Erschienen in Ausgabe: No 123 (05/2016) | Letzte Änderung: 05.05.16 |
von Hans Gärtner
„… so ein Konzerthaus in einem 2000-Seelendorf – das ist
komplett verrückt und gigantisch“. Sagte der Kölner Dirigent Andreas Spering
kurz vor der Eröffnung des Konzerthauses in Blaibach bei Bad Kötzting Mitte
September 2014 mit Joseph Haydns Oratorium „Die Schöpfung“. Spering sei voller
Bewunderung dessen, was der Bariton Thomas E. Bauer da in seiner
niederbayerischen Heimat auf die Beine gestellt hat: ein eigenes Festival für
die „Waldler“ Bevölkerung und ihre Gäste. Label: „kulturwald-Festspiele
Bayerischer Wald“. IhrZentrum liegt in dem von Peter Haimerl, Viechtach,
geschaffenen Architektur-Wunder eines etwa 300 Zuhörende fassenden akustisch
optimalen Konzerthauses mitten in einer winzigen, vom Fremdenverkehr freilich
längst erfassten Bayerwald-Gemeinde.
Der 50-jährige Spering kommt in Kürze wieder. Nicht nach Blaibach, auch nicht
mit dem damals von ihm geleiteten Orchester „Capella Augustina“, sondern nach
Aldersbach und mit einem der angesehensten Klangkörper des Nachbarlandes Polen,
der „Beethoven Akademie Krakau“ (s. Foto). Elzbieta Solecka, Gattin des
Komponisten Krzysztof Penderecki, ist Schirmherrin des jüngsten professionellen
Symphonieorchesters Polens. Es besteht zumeist aus Studierenden und Absolventen
europäischer Musikhochschulen und debütierte vor elf Jahren beim Warschauer IX.
Osterfestival. Auf Sperings Dirigenten-Plan steht ein Werk, das erstmals auf
einer niederbayerischen Seebühne zur Aufführung kommt: Richard Wagners „Das
Rheingold“.
Wenn schon „Reinheitsgebot“ (Landesausstellungs-Anlass 2016: „Bier in Bayern“),
dann auch „Rheingold“ – so sagte sich das „kulturwald“-Organisationsteam um
Thomas E. Bauer und die Pianistin Uta Hielscher. Statt von „Inszenierung“
sprechen die beiden lieber von „szenischer Installation“, bei der es speziell
um eine Koordination von Baumaschinen gehen wird. Aha: Walhall als Wotans
ehrgeiziges Bauprojekt – da kann Bauer Verbindungen zu sich selbst herstellen.
Vor zwei Jahren setzte er bekanntlich mit dem „Wunder“ Blaibacher Konzerthaus
das Projekt seines Künstlerlebens in die Tat um. Es wurde jüngst erst unter die
zehn weltweit besten Konzertsäle gewählt, und die Welt-Presse kommt aus dem
Staunen über das akustisch optimale Bauwerk nicht heraus: „Märchen“. „Traum“.
„Utopie“.
Auf den Boden der Festival-Planungs-Realität zurückgekehrt, gibt Thomas Bauer
einer kleinen in seinem raubauzigen Waldlerhäusl versammelten
Journalistengruppe die Highlights der nächsten Spielzeit bekannt. „Das
Rheingold“ in Aldersbach/Seebühne (12., 13., 14. August) mit Bauer als Wotan,
Vivaldis „Die Jahreszeiten“ – Fritz Goller-Musikpreis (7. September),
Beethovens 1. Sinfonie unter Christoph Spering (Bruder von Andreas Spering;
10., 11. September), „Die Bayerische Staatsoper zu Gast in Blaibach“ (12., 13.
November), Konzertfestival Bayerischer Wald: Bach, Liszt, Boulez (3. März),
Klavierfestival Bayerischer Wald: In nomine Byrd, Tomkins, Gibbons (5. März),
Beethoven-Zyklus (2. und 4. Sinfonie, 10., 11. Juni).
Dazwischen: große Künstler(innen) wie Wolfgang Holzmaier, Siegfried Mauser,
Markus Schäfer, Christoph Prégardien, Sibylla Rubens oder Jörg Widmann zu Gast
im kleinen Blaibach mit Werken von Schubert, Schumann, Astor Piazzolla und
Fazil Say, J. S. Bach, Mozart. Thomas E. Bauer ist im Großeinsatz als
Liedinterpret. Und immer wieder als „Bettler“ bei den für ihn und seine
Lebenswerk wichtigen Sponsoren: öffentlichen Förderern, Premiumpartnern,
Unternehmern und Kooperationspartnern. Alle sind sie namentlich und mit
Firmen-Label in der Programm-Broschüre aufgeführt: von der Kulturstiftung
Bezirk Niederbayern über etliche Stiftungen bis zu BR-Klassik.
(www.kulturwald.de; www.konzert-haus.de)
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