Erschienen in Ausgabe: Ohne Ausgabe | Letzte Änderung: 11.10.16 |
von Michael Lausberg
Die romantische Malerei
und Literatur in Italien oder in Frankreich beeinflusste die Werke einiger
Mitglieder der „Macchiaioli“. Der wichtigste Vertreter der italienischen
Romantik war Alessandro Manzoni (1785–1873). Ebenfalls zur Romantik gezählt
wird der Lyriker Giacomo Leopardi (1798–1837). Seine an die Antike angelehnten,
formstrengen Gedichte sind von einer tiefen melancholischen Grundstimmung
durchzogen. In Gegensatz zur Romantik Manzonis stand Giosuè Carducci
(1835–1907), er orientierte sich an klassischen Stoffen und Formen. Carducci
erhielt als erster Italiener 1906 den Nobelpreis für Literatur. Ein weiterer
wichtiger Vertreter der Lyrik war Giovanni Pascoli (1855–1912). Der Sizilianer
Giovanni Verga (1840–1922) begann mit dem Zeitgeschmack entgegenkommenden
Romanen, die von exzentrischen Protagonisten bevölkert waren, und wandte sich
erst dann zum Verismus (verismo). Dieser fordert eine einfache, wahre
Sprache und Thematik.
Während des Risorgemento
entwickelte eine Reihe von Künstlern, die hauptsächlich aus der Toskana
stammten, eine besondere Technik der Malerei. Der Name dieser Künstlergruppe „Macchiaioli“leitet sich vom italienischen Wort „macchia
(Fleck) her. Als Erneuerer der Malerei stellten sie sich gegen die strenge
akademische Auffassung von der Kunst und wandten sich von den traditionellen
allegorischen oder historischen Themen ab, die in der ersten Hälfte des 19.
Jahrhunderts so beliebt bei den Trägern der Kunst waren. Sie konzentrierten
sich bei ihrer Suche nach Motiven auf die Natur und die einfache Bevölkerung.
Sorgfältig beobachteten sie das Spiel von Licht und Schatten auf realen
Objekten und malten mit tragbarer Staffelei und Farbkästen bei gutem Wetter
unter freiem Himmel.
Die wichtigsten Vertreter dieser
künstlerischen Richtung waren Giovanni Fattori, Silvestro Lega, Telemaco
Signori, Rafaello Semesi, Vito d’Ancona, Vincenzo Cabianca und Giovanni
Boldoni. Ihr Wirken konzentrierte sich hauptsächlich auf die Jahre zwischen
1860 und 1880. Diese Art der impressionistischen Freilichtmalerei stieß bei der
Mehrheit der zeitgenössischen Kunstkritiker auf Unverständnis und Ablehnung und
sie wurden von den großen Kunstausstellungen ausgeschlossen. Trotzdem führten
die „Macchiaoli“ ihre Studien unter großer Opferbereitschaft weiter.
Jeder der Künstler der Gruppe
entwickelte eigene stilistische Charakteristika, obwohl sie alle derselben
Stilrichtung angehörten. Gemeinsam ist ihnen die Art, wie sie ihre Bilder aus
fleckenartigen Farbflächen mit starken Kontrasten zwischen hellen und dunklen
Bereichen aufbauen. Intergrale Bestandteile der Bildkomposition wie Personen,
Tiere, Bäume usw. heben sich dadurch stark vom Hintergrund ab. Die Figuren
erscheinen schematisiert, die Details der Bilder werden auf das Wesentliche
reduziert.
Die bervorzugten Motive der
„Macchiaoli“ waren die ländliche Toskana, das einfache Leben der Bauern,
alltägliche Straßenszenen und Soldaten. Giovanni Fattori (1825-1908) gilt als
Wegbereiter der „Macchiaoli“. In seinen Bildern beschreibt er die raue
Schönheit der Toskana, das Leben der Viehhüter und Pferde in freier Wildbahn
vor dem Karren, besonders in seinem Werk Römische Pferdekarren aus dem Jahre
1873. Dort bildet die Komposition des Bildes ein langes Rechteck, das bevorzugte
Format des Malers. Die Mauer, ein weiteres typisches Element der Kompositionen
Fattoris, ist in stark verkürzter Perspektive dargestellt und erscheint sehr
lang. Vor diesem hellen Hintergrund heben sich die Karren mit den davor
gespannten Pferden deutlich ab. Die hellen und dunklen Silhouetten, die harten
Kontraste vermitteln dem Betrachter den Eindruck, es müsse sich um die heißeste
Jahreszeit handeln. Der Schatten erscheint im Bild dementsprechend kurz, und
auch der Wanderer hat sich in der Mittagshitze zur Rast niedergesetzt. Es
handelt sich dabei um ein sehr realistisches Bild mit sozialkritischem Inhalt.
