipendiat
Brzica, der am 29.8.42 mit einem Spezialmesser 1360 Menschen geköpft hat[5] . Was
ist das für eine „heilige Mutter Kirche“! Hat dieses Reinste Gewissen die
Kirche bis jetzt davon abgehalten, sich vor der Menschheit zu entschuldigen?
Und wir Heutigen? Wir schweigen dazu, obwohl wir des Lesens kundig sind, uns
aus vielfältiger Literatur darüber informieren könnten. Warum tun wir’s nicht?
(Mit
diesem Befund soll nicht den areligiösen, nichtchristlichen, atheistischen
Großmördern in Vergangenheit und jüngster Gegenwart ein Persilschein
ausgestellt werden!)
Sind
wir,die wir mit einem einigermaßen
kritischen Geist ausgestattet sind, eigentlich von der Kirche derartig abartig
„sozialisiert“, in unserer kleinsten Kindheit schon in die
christ-katholische/protestantische Herde durch Zwangstaufe hineingemogelt, dass
heute die wenigsten sich auflehnen gegen die Anmaßungen von Papst, Bischöfen
und Prälaten, die immer noch die „Lufthoheit“ über das Seelenheil beanspruchen
und uns sagen zu müssen glauben, was rechtens ist, sie, die in Vergangenheit
und Gegenwart an krimineller Energie hinter keiner Schwindler- und
Mordbrennerorganisation zurückstanden! Haben wir noch nicht begriffen,dass machtpolitisches Kalkül hinter den
blutigen Gewalttaten der Päpste, Bischöfe, der Äbte und Prälaten steht? Und der
Begriff „Seelenheil“ nur als Morphium oder Drohung für die Millionen von
Schafen steht?
Es
gibt kaum einen Politiker oder Abgeordneten des Bundestages oder der Landtage,
es gibt kaum einen Journalisten es gibt kaum einen Lehrer, es gibt kaum einen
Universitätsangehörigen, der in Presse Rundfunk oder Fernsehen wagt, sich
öffentlich aufzulehnen aus Furcht vor der Einflussnahme der Kirche und der vor
ihr kuschenden Hierarchie der Vorgesetzten auf Lebenslauf und Berufskarriere [6]. Die
Kunst der „Dissimulation“ ist eine wohlgeübte Kunst bei Geistlichen wie
weltlichen Herrschaften[7]. Die
Kirche hat uns alle über die Jahrhunderte zu Duckmäusern erzogen, so wie auch
sie selbst und ihre profiliertesten Vertreter duckmäuserisch vor den Mächtigen,
vor Hitler, Franco und Mussolini und den Faschisten zu Kreuze gekrochen sind,
mit der Absicht, ihre eigene Machtposition zu stärken. Dafür kann uns Karlheinz
Deschner Beispiele von unglaublicher Vielfalt vor Augen führen[8]. Die
erbärmlichen und servilen Kungeleien der evangelischen Kirche mit den Nazis
sollen nicht verschwiegen werden, als evangelische Landeskirchen evangelische
Juden ausschlossen, weil sie nicht rasserein seien. Und keiner soll sagen, dass
diese zugegebener Maßen genuine menschliche Bosheit und Kriegslüsternheit und
auch Feigheit nicht von unserer „Heiligen Mutter Kirche“ nach besten Kräften
gefördert, ja initiiert wurde. (Aufrufe zum Kampf an die Soldaten,
Glückwunschtelegramme an Hitler und Segenswünsche für ein Gelingen des Krieges
und kein Aufschrei gegen den Holocaust!) Und diese Kirche will sich als[9]
als
Hort der Verfolgten darstellen, die den Nazis tapferen Widerstand geleistet
habe, was sie noch 1979 in einer Erklärung der deutschen Bischofskonferenz
behauptet.
Es
ist erschreckend, zu sehen, wie die katholische Kirche, da wo sie noch Macht
über ihre Schafherde hat, die Menschen in ihr Verhaltensschema presst, Kondome
und Familienplanung verteufelt, und damit Aids Tür und Tor öffnet und damit
hunderttausende von Menschen dem Tod überantwortet (ob Tod durch Aids oder
durch Verhungern tut hier nichts mehr zur Sache). Eine erschreckende und
aktuelle Lektüre zu diesem Thema ist hierzu B. Grill und S. Hippler „Gott,
Aids, Afrika“. Leben wird als höchstes und hehrstes Gut betont, Verhütung von
kommendem Leben als höchste Sünde, aber das Leben, das daraus geboren wird,
wird von den Kirchenleuten in Kriegsfällen ohne Bedenken als Kanonenfutter
gesegnet[10]. Was
für eine zynische Scheinheiligkeit und Inkonsequenz[11]! Der
Zorn aller Lebenden und Toten sollte über diese Kirche kommen. Ein Papst, der
den Gebrauch von Kondomen zur Familienplanung sabotiert, kann nicht auch noch
selig gesprochen werden, er gehört wegen Völkermordes vor das Haager
Kriegsgericht! (Obwohl man als kritischer Beobachter sarkastisch anmerken kann,
dass der Papst in dieser sogenannten „Gemeinschaft der Heiligen“ in einem
geistig-moralischen Abfallhaufen der Geschichte sitzt! Und damit am rechten
Ort!)[12].
Die
Geschichtsvergessenheit und Beschönigungspolitik der katholischen Kirche,
gewissermaßen der Sand oder Weihrauch, der den Schafen in die Augen geblasen
wird, wird einmal mehr von dem verblichenen Papst exemplifiziert. Anlässlich
einer Reise nach Südamerika, in die Dominikanische Republik und nach Mexiko,
lobpries er die Wohltaten der Heiligen Mutter Kirche, die den Eingeborenen das
Licht der christlichen Liebe gebracht habe, wobei er „vergaß“ zu erwähnen, dass
dies durch katholische Mordbanden mit Feuer und Schwert und brutalster Gewalt
bewerkstelligt wurde. Hunderttausende wurden verbrannt, geröstet, ersäuft,
erstochen, erschlagen, Alte, Männer, Frauen und Kinder. So verbreitet man die
„Frohe Botschaft“ [13]. Hat
sich die Kirche jemals außer mit lauen Worten dazu bekannt und für diese
Mordgier durch tatkräftige Wiedergutmachung entschuldigt?[14] In
schöner Eintracht zu diesen Lügenmärchen gesellt sich nun der aktuelle Papst
Benedikt XVI bei seiner Brasilienreise, wenn er trieft, dass die Eingeborenen
Stämme die Ankunft der Priester im Zuge der spanischen Eroberung „still
herbeigesehnt“ hätten. Das ist tausendfache Lüge, für jeden ermordeten
Eingeborenen eine, für jeden Versklavten eine, für jede Vergewaltigte eine!
Wie
kann man vor einer solchen Kirche Respekt haben, die für sich in Anspruch
nimmt, die Liebe Gottes zu verkünden, sich zum Anwalt der Armen und der kleinen
Leute zu machen, ihnen aber nur predigt, schön still zu halten und auf den
ewigen Lohn im Jenseits zu warten. Denn das frühere „Gottesgnadentum“ oder
besser Kirchengnadentum früherer Regierungen war sakrosankt und trotz
grausamster Verbrechen nicht angreifbar (Röm. 13). Und heute sind es die mehr
oder weniger demokratischen Regierungen, mit denen die Kirche, wenn nicht
paktiert, so doch ein gutes Einvernehmen sucht auf Kosten der Armen. Mittel-
und Südamerika sind beredte Beispiele. Eine Kirche, die akzeptiert, dass
Menschen blutig niedergemacht werden, wenn sie sich gewaltsam gegen
Ungerechtigkeit auflehnen, verdient keinen Respekt! Wie die Amtskirche mit
Vertretern dieser „Kirche von unten“ umspringt, sei nur an drei Namen
festgemacht: dem nicaraguanischen Theologen Ernesto Cardenal und dem
peruanischen Theologen Gustavo Gutierrez und dem Bischof Romero von San
Salvador, der von staatlich-katholischen Mordbanden bei der Messe erschossen
wurde. Es ist ja mehr als entlarvend, dass die Kirche weder die europäische
noch die UN-Menschenrechtscharta unterzeichnet hat! Die soziale Frage wird ins
Jenseits verschoben! [15] Und
die Bewegung „Kirche von unten“ wird von Papst und der ganzen Kirchenhierarchie
aufs heftigste abgelehnt. Menschenrechte und soziale Frage stehen zwar bei der
Kirche ganz oben auf dem Forderungskatalog, aber nur sofern die Forderungen
sich nicht auch auf sie selbst richten. Sehen Sie mal nach, wie die Kirche mit
ihren Bediensteten umspringt, wenn sie nicht das rechte Gesangbuch oder die
kirchengerechte Verhaltensweise an den Tag legen. Ja, alle Problemlösungen, die
sich mit der sozialen Frage stellten, wurden zunächst von der Kirche bekämpft:
die Grundrechte der Menschen mussten gegen die Amtskirche durchgesetzt werden.
Martin Dibelius, der evangelische Bischof, sagte prägnant : „Darum waren alle,
die eine Verbesserung der Zustände dieser Welt wünschten, genötigt, gegen das
Christentum zu kämpfen“ [16]. So
ist’s auch noch heute, wenn Arbeitnehmervertreter von Kirchenmitarbeitern, sich
beklagen, dass die soziale Einstellung bei der Kirche, wo viele Hartz IV
beziehen müssen, schlimmer sei als bei Lidl [17].
Aberso wie die meisten zu bequem sind, die Bibel
zu lesen und zwar in ihrer Gesamtheit, weil es sich doch nicht lohnt? (Oh, es
lohnt sich, die Augen gehen Ihnen über ob der blutrünstigen sadistischen
Sprache dieser „Heiligen“ Schrift), so sind die meisten auch zu träge,
(vielleicht auch zu feige?) religionskritische und kirchenkritische Schriften
zu lesen, weil ihnen die Augen geöffnet würden und sie aus dem Sofa ihrer
geistigen Selbstgenügsamkeit geworfen würden.(Kant würde sagen: “...aus ihrer
selbstverschuldeten Unwissenheit.“) Es ist auch eine kirchenverschuldete und
kirchenerwünschte Blindheit und Unwissenheit.
Bei
der 50. Wiederkehr des Abiturabschlusses (1956 – 2006) wurden die
Klassenmitglieder als erstes zu einer katholischen Messe eingeladen, die von
einem Klassenkameraden gehalten wurde. Gestandene Frauen und Männer, in der
Mehrzahl dogmenkonform und „kein bisschen weise“. Was haben die Kameraden , die
jetzt 70 oder darüber sind, eigentlich denkend mit ihrem Leben angefangen, dass
sie immer noch einem von einer Institution verordneten „Gott“ anhangen? Schafs-
und Herdenmentalität bei Akademikern! Dies zeigt symptomatisch und pars pro
toto den Zustand der geistigen Inertie unserer Gesellschaft an. Scham
angesichts dieser Denkfaulheit ist nicht zu erwarten, „denn sie wissen nicht,
was sie glauben“ (Buggle); wollen es vielleicht auch gar nicht wissen.
