Feuilleton 25.10.16
Schlesischer Dichter in Thüringen und Hessen - Ausstellung zu Gustav Freytags 200. Geburtstag
Im ehemaligen Ostberlin ist am 18. August der 1930 in der
schlesischen Hauptstadt Breslau geborene Historiker Kurt Pätzold einem
Krebsleiden erlegen. Er war 1945 auf der Flucht mit seinen Eltern nach
Thüringen gekommen und hatte von 1948 bis 1953 an der
Friedrich-Schiller-Universität in Jena Geschichte, Philosophie und politische
Ökonomie studiert.
> Jörg Bernhard Bilke: Schlesischer Dichter in Thüringen und Hessen
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Feuilleton 24.10.16
Buchvorstellung im Jüdischen Gemeindezentrum - Gila Lustigers Essay „Erschütterung“ - Über den Terror
In Europa begann 2015 eine neue Zeit:Die brutalen Anschläge
in Paris auf die Redaktion des Satiremagazins Charlie Hebdo und den jüdischen
Supermarkt, die Attentate vom 13. November auf das Bataclan, die Restaurants,
Bistros und das Stade de France - ein Jahr, das nicht nur in Frankreich von
einer Vielzahl weiterer islamistischer Übergriffe, antisemitischer Attentate
und einem erschreckenden Aufschwung der extremen Rechten geprägt war. > Buchvorstellung im Jüdischen Gemeindezentrum - Gila Lustigers Essay „Erschütterung“ - Über den Terror
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Feuilleton 25.07.16
Auf der falschen Seite des Rheins
Unser Herz sei groß genug, um zwei Menschen darin zu lieben, entgegnet
die Heldin des neuen Romans, Laura Merak, vor Jahren ihrem Ehemann
Richard Merak, doch der hielt das für eine Lüge. > Auf der falschen Seite des Rheins
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Feuilleton 22.02.16
Leipzig ist unerschöpflich - Zum 90. Geburtstag Erich Loests
Drei Jahre nach seinem Tod darf man fragen, was bleiben wird von seinem
umfangreichen Werk, dessen wertvollerer und diskussionswürdiger Teil
nach siebenjähriger Haft im Zuchthaus Bautzen II geschrieben wurde. > Leipzig ist unerschöpflich - Zum 90. Geburtstag Erich Loests
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Feuilleton 20.02.16
Umberto Eco ist tot
Umberto Eco ist tot. Der Schriftsteller und Professor,
weltweit bekannt durch den Bestseller-Roman „Der Name der Rose“, ist im Alter
von 84 Jahren gestorben. > Umberto Eco ist tot
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Feuilleton 16.10.15
Der Schriftsteller Martin Walser erhält den Internationalen
Friedrich-Nietzsche-Preis in Naumburg
Der Internationale Friedrich-Nietzsche-Preis wurde neu
geschaffen und wird alle zwei Jahre verliehen. Damit hat er den zwischen 1996
und 2012 vergebenen Friedrich-Nietzsche-Preis des Landes Sachsen-Anhalt
abgelöst. Der Preisträger 2015 ist derrenommierte Schriftsteller Martin Walser.
Der Preis, der mit 15.000 Euro dotiert ist, wird für
philosophisch-essayistische Werke verliehen. Der Preis wird am Samstag, den 17.
Oktober, Martin Walser überreicht.
> Nietzsche lebenslänglich von Martin Walser
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Feuilleton 13.10.15
Das „erstaunliche Wort von der ‚deutschen Chance‘“. Der Mann Otto Klepper
Wir schreiben das Jahr 1947 und Otto Klepper – ehemaliger Finanzminister
der Weimarer Republik und nach der Machtergreifung der Nazis Emigrant
-, sprach es als erster in der noch anwesenden Trümmerwelt für das
geschlagene Deutschland aus. > Das „erstaunliche Wort von der ‚deutschen Chance‘“. Der Mann Otto Klepper
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Feuilleton 10.08.15
Anne Weber: Ahnen. Ein Zeitreisetagebuch
Wer schon einmal als Strandspaziergänger im Wattenmeer Deutschland oder
der Niederlande den an ein aufgezogenes Spielzeug erinnernden kleinen
weiß-grau-braunen Watvogel beobachten konnte, bleibt fasziniert stehen
und schaut dem kleinen Gesellen ausdauern zu > Sanderling oder: Vor und zurück
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Feuilleton 18.07.15
Verschollener Roman Siegfried Pitschmanns: Ein Schlesier im Kombinat „Schwarze Pumpe“
Die Geschichte der DDR-Literatur ist, so scheint es, auch ein
Vierteljahrhundert nach dem Untergang des SED-Staates, noch nicht
abgeschlossen. Die drei Bände mit Tagebüchern und sieben Bände mit
Briefen der frühverstorbenen Brigitte Reimann (1933-1973), die seit 1993
erschienen sind und einen seltenen Einblick in das nichtöffentliche
Literaturgeschehen vermitteln, zeigen es. > Verschollener Roman Siegfried Pitschmanns Ein Schlesier im Kombinat „Schwarze Pumpe“
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Feuilleton 27.05.15
Rebecca Miller: Jacobs wundersame Wiederkehr
"Das Böse ist der Stuhl des Guten." Diese Worte von Israel ben Elieser,
genannt Baal Schem Tow, der als Begründer der chassidischen Bewegung
innerhalb des religiösen Judentums gilt, hat Rebecca Miller ihrem Roman
voran- und - das wird nach Zuschlagen der letzten Seite deutlich - auch
als Leitmotiv gesetzt. > Die Macht des Schicksals oder: "Alle Rechtschaffenheit ist eine Maske"
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Feuilleton 13.05.15
Der Schriftsteller Reiner Kunze erhält Franz Josef Strauß-Preis
Am Samstag, den 9. Mai 2015, wurde der Schriftsteller und SED-Regimegegner
Reiner Kunze mit dem Franz Josef Strauß-Preis der Hanns-Seidel-Stiftung
ausgezeichnet. Kunze, der derzeit im Raum Passau lebt, mußte als Bürgerrechtler
und DDR-Dissident seine Heimat verlassen und siedelte 1977 in die
Bundesrepublik über. Immer wieder hatte sich Kunze für die Deutsche
Wiedervereinigung eingesetzt.
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Feuilleton 13.04.15
Literaturnobelpreisträger Günter Grass ist tot
Mit 87 Jahren ist am 13. April der Literaturnobelpreisträger Günter Grass an
den Folgen einer Infektion in einer Lübecker Klinik gestorben. Seit 1959, mit
dem Erscheinen seines Romans „Die Blechtrommel“, galt der aus Danzig gebürtige
Grass als einer der wichtigsten Autoren der Welt. Grass zählte neben Martin Walser
zu den derzeit renommiertesten Literaten der Bundesrepublik Deutschland.
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Feuilleton 23.03.15
Hilfsschule Bixley I und II
Als der Schriftsteller Milan Kundera im Jahre 1981 vom Journalisten Jürgen Serke auf dem Slawisten-Kongress in Philadelphia einen Gedichtband von
Ivan Blatný (21. Dezember 1919 in Brünn - 5. August 1990 in Colchester) in die
Hand gedrückt bekam, begann er zu schwärmen: „Den musst du besuchen. Wenn du
wissen willst, wie phantastisch tschechische Lyrik in den vierziger Jahren war,
dann wirst du es bei ihm erfahren. Einer der großen. Und Momente dieser Größe
findest Du in diesem Band.“ > Hilfsschule Bixley I und II - Zwei Bände des großen Lyrikers Ivan Blatný in famoser Übersetzung von Frank Wolf Matthies
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Feuilleton 11.03.15
Der renommierte Kunstkritiker Dieter Hoffmann wurde 80
Ein Leben. Und was für ein Leben. Und zum 80ten legen gleich
zwei Verlage jeweils einen Übersichtsband vor. Doch wo bleibt das
hochverdiente, das große Echo? Wir vergessen zu schnell. > Trauerweidengespeitschte Kunst
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Feuilleton 17.03.15
Das Wüten der Roten Armee 1945 - Freya Kliers Buch über den Untergang Königsbergs
Kaum ein Deutscher (die wenigen Betroffenen, die noch leben,
ausgenommen), dürfte sich heute an den Untergang der deutschen Provinz
Ostpreußen vor 70 Jahren erinnern. Am 13. Januar 1945 begann die Offensive der
„Roten Armee“, die bis 25. April, als die letzten Reste der „Wehrmacht“ im
Samland ausgeschaltet waren, andauerte. > Das Wüten der Roten Armee 1945 - Freya Kliers Buch über den Untergang Königsbergs
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Feuilleton 17.03.15
Hilfsschule Bixley I und II - Zwei Bände des großen Lyrikers Ivan Blatný in famoser Übersetzung von Frank Wolf Matthies
Als Milan Kundera 1981 vom Journalisten Jürgen Serke auf
einem Slawisten-Kongress in Philadelphia einen Gedichtband von Ivan Blatný (21.
Dezember 1919 in Brünn - 5. August 1990 in Colchester) in die Hand gedrückt
bekam, begann er zu schwärmen: „Den mußt du besuchen. Wenn du wissen willst,
wie phantastisch tschechische Lyrik in den vierziger Jahren war, dann wirst du
es bei ihm erfahren. > Hilfsschule Bixley I und II - Zwei Bände des großen Lyrikers Ivan Blatný in famoser Übersetzung von Frank Wolf Matthies
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Feuilleton 03.03.15
Willi Winkler: Deutschland, eine Winterreise
Willi Winklers Idee einer "Winterwanderung" durch
Deutschland ist so neu nicht. Mit seinem hymnischen Gedicht "Harzreise im
Winter", dem die obigen Zeilen entnommen wurden, bezieht sich z. B. auch
unser Dichterfürst J. W. Goethe auf einen derartig unternommenen
"Ritt" durch den Harz und die Besteigung des verschneiten Brocken im
Dezember 1777.
> Willi Winkler: Deutschland, eine Winterreise
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Feuilleton 03.03.15
„Gegenspiel“ und „Fliehkräfte“ - Männliche und weibliche Versionen eines Ehedramas von Stephan Thome
Stephan Thome ist etwas gelungen, was bislang noch kein
Schriftsteller vermocht hat: Er hat einen Doppelroman über ein modernes
Ehedrama geschrieben, wobei der erste Roman das Erleben und die Sichtweise des
Mannes schildert, der andere jenes der Frau. In beiden Romanen geht es um
dieselben Personen und um dieselbe Beziehungsgeschichte. > „Gegenspiel“ und „Fliehkräfte“ - Männliche und weibliche Versionen eines Ehedramas von Stephan Thome
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Feuilleton 08.12.14
Die Pädagogik Tolstois
Tolstoi erbte das Landgut Jasnaja Poljana im Alter von 18
Jahren. Zu dem Gut gehörten damals über 1800 Hektar Land, fünf Dörfer und 300
Leibeigene, worunter Männer im arbeitsfähigen Alter gezählt wurden. Er wurde in
Jasnaja Poljana in einem schlichten Grab beerdigt Das Gut ist heute ein
vielbesuchtes Museum, das seit 1921 existiert. Seine Hauptwerke Krieg und
Frieden und Anna Karenina, die Tolstois literarischen Weltruhm begründeten,
schrieb er auf dem Landgut. > Die Pädagogik Tolstois
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Feuilleton 05.01.15
Schreiben, um zu überleben.- Patrick Modiano und seine Rettung durch Kreativität
Patrick Modiano, der Literaturnobelpreisträger des Jahres 2014, hatte
eine lieblose und kalte Kindheit, aus der er als geschädigtes Wesen
hervorging. In seinen autobiographischen Romanen „Ein Stammbaum“ und
Familienstammbuch“ betont er mehrmals, dass seine Kindheit und Jugend
„die leeren Jahre“ seines Lebens gewesen seien. > Schreiben, um zu überleben.- Patrick Modiano und seine Rettung durch Kreativität.
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Feuilleton 27.10.14
Paul Auster: Bericht aus dem Inneren
Was er in seinem vorangegangen "Winterjournal" begann, das setzt Paul
Auster in seinem "Bericht aus dem Inneren" fort. Beide Bücher stehen für
einen Rückblick auf ein intensives, ein gelebtes Leben. Aus einzelnen
Fetzen und Bruchstücken webt der amerikanische Schriftsteller erneut
einen Teppich aus Erinnerungen. Dieses Mal geht der Blick noch weiter
zurück, in seine Kindheit. Auch wenn Auster gealtert ist und die Zeichen
der Zeit sich in sein Gesicht gegraben haben, so trägt er doch immer
noch den Jungen von einst in sich. Und darüber schreibt er. > "Flecken auf der Seele" oder: "Wer warst du, kleiner Mann?"
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Feuilleton 27.10.14
Feine Herzen, grobe Herzen in Nicki Pawlows neuem Buch “Der bulgarische Arzt”
2019 wird die bulgarische Stadt Plovdiv die
europäische Kulturhauptstadt. Und in Plovdiv spielt auch ein Gutteil der
spannenden Handlung des Romans der 1964 in Köthen, Sachsen-Anhalt, mitten im
Kalten Krieg als Tochter eines bulgarischen Vaters, des Arztes, und einer
deutschen Mutter, geborenen Nicki Pawlow. In Plovdiv lebt die Familie des
Vaters, dessen wuchtiger Schädel bald einem befreundeten Ostberliner Bildhauer
als Vorlage für eine Karl-Marx-Büste dient.
