Erschienen in Ausgabe: Ohne Ausgabe | Letzte Änderung: 09.05.16 |
von Nathan Warszawski
Der Präsident aller Türken wird sich in
Kürze zum Selbstherrscher ernennen. Diesen Weg verfolgt er seit unbehaarten
Kindesbeinen an. Der Krieg in Syrien hat ihm den Weg zu seinem Ziel geebnet.
Zunächst will er sich durch Angriffe auf den von
Arabern, von den meisten Muslimen und auch von nicht wenigen Europäern
verhassten Judenstaat Israel profilieren. Der Arabische Blut-Frühling kommt ihm
dazwischen und die Welt verliert das Interesse an den Juden. Nur sture
Antisemiten, die jeden Morgen früh aufstehen, um den Domplatz zu Köln zu verschandeln,
selbsthassende Juden, die ihren organisierten Judenhass gemeinsam mit Neonazis zu
Geld machen, und islamistische Terrorbefürworter in der hohen Politik verkennen
die veränderte Lage. Bei R.T.E. dauert es beinahe ein ganzes Jahrzehnt bis der Kuruş
fällt. Nun hat er halbwegs Frieden mit den Juden geschlossen, die hierfür
versprechen, ihm bei seinen politischen Ambitionen nicht zu stören.
R.T.E. feuert den Krieg in Syrien ein
wenig und wenig diskret an. Die erwarteten Flüchtlinge strömen in großer Zahl
in die Türkei, wo sie größtenteils ihrem Schicksal überlassen werden. Denn
R.T.E. ist Realist und kein träumender Humanist wie die Kanzlerin des reichsten
Landes der EU. R.T.E. sorgt dafür, dass einer genügend hohen Zahl undurchsichtiger
Gestalten und einigen Flüchtlingen die Bootsüberfahrt nach dem verhassten Erzfeind
Griechenland gelingt. Er überfordert die Griechen, sodass die Bootsflüchtlinge
auf eigene Initiative hin in Richtung Deutschland, dem reichsten Landes der EU,
losmarschieren. R.T.E. weiß, dass nur die erste Million der Einwanderer von den
Deutschen willkommen geheißen wird. Sobald die Million erreicht ist, wird Deutschland
zum Bittsteller beim künftigen Sultan degradiert.
R.T.E. hat in allen Punkten Recht. Er
beginnt, Deutschland, also der EU, Bedingungen zu stellen, die noch ein Jahr
zuvor nicht einmal mit einem Lächeln quittiert worden wären. Doch jetzt haben
die Mächtigen Europas Angst vor R.T.E.! Die Engländer überlegen wegen seiner
Politik die EU zu verlassen. R.T.E. gehorchen sowohl die Türken, als auch die
Menschenmassen aus Syrien! Alle seine Wünsche werden erfüllt. Ein kleiner Wink
genügt und Millionen Menschen, die sich als Syrer ausgeben, zertrampeln Europa.
Die EU und die dazugehörigen Regierungen schreiben
Gesetze, die europäische Journalisten daran hindern sollen, allzu akkurat über
R.T.E. und die politischen Verhältnisse in der Türkei zu berichten. Es genügt,
wenn einige wenige europäische Journalisten Bekanntschaft mit dem Inneren
türkischer Gefängnisse schließen und europäische Diplomaten etwas Zeit
verstreichen lassen, bis ihre vorwitzigen Staatsbürger entlassen werden. R.T.E.
hat für seine Türken die Visafreiheit in die gesamte EU erkämpft, wenn nicht erpresst.
Denn R.T.E. hat nichts dagegen einzuwenden, wenn aufsässige Kurden ohne Visum
die Türkei auf Nimmerwiedersehen verlassen, um in Deutschland Wirtschaft und Kultur
aufzupäppeln.
Europa ist in der Zwickmühle. Wenn
R.T.E.s Wünsche nicht unverzüglich und komplett erfüllt werden, wird die
Menschenlawine losgetreten und radikal rechte Parteien gewinnen die Wahlen.
Wenn R.T.E.s Wünsche erfüllt werden, macht sich Europa zum Verbündeten eines
undemokratischen Herrschers, den die Türken lieben wie einst die Deutschen ihren
Führer. Deutschland und Europa werden gezwungen, garantierte bürgerliche und
demokratische Rechte ihrer Bürger einzuschränken, was ihnen nicht schwer fallen
wird.
Wer verhält sich am weniger ethisch, die
EU oder R.T.E.? Die Flüchtlinge in der Türkei, die nicht alle aus Syrien
stammen und die nicht alle Flüchtlinge sind, sind Verhandlungsmasse, die die EU
nicht bei sich haben will. Solange diese Menschen für R.T.E. einen Nutzen
bringen, wird er sie gnädigst in seinem Reich behalten. Im Moment, wo er sie
nicht mehr braucht, werden sie mit Wissen und Unterstützung der EU dorthin deportiert
werden, wo sie ihres Lebens nicht sicher sind. Bezüglich Unmoral sind sich EU
und Türkei ebenbürtig
Ich bin sicher, dass R.T.E. den nächsten
Aachener Karlspreis erhält. Eine devote 1.000-köpfige Delegation wird jubelnd
nach Ankara reisen. Mit etwas Glück wird die Preisverleihung in Anwesenheit des
letzten Preisträgers und der ehemaligen deutschen Bundeskanzlerin im früheren Konstantinopel
stattfinden.
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