Fattori hat auch das Leben der
Soldaten genau beobachtet und vielfach dokumentiert. 1859 erhielt er den
Auftrag, einige Episoden aus dem 2. Befreiungskrieg zu malen. Ab diesem
Zeitpunkt beschäftigte sich der Künstler immer häufiger mit der Thematik von
kriegerischen Auseinandersetzungen und dem Motiv des Soldaten. Im 3.
Befreiungskrieg hatte er ausreichend Gelegenheit, Motive und Inhalte für seine Bilder
zu sammeln. Der Maler entwarf seine Skizzen vor Ort, die Spannung, die er dabei
empfand, kommt in den flackernden Farbflecken und dem vibrierendem Licht zum
Ausdruck. In seinem Gemälde Die weiße Mauer schneidet die lange Mauer schräg
durch die Komposition und ist aufgrund der reflektierenden Wirkung des Lichts
dominierendes Element der Bildgestaltung.
Silvestro Lega (1826-1895) hatte
sich die Toskana zur Wahlheimat erkoren. Seine bevorzugten Motive waren
Portraits und Menschen in der freien Natur. Er baute seine Formen auf
Farbflächen auf und verzichtete dabei auf Konturen. Stattdessen modellieren
Farbtonabstufungen und Kontraste die Umrisse der dargestellten Personen. Dies
ist besonders in seinem Werk Frau mit rosa Schal aus dem Jahre 1870 zu beobachten.
Die Figur der Frau baut Lega aus raschen Pinselstrichen auf, wobei
unwesentliche Details vernachlässigt werden. In hellen, sanften Farben wird die
Anmut der Frau besonders zum Ausdruck gebracht.
Sein wohl wichtigstes Werk ist
Der sterbende Francesco Mazzini sterbendeaus dem Jahre 1873. Franscesco Mazzini war ein italienischer
Freiheitskämpfer des Risorgimento, der dem Konzept einer nationalen
italienischen Republik anhing. Mazzinis politisches Ziel war das Selbstbestimmungsrecht
der europäischen Völker und insbesondere die Unabhängigkeit und Einigung der
italienischen Staaten, die damals in das spanisch-bourbonische Königreich
beider Sizilien, das österreichische Königreich Lombardo-Venetien, den
päpstlichen Kirchenstaat und das Königreich Sardinien-Piemont geteilt waren.
Mazzini strebte die italienische Einigung in einer Republik an, die er nur
durch die revolutionäre Erhebung des Volkes und die Vertreibung der fremden
Besatzungsmächte als möglich erachtete.
Am 15. April 1834 schloss Mazzini
in Bern mit August Breidenstein und seinem Bruder Friedrich Breidenstein die
sog. „Verbrüderungsacte“. Zu den von Mazzini initiierten Verbindungen Junges
Italien und Junges Polen kam Breidensteins Junges Deutschland.
Unter dem Motto Freiheit – Gleichheit – Humanität entstand der
Geheimbund Junges Europa. der anstelle des Europas der Fürsten und
Könige ein demokratisches Europa der Völker anstrebte.
In der Revolution von 1848/49
scheiterte Mazzini mit seinen Ideen in Mailand. Wenig später ging er nach Rom,
wo sich seit Mitte 1848 die revolutionären Unruhen zugespitzt hatten. Nach der
Ermordung des päpstlichen Ministerpräsidenten Pellegrino Rossi durch
revolutionäre Rebellen am 15. November 1848 sah sich Papst Pius IX. am 23./24.