> Feine Herzen, grobe Herzen in Nicki Pawlows neuem Buch “Der bulgarische Arzt”
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Feuilleton 27.10.14
David Nicholls: Drei auf Reisen
"Den 3. September früh drei Uhr stahl ich mich aus dem Karlsbad weg, man
hätte mich sonst nicht fortgelassen. Man merkte wohl, daß ich fort
wollte. Ich ließ mich aber nicht hindern, denn es war Zeit." Als sich
Johann Wolfgang von Goethe unter dem Namen Möller im Jahre 1786 aus dem
böhmischen Badeort davonschlich, hatte er vor, seinem Leben eine
komplett neue Wendung zu geben. Er reiste nach Italien, um Maler zu
werden. Das Resultat dieser "Selbstfindung": Die gedruckte Form seiner
"Italienische Reise". > Formen der Zeit oder: Wo liegen die Ränder des Unglücks
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Feuilleton 27.10.14
Peggy Parnass, Tita do Rêgo Silva: Kindheit
Kindheit - sich um nichts Sorgen machen, schnell und einfach
Freundschaften knüpfen, nach einem Streit sofort wieder versöhnen ohne
langes hin und her, sich nicht mit der Mutter streiten und auch nicht
den Streit der Erwachsenen mitkriegen. Unbeschwert einfach in den Tag
hineinleben und nur das Gute in der Welt sehen, weil man das Schlechte
noch nicht versteht. > Peggy Parnass, Tita do Rêgo Silva: Kindheit
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Feuilleton 27.10.14
Dinaw Mengestu: Unsere Namen
"Namen sind Schall und Rauch" - so lautet eine im Volksmund weit
verbreitete Wendung, die ihren Ursprung in Goethes "Faust" (Der Tragödie
erster Teil) hat. Sind Namen tatsächlich so unbedeutend, vergänglich
und nicht greifbar wie ihr physikalischer Vergleich? Sagen sie wirklich
nichts über eine Person oder eine Sache aus? Die lateinische Redensart
"Nomen est omen" - "Der Name ist ein Zeichen" meint genau das Gegenteil. > Dinaw Mengestu: Unsere Namen
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Feuilleton 15.10.14
Ein klares Bekenntnis zum Fragment - Salzburg verlieh seinen Georg-Trakl-Preis 2014 für Bildende Kunst an einen Wiener
27 Wolken aus feinem Textilgespinst segeln an unterschiedlich langen Fäden von der Zimmerdecke. Sie sind schmutzig-weiß bis nachtschwarz. Georg Trakl, der Salzburger Dichter (1887 – 1914), der vor 100 Jahren starb, zog das schmutzige dem leuchtenden Weiß ebenso vor wie die Nacht dem Tag und die Schwärze der Helle.27 Wolken aus feinem Textilgespinst segeln an unterschiedlich langen Fäden von der Zimmerdecke. Sie sind schmutzig-weiß bis nachtschwarz. Georg Trakl, der Salzburger Dichter (1887 – 1914), der vor 100 Jahren starb, zog das schmutzige dem leuchtenden Weiß ebenso vor wie die Nacht dem Tag und die Schwärze der Helle. > Ein klares Bekenntnis zum Fragment - Salzburg verlieh seinen Georg-Trakl-Preis 2014 für Bildende Kunst an einen Wiener
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Feuilleton 08.10.14
Michael Köhlmeier: Zwei Herren am Strand
Clowns verfügen über vielfältige Fähigkeiten: Schauspieltalent,
Beweglichkeit, Musikalität, psychologisches Einfühlungsvermögen, ein
reiches Innenleben und noch über vieles mehr. Wenn sie vor ihrem
Publikum stehen, machen sie ihre einstudierten Späße und tapsigen
Be-wegungen, tollen herum und lachen über sich. > "Duck-Walk-Talks" oder: Die Methode des Clowns
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Feuilleton 08.10.14
Petra Hartlieb: Meine wundervolle Buchhandlung
"Smoke" - ein Independent-Episodenfilm nach Paul Auster, der eine seiner
Kurzgeschichten zum Drehbuch umschrieb und der 1995 auf der Berlinale
den Silbernen Bären erhielt -, han-delt von einem altmodischen
Tabakladen in Brooklyn. > "Scheiße, wir haben eine Buchhandlung gekauft!" (P. Hartlieb
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Feuilleton 08.10.14
Angelika Overath: Sie dreht sich um
Um nur wenige Meisterwerke der Kunstgeschichte rankt sich so viel
Unerklärliches und Mysteriöses. Das Lächeln der Mona Lisa gilt als
Inbegriff des Weiblich-Rätselhaften, ihr Porträt als Symbol des
Geheimnisvoll-Distanzierten. > Seitensprünge oder: "Alles könnte normal sein."
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Feuilleton 18.08.14
Emile Vigneron: Der große Prinz - Wenn der kleine Prinz erwachsen wird
Emile Vigneron denkt die Geschichte vom kleinen
Prinzen von Antoine de Saint-Exupéry weiter: Was passiert, wenn der
kleine Prinz erwachsen wird? Wenn die Verantwortung wächst und er
gezwungen ist, sein Nomadenleben in einer globalisierten Welt zu führen? Der
große Prinz ist Schäfer geworden – und weil sein Planet nicht mehr
genug Platz für seine 99 Schafe hat, muss er von Planet zu Planet zu
ziehen. Emile Vigneron lässt den großen Prinzen Geschichten erzählen
über die Orte, die Begegnungen und Erlebnisse während seiner langen
Reise, die ihn schließlich in den New Yorker Central Park führt. Doch
auch dort ist die Suche noch nicht zu Ende … Der Illustrator Peter Menne setzt die Geschichte des erwachsen gewordenen kleinen Prinzen in fantasievolle Bildwelten um. > Emile Vigneron: Der große Prinz - Wenn der kleine Prinz erwachsen wird> Hamburger Abendblatt> WDR
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Feuilleton 13.08.14
Emil Ostrovski: Wo ein bisschen Zeit ist...
Leben an der Schwelle zum Erwachsenwerden ist vielfach nicht ganz
einfach für die "Betroffen". Aus Kindern werden junge Persönlichkeiten,
die nach eigenen Wegen suchen und Verantwortung für ihr Handeln
übernehmen sowie Identität und Selbstwertgefühl, Individualität und
Autonomie herausbilden. Kritische Fragen stellen sich ihnen in den Weg:
Wer bin ich eigentlich? Wo komme ich her? > Emil Ostrovski: Wo ein bisschen Zeit ist...
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Feuilleton 13.08.14
Marion Brasch: Wunderlich fährt nach Norden
Wer erinnert sich noch an K.I.T.T.? In der erfolgreichen US-Fernsehserie
"Knight Rider" aus den 80er Jahren kämpfte das sprechende und
selbstdenkende Superauto zusammen mit David Hasselhoff alias Michael
Knight für Recht und Gerechtigkeit. Immer wieder rettete der sprechende
Pontiac Firebird Trans AM seinem Fahrer den Hintern und hatte dabei
stets einen passenden, witzigen oder manchmal ziemlich altklugen Spruch
parat. > Marion Brasch: Wunderlich fährt nach Norden
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Feuilleton 13.08.14
Hans Keilson: Komödie in Moll. Erzählung
Hans Keilson ist eine Jahrhundertgestalt. Am 12. Dezember 2014 würde er
105 Jahre alt werden (er starb am 31. Mai 2011). Bis ins hohe Alter
hinein war der Arzt, Psychoanalytiker, Pädagoge und Schriftsteller
geistig sprühend und voller Lebensenergie. Bereits als 23-Jähriger
publizierte er eine bemerkenswerte Erzählung ("Das Leben geht weiter.
Eine Jugend in der Zwischenkriegszeit"). > "Literatur ist das Gedächtnis der Menschheit" (Hans Keilson)
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Feuilleton 13.08.14
Robert Seethaler: Ein ganzes Leben
Noch bis ins 19. Jahrhundert waren die Alpen wegen der für Mensch und
Tier gefährlichen und mühsamen Fortbewegung ein nahezu rundherum durch
hohe Bergzüge verschlossenes Gebirgsgebiet, fernab von jeglichen
Tourismusströmen. Doch schon bald weckten genau diese Regionen das
Interesse von zumeist gut betuchten Bergtouristen, die sich gegen ein
paar Münzen von ortskundigen Einheimischen auf ihren Gipfelbesteigungen
führen ließen. > Man muss den Blick heben, um "über sein eigenes, eng begrenztes Fleckchen Erde" hinwegschauen können
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Feuilleton 13.08.14
Neil Shubin: Das Universum in dir. Eine etwas andere Naturgeschichte
"Unsere Körper und unsere Gene sind übereinander geschichtete
biologische Erfindungen, die im Laufe der Jahrmilliarden aufeinander
abgestimmt wurden (...); jede Zelle und jedes Gen ist das Produkt der
Wechselbeziehungen zwischen unserem Planeten und den Lebewesen." Bereits
in seinem ersten Buch "Der Fisch in uns" beschäftigte sich Neil Shubin,
Paläontologe und Leiter des Instituts für organische Biologie und
Anatomie an der University Chicago, mit dem Ursprung des Menschen. Jeder
von uns trägt die 3,5 Milliarden lange Geschichte des Lebendigen in
sich. > Neil Shubin Das Universum in dir. Eine etwas andere Naturgeschichte
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Feuilleton 13.08.14
Kerstin Preiwuß Restwärme
Ob am Lagerfeuer, beim Betrachten einer Kerze oder vor dem Kamin: Ein
jeder hat sie wohl schon erlebt, diese Faszination und Kraft. Das
züngelnde Spiel der Flammen zieht uns magisch an. Ein Feuer verändert
sich ständig, hat lebendige Energie, die wir unbewusst wahrnehmen. In
seinem flackernden Schein entstehen Bilder, die sich in uns
hineinprojizieren und unsere Fantasie beflügeln. > "Man muss wohl einen Ort finden für all die widersprüchlichen Gefühle..."
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Feuilleton 13.08.14
Karl Ove Knausgård: Leben
"Ein Gefühl von Freude stieg in mir auf, aber nicht die Art von Freude,
die mit Hellem, Leichtem und Unbekümmertem zu tun hat, nein, diese
Freude hatte eine andere Qualität, und wenn sie auf die Melancholie und
die Schönheit der Musik und der Welt traf, die um mich herum starb,
glich sie dem Kummer, dem schönen Kummer, dem Liebekummer - Schönes und
Schmerzvolles in einer unmöglichen Verbindung. > Über das Verhältnis des Großen zum Kleinen im Alltag
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Feuilleton 23.07.14
Rax Rinnekangas Der Mond flieht
"Auf den Tod nahmen wir keine Rücksicht. Wir kannten ihn nicht und
dachten auch nicht an ihn, bis er in jenem Sommer in unser Leben trat.
(...) Als die entsetzliche Geschichte (...) begann, rannten wir drei mit
Leidenschaft etwas sehr Unschuldigem entgegen - und spürten die
unheimlichen Verheißungen des Lebens in den Fingerspitzen (...) ohne zu
ahnen, dass sich im Universum dieses Sommers bereits schwarze Fäden
aufeinander zu bewegten, um sich zu verschlingen." > Rax Rinnekangas - Der Mond flieht
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Feuilleton 07.05.14
Franz Fühmann zum 30. Todestag -Doppelheft von „TEXT + KRITIK“ erschienen
Der aus dem Sudetenland stammende DDR-Schriftsteller Franz
Fühmann (1922-1984) ist vor 30 Jahren, am 8. Juli 1984, an einem Krebsleiden
verstorben. Geboren am 15. Januar 1922 als Sohn eines nationalgesinnten
Apothekers in Rochlitz/Riesengebirge, besuchte er nach der Volksschule für vier
Jahre das Jesuitenkonvikt Kalksburg bei Wien, aus dem er aber 1936 floh, um das
Gymnasium im nordböhmischen Reichenberg zu besuchen, das Abitur legt er 1941 in
Hohenelbe ab. > Franz Fühmann zum 30. Todestag -Doppelheft von „TEXT + KRITIK“ erschienen
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Feuilleton 07.05.14
Die Stadt München verlieh dem Schriftsteller Hans Pleschinski ihren Literaturpreis 2014
Alle drei Jahre wird er vergeben, der Literaturpreis der Stadt München.
Den ersten erhielt Carl Amery, den letzten Keto von Waberer, 2014 kommt
Hans Pleschinski in den Genuss der Ehre und der Preissumme von 10 000
Euro. „Zwischen Zivildienst und Studium“ traf der zwanzigjährige Sohn
eines Dorfschmiedes aus der Lüneburger Heide 1976 in München ein, wo er
noch heute wohnt, im Glockenbachviertel, und sich „keine Sekunde
langweilte“ – so sein Bekenntnis zu der Stadt, die in vielen seinen
Büchern nicht gerade gut wegkommt. > „Nie war es herrlicher zu leben …“ Die Stadt München verlieh dem Schriftsteller Hans Pleschinski ihren Literaturpreis 2014
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Feuilleton 23.01.14
Die Monotonisierung der Welt
Monotonisierung der Welt. Stärkster geistiger Eindruck von
jeder Reise in den letzten Jahren, trotz aller einzelnen Beglückung: ein leises
Grauen vor der Monotonisierung der Welt. Alles wird gleichförmiger in den
äußeren Lebensformen, alles nivelliert sich auf ein einheitliches kulturelles
Schema. Die individuellen Gebräuche der Völker schleifen sich ab, die Trachten
werden uniform, die Sitten internationaler. Immer mehr scheinen die Länder
gleichsam ineinandergeschoben, die Menschen nach einem Schema tätig und
lebendig, immer mehr die Städte einander äußerlich ähnlich. > Die Monotonisierung der Welt
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Feuilleton 27.03.14
Saša Stanišić: Vor dem Fest
"Der Fährmann hat einmal erzählt,
es gebe im Dorf jemanden, der mehr Erinnerungen von anderen Leuten besitze als
Erinnerungen, die seine eigenen sind.", heißt es im frisch prämierten
"Heimat"-Roman von Saša Stanišić.
Erinnerungen als Zeitweiser. Denn was wir heute Heimat nennen, finden wir nicht
in der Zukunft und auch nicht in der Gegenwart. Heimat kommt aus unserer
Vergangenheit und entfaltet an der Schnittstelle zwischen Gestern und Morgen,
dem Heute, seine Wirkung, um hernach aus unseren Erfahrungen und Erlebnissen
wiederum die Zukunft zu prägen. Um jene zu gestalten,
bedarf es jedoch dem Wissen um das "Alte". Dazu legen wir Archive an,
malen Bilder oder erzählen Geschichten: Zeitzeugen im Fluss der
Erinnerung. > "Die Nacht trägt heute drei Livreen: Was War, Was Ist, Was Wird Geschehen."
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Feuilleton 25.03.14
Gunnar Cynybulk: Das halbe Haus
"Seit dem Morgengrauen ist er wach, aber das Haus schläft noch. Es ist
ein halbes Haus, in dem eine halbe Familie lebt. Die eine Hälfte ist da,
die andere weg: gestorben, gefallen und vergessen." Das Haus steht an
der Peripherie einer zwar nicht namentlich benannten, aber unschwer als
Leipzig zu erkennenden Stadt. "Im Süden ist das Land aufgebrochen. Leere
Dörfer stehen am Abgrund, in den Kratern tragen riesige Schaufelräder
die Braunkohle ab. Nachts hört man ihr Ächzen und Kreischen. Es ist das
Schlaflied des Jungen. (...) Die Vorstadt dämmert, während die
eigentliche Stadt von damals träumt. Es ist eine stolze und alte Stadt
mit hohen Kirchen und lichten Passagen und einem imposanten Bahnhof, da
kann man besser ankommen als wegfahren. Die Stadt hat große Söhne und
Töchter hervorgebracht und bedeutsame Menschen beherbergt, es wird ihm
immer wieder gesagt..." > "Frei ist ein kurzes und ein schweres Wort." oder: "Wie hat sich das Jahrhundert nur so schnell aufgebraucht?"
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Feuilleton 14.03.14
Jean Paul
Die Weimarer Klassiker mochten ihn nicht, zumindest Goethe und Schiller –
jenen Johann Paul Friedrich Richter, den Franken aus Wunsiedel, 1763 geboren, der
sich später Jean Paul nennen sollte. Früh begabt, aus protestantischem
Elternhaus, immatrikulierte sich Paul in Leipzig. Aber anstatt der Theologie den
Dienst zu erweisen, zog es das
jugendliche Genie, das sich mit seinen frühen literarischen Experimenten in die
Spuren von Jonathan Swift und Christian Ludwig Liscow begab, zur Literatur hin.
