Erschienen in Ausgabe: Ohne Ausgabe | Letzte Änderung: 27.11.15 |
von Nathan Warszawski
Anlässlich der Pariser Ereignisse entschlüpfen dem Munde der
Bundeskanzlerin die Worte „gottlose Terroristen“. Die deutschen Atheisten sind
erbost. Stehen Atheisten nun unter dem Generalverdacht, Terroristen zu sein?
Sind die islamistischen Mörder nicht das Gegenteil von „gottlos“? Zur
Beruhigung darf angebracht werden, dass im Deutschen das Wort „gottlos“ zuerst
„verwerflich“ und erst in zweiter Linie „nicht an Gott glaubend“ oder „Gott
leugnend“ bedeutet. Leider hat die Pfarrerstochter nicht kund getan, welche
Bedeutung sie mehr anspricht.
Dr. Michael Schmidt-Salomon ist Philosoph, Schriftsteller
und Vorstandssprecher der Giordano-Bruno-Stiftung, der bedeutendsten
Atheistischen und Agnostischen Gesellschaft Deutschlands. Er verliert keine
Worte über das Reden der Kanzlerin, sondern bringt mit der Illustratorin Anne-Barbara
Kindler ein schön bebildertes Kinderbuch heraus, welches für Schüler der ersten
Grundschulklassen konzipiert ist. Er zeigt damit, welche Bedeutung der
Atheismus in Deutschland haben kann, denn das Verstehen der Evolution führt
dazu, jegliches Leben zu achten und
zu schützen. Das Buch „Big Family“ behandelt kindergerecht die Evolution,
welche in deutsche Schulen erst in einem höheren Schulalter gelehrt wird, ganz
im Gegensatz zum Religionsunterricht, in dem vom ersten Schuljahr an wissenschaftliche
Erkenntnisse ausgeblendet werden. Den Anstoß zur Herausgabe des Buches gibt das Vorgehen in den
USA, „Intelligent Design“, also den Kreationismus, als
Schulfach zuzulassen.
In Deutschland haben die meisten christlichen Kirchen mit
der Evolution ihren Frieden geschlossen. Das erste Kapitel der Genesis im Alten
Testament wird als bildhafte Erzählung verstanden. Eine offene und ehrliche
Auseinandersetzung mit der Evolution findet in den Kirchen nicht statt. Die
Schöpfungsgeschichte nimmt nur das erste Kapitel der Genesis ein, wenn man den
siebten Tag, an dem Gott im zweiten Kapitel ruht, außer acht lässt. Die Sprache
der Thora ist gewaltig und beeindruckt Leser und Hörer bis heute. Selbst in den
Übersetzungen aus dem Hebräischen kommt die Stärke herüber. Es ist kaum zu
glauben, dass Menschen vor 2,5 tausend Jahren fähig gewesen sind, mit einer
solchen Wucht und in derart knappen Worten ohne Zuhilfenahme von Fabeltieren die
Erschaffung des Universums und der Erde zu beschreiben.
Selbstverständlich findet die Evolution keinen Einzug in
die Bibel. Woher sollten die jüdischen Schreiber vor so langer Zeit etwas über
die Evolution wissen? Die Schöpfung beschreibt den Ist-Zustand, den die Menschen
damals gekannt haben.
Bis heute hat das Judentum Probleme mit der Anerkennung
der Evolution. Streng religiöse Juden bringen ihre Kinder in Schulen, wo außer
dem Thorastudium sehr wenig, schon gar nicht die Evolution gelehrt wird. Um das
Bildungsniveau der ultraorthodoxen Gemeinschaft zu heben, haben sich gelehrte
Rabbiner und Naturwissenschaftler aus Israel und den USA zusammengesetzt, um
die Evolution in der Thora wenn auchnicht zu beweisen, so doch im Judentum „hoffähig“ zu machen.
Die Gesetzte des Judentums entstammen der Thora. Ihre
Umsetzung findet zunächst im Talmud statt. Hier diskutieren verschiedene
Schulen, was Gott mit seinen von Moses aufgeschriebenen Worten gemeint haben
könnte. Alles darf, ja muss angezweifelt werden, selbst die Existenz Gottes, um
der göttlichen Wahrheit, also der Wahrheit, näher zu kommen.
Die gelehrten Rabbiner und Naturwissenschaftler beschließen,
über altbekannte Wege zur Evolution zu gelangen: Sie nehmen sich die jüdischen
Speisegesetze (Kaschrut) vor. Die Speisegesetze werden ausführlich in der Thora
und im Talmud behandelt. Ob ein Tier gegessen werden darf (koscher) oder nicht
(trefe), hängt von vielen Merkmalen des Tieres ab. So sind Rinder koscher, da
sie Paarhufer und Wiederkäuer sind, Hunde und Katzen hingegen gelten somit als
trefe. Die Wissenschaftler stellen sich zunächst die Frage, welche Tiere der
fromme jüdische Zeitreisende in die Vergangenheit hätte essen dürfen. Schnell
kommt man überein, dass Dinosauriere und Mammute verboten, Fische mit Flossen
und Schuppen erlaubt sind.
Nun zeigt die Evolution, dass die essbaren Tiere
Vorfahren haben, denen die Kaschrut-Merkmale fehlen. Der Vorfahre,
beispielsweise ein schuppenloser Fisch, wäre zweifelsfrei und gemäß dem
jüdischen Speisegesetzen trefe, der beschuppte Nachfahre koscher. Dass Gott
nicht nur die jetzt vorhandenen Fische, sondern auch deren trefenen Vorfahren
erschaffen hat, die die Thora warum auch immer nicht erwähnt, ändert nichts
daran, dass der heutige Fisch koscher bleibt. Die von Gott gegebenen jüdischen
Speisegesetze widersprechen somit eindeutig nicht der Evolution. Q.e.d.
Es besteht somit kein triftiger Grund mehr, die Evolution
nicht in jüdischen Schulen zu lehren. Da jüdische Kinder schon im Alter von
drei bis vier Jahren mit dem Lesen beginnen, kann die Evolution frühzeitig in
den ersten Klassen gelehrt werden. Mit Widerstand aus der super-religiösen Ecke
wird gerechnet.
Dieses jüdische Vorgehen soll den Schulen in Deutschland als
Anreiz dienen, die Schulkinder frühzeitig an die Evolution heranzuführen.
Kleine Kinder lernen gut und schnell.
Das
großformatige, aufwändig illustrierte Buch ist über den Kooperationspartner denkladen.de
zum Preis von 16,90 € erhältlich.
Ab
einer Mindestbestellzahl von 10 Exemplaren ist ein Buchhandelsrabatt möglich.
Bei Sammelbestellungen
für den Unterricht werden
die im Buchpreisbindungsgesetz vorgegebenen Rabatte gewähren.
50 Prozent des
Verlagsgewinns kommen dem Evokids-Projekt zugute.
Als nächstes kündigt Schmidt-Salomon ein Buch über die Entstehung des Universums an.
Seien wir darauf gespannt! Ein Widerspruch zur Thora kann bereits jetzt
ausgeschlossen werden.
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