Erschienen in Ausgabe: No 116 (10/2015) | Letzte Änderung: 07.10.15 |
von Stephan Schaller
(c) BMW Markus Hoffmann
BWM Motorrad
konnte in den letzten Jahren deutsch seine Umsätze steigern, nie gab es mehr
Motorräder aus Bayern weltweit. Gibt es eine Trendwende bei den Bikern, mehr
auf Traditionsmarken zu setzen?
Der anhaltende Erfolg von BMW Motorrad ist ein Ergebnis
einer langjährigen und konsequenten Geschäftspolitik. Mit einem Plus von 10,5 %
nach den ersten sechs Monaten sind wir auch dieses Jahr auf Kurs, um am Ende
des Jahres wieder einen neuen Absatzrekord zu erzielen. Unser starkes
Modellportfolio und die Strahlkraft der Marke BMW Motorrad sind die Basis für
diesen Markterfolg. Unsere neue Fahrzeuggeneration sorgt für einen regelrechten
Nachfrageschub.
Darüber hinaus inspiriert Motorradfahren und das spezielle
Lebensgefühl aber nicht nur die bestehenden Motorradfahrer, sondern weckt heute
das Interesse bei viel mehr Menschen als in den zurückliegenden Jahren. Es
entsteht eine neue Motorradkultur, die wir auch mit unserer neuen
Markenausrichtung „Make Life a Ride“ abbilden.
Elektromobilität
ist das Thema der Zukunft, was heißt das für BMW Motorrad?
Der Nachhaltigkeitsstrategie der
BMWGroup entsprechend, ist es der Anspruch von BMW Motorrad, das Thema
Elektromobilität konsequent zu belegen. Wir haben mit dem Cevolution
deshalb ein visionäres Fahrzeugkonzept mit einem Höchstmaß an
Praxistauglichkeit, Sicherheit und einem inspirierenden Design umgesetzt.
Dieses Fahrzeug ist aber nur der Anfang. Es werden weitere Fahrzeuge folgen.
BMW hat 2014 den
neuen E-Scooter präsentiert – die BMW C evolution. Sie bewerben den E-Scooter
als intelligente Antwort auf das wachsende Verkehrsaufkommen, auf steigende
Energiekosten und immer strengere CO2-Auflagen. Was haben wir darunter zu
verstehen?
Elektromobilität ist lokal emissionsfrei, d.h. es fallen in
der Stadt keinerlei Abgas an. Das Zweirad bietet darüber hinaus sehr viele
Vorteile in Bezug auf seine geringe Verkehrsfläche und seine Wendigkeit.
Parkplatzsuche und Stau sind für einen Zweiradfahrer kaum ein Thema. Der C
evolution ist somit das ideale Fahrzeug für den Verkehr im urbanen Umfeld und
bietet zudem jede Menge an Fahrspass.
Viele Biker
setzten nach wie vor auf viel PS und Benzin. Gibt es da überhaupt einen Markt
für die neue Generation E-Scooter?
Hoher Kraftstoffverbrauch ist bei modernen Motorrädern passé.
Kunden würden das heute nicht mehr akzeptieren. Der Elektroantrieb eignet sich
unserer Meinung nach besonders für Commuting-Fahrzeuge im urbanen Bereich. Hier
genügen Reichweiten von über 100 km für die täglichen Fahrten völlig aus. Der
Markt für Elektro-Zweiräder ist heute noch überschaubar. Das wird sich aber
ändern. Die Batterien werden günstiger und leistungsfähiger werden, damit wird
ein Elektro-Fahrzeug noch attraktiver als es heute schon ist.
In den
pulsierenden Metropolen der Megacitys werden in der Zukunft Parkplätze immer
seltener, Sie sprechen von urbaner Mobilität – wie sieht die genau aus?
Weltweit gibt es einen starken Trend in Richtung
Urbanisierung, d.h. immer mehr Menschen zieht es in die Metropolen. Das bringt
große Herausforderungen für die Infrastruktur einer Großstadt mit sich. Die
Städte reagieren mit unterschiedlichen Maßnahmen, um der zunehmenden Verkehrs-
und Umweltbelastung vorzubeugen. Neben restriktiven Maßnahmen wie
Zufahrtsbeschränkungen oder City-Maut setzt man auch auf E-Mobilität und
Zweirad-Fahrzeuge.