Und bereits damals erwies sich das Genre – wie heute – als kein
leichtzuwandelnder Pfad, und so blieb auch Jean Paul jene Erfahrung einer
„gescheiterten Existenz“ nicht erspart. Der Autor des Siebenkäs, der mit seinem Hesperus oder 45
Hundposttage, Sofis Welt von Jostein
Gaarder bereits vorausnimmt,
mußte klein anfangen, finanzielle Not und familiäre Tragödien gingen dem
späteren Ruhm voraus, der sich 1793 mit dem Roman Die unsichtbare Loge vorerst
einstellen sollte. Dem Geist des französischen Aufklärers, Naturphilosophen und
Pädagogen Jean-Jacques Rousseau verpflichtet und durch Karl Philipp Moritz
geadelt, folgte der literarische Durchbruch dann peu á peu ab 1795. > Jean Paul
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Feuilleton 24.02.14
Uwe Kolbe: Die Lüge
Die Gesellschaft der DDR war bis ins Innerste vergiftet. Lüge und
Heuchelei durchzogen nicht nur die Politik, sondern nahezu alle
Gesellschaftsschichten. Der Bruder bespitzelte den Bruder - wie im Fall
Dr. Karl-Heinz Schädlich alias "IM Schäfer"-, der Ehemann schrieb
Berichte über seine Frau - wie im Fall Knud Wollenberger alias "IM
Donald"-, Lehrer denunzierten ihre Schüler und umgekehrt. Von der
Ideologie war ein bestimmtes Bild der Gesellschaft entworfen worden und
Partei, Regierung, Staat, Medien und "gute Genossen", stutzten sich die
Wirklichkeit so zurecht, dass sie diesem Idealbild entsprach. > "Die Lüge ist wie ein Schneeball: Je länger man ihn wälzt, desto größer wird er." (Martin Luther)
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Feuilleton 25.03.14
Lukas Bärfuss: Koala
Wallstein Verlag
"Wir hatten selten Gelegenheit, uns zu sehen; mein Bruder bewegte sich
kaum aus jener Stadt heraus, die ich dreiundzwanzig Jahre früher nicht
ganz freiwillig verlassen und seither gemieden hatte. Wir führten
verschiedene Leben, außer der Mutter und einigen nicht ausschließlich
angenehmen Kindheits- und Jugenderinnerungen teilten wir wenig, und
gewöhnlich reichten uns zwei Stunden, um der still empfundenen
Verpflichtung, sich als Brüder nicht ganz aus den Augen zu verlieren,
Genüge zu tun." Grund für den Ich-Erzähler in Lukas Bärfuss' Roman, sich
nun doch intensiver und vielleicht zum ersten Mal wirklich mit seinem
(Halb-)Bruder auseinanderzusetzen, ist dessen selbst herbeigeführter
Tod. Doch das Öffnen der offensichtlich verschlossenen Tür, ein Neubau
der abgebrannten Brücken, erweist sich als bedrohliche Fahrt durch einen
dichten Nebel in das eigene Innere und in das Innere der Welt. > "Eine andere Möglichkeit der Existenz"
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Feuilleton 24.03.14
Martin Walser wird 87
Als ich meinen Computer fragte, wie oft Nietzsche bei mir vorkomme,
antwortete er: 732 Mal. Ich darauf: Das könnte mich interessieren. Und
er bediente mich bzw. mein Interesse. Bald genug merkte ich, daß ich nie
etwas über Nietzsche gesagt oder geschrieben habe. Ich hatte nie eine
Meinung über Nietzsche. Es war immer ein begriffloser Umgang. Ich habe
Nietzsche brauchen können. Geglaubt, daß ich ihn brauchen könne. Wie das
vor sich ging, ist hier noch einmal festgehalten. Es waren Anrufungen.
Bezeichnend ist schon, in wie verschiedenen Problem-Augenblicken ich ihn
angerufen habe. Zitiert auch, aber noch öfter angerufen als zitiert. > Nietzsche lebenslänglich
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Feuilleton 12.02.14
Péter Nádas: Parallelgeschichten
"Es ist mir das Gleiche, woher
ich ausgehe; denn dort werde ich auch ankommen." Dieses, dem Roman
vorangestellte Zitat des griechischen Philosophen Parmenides, drückt in
einem Satz den Duktus des epochalen Opus Maximus von Péter Nádas aus.
Der ungarische Autor hat sich in seinen "Parallelgeschichten"
wirkungsvoll der Denkweisen dieses Vorsokratikers bedient. Denn genau
wie Parmenides geht es Nádas darum, die Alltagswahrnehmung der Welt als
eine Scheinwahrheit aufzudecken, während die wirkliche Welt ein
unveränderliches, ungeschaffenes, unzerstörbares Ganzes sei. 18 Jahre schrieb der ungarische Autor an diesem Dickicht aus Lebensgeschichten, die in ein globales Ganzes eingewoben sind. > Péter Nádas Parallelgeschichten
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Feuilleton 07.09.12
Martin Walser: Das dreizehnte Kapitel
Auf
einer Feier im Schloss Bellevue anlässlich des 50. Geburtstages von Korbinian
Schneilin, einem angesehenen Molekular-Biologen und Unternehmer, sitzt der
renommierte Belletrist Basil Schlupp, Autor des Erfolgsbuchs
"Strandhafer", am Tisch der Frau des Bundespräsidenten. Doch nicht
sie erregt sein Aufsehen, sondern die Dame auf "höchstens halb zwei".
Die 45-jährige Maja Schneilin, Professorin für Theologie und Gattin des
Jubilars, mit ihrem "antiblonden" Haar und den "zierlichen
Lachexplosionen" aus einem Mund voller "vibrierender Bereitschaft",
erscheint ihm mit einer derart weiblichen Unverwechselbarkeit, dass es um den
armen Schreiberling geschehen ist. > Gefühlsausführlichkeiten im Nähe-Glück oder doch nur Dekorateure des Nichts
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Feuilleton 19.12.13
Wolken - Welt des Flüchtigen
Der Schriftsteller Walter Benjamin hat einmal den Begriff der
Metamorphose als "Wolkenwandelbarkeit der Dinge" beschrieben. Dies
trifft fürwahr einen zentralen Aspekt im Wesen der Wolken. Ein
springender Delphin, ein Pinguin mit Hut oder ein drohender Kobold beim
Glühweintrinken: Die bizarrsten Objekte treiben mitunter am Firmament,
wenn man auf einer Sommerwiese liegt, den Blick nach oben richtet und
seinen Gedanken freien Lauf lässt. Ihre Vielfältigkeit, ihr ständiger
Wandel berühren die Seele und bringen uns zum Träumen. Ihr Widerspruch
schafft Bewegung im Inneren, aber gleichzeitig strahlen sie auch eine
große Ruhe aus. > "Jedes Kunstwerk ist ein Augenblick"
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Feuilleton 08.10.13
Paul Auster: Winterjournal
"Sprich jetzt, bevor es zu spät ist, und hoffentlich kannst du so lange
sprechen, bis nichts mehr zu sagen ist. Schließlich verrinnt die Zeit.",
ist auf der ersten Seite von Paul Austers "Winterjournal" zu lesen. Zu
sagen hat der US-amerikanische Autor mit jüdischen Wurzeln sehr viel.
Denn seine mittlerweile 66 Lebensjahre bergen eine Fülle an physischen
und psychischen Freuden, aber auch Schmerzen. Wobei sich letztere
zweifelsohne beharrlicher und hartnäckiger in sein Gedächtnis gegraben
haben, als es vielleicht die alltäglichen Genüsse eines warmen Bades,
eines guten Essens oder des warmen Gefühls der Sonne auf dem Gesicht
konnten. > Ein "Katalog von Sinnesdaten" oder: Eine "Phänomenologie des Atmens"
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Feuilleton 02.12.13
Iris Radisch: Camus Das Ideal der Einfachheit
"Für seine bedeutungsvolle Verfasserschaft, die mit scharfsichtigem
Ernst menschliche Gewissensprobleme in unserer Zeit beleuchtet", wurde
1957 dem damals 43-Jährigen der Literaturnobelpreis verliehen. Am 7.
November 2013 wäre Albert Camus 100 Jahre alt geworden. Doch er schaffte
nicht einmal die Hälfte. Nur zwei Jahre nach der höchsten literarischen
Ehrung war er tot. Umgekommen auf der Landstraße nahe Villeblevin bei
einem tragischen Verkehrsunfall. Iris Radisch hat 57 Jahre nach der
schwedischen eine deutsche "Laudatio" verfasst. Sie würdigt den in der
Nähe von Algier, in Mondovi, Algerien, geborenen Schriftsteller,
Bühnenautor und "Philosoph des Absurden" auf ihre ganz persönliche Art:
eine Biografie, die in allen Belangen seinem Sujet würdig wird. > Heike Geilen: Der "kleine Hemingway des Montparnasse"
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Feuilleton 22.11.13
J. M. Coetzee: Die Kindheit Jesu
"Warum sind wir hier?", fragt der fünfjährige David den 45-jährigen
Simon. "Wir haben die Chance bekommen zu leben und wir haben diese
Chance ergriffen. Zu leben ist großartig. Das Größte, was man sich
vorstellen kann." Ein bedeutungsschwangerer, aber auch ungemein
widersprüchlicher Satz. Leben, egal unter welchen Bedingungen und ohne
die Frage eines Davor und Danach? Ist Leben absolut oder was gehört
unabdingbar dazu? Wie soll man leben und was ist die menschliche Natur?
Keinen geringeren Fragen stellt sich der J. M. Coetzee in seinem neuen,
sehr philosophisch angehauchten Roman, der zudem jede Menge biblische
Bezüge aufweist und diese mit literarischen Anleihen verwebt ... > Heike Geilen: Nichts fehlt! Nichts fehlt?
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Feuilleton 29.11.13
Georg von Wallwitz: Die Erfindung des Wohlstandes
"Mit der Verteilung von Eigentum und Lasten verhält es sich wie mit
einem Fußballspiel, das am nächsten Morgen Stadtgespräch ist. Jeder hat
dazu eine Meinung, die Wahrheit des Geschehens liegt aber unformulierbar
und unbegreiflich auf dem Platz und entzieht sich allen Worten und
aller Logik. Es ist viel einfacher, sich darauf zu einigen, was nicht
passiert ist, als auf das tatsächliche Geschehen. Und wie beim Fußball
kann man dennoch nicht darüber schweigen, denn Verteilung, Gerechtigkeit
und Wohlstand haben einen Zusammenhang, der ausgesprochen sein will."
Genau dies war offensichtlich das Ansinnen von Georg von Wallwitz, als
er sich damit trug, dieses Buch zu schreiben. > "Wohlstand hat erreicht, wer die meisten Sachen hat" oder: "Haste was, dann biste was"
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Feuilleton 26.11.13
Monika Maron Zwischenspiel
Träume begleiten unsere Nächte und erscheinen uns zuweilen so deutlich
wie die Realität. Sie können ein Bild in einem leuchtenden, strahlenden
Gold malen oder nur schemenhafte Schleier in tiefem Grau bis dunklem
Schwarz ziehen. Nach dem Erwachen verflüchtigen sich diese Impressionen
der Nacht, die vielfach unsere Befindlichkeiten und Gefühle
widerspiegeln, allerdings schnell wieder im Nirwana des schwer
Greifbaren. Zurück bleibt vielleicht noch ein diffuser Schatten oder ein
sich auflösendes Bild "tanzender, farbiger Punkte, die jeden Augenblick
davonfliegen könnten, um sich an anderer Stelle wieder
zusammenzusetzen." > Im "Erinnerungskeller"
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Feuilleton 20.11.13
Kristopher Jansma: Die Flecken des Leoparden
"Die besten Romanciers lassen einen beim Lesen glauben, ihre Geschichten
seien wirklich. Man hält den Atem an, wenn Raskolnikow sich seiner
Nachbarin mit gezückter Axt nähert. Man weint, wenn niemand zu Gatsbys
Beerdigung kommt. Und wenn man erkennt, wie geschickt man reingelegt
wurde, liebt man den Autor umso mehr." Schriftsteller verzaubern,
begeistern, entführen den Leser in andere Welten oder enttäuschen. Es
gibt einfache Texte und komplizierte. Manche sagen in einem Satz alles,
wieder andere gestalten ihre Erzählung ausufernd-opulent. > "Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns."
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Feuilleton 08.10.13
Die Rückkehr des Karl Schmidt
Die Beatles reiten noch auf der Erfolgswelle ihres Albums "Sgt. Pepper's
Lonely Hearts Club Band", das am 1. Juni 1967 erschienen ist und als
eines der ersten Konzeptalben der Popgeschichte gilt, als sie im August
des gleichen Jahres in den Südwesten Englands aufbrechen. Hier drehen
sie ihren dritten Spielfilm, bei dem sie erstmals nicht nur Darsteller
sind, sondern auch als Autoren und Regisseure verantwortlich zeichnen.
"Magical Mystery Tour", ein surrealistischer Lobgesang auf die Kultur
der nordenglischen Arbeiterklasse, zeichnet sich durch eine relativ
zusammenhanglose Handlung, begleitet durch eine Gruppe feierwütiger
Briten auf ihrer Busreise in den Urlaub ans Meer, aus. > Kontaktstoned, aber: Irgendwas bleibt
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Feuilleton 06.09.13
Frank Kunert: Wunderland
Ein permanent verspätetes Kaninchen, das verwirrende Selbstgespräche
führt, eine ungeduldige Königin, die ständig anderer Leute Köpfe
fordert, ein altkluges Ei, das auf einer Mauer sitzt und den Wörtern
neue Bedeutungen gibt - wohl jeder kennt das berühmte Kinderbuch von
Lewis Carroll. In ihm betritt Alice eine Welt voller Absurditäten, in
welcher die herkömmliche Logik und die alltäglichen Verhaltensregeln
aufgehoben sind. Fieberhaft sucht sie nach dem Sinn im Unsinn und gerät
dabei selber völlig aus dem Lot. Mit seinem Weltbestseller "Alice im
Wunderland" schuf Lewis Carroll ein surreales Traumspiel, ... > Die alltäglichen Absurditäten des Lebens
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Feuilleton 02.09.13
Thomas Glavinic: Das größere Wunder
"Ein Leben ist nur dann geschützt, wenn es einer Sache gewidmet ist, die
größer ist als der Mensch, der es lebt und der Sache dient." Große
Worte von Thomas Glavinic bzw. seinem Protagonisten Jonas des für den
Deutschen Buchpreis 2013 nominierten neuen Romans. Gedanken, die ihm
während seines an physische und psychische Grenzen gehenden Marsches auf
das Dach der Welt - den Mount Everest - kommen. Es ist eben jener
Jonas, der bereits in zwei früheren Büchern des österreichischen Autors
auftritt. Nach "Die Arbeit der Nacht" (2006) und "Das Leben der Wünsche"
(2009) liegt nun der Abschluss der Trilogie vor. Ein würdiges Finale
mit einem großartigen Text! > König der Zeitkapsel oder: "Jeder ist jemand"
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Feuilleton 31.08.13
Daniel Kehlmann "F"
1974 erfand ein ungarischer Professor für Physik und Design einen bunten
Plastikwürfel, der sich zu Beginn der achtziger Jahre wie ein Virus in
der Welt auszubreiten begann. Seitdem fummeln Millionen Menschen an der
Erfindung von Ernö Rubik herum und versuchen, die Schichten des
Zauberwürfels so zu verdrehen, dass alle Seiten gleichfarbig werden.
Zwar ist der große Hype mittlerweile verebbt, doch scheint es immer noch
ein gewisses Interesse zu geben. Seit einigen Jahren fasziniert das
bunte Spielzeug sogar die Wissenschaft. 43.252.003.274.489.856.000
Ausrichtungsmöglichkeiten soll es geben. > "Die Mechanismen des Bewusstseins" oder: "Ich bin niemand!"
