Erschienen in Ausgabe: No 117 (11/2015) | Letzte Änderung: 14.11.15 |
von Hans Sixl
Die Psyche charakterisiert die mentale
Verfassung des Menschen, die sich auf seine geistige und körperliche Leistungsfähigkeit und sein Verhalten auswirkt. Sie ist ein
Ergebnis der Verarbeitung seines subjektiv erlebten Innenlebens, das aus
historisch-religiöser Tradition auch als Seelenleben bezeichnet wird.
Insbesondere für religiöse Menschen sind die Begriffe psychisch und seelisch
gleichbedeutend. Die wissenschaftliche Psychologie kennt allerdings keine
religiösen Aspekte und unterscheidet etwas genauer zwischen dem Zustand des
geistigen Lebens (dem Denken, Wahrnehmen, Erinnern …) und des Gefühlslebens
(der Emotionen, Stimmungen, Bedürfnisse, Triebe ...). Dieser Artikel befasst
sich mit den elementaren physikalischen Ursachen der menschlichen Psyche und
behandelt die Fragen: Was ist rein physikalisch betrachtet die Psyche, wie
kommt sie zustande, wie hat sie sich evolutionär entwickelt, was fließt in sie
ein und was nicht?
1.
Einführung
Die Psyche ist ein Ergebnis der Arbeit des
menschlichen Geistes, das sich aus den Lebenserfahrungen mit seine Körper und
seinem Umfeld sowie aus seiner genetischen Veranlagung ergibt. Sie
charakterisiert seine mentale Verfassung als Befund seines subjektiv
empfundenen Innenlebens und bestimmt die Art und Weise seines Denkens und
Handelns und damit seine geistigen und körperlichen Fähigkeiten und Aktionen. Die
Psychologie befasst sich mit den Ursachen dieses Befundes, die auf bewusst und
unterbewusst abgespeicherte Wahrnehmungen beruhen. Physikalisch handelt es sich
bei allen Wahrnehmungen, um Informationen, die über die Sinnesorgane auf den
Menschen von außen, aber auch aus dem Inneren des Körpers von seinen Organen
stammen und im Gehirn registriert und abgespeichert werden. Diese Wahrnehmungen
werden einerseits von Außeneinflüssen, also seiner Erziehung, seiner Schule,
seinem familiären und gesellschaftlichem Umfeld usw., aber auch von den dabei
während seines ganzen Daseins jeweils bei bestimmten Ereignissen oder
Begegnungen erfahrenen Empfindungen wie Wärme, Kälte, Schmerz und Gefühlen wie Liebe,
Hass, Ekel und Bedürfnissen seines eigenen Körpers wie Hunger, Durst usw.
beeinflusst. Sie und sein Verstand bestimmen zusammen sein Verhalten, das
natürlich auch von genetischen Veranlagungen, Instinkten und Trieben beeinflusst
wird.
2. Die elementare
Physik der Psyche
Die Psyche ist ein rein geistiger Zustand, der
das Verhalten des Menschen bestimmt. Letzteres entspricht letztendlich
vollständig und ausschließlich dem Ergebnis der lebenslang vorwiegend
unterbewusst geleisteten Arbeit des menschlichen Geistes, der in den Neuronen
des Gehirns mit den Informationen umgeht, die über elektrische Signale entlang
der Nervenbahnen kommuniziert werden. Um die physikalischen Ursachen der Psyche
zu verstehen, ist es wichtig zu wissen, was dieser spezielle menschliche Geist
macht, was er ist, wie er sich von anderen Formen des Geistes unterscheidet, wie
er sich entwickelt hat und wie er arbeitet.
Physikalisch
betrachtet, ist der Geist des Menschen ein Mechanismus, der genetisch
vorprogrammiert vollautomatisch ohne bewusstes Zutun in den Neuronen des
menschlichen Gehirns Informationen verarbeitet. Letztere fließen einerseits von
den Sinnesorganen über das somatische Nervensystem und andererseits von den
inneren Organen über das vegetative Nervensystem als elektrische Signale in das
Gehirn ein und werden in ihm durch Vergleich mit früheren Signalen bewertet.
Sie lösen dabei je nach Bedeutung gegebenenfalls weitere Aktionen aus, z. B.
eine Speicherung im Gedächtnis oder eine Muskelreaktion. Letztere kann für eine
bestimmte Bewegung verantwortlich sein oder sie kann eine Ausschüttung von
Schweiß- oder Botenstoffen durch entsprechende Drüsen veranlassen, deren Folgen
bestimmte Erregungszustände, Empfindungen oder Gefühle auslösen.
Unser
geistiger Zustand, unsere mentale Verfassung, unser Bewusstsein und unser
Intellekt sind die Bestandteile unserer Psyche, die wir bewusst wahrnehmen. Physikalisch
betrachtet stellen sie das jeweils aktuelle Endergebnis der Verarbeitung der
Informationsflut dar, die sowohl von außen (von unserem Umfeld) als auch vom
innen (von unserem eigenen Körper) unser Gehirn erreicht hat und in den
Neuronen von unserem Geist vollautomatisch registriert und verarbeitet wurde. Obwohl
uns ununterbrochen sehr verschiedene Arten von Informationen über das, was um
uns herum geschieht, sowie über unsere eigenen Fähigkeiten und unsere
Befindlichkeiten zur Verfügung stehen, wird aber sehr selektiv nur ein kleiner
Bruchteil davon je nach Bedarf und Befindlichkeit bewusst wahrgenommen und noch
weniger davon dauerhaft abgespeichert.
Bei
unseren Sinnesinformationen, die wir ein Leben lang ununterbrochen empfangen,
handelt es sich primär um optische, akustische, chemische und mechanische
Informationen, die wir über unsere fünf Sinne in vielfältiger Weise als
Botschaften erhalten, beispielsweise in Form von Bildern, Schriften, Zeichen,
Lauten, in speziellen Sprachen, als Töne, Musik, Gerüche oder Geschmack und über
spezielle Empfindungen mit unserem Tastsinn z. B. im Zusammenhang mit den mechanischen
oder thermischen Eigenschaften eines Gegenstandes, der hart oder weich, warm
oder kalt, kantig, schwer oder leicht usw. sein kann. Nicht nur unsere Finger,
mit denen wir hauptsächlich tasten, sondern unsere gesamte Haut liefert uns
Informationen über unser Umfeld, das sehr unterschiedlich auf uns einwirken
kann und es uns als warm, kalt, angenehm oder schmerzhaft empfinden lässt.