Dies
alles rührt an die Substanz unseres Selbst-Bewusstseins und an die moralischen
Grundfesten der Organisation der Kirche, der „heiligen Mutter“ und entlarvt sie
als machtgierige verlogene mörderische Institution von Hierarchen, die ein
geistiges Zwangsimperium geschaffen haben, um ihre Macht über Seelen, und damit
Menschen zu perpetuieren.Aber es würde
ja nichts nützen, alle Untaten der Kirche, die historisch überzeugend belegt
sind, hier noch einmal Revue passieren zu lassen, es geht mir viel mehr darum
zu fragen, worauf die Kirche ihre verhängnisvolle Macht über die Menschen
gründet. Wie kommt sie überhaupt dazu, so mit der Menschheit umzuspringen?
„Weide
meine Schafe“
Das
Menschenbild der Kirche
Ein
kleiner Exkurs in die Geschichte zur Zeit Jesu mag einiges erhellen: Schon zu
jener Zeit war in Jerusalem ein von der Priesterkaste kontrollierter
Machtapparat entstanden, (auch bei den Ägyptern gab es schon davor ein
sacerdotales Zwangssystem, das ist also keine Judenerfindung) ein
geistig-kulturelles wie auch politisch-ökonomisches Zentrum: Hohepriester,
Schriftgelehrte, Zöllner und Geldwechsler profitierten von den Steuerströmen,
die der Bevölkerung aufgebürdet wurden[18]. Als
Jesus seinen umstürzlerischen Spruch tat, den Tempel nieder zu reißen und in
drei Tagen wieder aufzubauen, war sein Todesurteil schon gesprochen: aus
Furcht, Macht und Einfluss zu verlieren, haben die Priesterlinge flott
reagiert: der Revoluzzer wurde der römischen Militärmacht überantwortet. (Wäre
es heute prinzipiell anders, wenn der „Una Sancta“ so etwas Ähnliches
widerführe und sie noch die Macht hätte? Und wie würde unsere kirchenhörige
Obrigkeitsbürokratie reagieren??)
Die
Machtansprüche und Usurpationsgelüste über alle menschlichen Lebensbereiche
bestanden also damals wie heute und eine Antwort auf unsere geistige Situation
können und müssen wir (leider) in uns selbst finden: Seit Anbeginn hat die
Menschheit das Bedürfnis, das ihr Unbegreifliche in Form zu gießen:
Naturereignisse, die Phänomene am Himmel und auf der Erde. Und eine entstehende
machtbewusste Priesterkaste hat sich diese Einstellung, diese Gestimmtheit der
damaligen Menschen zu Nutze gemacht, und nicht nachprüfbare „Erklärungen“ dazu
gegeben, mit Göttern oder mit einem „Monotheos“, einem einzigen Gott, mit der
Maßgabe, sie seien die definitive Wahrheit und weiter darüber nachzudenken
verbiete sich. Und damit der Schafsmentalität der Menschen Rechnung tragend,
die lieber in einem Herdenverband kuschelig dahinlebt, wurde zunächst ohne
große Zwangsmassnahmen die Intelligenz in Glaubensbahnen umgelenkt und Denken
als schädlich für die Menschen (und vor allem für die Kirche) deklariert.
„Selig die Armen im Geiste, denn ihrer ist das Himmelreich“, das war das
tröstende Losungswort, wie es uns in der Jugend vermittelt wurde und das die
Dummheit adelte und mit dem die Kirche hausieren ging! (In der Jugendsprache
vor 60 Jahren trafen wir schon den Nagel auf den Kopf, als wir dieses Wort
griffig umformulierten: „selig die Bekloppten, denn sie brauchen keinen Hammer
mehr.“ Da steckt eine Menge Wahrheit drin!) Und noch heute sind die oben
beschriebene Vernebelungstaktik und unsere Denkfaulheit und Mutlosigkeit Grund
für unseren desolaten geistigen Zustand.
Man
braucht kein Materialist zu sein, es genügt schon ein wenig historisches
Interesse, um zu sehen, dass unser Eingottglaube ein historisch gewachsenes
Phänomen ist, das in großer Nähe zur ägyptischen „Eingotterfindung“ Echnatons
steht. Etwa 500 Jahre vor der jüdischen Erfindung des Eingott-Jahwe, ( der sich
aus einem Vielgottsammelsurium herausgeschält hat) , hat Echnaton der
Ägypterpharao den Sonnengott Aton als einzigen Gott eingeführt . Und Jahwe war
später das jüdische Pendant, der Identifikationspunkt, um den sich die
nomadischen Scharen sammeln konnten und ursprünglich der Wettergott aus der
Sinaigegend[19].
Also
eine Menschenerfindung wie alle Götter der alten Zeit. Und dazu eine
Männererfindung des patriarchalen Aufbegehrens gegen die Religion der
Muttergottheit, die über Jahrtausende das Zusammenleben der Menschheit geprägt
hat ohne die Selbstüberheblichkeit des Männlichkeitswahns, der Zerstörungswut
und des Tötungsirrsinns[20].
Jetzt aber wird diese von Männern gemachte Erfindung zur Ehre der Einmaligkeit
erhoben, als höchste und letzte Wahrheit proklamiert und von dieser die
„Wahrheit“ besitzenden Priesterkaste dogmatisch überhöht zum Absoluten, dem man
sich bei Todesstrafe nicht mehr widersetzen darf, dem man Gehorsam schuldet bis
in den Tod! Dieser „ Eine Gott“ wird später von Bibel, Kirchenvätern, der
gesamten christlichen Hierarchie unter Androhung (und Vollstreckung) des Todes
zur Geißel der Menschheit, seit nunmehr fast zweitausend Jahren verfochten.
(Und da sagt Tine Stein, entgegen jahrtausendelanger Evidenz, dass „in den
Religionen der Gottesoffenbarung(...) der Mensch als ein Subjekt vorgestellt
(wird), das zur freien Gewissensentscheidung berufen ist“[21].
Von
dem Schweizer Alttestamentler Othmar Keel wird bei einer Debatte mit Assmann
festgehalten, dass „spätestens mit dem zweiten Jesaia, in der babylonischen
Gefangenschaft (ab 578 v. Chr)... die Juden dann einen „reifen“ Eingottglauben
entwickelt (hätten.)“ Was heißt dies anderes, als dass dies ein
menschengemachter Gott ist, also kein Absolutum, sondern erst von
geschichtlichen Menschen (nomadisierenden Viehhirten) hervorgebracht. Und ganz
offensichtlich auch von hochmögenden Theologen so anerkannt.
Aus
diesen Wurzeln ist dann das Christentum entsprungen, eine wahrhaft dornige
Rose, von vielen Verbrecherpäpsten gedüngt, von Lug und Trug genährt und
gewaltig gewachsen (s. konstantinische Schenkung), vom Schwert der Papst- und
Kirchenpotentaten gestützt und geschützt.Hier wurde ein Gott geboren, anthropomorphisiert und zum „Vater“ und
„Herrn“ hochstilisiert. Er wurde zunächst zur Identifikationsfigur eines Wüstenstamms,
und lebt nun im Christentum weiter. Seine Attribute des eifersüchtigen,
zürnenden, strafenden, liebenden, vernichtenden, fordernden, (den Kreuzestod
seines „Sohnes“ fordernden), Höllenstrafen verheißenden und verhängenden Gottes
behält er bei: eine Ausgeburt menschlicher Rach- und Liebessehnsucht, Mordsucht
und Eifersucht: ein Gott von brutaler Menschlichkeit. Und zu alledem noch
allmächtig, allwissend und allgegenwärtig!! Was für ein Grauen! Und die
Priesterkaste hämmert diese Attribute der Schafsmenschheit ein und liefert die
Schafe ihm aus! und eifert diesem Vorbild darin mit höchster Beflissenheit
nach. Es mag ja sein, dass, wie Tine Stein in der „Zeit“ schreibt: ..“durch die
Religion inhaltlich gerechtfertigt ist der Zwang zum Glauben nicht....“[22] aber diese Idee ist unseren
rechtgläubigen Kirchenherren noch nie im Kopfe aufgeleuchtet. Wie sollte sie
auch bei diesen rabiaten Todes- und Höllendrohungen. Auf diesen Voraussetzungen
baute sich die absolutistischste Institution der Menschheitsgeschichte auf.
Wie
können aufgeklärte Menschen, geistige Erben von Kant, Lessing, Goethe,
Rousseau, Voltaire sich dem geistigen (und materiell-physischen) Diktat einer
solchen Kirche , die über dieses und mit diesem Gottesbild zur
Mörderinstitution geworden ist, beugen, in Presse Rundfunk, Fernsehen, an den
Schulen und Universitäten katzbuckeln und duckmäusern? Einer Mörderinstitution,
die in säuselnder Frömmigkeit mit der Liebe eines erfundenen Gottes unter den
menschlichen Schafen hausieren geht, sie geistig vergewaltigt durch Androhung
von Sündengericht und Höllenstrafen, um sie bei der Stange zu halten. (In den
vergangenen Jahrhunderten war das Rezept noch weniger subtil: ehe man der
„ewigen Verdammnis“ anheim fallen sollte, hat man durch Feuer und Schwert schon
mal die irdischen Leben ausgelöscht, egal ob Juden, Heiden, Hexen, Ketzer
(z.B.Catharer): „ Dieu le veut!“). Und wenn es nötig war, gleich die Christen
mit: „Tuez-les tous, Dieu reconnaîtra les siens“, (Tötet sie alle, Gott wird
die Seinen schon erkennen) sagte der päpstliche Gesandte Abt Arnaud-Amaury 1209
bei der Erstürmung von Béziers, in den Albigenserkriegen, als die Mordbanden
nicht unterscheiden konnten zwischen Catharern und Christen.
(Dass
auch die Aufklärung mit ihrer intoleranten Vernunftideologie oftmals genau das
Gegenteil war, beweisen Namen wie Robespierre, Danton oder Marat und die
Untaten in der Französischen Revolution. Das war eine blutrünstige Epoche, die
aber dem Kern der Neuen Ideen nichts anhaben konnte. Die Ideen leben und wirken
weiter und haben zu einem neuen Welt- und Menschenverständnis geführt und zur
Befreiung von dogmatischer Dumpfheit und Bevormundung der Kirchen.) Freiheit,
Gleichheit, Brüderlichkeit! das Fanal der Revolution. Und die damit verbundene
Gedankenfreiheit, Religionsfreiheit , Presse- und Redefreiheit waren für die
Kirche unerträglich[23].
Was
die Aufklärung betrifft, so ist mir wohl bewusst, dass trotz aller guten Ideen,
erst nach ihr (aber nicht in ihrem Gefolge) die schlimmsten Untaten der
Weltgeschichte begangen wurden und dass hier wiederum die Kirche ein gerüttelt
Maß an Schuld auf sich geladen hat. indem sie die Ideen der Aufklärung
wutschnaubend bekämpft hat und mit den faschistischen Ideen einen Pakt
eingegangen ist. Das mag nicht zutreffen bei den stalinistischen Gräueln, wenn
sie auch den Kommunismus unter Anbiederung an den ihr wesensverwandten
totalitären Faschismus mit Hitlers Armee konsequent bekämpft hat. Wie weit die
Kirche in anderen Bereichen menschlichen Zusammenlebens ihr verderbliches Spiel
getrieben hat, ob in Gesundheitspolitik (Familienplanung) oder im ökonomischen
Bereich der Entwicklungspolitik, soll hier nicht Gegenstand der Untersuchung
sein. Wer sich hierüber informieren will, soll sich bei Christopher Hitchens
kundig machen.