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Feuilleton 31.08.13
Linde Salber: Hermann-Kant
Es ist schon ein gewagtes Unterfangen, ein biografisches Buch über einen
Autor zu schreiben, den man kennt, mehrmals getroffen hat und
offensichtlich schätzt. Die Bewertungsskala verschiebt sich danach
zugunsten dessen, über den man schreibt, und das entstehende Buch wird
furchtbar langweilig. Erschwerend kommt in diesem Fall dazu, dass die
Verfasserin keine Literaturwissenschaftlerin ist, sondern ausgebildete
Psychologin, wenn auch mit Doktortitel. Was dabei herausgekommen ist,
ist kein kritisch abwägendes Buch über einen politisch umstrittenen
Autor und sein literarisches Werk, sondern eine Art von
Gefälligkeitsgutachten im Umfang von 632 Seiten. > Linde Salber: Hermann-Kant-Biografie
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Feuilleton 11.06.13
Anna Seghers zum 30. Todestag am 1. Juni
Am 4. Oktober 1965, vier Jahre nach dem Bau der Mauer in Berlin, las
Anna Seghers in der Mainzer Stadtbücherei ihre autobiografische
Erzählung „Der Ausflug der toten Mädchen“ (1944). Der Raum war
überfüllt, dichtgedrängt saßen die Zuhörer, einige Studenten hatten
keinen Platz mehr gefunden und sich zu ihren Füßen niedergelassen.
Rechts von ihr im Publikum saß Lore Wolf, ihre Exilgefährtin in
Frankreich, die in Paris das Manuskript des Romans „Das siebte Kreuz“
(1942) abgeschrieben hatte. > Jörg Bernhard Bilke: Anna Seghers zum 30. Todestag am 1. Juni
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Feuilleton 10.05.13
Franz Hessel: Pariser Romane
"Ich schreibe etwas zitterig, doch es geht. Aber wird Dich dies alles,
was ich da schreibe, noch angehen, Claude? Bist du nicht am Ende auch
eingestellt in das Gegenwärtige, das Zielbewusste, den Sinn der Zeit?
Und ich veralte immer mehr mit meinen Gedanken an das vergangene,
vergehende Paris und an die Gebärden eines Mädchenkindes, das inzwischen
längst aus meinem Leben verschwunden und am Ende auch eingestellt ist
in das Jetzt. Vielleicht ist sie inzwischen Braut oder kriegsgetraute
Gattin eines Fliegerhelden oder U-Boot-Kommandanten." > Da wurde der Fremde ein Gast oder: Was ist aus unserer Welt geworden?
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Feuilleton 15.04.13
"Die Welt ist alles, was der Fall ist!
"Was für
eine außerordentliche Veränderung stattfindet ..., wenn erstmals die Tatsache
ins Bewusstsein dringt, dass alles davon abhängt, wie eine Sache das erste Mal
gedacht wird, wenn, in der Folge, Denken in seiner Absolutheit eine
augenscheinliche Wirklichkeit ersetzt."
Dieser Gedanke
von Sören Kierkegaard könnte als Leitmotiv für das Buch des1927 in Albany
geborenen und 2010 in New York verstorbenen Autors der Postmoderne stehen. Denn
David Marksons lässt den Leser an einem ungewöhnlichen Denkprozess seiner
Protagonistin teilhaben. Sie
denkt sich eine Welt, die irgendwie aus der Zeit fiel, neu.
> Aus der Zeit gefallen oder: "Die Welt ist alles, was der Fall ist."
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Feuilleton 21.02.13
Sergej Lebedew: Der Himmel auf ihren Schultern
Vor tausenden von Jahren wurden die Verse des Gilgamesh-Epos
auf Tontafeln verewigt. Sie thematisieren vor allem die Suche des darin
"besungenen" sumerischen Königs nach Unsterblichkeit, nachdem sein
aus Lehm geschaffener und Mensch gewordener Bruder Enkidu einer heimtückischen
Krankheit zum Opfer fiel. Auch im Roman von Sergej Lebedew, der 2011 auf der
Longlist des russischen Buchpreises "Nazbest" stand, begibt sich der
Protagonist auf eine derart rastlose "Jagd" nach Ewigkeit und
Unvergänglichkeit.
> Heike Geilen: Der Mann ohne Vergangenheit oder: Am Abgrund des Vergessens
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Feuilleton 07.01.13
Christoph Ransmayr: Atlas eines ängstlichen Mannes
"In Christchurch hatte ein Junge mit
dem Revolver seines Vaters einen Freund erschossen. An der Nordküste waren drei
Dutzend Grindwale gestrandet und erstickt, und drei von fünf
Besatzungsmitgliedern waren ertrunken, nachdem ein Fischkutter in einer
Monsterwelle gekentert war. In Afghanistan war Krieg. In einer Kleinstadt des
amerikanischen Mittelwestens war ein Schüler Amok gelaufen." Meldungen wie
diese geistern tagtäglich durch die Gazetten, beherrschen die
Berichterstattungen auf der ganzen Welt. Doch unter ihrer destruktiven
Oberfläche sucht sich ein zartes Pflänzchen seinen Weg ins Licht. Es trägt den
Namen Hoffnung, erwachsen aus der Schönheit des Augenblicks. > Am Rande der Wildnis oder: Auf dem kürzesten Weg zu den Sternen
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Feuilleton 23.10.12
Wer war eigentlich August von Kotzebue?
"Das eigentliche Theatertalent der Deutschen war
Kotzebue; er und seine Deutschen, die der höheren sowohl als die der mittleren
Gesellschaft, gehörten notwendig zusammen; und die Zeitgenossen hätten von ihm im
Ernste sagen dürfen: „In ihm leben, weben und sind wir.“ Hier war nichts
Erzwungenes, Angebildetes, Halb- und Angeniessendes: was er wollte und konnte,
wurde verstanden.“ So Nietzsche, einer der wenigen wichtigen nachgeborenen
Befürworter des großen Theatertalents, das zu Lebzeiten immer wieder
polarisierte. Annette Seemann begibt sich in der Tabula Rasa auf Spurensuche. > Annette Seemann: August von Kotzebue
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Feuilleton 15.10.12
Arthur Rimbaud - Moloch der Einsamkeit
Am Anfang steht ganz zwingend die Frage nach
dem Schöpfer selbst. Wer war der Mensch, das Wesen, die Gestalt – wer oder was
steckte hinter jener schillernden, wortgewaltigen Fassade, die jeder
überflüssigen Verzierung entbehrte und in ihrer vollen Pracht bis heute
staunend bewundert wird, wiewohl sie, misst man ihre Maße an vergleichbaren
Entwürfen, in einen winzigen Vorgarten passt? Welche Person verbarg sich hinter
dem Werk und was hat es überhaupt mit diesem merkwürdigen Versteckspiel auf
sich, ... > Arthur Rimbaud – Moloch der Einsamkeit
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Feuilleton 17.10.12
Roger Willemsen Momentum
"Als Kind war ich schlampig, unfähig, die Dinge zusammenzuhalten, dabei
unkorrigierbar selbst durch den Satz: 'Du wirst in deinem Leben noch
bittere Tränen vergießen über deine Unordnung.' Der Satz blieb stehen,
der elterlichen Autorität wegen, und weil 'mein Leben' darin vorkam, für
das ich kein Gefühl hatte. Tatsächlich sammelte ich vieles, verlor aber
auch vieles, eine Kaurimuschel, einen Kanichenschädel, einen
Hornlöffel, ein altes Puppenauge in einer Metallkapsel.", schreibt Roger
Willemsen in seinem neuen Buch "Momentum". > Visuelles Geräuschdesign oder Wo sind die Momente?
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Feuilleton 12.10.12
Der Kaufmann von Venedig
"Der
Kaufmann von Venedig" gehört zu Shakespeares bekanntesten,
aber auch zu seinen problematischsten, vieldeutigsten und höchst
polarisierenden Stücken. Der heiteren und romantischen Rahmenhandlung wegen
gilt es nach wie vor als Komödie. Doch die gegenläufigen Tonlagen, seine
doppelbödigen Charaktere, die Mischung verschiedenster Themen und Motive, die
vielseitige Sprache und nicht zuletzt der abgründige Shylock machen es zu einem
schillernden Werk, das sich keinem Genre eindeutig zuordnen lässt. > "Alles ist nicht Gold, was gleißt, manchen in Gefahr es reißt."
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Feuilleton 07.10.12
"Gehen wir nach Amerika, die Sonne putzen"
Amerika - der Inbegriff des freien Lebens und das Land der unbegrenzten
Möglichkeiten. Dies mag einerseits am dortigen unbeschwerten Lebensstil
liegen, andererseits aber auch, weil die USA für jeden das passende
Fleckchen Erde bereithält. Das finden auch Anna, ihr Bruder Michael und
der Rest ihrer Clique, allen voran der charismatische " Komantsche". Es
ist Sommer und die Heranwachsenden lungern mehr gelangweilt als agil,
mehr angetrunken, als nüchtern, am Baggersee ihres Heimatortes herum. > "Gehen wir nach Amerika, die Sonne putzen.
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Feuilleton 02.10.12
Michail Schischkin Briefsteller
"Neues aus der Wissenschaft: Berechnungen zufolge haben sich die meisten
Menschen in den vergangenen fünf Jahrtausenden nicht aus freien Stücken
einander genähert, sondern in der Art von Bäumen, die sich weder ihre
Nachbarn noch ihre Bestäuber selbst aussuchen, Äste und Wurzeln einfach
infolge ihres Wachstums miteinander verflechten. Außerdem spielt die Zeit verrückt, das haben Experimente bewiesen. > Das Leben spult sich ab als endlose Kartoffelschale oder Die Zeit ist aus den Fugen
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Feuilleton 08.09.12
Über Literatur und Politik
Wenn es um das Verhältnis von Politik und Literatur geht,
wird der Gemeinplatz vom garstigen politischen Lied gern zitiert. Wir finden
ihn natürlich in Goethes Faust, wo sonst! In Auerbachs Keller sagt Brander:
"Ein garstig Lied! Pfui! Ein politisch Lied!" (Goethe 1808: Z. 2092)
und spricht damit eine zur Goethezeit weit verbreitete Ansicht aus, die Johann
Gottfried Herder 1792 gar "Politisch Lied, ein böses, böses Lied"
nennt. Es geht mir um eine Besichtigung vor allem der deutschsprachigen
literarischen Landschaft und um ihr Verhältnis zur Politik. > Karl-Heinz Hense: Politisch Lied, gar garstig Lied - Über Literatur und Politik
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Feuilleton 07.09.12
Henning Ritter: Verehrte Denker
Mit
diesen Worten beginnt Carl Schmitts "Ballade vom reinen Sein", die er
unter dem Pseudonym Erich Strauß in den fünfziger Jahren veröffentlichte. Sie
zeigt nur zu gut, dass der 1985 fast hundertjährig verstorbene Jurist und
politische Denker, der zu einem der einflussreichsten und gleichzeitig
umstrittensten deutschen Gelehrten im 20. Jahrhundert avancierte, vielseitig
interessiert war und überall originelle Gesichtspunkte ins Spiel brachte.
Henning Ritter, der sich bereits in jungen Jahren von dessen "Art zu
sehen, zu denken, fasziniert von der Spannung, die er zu erzeugen
vermochte" magisch berührt fühlte, führt mit Carl Schmitt seine "biografischen
Inszenierungen" an. > Ästhetische Reflexionen
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Feuilleton 27.06.11
Frankreich und Deutschland Anne Germaine Luise de Stäel
Anne Germaine Louise de
Staël-Holstein, geborene Necker, geboren 1766, gestorben 1817, war eine der
ungewöhnlichsten Frauen an der Schwelle des 18. zum 19. Jahrhundert. Wer war
sie, eine patriotische Französin, eine in der Wolle gefärbte Schweizerin, eine
reiselustige Europäerin avant la lettre? Und: was war Heimat für die unstete,
über 20 Jahre aus Frankreich exilierte Intellektuelle, deren Besuch in Weimar
im Winter 1803/04 hier in Hofkreisen, aber insbesondere auch bei Goethe,
Schiller und Wieland für große Aufregung sorgte? > Annette Seemann: Madame de Stäel
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Feuilleton 25.06.12
Charlotte von Kalb
„Charlotte ist eine große sonderbare weibliche Seele, ein wirkliches
Studium für mich, die einem größeren Geist als der meinige ist, zu
schaffen geben kann. Mit jedem Fortschritt unsers Umgangs entdecke ich
neue Erscheinungen in ihr, die mich, wie schöne Partien in einer weiten
Landschaft überraschen, und entzücken.“ Dies schrieb Schiller an
seinen Freund Körner im Juli 1787. > Annette Seemann: Charlotte von Kalb - Anlässlich ihres 250 Geburtstags
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Feuilleton 05.09.11
Mario Vargas Llosa fordert mehr politisches Engagement
Für den Literaturnobelpreisträger Mario Vargas Llosa steht
außer Frage, wie er gegenüber dem Magazin „Der Spiegel“ betonte, daß ein Schriftsteller
sich politisch positionieren muß. Wie der 75-Jährige betonte, dürfe sich ein
Schriftsteller nicht davor scheuen, sich auch die Hände schmutzig zu machen.
Eine seiner Hauptaufgaben bleibe es, sich kritisch in politische Debatten
einzumischen. Dabei sei es wichtig, daß Schlagwörter durch Ideen ersetzt werden
– statt flüchtiger Aktualität gilt es nach dem bleibenden Sinn zu suchen. Llosa
war 1990 in Peru als Präsidentschaftskandidat angetreten. Die Tabula Rasa stellt ihn als politischen
Schriftsteller vor. > Michael Lausberg: Mario Vargas Llosa - ein politischer Schriftsteller
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Feuilleton 11.07.11
Martin Walser und Emanuel Swedenborg
Für den in der Nähe von Überlingen am Bodensee lebenden
Schriftsteller Martin Walser gehören Religion und Literatur einfach zusammen.
In seinem neuesten Roman "Muttersohn" hat er daher versucht, die
Fehlentwicklungen der Vergangenheit wieder zusammen zu fügen, da er davon
überzeugt ist, daß in der europäischen Geistesgeschichte Religion und Literatur
oft auseinandergegangen sind. Für seinen Romanprotagonisten Percy im neuen
Buch, in dem auch Passagen aus „Mein Jenseits“ eingeflossen sind, sei deshalb
das Weihnachtsevangelium das Schönste; es sei reine Literatur. Martin Walsers neues
Buch trägt auch mystische Züge, insbesondere der schwedische Philosoph und
Mystiker Emanuel Swedenborg (Foto) (1688-1772) hat Walser tief beeinflußt.