November zur Flucht aus Rom veranlasst und setzte sich nach Gaeta an der Küste
Neapel-Siziliens ab. Am 9. Februar 1849 rief Mazzini die Republik im
Kirchenstaat aus und war an führender Stelle als einer der Triumviren 1849
zusammen mit Carlo Armellini und dem Freimaurer Aurelio Saffi an der kurzlebigen
Römischen Republik beteiligt. Nach deren gewaltsamen Niederschlagung
durch französisches Militär am 3. Juli 1849 ging er erneut nach London. Er
befasste sich im Exil mit der Theorie der Befreiung und Einigung anderer
europäischer Staaten und gründete mit Kossuth, Ledru-Rollin und Ruge den Comitato
europeo, der die Errichtung einer europäischen Republik zum Ziel hatte.
Zu Beginn des Sardinischen
Krieges im Mai 1859 stellte Mazzini sich gegen das Bündnis Sardiniens mit
Frankreich, weil König Viktor Emanuel II. Frankreich für seine Unterstützung
die Abtretung Savoyens und Nizzas zugesagt hatte. Mazzini unterstützte im Mai
1860 Giuseppe Garibaldis Expedition zur Befreiung Siziliens mit dem sogenannten
„Zug der Tausend“ und legte ihm nahe, auch Rom und Venedig zu befreien.
Die vom Ministerpräsidenten
Sardinien-Piemonts Camillo Cavour geführte Einigung Italiens nach 1859, die
sich auf die Zusammenarbeit des piemontesischen Königshauses, die
Nationalbewegung und das Bündnis mit Frankreich stützte, lehnte er jedoch ab.
Er wollte die nationale Frage auf demokratischem Wege von unten lösen.
Im September 1860 rückten
piemontesische Truppen in den Provinzen des Kirchenstaats ein. Bei
Castelfidardo in der Nähe von Ancona unterlag die päpstliche Armee; der unter
französischem Schutz stehende restliche Kirchenstaat mit Latium und seiner
Hauptstadt Rom blieb unangetastet. Nach diesem Sieg stießen die unter dem
Befehl von König Viktor Emanuel II. stehenden piemontesischen Truppen weiter
nach Süden vor, bis sie sich mit der Freischärlerarmee Garibaldis vereinigten.
Garibaldi trat von seinem
Machtanspruch zurück, nachdem sich die Bevölkerung beider Sizilien, wie schon
diejenige Norditaliens im März desselben Jahres, bei einem Plebiszit am 21.
Oktober 1860 mit überwältigender Mehrheit für den Anschluss ans Königreich
Sardinien-Piemont ausgesprochen hatte. Am 26. Oktober 1860 fand in Teano bei
Neapel das legendäre Treffen zwischen Viktor Emanuel II. und Garibaldi statt,
bei dem letzterer den piemontesischen Monarchen als „König von Italien“
begrüßte. Im März 1861 wurde schließlich in Turin die neue italienische
Monarchie unter König Viktor Emanuel ausgerufen. Camillo Benso Graf von Cavour
wurde erster Ministerpräsident Italiens, als der er bis zu seinem Tod am 6.
Juni 1861 noch knapp drei Monate im Amt blieb. Vorläufiger Regierungssitz wurde
die bisherige sardinisch-piemontesische Hauptstadt Turin. 1864 wechselte dieser
Status nach Florenz, der Hauptstadt der Toskana.
Das neue Italien wurde letztlich
„von oben“ durchgesetzt, auch wenn die vorhergehenden Revolutionen vom Volk
getragen worden waren. Die Hoffnungen der Republikaner auf eine
verfassunggebende Nationalversammlung erfüllten sich nicht. Schrittweise wurde
die sardinisch-piemontesische Verfassung von 1848 auf Italien übertragen, mit
der eine konstitutionelle Monarchie festgelegt wurde. Die politische
Repräsentation war wegen eines hohen Zensuswahlrechts mit nur 1,9%
wahlberechtigter Bevölkerung auf eine kleine konservativ-liberale Oberschicht
beschränkt. Das Wahlrecht wurde später zwar ausgeweitet, blieb aber dennoch nur
einer Minderheit vorbehalten. Es sollte bis 1912 dauern, bis ein nahezu
allgemeines Wahlrecht in Italien eingeführt wurde. Die fortschrittlichen
liberalen Parlamentarier Marco Minghetti und Luigi Carlo Farini scheiterten mit
ihrem Plan, autonome Regionen zur Basis des neuen Italien zu machen. Unter
Bettino Ricasoli, dem Nachfolger Cavours, erhielt Italien eine zentralistische
Verwaltung und wurde ähnlich wie Frankreich in Provinzen gegliedert.