Mit dem C evolution bieten wir unseren Kunden eine Lösung
an, die in einzigartiger Form emissionsfreies Fahren mit der für BMW typischen
Freude am Fahren verbindet.
Ressourcenknappheit und Umweltschutz – wie reagiert BMW Motorrad in der
Forschung auf diese Herausforderungen?
Wir in der BMW Group sind überzeugt, dass wir durch
nachhaltiges Wirtschaften die Zukunft unseres Unternehmens sichern. Und so ist
es nur folgerichtig, dass Nachhaltigkeit eine zentrale Grundüberzeugung der BMW
Group und damit auch von BMW Motorrad ist.
Diese Überzeugung bildet sich entsprechend sowohl in der
Produktion unserer Motorräder und Scooter als auch in einer starken
Konzentration unserer Vorentwicklung und Entwicklung auf Elektromobilität ab.
Ein Problem sind nach wie vor die
Batterien, die nur eine begrenzte Kilometerzahl ermöglichen und mindestens 3
Stunden an die Steckdose müssen, um wieder neu aufgeladen zu werden. Welche
Entwicklungen zeichnen sich auf diesem Sektor ab?
Es ist absehbar, dass sich die Kosten nach unten und die
Leistungsfähigkeit nach oben entwickeln. BMW Motorrad hat den immensen Vorteil vom
Know how und der Innovationskraft der BMW Group profitieren zu können. So haben
wir die Möglichkeit an den zukünftigen Entwicklungen der Speichertechnologie
unmittelbar teilzunehmen.
Für viele hängt
die Entscheidung, auf ein Elektromobil umzusteigen, maßgeblich mit an den hohen
Preisen. Dies betrifft nicht nur E-Autos, sondern auch E-Motorräder. Die
Elektromobilität ist ja schon in den Köpfen der Bevölkerung angekommen, nur für
viele sind die Modelle einfach zu teuer. Warum kann man nicht billigere Modelle
anbieten und damit mehr Kunden gewinnen?
Leistungsfähige Batterietechnologie ist heute noch sehr
teuer. Die Kosten hängen also an den Energiespeichern. Diese Kosten müssen über
den Fahrzeugpreis an den Kunden weitergegeben werden. Billige Elektrofahrzeuge erfüllen
heute weder bei Reichweite noch bei Qualität und Sicherheit die Anforderungen
unserer Kunden.
Können Sie uns
etwas zu den Verkaufszahlen im e-Segment sagen?
Sowohl im Einführungsjahr des C evolution, das noch kein
volles Verkaufsjahr war, als auch bis Jahresmitte 2015 liegen wir im Rahmen
unserer Planung. Hauptmarkt ist Frankreich.
„Die urbane
Zukunft fährt auf zwei Rädern“ - wie sieht das Motorrad 2020 aus und welche
aktuellen, elektrobetriebenen Modelle sind derzeit am Markt?
Heute gibt es eine noch relativ geringe Zahl von
Herstellern, die Elektro-Motorräder oder - Scooter in unterschiedlichen Fahrzeugsegmenten
anbieten. Dieser Markt steht noch am Anfang einer Entwicklung. Ich denke, auch
im Jahr 2020 werden die allermeisten Motorräder und Scooter noch mit
umweltfreundlichen Verbrennungsmotoren unterwegs sein. Für BMW Motorrad ist es
essentiell, dass das Fahren mit zwei Rädern auch in Zukunft vor allem viel
Freude macht. Wir erkennen heute, dass Motorrad-.Fahren wieder deutlich an
Attraktivität gewinnt. Wir wollen unsern Teil dazu beitragen, dass die
Faszination Motorrad erhalten bleibt.
Und zur Faszination Motorrad wird zukünftig sicher auch das
elektrische Motorradfahren gehören.
Fragen: Dr. Dr. Stefan Groß
Den Beitrag finden Sie im Bayernkurier Heft 3
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