Erschienen in Ausgabe: No 124 (06/2016) | Letzte Änderung: 10.06.16 |
Es gibt in der heutigen Zeit immer weniger Eheschließungen, dafür immer mehr Singles, sowie eine steigende Kinderlosigkeit – aber warum? Ein Kommentar zu Beziehung, Mann, Frau und dem „Sexodus“.
von Carolin Anett Lüdeke
Kein
Platz für Ehe, Familie und Kinder
Viele
wundern sich darüber, warum sich Männer heute weniger auf langfristige
Beziehungen oder gar auf eine Ehe einlassen wollen, als früher. Dem
Statistischen Bundesamt zufolge lag das durchschnittliche Heiratsalter von
Männern in Deutschland im Jahr 2014 bei 33,7 Jahren. Im Jahr 2000 hingegen lag
es noch bei 31,2, und im Jahr 1990 bei 28,5 Jahren.
Die Frau gilt – vorausgesetzt sie ist die geforderte Karriere- und Powerfrau –
nach dem Credo des Feminismus als das bessere und der Mann als das schlechtere
Geschlecht. Dies bestätigt auch der Schweizer Psychologe Koni Rohner (Mitglied
und Befürworter von www.maennerstreik.wordpress.com). Ihm ist schon seit
längerer Zeit aufgefallen, dass der Mann im ganzen medialen Diskurs als weniger
wert bezeichnet wird und wundert sich:
„Und
nun, Männer: Wieso macht ihr bei alledem mit? Wieso streikt ihr nicht?“
Aber,
wie schon erwähnt, ist nicht nur der Mann betroffen. Erfüllt eine Frau nicht
das Ideal und entscheidet sich gegen eine Karriere, aber für das
Hausfrauen-Dasein und eine Familie, wird sie als weniger wert, sogar als
lebensüberdrüssig bezeichnet. Diese Einstellung spiegelt sich auch in den
Statistiken wieder: 2014 ist ein Anstieg des durchschnittlichen Heiratsalters
der Frauen auf 31 Jahre zu beobachten. 1990 lag das Heiratsalter der Frau bei
26,1 Jahren.
Typisch
Mann?
Zurück
zum Thema „Mann“ in den Medien: Wer kennt sie nicht, die gängigen Darstellungen
des „typischen Mannes“ in Zeitschriften, Beziehungsratgebern, TV-Serien und im
ganzen Social-Media-Bereich? Oft genug wird das männliche Geschlecht in den
Medien schlecht gemacht, teilweise sogar als primitives Geschöpf abgestempelt:
berechenbar, einfach und rational.
Auf
der anderen Seite resignieren die Frauenratgeber, wenn ihre Tipps und Tricks,
um den Mann auf die eine oder andere Art manipulieren zu können, nichts mehr
nützen. Dann heißt es in diversen Frauenzeitschriften und -magazinen oft:
„Männer nutzen Frauen aus.“, „Männer sind Player.“, „Männer können nicht
anders, sie sind so veranlagt.“ Oder kurz: „Typisch Mann.“ Aber was ist typisch
Mann?
Nach
psychologischen Umfragen (www.hochzeitsguide.com) werden vom Traummann folgende
unverzichtbare Attribute gefordert: Er soll treu, humorvoll, intelligent,
einfühlsam, zärtlich, unternehmungslustig, männlich, leidenschaftlich,
familienorientiert und gut gekleidet sein – und zwar in dieser Reihenfolge!
Diese Wunscheigenschaften sind jedoch nicht primär das, was das „Mann-Sein“
ausmacht. Wenn diese Attribute vom männlichen Geschlecht verlangt werden, dann
wird gefordert, dass die Männerwelt ihre Identität, den Kern ihres Wesens
aufgibt.