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Feuilleton 05.07.11
Érik Orsenna - Lied für eine geliebte Frau
Érik Orsenna, seit 1998 Mitglied der Académie Française und bereits mit diversen Preisen ausgezeichnet (unter anderem mit dem Prix Goncourt), ist ein unglaublich vielseitiger Schriftsteller. Sein Oeuvre offenbart sich so breitgefächert wie wohl kaum bei einem anderen Autor. Egal, ob er über Baumwolle („Weiße Plantagen“), die Faszination des Golfstroms („Lob des Golfstroms“), die Antarktis („Großer Süden“), unser Lebenselixier („Die Zukunft des Wasser“) oder seine Zeit als Ghostwriter von François Mitterrand und das Alltagsleben im Elysée-Palast schreibt, wenn man seine Bücher liest, gewinnt man schnell den Eindruck, einem Autor begegnet zu sein, der [...] seinen literarischen Stoff strickt. > Vollendete Zukunft:
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Feuilleton 24.06.11
Martin Walsers neuer Roman "Muttersohn" ist erschienen
"Muttersohn" ist der neueste Roman aus der Feder
Martin Walsers (84). Walser, der zu den wichtigsten Autoren der deutschen
Nachkriegsliteratur zählt, hatte erst vor kurzem den dritten Band seiner Tagebücher
(1974-1978), seinen kleinen Essay zu Nietzsche und seine Novelle "Mein
Jenseits" veröffentlicht. In „Muttersohn“, 500-Seiten,
erzählt er die Geschichte von Anton Percy Schlugen, der die Gegenden zwischen
Donau und Bodensee durchwanderte und dann Krankenpfleger in der Psychiatrie
wird. Wie seine Mutter Fini, eine Schneiderin, die sogar Goethes
"Iphigenie" auswendig kann, den Dichter Rilke liebt und später als
Terroristen-Sympathisantin entlassen wird, fühlt sich auch der Sohn vom Unbeweisbaren
angezogen. > Martin Walser: Nietzsche lebenslänglich
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Feuilleton 10.06.11
Zum Tod von Jorge Semprún
Mit Jorge Semprun verliert Europa einen der größten Intellektuellen des
Zwanzigsten Jahrhunderts, einen Schriftsteller und Denker, wie ihn das
21. Jahrhundert so dringend bräuchte. Größe bezeichnet hier nicht in
erster Linie Erfolg, Zeitgeistkonformität, Berühmtheit, sondern bedeutet
Klugheit im Sinne der Vermählung von Intelligenz und Moral und Wahrheit
im Sinne von Wahrhaftigkeit. Intellektueller wird man nach Max Frisch
nicht durch Gehabe oder auch nur überragende Intelligenz und Bildung
(woran es Semprún nicht mangelte), sondern erst dadurch, daß man diese
in den Dienst des Allgemeinwohls stellt. > Ein Denker, wie ihn das 21. Jahrhundert so dringend bräuchte
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Feuilleton 09.04.11
Robert Menasse kontra Habermas und Enzensberger
Der österreichische Schriftsteller Robert Menasse hat in der "Die Welt" die Europäische Union gegen die Kritik, die Jürgen
Habermas und Hans Magnus Enzensberger formuliert haben, verteidigt. Wie der 1954 in Wien geborene Menasse betonte, seien die Defizite der
EU eine Folge des Widerstands der Nationalstaaten, ohne den das
Europäische Parlament jedenfalls freier und die Kommission stärker wäre. "Es ist ein Unterschied, ob man, wie Deutschland 1945, eine Demokratie
geschenkt bekommt, oder ob man unter völlig veränderten Bedingungen ein
demokratisches System entwickeln muss." Auch mit Blick auf die Bürgerrechte ist die Europäische Union oft
fortschrittlicher und rationaler als jeder einzelne Mitgliedsstaat. Der Schriftsteller arbeitet derzeit an einem neuen Roman und hat sich in das Milieu der Brüsseler EU-Behörden begeben.
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Feuilleton 07.02.11
Arno Geiger und die Akzeptanz der Demenz
Der Schriftsteller Arno Geiger, 1968 in Bregenz, Österrreich, geboren, hat unterstrichen, daß die Demezkrankheit für ihn einfach ein Schicksal ist. Wie der Preisträger des "Deutschen Buchpreises" (2005) betonte, sind Charakter und Haltung in bestimmten Situationen
wichtiger als Intelligenz. Geiger, der seit 1993 als freier Schriftsteller in Wien lebt, kam zu diesem Schluß durch ganz private Erfahrungen mit seinem an Demenz
erkrankten Vater. Das Problem mit der Intelligenz sei, daß man ihr Schwinden
immer erklären wolle, betont Geiger im Interview mit der "Frankfurter
Allgemeinen Sonntagszeitung". Die Demenzkrankheit muß man vielmehr als Schicksal ansehen; zwar sei sein Vater zwar noch blitzgescheit, kann aber die Welt nicht mehr zentrieren. Vor zwei Jahren setzte sich der Journalist Tilman Jens mit der Erkrankung seines Vaters, Walter Jens kritisch auseinander - das Buch sorgte für Schlagzeilen. Auch Ursula von der Leyen vermerkte kritisch, daß die Alzheimerkrankheit immer noch ein Tabuthema ist. > Demenz: Der lange Abschied von Walter Jens und das Resümee seines Sohnes Tilman> Demenz – ein unabwendbares Schicksal oder doch nicht?> Ursula von der Leyen: "Immer noch eine Tabudiagnose"
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Feuilleton 08.03.11
Neue Biografie über Lou Andreas Salomé
Vielleicht wäre die „kleine Wahrheit“ aus dem Kult-Buch
"Zarathustra" des Philosophen Friedrich Nietzsche, diese "böse
Handlungsanleitung für gekränkte frauenbesuchende Männer nie geschrieben
worden, hätte er nicht das Mädchen getroffen, dem er jetzt mit so starken
Absichten entgegengeht.", schreibt die auf erstklassige Künstlerbiografien
spezialisierte Kerstin Decker. Das Mädchen ist die 21-jährige Lolja Salomé, die
dem "Übermenschen", dem "Hochgebirgsdenker" begegnet ist
und ihn in einen nahezu magischen Bann zieht. Lou Andreas-Salomé avanciert zu
seiner "Glaubensgenossin", seinem "Geschwistergehirn",
einer "Inkarnation seines Übermenschenideals".
> Heike Geilen: Autorin ihres Daseins
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Feuilleton 14.03.11
Heinrich-von-Kleist-Jahr
Scheitern als Lebensprinzip, so könnte man kurz Heinrich von Kleists
irdisches Schicksal umschreiben. Und diese Maxime unterstrich der
berühmte Dramatiker selbst, als er sich zuletzt als „nichtsnütziges
Glied der menschlichen Gesellschaft“ bezeichnete. Dabei hatte der
1777 im Frankfurt/Oder geborene Dichter die besten Voraussetzungen für
eine gesellschaftliche Karriere; er kam aus einer einflußreichen
pommerschen Familie, ausgestattet also mit dem besten Pedigree, hatte
von Jugend an beste Beziehungen zu einem erlesenen Kreis einflußreicher
Politiker des preußischen Staatsapparates. Anfang der 90er Jahre des 18.
Jahrhunderts trat er in das das 3. Bataillon des Garderegiments in
Potsdam ein, wurde Leutnant; 1797 befreundete er sich mit Ernst von
Pfuel, dem späteren preußischen Ministerpräsidenten. > Stefan Groß: Der postmoderne Heinrich von Kleist
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Feuilleton 07.02.11
Thomas Glavinics "Lisa" bei Hanser erschienen
Direkt, offen, mit einem Hang zu wunderbar bizarrem Humor und immer ein
bisschen kryptisch... Genau so liest sich ein echter Glavinic. Sein
Protagonist ist, wie schon in "Die Arbeit der Nacht", seinem großartigen
Roman aus dem Jahr 2006, wieder einmal allein. Fast allein. Nur seinen
achtjährigen Sohn hat er bei sich, in dieser abgeschiedenen Berghütte,
in die er sich zurückgezogen hat, in die er geflüchtet ist. Irgendetwas
lauert da draußen auf ihn, eine unbestimmte Gefahr, eine brutale
Serienmörderin, der man den Namen Lisa gibt und die ihr Unwesen auf der
ganzen Welt treibt. DNA-Spuren dieser Frau sind im Lauf vieler Jahre nahezu bei
allen Verbrechen gefunden worden. Nun scheint sie es auf ihn abgesehen zu
haben. Die Anzeichen mehren sich. Die Paranoia wächst. > Intelligenter Wüstling und Leidender am Gesamtzustand der individuellen Unerträglichkeit
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Feuilleton 18.01.11
Laudatio von Norbert Lammert auf Cees Nooteboom
Unter den Literaturpreisträgern der Konrad-Adenauer-Stiftung
stammt ganz sicher nicht zufällig ein großer Teil aus Ost- und Ostmitteleuropa
oder aus der ehemaligen DDR. Mit Cees Nooteboom ist nun erstmals ein Autor
eines westeuropäischen Nachbarlandes Literaturpreisträger der Stiftung. Ein
Jahr nach Uwe Tellkamp und seiner Innenansicht auf zwanzig Jahre deutsche
Einheit nun die Außenansicht eines westeuropäischen Nachbarn auf Deutschland.
Cees Nootebooms herausragendes literarisches Werk hat eine auffällige
europäische Dimension, die politisch wie kulturell von großer Bedeutung ist,
jenseits von Ideologien und verengenden Weltanschauungen. Er gehört zu den
Intellektuellen unserer Gegenwart, die den Wert unseres kulturellen Erbes
kennen und davon literarisch Zeugnis ablegen. > Norbert Lammert: Das Paradies ist nebenan. Europa und die folgenden Geschichten.
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Feuilleton 09.12.10
Martin Walser über seine Erfahrungen mit Nietzsche
Als ich meinen Computer fragte, wie oft Nietzsche bei mir vorkomme, antwortete er: 732 Mal. Ich darauf: Das könnte mich interessieren. Und er bediente mich bzw. mein Interesse. Bald genug merkte ich, daß ich nie etwas über Nietzsche gesagt oder geschrieben habe. Ich hatte nie eine Meinung über Nietzsche. Es war immer ein begriffloser Umgang. Ich habe Nietzsche brauchen können. Geglaubt, daß ich ihn brauchen könne. Wie das vor sich ging, ist hier noch einmal festgehalten. Es waren Anrufungen. Bezeichnend ist schon, in wie verschiedenen Problem-Augenblicken ich ihn angerufen habe. Zitiert auch, aber noch öfter angerufen als zitiert. > Nietzsche lebenslänglich
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Feuilleton 02.11.10
Haruki Murakamis "1Q84"
Für
seine surreale Beschreibung einer dystopischen Welt ist Haruki Murakami schon
lange bekannt. Gefühlsmäßig verarmte und vereinsamte Menschen, mitunter Gewalt,
Paralleluniversen, deren Grenzen zur realen Welt fließend und daher von dieser
kaum zu unterscheiden sind, durchziehen das gesamte Oeuvre des japanischen
Autors. Sein neuestes Werk bildet hierbei keine Ausnahme. Mit „1Q84“ bezieht er
sich zudem auf George Orwells Zukunftsroman „1984“. > Schicksalsgemeinschaft oder Diese Welt gibt es nicht mehr
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Feuilleton 17.11.10
Denker des Realismus: Lew Tolstoi (1828-1910)
Daß der Ruhm ihm nicht unwichtig
gewesen war, daraus hat Lew Nikolajewitsch Graf Tolstoi (Foto), geboren am 9. September 1828, nie einen Hehl gemacht. Und ruhmreich war
sein Leben, von den Anfängen im Krimkrieg bis hin zu den erfüllten Tagen auf
seinem Gut Jasnaja Poljana. Bereits mit seinen literarischen Skizzen, den
„Sewastopoler Erzählungen“ öffnete sich für ihn die Tür zum Erfolg. Von Moskau
bis ins tiefe Sibirien hinein laß man seine Schriften fortan, vergötterte ihn,
den Adligen mit sozialistischen Anschauungen und zuhöchst menschlichen Gefühlen,
ihn, der dem Denken Rousseaus sich zutiefst gegenüber verpflichtet wußte, der
aus dem Geist der wahren Pädagogik heraus seine Bauern und ihre Kinder zu
würdigen Bürgern formen und frommen wollte. > Vor 100 Jahren starb Lew Tolstoi
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Feuilleton 06.10.10
"Wir amüsieren uns zu Tode": Die Ritualisierung des Privaten
L'Homme
Revolté – so viel Camus muß fünfzig Jahre nach seinem Tod sein! Doch wogegen
rebelliert der moderne Mensch? Gegen den Verlust seiner Privatsphäre, die er
durch den Einbruch der Öffentlichkeit in ihrer Würde und Ansehen gefährdet
sieht. Sei es die Vorratsdatenspeicherung Elena oder das krakenartige Netzwerk
von Google und seiner geradezu anmaßenden Überwachung der Weltöffentlichkeit. Street-View
heißt das Kampfwort der Stunde und die Bedrohung durch diese Gigantomanie
zwingt auch Alleskönner wie den „Focus“-Chef Helmut Markwort zur Kapitulation. > "Wir amüsieren uns zu Tode" – Das Internet frißt seine Kinder
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Feuilleton 06.10.10
Das Kreuz mit dem C
Foto: Butzon & Bercker
Das C der CDU - es ist ein Kreuz mit diesem Buchstaben
geworden, der für so viel Anspruch steht. Viele wenden sich enttäuscht ab von einer
Partei, die für christliche Grundwerte stehen will. Wofür steht dieses C heute
noch? Wofür darf es stehen? Ist es Hindernis auf dem Weg in die Moderne? Nur
schmückendes Beiwerk für Festtagsreden? Wird es zur Herausforderung für Politiker
und Bürger? Martin Lohmann, Moderator, politischer Journalist und Querdenker,
geht diesen Fragen mit Leidenschaft nach. Dabei kommt der
überzeugte Christ und Buchautor zu verblüffenden Antworten. > Wie christlich ist die Union?
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Feuilleton 06.10.10
Sigmund Freud und die Frage nach der Dichtung
Uns Laien hat es immer mächtig gereizt zu wissen, woher
diese merkwürdige Persönlichkeit, der Dichter, seine Stoffe nimmt – etwa im
Sinne der Frage, die jener Kardinal an den Ariosto richtetet – und wie er es
zustande bringt, uns mit ihnen so zu ergreifen, Erregungen in uns hervorzurufen,
deren wir uns vielleicht nicht einmal für fähig gehalten hätten. Unser
Interesse hiefür wird nur gesteigert durch den Umstand, daß der Dichter selbst,
wenn wir ihn befragen, uns keine oder keine befriedigende Auskunft gibt, und
wird gar nicht gestört durch unser Wissen, daß die beste Einsicht in die
Bedingungen der dichterischen Stoffwahl und in das Wesen der poetischen
Gestaltungskunst nichts dazu beitragen würde, uns selbst zu Dichtern zu machen. > Der Dichter und das Phantasieren
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Feuilleton 06.10.10
Katholische Intellektuelle im 20. Jahrhundert
Ob in Philosophie, Literatur, Bildenden Künsten, Publizistik oder
Politik – katholische deutsche Intellektuelle haben die geistige
Landschaft des 20. Jahrhunderts wesentlich mitgeprägt. Sie stellten
Fragen an die Zeit und ihre Mitmenschen, die anderen nicht einfielen
oder die sie nicht zu stellen wagten. Hans-Rüdiger Schwab hat 39
Porträts ganz unterschiedlicher Männer und Frauen – Laien allesamt –
zusammengestellt, die den großen Spannungsbogen katholischen
Geisteslebens im 20. Jahrhundert widerspiegeln. > Der non-konforme Katholik
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Feuilleton 29.09.10
Wo waren Sie diesen Sommer? Über die Kunst des Reisens
Der Sommer ist die abendländische Reisezeit schlechthin.
Studenten strömen mit Rucksäcken in alle Welt und wer es sich als Berufstätiger
oder Arbeitsloser leisten kann, nimmt sich Urlaub, um etwas von der Welt zu
sehen oder zumindest vom eigenen Garten. Reisen ist aber nicht gleich reisen.