Wir
empfangen aber auch Informationen, die unser eigener Körper in seinem Inneren produziert
und uns damit mitteilt, was er kann, wie er sich fühlt, was er empfindet, in
welcher Stimmung er sich befindet usw. Er sagt uns damit, - ob er kräftig oder
schwach, schnell oder langsam ist, - ob er sich wohl oder unwohl fühlt, - ob er
Ekel, Übelkeit, Genuss, Schmerz, Stress oder eine Erregung empfindet, - ob er
liebt, hasst, verabscheut, - ob er gesättigt ist oder ob er Hunger oder Durst
hat, - ob er fröhlich oder traurig ist usw.
Seit in
der Nachrichtentechnik und den Computerwissenschaften das Versenden, Empfangen
und Verarbeiten von Informationen technisch beherrscht wird und die
Halbleitertechnologie eine rasante Entwicklung der elektronischen Medien auslöste,
sprechen wir heute von einer Informationsgesellschaft und verstehen mit dieser
Technologie auch immer besser, was in biologischen Systemen geschieht, auch
wenn Informationen in Neuronen und Genen biologisch-chemisch und nicht rein physikalisch
abgespeichert und weiterverarbeitet werden. Dennoch gibt es viele Analogien und
Unterschiede, die uns die Arbeit des menschlichen Geistes und damit seine
Psyche besser verstehen lassen.
3. Gehirne
und Computer
Mit Informationen, die uns über unsere Sinnesorgane
von außen erreichen, gehen wir täglich um. Den unsichtbaren Akteur, der sie in
unserem Gehirn auf dieselbe Art und Weise wie in allen anderen Menschen mit
elektrischen Signalen unterbewusst vollautomatisch so verarbeitet, wie wir sie
gerade brauchen, nennen wir unseren
menschlichen Geist. Er ist ein biologischer Mechanismus, der uns glauben
lässt, dass wir ihn wie unseren Körper unter Kontrolle hätten. Gewiss ist er
ohne jeden Zweifel unser persönlicher Geist, mit dem wir uns identifizieren und
der uns unser Umfeld sowie uns selbst sowie unsere Fähigkeiten und unser Wissen
bewusst macht. Er ist der geistige Teil von uns, unser geistiges Ich, mit dem
wir denken können, der alles über uns weiß und der folgsam alles macht, was wir
von ihm wollen. Wenn wir mehr oder weniger konzentriert, aber zielgerichtet
denken, rechnen, planen, Probleme lösen usw., dann macht uns unser Geist
bewusst, was wir erlebt haben und was wir dazu wissen. Er erinnert sich mehr
oder weniger schnell, was er ohne unser Zutun in unserem Gedächtnis
abgespeichert hat und was wir für unsere aktuelle geistige Arbeit brauchen. Die
auf diese Weise bewusst mit voller Absicht gesteuerte Arbeit leistet dabei ein
spezieller Teil unseres Geistes, unser bewusster
Geist, den wir unter Kontrolle haben. Er nutzt dabei, ohne dass wir dabei
genau wissen, wie er es macht, die unterbewusst abgespeicherten Informationen,
die unser Wissen und unsere Erfahrungen enthalten, exakt so, wie wir es wollen.
Die
meiste Arbeit unseres Geistes läuft, selbst wenn wir bewusst denken, in unserem
Gehirn unterbewusst und vollautomatisch, also ohne unser aktives Zutun und ohne
unsere Kontrolle ab. Auf die Arbeit dieses genetisch vorprogrammierten Teiles
unseres Geistes, den wir unseren unterbewussten
Geist nennen, haben wir keinen Einfluss. Er nimmt uns wie ein Sklave alle
internen Arbeiten ab:
- Er unterstützt unseren denkenden Geist bei
seiner Arbeit und liefert ihm die nötigen Informationen.
- Er verarbeitet unsere Sinneseindrücke in
unserem Gehirn, die ihn über das somatische Nervensystem in Form von
elektrischen Signalen erreichen, speichert sie ab und reaktiviert sie wieder,
wann immer wir sie brauchen und leitet die richtigen Steuerungssignale an
unsere Muskulatur.
- Er verarbeitet aber auch unsere Empfindungen
in unserem Gehirn, die uns ebenfalls über elektrische Signale über das
vegetative Nervensystem erreichen.
Alles,
was unser unterbewusster Geist macht, läuft nach einem genetisch
abgespeicherten vererbten Mechanismus ab, der in allen Tieren mit einem
Zentralnervensystem seit Urzeiten auf dieselbe Art und Weise aktiv ist. Was
speziell den Geist des Menschen leistungsfähiger macht, ist nicht der uralte
Mechanismus der Informationsverarbeitung in unserem Gehirn, sondern die
Struktur des Gehirns. Wie unser Geist intern mit den Informationen umgeht,
wissen wir nicht und müssen es auch nicht wissen. Hauptsache, wir wissen, was
er macht und dass wir uns auf ihn verlassen können.
Ähnlich
wie unser Geist in unserem Gehirn biophysikalisch mit Sinnesinformationen
umgeht, die in elektrischen Signalen enthalten sind, so arbeitet auch ein technischer Geist mit einem elektronischen
Mechanismus in unseren Computern mit Text-, Bild- und Toninformationen, die er
über entsprechende elektronische Eingabegerät (z. B. über eine Tastatur, eine
CD, ein Mikrophon oder über Sensoren) ebenfalls über elektrische Signale erhält.
Wie unser Geist unsere Sinnesinformationen erkennen, kommunizieren, abspeichern
und reaktivieren kann, so kann es auch der technische Geist mit den ihm
zugespielten Informationen. Alles was im Computer technisch geschieht,
entspricht (abgesehen von dem speziellen Mechanismus) genau dem, was in unserem
Gehirn geschieht. Die Technik hat mit Hilfe der Naturwissenschaften mit den
Computern in den letzten Jahrzehnten Geräte geschaffen, die mit einem
vergleichsweise einfachen technischen Geist ähnliche Aufgaben erledigen können
wie die, die der uns geheimnisvoll erscheinende menschliche Geist in unserem
komplex aufgebauten Gehirn erledigt.
Da
Computer wesentlich einfacher funktionieren als Gehirne, ist es mit ihnen
möglich, die Grundprinzipien dessen, was Information ist, was
Informationsverarbeitung bedeutet, und was damit für den
Akteur/Geist/Mechanismus gilt, der diese Aufgabe erledigt, zu verstehen. Ehe
wir uns im Folgenden mit den Analogien und Unterschieden zwischen der Arbeit
des menschlichen und technischen Geistes beschäftigen, müssen wir zunächst
definieren, was wir unter Informationen verstehen.
