Erschienen in Ausgabe: Ohne Ausgabe | Letzte Änderung: 10.08.15 |
von Tine Nehler
Puccio di Simone
Krönung Mariens mit Engeln und Heiligen, um 1340-1345
Tempera auf Pappelholz, 69 x 38,5 cm
Lindenau-Museum, Altenburg
04.08.2015 – 30.06.2016 (Alte Pinakothek, OG, Kabinett 1 u. 2)
Das
Lindenau-Museum in Altenburg (Thüringen) besitzt eine international
bedeutende Sammlung italienischer Tafelmalerei, die dort aktuell
nur in einer Auswahl gezeigt werden kann. So ergibt sich die glückliche
Gelegenheit, die Präsentation der Goldgrundmalerei in der Alten
Pinakothek für ein Jahr um großzügige Leihgaben aus Altenburg zu
bereichern: Die drei kostbaren Florentiner Andachtsbilder
des 14. Jahrhunderts, die Bernhard August von Lindenau um 1845 erwarb,
ergänzen treffend die Meisterwerke Giottos und seiner Nachfolger, die
teils schon Ludwig I. von Bayern für München gewinnen konnte. Zu Beginn
des 19. Jahrhunderts war Ludwig einer der ersten
Sammler früher italienischer Malerei.
Verstärkt
durch die Altenburger Leihgaben vermittelt die kleine, aber
hochkarätige Münchner Trecento-Kollektion einen umfassenden Eindruck
von der herausragenden Qualität und Vielfalt der Tafelmalerei im
spätmittelalterlichen Florenz. Dort nahm die neuzeitliche Malerei mit
Giotto, dem viel gerühmten Überwinder des sogenannten byzantinischen
Stils, ihren Anfang. In der Präsentation ist der wegweisende
Meister durch drei um 1311/12 entstandene Tafeln mit Szenen aus dem
Leben Jesu vertreten. Die weitere Werkauswahl macht eindringlich
sichtbar, wie differenziert die nachfolgenden Florentiner Maler – etwa
Bernardo Daddi, Puccio di Simone und Nardo di Cione
– dem dominanten Auftakt Giottos begegneten: ausnahmslos
traditionsverbunden und handwerklich souverän, stilistisch aber
individuell verschieden, mit dezenten innovativen oder bewusst
konservativen Tendenzen. Exemplarisch dokumentieren die ausgestellten
Gemälde
zudem die zeittypischen Formen und Funktionen des Andachtsbildes im
privaten oder kirchlichen Raum – einer Gattung, die der künstlerischen
Freiheit noch enge Grenzen setzte.
Die
im Lindenau-Museum in Altenburg bewahrten Sammlungen verdanken sich in
ihrem Kern dem Astronom, Staatsmann und Mäzen Bernhard August
von Lindenau (1779 – 1854). Aufklärerischen Idealen folgend machte
Lindenau die von ihm erworbenen Kunstschätze schon 1848 für seine
Mitbürger zugänglich. In einem eigens errichteten Sammlungsgebäude
ergänzten eine kleine Kunst- und Gewerbeschule, seine Bibliothek
und zahlreiche Gipsabgüsse die Präsentation der Originale. Neben der
italienischen Malerei des 13. bis 16. Jahrhunderts sammelte Lindenau vor
allem antike Keramik. Bis heute zählt seine 180 Tafelbilder umfassende
Kollektion zu den größten Spezialsammlungen
früher italienischer Malerei außerhalb Italiens. In Erfüllung von
Lindenaus Testament wurde 20 Jahre nach seinem Tod ein prachtvolles
neues Museum in Altenburg errichtet; ein Schüler Gottfried Sempers
entwarf den 1876 eröffneten Bau. Gemäß seiner Gründungskonzeption,
die auf die Förderung zeitgenössischer Kunst gerichtet war, hat das
Museum seinen Bestand seit 1945 kontinuierlich um Werke der klassischen
Moderne und Gegenwart erweitert.
Führungen zur Ausstellung
DI 11.08., 01.09., 08.09., 03.11., 01.12., 15.12. | jeweils 18.30
FR 16.10. | 15.00
Aus erster Hand – Kuratorenführung mit Andreas Schumacher
22.09., 17.11. | jeweils 18.30
Begrenzte Teilnehmerzahl
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