Erschienen in Ausgabe: No 40 (6/2009) | Letzte Änderung: 29.05.09 |
von Ewald Zachmann
Über Nacht wurde Dr. Gabriele
Pauli (52) in den Medien als die „Königsmörderin“ der CSU - Ikone Edmund
Stoiber deutschlandweit hochgejubelt. Zeitweise war sie Stammgast in Talkshows
verschiedener Provenienz. Jetzt versucht sie als Spitzenkandidatin, die Freien
Wähler (FW) ins Europaparlament zu hieven. Heimlich liebäugelt sie mit dem
Bundestag.
Wer ist diese Gabriele Pauli? Eine
Politikerin mit Tiefgang, der der Aufbruch zu einer neuen Politik zuzutrauen
ist, nachdem sie die als unbesiegbar geltende CSU in Bayern erschüttert hat,
oder nur das Produkt einer Sensation haschenden Medienwelt, die mit einer auch
politisch rein konsumierenden Massengesellschaft korrespondiert?
Sie ist das typische politische
Geschöpf der CSU. Jung, charmant, ehrgeizig tritt sie noch als Gymnasiastin der
Jungen Union und nach Beginn des Studiums 1977 der CSU bei. Dort lernt sie
ihren späteren (ersten) Ehemann kennen, der Oberbürgerbürgermeister von Erlangen
wurde. Sie macht Parteikarriere, wurde mit 32 Jahren der jüngste Landrat
Bayerns und das im SPD – Landkreis Fürth. Dort hat sie 18 Jahre zur
Zufriedenheit der Bevölkerung gewirkt, wurde Mitglied des CSU –
Landesvorstandes. Eher als Quotenfrau als mit eigener Hausmacht. Sie fiel
ansonsten nicht besonders auf. Sie hat es sich im politischen Bayern nach
besten Kräften bequem gemacht, bis sie mit Edmund Stoiber aneinander geriet.
Hätte Stoiber mit ihr ein
persönliches Gespräch geführt, wäre sie sicherlich brav in den CSU – Reihen
verblieben. Die Äußerung Stoibers, dass „sie nicht wichtig sei“, hat sie
rebellisch werden lassen. Den Rest haben dann die Medien erledigt, die sie zur einer
Jeanne d`Arc hochstilisierten. Sie merkte nicht, dass sie selbst zum Medium
einer politisierenden und voyeuristischen Publizistik wurde. Man ließ sie im
Glauben, dass sie Vorreiterin einer neuen Politik sei. Sie wurde jedoch nur
gebraucht, um die unverwundbare CSU und ihren seit dem Rückzug aus Berlin
ohnehin schon angeschlagenen Vormann Stoiber vorzuführen. Auch in der CSU war
sie eher ein Katalysator, den andere nutzten, den Übervater Stoiber loszuwerden
und seine Posten zu übernehmen. Alle haben sich verschätzt. Die CSU verlor
ihren Nimbus, rutschte deutlich unter 50%, Pauli wurde aus der Partei gedrängt
und landete schließlich bei den Freien Wählern (FW), die sie nicht wollten,
aber infolge der autarken Struktur über den Bezirksverband Mittelfranken aufgedrängt
bekamen. In einer Stimmungswahl wie die letzte bayerische Landtagswahl war sie
die richtige Person, um mit der CSU abzurechnen.
Der Landtag ist ihr nun zu eng,
zu provinziell. Von einer inneren Unruhe getrieben, die sie nach 18 Jahren
beschaulichen Landratsdaseins und dem Sturz von Stoiber ergriffen hat, will sie
mehr. Europa ist nur eine Durchgangsstation. In Berlin spielt die Musik. Dort
kann sie das vollenden, was sie mit ihrem Aufbegehren in der CSU begonnen hat.
Die Union politisch in Not zu bringen und sich als Retterin anzudienen. Ihre
Politik hat keinen Tiefgang. Sie lebt eher von Gags (befristete Ehe) und vom
Widerspruch, ohne ernsthaftandere
Strukturvorstellungen oder gar ein neues Gesellschafsmodell zu kreieren.
Deshalb wird sie auch keine Zukunft haben. Die FW benutzen sie jetzt als in der
Medienwelt bekannte Schaufigur, um Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Das wird
nicht reichen, um den Einzug ins Europaparlament zu schaffen. Die Zerreisprobe
kommt danach, wenn sie in den Bundestag strebt. Der landespolitische Erfolg der
Freien Wähler in Bayern kann dann schnell zu einem bloßen Experiment der Wähler
verkümmern, Pauli zum politischen Totengräber werden.
>> Kommentar zu diesem Artikel schreiben. <<
Um diesen Artikel zu kommentieren, melden Sie sich bitte hier an.