Ein
Phantom wurde auf die Menschheit losgelassen, das die Menschen zum Verrat an
seinesgleichen zwang und, schlimmer noch, zu Falschaussagen, um das eigene
Leben zu retten. Der Mann zeugte gegen seine Frau, die Kinder gegen ihre
Eltern. Waren Gestapo, NKWD oder Stasi schlimmer? Wenn es einen seelischen
Terrorismus je gegeben hat, dann bei der „heiligen Mutter Kirche“. Und zum
seelischen kam der körperliche Terror, oft mit den weltlichen Machtansprüchen
identisch, manchmal im Gefolge oder als Aufhetzung weltlicher Mächte, um sich
selber die Finger nicht schmutzig zu machen, immer mit dem Ziel der Mehrung der
eigenen Macht. (solch ein Phänomen nennt man hierzulande TOTALITARISMUS). Und
immer verbrämt mit dem Auftrag des göttlichen Willens. Wen wundert es, dass auch
mit Hitler, den italienischen Faschisten, dem Francoregime gekungelt wurde,
gegen den Bolschewismus und mehr noch für die Heimholung der Orthodoxen Kirche
in die Fänge der Una Sancta [24]?
Mit
den Heiden wurden natürlich auch deren Kulturen ausgerottet: (Auftragsgemäß im
Deuteronomium 7,5 und 12,2-3,[25]) Es
dürfte kaum eine Institution geben, die in ihrer bald zweitausendjährigen
Geschichte bis in die Neuzeit hinein so unendlich viele Kulturschätze als
Teufelszeug zerschlagen, verbrannt oder eingeschmolzen hat. Die Kirche, ein
„Hort“ der Zivilisation auf jedem Gebiet! Hat die Kirche dazu jemals einen Ton
des Bedauerns geäußert? Im Gegenteil: Der Papst Benedikt XVI lügt unverdrossen
weiter und behauptet in seiner Ansprache vom 13. Mai 2007 in Aparecida: „Christus
war der Erlöser, nach dem sie sich im Stillen sehnten. Es bedeutet auch,(...)
den Heiligen Geist empfangen zu haben, der gekommen ist, ihre Kulturen zu
befruchten, indem er sie reinigte (...) und sie so auf die Wege des Evangeliums
ausrichtet. Tatsächlich hat die Verkündigung Jesu und seines Evangeliums zu
keiner Zeit eine Entfremdung der präkolumbianischen Kulturen mit sich gebracht
und war auch nicht die Auferlegung einer fremden Kultur,(...) [26]“.
Als Korrektiv zu diesen Lügengespinsten sei noch einmal auf Deschner verwiesen[27] und
auf die Reaktionen der dortigen Bevölkerung.
Wie
kommt’s, frage ich mich, dass von der sog. Geistigen Elite, den Journalisten,
den Lehrenden an Universitäten und Hochschulen, den Politikern und
Volksvertretern (denen man allerdings wenig zutrauen darf, vor allem keinen
Mut, wenn man wiedergewählt werden will), kaum einer den Mund aufmacht, um den
Lügengeschichten Einhalt zu gebieten, obwohl man von ihnen einen gewissen
Durchblick durch Zeitgeschehen und Geschichte erwarten kann? Statt dessen
werden wir immer noch mit triefend öligen oder draufgängerisch forschen,
salbungsvollen oder „modern-fortschrittlichen“ Worten zum Sonntag oder
Predigten und Gottesdiensten belämmert. Kirchenkritische, religionskritische
Worte zum kirchlichen Verhalten und Hinterfragen ihrer „christlichen“
Sozialeinstellung zu ihren Bediensteten, werden meist ersatzlos gestrichen! [28]. Wo
bleiben die demokratischen Tugenden des freien und offenen Wortes gegen
Kirchenanmaßung und Manipulation durch die religiöse Hierarchie? Weil es uns
Wurscht ist, oder weil sich interessierte Kirchenkreise dagegen wehren? Mit
diesem mangelnden Mut und dieser Gleichgültigkeit fährt die Kirche gut und kann
weiterhin ihr Opiumsüpplein kochen!
Eine
Grundstimmung unserer Zeit scheint mir aber neben dieser servilen
Untertänigkeit auch die von der Kirche und ihren christlichen Ablegern
geschürte existenzielle Angst zu sein. Dazu bedient sie sich eines bösartigen
psychologischen Tricks, indem sie behauptet, dass wir Schafe alle böse Sündentröpfe
sind, die im Angesicht des Himmlischen nichts anderes als den Zorn und Tod
verdient hätten:von Anfang an sind wir
nichtswürdige Sünder vor dem Herrn und seinem Gutdünken, seiner „Gnade“, seiner
Verdammung hilflos ausgeliefert. Ich erinnere mich hier an grauenvolle
Predigten der Harristen in der Elfenbeinküste, zu denen mich Studenten der
Hochschule eingeladen hatten. Ich habe selten so wortgewaltige bösartige
Tiraden über die Gläubigen hereinbrechen gehört. Die Angst vor dem Tod, der
gleichsam die Endabrechnung des individuellen Lebens darstellt („und ein Buch
wird aufgeschlagen, da steht alles eingetragen...(arme Christenschafe!), wird
zwar feige verdrängt und andererseits ist es genau diese Angst, die die meisten
lauen Christen auch die Ungläubigen, oder was sie auch sonst sein mögen,
respektvoll mit der Kirche, oder der Religion umgehen lässt: es gehört sich
einfach nicht, hier offen Kritik zu üben! Und außerdem kann ein bisschen
Glauben ja nicht schaden, ein Hintertürchen ist immer ganz gut! Das hat schon
Montaigne gewusst.
Heute
hört man es ja oft anders von Kanzeln, den Worten zum Sonntag und Radioergüssen
schallen, ganz gemäss der hochselektiven Auswahl der Bibelzitate, (und in
eklatantem Widerspruch zur Kirchenpraxis). Heute wird von der allumfassenden
Liebe Gottes in hymnischen Tönen gefaselt , sofern man selbst der Katastrophe
entronnen ist (Tsunami oder New Orleans z.B.) bei der hunderttausende
Unschuldige, Kinder, Frauen, Babies verreckt, ersoffen sind, Sie werden als
Kollateralschäden hingenommen. Welch ein irrsinniger Narzissmus! Gott sei
gelobt und die Überlebenden sind in ihrem Glauben gefestigt! Gibt’s noch
Irrwitzigeres?
Das
Ziel, den mündigen Bürger zu erziehen, hat die Schule schon millionenfach
verfehlt, weil von Duckmausbeamten den Kindern nur das „richtige“ Verhalten
eingebimst wird! „Ein Lob der Disziplin“ ! Ein Schlagwort, das fröhlich Urständ
feiert in Buebs Bestseller! Man könnte es auch umschreiben mit dem bitteren
Wort vom „sacrificium intellectus“, denn wer garantiert, dass von Erwachsenen
verordnete Disziplin, (selbst wenn einsichtig) auch zur Selbstdisziplin wird
und daraus dann mündige Kritik an der Welt sich einstellt? Denn mündige Kritik
ist gleichzeitig eine Befreiung von dieser verordneten „Disziplin“. Dies ist
eine auf die Kinder mehr oder weniger individuell abgestimmte Pädagogik,
dienlich zu ihren persönlichen Fortkommen, ohne sie auf die geistigen
Hintergründe unserer Welt vorzubereiten. Keinem Kind wird beigebracht , mit
kritischer Vernunft den vielen Fragen in Politik, Religion, Wirtschaft und
Kapitalismus nachzugehen, weil kaum ein Lehrer wagt, solche Fragen
anzuschneiden und mit den jungen Leuten zu erörtern. Kapitalismuskritik, wir
haben es in den letzten Wochen erlebt (Stichwort Klar) ist nicht angesagt, auch
wenn es tausendmal wahr ist, dass unser entarteter Raubtierkapitalismus die
Gesellschaften zerstört. (In diesem Zusammenhang wäre es empfehlenswert, Naomi
Kleins „Schock Strategie“ oder „No Logo“ zu lesen.). Wird in den letzten
Klassen der Gymnasien im Ethik- oder Philosophieunterricht ein
religionskritisches Thema gründlich erörtert? Die Kirchen sträuben sich mit
Händen und Füßen. Mit durchschlagendem Erfolg. Und sie finden in den
staatlichen Stellen willfährige Helfer![29].
Überall bei Diskussionen wird einem bestätigt,
dass man eine ganz ähnliche Meinung hat, und die sie nicht haben, ziehen sich
aus der Diskussion zurück. Weder von den religionslosen noch von den
christlichen Diskutanten erfährt man eine offensive Rückmeldung. Das scheint
mir ganz im Sinne der christlichen Schafsherdenpolitik zu sein: Die Schafe
sollen ihren Hirten folgen, von denen sie geweidet und geschoren werden und die
anderen, kritischen Geister, sind seit frühester Kindheit von Christenschulen,
Elternhaus und Umfeld so lammartig sozialisiert, dass sie ebenfalls nicht
aufmucken. Vielleicht liegt es auch daran, dass kein junger Mensch einmal
kritisch an Bibeltexte herangeführt wird, die meistens genau das Gegenteil
dessen beinhalten, was die hochselektiven Bibelzitate den Schafen vorbeten. Von
der unendlichen Güte etc. des Christengottes. Von seinen Untaten, die in der
Bibel, in geschichtlicher Zeit und in der Gegenwart von seinen getreuen Dienern
vollbracht wurden und noch werden (es genügt, einen Blick auf die betenden
Christianisten Bush und Konsorten zu werfen), werden sie nichts erfahren, außer
dass dies der Kampf „Gut gegen Böse“ sei!
Selbst,
wenn man für die Bush-Krieger nicht unmittelbar die Katholiken haftbar machen
kann, „christlich“ sind sie allemal und wo und wann hätte sich die katholische
Kirche in lauter Kritik dagegen verwahrt, um Menschenrechte und Völkerrecht zu
reklamieren? Kein Wunder, denn die Kirche, die sich so triefend-fromm für die
Entrechteten einsetzt, und in diplomatischem Tremolo und political correctness
für Frieden und Gerechtigkeit plädiert, hat noch nicht einmal die UN –
Menschenrechtscharta unterzeichnet!! Alles ist frömmelndes Geschwätz, was von
den Lippen des Papstes, der Bischöfe, der Prälaten fließt!
