Erschienen in Ausgabe: No 115 (09/2015) | Letzte Änderung: 03.10.15 |
von Jan Löw
Bild: Sanja Ivekovic Gen XX, 1997 - 2001, Courtesy: Sammlung Block. Leihgabe im Neuen Museum in Nürnberg
Art Alarm ist in
Stuttgart eine Woche später. Die Berliner Kunstwelt muss nicht erweckt werden.
Ihre ARTWEEK ist eher eine rasante Beschleunigung im Vernissagekalender, um
Kunstinteressierte auf Berlin zu konzentrieren. Wofür auch der namhafte
Galerist Johann König gleichzeitig auf der Expo Chicago wirbt. Zuhause
präsentiert er das hervorragende Talent von Jorinde Voigt in der ehemaligen
Kreuzberger Kirche Sankt Agnes und auf der Kunstmesse ABC. Wie sie mit
schwarzen Federn und beschrifteten Verweisbögen aus Graphit räumlich anmutende
Strukturen auf Papier schafft, ist einzigartig. Auch wenn man gern noch mehr
Ausführungen zu philosophischen und literarischen Themen aus früheren Serien zur
Inspiration genutzt hätte.
Weiter östlich
in Treptow, öffnet sich das Tor zu einer der ehemals größten freitragenden
Hallen Europas. Einer wahrhaften Arena für 73 Galerie POSITIONS. So intim es
letztes Jahr im Kaufhaus Jandorf an der Brunnenstrasse zuging, hier können sich
die POSITIONS ausbreiten und haben dabei noch Luft nach oben. Amrei Heyne zeigt
Paul Frahms Bühnenfotografien in umgekehrter Richtung. Von der Kameraposition
auf der Hinterbühne blickt der Betrachter erst suchend im scheinbar zweiten
Bildrahmen der schwarz gestrichenen Bühnentechnik umher, um sich dann den meist
opulenten Farben im Saal zu widmen. Brillante Idee, nur sind die angebotenen
Formate für den häuslichen Gebrauch zu mächtig.
Maximilian
Verhas zeigt mit seinen Kleinplastiken aus polierter Bronze bei Friedemann
Hahn, dass Museumsformat keine Frage der Ausdehnung ist. Form und Dynamik
bilden in ihnen eine Einheit.
Dynamik
bakterieller Zerstörung auf Gelatineschichten alter Dias dokumentiert Wolf
Ganter. Was früher bei zu feuchter Lagerung der Alptraum jedes Fotografen war,
züchtet er durch bewusste Impfung in selbst gebauten Brutkästen. Unter dem
Mikroskop werden dann nach Monaten oder Jahren bizarre Farbmuster sichtbar. Digitalisiert,
wird ein großformatiger Druck daraus, der auf Holz aufgezogen und mit einer besonderen
Lichtschutzschicht versehen wird.
Ob, und wie
Kartoffelkraut zu archivieren ist, hat sich Joseph Beuys nie geschert. Sein
Berliner Galerist René Block schon. Und so wird dieses Überbleibsel beim roden
der Kartoffeln im Vorgarten der Galerie im Jahr 1979 nun in einer Vitrine im
Neuen Berliner Kunstverein gezeigt. „Ich kenne kein Weekend“ steht sinnbildlich
für das Wirken René Blocks als Herausgebers von Grafikmappen und
Auflagenobjekten, Biennale Initiator, Leiter des Deutschen Akademischen
Auslandsdienstes und des Museums Fridericianum. Neben Beuys Staubbild mit
Kartoffelkraut sind unter anderem Werke von Marcel Broodthaers, John Cage, Mona
Hatoum, Sanja Ivekovic und Alicia Kwade zu sehen.
Galerie König,
Alexandrinenstrasse 118-121, 10969 Berlin, Di. – So. 11 – 18h
ABC Berlin,
Luckenwalder Strasse 4-6, 10963 Berlin, Sa. 11 – 19h, So. 11 – 18h
Positions Berlin,
Eichenstraße 4, 12435 Berlin, Sa. 13 – 20h, So. 11 – 18h
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