Erschienen in Ausgabe: No 125 (07/2016) | Letzte Änderung: 30.06.16 |
von Stefan Groß
Frau Wingfield, Ihr
Unternehmen bietet Dienstleistungen rund um den Firmenfuhrpark an. Dies
schließt sowohl Pkw- und Transporter-Leasing als auch Full-Service-Angebote
ein. Was macht eigentlich ein Fuhrparkdienstleister?
Kurz gesagt: Wir entlasten unsere Kunden in ihrem
Fuhrparkmanagement. Unsere Produkte und Services schneiden wir individuell auf
ihre Wünsche – vom Mittelständler bis zum internationalen Großkonzern – zu.
Dazu zählt nicht nur das reine Finanzleasing von Flottenfahrzeugen. Wir beraten
unsere Kunden umfassend und bieten ihnen eine Vielzahl von Dienstleistungen an:
vom Werkstatt- und Reifenservice über Treibstoffmanagement und
Eco-Fahrertrainings bis hin zum Schadenmanagement. Bei uns bekommt der Kunde
Services aus einer Hand. Darüber hinaus bieten wir innovative
Mobilitätslösungen wie etwa Corporate Carsharing oder Elektromobilität.Alphabet ist zwar ein Tochterunternehmen des
BMW Konzerns, aber wir haben alle Marken und Modelle sowie Transporter im
Angebot. Diese Kombination hebt uns klar in der deutschen Fuhrparkbranche
hervor.
Was sind im Zeitalter
der Digitalität die Herausforderungen für einen Fuhrparkdienstleister wie
Alphabet?
Fahrer möchten jederzeit Zugriff auf wichtige Informationen rund
um ihre Mobilität haben. Mit unserer App AlphaGuide stellen wir ihnen eine Art
digitalen Mobilitätsberater zur Seite. Er zeigt ihnen Tankstellen und
Servicepartner im Umkreis. Außerdem können Nutzer den AlphaGuide mit ihrem
Kalender verknüpfen. Er erinnert sie an wichtige Termine und den rechtzeitigen
Aufbruch und informiert über mögliche Verkehrsverzögerungen – übrigens auch per
Smart Watch. Im Schadenfall unterstützt die App durch ein unkompliziertes
Unfall-Reporting. Fahrer können die Unfallschäden hochladen, diese werden
direkt an unser Schadenmanagement-Team weitergeleitet und bearbeitet. Für
unsere Kunden bedeutet dies einen Service, der über den Leasingvertrag hinaus
geht.
CO 2 Emissionen belasten
Mensch und Umwelt. Welche Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeit, wo setzen Sie
hier Schwerpunkte?
Energieeffizienz und ein nachhaltiger Fuhrpark stehen bei
vielen unserer Kunden im Fokus und sind häufig auch in der jeweiligen Car
Policy festgelegt. In ausführlichen Beratungsgesprächen schauen wir gemeinsam,
wie sich ihre Flotte umweltfreundlicher gestalten lässt. Gefragt ist neben
Eco-Fahrertrainings auch ein nachhaltiger Antriebsmix. Die meisten
Dienstfahrzeuge legen nicht mehr als 150 km pro Tag zurück, daher sind Hybride
und Elektroautos eine sehr gute Alternative zu konventionellen Flottenfahrzeugen.
Wir beraten unsere Kunden hier umfassend, was das für sie am besten geeignete
Fahrzeugmodell ist, welche Lademöglichkeiten in Frage kommen oder ob zusätzliche
Services Sinn machen.
Ist Carsharing eine
Alternative? Wie sieht es beim Thema Elektromobilität aus? Davon wird viel gesprochen,
aber realisiert wenig. Warum investiert man nicht mehr in die Zukunft der
Elektromobilität?
Carsharing ist auf jeden Fall eine Alternative. Nicht nur,
dass wir in einer „Sharing Economy“ leben, in der das Teilen von Fahrzeugen
längst nicht mehr außergewöhnlich ist. Für Fuhrparks rechnet sich Carsharing:
Die Auslastung eines Flottenfahrzeugs liegt normalerweise bei 4 bis 5 Prozent.
Unsere AlphaCity Fahrzeuge – AlphaCity ist unser Corporate Carsharing – haben
eine Auslastung von rund 80%.Sie haben
nicht so lange Standzeiten, da mehr Mitarbeiter sie nutzen. Zudem können sie die
Fahrzeuge gegen eine Gebühr auch für den privaten Gebrauch buchen.