Um von der Kunst des Reisens sprechen können, muss man zuallererst die Dinge
erwähnen, die der Kunst des Reisens abträglich sind bzw. die Kunst des Reisens
erschweren. Der Begriff „Tourismus“
ist zum Überbegriff des Reisens geworden, obgleich im Deutschen noch im 20. Jahrhundert
der Terminus „Fremdenverkehr“ gebräuchlicher war. > Die Kunst des Reisens
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Feuilleton 22.09.10
Von der Natur und den ungewollten Ähnlichkeiten
Was mich immer tief alteriert hat, das ist die
Selbstverständlichkeit, mit der die meisten Menschen ihr Gesicht tragen. Gefiel
mir eines oder das andere nicht, so kam, wie um das Maß voll zu machen, die
Beschönigung eines unbeteiligten Dritten dazu: der Mann könne doch für sein
Gesicht nicht. Kein Standpunkt ist haltloser. Denn die Verantwortung, die einer
für seine Nase übernimmt, ist mindestens so begründet wie die, die er für seine
politische Oberzeugung trägt. Für die politische Überzeugung kann der Mensch in
den meisten Fällen überhaupt nicht verantwortlich gemacht werden, da sie ihm
von Geburt oder durch fehlerhafte Erziehung, durch mitgebrachte Schwäche der
geistigen Veranlagung oder durch das verderbliche Beispiel der Umgebung
anhaftet. > Von den Gesichtern
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Feuilleton 17.08.10
Vierzehn Knoten bis Greenwich:
Das Leben der Lasker-Schüler
Viele Schriftsteller - so auch Johann Wolfgang von Goethe -
fassten die Lust und den positiven Bildungseffekt einer Reise in Worte: "Die
Reise gleicht einem Spiel; / es ist immer Gewinn und Verlust dabei, / und meist
von der unerwarteten Seite; / man empfängt mehr oder weniger, als man hofft. /
Für Naturen wie die meine ist eine Reise unschätzbar: / sie belebt, berichtigt,
belehrt und bildet." In Olli Jalonens neuem Roman, der für den Finlandia
Prize nominiert war und dessen Werk nun erstmals kongenial von Stefan Moster
ins Deutschen übertragen wurde, geht es gleichfalls um eine Reise oder eher um
einen Wettbewerb, einen sehr ungewöhnlichen noch dazu.
> Die Schlange beißt sich in den Schwanz
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Feuilleton 14.08.10
Pure Lust am Schreiben: Die "Verbrechen" von Schirach
Der 1964 in München geborene Promi-Rechtsanwalt Ferdinand von Schirach, der unter anderem auch Günter Schabowski im sogenannten Politbüroprozeß verteidigte, schreibt, wie er nun bekannte, seine Geschichten aus reiner Freude. Bekannt wurde er mit seinem Erzählband "Verbrechen" 2009 und mit seinem neuen Buch "Schuld". Auch wenn Schirach
Mörder und Vergewaltiger in seinem Arbeitsalltag verteidigt, sieht er sich nicht schuldig, hat kein schlechtes Gewissen, das er sich von der Seele schreiben müßte. In einen Prozeß nicht eingreifen zu können, wie es etwa bei Gerichtsreportern der Fall ist, würde der Enkel von NSDAP-Reichsjugendführer Baldur Benedikt von Schirach nicht ertragen.
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Feuilleton 12.08.10
Die Notwendigkeit tragischen Denkens
Dieser
Essay behandelt die These, dass eine Renaissance des tragischen Denkens in
unserer abendländischen Kultur notwendig ist und dieses Denken allein die
nötige Schlagkraft hat, um den Vigor des Abendlandes neu zu entfachen, welcher
in Zeiten der gegenwärtigen Wirtschaftskrise besonders leidet. > Die Notwendigkeit tragischen Denkens in Krisenzeiten
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Feuilleton 11.08.10
Christa Wolfs "Stadt der Engel"
Christa Wolf erhält den Uwe-Johnson-Preis. Das neue Buch der 81-Jährigen, "Stadt der Engel" sei "ein faszinierendes
Netzwerk, in dem die Ich-Erzählerin einmal mehr alltägliche
Begebenheiten, Gefühle und Erinnerungen verwebt," hieß es zur Begründung von der Jury. Der "Nordkurier"
aus Neubrandenburg vergibt den mit 12.500 Euro dotierten
Preis gemeinsam mit der Mecklenburgischen
Literaturgesellschaft alle zwei Jahre. > Christa Wolf: „Stadt der Engel oder The Overcoat of Dr.Freud“
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Feuilleton 04.07.10
Der Papst und die Piusbrüder
Wie sehr der Fall der Pius-Brüderschaft nicht nur zu innerkirchlichen
Anfeindungen führte, sondern mit der Kritik der Bundeskanzlerin an Papst
Benedikt XVI. auch zu politischen, ist allerorten gegenwärtig. Eine ganze
Bibliothek läßt sich mit zu diesem Thema kontrovers und hitzig geführten Debatten
und Publikationen mittlerweile füllen. Gleich mit zwei Neuerscheinungen, genauer: mit einer neuen
und einer zweiten und neu eingeleiteten Auflage, wartet der Verlag Butzon und
Bercker zum Thema Pius-Brüderschaft und Liturgiereform auf. > Der Papst und die Pius-Brüderschaft
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Geboren in Rochlitz im Riesengebirge-Aufsätze zum Prosawerk Franz Fühmanns
(Jörg Bernhard Bilke)
Der DDR-Schriftsteller Franz Fühmann (1922-1984), der im
Alter von 62 Jahren einem Krebsleiden erlag, wurde im nordböhmischen Rochlitz
an der Iser geboren, wo sein Vater eine Apotheke betrieb. Nach dem Abitur 1941
wurde ...
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Hat Carolin Emcke den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verdient?
(Hans-Martin Esser)
Als ich heute um 12:00 h das Radio anstellte in der Hoffnung, den Presseclub zu hören, dachte ich, eine leiernde Platte, die zu langsam abgespielt wird, mit der Stimme von ...
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Erläuterungen zum Interview der Muslimin Yildiz
(Jörg Bernhard Bilke)
Die Zeitung NEUES DEUTSCHLAND, Zentralorgan der
Schwundpartei DIE LINKE, ist nicht gerade ein Freund der bürgerlichen
Gesellschaft. Das Interview mit der Frankfurter Muslimin Leyla Aysha Yildiz
(25), das das Blatt am 29. August ...
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Alfred Kantorowicz und der Spanische Bürgerkrieg - Die beiden Fassungen des Kriegstagebuchs
(Jörg Bernhard Bilke)
Im Sommer 1956, zwei Jahrzehnte nach Beginn des Spanischen
Bürgerkriegs am 17. Juli 1936, fand in Ostberlin, der Hauptstadt des
SED-Staates, eine merkwürdige Ehrung statt: Neben Hunderten von überlebenden
Spanienkämpfern, die wegen ihres ...
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Schlesischer Historiker verstorben - Zum Tode Kurt Pätzoldts
(Jörg Bernhard Bilke)
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Erfüllungsgehilfe der Staatsmacht - Zum Tod Hermann Kants
(Jörg Bernhard Bilke)
Knapp zehn Wochen nach seinem 90. Geburtstag (14.Juni)
verstarb der DDR-Schriftsteller Hermann Kant am 14. August in einem
Krankenhausbett in Neustrelitz/Mecklenburg. Seine in Köln lebende Biografin
Linde Salber war in der Stunde seines ...
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Schlesischer Dichter in Thüringen und Hessen Ausstellung zu Gustav Freytags 200. Geburtstag
(Jörg Bernhard Bilke)
Der 200. Geburtstag des aus Kreuzburg in Oberschlesien stammenden Schriftstellers Gustav Freytag (1816-1895) am 13. Juli ist im wiedervereinigten Deutschland kaum wahrgenommen worden. So trägt die Ausstellung im Spiegelsaal der ...
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Ein Stein auf meinem Herzen
(Anna Zanco-Prestel)
Nun dass auch Max Mannheimer im Alter von 96 Jahren die Bühne verlassen hat, auf der er seit Anfang der 80er Jahre als „Mahner und Versöhner“ – wie ihn Die ...
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Tasten, Töne und Tumulte - Ein Buch voller Musik: dick, schrullig und kein bisschen langweilig
(Hans Gärtner)
Ist ja wohl recht nebensächlich, dass Puccinis „Turandot“
anderthalb Jahre warten musste, bis Toscanini sie uraufführte, auch nicht ungewöhnlich.
Aber dass man Paganini erst nach 36 Jahren zur ewigen Ruhe bettete – ...
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Auf der falschen Seite des Rheins
(Axel Reitel)
Richard warf ihr einen zornigen Blick zu. Durch die richtige Kombination aller Erkenntnisse lasse sich die Wahrheit finden. Jeder finde nur seine eigene Wahrheit, entgegnete Hans. Die entwendete Handschrift, S.39 ...
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Der mit dem „Tschick“ berühmt wurde … … malte auch toll. Das Münchner Literaturhaus beweist es 150mal
(Hans Gärtner)
In Berlin, vor einem Jahr, stellte Jens Kloppmann nur ca. zwei
Drittel der jetzt im Münchner Literaturhaus zu sehenden Mal- und
Zeichenarbeiten Wolfgang Herrndorfs aus. Wolfgang Herrndorf – der
Schriftsteller aus Hamburg, der ...
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Deutsche Literatur aus Mähren - Marie von Ebner-Eschenbach zum 100.Todestag
(Jörg Bernhard Bilke)
Den älteren Lesern im deutschen Sprachraum dürfte die Erzählung „Krambambuli“ (1883) noch aus der Schulzeit bekannt sein. Es ist die anrührende Geschichte eines Jagdhundes, der sich zwischen zwei Herren, einem ...
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Leipzig ist unerschöpflich - Zum 90. Geburtstag Erich Loests
(Jörg Bernhard Bilke)
Am 24. Februar trafen sich in Leipzig-Gohlis die engsten Freunde Erich Loests, um des Autors 90. Geburtstag zu feiern. Am Vormittag wurde die dortige Bibliothek nach Erich Loest (1926-2013) benannt, ...
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Umberto Eco ist tot - Glosse
(Stefan Groß)
Umberto Eco ist tot. Der Schriftsteller und Professor,
weltweit bekannt durch den Bestseller-Roman „Der Name der Rose“, ist im Alter
von 84 Jahren gestorben. Eco, der Sohn eines Buchhändlers, wurde am 5. ...
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Essay zum Artikel von Stefan Groß in der Tabula Rasa (1/2016) „AfD im Aufwind- Ende der Demokratie- Wie rechts sind wir wirklich?“
(Michael Lausberg)
Die AfD befindet sich aktuell auf einem politischen Höhenflug. Beim aktuell
alles beherrschenden Thema, der deutschen und internationalen
Flüchtlingspolitik, profitiert sie von rassistischen Steilvorlagen in allen
sich demokratisch nennenden und dem Grundgesetz verpflichteten ...
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Geht das merkelanische Zeitalter zu Ende? Muss Merkel gehen? Nein, aber…
(Stefan Groß)
Bundeskanzlerin Angela Merkel leidet unter Starrsinn und Realitätsverlust. Sie muss jetzt auf die Stimme ihres Volkes hören. Die Bundesbürger haben sich nun ihrerseits eine Willkommenskultur von Seiten der Kanzlerin redlich verdient
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„Laut is worn, de staade Zeit …“ - Bairische Weihnachtsgedichte, gefunden und zum Lesen sortiert
(Hans Gärtner)
Da legt man sich, seit Jahren, eine kleine bayrische
Weihnachts-Bibliothek an, um grad in der „staadn“ Zeit etwas in diese Passendes
lesen zu können. Ein, zwei Meter lang steht Weihnachtliches im Regal, ...
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Von Oberschlesien nach Weimar Harry Thürk zum zehnten Todestag
(Jörg Bernhard Bilke)
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Das „erstaunliche Wort von der ‚deutschen Chance‘“. Der Mann Otto Klepper
(Axel Reitel)
Wir schreiben das Jahr 1947 und Otto Klepper -
ehemaliger Finanzminister der Weimarer Republik und nach der Machtergreifung
der Nazis Emigrant -, sprach es als erster in der noch anwesenden Trümmerwelt
für das ...
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Sanderling oder: Vor und zurück
(Heike Geilen)
Wer schon einmal als Strandspaziergänger im Wattenmeer Deutschland oder der Niederlande den an ein aufgezogenes Spielzeug erinnernden kleinen weiß-grau-braunen Watvogel beobachten konnte, bleibt fasziniert stehen und schaut dem kleinen Gesellen ...
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Die Macht des Schicksals oder: "Alle Rechtschaffenheit ist eine Maske"
(Heike Geilen)
"Das Böse ist der Stuhl des Guten." Diese Worte von Israel ben Elieser, genannt Baal Schem Tow, der als Begründer der chassidischen Bewegung innerhalb des religiösen Judentums gilt, hat Rebecca ...
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Mit pädagogischer Absicht Ein ungewöhnliches Buch: Kinder haben mitgeschrieben
(Hans Gärtner)
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Rückzug ins Leben oder: Frei wie ein Vogel
(Heike Geilen)
Henry David Thoreau war 28 Jahre alt, als er 1845 beschloss, eine kleine Hütte an einem See zu bauen, um sich dort für eine Weile dem Tumult der Zivilisation zu ...
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"Ich werde zum durchsichtigen Auge" im dröhnenden Menuett der Wildnis
(Heike Geilen)
Die Jagd auf mehr oder weniger wilde Tiere nimmt in Karl Mays facettenreichen Abenteuererzählungen oft eine wichtige Rolle ein. Ob Büffel oder Mustangs mit dem Lasso eingefangen, Grizzlybären mit dem ...
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Ein Hort des Entzückens - Deutscher Kolumnist schreibt den Fußball in die hohe Literatur
(Axel Reitel)
„Auch
jetzt noch sind die sonntäglichen Sportveranstaltungen in einem zu Bersten
gefüllten Stadion und das Theater, das ich mit einer Leidenschaft ohnegleichen
liebte, die einzigen Stätten auf der Welt, wo ich mich unschuldig ...
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Hilfsschule Bixley I und II - Zwei Bände des großen Lyrikers Ivan Blatný in famoser Übersetzung von Frank Wolf Matthies
(Axel Reitel)
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Ein Erklärungsversuch
(Heike Geilen)
Am 28. Dezember 1984, einem nasskalten Freitag, wird vor dem CENTRUM-Warenhaus in Dresden der fünf Monate alte, schlafende Felix aus dem davor abgestellten Kinderwagen entführt. Wenige Tage später findet man ...
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Schludereien waren sein Arbeitsstil - Zum Tod des Literaturkritikers Fritz J. Raddatz
(Jörg Bernhard Bilke)
In den Nachrufen auf den Literaturkritiker Fritz Joachim Raddatz (1931-2015), der am 26. Februar in Zürich den Freitod gewählt hat, werden die dunklen Seiten seines Lebens, zumal in den Zeitungen, ...
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„Gegenspiel“ und „Fliehkräfte“ - Männliche und weibliche Versionen eines Ehedramas von Stephan Thome
(Herbert Csef)
„Gemeinsame Lebenslügen
sind komplizierte Gebilde,
aber das
zugrundeliegende Prinzip ist simpel:
Der eine will nicht
hören, was der andere sich nicht zu sagen traut.“
(Stephan Thome,
Gegenspiel 2015)
Stephan Thome ist etwas
gelungen, was ...
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Schreiben, um zu überleben.- Patrick Modiano und seine Rettung durch Kreativität.