Dass
sich beim homo sapiens die Neugier und wohl auch die Sehnsucht eingestellt hat,
im Lauf der Jahrtausende nach dem Woher und Wohin zu fragen, ist ein Phänomen,
das wir schon bei den Neandertalern konstatieren können und die Menschen haben
es auf vielfältigste Weise gelöst: Die Muttergöttin, die große Allmutter, aus
deren Schoß natürlicher Weise das Leben entsprang und in deren Schoß das
Einzelne Leben wieder zurückkehrte in der Hoffnung einer Wiederkehr (s.
embryonale Haltung der Körper in den Hockergräbern) und auch noch später, als
viele Götter den Himmel bevölkerten, den Olymp in der Antike, die Naturdinge
noch heute bei den Animisten bei den so genannten primitiven Völkern. Und sie
konnten damit leben und ...sterben. Aber die Wüstensöhne, die den Monotheismus
erfunden haben, eine ebenso aleatorische Hirngeburt wie die der anderen
Religionen, haben eine neue Qualität ins Spiel gebracht: Dieser Kirchengott,
dieser Allah, als Inhaber und Identifikation der letzten nicht hinterfragbaren
Wahrheit, mit seinen Absolutheitsattributen (allmächtig, allwissend usw.) aus
den Offenbarungsreligionen ist darüber hinaus auch ein Imperialist, der darauf
aus ist, alle Menschen unter seine Botmäßigkeit zu bringen: bei den Christen
nennt sich das „Mission“. („Gehet hin in alle Länder...“) Was auch bei Notker
Wolf, dem benediktinischen Abtprimas als eins der Specifica des Christentums
namhaft gemacht wird[30].
Man
möchte ja akzeptieren, dass zu jenen Zeiten dieses das damalige Verständnis der
Menschen Übersteigende mit einem Namen benannt wurde und daraus eine Personifizierung
unzulässiger Weise entstand, und so dieses Ungreifbare zu einer
vermenschlichten Gottheit, zu „Gott“, zu „Allah“, zu „Odin“, „Zeus“, „Jupiter“
oder sonst wem. Wenn aber heute, nach so vielen Erkenntnissen der
Evolutionsbiologie, der Neurobiologie, der Neurotheologie immer noch von diesem
„Gottes“-Phantom gesprochen wird, dann ist dies schlicht unzulässig und die
Absicht der Schafsverdummung ist offensichtlich. Hier kann es sich nicht um
Personales handeln, dem Millionen und Abermillionen gutgläubig aufsitzen. Es
wäre wohltuend, wenn die Wissenschaft sich einer Diktion befleißigte, in der
diese Konnotation ausgemerzt würde: Der Begriff „Gott“ hat in der Wissenschaft
nichts zu suchen.
Es
ist faszinierend und erschreckend zugleich mit welch kaltblütiger Frömmigkeit
und Inbrunst die hohe und niedere „Geistlichkeit“ von diesem „Gott“ spricht,
wie er den Menschen als Vater untergejubelt wird, mit menschlichen Zügen
bedacht, als gütiger, allmächtiger, weiser Herr (Vater im Himmel). Man braucht
nur an die süß-kitschigen Kirchenlieder zu denken, die die Kirchenschafe in den
Kirchen zu Gottes Ehr’ und Preis singen und wie die Schäflein mit subtilen und
weniger subtilen Mitteln bei der Stange gehalten werden (für ein Phantom), denn
bei Bedarf wird dieser Gott zum rachedurstigen Würger, der erbarmungslos über
sein unbotmäßiges (Kirchen)volk herfällt , oder über „Ungläubige“.
Es
wird höchste Zeit, dass wir unseren gesunden Menschenverstand und den
dazugehörigen Mut aufbringen „Nein“ zu sagen gegen die Zumutungen und
Manipulationskünste der Kirchenhierarchie, die Maske kirchlicher
Dogmentyranneiwegzureißen und dieses
Gottesphantom als das zu bewerten, was es ist : die Manifestation
männlich-kirchlicher Machtgeilheit und –gier über die Schafsmenschen.
Jeder mag ein numinoses Etwas irgendwo
verehren, das sei ihm unverwehrt. Aber anderen Menschen etwas aufzuzwingen,
eine Gotteserfindung dogmatisch aufzuzwingen, unter Androhung von Tod und
Folter wie es der Eingottglaube seit Jahrtausenden praktiziert hat (körperlicher
Tod und seelischer Tod in der Hölle) das ist die Perversion aller
Menschlichkeit! Und dagegen müssen wir uns wehren! „Ecrasez l’infame“ so rief
schon Voltaire. Denn niemand kann uns vor der geist- und seelenvernichtenden
Wut der geistlichen Hierarchen in Sicherheit wiegen, die, hätten sie die Macht,
auch die Scheiterhaufen der Inquisition wieder entfachen würden [31].
Spanische Studenten aus der Franco-Zeit geben dem beredten Ausdruck als sie
noch 1947 auf einem Flugblatt schrieben: „Wir würden die Scheiterhaufen der
Inquisition der liberalen Toleranz vorziehen!“ (Opus Diaboli, S.
266)
Wenn
die Kirche und ihre obersten Vertreter die Bibelworte des Neuen Testamentes
ernst nähmen, insbesondere die Jesusworte von der inhumanen Androhung von
ewiger Höllenpein, dann würden sie sich schon aus Angst anders verhalten, das
Gegenteil ist der Fall: Es gibt unter den kirchlichen Potentatenmehr Verbrecher als human denkende
Führergestalten. Ein Blick in Deschners „Man nennt es Heilsgeschichte“ in „Opus
Diaboli“ S.15 ff dürfte alle Zweifel an dieser Aussage beseitigen. Gilt die
Bibel also nur für die Dummen? Damit sie schön bei der Stange der
Machtbesessenen bleiben?
Habe
Mut, Dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen.
Ein
schönes Wort, das leider auch Kant noch nicht bis in seine letzte
Konsequenzbefolgt hat: Vor der Kirche
und der Obrigkeit buckelt auch er immer noch. Für uns allerdings solle es bis
in seine letzten Konsequenzen gelten, also auch gegen Kirchenwillkür.
Wenn wir eine humane, aufgeklärte Gesellschaft
wollen, dann müssen wir uns gegen eine Kirche stellen, die aus Starrsinn,
Rechthaberei, Rückgriff auf traditionelle Irrtümer an Überkommenem festhält,
einer Ministerin vorhält, Frauen zu Gebärmaschinen zu degradieren, weil sie
Kindertagesstätten einführen will, die bei der Alphabetisierung von jungen
Menschen in Afrika nur diejenigen berücksichtigt, die sich auch taufen lassen
(eigene Erlebnisse 1995 Im Dogonland in Mali), die Familienplanung für
Teufelszeug hält und lieber hunderttausende von Kindern dem Hungertod oder Aids
preisgibt.
Wir müssen uns gegen eine Institution wehren,
die sich im Namen eines Phantoms namens „Gott“ anmaßt, die Menschen nach ihrem
Kalkül zu gängeln, die dem Menschen seine geistigen Fähigkeiten abspricht und
für ihn Wohl und Wehe bestimmt. Wie sehr haben wir uns entmündigen lassen!
Haben wir das verdient? Sind wir solche erbärmliche Angstkreaturen, dass wir
nicht wagen, das Leben (und damit auch den Tod) zu akzeptieren, ohne eine
solche schreckliche Fiktion, die uns von den professionellen Kirchentröstern
oder –ängstigern an die Seite gestellt wird? Haben wir keinen Stolz auf unsere
Menschenwürde? Sokrates’ Tod soll uns ein Beispiel sein.
Noch
heute, trotz aller naturwissenschaftlicher Erkenntnisse wissen wir nicht „was
die Welt im Innersten zusammenhält“. Aber aus diesem (vorläufigen) Unwissen,
aus einem (noch) nicht erkannten Prinzip einen allmächtigen „Gott“
hervorzuzaubern,( einen ehemaligen Regengott „Jahwe“ ) scheint doch etwas kühn
und kann nur verstanden werden als Anmaßung der „Erfinder“, Menschen durch
dogmatischen Zwang unter Botmäßigkeit zu bringen, Macht auszuüben. Vor
dreieinhalbtausend Jahren konnte man ja solch eine mythische Schlussfolgerung
noch verstehen; bei einer Bevölkerung und später bei Jesu Jüngern, die nicht
einmal des Schreibens kundig waren, geschweige denn mehr Weitsicht und
Welterkenntnis hatten, als das, was sich bis zum Horizont ihrer Wüstengebiete
erstreckte. Heute aber erscheint mir diese permanent retrograde und wissens-
und vernunftfeindliche Einstellung der Kirche nur noch angelegt auf Machterhalt
bei den Schafen. Da hilft alles Geschwafle des jetzigen Papstes über die
Vernunftgeborenheit und Vernunftbezogenheit der christlichen Religion nicht
hinweg. Es zeigt nur, wie innigst verbohrt er Ratio und Religio vermengt und
der Christenheit seinen neuen Cocktail unterjubelt. Und der größte Teil der
Journaille ist begeistert!
Es gäbe eine Tugend, die der Kirche wohl
völlig abgeht: die Bescheidenheit, das Eingeständnis, dass wir nicht alles
durchschauen können und die Ehrlichkeit, dass in einem dunklen Zimmer, in dem
keine schwarze Katze ist, auch tatsächlich keine ist. (Theologen werden
behaupten, dass sie sie haben!! Und alle Schafe glauben es! ). Es ist die
Ehrlichkeit und die Bescheidenheit, zu sagen: wir wissen es n
Nachwort
Es
sind von berufener Seite und von Autoren, deren wissenschaftlicher Ruf und
Integrität außer Zweifel stehen, viele religions- und kirchenkritische Bücher
verfasst worden, die jeden denkbereiten Menschen zu Entscheidungen gegen die
Institution Kirche und gegen ihren blutigen dogmatischen Monotheismus führen
müssten. Ich habe den Eindruck, dass zweitausend Jahre Indoktrination und
Gewaltandrohungen sich allerdings nicht so schnell aus dem kollektiven Gedächtnis
eliminieren lassen. Das heißt, die Menschen müssen sich, trotz Aufklärung und
mutiger Beispiele zu ihren Erkenntnissen bekennen, um sich aus ihrer
„selbstverschuldeten Unmündigkeit zu befreien“. Ich hoffe, die Vernunft und
unsere Selbstachtung werden am Ende den Ausschlag geben.
Ich
möchte mir wünschen, dass diese mit Zorn und Entsetzen geschriebenen Zeilen bei
den Lesern einen Widerhall finden, zur Diskussion und zum Nachdenken führen,
dass wir zu kritischem Hinterfragen und zum Mut und Stolz vor uns selber
gelangen. Ich selber habe auch, während langer Berufsjahre, von anderen
Problemen absorbiert, lange gebraucht, um mich kritisch mit dem uns alle
betreffenden Problem auseinander zu setzen, aber , wie ersichtlich, es ist nie
zu spät, eine Meinung zu erarbeiten und sie auch zu vertreten. Ich bedaure
sehr, dass dies erst jetzt im Spätherbst meines Lebens geschieht.
Im
Anschluss an diese Philippika sollen noch einmal die Grundgedanken
herausgearbeitet werden: Meine Argumente zielen gegen einen zwangsbewehrten,
engherzigen menschenfeindlichen dogmatischen Gottesbegriff, der seit zwei
Jahrtausenden seine Geißel der Anmaßung über die Welt schwingt und der durch
die Kirchenrepräsentanten der Menschheit schon in der Taufe aufgedrängt werden
soll. Der katholische Dogmatismus ist menschenfeindlich, verletzt die
persönliche Entscheidungsfreiheit, degradiert uns zur Herde. Man komme mir
nicht mit so banalen Argumenten, ich nähme nur den naiven Buchstabenglauben der
Bibel aufs Korn und lasse alle anderen, der Aufklärung verpflichteten,
feinsinnigen christlichen Gedanken beiseite. Ich möchte solcher Meinung
entgegenhalten, dass für mindestens fünfundneunzig Prozent der Kirchenschafe
genau dieser von erhabener Seite so belächelte Buchstabenglaube die Lebensrichtschnur
ist. (Von anderen Dogmatismen und Ideologien soll hier nicht die Rede sein.)