4. Die
Natur der Informationen
Informationen, die in Büchern gedruckt, in
Worten kommuniziert, biologisch-chemisch in Neuronen, Genen und physikalisch-technisch
auf Magnetbändern, Chips, CDs oder Festplatten gespeichert und vervielfältigt
werden, sind etwas Immaterielles, also etwas Geistiges, das in Analogie zum
menschlichen Geist nur von dem jeweils zuständigen biophysikalischen,
biochemischen oder technischen Geist, der ihre Sprache versteht, verarbeitet
werden kann. Sie können mündlich (akustisch) in vielen Sprachen, schriftlich
(optisch) mit unterschiedlicher Symbolik (mit verschiedenen Zeichen), chemisch
mit bestimmten Molekülen, elektromagnetisch mit Radiowellen und Funk sowie
elektronisch mit der Computersprache kommuniziert und verbreitet werden. In
allen Fällen legen unveränderliche physikalische,
chemische, mathematische und biologische Gesetzmäßigkeiten die gewiss extrem
unterschiedlichen Mechanismen des Informationsaustauschs und der
Informationsverarbeitung fest.
Damit für den Beobachter eine Information entsteht, muss die Anordnung
der Bildpunkte, der Buchstaben, der Moleküle entlang der DNS der Gene oder der
Bits auf dem Träger der Information eine Bedeutung haben. Wenn wir eine
Botschaft nutzen und sinnvoll verarbeiten wollen, dann müssen wir die Sprache,
in der sie verfasst wurde, verstehen. Wir können die in einen Stein
eingemeißelten Zeichen der Keilschrift sehen, aber wenn wir die Schrift nicht
lesen und nicht in unsere Sprache übersetzen können, dann wissen wir auch
nicht, was sie bedeutet. Die zweifellos dennoch in ihr enthaltene Information
kann dann von uns nicht entnommen werden.
Die Bewertung von Informationen, die wir über eine Tastatur in einen
Computer eingeben und die er mit internen Programmen verarbeitet, ist eine
geistige Arbeit, wie die, die auch in unserem Gehirn geleistet wird, wenn wir
ein Bild betrachten oder ein Buch lesen. Der Computer teilt uns dann nach getaner
Arbeit auf dem Bildschirm mit, was er mit den Informationen gemacht hat, so wie
uns unser Verstand mitteilt, ob er mit den Mustern eines Bildes, einer Schrift
oder einer Sprache etwas anfangen konnte. Nur wenn wir mit den Mustern vertraut
sind, wissen wir, was sie bedeuten und welcher Sinn sich aus ihnen ableitet.
Dieser Mustervergleich ist eine geistige Arbeit, die unserer Geist in uns
leistet, so wie es ein technischer Geist im Computer macht.
Die in optischen oder akustischen Signalen enthaltenen Informationen
werden in unseren Sinnesorganen in elektrische Signale umgewandelt und in den
Nervenzellen unseres Gehirns als Muster abgebildet, ähnlich wie es auch im
Computer elektronisch mit Transistoren geschieht. Damit Informationen
verarbeitet werden können, müssen sie also zuerst in die elektrische
Signalsprache unseres Gehirns bzw. in die elektronische Signalsprache des
Computers übersetzt werden. Erst dann kann die eigentliche Arbeit unseres
Geistes bzw. des technischen Geistes beginnen, die auf den angesprochenen
Mustervergleich hinausläuft.
Jedes
System, das Informationen verarbeitet, hat seine eigene Sprache, seine eigenen
Eingabegeräte, seine eigenen Sensoren, Informationskanäle und seine eigenen
Datenträger sowohl im Sinne von Informationsspeichern als auch im Sinne von
Informationsüberträgern. Nur unser Geist kann die Informationen, die unsere
Sinnesorgane empfangen und als elektrische Signale über die Nervenbahnen
schicken, verstehen, sie verarbeiten, sie abspeichern und nach Bedarf wieder
reaktivieren. Wie er es in unserem Kopf macht, davon spüren wir nichts. Es
geschieht nach genetisch vererbten und damit vorprogrammierten Mechanismen ohne
unsere Kontrolle unterbewusst und vollautomatisch. Wir verstehen die interne
Signalsprache unseres Geistes nicht, sondern nur das, was er uns in unsere
Sprache und in die Bilder, die wir kennen, übersetzt. Ähnliches gilt für den
technischen Geist, der im Computer vorprogrammiert vollautomatisch arbeitet.
Nur er kann seine interne Signalsprache, mit der er die eingegebenen Informationen
verarbeitet, verstehen. Wir verstehen nur das Ergebnis seiner internen Arbeit,
die er uns über seine Ausgabegeräte in unserer Sprache und Bildern mitteilt.
So wie
wir bestimmen, was der von uns geschaffene technische Geist im Computer für uns
machen soll, so bestimmen wir auch, was unser unterbewusst arbeitende Geist in
unserem Gehirn für uns machen soll. In beiden Fällen, geschieht die Arbeit
geheimnisvoll mit elektrischen Signalen im Innern des Computers und im Innern
unseres Gehirns, ohne dass wir genau wissen, in welcher Sprache sie
kommuniziert und verarbeitet werden.
So
wenig wie uns bewusst wird, was in den Muskeln unseres Körpers geschieht, wenn
wir uns bewegen, so wenig wird uns bewusst, was in den Nervenbahnenunseres Gehirns geschieht, wenn wir denken.
Nur eines ist völlig klar: Alles was in uns geschieht, basiert auf
Informationen, die in Form von elektrischen Signalen über unsere Nervenbahnen
geleitet werden.
Der in
den Gehirnen aller hoch entwickelten Lebewesen unterbewusst arbeitende Geist
verarbeitet die Sinnesinformationen seit Urzeiten mit vorgegebenen vererbten
Programmen nach denselben biophysikalischen Grundprinzipien. Die Arbeit dieses Urgeistes ist direkt
vergleichbar mit der Arbeit des technischen Geistes, der in allen Computern
Informationen nach denselben elektronischen Grundprinzipien mit vorgegebenen
Programmen verarbeitet. Mit den Gesetzmäßigkeiten der Mathematik, Physik,
Chemie und Biologie ist alles, was in der Natur geschieht, perfekt
vorprogrammiert. Sie sind für die verschiedenen Mechanismen verantwortlich, mit
denen ein im gesamten Universum allgegenwärtiger Geist, der in jeder Materie-
und Energieform steckt, seit ewigen Zeiten alles, was geschieht, automatisch
ablaufen lässt (ausführlich beschrieben in dem Buch „Naturwissenschaft des
Geistes“ von Hans Sixl, erschienen im Wagner Verlag, Gelnhausen 2015).