Die europäischen Großmächte
Frankreich, Preußen (Friedrich Wilhelm IV.) und Großbritannien (Victoria)
erkannten den neuen Staat Italien an. Protest gegen die diplomatische
Anerkennung kam von Österreich und dem Kirchenstaat, die zu Recht weitere
Ansprüche Italiens auf ihre Hoheitsgebiete bzw. Teile davon befürchteten.
Vorerst noch nicht zu Italien gehörten Venetien im Nordosten, das weiterhin
unter der habsburgischen Herrschaft Österreichs stand (bis 1866), sowie der
Restkirchenstaat mit Rom, in dem (bis 1870) französische Schutztruppen
stationiert waren.
1870 kehrte Mazzini nach Pisa
zurück. Obwohl, bezogen auf seine politischen (demokratischen) Ziele, in seiner
Zeit am Ende erfolglos, trugen Mazzinis Ideen und Aktivitäten, mit denen er
relativ große Teile des Kleinbürgertums, der Handwerker und Arbeiter als
revolutionäre Kraft mobilisieren konnte, wesentlich zur Einigung der
italienischen Nation bei.
Telemaco Signorini nahm am
Zweiten Unabhängigkeitskrieg von Giuseppe Garibaldi 1859 teil und malte dabei
fünf Schlachtengemälder, die ihm Aufmerksamkeit verschafften. 1861 war er das
erste Mal in Paris, wo er Jean-Baptiste Camille Corot kennenlernte und sich für
die Bilder von Gustave Courbet begeisterte. 1862 gründete er in einem Vorort
von Florenz die Schule von Pergentina. Auf späteren Besuchen in Paris
(1868, 1872) befreundete er sich mit Edgar Degas, der besonders sein Bild der
Geisteskranken in San Bonifazio bewunderte. Er wurde ein führendes Mitglied der
Macchiaioli und auch literarisch deren Sprachrohr neben Adriano Cecioni und dem
Kunstkritiker Diego Martelli. Signorini stellte regelmäßig nicht nur in
Florenz, sondern auch in Turin, Neapel, Wien, Venedig und anderen Orten aus.
1881 reiste er nach Großbritannien und Schottland zum Malen (ebenso 1883/84 und
1878). Er reiste auch viel in Italien und der Schweiz. 1883 erhielt er ein
Angebot, Professor an der Florentiner Akademie zu werden, was er ablehnte. Er
lehrte aber ab 1892 am Instituto Superiore di Belle Arti in Florenz.
Giovanni Boldoni machte sich vor
allem als Portraitmaler einen Namen. Er studierte sechs Jahre (1862–1868) an
der Florentiner Akademie und entwickelte nach seinem Studium einen Hang zur
Freilichtmalerei. Auf den Pfaden der Freilichtmaler und Impressionisten immer
fortschrittlich gehend, bildete er sich seine nervöse, skizzenhafte, sprühende
Technik, die er auch dem Genre und der Landschaft, später immer mehr der
Porträtmalerei dienstbar machte, zu der ihn sein scharfer Blick für das
Individuelle eines Gesichts oder einer Figur besonders befähigte. Nach einem
längeren Aufenthalt in London – ließ Boldini sich im Jahre 1872 in Paris
nieder. Innerhalb kürzester Zeit machte er Bekanntschaft mit den bekannten
Künstlern der Stadt, unter anderem James McNeill Whistler, John Singer Sargent,
Robert de Montesquiou, Philip Alexius de László und Paul César Helleu. Mit
Edgar Degas verband ihn bald eine enge Freundschaft. Boldini etablierte sich in
den 1880er Jahren als erfolgreicher Maler der Boulevard-Porträts der Reichen
und Schönen. Auf der Exposition Universelle (1889) übernahm Giovanni
Boldini die kommissarische Leitung der italienischen Sektion der Ausstellung
und wurde ein Jahr darauf zum Offizier de la Légion d'Honneur erhoben.
1895 erhielt er auf der Großen Berliner Kunstausstellung eine kleine
Goldmedaille.
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