Ich brauche keinen „Gott“, der in seinem absoluten wahnwitzigen
Wahrheitsanspruch die Völker hirnlos gegeneinander hetzt. Ich brauche keinen
„Gott“ um mich an der Welt, ihrer unfassbaren Schönheit zu erfreuen, (auch an
den Menschen und unserer Sinnlichkeit, unserem Hunger nach Leben), an ihrer
Unberechenbarkeit, an ihren Gewalten, Krankheiten und Tod zu reiben, ich
brauche nicht die unsäglich verdummenden Sprüche von „Gottes unerforschlichem
Ratschluss“, oder „Vergeltung für (homosexuelle) Sünden“ der Menschen wenn ein
Tsunami über die friedliche Menschenschar hereinbricht, ich empfinde höchstens
Ehrfurcht ob der Übermacht der Naturdinge, der Tektonik, die im Inneren unserer
Erde wirken, und auch Genugtuung und Ehrfurcht davor, dass ich dies alles zu
begreifen vermag, für mich einordnen kann in meinen kleinen Kosmos und durch
meinen endlichen Geist hic et nunc eine Eintrittskarte habe in das Grosse
Kosmische Theater. Wir alle sind Teil davon und wir brauchen nicht als gebeugte
Sündenesel durch diese Welt zu ziehen am Leitseil einer Priesterkaste, die uns
nur zu ihren Bedingungen „glücklich“ machen will. Ich bin glücklich „ohne“. Und
mein größter Wunsch wäre, die Menschen nach eigener Fasson denkend glücklich zu
sehen, wenn sie die Bürde der dogmatischen Zwingherren abstreifen. Das kann
auch mit dem christlichen, aber nicht kirchlichen Gott sein; das kann auch ein
nicht islamistischer Allah sein, (im Sprachgebrauch der afrikanischen
francophonen Muslime ist das „le bon Dieu“), das kann aber auch auf
tausendfachen anderen Wegen geschehen. Aber diese Geisteshaltung sollte sich
durch Nachdenken, ja mehr noch durch Versenken und Befragen unserer „condition
humaine“, nicht aber durch angstvolles, erzwungenes Nachbeten einstellen.
An
sich müsste unsbei ehrlichem Nachdenken
über das Gottes- und Glaubenssyndrom die Schamröte ins Gesicht steigen ob der
intellektuellen Minderleistung, deren wir uns schuldig machen. Offensichtlich
übertrifft die Unendlichkeit der Dummheit die des Weltalls beträchtlich, so
ungefähr hat es Einstein sinngemäß formuliert. Ich kann nur unter der Prämisse
der menschlichen Feigheit vor dem Tod ein solches hirnerweichendes Verhalten
nachvollziehen, verstehen kann ich es nicht . Und noch weniger billigen. Wir
werden alle über den gleichen Leisten gezogen.
Mein
persönliches Credo
Ich
will nicht in den Verdacht geraten, mich nur mit beißender Kritik über
Monotheismus und dessen kirchliche Vertreter herzumachen („La critique est
aisée, mais l’art difficile“) Wir, die wir einen kritischen Anspruch haben,
müssen diesen auch uns gegenüber anwenden und versuchen eine Lebenshaltung dem
gegenüber zu stellen: Eine Philosophie der pragmatischen Vernunft oder besser:
Eine pragmatische Philosophie der Vernunft, kurz: der Humanitas.
Was
meine ich damit? Ich denke, im Gegenentwurf zu den kirchlichen „Seelenfängern“
möchte ich mir die Frage stellen:wie
kann ich mein Leben so gestalten, dass es für mich im Rahmen meiner „Condition
humaine“ sinnvoll erscheint und ich mit mir leben kann, dass ich vor mir selbst
und anderen als soziales Wesen bestehen kann, ohne dass mir eine helfende,
meist strafbewehrte oder mit einem Leckerli winkende (Himmel, ewige Seligkeit!)
Hand zeigt, wo es lang geht. Die helfende Hand muss in meinem Gewissen
bestehen, in meinem aufgeklärten Wissen von Richtig und Falsch. Ich denke, das
kann ich und das können die Meisten, sofern sie nicht so gedopt sind durch
Lügen- und Sirenengesänge, dass sie nicht mehr Herr ihrer Persönlichkeit sind
und Vernunft und Moral hinter unbedingten „Glaubenswahrheiten“ verschanzen oder
einfach aufgeben. Und hier kommt uns wieder Kants kategorischer Imperativ zu
Hilfe, der es so formuliert: „Handle so, dass die Maxime deines Willens
jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne“.
Rabbi Hillel, ein Zeitgenosse Jesu fasste Einzelaspekte dieser Maxime in
einfache, uns wohlbekannte Worte: „Was dir nicht lieb ist, das tue auch deinem
Nächsten nicht“. Hier stellt sich allerdings die Frage, was in Rabbi Hillels
Diktion der „Nächste“ ist. Sind das nur die jüdischen Glaubensbrüder, und der
Fremde, der unter die Räuber fiel, wird nur vom glaubensfremden Samariter
gerettet? (Eine menschenfreundliche Großtat, die von Jesus den „rechtgläubigen“
Pharisäern mit beißender Ironie vorgestellt wird) Ein Wort, das auf jeden Fall
noch nicht mit dem menschenumfassenden (im Wortsinn: katholischen)
aufklärerischen Anspruch zu messen ist. Wie könnte auch von diesem gewaltanstiftenden
alttestamentarischen Bibelgott dieses „Hohelied“ der Nächstenliebe abgeleitet
sein?? Wie dem auch sei: sittliches Handeln gab es schon ohne diesen Gott .
Arnold Angenendt denkt, hier den Eckstein gefunden zu haben, wenn er meint,
dass der innere Mensch, und damit das Gewissen, erst mit der Zwiesprache mit
einem Monotheos möglich wurde. (Im Gegenteil: mit diesem Monotheos wurde das
Gewissen aus der Pflicht entlassen! Und alle Verantwortung auf diesen
zurückgeworfen. Man konnte sich die Hände in Unschuld waschen.) Das würde
beinhalten, dass vor dieser Zeit auch kein sittliches Handeln erkennbar wäre.
(Sittliches Handeln und Gewissen kann man nicht dissoziieren) Die antiken
Tragödien, Marc Aurel, die alten Philosophen lehren uns etwas anderes! Ein
inneres Gesetz sozialen Handelns und sozialer Verantwortung war uns schon
eingegeben, einprogrammiert, aber von wem? Auf keinen Fall durch die
Zwiesprache mit einem „Monotheos“, der nach dem menschen- und
völkervernichtenden Stammesführer auch zum mörderischen Kirchengott geworden
ist.
Wie
anders ist es sonst zu verstehen, dass trotz des biblischen Auftrags der
Nächsten- und Feindesliebe die Christen genau das Gegenteil dessen veranstaltet
haben, was Mahavira, ein indischer Religionsstifter im 6. Jahrhundert vor
unserer Zeitrechnung ohneGottesbezug
geschrieben hat und vom Jainismus noch heute so gelebt wird: „Du sollst keine
Kreatur und kein lebendes Geschöpf verletzen, missbrauchen, unterdrücken,
versklaven, kränken, quälen, foltern oder töten“. Hier hohe Moral ohne Gott,
bei den Christen das schiere Gegenteil mit Gott! (s. hierzu auch Sam
Harris,“Briefe an eine christliche Nation“.)
In
Fortführung von Darwins Gedanken, dass im „struggle for life“ nur „the survival
of the fittest“ gewährleistet ist, hat neuere Forschung gezeigt, dass es nicht
allein um individuelle „fitness“ geht, sondern um soziale Gemeinsamkeit, die
die „fitness“ des Individuums bei weitem übersteigt. Dieses Programm stammt
also sicher nicht von einem aus der Götterwelt entlaufenen Regengott Jahwe, der
uns nun durch den Mund der Buchreligionen scheinheilig mit frommen oder
unmenschlich drohenden Sprüchen traktiert, um uns zur sozialen
Mitmenschlichkeit zu führen , während seine Vertreter auf Erden in Geschichte
und Gegenwart genau diese Prinzipien der Aufklärung mit Füßen treten und
fleißigseelisch und körperlich
vergewaltigen, morden (Familienplanung, Missionierung, etc.), betrügen,
(Konstantinische Schenkung),stehlen,
ehrabschneiden, lügen. (s. hierzu auch Deschner, „Oben ohne“, S. 272 f)
Man
wird einwenden, dass Jesus schon lange vor der Aufklärung diese großartigen
sozialen Gedanken verfochten hat, das heißt aber nichts anderes, als dass auch
er diesem evolutionären Programm verpflichtet ist und es in seinen Worten unter
das Volk gebracht hat. Die „soziale Erfindung“ ist schon viel älter uns
einprogrammiert. (Manche Stellen in den Evangelien zeugen davon). Und was die
Kirche tut, ist scheinheilige Usurpation eines großen Gedankens und einer
existenziellen, evolutionären Notwendigkeit, den sie selbst gegenüber ihren
Schafen und gegenüber der Menschheit und ihren „Untertanen“ ,das heißt ihren
Bediensteten in keiner Weise befolgt und hochtönend die Worte der sozialen
Gerechtigkeit hinaustrompetet. Dabei ist der Vatikan einer der wenigen, die die
UN-Menschenrechtscharta nicht unterschrieben haben!
Der
evolutionär bedingte Gedanke der sozialen Gemeinsamkeit, die „Gewissen“ und
Verantwortung mit einschließt, (sonst kann keine Gemeinsamkeit entstehen), und
die normative Neuroanthropologie von Thomas Metzinger und anderen könnten
gemeinsam ein Gebäude des neuen Menschentums konstituieren, das auf der Basis
der Aufklärung ein neues friedlicheres Miteinander schaffen könnte. Ein
Menschentum, in soziale Kategorien eingebunden, das darauf verzichten könnte
„ewigem Leben“ nachzuhecheln, das uns von kirchlichen Märchenerzählern
vorgegaukelt wird. Dieses Einbinden in soziale Kategorien könnte uns auch vor
der Aporie der nicht existierendenWillensfreiheit beschützen, die alle heute strafrechtlich relevanten
Aktivitäten der Individuen mit dem Unschuldssigelder Verantwortungsfreiheit auszeichnen
könnte. Im Übrigen wird von Rechtsphilosophen, Neurowissenschaftlern und
Psychologen auf Grund neuester Forschungen eindeutig festgestellt, dass im Gehirn
des Menschen (und auch der Primaten) evolutionär entstandene Strukturen
nachweisbar sind, die einen natürlichen inneren Kompass für „Gut“ und „Böse“
darstellen. Was hat unsere „Una Sancta“ dazu zu sagen?