5. Der
Geist des Menschen und der Geist des Computers - Analogien
Sowohl in Gehirnen als auch in Computern werden
Informationen verarbeitet. Dafür sind allerdings unterschiedliche Mechanismen
verantwortlich. Sie haben viele gemeinsame Eigenschaften, aber es gibt auch
große Unterschiede, die in dem Artikel Naturwissenschaft des Geistes – Teil 4 –
Technischer Geist von Hans Sixl, Tabula Rasa, Ausgabe 86 (04/2013) ausführlich
beschrieben wurden. Der Artikel behandelt auch die verschiedenen
Funktionsweisen der Mechanismen in Gehirnen und Computern und die verschiedenen
Arten der Übersetzung der Signalsprachen, mit denen die Informationen auf die
Sinnesorgane der Menschen bzw. auf die Eingabegeräte der Computer einfließen,
in die jeweils erforderliche interne Signalsprache der technischen und der
biologischen Systeme.
Da jede
Form von Arbeit immer mit Kräften und materiellen Körpern bzw. Teilchen
verbunden ist, ist auch das wichtigste Merkmal der geistigen Arbeit, dass sie
immer automatisch nur mit einem Körper oder einem Gerät geleistet werden kann.
Dasselbe gilt für den biologischen oder technischen Mechanismus, der für die
geistige Arbeit zuständig ist, und damit auch für den menschlichen Geist im
Gehirn und den technischen Geist im Computer. Da die Psyche letztendlich ein
Ergebnis der unterbewusst geleisteten Arbeit des menschlichen Geistes ist, der
wie jeder beliebiger Mechanismus nur in einem Gerät oder Körper funktionieren
kann, kann sich weder der Geist noch die Psyche vom Körper ablösen, was man hingegen
von der Seele des Menschen behauptet. Deshalb sollten die wissenschaftlich
verwendeten Begriffe Geist und Psyche niemals mit dem theologisch verwendeten
Begriff der Seele vermengt werden. Der Geist ist im Gegensatz zu den Begriffen
Psyche und Seele etwas Aktives, während Letztere einen Zustand als Ergebnis der
Arbeit des Geistes beschreiben.
Für die
Kommunikation von Informationen sind sowohl in neuronalen als auch in
technischen Systemen Sender, Empfänger und Signale erforderlich, die mit der
darin enthaltenen Informationen eine gewisse Distanz überbrücken. Im Gegensatz
zu den örtlich gespeicherten Informationen werden Informationen bei der
Kommunikation grundsätzlich durch Wellen übertragen, die neben der
Ortsabhängigkeit auch eine Zeitabhängigkeit haben und die zusätzlich Energie
enthalten. Beispielsweise wird die Photonenenergie, die im Sender bei der
Erzeugung elektromagnetischer Wellen benötigt wird, zusammen mit der
Information an den Empfänger übertragen und dort abgegeben.
Die
Übertragung von Informationen ist damit ein Prozess, der über zeitabhängige
Signale (Wellen) läuft. Vom Buch zum Auge sind es optische (elektromagnetische)
Wellen, die sogar über Vakuum hinweg laufen können, und vom Auge zum Gehirn
sind es elektrische Signale (ebenfalls elektromagnetische Wellen), die entlang
ganz bestimmten Nervenbahnen (dem Sehnerv) laufen. Erst bei der Verarbeitung
des Signals kann die Bedeutungder
Botschaft, die in den Informationen steckt, erkannt werden, aber auch nur dann,
wenn in den Neuronen des Gehirns bereits bekannte Muster vorliegen. So wie ein
Mensch nur erkannt werden kann, wenn man ihn zuvor gesehen hat, so kann auch
ein Wort oder ein Satz nur erkannt und verstanden werden, wenn man seine
Bedeutung zuvor kennen gelernt hatte.
Die
Kommunikation von Informationen in biologischen Systemen mit Ionen als
Informationsträgern und technischen Systemen mit Elektronen als
Informationsträgern folgt denselben physikalischen Grundprinzipien. Wie das
Auge wandelt auch eine Fernsehkamera die einzelnen Bildpunkte in elektrische
Signale um, die intern in der Kamera oder im Videogerät weiterverarbeitet und
dort sowohl abgespeichert oder auf einem Bildschirm dargestellt werden können.
Wie bei uns sind dabei mehrere automatisch arbeitende Formen des Geistes
zuständig. Diese Arbeit leistet im Auge zuerst ein elektrochemischer Geist, der
das optische Signal unaufgefordert und vollautomatisch in ein elektrisches
Signal umwandelt, das in das Gehirn weitergeleitet wird und dort von unserem
unterbewussten Geist weiterverarbeitet wird. Physikalisch laufen die
technischen und biologischen Prozesse bei der Verarbeitung optischer
Informationen völlig analog ab.
6. Der
Geist des Menschen und der Geist des Computers - Unterschiede
Die entscheidenden Unterschiede zwischen dem
Geist des Menschen und dem Geist des Computers beruhen auf den Unterschieden
der Systeme und der Mechanismen. Ein ganz entscheidender Unterschied zwischen
biologischen und technischen Systemen beruht auf der Stabilität der Materialien.
Anorganische Materialien sind stabil und organische Materialien sind instabil.
Nur lebende Zellen verwesen nicht. Damit sie nicht absterben, müssen sie
ununterbrochen mit Energie versorgt werden. Wenn die Energieversorgung
abgeschaltet wird, bleibt der Computer im Gegensatz zu lebenden Zellen
funktionstüchtig, da alle seine Bauelemente aus unverweslichen, stabilen
anorganischen Materialien aufgebaut sind. Die Energieversorgung des Gehirns
kann hingegen nicht abgeschaltet und nach längerer Zeit wieder angeschaltet
werden, da sonst die Neuronen absterben. Wenn ein Computer nach Tagen wieder mit
Strom versorgt wird, dann erwacht in ihm sein vorprogrammierter Geist wieder zum
Leben und bearbeitet wie Tage zuvor die eingegebenen Informationen mit seiner
eigenen elektronischen Sprache mit elektrotechnischen Mechanismen, wie es ihm
technisch einprogrammiert wurde.