(Herbert Csef)
„Das Schreiben ist eine Droge, die ich brauche, um nicht unterzugehen.“ „Beim Schreiben finde ich meine wahre Stimme.“ Patrick Modiano im Jahre 2014 in einem Interview mit Iris ...
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Die Pädagogik Tolstois
(Michael Lausberg)
Lew Nikolajewitsch Graf Tolstoi zählte zu den bedeutendsten libertären Reformpädagogen, die antiautoritäre Strömungen in der Erziehung wie die Summerhill-Pädagogik weltweit im 20. Jahrhundert beeinflusst haben. Für ihn existierte ein Zusammenhang zwischen Bildung, Freiheit und Erfahrung, was er als Einheit verstand. Seine Pädagogik wurde durch die Verarmung der Bauern und durch den despotischen Charakter der zaristischen Regimes geprägt. Die russisch-orthodoxe Kirche war eine weitere autoritäre Institution, deren Erziehungspraxis Tolstoi für die kinderfeindliche Erziehung verantwortlich machte.
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"Herkunftsnähe, Herkunftsferne" oder: "Ein Zoom in der Zeit" durch die Schule der Erinnerung
(Heike Geilen)
"Mein Vater lebt, ein Lebender, in mir
So lang ich atme lebt auch sein Gedächtnis."
Dies schrieb Franz Grillparzer in seinem 1848 vollendeten Märchendrama
"Libussa". Der kurze Satz könnte auch ...
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Seine ganze Seele hing an dieser Gegend - Das neue Adalbert-Stifter-Museum in Lackenhäuser – eine mustergültige Literaten-Gedenkstätte
(Hans Gärtner)
Ein
Steig, ein Bayernwalddenkmal, ein Rad- und Wanderweg, sogar ein „Kunst- und
Literaturwanderwegsystem“ sind nach Adalbert Stifter benannt. Seit kurzem auch
das einzige diesem Dichter gewidmete Museum, „Stifter und der Wald“, auf
deutschem Boden: ...
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Die Ruhe Gottes
(Nathan Warszawski)
Noch nie haben in Deutschland so viele Menschen über soviel
freie Zeit verfügt. Es ist nicht lange her, dass nur Reiche und Mächtige den
Luxus der Muße genossen haben und Tagelöhner und ...
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Feine Herzen, grobe Herzen in Nicki Pawlows neuem Buch “Der bulgarische Arzt”
(Axel Reitel)
2019 wird die bulgarische Stadt Plovdiv die
europäische Kulturhauptstadt. Und in Plovdiv spielt auch ein Gutteil der
spannenden Handlung des Romans der 1964 in Köthen, Sachsen-Anhalt, mitten im
Kalten Krieg als Tochter eines ...
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"Flecken auf der Seele" oder: "Wer warst du, kleiner Mann?"
(Heike Geilen)
Was er in seinem vorangegangen "Winterjournal" begann, das setzt Paul Auster in seinem "Bericht aus dem Inneren" fort. Beide Bücher stehen für einen Rückblick auf ein intensives, ein gelebtes Leben. ...
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Eine Wirklichkeit, "in der alles im Stillstand verharrt, abgetrennt vom Vorher und abgetrennt vom Nachher"
(Heike Geilen)
"Schlechte Nachrichten aus dem Westen: Es herrscht Ruhe rund um die Azoren - Europas Wetterküche ist außer Betrieb. Das Thermometer steigt seit Wochen, die Stimmung sinkt täglich: drückende Hitze lastet ...
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Leerstellen im Leben
(Heike Geilen)
"Namen sind Schall und Rauch" - so lautet eine im Volksmund weit verbreitete Wendung, die ihren Ursprung in Goethes "Faust" (Der Tragödie erster Teil) hat. Sind Namen tatsächlich so unbedeutend, ...
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Ein klares Bekenntnis zum Fragment - Salzburg verlieh seinen Georg-Trakl-Preis 2014 für Bildende Kunst an einen Wiener
(Hans Gärtner)
Daniel Domig, Jg. 1983, vor seinem mit dem Georg Trakl-Preis
für Bildende Kunst 2014 ausgezeichneten Werk „Dear Mr Grodek“ (Foto: Hans Gärtner) ...
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Daniel Glattauer: Geschenkt - Der Glücksbote oder: Der "Che Guevara aus Simmering
(Heike Geilen)
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Über das Verhältnis des Großen zum Kleinen im Alltag
(Heike Geilen)
"Ein Gefühl von Freude stieg in mir auf, aber nicht die Art von Freude, die mit Hellem, Leichtem und Unbekümmertem zu tun hat, nein, diese Freude hatte eine andere Qualität, ...
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"Das Leben wird vorwärts gelebt und rückwärts verstanden." (S. Kierkegaard)
(Heike Geilen)
Patchworkfamilien
sind längst nichts Exotisches mehr. Sie scheinen zur gesellschaftlichen
Normalität zu werden. Jede siebte Familie in Deutschland ist derart "zusammengeflickt".
Eine derartige Familienkonstellation stellt besondere Herausforderungen an alle
Beteiligten. Das Leben in ihr ...
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Man muss den Blick heben, um "über sein eigenes, eng begrenztes Fleckchen Erde" hinwegschauen können
(Heike Geilen)
Noch bis ins 19. Jahrhundert waren die Alpen wegen der für Mensch und Tier gefährlichen und mühsamen Fortbewegung ein nahezu rundherum durch hohe Bergzüge verschlossenes Gebirgsgebiet, fernab von jeglichen Tourismusströmen. ...
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"Man muss wohl einen Ort finden für all die widersprüchlichen Gefühle..."
(Heike Geilen)
Ob am Lagerfeuer, beim Betrachten einer Kerze oder vor dem Kamin: Ein jeder hat sie wohl schon erlebt, diese Faszination und Kraft. Das züngelnde Spiel der Flammen zieht uns magisch ...
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MÜNCHNER – EMIGRANT – WELTBÜRGER - Lion Feuchtwangers neue Biografie
(Anna Zanco-Prestel)
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Archiv des Lebens
(Heike Geilen)
"Ich brauche das tägliche Notieren und Schreiben (...) lebensnotwendig, ich brauche es seit den frühen Kindertagen, seither habe ich nicht aufgehört, Tag für Tag notierend und skizzierend zu schreiben. Inzwischen ...
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"Einklang von Bewegung und Ruhe"
(Heike Geilen)
"Verwunderlich
ist, dass wir diese Bäume
ansehen und uns nicht mehr wundern." Der Philosoph und Schriftsteller
Ralph Waldo Emerson äußerste dieses Befremden über den Umgang oder die
Wahrnehmung dieser faszinierenden "Geschöpfe". ...
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„Strohblumenzeit ist Winterzeit“
(Axel Reitel)
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"Wenn du fantasieren willst, brauchst du die Wirklichkeit." oder: "Jeder Ort hat sein Schicksal" (Ch. Ransmayr)
(Heike Geilen)
Ein Traum, ein Traum
ist unser Leben
Auf Erden hier;
Wie Schatten auf den
Wogen schweben
Und schwinden wir
Und messen unsere
trägen Schritte
Nach Raum und Zeit
Und sind, wir
wissen´s nicht, in Mitte ...
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"Erkenne dich selbst!"
(Heike Geilen)
Wann?
Ca. 400 vor Christus Wo? Ein Marktplatz in Athen Wer? Ein bärtiger Mann mit zerfurchter Stirn
Wieder einmal hat sich eine Menschenmenge auf dem Marktplatz von Athen um den
wunderlichen ...
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Stefanie Zweig verstorben: Schriftstellerin aus Oberschlesien
(Jörg Bernhard Bilke)
In Frankfurt am Main verstarb am Freitag, 25. April, die
Erfolgsschriftstellerin Stefanie Zweig, die 1995 mit ihrem autobiografischen
Roman „Nirgendwo in Afrika“ berühmt wurde. Dieser Roman wurde 2001 von Caroline
Link verfilmt, der ...
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Im Erfahrungsraum Prinzip Hoffnung -Franz Hodjaks neuer Gedichtband "Der Gedanke, mich selbst zu entführen, bot sich an"
(Axel Reitel)
[…] vielleicht sind wir doch keine Wunderkinder, sondern
Arschlöcher, die eine Taube brauchen, um das
zu sehen, was sie nicht begreifen."
Franz Hodjak "Gedicht mit Taube"
Der neue
Gedichtband von ...
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"Eine andere Möglichkeit der Existenz"
(Heike Geilen)
"Wir hatten selten Gelegenheit, uns zu sehen; mein Bruder bewegte sich kaum aus jener Stadt heraus, die ich dreiundzwanzig Jahre früher nicht ganz freiwillig verlassen und seither gemieden hatte. Wir ...
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"Die Nacht trägt heute drei Livreen: Was War, Was Ist, Was Wird Geschehen."
(Heike Geilen)
"Der Fährmann hat einmal erzählt,
es gebe im Dorf jemanden, der mehr Erinnerungen von anderen Leuten besitze als
Erinnerungen, die seine eigenen sind.", heißt es im frisch prämierten
"Heimat"-Roman von ...
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Die gute Kritik „Die
Wahrheit will keiner mehr hören.“- Mit „Willy
100“ gelingt dem Autor und Regisseur Johann Jakob Wurster ein
in jedere Hinsicht überzeugendes Stück,mit wunderbarer Musik von Thomas Lotz.
(Axel Reitel)
Alle: "Ja, das brächte uns an den Galgen, wie wir da
sind." Shake. Sommernachtstraum, 1. Aufzug, 2
Szene. Eine Stube in der Hütte.
All. That would
hang us every mother's son. ...
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Das gescheiterte Kunstwerk Liebe der "karfunkelhaften Diva der Dichtkunst" und des "heiteren, abenteuerlustigen Melancholikers"
(Heike Geilen)
"In ihrer Nähe gibt es nur sie, in ihrer Nähe beginnt der Wahn.", lässt Max Frisch seinen Montauk über die junge Verlagsangestellte Lynn sinnieren. Auch wenn die Erzählung nur Fiktion ...
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Der "kleine Hemingway des Montparnasse"
(Heike Geilen)
"Für seine bedeutungsvolle Verfasserschaft, die mit scharfsichtigem Ernst menschliche Gewissensprobleme in unserer Zeit beleuchtet", wurde 1957 dem damals 43-Jährigen der Literaturnobelpreis verliehen. Am 7. November 2013 wäre Albert Camus 100 ...
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Im "Erinnerungskeller" oder: "Die Verwandlung des Alltäglichen in seine impressionistische Variante"
(Heike Geilen)
Träume begleiten unsere Nächte und erscheinen uns zuweilen so deutlich wie die Realität. Sie können ein Bild in einem leuchtenden, strahlenden Gold malen oder nur schemenhafte Schleier in tiefem Grau ...
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Nichts fehlt! Nichts fehlt?
(Heike Geilen)
"Warum sind wir hier?", fragt der fünfjährige David den 45-jährigen Simon. "Wir haben die Chance bekommen zu leben und wir haben diese Chance ergriffen. Zu leben ist großartig. Das Größte, ...
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Zeitenwende 1945: Erich Loests letzte Erzählung
(Jörg Bernhard Bilke)
Mit seiner letzten Erzählung, die wenige Tage vor seinem überraschenden Tod am 12. September erschien, ist Erich Loest zu seinen Anfängen als DDR-Nachwuchsautor zurückgekehrt. Fünf Jahre nach Kriegende hatte er ...
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"Die Mechanismen des Bewusstseins" oder: "Ich bin niemand!"
(Heike Geilen)
1974 erfand ein ungarischer Professor für Physik und Design einen bunten Plastikwürfel, der sich zu Beginn der achtziger Jahre wie ein Virus in der Welt auszubreiten begann. Seitdem fummeln Millionen ...
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"Lange Zeit bin ich früh schlafen gegangen"
(Heike Geilen)
"Die Erinnerung an ein bestimmtes Bild ist nichts
anderes als Trauer um einen bestimmten Augenblick", schrieb Marcel Proust.
Auch Patricia Mante-Proust, seine Großnichte (er war der Onkel ihrer
Großmutter) und Verwalterin seines Nachlasses, ...
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"Es ist mir entsetzlich zu wissen, dass ich Sie anstecke..." (Th. Bernhard)
(Heike Geilen)
Im Mai 1963, also genau vor fünfzig Jahren, erscheint ein Buch, das angesichts der in ihm vorherrschenden Finsternis, wohl einiges an Verwirrung im damaligen Literaturbetrieb ausgelöst haben dürfte. Zwar wurde ...
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Werte schaffen Werte: Warum wir Studiengebühren brauchen!
(Thomas Goppel)
Stefan Groß: Herr Dr.
Goppel, ich zitiere Sie: „Erst Bildung eröffnet dem Menschen Chancen für ein
Leben in Freiheit, Selbstentfaltung und Verantwortung.” Wenn Bildung ein Gut
erster Klasse ist, widerspricht dem nicht, dass ...
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Am Rande der Wildnis oder: Auf dem kürzesten Weg zu den Sternen
(Heike Geilen)
"In Christchurch hatte ein Junge mit
dem Revolver seines Vaters einen Freund erschossen. An der Nordküste waren drei
Dutzend Grindwale gestrandet und erstickt, und drei von fünf
Besatzungsmitgliedern waren ertrunken, nachdem ein Fischkutter ...
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"Ich sollte eine vielgestaltige Lektüre sein / Selbst für mich!" (Fernando Pessoa)
(Heike Geilen)
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Fühlen oder Verdrängen
(Heike Geilen)
Im Frühjahr 2010 wurde die niederländische Schriftstellerin, klassisch ausgebildete Pianistin und Psychoanalytikerin Anna Enquist gefragt, ob sie an einem Projekt des Klinikums der Freien Universität Amsterdam mitarbeiten würde, das sich ...
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Visuelles Geräuschdesign oder Wo sind die Momente?
(Heike Geilen)
"Als Kind war ich schlampig, unfähig, die Dinge zusammenzuhalten, dabei unkorrigierbar selbst durch den Satz: 'Du wirst in deinem Leben noch bittere Tränen vergießen über deine Unordnung.' Der Satz blieb ...
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"Alles ist nicht Gold, was gleißt, manchen in Gefahr es reißt."
(Heike Geilen)
"Der
Kaufmann von Venedig" gehört zu Shakespeares bekanntesten,
aber auch zu seinen problematischsten, vieldeutigsten und höchst
polarisierenden Stücken. Der heiteren und romantischen Rahmenhandlung wegen
gilt es nach wie vor als Komödie. Doch die gegenläufigen ...
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Wirklichkeitssplitter - Scherben - Weltvermehrung im Meer der Erinnerung
(Heike Geilen)
"Der denkende Mensch zermartert ächzend sein Gehirn, er weiß, dass seine Erwägungen immer nur Möglichkeiten und keine Gewissheiten ergeben werden, dass andere Betrachtungen alles wieder in Frage stellen werden, er ...
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Peter Rühmkorf - Ein Poet mit viel Puste
(Heike Geilen)
Wünsch
mir im Himmel einen Platz
(auch
wenn die Balken brächen)
Bei
Bellmann, Benn und Ringelnatz
Und
wünschte, dass sie einen Satz
In
einem Atem sprächen:
nimm
Platz!
Dieses
Gedicht von Peter Rühmkorf könnte auch ...