Im
Lichte der evolutionären Ausstattung des menschlichen Gehirns ist der
präfrontale Kortex bei den Hominiden spätestens seit dem Neandertaler
signifikant gewachsen. Und die Evolutionsforscher finden genau in diesen
Arealen des Praecortex die Vorstellungen der Religiosität. Eine offensichtlich
natürliche
Veranstaltung
der Evolution!Auf jeden Fall ist damit
„Religiosität“ sub specie rationalitatis kein von „Gott“ eingeführtes Novum und
damit kein übernatürlicherFremdkörper
in der geistigen Entwicklung.
Das
ist nun wahrlich kein Wasser auf die Mühlen der monotheistischen
Menschheitsbeglücker.Aber es gibt
genügend Apologeten, die aus der evolutionistischen Vorstellung, dass jeder
Evolutionsschritt einen überlebenswerten Fortschritt in der Arterhaltung darstelle,
und damit eine Bestätigung für die Richtigkeit und Zielgerichtetheit der
„Religiosität“ , und dies an Hand von Statistiken nachzuweisen suchen. (S.
hierzu M. Blume, Die Bio-logik des Glaubens.) In Statistiken wird von Blume
nachgewiesen, dass eine religiös gefestigte Gruppe durch ihre reproduktive
Überlegenheitin der Selbstbehauptung
anderen unreligiösen Gruppen weit überlegen ist, das habe schon den Pharao zur
Zeit des Judenexodus beunruhigt. Ob dies nun tatsächlich ein von der Evolution
zielführend beschrittener Weg ist, lässt sich sehr bezweifeln. Es gibt in der
Evolutionsgeschichte unendlich viele Irrwege, die revidiert werden mussten. Wir
brauchen gar nicht das Beispiel der Lemminge heranzuziehen, es genügt die
Beobachtung des sog. „Youth-bulge“ (s. Gunnar Heinsohn), um zu sehen, dass hier
die Evolution sich selbst korrigieren muss, blutrünstig korrigieren muss. In
Heiligen Massakern werden junge Islamis gegen junge Islamis gehetzt, wenn Iran
gegen Irak ihren Überfluss an Jungen loswerden müssen. Und damit wird die oben
beschworene numerische Überlegenheit wieder kompensiert, das heißt reduziert
auf ein lebenserträgliches Maß im nationalen Zusammenleben. Aber immerhin
besteht hier für die Zukunft die Gefahr globaler Gewaltausbrüche im Zeichen
monotheistischer Allherrschafts-ansprüche.
Blume
versucht ja mit dem evolutionistischen Argument Dawkins „Gotteswahn“ ad
Absurdum zu führen, mir scheint jedoch, dass die Evolution selbst den „Wahn“
ihrer Entwicklung bestätigt und in solchen Gewalteruptionen wieder zu
bereinigen versucht.
Man
hört immer wieder den ernst zu nehmenden Einwand, dass die Menschen, wenn sie
so entblößt in ihrem Leben stehen, allein sich selbst verantwortlich, zu einer
egomanischen Verzweiflungsgesellschaft mutieren könnten, weil es keinen festen
Bezugspunkt, nämlich „Gott“ gäbe, dem sie ihre Kümmerlichkeit aufladen könnten.
Eine menschenfreundliche Religion oder ein weltgültiger Wertekanon könnte
dieses Aufgehobensein in einem spirituellen Umfeld schaffen, nicht aber die
Kirche mit ihren Droh- und „Frohbotschaften“. Ich könnte mir aber auch eine
ganz entgegengesetzte Reaktion vorstellen: Das Bewusstsein und die Gewissheit
unserer Kümmerlichkeit könnte zu einer umfassenden Solidarität unserer Spezies
beitragen. Sie muss nur den Mut haben, sich dies einzugestehen. (Zur literarischen
Auffrischung: Camus, „La peste“ oder “ l’homme révolté“). Wir kennen diese
Solidarität unter den Schwachen und Bedrängten in Katastrophen- und
Krisenzeiten. (Ich auch!) Warten wir also auf die große Katastrophe! Vielleicht
ist das die einzige Hoffnung für den Weiterbestand der Menschen! (Ist das
überhaupt wünschenswert?? s.u.)
Ich
denke also, als erstes gehört zu unserem Lebensentwurf Bescheidenheit,
anzuerkennen, dass unser blaues Planetchen, das an einem Zipfelchen des von uns
beobachtbaren Kosmos sich herumtreibt, bzw. getrieben wird, ein äußerst
verwundbares Lebensschiffchen im Kosmos ist, dass unsere Sonne noch viele
Milliarden Geschwister in dieser unserer Milchstraße hat, und dass unsere
Milchstraße eine unter vielen Milliarden Galaxien ist. Dass also wir Menschen
eher lästige Mikroben in diesem Kosmos darstellen, die meinen, in ihrer
maßlosen Verblendetheit und Arroganz, die Krone der Schöpfung darzustellen und
entsprechend gewalttätig mit unserem kleinen blauen Planeten und aller Kreatur glauben
umgehen zu müssen. (Unsere Intelligenz potenziert unsere selbstzerstörerische
Dummheit eher, als dass sie uns davon abhielte). Noch können wir nicht
feststellen, wo es in diesen Billionen von Sonnensystemen noch einmal ähnliche
Lebensbedingungen gibt. Die Wahrscheinlichkeit ist aber groß. Wir müssen das
offen lassen. ( Immer wieder gehen durch die PresseMeldungen, dass neue, sogenannte „Supererden“
geortet wurden, die ähnliche Lebensbedingungen wie unsere Erde aufweisen). Wir
haben wirklich keinen Grund zur Hybris, außer dem, der uns durch das unselige
Wort „machet euch die Erde untertan“ eingeblasen wurde. Eingeblasen von einem
selbstüberheblichen „Gotteswort“ entstanden in Gehirnen von Wüstensöhnen und
von den Schafen getreulich befolgt bis zur Selbstzerstörung. (Eine einführende
Lektüre im Bereich Astronomie: Dimitar Sasselow, in:“Leben, was ist das?,“ Hg
Brockman, Fischer,)
Bescheidenheit
täte uns also gut: uns an dem Platz einzuordnen, an den wir gehören, ein ganz
bescheidenes Plätzchen in dem ungeheuren Treiben des Kosmos, uns nicht so
wichtig nehmen und hinnehmen, dass wir eine „quantité négligeable“ sind. Was
wird in fünfzigtausend Jahren von Shakespeare oder Goethe, von Racine oder
Cervantes noch übrig bleiben, was von unseren heutigen Nobelpreiskoryphäen, was
von unserer Gattung, was vom Aberglauben einer retrograden Kirche?? Ich meine,
wir sollten uns damit zufrieden geben, dass wir einem Programm der Natur
folgen, dem wir nicht entrinnen können, aber wir können immerhin unserer selbst
sicher sein, dass wir dies wissen und dass uns hier keiner zum Narren halten
kann.
Dieses
Programm der Natur sagt uns, dass wir nicht selber leben, sondern gelebt
werden. Was meine ich damit? Wir haben uns nicht geschaffen, wir leben, weil
wir nicht anders können (außer dem Selbstmord bleibt uns keine einzige Aktion,
über unser Leben zu bestimmen). Wir sind ohne unseren Wunsch und Willen in
diese Welt entlassen worden. Und wir gehen aus dieser Welt, ob wir wollen oder
nicht! Wenn wir uns verletzen, können wir nicht unseren Zellen sagen „so jetzt
macht mal die Wunde zu“ das macht unser hoch organisiertes Lebensgerät ohne
unser willentliches Zutun. Unser Körper mit seinen Billionen Zellen, die
aufeinander aufs feinste abgestimmt sind, verrichtet seine Arbeit, ohne uns als
Willensinstanz zu fragen. Selbst, wenn wir alle biophysischen und chemischen
Formeln unserer Lebenszusammenhänge kennten, wären wir nicht imstande, sie
willentlich zu aktivieren. Medizin, Sport, Wellness können beitragen zur
Lebensqualität, aber das Naturprogramm können sie nicht umschreiben. Dazu sind
die 500 Millionen Jahre Evolution, die das Leben durchgemacht hat, viel zu
kompliziert, da mag ihnen Lynn Margulis oder J. Lovelock einen Einblick geben.
Wir
kommen aus dem Nichts, oder besser: aus dem mehr oder weniger
willensinduzierten Entschluss der körperlichen Vereinigung zweier Individuen:
zwei Zellen treffen sich, vermehren sich, nehmen das, was sie zum Wachsen
brauchen aus der Natur (zunächst dem mütterlichen Körper, dann aus der Umwelt und
geben auf Heller und Pfennig das, was sie entnommen haben, der Natur zurück,
zum Schluss eben auch den Körper: ein Kreislauf des Nehmens und Zurückgebens.
Und die Seele?? Sollte die im Akt der Zeugung entstanden sein, wie früher von
Kirchenherren postuliert wurde, (der Mann gibt bei der Zeugung der menschlichen
Frucht die Seele ein. ) Na ja, vielleicht haben die Kirchenherren ja
dazugelernt, haben sie es auch ihren Schafen mitgeteilt?
Aus
dieser Grunderkenntnis unseres unentwirrbaren Eingebundenseins in den großen
Kreislauf des Weltgeschehens könnte ein Modus vivendi für jedes Individuum
entstehen: sich seiner eigenen Unbedeutendheit innerhalb der Milliarden
Unbedeutendheiten bewusst werden. Das sollte für das Leben gelten, das sollte
für den Tod gelten. Dann können wir aus Erkenntnis und Akzeptanz unserer
Kleinheit den Stolz beziehen, dass wir weder den geisterweichenden, unsere
Intelligenz verhöhnenden Schalmeientönen eines Hans Küng erliegen, wenn er den
Lesern suggeriert, dass Gottes Untaten der Ausfluss seiner Liebe seien, was
unsere Vernunft überschreite (Ich würde mit Buggle sagen: unterschreitet s.
hierzu Buggle S. 236), noch dem Größenwahnsinn der Kirche, die mit Feuer und
Schwert dem Menschen eingebläut hat, dass er etwas Besonderes ist, nämlich
„Kind Gottes“, woraus dieser seine Hybris bezieht, und die auf der anderen
Seite eben diesen hoch Gelobten über die Jahrhundertewie den letzten Dreck behandelt hat und heute
noch behandelt und dies sowohl körperlich als auch geistig. (Man vergegenwärtige
sich nur, wie die hohe und höchste „Geistlichkeit“ auch gegenwärtig noch mit
Apostaten und Kritikern umgeht. „Herren und Knechte der Kirche“ von H. Mynarek
sprechen eine überdeutliche Sprache).
Und
was meinen (unseren) Tod anbelangt, so bin ich mir sicher, dass nach dem
„Ableben“ die Unzahl von Molekülen und Atomen, aus denen wir „zusammengestellt“
sind. materiell weiterexistieren, aufgenommen werden in der Nahrungskette,
transformiert werden und aufgehen in anderen Existenzformen, kurz, in den
ganzen gewaltigen Kreislauf der Natur, und so wie wir Menschen aus kosmischem
Sternenstaub zusammengesetzt sind, so erscheinen „wir“ (nicht als personales
„wir“) wieder in der Natur als Baustein in einem Blatt, in einem Tier, in einem
Menschen. Das mag einem „Gottesdiener“ nicht passen, aber es passt besser zu
uns und unserer „Condition humaine“. Und vor allem: es ist logischer und nicht
mit abstrusen Ewigkeits- und Gottesvorstellungen umflort.