Im
Gegensatz zu Computern, die mit elektrischer Energie versorgt werden, müssen
Menschen und Tiere mit chemischer Energie, also mit Nahrung und Sauerstoff, versorgt
werden. Dies gilt für die Arbeit des genetischen Geistes ebenso wie für die
Arbeit unseres denkenden Geistes. Der genetische Geist verarbeitet in jeder
einzelnen Zelle eines Lebewesens mit einem biochemischen Mechanismus und
molekularen Informationsträgern Informationen, die auf der DNS im Zellkern abgespeichert
sind, ähnlich wie unser denkender Geist Informationen, die in den Neuronen
abgespeichert sind, mit einem physikalisch-chemischen Mechanismus und ionischen
Informationsträgern verarbeitet. Für die Energieversorgung der Körperzellen
gilt dasselbe wie für die Neuronen des Gehirns. Wenn sie abgeschaltet wird,
zersetzen sich ihre organischen Bausteine unkontrolliert und die in ihnen
enthaltenen Informationen gehen unwiderruflich verloren.
Die
Psyche von Mensch und Tier ist ein Ergebnis der Informationsverarbeitung, die
überwiegend von einem vererbten unterbewussten Geist geleistet wird, auf dessen
Arbeit wir keinen Einfluss haben. Da allerdings auch in technischen Systemen
Informationen von einem technischen Geist verarbeitet werden, stellt sich die
Frage, ob Systeme wie Computer, Roboter oder Maschinen auch eine Psyche haben
können. Um diese Frage zu beantworten, müssen die Kernelemente der Psyche
angesprochen werden.
Unsere
spezielle menschliche Psyche hat etwas mit dem subjektiv empfundenen Zustand
unseres geistigen und körperlichen Innenlebens tun, das sich durch „geistiges
und körperliches Wohl- oder Unwohlfühlen“ offenbart. Dieser Befund hat wiederum
u. a. etwas mit unseren Empfindungen und Gefühlen wie Freude, Liebe, Angst,
Zorn usw. zu tun, die wir in ähnlicher Form auch in Tieren vorfinden. Gefühle
und Stimmungen entstehen im Körper von Lebewesen über hormonelle Aktivitäten
und innere Sensoren, die dem jeweiligen Lebewesen je nach genetischer
Veranlagung ihre Auswirkungen auf eigene sehr spezielle Weise spüren lassen. Da
in unserem Gehirn alle Informationen zusammenlaufen, sind unsere Empfindungen,
Gefühle, Instinkte und Urtriebe letztendlich ein Ergebnis der internen
Kommunikation und Informationsverarbeitung, für die verschiedene Geistformen
zuständig sind.
Technische Systeme haben zwar auch einen Körper, der sich allerdings in
vielfacher Hinsicht von dem der Lebewesen unterscheidet. Er besteht aus
unverderblichen anorganischen Materialien und kann deshalb auch ohne Schaden zu
nehmen, ausgeschaltet werden. Ferner hat er keine Sensoren und keine
Mechanismen, die ihm ein Wohlbefinden oder ein Unwohlsein, wie wir es kennen,
vermitteln. Wenn ein Roboter mit Energie versorgt wird, dann kann er zwar wie
Mensch und Tier mit seinen Sensoren wahrnehmen, was um ihn herum geschieht und
diese Informationen so verarbeiten, wie man es auch von einem Lebewesen
erwarten würde. Er denkt und handelt dabei, ohne etwas zu empfinden, da er nur
aus einem reinen Wahrnehmungs-, Denk- und Reaktionsapparat besteht, der den
Fähigkeiten des menschlichen somatischen Nervensystems entspricht. Was ihm
vollständig fehlt, ist ein System, das unserem vegetativen Nervensystem
entspricht, welches sich vorwiegend mit der Steuerung der Körperfunktionen aber
auch mit der Wahrnehmung ihrer Befindlichkeit befasst. Damit mangelt es den
technischen Systemen an dem wichtigsten Faktor, der die Psyche des Menschen
bestimmt und dies ist die geistigen Wahrnehmung der körperlichen
Befindlichkeit, die sich aus vorwiegend unterbewusst entwickelten Empfindungen,
Grundbedürfnissen, Trieben und Gefühlen entwickelt. Die körperliche
Befindlichkeit bildet neben der geistigen Befindlichkeit die Grundlage der
menschlichen Psyche, die sich auf seine bewusst gesteuerten Denkprozesse
auswirkt und umgekehrt. Solange technische Systeme keine körperlichen
Empfindungen kennen, können sie auch keine Psyche haben, denn Denk- und
Rechenprozesse allein reichen nicht aus, um eine solche zu bilden. Auch dann,
wenn man technische Systeme mit einer inneren Sensorik ausstattet, die sie
wissen lassen, ob und wie gut ihre inneren Systeme funktionieren, kann sich in
ihnen noch keine Psyche entwickeln, da sich mit ihnen allein keine Emotionen
entwickeln können. Da technische Systeme weder durch angenehme oder unangenehme
Empfindungen bei ihren Aktionen belohnt oder bestraft werden, kennen sie auch
keinerlei Motivation.
7. Geistiges
und körperliches Leben
Geistiges Leben, wie wir es vom Denken her kennen, findet
ausschließlich in den Neuronen unseres Gehirns statt. Es beginnt mit dem Aufbau
der Neuronen und endet bei ihrem Absterben. Es betrifft aber nicht nur die
Aktivität unseres bewussten Geistes, den wir besonders gut kennen, weil wir mit
ihm denken, planen, fantasieren, uns erinnern usw., sondern insbesondere die
unseres unterbewussten Geistes, der pausenlos aktiv ist. Diese Aktivität
begründet sich auf einem biologischen Mechanismus, der mit elektrochemischen
Signalen arbeitet und alle Informationen, die von innen und außen auf Mensch
und Tier eindringen, je nach Bedeutung im Gehirn abspeichert und je nach Bedarf
auf sie zugreift. Da dieser Geist unterbewusst arbeitet, lässt er uns auch
nicht spüren, wo und wie er es macht. Wir wissen nur aufgrund unserer
naturwissenschaftlichen Erkenntnisse, dass er im Zentrum unseres neuronalen
Netzwerks aktiv ist, das sich in unserem Gehirn befindet und sich in das
Rückenmark erstreckt. Unser geistiges Leben findet in einem geschlossenen
Nervensystem statt, aus dem keine elektrischen Signalinformationen nach außen
verloren gehen können, dennoch können abgespeicherte Informationen im Lauf der
Zeit verloren gehen, da Neuronen absterben können.
Eine völlig andere aber ähnliche Art des
geistigen Lebens findet in Computern statt, wenn sie angeschaltet sind. In
ihnen ist es ein physikalisch-technischer Mechanismus, den wir entsprechend als
technischen Geist bezeichnen, der ebenfalls alle Informationen, die allerdings
ausschließlich von außen in ihm eingegeben werden, in seinen Speicherzellen
abspeichert und mit ihnen je nach Bedarf arbeitet. Er arbeitet ebenfalls mit
einem geschlossenen Netzwerk von Signalleitungen, in dem keine Informationen
verloren gehen. Seine in Speicherzellen abgespeicherten Informationen können aber,
da anorganischen Materialien sehr stabil sind, im Gegensatz zu denen der
Neuronen nicht verloren gehen.
