Erschienen in Ausgabe: No 122 (04/2016) | Letzte Änderung: 05.05.16 |
von Nathan Warszawski
Baal wird über Jahrtausende als oberster Gott rund ums Mittelmeer in
Asien und in Afrika, ja sogar kurzzeitig in Rom verehrt. Es heißt, dass er böse
und blutrünstig ist und nach Menschenopfer verlangt. Aus dem Alten Israel lässt
sich Baal nicht vollkommen verbannen. Der Prophet Elijahu kämpft im 9.
Jahrhundert v.Z. gegen dessen Priester. Noch heute finden Archäologen in ganz
Israel kleine Statuen, die den Götzen Baal darstellen.
In Palmyra (Tadmor, früher Tamar) haben mehrere Baal-Tempel
gestanden, den die Islamisten des IS bis zur Unkenntlichkeit zerstört haben. Nach
der Befreiung Palmyras durch Assad den Schlächter seines eigenen Volkes
willder Westen das
UNESCO-Weltkulturerbe schnellstens an Ort und Stelle wiederaufbauen.
Im Orient geschieht nichts ohne Hintergedanken. Dem einfachen
Europäer, der den IS fürchtet, wird nichts Überlegenswertes am Wiederaufbau
eines alten Tempels in Syrien in den Sinn kommen. Deshalb hier die Fragen:
Warum haben die islamistischen Kämpfer des IS die Baal-Tempel bis
zur Unkenntlichkeit zerstört?
Der IS hat auch andere Kulturgüter vernichtet, indem er sie zerlegt
hat, um die Teile gewinnbringend in Europa und in den USA gegen Geld und Waffen
zu tauschen. Die Baal-Tempel wurden nicht allein des Geldes wegen zerstört. „Baal“
wird im Koran als Teufel gehandelt. Baal wird bis zum Einzug des Islams im
heutigen Syrien und Irak angebetet. Der IS demonstriert mit dem Untergang der
Baal-Tempel den Untergang des großen Widersachers Allahs.
Baal werden Grausamkeiten nachgesagt, zu denen sich der IS offen bekennt.
Liegt es da nicht nahe, dass die Islamisten des IS selber Baal als Gott verehren?
Warum zerstören sie dann seine letzten Tempel? Um davon abzulenken, dass sie an
Baal glauben und Heiden sind! Gewaltbereite Islamisten wären somit keine
Muslime und ein Islam ohne gewaltbereite Islamisten entpuppt sich als
Friedensreligion. Es sei denn, dass Baal und Allah ein- und derselbe Gott sind.
Warum will der Westen in Palmyra die Baal-Tempel so schnell wie
möglich wiederaufbauen?
Wäre es nicht einfacher und kostengünstiger, die Palmyra-Anlage in
einem amerikanischen Disneyland wiederauferstehen zu lassen? Entsprechende echte
Sand- oder Plastiksteine werden sich in den Weiten der USA finden lassen. Der
Tourist würde sein Eintrittsgeld im Westen lassen. Eine Reise zu einem US-Disneyland
ist bedeutend sicherer als ein Flug nach Palmyra, wo sich die Syrer und deren
russische Verbündete bereichern. Andrerseits versprüht eine Reise nach Syrien den
Geruch von Abenteuer. Nach dem Besuch von Palmyras Disneyland darf der
zahlungsfähige Tourist kriegsbereite Gasanlagen besichtigen und für ein kleines
Entgelt echte Fassbomben auf zerschundene Städte abwerfen! Oder will der Westen
sein Disneyland nur deshalb in Syrien aufbauen, um den Einfluss der Russen in
Syrien zu schmälern?
Die dargebrachten Antworten befriedigen nicht. Es ist nicht Palmyra
und nicht das syrische Erdöl, was den Westen erregt, sondern der Gedanke, einen
Baal-Tempel im 21. Jahrhundert n.Z. zu errichten. Baal, dem Teufel und Widersacher
des monotheistischen jüdischen Gottes, soll eine Gebetstätte in der vom IS
befreiten Zone errichtet werden. Sehnen sich die Abendländer zurück zu ihren
Wurzeln? Wollen sie endlich die lästigen und überholten, aus dem Orient
importierten Moralvorstellungen des Monotheismus ablegen?
Wenn der Wiederaufbau gelingt, wird der Baal-Tempel in Palmyra viele
Nachahmer finden. Dort werden sich ehemalige
Atheisten, Christen, Muslime und auch Juden vereinigen, um die alt-neue
Religion und den Weltfrieden zu feiern. Irgendwann wird es Baal nach Menschenblut
gelüsten. Ab diesem Moment sind wir wieder im jetzt und hier angelangt.
>> Kommentar zu diesem Artikel schreiben. <<
Um diesen Artikel zu kommentieren, melden Sie sich bitte hier an.