Fuhrparkmanager können ihre TCO damit deutlich reduzieren.
Viele unserer Kunden interessieren sich auch für
Elektromobilität. In unseren Beratungsgesprächen merken wir, dass sich etwaige
Bedenken meist um die Themen zu geringe Reichweite, keine passende
Ladeinfrastruktur oder zu hohe Kosten drehen. Wir unterstützen deshalb drei vom
Bundesumweltministerium geförderte Forschungsprojekte zur eMobility, und das
sehr erfolgreich: Deutschlandweit sowie mit regionalen Projekten in Berlin und
Hamburg haben wir 2015 im Rahmen der Förderprojekte bereits mehr als 1.000
E-Fahrzeuge auf die Straße gebracht – besonders gefragt war dabei der BMW i3.
Erst letztes Jahr haben wir beispielsweise im Rahmen des bundesweiten
Förderprojekts PREMIUM 50 BMW i3 an die Stadt Leipzig übergeben. Diese
Förderprojekte unterstützen uns dabei, die Vorurteile gegenüber E-Mobilität
weiter abzubauen.
Was tun Sie für die
Mitarbeitermobilität der Zukunft?
Home Office, Mobilarbeit, unterschiedliche Firmenstandorte –
unsere Arbeit wird immer flexibler. Wir müssen deshalb verschiedene
Mobilitätsoptionen im Blick haben. In Kürze werden wir unsere App AlphaGuide
erweitern: Nutzer bekommen dann nicht nur Informationen über die Wegstrecke per
Fahrzeug, sondern können auch sehen, ob sie auf öffentliche Verkehrsmittel oder
das Fahrrad umsteigen oder einen Teil der Strecke vielleicht zu Fuß bewältigen
könnten. Wenn ich zu unseren Alphabet Kollegen in den Niederlanden blicke, sehe
ich eine weitere interessante Entwicklung: Hier steht Kunden eine Art
Mobilitätsbudget zur Verfügung. Über diesen Weg bekommt der Mitarbeiter
monatlich einen Betrag, den er für Mobilitätszwecke nutzen kann – egal ob per
Fahrrad, Carsharing, Zug oder Flugzeug. An dieser Idee sieht man, in welche Richtung
sich die Branche entwickeln kann.
Frau Wingfield, warum
ist es Ihnen als Vorsitzende der Geschäftsführung von Alphabet Deutschland
wichtig, mehr Frauen in Führungspositionen einzubinden?
Bei Alphabet sind wir fest davon überzeugt, dass der Erfolg
eines Unternehmens im Wesentlichen von den Mitarbeitern abhängt. Wir wollen die
Besten gewinnen – und dazu gehören natürlich auch Frauen. Die BMW Group ist
sehr engagiert in der Frauenförderung. Die Lösung für den Erfolg sind aus
meiner Erfahrung heraus gut gemischte Teams. Es geht um die richtige Mischung,
um Diversity. Frauen denken häufig anders als Männer – diese unterschiedlichen
Herangehensweisen führen zu innovativen und kreativen Ideen.
Wie sieht in den
nächsten Jahren das Geschäft mit der Flottenmobilität aus? Wird die Konkurrenz
für das Fahrzeug immer größer?
Vernetzung wird die Fuhrparkbranche immer stärker treiben.
Kunden möchten flexible und effiziente Services, die rund um die Uhr verfügbar
sind. Der klassische Geschäftswagen wird nicht out sein, ist aber nur eine
Option unter vielen. Firmen benötigen deshalb individuell auf ihre Bedürfnisse
zugeschnittene Lösungen. Auch hier macht es die Mischung.
Fragen: Stefan Groß
Über Alphabet:
Alphabet zählt zu den größten Anbietern von Leasing- und
Fuhrparkmanagement-Services und betreut mehr als 600.000 Flottenfahrzeuge
weltweit. Das Tochterunternehmen der BMW AG ist in 18 Ländern tätig.
Kurzvita Ursula
Wingfield:
Ursula Wingfield ist seit Januar 2015 Vorsitzende der
Geschäftsführung bei Alphabet Deutschland. Internationale Projekterfahrung
sammelte sie zuvor als Leiterin Vertrieb und Marketing bei der BMW Bank in
München. Zudem war die gebürtige Südafrikanerin bereits in verschiedenen
leitenden Funktionen bei der BMW Group in Südafrika, Kanada und Deutschland
tätig, unter anderem im Bereich Financial Services.
Das Interview erschien zuerst im "The European"
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