Körperliches
Leben findet in den Zellen der Lebewesen statt. Es hat seinen Ursprung in
der Urzelle, einem ebenfalls geschlossenen System, aus dem keine molekularen
Informationen entweichen können. Jede Form des Lebens benötigt einen Geist, der
Informationen verarbeitet. Der Geist der in den Körperzellen aller Lebewesen
Informationen auf der DNS molekular abspeichert, sie kommuniziert und die Zellen
samt ihrer darin enthaltenen Informationen bei der Zellteilung perfekt
dupliziert usw. ist ein genetischer Geist. Er arbeitet mit einem chemischen
Mechanismus mit molekularen Informationsträgern und kann deshalb keine
Informationen mit dem Geist austauschen, der mit einem ionischen Mechanismus
und elektrischen Signalinformationen in den Gehirnen von Mensch und Tier
arbeitet. Dennoch findet in Mensch und Tier eine Kopplung zwischen dem
körperlichen und geistigen Leben statt, das für unsere Empfindungen verantwortlich
ist und damit einen entscheidenden Einfluss auf den Zustand unseres Geistes und
damit auf unsere Psyche ausübt. Wie ist das möglich? Da unsere Nerven alle
Organe erreichen, können sie wie Sensoren feststellen, ob sie einwandfrei
arbeiten. Sie melden uns also nicht die genetischen Informationen, sondern den
jeweiligen aktuellen Stand der organischen Funktionen als Ergebnis der Arbeit
des genetischen Geistes, der völlig entkoppelt von dem Geist arbeitet, der in
den Gehirnen aktiv ist. Der Zustand unseres körperlichen Lebens wird auf diese
Weise von unserem Geist im Gehirn registriert und damit automatisch ein
Bestandteil unseres geistigen Lebens.
Wir sind geneigt zu glauben, dass
Empfindungen wie z. B. Schmerzen eine rein körperliche Sache wären, da wir sie
beispielsweise im Finger spüren,wenn
wir mit ihnen eine heiße Herdplatte berühren und nicht im Gehirn, in dem unser
Geist arbeitet. Evolutionär ist es wichtig, den Schmerz dort zu spüren, wo die
Verletzung stattfindet, aber die Wahrnehmung findet deshalb dennoch rein
geistig an einer anderen Stelle statt. Sinnvollerweise lässt uns unser Geist aufgrund
der Informationen, die er über unsere Nervenbahnen empfängt, verstehen, woher
unsere Schmerzen kommen, damit wir sie vermeiden können. Werden diese
Nervenbahnen unterbrochen, dann kann ein Schmerz in den Fingern auch geistig
nicht mehr wahrgenommen werden und wir können ihn dann deshalb auch nicht mehr
spüren. Damit wird deutlich, dass Schmerzen ähnlich wie alle anderen
körperlichen Empfindungen, Stimmungen, Gefühle und Triebe eine rein geistige
Angelegenheit sind. Es bestätigt, dass der Teil des körperlichen Lebens, den
wir wahrnehmen, ein Bestandteil des geistigen Lebens ist. Der Teil, den wir
nicht wahrnehmen und auf den wir keinen Einfluss nehmen können, betrifft das
genetisch gesteuerte körperliche Leben der Milliarden einzelnen Zellen unseres
Körpers.
Erlebnisse und Empfindungen eines ganzen
Lebens sind mehr oder weniger gut im Unterbewusstsein abgespeichert. Solange
sie im Lauf der Zeit nicht verloren gegangen sind, können sie grundsätzlich mit
speziellen psychologischen Methoden aktiviert werden. Eine Rückführung in die
Kindheit ist damit möglich, aber keine Rückführung in ein früheres Leben vor
der Geburt, da es keine Erberinnerungen gibt. Erinnerungen können nur in
Neuronen und nicht in den Genen abgespeichert werden. Sie gehen mit dem Tod
eines Menschen unwiederbringlich verloren und können deshalb auch nicht vererbt
werden. Es gibt keine naturwissenschaftlich belegbaren Mechanismen, die
gelöschte Erinnerungen verstorbener fremder Menschen reaktivieren und in das
Unterbewusstsein eines anderen Menschen bringen könnten.
Reinkarnationstherapien, die auf fernöstlichen Glauben und Seelenwanderung
beruhen, sind deshalb eine reine Glaubenssache und entbehren jeglicher
naturwissenschaftlicher Grundlage. Mit den dabei verwendeten hypnotischen
Methoden kann nur die Phantasie stimuliert werden, die allerdings im
Zusammenhang mit einem psychischen Befund stehen kann.
8. Die
Evolution der Psyche
Die Psyche des Menschen als Ergebnis der Arbeit
seines Geistes hat sich wie seine körperlichen Strukturen nach den Prinzipien
von Ursache und Wirkung evolutionär über Mutation und Selektion aus
biologischen Vorformen entwickelt. Da sie ein Ergebnis der Informationsverarbeitung
ist, ist sie zusätzlich automatisch mit der evolutionären Entwicklung der
verschiedenen Informationsarten und der Mechanismen ihrer Verarbeitung in den
zugehörigen neuronalen Strukturen verkoppelt.
Beginnen wir mit den einfachsten Lebewesen, den Einzellern. Ohne jeden
Zweifel werden beispielsweise auch in einem Pantoffeltierchen Informationen
verarbeitet, die dazu führen, dass es sich in einer Nährlösung „wohl fühlt“,
wächst und gedeiht und sich durch Zellteilung fortpflanzt. Es funktioniert wie
eine vollautomatisch gesteuerte chemische Minifabrik, mit einer
Datenspeicherung in den Genen, die für die Steuerung der Organellen über
chemische Sensoren und für die Mechanismen der Fortpflanzung verantwortlich
ist. Gewiss ist das „Wohlfühlen“ eines Pantoffeltierchens ein völlig anderes
als das Wohlfühlen der Menschen, aber die Ursachen der menschlichen Psyche sind
bereits in der gewiss sehr speziellen Psyche der Einzeller verankert.