Noch
ein Gedanke zu unserer Körperlichkeit: Selbst, wenn wir gesund und ausgeruht im
Urlaub uns des Nichtstuns erfreuen: Wir arbeiten, das heißt, unser Körper
arbeitet und verbraucht 1800 k Kalorien am Tag. Er spürt es und ermüdet. Er ist
voller Erdenschwere, auch wenn wir ihn durch Vergnügungen zu übertölpeln
versuchen. Wer schon einmal das Glück gehabt hat, in eine tiefe Ohnmacht
gefallen zu sein, von aller Erdenschwere befreit zu sein, weiß, dass dieses
Verlöschen etwas unendlich Leichtes, Beruhigendes hat . Da winkt die Freiheit!
„Tod, wo ist dein Stachel?“
So
viel zu unserer Körperlichkeit. Und was unseren Geist und unsere Seele
betrifft, so werden wir nicht umhin können, mit den Erkenntnissen der
Neurowissenschaften uns abzufinden, dass ohne materielles Substrat, das heißt,
ohne das Gehirn kein Geist und keine Seele existieren kann. Ich denke, auch das
gehört zu unserem Lebensgepäck: den Mut haben, dies zu akzeptieren, zeigt wahre
menschliche Größe. Damit sei nicht der Stab gebrochen über die, die auf der
Suche nach einer lebensverträglichen Über-Macht sind, der sie sich anvertrauen
und die ihnen hilft, mit diesem Leben in Anstand fertig zu werden: (Jeder nach
seiner Fasson). Aber tausendmal NEIN zu den „Frohbotschaften“, und
Drohbotschaften, die mit Druck und Zwang die Menschheit unter ihre Fuchtel
bringen, sie entmündigen und ihrer Intelligenz berauben, indem sie Glauben an
Jenseits und ewiges Leben erzwingen wollen, ohne auch nur die geringste Evidenz
nachweisen zu können. Für mich ist kirchengepredigte Ewigkeit, ewiges Leben als
personales Ich der Inbegriff der schrecklichsten Stagnation. Es gibt nicht
einmal endlose Wiederholung, das wäre ja schon Wechsel der Ereignisse. Ewigkeit
ist, falls bewusst katholisch erlebbar, definitiv die Hölle, dann doch bitte
lieber gnädigerweise: Tod, Verlöschen, Nirwana.
Es
gibt vieles in unserem Kosmos (vom unendlich Kleinen bis zum unendlich Großen),
was wir nicht durchschauen können (noch nicht?) Unsere „Schulweisheit“ und
unsere Wissenschaft ist ehrlich genug zu sagen: wir wissen es nicht, aber unser
Verstand und Intellekt versucht sich daran, denkt nach und findet immer wieder
Lösungen: Er lässt sich keine Denkverbote auferlegen, um einem katholischen,
islamischen, jüdischen oder evangelikalen „Deus ex machina“ die letzte
Deutungshoheit über Wahr und Falsch zu überlassen.
Hier
ist mir jede vernunftgeborene „Restunsicherheit“ doch lieber und
menschenfreundlicher, weil ich sie nicht, wie die Kirche, zu einem
verbindlichen zwangsbewehrten Maßstab mache. Ich bin kein dogmatischer Atheist.
Dazu habe ich zu viel Respekt vor Meinesgleichen.
Mit
einer solchen Lebenseinstellung (Sie mag für den Augenblick eine recht grob
geschnitzte Darstellung meiner (unserer) „condition humaine“ sein), könnten wir
auch die dogmatische Selbstherrlichkeit und Arroganz der christianistischen
Bushisten Amerikas (worin unterscheiden sie sich eigentlich von den Taliban??)
entlarven, die alle Prinzipien der Aufklärung mit Füßen treten, und die der
Islamisten ebenso, die unsere Welt ins Chaos stürzen und hinter Heilssprüchen
die unersättliche Herrschgier ihrer angemaßten dogmatisch-intoleranten unhinterfragbaren
„Wahrheit“ zu befriedigen versuchen. (Dass hier noch viele andere Gründe und
Vorwände mit verantwortlich sind, soll hier nicht erörtert werden.) Hier, meine
ich, wäre unser Ansatz zu einem verantwortungsvollen und Vernunft gesteuerten
Widerstand, zu einem respektvollen Miteinander ohne Wink mit einem
kreuzförmigen Zaunpfahl. (Ich hätte gerne das Wort „liebevoll“ hier verwendet,
aber „Liebe“ im Munde der Kirche ist schon so viele Millionen mal verhöhnt worden,
dass es für mich in kirchlichem Zusammenhang zu einem Unwort verkommen ist).
Tätig sein zum eigenen Wohl, das ist legitim, aber auch zum Wohle unserer
Umwelt im weitesten Sinne (und wohlverstandenen Eigeninteresse). Nicht in
Nabelschau in sich selbst versinken, sondern sich öffnen für das, was uns
umgibt, die die uns umgeben. (Vgl. hierzu: Hartmut von Hentig, „von der
nützlichen Erfahrung nützlich zu sein“). Hier könnten wir kleinen kosmischen
Mikroben für uns ein ethisches Umfeld schaffen , in dem wir, solange uns Zeit
beschieden ist, mit Anstand leben könnten. Ich kann auch ohne Kirchengott ein
verantwortungsvoller, „guter“, hilfreicher, liebevoller, sozial denkender
Mensch sein, ohne auf Belohnung im „Jenseits“ zu schielen. Kant oder Kirche??
Wir
sollten unser Herz und unser Hirn weiten über unsere religiösen und
eurozentrischen Wertegefüge hinaus, die wir wie eine Monstranz vor uns
hertragen und immer noch versuchen, nun auf diesem Weg die Welt über einen
ethischen Kamm zu scheren und geistig zu kolonisieren. (Ich denke an Küngs
sicher wohlgemeintes „Weltethos“) Wir sollten erkennen, dass wir die Anderen
der Anderen sind (nicht mehr und nicht weniger) und akzeptieren, uns
auszuhalten in gegenseitigem Respekt. Und dieser Respekt schließt auch gegenseitige
Toleranz ein, ein sich gegenseitiges Zurücknehmen und Einschränken seiner
Ansprüche auf ein lebenswertes, lebensverträgliches Mitmenschentum, ohne
jeweiligen Besitzanspruch auf letzte Wahrheiten.Dies gilt für Christen wie Moslems und alle
Menschen (guten Willens).
Beim
Lesen dieser Zeilen frage ich mich, ob mein Glaube an die Menschheit nicht viel
zu naiv und optimistisch ist, dass Befreiung aus der „selbstverschuldeten
Unmündigkeit“ im Hinblick auf den geistigen Zustand der Menschheit nicht eine
unerreichbare Zielvorstellung ist und ob nicht die Herdenmentalität, die
Bosheit und der Egoismus, die Lust am Zerstören, das unreflektierte Dahinleben
am Leitseil dogmatischer Religionen, Ideologien oder Trends die Oberhand
gewinnen. Die christlichen Kirchen haben hier wahrlich das Ihre dazubeigetragen unter anderem durch
Neurotisierung der Kinder, durch Ersetzen der Intelligenz durch Glaubenssätze,
durch Fundamentalisierung der Gegnerschaften zwischen Guten (Amerikanern) und
Bösen (Islamstaaten) in der „Achse des Bösen“.
Postscriptum
Mir
ist bewusst, dass die philologischen, philosophischen und theologischen
Kritiker diese Gedanken (falls sie überhaupt von ihnen gelesen werden) hinter
einem Wust von definitorischen Fragezeichen zu vernebeln versuchen und diese
Zeilen als populistisches Elaborat abtun. (Was an manchen Stellen sicherlich
zutrifft; sowohl in der Wortwahl als auch in der Argumentation ist es eine
Arbeit, geschrieben „cum ira et studio“). Diese Schrift soll für die
Kirchenhörigenein Ärgernis und ein
Anstoß zum wütenden und auch beschämten (vielleicht)Nachdenken über ihre Gedankenlosigkeit sein,
für die anderen ein Weckruf. Wenn sie meinen Zweck und meine Absicht erfüllt,
Menschen zum Nachdenken zu bringen, dann möge es gern so sein. Dazu muss man
das Kind beim Namen nennen. Das heißt, ein Herrschaftssystem, an dessen Händen
bis ins zwanzigste Jahrhundert so unendlich viel Blut klebt. ist eine
Mörderbande; eine Institution, deren Führungsriegegegen alle Evidenz den Gläubigen vorschreibt,
dass der Papst unfehlbar ist, dass die Bibel ein von Gott und dem heiligen
Geist inspiriertes Werk ist, dass Maria leibhaftig in den Himmel aufgenommen
wurde, dass das Gottesphantom ein gütiger Vater ist, die ist ein Verein von
Scharlatanen. Diese Institution ist eine Bande von erbarmungslosen Zynikern,
solange sie Kinder und Menschen an Aids verrecken lässt, weil sie wirkungsvolle
Kontrazeption verbietet und statt dessen Menschen in den Krieg schickt und
Kanonen segnet. Sie ist eine Bande von Scheinheiligen, wenn sie Armut predigt,
selbst aber im Überfluss schwelgt. Wenn der Papst und die ganze Geistlichkeit
in Kenntnis der kirchlichen Schandtaten von der Kirche als dem Hort der Liebe
sprechen und die Gläubigen Würdenträger der C-Parteien dazu Ja und Amen sagen,
dann sind sie mit Unverfrorenheit undgrenzenloser Dummheit geschlagen. Oder mit grenzenloser Feigheit. Ein
Verbrechen bleibt ein Verbrechen, ob es im Namen Gottes und von Päpsten und
Prälaten begangen wird, oder im Namen des Teufels. An der Essenz meiner
Argumente und Grundgedanken wird sich nichts ändern. Dass diese Vorwürfe über
die Kirche hinaus unser ganzes „christliches“ und kapitalistisches „Abendland“
treffen, ist unbestritten. Aber wie schon gesagt: Verbrechen bleibt Verbrechen
ob im Namen Gottes, der Kirche oder im Namen des Teufels, WTO, Marktwirtschaft,
Frontex , wo unsere allerchristlichsten Europäer die Festung Europa militärisch
verteidigen, dass keine Hungerleider aus Afrika oder Übersee unsere Ruhe
stören: Man lässt sie auf ihren Booten ersaufen, auf Booten, die früher reiche
Fischfänge eingebracht haben, nun aber, nachdem wir Europäer ihnen ihre Meere
abgefischt und ihnen ihre Lebensgrundlage entzogen haben,nur noch als Leichentransporter an europäischen
Küsten anlanden.