Die
Individualität von Mann und Frau
Die
Männlichkeit dominiert eher mit rationalen, strategischen Fähigkeiten,
Beschützerinstinkt, Mut, Stärke und Führungsqualitäten, während das Weibliche
eher als einfühlsam, zärtlich, weich, schillernd und mütterlich beschrieben
werden kann. Das soll natürlich nicht heißen, dass Frauen keine
Führungsqualitäten haben, oder Männer nicht zärtlich sein können. Dennoch sind
es jene Eigenschaften, die sich immer wieder als natürlich und charakteristisch
bei den jeweiligen Geschlechtern herausstellen.
Der
eine Mann ist rauer, der andere sensibler. Das ist sehr gut. Jede Frau ist zur
Mutter veranlagt, aber ihr steht es natürlich frei, tatsächlich Mutter zu
werden. Auch das ist sehr gut. Sowohl die Weiblichkeit, als auch die Männlichkeit
sind für sich schön und individuell. Jeder Mann ist einzigartig, genauso wie
jede Frau.
Die
Beziehung zwischen Mann und Frau ist nicht aufgrund ihrer Einseitigkeit,
sondern aufgrund ihrer Gegenseitigkeit so spannend. Sicher bringt diese gewisse
Spannung zwischen den Geschlechtern die Herausforderung mit sich, die
Unterschiede meistern und an einer soliden, guten Liebesbeziehung arbeiten zu
müssen. Allerdings lohnt sich die Arbeit: Es gibt kein größeres Abenteuer als
das Entdecken des gegengeschlechtlichen Gegenübers. Der Eine lernt vom Anderen
– es ist ein ausgewogenes Geben und Nehmen. Solche ausgewogenen,
zwischenmenschlichen Beziehungen lösen Glück, Geborgenheit und Zufriedenheit
aus. Sie geben ein gutes Lebensgefühl.
Der
Exodus aus der Mann-Frau-Beziehung
Diese
Gegenseitigkeit bezieht sich auch auf den Respekt, die Anerkennung und das
Verständnis gegenüber dem Anderen. Gerade von der Emanzipationsbewegung wird
immer mehr Anerkennung und Respekt gegenüber den Frauen gefordert. Das ist
wichtig und jeder Frau steht beides zu, aber dieses Zugeständnis hat der Mann
auch verdient. Tatsächlich würden sogar lieber drei von vier Männern auf Liebe,
als auf Respekt und Anerkennung verzichten.
Das
heißt also: Fühlt sich ein Mann nicht respektiert und anerkannt, weicht er aus
und entscheidet sich, ungeliebt zu sein, so Gary Chapmann (Psychotherapeut,
Verfasser von „Die fünf Sprachen der Liebe“). Ist es dann noch verwunderlich,
dass der Mann von heute bereit ist, die Frau als Partnerin aufzugeben?
Das
soziale Kulturphänomen „Sexodus“ besagt: Männer wenden sich immer mehr von der
Frau als Partnerin ab, dafür jedoch ihren Kumpels, ihrer Spielkonsole und sogar
der Pornographie, als sexuellen Ersatz zu. Verwunderlich ist das nicht, wenn
der Mann nicht mehr männlich sein darf. Er ist nicht mehr anerkannt und
respektiert, wie er ist. Der Traumprinz soll denken und fühlen wie eine Frau,
gleichzeitig aber stark sein, wie ein Mann. Das schließt sich jedoch
gegenseitig aus und geht an der Realität vorbei.
Männlichkeit
ist also heute nur in dem Rahmen gewünscht, in welchem sich die Frau entfalten
und unabhängig sein kann. Jeder Mensch sollte sich frei entfalten und
entscheiden können – keine Frage! Aber zu erwarten, dass jemand sein Wesen,
seine Identität aufgibt, ist unrealistisch und übertrieben. Beziehungen können
nur mit Kompromissen und Zugeständnissen auf beiden Seiten funktionieren,
heißt: Entfaltung und Freiheit sollte für beide – Mann und Frau – möglich sein
können.
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