Bei jeder Art von Informationsverarbeitung
reden wir von geistigen Funktionen, Faktoren, Aufgaben und Fähigkeiten, die uns
im Zusammenhang mit der Arbeit unseres denkenden Geistes in unserem Gehirn und
von der Arbeit des technischen Geistes in Computern bekannt sind. In lebenden
Zellen ist es ein genetischer Geist, der seit der ersten Zelle die genetisch
auf der DNS abgespeicherten Informationen verarbeitet. Mit seinen chemischen
Mechanismen sorgt er für die Energieversorgung, die zur Bildung und
Aufrechterhaltung geordneter Strukturen in den Zellen notwendig ist und sie
damit am Leben erhält. Es ist der Geist, der die Aktionen in den Zellen, die
ihr biologisches Leben ausmachen, steuert. Damit das Leben auch nach dem
Zelltod erhalten bleibt, hat der genetische Geist in einem Lernprozess die
Zellteilung, bei der die Zellen identisch reproduziert werden, erfunden. Sein
evolutionär entwickeltes Wissen ist in der DNS molekular abgespeichert. Es wird
dort als Information abgelesen und über größere Distanzen zum Ort des
Empfängers, an dem es wirken muss, durch Diffusion kommuniziert und weiter
verarbeitet. Da dieser Geist mit genetisch verankerten Programmen und genetisch
abgespeicherten Informationen arbeitet, wird er als genetischen Geist bezeichnet.
Ein weiterer Geist, der ebenfalls bereits in
den ersten Zelle arbeitete und der heute noch in allen Körperzellen aller
Lebewesen arbeitet, ist der Zellgeist,
der Informationen sowohl aus seinem Inneren als auch aus dem Umfeld der Zelle
gemeinsam mit dem genetischen Geist verarbeitet und u. a. beispielsweise mit
seinen Sensoren erkennt, wo er Nahrung findet und wohin er sich deshalb bewegen
sollte. Er ist direkt vergleichbar mit unserem menschlichen Geist, der sowohl
Informationen aus unserem Körper sowie Informationen aus unserem Umfeld verarbeitet
und damit für die richtigen Reaktionen sorgt. Er ist zwar wie unser
menschlicher Geist genetisch vorprogrammiert, aber er verarbeitet nicht die
Informationen, die auf der DNS abgespeichert sind. Der Zellgeist ist damit für
die Steuerung aller lebenserhaltenden chemischen Prozesse im Einzeller aber
auch innerhalb der Zellen aller Vielzeller und damit auch in unseren Körperzellen
zuständig.
Ein Sender produziert Informationsträger,
die ein Empfänger mit ihren Informationen an einem anderen Ort zu einer
späteren Zeit übernimmt. Dazu muss der Sender die Information, die er dem
Informationsüberträger (in der Zelle einem Molekül, z.B. der RNS oder einem
Ion, in der Nachrichtentechnik und im Computer einem Photon oder allgemein
einer elektromagnetischen Welle) mitgibt, zuerst einem Informationsspeicher (in
der Zelle der DNS, in der Nachrichtentechnik einem Magnetband, einer DVD etc.,
im Computer der Festplatte etc.) entnehmen und der Empfänger muss auf den
Informationsüberträger abgestimmt sein, d. h., er muss in der Lage sein, ihn mit
seiner speziellen Information und seiner Energie aufzunehmen. Bei Molekülen
spricht man dabei vom Schlüssel-Schloss-Prinzip und in der Nachrichtentechnik
vom Resonanzprinzip.
Bei der Weiterentwicklung von Einzellern zu Vielzellern
und zu Tieren war es wichtig, die Aufgaben der einzelnen Zellen, die sich im
Laufe der weiteren Evolution spezialisierten, sinnvoll zu verteilen und richtig
zu steuern, damit sie nicht völlig unabhängig voneinander, sondern fein
abgestimmt ihre Aufgaben erledigen. Um dies zu erreichen, müssen deshalb auch Informationen
von Zelle zu Zelle übertragen werden. Moleküle sind als Informationsüberträger dazu
nicht fähig, da sie wegen ihrer Größe die Zellwände nicht durchdringen können.
Aber die Ionen der Zellflüssigkeit sind dafür klein genug. Sie tragen
zusätzlich zu ihrer atomaren Information eine Ladung und können damit beim
Durchgang durch die Zellwände elektrische Signale erzeugen. Um sie zu nutzen,
musste die Natur allerdings ein neuer Mechanismus der Informationsverarbeitung
entwickeln, der die Basis für die geistige Aktivität in neuronalen Netzwerken
begründete.
Mit dem Ausbau von neuronalen Strukturen in
höher entwickelten Systemen, die mit ihren Nervensträngen Signalnetzwerke wie Telefonnetze
nutzen, können Informationen mit elektrischen Signalen wesentlich schneller
über größere Distanzen von den Organen zum Gehirn übertragen werden. Den Geist,
der erstmals diesen speziellen elektrischen Mechanismus nutzte, um Informationen
in neuronalen Netzen zu kommunizieren, nennen wir den Urgeist. Er arbeitet genetisch vorprogrammiert im Unterbewusstsein
aller Lebewesen auf ein und dieselbe Art und Weise. Aus ihm sind alle weiteren
höherentwickelten Formen des Geistes in den Gehirnen von Mensch und Tier
entstanden. Mit welchen Signalinformationen und wie der Urgeist arbeitet, hat
sich evolutionär entwickelt und sein Entstehungsprozess ist damit genetisch
vorprogrammiert. Auch die Arbeitsweise des menschlichen Geistes beruht auf den
Mechanismen, mit denen der Urgeist schon vor Jahrmillionen arbeitete. Die
Informationen zur Entstehung des unterbewussten Geistes sind deshalb auch
genetisch abgespeichert. Nur die Informationen, die er über das somatische und
vegetative Nervensystem erhält, abspeichert und weiterverarbeitet und unserem
denkenden Geist bei seiner Arbeit zuspielt, sind völlig anderer Natur. Sie sind
nicht in den Genen sondern in den Neuronen abgespeichert und folgen eigenen
Programmen, die völlig unabhängig von genetischen Informationen und Programmen
sind.
Bei wenigen Funktionen reichen einzelnen
Verbindungen oder ein einfaches Netzwerk aus, um die Informationen
auszutauschen und zu verarbeiten, aber bei einer hohen Spezialisierung der
Zellen ist zusätzlich eine zentrale Steuereinheit erforderlich. Die
Informationsübertragung, die in Einzellern mit ihren Organellen noch ausschließlich
durch Diffusion von Molekülen und Ionen über Mikrodistanzen erfolgt, geschieht
in hochentwickelten Vielzellern mit ihren Organen mit elektrischen Signalen,
die über ein makroskopisches Nervennetzwerk laufen. Da alle komplexen Systeme
eine zentrale Steuereinrichtung benötigen, bei der alle Informationen
zusammenlaufen und sinnvoll verarbeitet werden, hat die Natur in höher
entwickelten Lebewesen ein Nervensystem entwickelt, bei dem Informationen über
große Distanzen schnell übertragen werden können und bei dem das Gehirn die Zentrale ist und alle
Steuerungsaufgaben übernimmt.