Zu
der religions- und kirchenkritischen Problematik und ihrem Umfeld schlage ich
einige wenige Arbeiten vor, die in das Thema vertiefend einführen können:
Die
ganze Bibel als Basislektüre und Referenzwerk
Angenendt,
Arnold, „Toleranz und Gewalt“, Das Christentum zwischen Bibel und Schwert,
Buchbesprechung in:TAZMAG 5/6. 01. 2008
Assmann,
Jan, „Der Monotheismus und die Sprache der Gewalt“ Picus, Wien, 2006
Blume,
M.,“Die Bio-logik des Glaubens“, Vortrag in Weingarten 28/29 Juni2008, über das
Verhältnis von Glauben und Wissen.
Brockman,
John, (Hg),“Leben, was ist das?“ Ursprünge , Phänomene und die Zukunft unserer
Wirklichkeit. Fischer TB Nr. 18240, 2009
Bueb,
Bernhard, „Lob der Disziplin“ Eine Streitschrift, List 2006
Buggle,
Franz, “Denn sie wissen nicht , was sie glauben“ Alibri , Aschaffenburg,2004
Dawkins,
Richard, „Der Gotteswahn“, Ullstein, 2007
Deschner,
Karlheinz, “Opus diaboli“ Fünfzehn unversöhnliche Essays über die Arbeit im
Weinberg des Herrn, rororo 2001
Ders.:
„Der gefälschte Glaube“, Heyneverlag 1992
Ders.:“Oben
ohne“ Rowohlt 1999
Fester,
Richard, Marie E.P. König, Doris F. Jonas, A. David Jonas, „Weib und Macht“
Fünf Millionen Jahre Urgeschichte der Frau, Fischer TB 3716, 1989
Grill,
B., Hippler S., “Gott, Aids, Afrika”. Eine Streitschrift. Kiepenheuer und
Wiitsch
Harris,
Sam, „Brief an ein christliches Land“, Bertelsmann, 2007
Heinsohn,
Gunnar, „Angry young men und die Kriege der Zukunft“, Sendung in SWR 2,
10.10.2004
Hentig,
Hartmut von, „Bewährung“ Von der nützlichen Erfahrung nützlich zu sein. Hanser,
2006
Herrmann,
Horst, „Kirchenfürsten“, Goldmann, 1994
Ders.:
„Die Kirche und unser Geld“, Goldmann 1992
Hitchens,
Christopher, „Der Herr ist kein Hirte“, Blessingverlag 2007
Kant,
Immanuel: „Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?“ in: Immanuel Kant, „Die
Kritiken“ Zweitausendeins, 2008, S. 635 - 640
Klein,
Naomi: „No Logo“, Goldmann. 2005
Dies.:
„Die Schockstrategie“, S. Fischer 2007
Küng,
Hans, „Christ sein“, München 1978
ders.:
„Existiert Gott?“ Antwort aus die Gottesfrage der Neuzeit. München 1978
Lovelock,
Jim, „Gaia“, Scherzverlag 1992
Lynn,
Margulis, „Die andere Evolution“, Spectrum Akademischer Verlag Heidelberg 1999
Mainberger
Gonsalv K, “Ich plädiere für das Schweigen“ in: Publik Forum Nr. 5 2007, S.50
ff. Oberursel
Metzinger,
Thomas, „Der Preis der Selbsterkenntnis“ in: Gehirn und Geist, Nr. 7-8 2006,
S.42 – 49.
Ders.:
„Unterwegs zu einem neuen Menschenbild“, in: Wer erklärt den neuen Menschen?
Hg. C Könneker, Fischer TB 2007
Morgan
Elaine, „Der Mythos vom schwachen Geschlecht“ Fischer TB 1604, 1978
Mynarek
Hubertus,: „Herren und Knechte der Kirche“, Historia-Verlag 2002
Ders.:
“Papst - Entzauberung“, Verlag Books on demand 2007
Rotter,
Ekkehart und Gernot, „Die Geschichte der Lust“, Albatros-Verlag Düsseldorf,
2002
Sasselow,
Dimitar in: Leben, was ist das?“ (Brockman, Hg.) 2009, Fischer TB 18240
Stein,
Tine, „Gott lässt uns wählen“ in: „Die Zeit“, 03.01.2008 S. 10.
Schulz,
Matthias: „Die Geburt Gottes“. S. 112 f. in: Der Spiegel, Nr 52,v.22. 12. 06
Topitsch,
Ernst, „Erkenntnis und Illusion“, Tübingen, 1988
Wolf,
Doris, „Was war vor den Pharaonen?“, Kreuzverlag Zürich 1994
Wolf,
Hans – Jürgen, „Hexenwahn“, Historia, Dornstadt 1989
Ziegler,
Jean, „Das Imperium der Schande“ Der Kampf gegen Armut und Unterdrückung,
Goldmann 15513, 2007
Einen
Nachweis der genuinen Scheinheiligkeit und Taktiererei bietet die katholische
Kirche des Bistums Bamberg vom März 2007 anlässlich der 1000-jährigen
Geschichte des Bistums Bamberg, wo sie auffordert: “Reinigen wir unser Gedächtnis“
von all den Untaten der Inquisition , derHexenverbrennungen, den Sexualverbrechen der Priesterschaft; der
Teilnahme an den Kreuzzügen, wo beschwichtigend und larmoyant auf die
Zeitumstände verwiesen wird! (s. hierzu Dieter Potzel in: Der Theologe, Ausgabe
Nr. 29.)
Notker Gloker, Jahrg.1937, Dr. phil., sozialisiert in christkatholischem Elternhaus, bischöfliches Studienheim und humanistisches Gymnasium. Romanistik, Geschichte, Philosophie in Köln, Wien, Montpellier, Tübingen und Aix en Provence. Mit 30 Jahren Austritt aus der Kath. Kirche, der damalige Bewegrund war die blutige Vergangenheit der Kirche, mit der ich mich nicht identifizieren wollte. Ab 1974 viele Jahre an westafrikanischen Hochschulen tätig, (Didaktik, Methodik, Lernpsychologie, Deutsch als Fremdsprache für Gymnasiallehrer), danach Aufbau und muttersprachliche Neuorientierung des Grundschulwesens in der fünften Region von Mali. Seit1997 krankheitshalber zurück in Deutschland. Heiligenberg, im April 2008.
Anmerkungen:
[1] Buggle, “Denn sie wissen
nicht, was sie glauben”S.64 ff
[2] Buggle a.a.O. S.52
[3] vgl. hierzu Deschner, Opus
Diaboli S. 268 oder H. Mynarek, Papst-Entzaubernung, S.141 f; oder Deschner,
Oben ohne, S. 293ff
[4] Vgl hierzu Deschner, Oben
ohne, S. 295
[5] s. Deschner, Opus Diaboli S.
268
[6]s. Deschner, Opus Diaboli S.
268 Vgl hierzu: H. Mynarek, a.a.O., S.145, 166.
[7]vgl. hierzu Gonsalv K.
Mainberger
[8]Deschner, „Opus diaboli,“
fünfzehn unversöhnliche Essays über die Arbeit im Weinberg des Herrn“.....über
die Angepasstheit der Kath. u. ev. Kirche , über Pacelli, (nachmaliger Papst
Pius XII) Schmaus und viele Größen der damaligen religiösen Führungsriege,(Deschner
a.a.O- S.181 ff) (Zur protestantischen Kungelei und Judenpolitik s. Deschner
a.a.O. S.49 f .
[9] .Deschner, Oben ohne S. 219
ff.
[10]Deschner, Opus... S. 158 f
[11]Als erhellende Lektüre verweise
ich auf Christopher Hitchens, „der Herr ist kein Hirte“, S. 60 ff.
[12]Vgl hierzu Deschner, Oben ohne
S. 273 – 307
[13] Ebenfalls bei Deschner,
Opus... S 207 ff und Las Casas nachzulesen. Eine schauerliche Lektüre.
[14]
s. auch: Deschner ,Oben ohne, S.281 f
[15]vgl. Deschner, Opus... S. 227ff
[16] (Nachzulesen bei H. Herrmann,
die Kirche und unser Geld S. 38).
[17]ARD
Politmagazin „Report Mainz“ April 2008 in TAZ 29.04.08.).
[18] 21% Tempelsteuer und 14%
Besatzungssteuer an die Römer!
[19]Vgl. hierzu Jan Assmann,
„Monotheismus und die Sprache der Gewalt“
[20]Vgl. hierzu Richard Fester et
al., „!Weib und Macht“ passim, sowie Wolf, Doris, „Was war vor den Pharaonen?“
[21] Zitat in: Die Zeit v.3.1.08,
S.10.
[22] a.a.O., 3. 1.
08
[23]s.
hierzu Deschner, Ein Jahrhundert Heilsgeschichte, in: Opus... S. 21
[24]Höchst
aufschlussreich hierzu K.H. Deschner, Opus... S.165 ff
[25] Vgl hierzu Jan Assmann,
Monotheismus und die Sprache der Gewalt, S. 38
[26]Die Zeit, Nr. 23, S. 52, vom
31. Mai 2007
[27]Oben
ohne, S 281 – 283
[28]vgl. hierzu H. Herrmann, „die
Kirche und unser Geld“, S. 205 ff.
[29]vgl.
H. Mynarek, Papst – Entzauberung, S. 166 ff
[30] Interview im Spiegel Nr 29,
16.07.07
[31]So
sinngemäß Karl Jaspers, vgl Mynarek PE,S. 247
[32]vgl. Deschner, „Der gefälschte
Glaube, S .87 ff
[33] Vgl. hierzu insbes. Buggle a.a.O. S. 120 ff.
[34]
H.M.Broder, „Unsere Männer im Vatikan“ in: „Der Spiegel“ Nr. 48/2006 S. 184.
Zit bei H.Mynarek, Papstentzauberung, S. 240.
[35]s. H. Mynarek, Papst –
Entzauberung S. 85
[36] H. Mynarek, Papstentzauberung
S. 249 ff. Hierzu auch H. Herrmann, Die Kirche und unser Geld, S . 158 ff und
S.175 ff.
[37]
s. Publik-Forum, 25.01.2008 , S. 45.
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antigone 09.01.2012 19:13
Sehr geehrter Herr Gloker,leider habe ich obigen Artikel erst spät (Jan. 2012)entdeckt - er spricht mir aus meiner zornigen Seele. Über die abgrundtiefe Verlogenheit und unmenschliche Lebensverachtung des sog. "Christentums" oder der monotheistischen Religionen kann man,sofern man ehrlich sein möchte,nur "cum ira et studio" sprechen. - Konkreter Anlass meiner Suche nach einem Text wie dem Ihren war die protestantische Beerdigung einer lieben Kollegin von mir (die auch Mutter eines jetzt 30-jährigen Sohnes war) am 7.1.2012. - Wie üblich war zu hören eine sich ständig wiederholende Litanei vom "Vater",vom "Sohn",vom "Herr",dann die Drohung:"Wer der hier Anwesenden wird der Nächste sein?" (Alles duckte sich ängstlich.) - Dass meine Kollegin Frau war,Mutter war,Tochter war,beruflich Herrin ihres wirtschaftlichen Lebens... Davon war natürlich nicht die Rede. Die Frau-ein "lästiger Nebenwiderspruch" auch in der Kirche? - Am liebsten hätte ich diese ungastliche Stätte verlassen,so angefüllt mit zorniger Verbitterung war ich.Auf der Suche nach einem "gepfefferten" Text fand ich dann Ihren.Der hat meinem Herzen wieder Luft verschafft.Danke!