Erschienen in Ausgabe: Ohne Ausgabe | Letzte Änderung: 07.10.15 |
von Simonetta Beer
Wenn sich die FU Berlin in
einer Veranstaltung mit hochrangigen Wissenschaftlern aus dem In – und Ausland
einem der führenden Geistesgrößen der Renaissance, Marsilio Ficino (
1433-1499), widmet, dann zielt der Wissenstranfer laut Programm auf die
interdisziplinäre Rezeption und sollte in dieser Dynamik sui generis bis in die
Weltenseele hinein seine charakteristische Wirkung entfalten. Aber diese Option
wurde weder erkannt noch als Zielorientierung beabsichtigt. Denn wer will sich
schon freiwillig aus den vertraut- gewohnten Konstellationen bewegen? Man kennt
sich, schätzt sich, hält an eingefahrenen Bahnen fest und übersieht so die
Signale der Zeit. Verpaßte Chancen also, mehr noch, kostbare Stunden in den
Sand gesetzt.
Zu Zeiten Ficinos ist das
Wissen um die natürlichen Lebenskräfte wenigen Weisen vorbehalten. Und wie
lässt sich diese Sprache dechiffrieren, wenn wir heute an die Verbreitung von
Lebenswahrheiten denken?
Was Marsilio Ficino zum
Beispiel mit der Übersetzung von Platons Schriften ins Lateinische gelungen
ist, das sollte, gemäß des Ähnlichkeitsprinzips, die Aufgabe solch eines
Forschungsprojektes wie „Episteme in Bewegung“ sein. Der Schlüssel liegt
demnach in der Aufarbeitung mit den heutigen digitalen Parametern, die einen
spannenden und tiefgreifenden Dialog über ein Hand-out, Vorträge und
Diskussionen hinaus ermöglichen. Erkenntnisse zu gewinnen und entsprechend
weiterzugeben, das ist die Herausforderung, die sich auch im universitären
Rahmen mehr und mehr stellt. Dazu braucht man nicht zuletzt Mut, Team - und
Erfindergeist!
Die ambitionierte Runde, die
vom 1.- 3. Oktober 2015 unter der Leitung von Prof. Jutta Eming, Berlin, und
Prof. Michael Dallapiazza, Bologna, in Berlin-Dahlem wertvolle Impulse setzte,
benötigt dringend eine mehr innovative Ausrichtung. Wenn Prof. Saverio Campanini
einen Begeisterungssturm zu wecken vermag, dann ist es nicht nur seine
spirituelle Sehweise, Ficino gerecht zu werden, sondern auch die sehr lobende
Absicht, dessen gedankliche Vernetzung als Spiegel der Zeit mehrdimensional zu
übertragen. Die zeitnahe Antwort dazu ist: eine Ficino Plattform, auf der die
Wissensgebiete mit Originaltexten und Medien rund um diesen Themenkomplex
historisch wie aktuell aufbereitet werden. Der gedruckte Text bleibt davon
freilich unberührt. Es ist und bleibt das Buch die fesselnde Materie a priori.
Gleichwohl muß es auch Geisteswissenschaftlern endlich bewußt werden, daß sich
die Kommunikationformen wie in keinem Jahrhundert zuvor geändert haben und
interdisziplinäre Ansätze auch konkret und modern umzusetzen sind. Marsilio Ficino
selbst wäre sicher ein Mann der ersten Stunde, wenn es um die internationale
Generierung von gehaltvollem Wissens- Content geht. Und nur auf diese Art und
Weise, im Stil einer kosmologischen Revolution, wird die Forschung Marsilio
Ficino und sein umfassend einflussreiches Werk, von der Antike über die
Renaissance bis heute, transkribieren können, gemäß dem hauseigenen Motto
„Episteme in Bewegung“.
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