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Grenzüberschreitungen oder Die Zeit
und die Ewigkeit
(Heike Geilen)
Wie
fühlt es sich an, "wenn das Hörbare und das Unhörbare, das Ferne und das
Nahe, das Innere und das Äußere, das Tote und das Lebendige gleichzeitig da
wären, keines wäre über dem ...
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Gefühlsausführlichkeiten im
Nähe-Glück oder doch nur Dekorateure des Nichts
(Heike Geilen)
"Wenn
ich in den Sprachen der Menschen und Engel redete, / hätte aber die Liebe
nicht, / wäre ich dröhnendes Erz oder eine lärmende Pauke.
Und
wenn ich prophetisch reden könnte / und alle ...
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„Wofür stehst Du?“- Giovanni di Lorenzo fragt, sucht und findet Antworten - Ein Leseabend mit dem ZEIT-Chefredakteur im Münchner Lustspielhaus
(Liane Bednarz)
Das Lustspielhaus unweit der Münchner Freiheit ist eine Kleinkunstbühne, ein Kabarett im Herzen Schwabings. Hier sitzt man an Tischen und diniert vor der Vorstellung. Axel Hacke, der zusammen mit Giovanni di Lorenzo den 2010 erschienenen Bestseller „Wofür stehst Du?“ geschrieben hat, tritt hier monatlich auf. An diesem Abend im August aber ist di Lorenzo zu Gast. Um aus dem gemeinsamen Werk zu lesen. Das klingt vielversprechend, auch wenn der Titel des Buchs zunächst etwas abgegriffen wirkt.
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Dichter der Sintflut, des Weltuntergangs:
Zur DDR-Rezeption Gottfried Benns
(Jörg Bernhard Bilke)
Der Berliner Lyriker Gottfried Benn (1886-1956), der die Jahre 1935/45 als Arzt in der „Wehrmacht“ überstand und mit seinen späten Gedichten in den Nachkriegsjahren zu unerhörtem Ruhm fand, blieb DDR-Lesern ...
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Der ewige Sucher – Heinrich von Kleist (1777-1811)
(Stefan Groß)
Scheitern als Prinzip, so könnte man das Leben des 1777 in
Frankfurt an der Oder geborenen Heinrich von Kleist prägnant umschreiben. Dabei
hatte der Dichter die besten Voraussetzungen für eine gesellschaftliche
Karriere; der ...
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Eine Art literarische Realitätenvermittlung
(Heike Geilen)
"Auslöschung
- Ein Zerfall"... ein vernichtender, ein destruktiver Titel, den sich
Thomas Bernhard für seinen letzten Roman einfallen lassen hat. Doch wie er
selbst gegen Ende des großartigen Buches schreibt, denkt er nicht ...
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Madame de Staël - Deutschland und Frankreich. Der Heimatbegriff einer Intellektuellen am Übergang vom 18. zum 19. Jahrhundert
(Annette Seemann)
Anne Germaine Louise de Staël-Holstein, geborene Necker, geboren 1766, gestorben 1817, war eine der ungewöhnlichsten Frauen an der Schwelle des 18. zum 19. Jahrhundert. Wer war sie, eine patriotische Französin, ...
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Zum Tode von Jorge Semprun (10. Dezember 1923 - 7. Juni 2011) - Ein Denker, wie ihn das 21. Jahrhundert so dringend bräuchte
(Lutz Rathenow und Siegfried Reiprich)
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August von Kotzebue
(Annette Seemann)
„Das eigentliche Theatertalent der Deutschen war Kotzebue; er und seine Deutschen, die der höheren sowohl als die der mittleren Gesellschaft, gehörten notwendig zusammen; und die Zeitgenossen hätten von ihm im ...
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Der post-moderne Heinrich von Kleist
(Stefan Groß)
Scheitern als Lebensprinzip, so könnte man kurz Heinrich von Kleists irdisches Schicksal umschreiben. Und diese Maxime unterstrich der berühmte Dramatiker selbst, als er sich zuletzt als „nichtsnütziges Glied der menschlichen ...
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Autorin ihres Daseins
(Heike Geilen)
"Du
gehst zu Frauen? Vergiss die Peitsche nicht!"
Vielleicht
wäre die „kleine Wahrheit“ aus dem Kult-Buch "Zarathustra" des
Philosophen Friedrich Nietzsche, diese "böse Handlungsanleitung für
gekränkte frauenbesuchende Männer nie geschrieben worden, hätte er nicht ...
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"Die Sonne ist vom Himmel gefallen"
(Heike Geilen)
Mit
dieser Schlagzeile wartet die Wiener Presse im Jahr 1910 in einer ihren
Gazetten auf und deutet damit eine sich anbahnende Sensation in der hiesigen
Schachwelt an. Aufsehenerregender konnte das stattfindende Ereignis nicht ...
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Das Paradies ist nebenan. Europa und die folgenden Geschichten.
(Norbert Lammert)
Laudatio auf Cees Nooteboom am 12.12.2010
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Nietzsche lebenslänglich
(Martin Walser)
Als ich meinen Computer fragte, wie oft Nietzsche bei mir
vorkomme, antwortete er: 732 Mal. Ich darauf: Das könnte mich interessieren.
Und er bediente mich bzw. mein Interesse.
Bald genug merkte ich, ...
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Vor 100 Jahren starb Lew Tolstoi
(Stefan Groß)
Daß der Ruhm ihm nicht unwichtig
gewesen war, daraus hat Lew Nikolajewitsch Graf Tolstoi, geboren am 9. September 1828, nie einen Hehl gemacht. Und ruhmreich war
sein Leben, von den Anfängen im ...
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Anna Seghers, Briefe 1953/83
(Jörg Bernhard Bilke)
Der zweite Band der Briefe von Anna Seghers, vom Jahr des Arbeiteraufstands am 17. Juni 1953 bis ins Jahr ihres Todes 1983, sechs Jahre vorm Untergang des SED-Staates, ist zweifellos ...
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Mario Vargas Llosa - ein politischer Schriftsteller
(Michael Lausberg)
Am
7.10.2010 wurde der Schriftsteller Mario Vargas Llosa mit dem Nobelpreis
für Literatur ausgezeichnet, der am 10.12. 2010 offiziell verliehen wird. Die
Juroren in Stockholm würdigten Vargas Llosa mit der Preisverleihung „für seine
Kartographie ...
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Der Dichter und das Phantasieren
(Sigmund Freud)
Uns Laien hat es immer mächtig gereizt zu wissen, woher
diese merkwürdige Persönlichkeit, der Dichter, seine Stoffe nimmt – etwa im
Sinne der Frage, die jener Kardinal an den Ariosto richtetet – ...
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Von den Gesichtern
(Karl Kraus)
Was mich immer tief alteriert
hat, das ist die Selbstverständlichkeit, mit der die meisten Menschen ihr Gesicht
tragen. Gefiel mir eines oder das andere nicht, so kam, wie um das Maß voll ...
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Was Kunst können sollte - Ein posthumes Interview mit Antonin Artaud
(Lisz Hirn)
Antonin Artaud kommt 1896 in Marseille zur
Welt. Er erwirbt sich im Laufe seines Lebens einen Ruf als Regisseur,
Schauspieler und Theatertheoretiker. Ein Interview
über die wuchernde Theaterunkultur, gesellschaftlichen Ausstoß und die
postmoderne Obszönität ...
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Die Kunst des Reisens
(Lisz Hirn)
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Leben wir in einer mythischen oder logischen Welt?
(Lisz Hirn)
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Zur Erinnerung an Rainer Maria Rilke
(Stefan Groß)
Zaghaft und verspielt kommt das lyrische Frühwerk Rainer Maria Rilkes
dem Leser in den Blick, zaghaft die Versuche, jene große Emotionalität
zu binden, die in einer Seele schlummert, die noch ungeformt, sich ...
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Heinrich Heine als Journalist
(Stefan Groß)
Gescholten und bewundert, gepriesen und verabscheut, die Facetten der
Heineinterpretation sind vielgestaltig. Spektakulär ist Heine auf jeden
Fall gewesen, auch wenn sein Abtritt von der Weltbühne vor 150 Jahren
alles andere war. Das ...
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Urheberrecht und Hegemann-Wahn
(Bettina Röhl)
Anti-It-Girl Helene Hegemann verletzt offenbar notorisch Urheberrechte
Dritter. Ihr Buch, eine etwas verkorkste Ansammlung von Wörtern, ist,
unbeschadet dessen dass gerade so etwas von der Rezension zu Kunst erklärt
wird, offenbar ein Konglomerat ...
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Prometheus´ Erben. Das Tragische als Schlüssel zur
Erneuerung der abendländischen Kultur.
(Lisz Hirn)
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Rassist und Antisemit oder Patriot und Gelehrter?
(Constantin Graf von Hoensbroech)
Die Ernst Moritz Arndt Universität Greifswald streitet über ihren Namenspatron
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"Schillers Vermächtnis: Kulturelle Bildung" - Grußwort von Bundespräsident Horst Köhler bei der Wiedereröffnung des Schiller-Nationalmuseums am 250. Geburtstag Friedrich Schillers
(Horst Köhler)
"Der Mensch ist frei geschaffen, ist frei - und wär' er in Ketten geboren". Das
ist eine der bekanntesten Sentenzen von Friedrich Schiller - und es ist
sozusagen reinster Schiller: ...
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Ciceroni: Cioran, Celibidache. Oder: über Musik.
(Daniel Krause)
Cioran
Es herrscht kein Mangel an
musikwissenschaftlichen Abhandlungen. Anders verhält es sich mit
Musik-Philosophie:
Zeitgenössische Ästhetik befasst sich viel eher mit
Bildender Kunst und Literatur. Sollte die viel beschworene
Sprachferne aller Musik – aller ...
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Nietzsches Zarathustra
(Marco Meng)
Nietzsches
Zarathustra ist ein gewaltiges Opus und beeinflusste vielleicht die Geistesgeschichte
der Menschheit mehr als jedes andere literarische Werk. Sagte ich, literarisches Werk? Ist es aber nicht
vielmehr ein philosophisches? Was offenbart sein ...
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Der schöne Schein aus Wachs. Madame Tussaud feiert in Berlin
ihr einjähriges.
(Lutz Rathenow)
„Nein, der macht mir Angst!“ bekräftigt die junge Dame entschlossen und tritt
weg von Willy Brandt, mit dem sie sich nicht fotografieren lassen will: „Wer
ist denn das eigentlich?“ legt sie nach. ...
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Das Ziel und das Heil des Menschen. Eine Groteske des lautstarken Lebens unweit der Krise
(Ulrich Büchler)
Die Sicherung: das Ziel des Menschen
Der einzelne Mensch hat immer ein
Ziel. Mindestens eines, sein Minimalziel. Was auch immer er tut, sein Tun ist,
sofern es bewusst geschieht, zuerst auf ...
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Zum Gedenken an den Vater der Psychoanalyse: Sigmund Freud - 70. Todestag
(Sophie Bartholome)
„Das Unbewusste ist viel moralischer, als das Bewusste wahrhaben will.“
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De felicitate.
(Lisz Hirn)
Was bedeutet es heutzutage, glücklich zu sein?
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Die Notwendigkeit tragischen Denkens in Krisenzeiten
(Lisz Hirn)
“Car le tragique n´est pas une épreuve parmi beaucoup
d´autres, il est l´épreuve par excellence de l´exister comme homme.”[1]
(François Chirpaz)
Dieser Essay behandelt die These, dass
eine Renaissance des tragischen Denkens ...
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Welchen Zweck hat Wahrheit?
(Teresa Tammer)
Essay zu Richard Rortys Solidarität oder Objektivität?
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Antisemitismus und Literatur
(Marcel Reich-Ranicki)
Bettina Röhl im Interview mit Marcel Reich-Ranicki
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Marcel Reich-Ranicki - der große Theaterdonner im deutschen Literaturbetrieb!
(Bettina Röhl)
Reich-Ranicki
ist ein großartiger Provokateur und ein verkannter Opportunist. Ein
Film zeigt jetzt sein frühes Leben und auch sein Überleben im
Warschauer Ghetto. Aus diesem Anlass erscheint hier ein Nachdruck des
Interviews der Autorin ...
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Unwissen macht
nichts?
Das Prinzip
Verantwortung wird 30
(Teresa Tammer)
Vor 30 Jahren erschien ein Buch mit dem
Titel: Das Prinzip Verantwortung. Versuch
einer Ethik für die technologische Zivilisation. Der Autor, Hans Jonas
(1903-1993), schrieb es als Antwort auf die drängenden Fragen der ...
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Warum Vorlesen wichtig ist
(Lutz Rathenow)
Warum wollen kleine Kinder bestimmte Bilderbücher immer wieder vorgelesen bekommen? Bis sie diese auswendig können. Um diese selbst wieder und wieder durchzublättern und sich plötzlich eine eigene Lesefähigkeit vorzuspielen. Lesefähigkeit bedeutet Denkfähigkeit, sie führt zu Handlungsmöglichkeiten und ist keineswegs nur Ausdruck simpler Anpassung.
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Das geteilte Bilderbuch
(Lutz Rathenow)
Wir reden viel über Pisa und Lesekompetenz, kümmern uns aber beschämend wenig um die ersten konkreten Leseanregungen in Form von Büchern. Wäre unser Interesse an dem, was Kinder zuerst zu lesen bekommen, größer, wäre der diskutierenden Feuilleton-Öffentlichkeit längst ein Problem aufgefallen: der gespaltene deutsch-deutsche Bilderbuchmarkt.
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Ernst Osterkamp: Einsamkeit. Über ein Problem in Leben und Werk des späten Goethe
(Ernst Osterkamp)
In einem mit den
Künstlern und dem Publikum seiner Zeit bitter hadernden Rückblick auf die im
Jahre 1805, dem Todesjahr Schillers, durchgeführte letzte Weimarische
Kunstausstellung hat Goethe die düstere Prognose formuliert: „die
Weimarischen Kunstfreunde, ...
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Hilft das Lesen in der Not? Warum unsere Wirtschaftskrise eine Krise der Moderne ist
(Hartmut Böhme)
Vielleicht sind die Reservoirs der westlichen Kulturen erschöpft.
Der Motor des Fortschritts und der Ausdifferenzierung scheint ein
Auslaufmodell zu sein. Ideenverlassenheit, Welt- und Selbstfremdheit,
Traditionsverlust, „das Grauen“ (Joseph
Conrad) sind die Stichwörter der Moderne ...
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Die Kunst des
Loslassens
(Heike Geilen)
Frido Mann
Achterbahn. Ein Lebensweg
Rowohlt Verlag, Reinbek (Mai 2008)
383 Seiten, Gebunden
ISBN-10: 3498045105
ISBN-13: 978-3498045104
Preis: 19,90 EURO
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Schöngeist,
Freiheitskämpfer und Bauer
(Heike Geilen)
Elke Heidenreich
Eine Reise durch Verdis Italien. Flieg, Gedanke..
Gekürzte Lesung; Sprecherin: Elke Heidenreich
Random House Audio (Oktober 2008)
2 CDs, ca. 146 Minuten
ISBN-10: 3866049285
ISBN-13: 978-3866049284
Preis: 19,95 EURO
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Was können wir von Friedrich Schiller lernen?
(Stefan Groß)
Die intellektuelle Welt ist sich einig: Friedrich Schiller
bleibt der große Wortführer des 19. Jahrhunderts – auch in Sachen Politik. Er
war aber, dies lässt sich nicht bestreiten, kein rein politisierender
Philosoph, wenngleich ...
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