Ein
weiterer Schritt in der Evolution ist die Speicherung von Informationen im
Gehirn, die es ermöglicht, sich an Vergangenes zu erinnern, Freunde und Feinde
zu erkennen und sich in einem Umfeld zurechtzufinden. Alle nach und nach in den
höher entwickelten Lebewesen evolutionär entwickelten Geistformen des Gehirne
entstanden Hand in Hand mit der evolutionären Entwicklung der Gehirne (s. z. B.
P. D. MacLean, „Triune Conception of the Brain and Behaviour“, University of
Toronto Press, 25 Sept. 1974), wobei der Hirnstamm durch das Mittelhirn und
schließlich beim Menschen durch die Hirnrinde erweitert wurde.
Die
Informationen, die uns unser Umfeld zur Verfügung stellt und die im Lauf des
Lebens unser Wissen und unsere Erfahrungen ausmachen, haben nichts mit den
genetischen Informationen zu tun, die für den Aufbau und die Funktionsweise
unseres Körpers zuständig sind.Auf
bestimmte Ereignisse richtig zu reagieren, erfolgt direkt mit abgespeicherten
Informationen aus persönlicher geistiger und körperlicher Erfahrung und den daraus
selbst entwickelten Programmen. Es gibt aber auch vererbte Verhaltensweisen und
Empfindungen, die indirekt über Wechselwirkungen zwischen Enzymen und
Regulationsproteinen mit der Umwelt über genetisch verankerte Informationen
entstehen.Die Psyche des Menschen als
subjektiv empfundenes Ergebnis aller inneren und äußeren Erfahrungen wird damit
nur indirekt von den in der DNS abgespeicherten Informationen bestimmt.
In Gehirnen
werden wie in zentralen technischen Steuereinheiten ausschließlich
Informationen und Programme abgespeichert und weiterverarbeitet, die für
geistige und körperliche Aktionen in einem speziellen Umfeld erforderlich sind.
Sie ermöglichen das Denken (Rechnen, Planen, …) und die Ausführung der zu einem
bestimmten Zweck erforderlichen Bewegungen. Beim Denken werden damit eigene
Informationen und eigene Programme benutzt, die während eines Menschenlebens
durch Erfahrungen selbst entwickelt wurden. Der Denkprozess ist aber nicht
völlig unabhängig von genetischen Daten, da diese für die Entwicklung der
Strukturen und Prozesse in den neuronalen Netzwerken verantwortlich sind, die
für alle Menschen die Grundlage aller geistigen Prozesse darstellen und damit
für die Ausbildung der Psyche verantwortlich sind.
Fazit
- Die Ursachen der menschlichen Psyche und die
Mechanismen ihrer Entstehung können physikalisch verstanden werden.
- Die wissenschaftlich verwendeten Begriffe
Geist und Psyche sollten niemals mit dem theologisch verwendeten Begriff der
Seele vermengt werden. Der Geist ist im Gegensatz zur Psyche und Seele ein
Akteur, der eine Arbeit leistet, während letztere Begriffe einen Zustand als
Ergebnis der Arbeit des Geistes beschreiben.
- Physikalisch betrachtet,
ist der Geist des Menschen ein Mechanismus, der genetisch vorprogrammiert
vollautomatisch in den Neuronen des menschlichen Gehirns Informationen in Form
von elektrischen Signalen, die über die Nervenbahnen laufen, verarbeitet. Nur
ein Teil dieser Arbeit verläuft bei Denkprozessen bewusst kontrolliert.
- Die Psyche des Menschen basiert auf zwei Arten
von Informationen, die ein Leben lang erstens von den Sinnesorganen über das
somatische Nervensystem und zweitens von den inneren Organen über das
vegetative Nervensystem als elektrische Signale in das Gehirn eingeflossen sind
und dort verarbeitet wurden.
- Sie entsteht unterbewusst, da unser bewusster
Geist abgesehen von den Denkprozessen keinen Zugriff auf die Erzeugung,
Kommunikation, Speicherung und die weitere Verarbeitung dieser Informationen
hat. Sie wird deshalb von unterbewussten Prozessen, die für unsere mentale
Verfassung verantwortlich sind, dominiert. Emotionen, Bedürfnisse und Triebe
können zwar bewusst von uns wahrgenommen, aber nur sehr eingeschränkt unter
Kontrolle gehalten werden.
- Unsere Psyche charakterisiert den aktuellen
Zustand der Leistungsfähigkeit unseres Geistes, den wir uns als Ergebnis
unserer körperlichen und geistigen Befindlichkeit bewusst machen können.
- Die Psyche ist ein
Bestandteil aller biologisch lebenden Systeme. Letztere sind ausschließlich in zellularen
Struktur als geschlossene Systeme in der Lage, Informationen von einem
Sendermolekül zu einem Empfängermolekül zu übertragen. Dazu ist Energie
erforderlich.
- Die Grundelemente der Psyche haben sich wie
die körperlichen Strukturen und die Mechanismen der Informationsverarbeitung in
den Lebewesen nach den Prinzipien von Ursache und Wirkung evolutionär über
Mutation und Selektion aus biologischen Vorformen entwickelt.
- Diese Grundelemente
sind bereits in den Einzellern vorhanden, die ebenfalls Informationen, die aus
dem inneren ihres Körpers und aus ihrem Umfeld stammen, verarbeiten können. Die
beiden Geistformen, die in Analogie zum unterbewussten und bewussten Geist
dafür verantwortlich sind, sind der genetische Geist und der Zellgeist.
- Ähnlich wie die Natur
Informationen in biologischen Systemen verarbeitet, macht es auch der Mensch in
technischen Systemen. Denkprozesse finden auch in Computern statt, allerdings
in wesentlich einfacherer Form als in Gehirnen.
- Computer und Roboter
können, solange sie keine körperlichen Empfindungen haben und keine Emotionen,
Bedürfnisse und Triebe empfinden können, auch keine Psyche entwickeln.
-Die Intelligenz des menschlichen Geistes, die
die Qualität der Psyche festlegt, zeichnet sich durch eine evolutionär entwickelte
erfolgreiche Nutzung von angesammelten Informationen aus. Sie hat ihren
Ursprung in der Intelligenz des Urgeistes und des Zellgeistes und diese
wiederum in der Intelligenz des genetischen Geistes, der seit Jahrmillionen
genetisch angesammelte Informationen erfolgreich für die evolutionäre
Entwicklung der Lebewesen nutzt.
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